Wart ihr am Anfang auch so verwirrt?

      Oh ja, das kenne ich sehr gut, verwirrt sein würde ich es nicht unbedingt nennen, ich bin auch ein sehr neugieriges Menschenkind und ich bin ab und zu immer hin und her geworfen mit meinen Gefühlen und Empfindungen.
      Ich habe mich oft gefragt und frage mich innerlich, wie ist man denn nun , wenn man devot ist,wie muss es denn sein und inzwischen probiere ich einfach aus, was mir Spaß macht.
      Manche wissen oder denken immer ganz genau zu wissen , dass sie wissen wie ich ticke, obwohl ich selbst manchmal gar nicht weiß, wie ich ticke...so, da haben wir den Salat, die gesamte Verwirrung im Satz
      :lustig: .
      Ich denke, genau so unterschiedlich die Charaktere unterschiedlicher Menschen sind ,genau so unterschiedlich sind auch die Neigungen der unterschiedlichen Menschen in ihren schillernden Facetten.
      Es ist genau wie laufen lernen, da stolpert man zu Beginn noch so wackelig und staksig durch die Welt, man will alles anfassen und trotzdem hat man Angst, intuitiv fasst man an den heißen Topf merkt dass es heiß ist und merkt was einem gut tut und nicht.
      Ich habe aber auch schon die Erfahrung gemacht , dass manche Möchtegern DOMs einem "einnorden" wollen ... da merkt man aber eigentlich sehr schnell , wo der Hase nicht die richtige Karotte findet!
      Wichtig finde ich nie Kopf ausschalten und immer auf das Bauchgefühl hören, grummelt mein Bauch, sag ich das auch,damit fahre ich für mich am Besten.
      Never look eager. ...
      Hmmm. Ich mag ja mal so irgendwie ganz anders antworten und eine etwas andere Sicht darstellen.

      Ich wusste wie ich im Groben bin schon immer, irgendwie. Es waren viele einzelne Gedanken und Träume, die dann immer mehr wurden. Irgendwann mit 13, 14 habe ich meine Gedanken aufgeschrieben... Diese waren alles andere als lieb und nett. (Ich würde sie selbst heute keinem zeigen) Ich suchte "Futter" für meine Gedanken. Und ich kann es nur immer wieder sagen. Wikipedia hat meine Jugend versaut. Zumindest habe ich dort den einen oder anderen Begriff eingegeben und dann ziemlich böse quer gelesen, von BDSM angefangen über die verschiedensten Fesselarten bis hin zu den abstraktesten Praktiken, die Wikipedia auflistete. Und darunter auch Themen, die hier ganz sicher und auch zu Recht in den FSK 18 Bereich verbannt sind, bzw. werden würden, wenn ich sie hier wiedergeben würde. Aber es hat mich nicht verwirrt. Im Gegenteil, es hat alles nur weiter angefeuert, den Kopf getriggert, die Gedanken weiter spinnen lassen und das Interesse weiter gesteigert. Ich war mir damals mit 14 zwar sicher, dass ich nie so ein "Leder-/Latex-Louie" werde (Bitte überhaupt nicht falsch verstehen oder negativ werten, das hätte ich nur damals so beschrieben), aber ich wusste auch, dass ich es anders mag, zwar innig, aber definitiv auch rauer, vielleicht auch eine Spur gemeiner. Beschreiben hätte ich es damals garantiert nicht können, aber Bewegungslosigkeit bzw. fesseln war definitiv elementar im Kopf verankert.

      Jahre später kam es dann zum ersten Sex und bereits da waren entsprechende Elemente enthalten... Die ersten blauen Flecke an meiner damaligen ersten Freundin gab es bereits, als ich noch jungfräulich war. :whistling: Noch mal dreieinhalb Jahre später habe ich mich dann mit diesen vier Buchstaben anfreunden können :D Großartig verändert hat es wenig, nur meinen Freundeskreis um viele tolle Menschen erweitert, wobei ich sagen muss, dass bereits vorher mein Freundeskreis aus vielen Menschen bestanden hat, die mittlerweile verschieden ausgeprägt BDSMler sind... Gleich und gleich gesellt sich gern würde ich sagen :rofl:

      Von daher muss ich mich in der Hinsicht "outen", dass es bei mir ganz andersrum wäre... Ich wäre verwirrt, wenn ich (hoffentlich niemals und wenn dann auch nur versehentlich) in eine reine Vanilla-Beziehung geraten würde, denn darin kenne ich mich nicht aus, da nie erlebt :pardon:


      Und zum Abschluss kurz auf deine Fragen: Aufgeregt definitiv Nein. Und der Umgang mit der Masse an Einflüssen? - Das ging bei mir relativ leicht. Schlagen fand ich von Beginn an doof. Und das noch immer. Also überwiegend zumindest. Aber es half, denn somit fiel der größte Teil des SM Bereichs als uninteressant weg. Was ja nicht bedeutet, dass man nicht anders Schmerzen verteilen darf. Aber zumindest war das Feld zum Informieren etwas abgesteckter. Tja... und nun informiere ich mich ein bisschen mehr... Finde Schlagen egal ob mit oder ohne Werkzeug trotzdem noch immer eher doof :saint:

      Ich hoffe, dass du auch mit dieser Antwort etwas anfangen kannst :D


      Lieben Gruß


      Patrator
      Bekennender Schwarzteefetischist. Wehe dem, der meinen Tee kalt werden lässt...
      Ja, doch... Ich bin verwirrt. Und gespannt. Und neugierig. Und ungeduldig. Und aufgeregt.

      Ich beschäftige mich gedanklich schon lange mit BDSM und allem was so dazu gehört. Wikipedia, Google, Foren, ect. durchforste ich schon seit mehreren Jahren. Mal mehr mal weniger intensiv.
      Seit ich aktiv in Richtung 'mich finden' gehe, bin ich immer wieder erstaunt, wie schnell sich Wege erschließen und immer wieder verwirrt mich, daß es so vieles gibt, was ich mag/will/brauche/fantasiere...
      War vieles vor einigen Monaten noch Träumerei, erlebe und genieße ich jetzt Dinge, die ich zu der 'Traumzeit' noch kategorisch abgelehnt und im Leben nicht als erfüllend eingeordnet hätte.

      Verwirrt auch von den Fantasien, die mich antreiben, weil mir vieles (noch) absurd erscheint, auch wenn ich mehr und mehr merke, wie gut all das mir tut - oder vielleicht auch deswegen! ?

      So viel Input, so viel erleben und sehen, so viel Neues...

      Verwirrung pur - aber im positiven Sinne!
      Ich fühle mich nicht nur verwirrt, sondern sogar irgendwie zerrissen.

      Zum einen liegt es wohl daran, dass ich immer sehr probierfreudig war und darum keine Schubladen gebaut habe, in die ich dieses oder jenes gesteckt habe. Ich habe halt situationsabhängig agiert und reagiert, dabei auf meinen Bauch gehört und hatte jede Menge Spaß.

      Nur mit einer Beziehung wollte es auf Dauer nicht klappen. Irgendwie hatte ich immer das Gefühl, ich überfordere meinen Partner, bin schwierig, kompliziert.

      Durch einige Umstände bin ich schließlich bei einem Psychologen gelandet und nachdem wir die eigentlichen "Probleme" doch ziemlich schnell abgearbeitet hatten, hatten wir noch Zeit für das ein oder andere.
      So kamen wir auch auf das Thema Sexualität und wie ich damit zufrieden wäre. Es dauerte keine fünf Minuten und er erklärte mir, ich wäre einfach devot und das Problem läge nur bei der Tatsache, dass ich es nicht lebe.

      Da hatte er mir bis zur nächsten Stunde mal ordentlich Stoff zum Nachdenken gegeben. Ich erklärte ihm, dass das ja so nicht stimmt und erzählte ihm von den Malen, die ich das ja dann doch schon auf die eine oder andere Art erlebt hatte. Deswegen hätte ich doch jetzt noch lange keine Neigung, die ich ausleben müsste, das gehört doch einfach nur zu einem gesunden Sexualverhalten, dass es abwechslungsreich und spannend ist.
      Er schaute mich nur an und sagte, dass er es schon erstaunlich sei, wie ich sofort und auf der Stelle weicher, weiblicher und jünger wirke, sobald ich von den Erlebnissen berichtete, welche ich bereits hatte und sofort wieder härter und abweisend, sobald ich mich mit dem Kopf davon distanzierte.

      Ja klar, ich wusste immer, dass mein Kopfkino eher nichts ist, was man in der Realität erleben will, zumindest nicht alles (oder?)
      Aber dass es die Schublade BDSM ist, oh Mann, bin ich das?
      Will ich das? Kann ich das? Bin ich dem gewachsen? Und wenn ja, wie hoch, wie tief, wie weit will ich gehen?

      Komisch, denn beim Austausch mit anderen fiel mir recht schnell auf, wieviel Erfahrungen ich tatsächlich, unwissend, bereits gesammelt hatte. Und ich hatte immer Spaß.

      Und das führt mich zu dem anderen Problem. Je mehr ich nämlich lese und mich virtuell unterhalte, desto mehr beschäftige ich mich mit meinem Kopf.
      Und wie der Psychologe schon feststellte, der ist eher das Problem.

      Also, nicht soviel denken, der nächste Stammtisch ist meiner, damit ich mir dann mal real ein Bild von den ganzen Perversen machen kann, die so offensichtlich herzlich, warmherzig, umsichtig, freundlich und aufgeschlossen sind, dass ich mich frage, wie ich nicht schon längst dazu gehören kann.

      Herausfinden, was ich mag und was nicht, werde ich nicht beim Lesen :rolleyes:

      Wie heißt es so schön, am Ende bereut man die nicht angenommenen Herausforderungen und verpassten Chancen.
      "What if I fall?"

      "Oh, but my Darling, what if you fly?"
      Nein, verwirrt war ich nicht. Glücklich, euphorisch, wissensdurstig und vorallem erleichtert, dass ich doch nicht verrückt oder krank bin.
      Glücklich, als meine Abnormalität endlich einen Namen bekommen hat.


      Ich habe mir viele Jahre meine Gedanken verboten. Ich hatte nie jemanden mit dem ich darüber reden konnte. Und später habe ich es mich auch nicht mehr getraut. Lange Zeit wurde ich nicht ernst genommen, bzw nieder gemacht, ich sei nicht normal im Kopf.

      Ich war erleichtert, als ich (dem Internet sei Dank) herausgefunden habe, dass es ganz viele liebe Menschen gibt, die genauso krank und pervers im Kopf sind wie ich. Es ist ein tolles Gefühl, nicht allein zu sein.

      Ich habe zu mir selbst gefunden. Und endlich verstanden, warum ich so handel, wie ich es eben tue. Und warum so viele Beziehungen gescheitert sind. Ich habe gefunden, was ich ohne mein bewusstes Wissen, mein ganzes Leben lang gesucht habe.

      Als ich endlich einen Namen für das hatte, was ich bin, war auf einmal alles ganz klar. Auf einmal ergab alles einen Sinn.
      Ich kam durch meinen Freund dazu und er grinst noch immer über meinen Gesichtsausdruck, als er mir erzählt hat, auf was er steht. Mir war bis dahin BDSM zwar ein Begriff, hatte mal das ein oder andere darüber gelesen, aber mehr als der Gedanke "kann im Bett bestimmt abwechslungsreich sein" war dann auch nicht :pardon:

      Als er dann am Anfang unserer Beziehung BDSM aufbrachte war ich also nicht davon abgeschreckt, sondern eher überrascht, neugierig, wollte es ausprobieren. Gleichzeitig aber auch unsicher und verwirrt. Besonders als ich kurz darauf nicht mehr nur mit meinem Freund darüber geredet, sondern auch Tante Google bemüht habe. Die kleine BDSM-Welt war plötzlich rießengroß und ich hab alles mögliche gelesen und aufgesaugt wie ein Schwamm. In meinem Kopf war daraufhin viel Chaos, "Gedankensalat" wie @Spätzle das weiter vorn so gut bezeichnet.

      Geholfen hat viel Reden und die Feststellung, nicht alles gleich am Anfang machen zu müssen. Und vieles eben auch gar nicht. Das funktioniert für uns eigentlich ganz gut!