BDSM mit Fibromyalgie / Schmerzstörung?

      BDSM mit Fibromyalgie / Schmerzstörung?

      Hallo liebes Forum,

      mich interessiert, ob es hier Subs oder Doms von Subs gibt, die Fibromyalgie oder eine andere Schmerzstörung haben.

      Wenn sich hier jemand findet: Funktioniert das gut? Gibt es im Spiel große Einschränkungen? Besonders körperliche Strafen sind ja nicht so wirklich umsetzbar, oder? Oder gibt es hier vielleicht sogar jemanden, der die Schmerzen hinnimmt, weil der Spaß und die Lust überwiegen?

      Liebe Grüße
      ich :)
      @Elfchen dann lass uns doch mit :cookie: und :coffee: auf weitere Antworten warten. :)

      @Jody Yeah! :thumbsup: :dance: :dance2: :sekt:
      Danke für den link! Das war schonmal sehr aufschlussreich!

      Dann möchte ich meine Frage mal etwas präzisieren. ;) an welchen Stellen entstehen Hindernisse und Einschränkungen? Lasst ihr bestimmte Sachen dann einfach weg und vergnügt euch anders oder gibt es Ersatz? Wie ein Vegetarier der immer Fleischimitat isst, im Vergleich zu denen, die Fleisch einfach meiden, aber keinen Ersatz brauchen.

      Mein Vergleich ist etwas seltsam... :pillepalle: Vielleicht antwortet trotzdem noch jemand :D
      Hallo,

      ein wirklich sehr interessantes Thema! Ich hoffe doch, dass ich mit meinen noch begrenzten Erfahrungen ein wenig Licht ins Dunkeln bringen kann,

      Zu meiner Vorgeschichte: Ich "leide" (Anführungszeichen, da es sich sonst zu dramatisch anhört) seit einem nicht erkannten/behandelten/auskurierten Pfeifferschen-Drüsenfieber (ein hoch auf das Nordamerikanische Health System) phasenweise immer wieder unter starke Schmerzepisoden, die von verschiedenen Begleitsymptomen wie Abgeschlagenheit, starker Müdigkeit und depressiven Verstimmungen begleitet werden.

      Im Thread, der von Jody verlinkt wurde, beschreibt Avargon die Situation sehr treffend. Die Aspekte, die bereits das Zusammenleben mit einem Schmerzpatienten ausmachen, strahlen selbstverständlich auch auf das BDSM-Leben aus. Meiner Meinung nach kann eine (BDSM-)Beziehung nur funktionieren, wenn das Verständnis des Partners für die Situation gegeben ist. Oft treten die Symptome spontan auf, so dass sich sowohl die physische als auch psychische Situation des Partners von einer Sekunde auf die andere um 180° drehen kann. Dass dies eine belastende Situation darstellen kann, muss ich hier wohl nicht weiter ausführen. Als Switcher will ich die ganze Situation nachfolgend sowohl aus der Dom als auch Sub Perspektive beschreiben.

      Es wurde ja gefragt, welche Hindernisse und Einschränkungen sich aus FMS bzw. chronischen Schmerzen ergeben. Aus der körperlichen Sicht unterscheiden sich die Situationen für Dom und Sub kaum. Bei mir persönlich können die Schmerzen zu einem solchen Grad hochgehen, dass ich nicht mal mehr meine Hand zur Faust ballen kann. In solchen Fällen muss es dann eben zum Spielabbruch kommen. Und gerade hier kommt es absolut auf das Verständnis des Partners an. Sollte der Fall eintreten, dann muss sich der Partner bewusst sein, dass ab diesem Zeitpunkt für die nächsten paar Tage zu 99,9% der Fälle sowohl für den Dom als auch Sub außer moderater Bewegungen nichts mehr geht. Bei mir persönlich geht dann auch keine "stino" Vergnügung mehr. Weiß ein Dom darüber Bescheid, dass seine Sub unter chronischen Schmerzen leidet, muss er sich darüber bewusst sein, dass es für ihn ein sehr langer Weg sein kann die Grenzen seiner Sub zu erfahren und vor allem muss er sich darüber bewusst sein, dass sich diese Grenzen von Spiel zu Spiel schnell verschieben können. Insofern Bedarf es einem hohen Grad an Einfühlungsvermögen und emotionaler Intelligenz.

      Ein Aspekt der meiner Meinung nach gerne vernachlässigt wird, ist der psychische. Da ich die meiste Zeit die dominante Rolle auslebe, möchte ich mich hier besonders auf die psychische Seite des Doms beschränken. Wie oben beschrieben, geht zumindest bei mir eine solche Schmerzepisode oft mit depressiven Verstimmungen und Angstsymptomen einher. Gerade in solchen Momenten ist es aus meiner Sicht wichtig, dass die Sub ab diesem Moment die Führungsrolle übernimmt und ihrem Dom ein STARKES Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermittelt. Wie schon bei den physischen Symptomen beschrieben, muss sich Sub dann jedoch auch bewusst sein, dass sie diese "starke" Führungsrolle unter Umständen für ein paar Tage beibehalten muss.

      Wie man sieht (oder liest) bedürfen solch spezielle Umstände wie chronische Schmerzen eine sehr starke Anpassungsfähigkeit. Sollte diese nicht gegeben sein, stelle ich mal die gewagte Prognose auf, dass die Beziehung zu 100% gegen die Wand fahren wird.


      Viele Grüße
      Oban
      Bei Fibromyalgie kann ich mitreden. Damit lebe ich jetzt seit einigen Jahrzehnten und habe mich damit arrangiert. Ich habe mit meiner Partnerin darüber gesprochen und es funktioniert wunderbar wie sie damit umgeht. Wenn zwei verantwortungsvolle Partner erwachsen mit so einer Situation umgehen und klar wissen wann das Spielen vorbei ist läuft alles perfekt. Hat der Partner kein Verständniss dafür - Aufklärungsarbeit leisten und sich arrangieren, oder einen anderen Partner suchen.
      Ich jogge nicht. NIE. Wenn ihr mich einmal laufen seht, rennt auch, oder tötet was mich verfolgt :whistling:
      Hallo :) ,

      nach ein wenig überlegen, möchte ich mich auch zum Thema BDSM und chronische Schmerzen zu Wort melden.

      Fibromyalgie begleitet mich schon seit ca. 15 Jahren.
      Ich habe eine Versteifung in der Lendenwirbelsäule und beide Kniescheiben sind kaputt.

      Das heißt, Schmerzen hab ich täglich, nur eben mal mehr, mal weniger.
      Die Fibro tobt sich an allen Gelenken aus, und die Knie machen ein längeres knien unmöglich. Für mich als Sub echt ein Problem mit dem ich emotionsmäßig zu kämpfen hatte. ;( <X :cursing:

      Als ich nun meinen Herrn kennenlernte, habe ich nach und nach in Gesprächen (wir hatten sehr lange vor dem ersten Treffen), meine "Gebrechen" und Einschränkungen geschildert. :old:
      Auch Schmerz, war ein großes Thema, weil ich nicht wusste, wie ich damit umgehen kann, denn Schmerz war bisher für mich nur als "Lustschmerz" ein Thema.
      Bei ihm wurde allerdings schnell klar (weil er auch keinen Hehl daraus macht), dass er besonders bei Strafen, schon auch auf Sub´s Schmerz "Wert legt" und ihn genießt. :evil:

      Nun hatte ich den Salat, kann ich überhaupt "reinen" Schmerz ertragen, für ihn?
      Will ich das überhaupt?
      Und kann ich es, weil ich ja eh schon dauernd Schmerzen habe und versuche damit klar zu kommen?

      Und was machen wir mit dem "ich will knien, kann aber nicht, oder nur sehr eingeschränkt"?

      Ich bin echt froh, jemanden wie ihn, als Dom an meiner Seite zu haben. Wir führen eine sogenannte Spielbeziehung (ich hasse dieses Wort leidenschaftlich, denn weder die Beziehung, noch BDSM sind für mich ein Spiel), mit viel Emotion, Tiefe, täglichem Schreiben und täglichen Telefonaten, mit offenen Ohren für den "Partner" und dessen Leben.
      Die Beziehung hat ein Machtgefälle, das ständig spürbar ist. Auch dann, wenn wir auf Augenhöhe kommunizieren, reicht ein Blick der in mir den Wunsch weckt, augenblicklich auf die Knie zu gehen. :love:

      Als ich ihm also von meinen Problemen erzählt hab und wie sehr es mich belastet, vielleicht nicht vor ihm knien zu können, hat er sich Gedanken gemacht und ist auf eine, für uns beide, tolle Lösung gekommen.
      Er hat einen Hocker gekauft, auf dem ich (wie auf einem Pferd) sitzen kann. Dadurch, dass der Hocker relativ niedrig ist, muss ich die Beine nach hinten abwinkeln (hat zumindest den Anschein, als würde ich knien) und ich bin eindeutig "unter" ihm.
      Damit haben wir beide ein gutes Gefühl und für kurzzeitiges knien, haben wir ein ganz dickes Schaumstoffkissen. :thumbsup:

      Das Thema Schmerzen (über den Lustfaktor hinaus), hat sich auch sehr schnell, von einem Problem zu etwas sehr tiefgreifend emotionalem, die Beziehung bereicherndem, erledigt. :engel:
      Dank seines Einfühlungsvermögens, seiner unglaublichen Fähigkeit, mich lesen zu können und einem sagenhaften Vertrauen in ihn, kann und will ich den Schmerz für ihn ertragen. Es ist Teil meiner Hingabe an ihn. Aber das ist ja nicht wirklich das Thema hier, grins, abschweift / träumt. :saint: :rolleyes:

      Erstaunlicherweise, habe ich festgestellt, dass unser BDSM (oder besser mein Herr :D ) mir in Bezug auf meine krankhaften Schmerzen gut tut. Es sei denn, es ist einer der Tage, an denen Aufstehen schon fast unmöglich ist.

      An "normalen" Schmerztagen, bin ich so in meinen Herrn und das was wir tun vertieft, dass die Schmerzen der Erkrankungen, in den Hintergrund treten. Natürlich achten wir darauf, dass Haltungen nicht extrem unbequem sind, nicht zulange andauern, Fesselungen müssen eben gut durchdacht sein, Manschetten nicht zu eng, usw.

      Es ist einfach Tagesform abhängig, was geht und was nicht. Wie immer ist Reden das A und O und Verständnis auf beiden Seiten. :blah: :empathy:

      Den Satz von Mitmenschen: "Wie kann jemand wie du, der eh schon täglich Schmerzen hat, auch noch Schmerzen wollen, sie sich sogar wünschen?"
      - kann ich nur einfach mit:
      "Das ist wie bei jedem anderen Masochisten auch, Schmerz ist nicht gleich Schmerz. Ein Masochist (ohne chronische Schmerzen), läuft ja auch nicht den ganzen Tag rum und klemmt sich diverse Körperteile irgendwo ein, oder rennt absichtlich gegen Kanten um blaue Flecken zu bekommen."
      (oder doch?, grins frech)

      So ist es auch bei mir. Die Schmerzen der Krankheit, haben nichts mit den Schmerzen in unserem BDSM zu tun.
      Sie beinträchtigen es vielleicht manchmal, wie man eine Session aufbaut, aber mein "Wunsch nach Lustschmerz" ist dadurch nicht beeinträchtig.
      Welchen und wie viel Schmerz ich ertragen kann, ich denke, da bin ich nicht wesentlich anders, als jeder "nicht Kranke", es gibt Tage da geht mehr und es gibt Tage da geht weniger, oder anderer Schmerz.

      Alles liegt am Zwischenmenschlichen. Wenn beide aufeinander achten und sich wichtig sind, dann findet sich immer ein Weg. <3 Und wenn es mir gut geht, dann geht es auch meinem Körper besser und die Schmerzen werden weniger, oder zumindest erträglicher.

      Liebe Grüße :coffee:

      Snessi
      Ich bin zwar selbst nicht geplagt, habe aber auch Klienten, die fibromyalgische Symptome haben oder, ganz allgemein, schmerzgeplagt sind. Ich werde jetzt und hier sicher nicht auf Therapiemöglichkeiten eingehen, aber darauf hinweisen, dass eigentlich alle sehr positiv auf Bewegung, Training, nicht-Schonung in den schmerzmoderaten Phasen reagieren. Gerne übrigens durchaus mehr als weniger.

      Außer Frage also: Es gibt gewisse Einschränkungen, denen man natürlich auch bei bdsm-Praktiken Tribut zollen muss. Dies setzt beim Partner Verständnis und Einfühlungsvermögen voraus. Aber das unterscheidet sich ja nicht wesentlich von den Grundvoraussetzungen einer gesundheitlich "unbelasteten" Beziehung ;) Hoffe ich zumindest!
      Sir_Marco,

      da sagst du was, Bewegung ist das A und O. Zur Zeit werde ich therapeutisch behandelt, weil ich mein schmerzernden Bein so geschont habe das es immer steifer wurde.
      Inzwischen kann ich wieder gerade laufen und das Radfahren sollte auch bald wieder möglich sein.

      Da ich chronisch schmerzkrank bin werde ich damit leben müssen, das kann ich auch ganz gut und werde mit Sicherheit nicht mehr so ein starres Verhalten an den Tag legen.

      Im bdsm fühle ich mich auch nicht mehr so behindert, knieen auf ein dickes Kissen geht auch schon wieder.

      Moena schrieb:

      Im bdsm fühle ich mich auch nicht mehr so behindert, knieen auf ein dickes Kissen geht auch schon wieder.
      bei sowas kann ich nur immer wieder auf portale hinweisen die sich mit arbeitssicherheit & arbeitskleidung von handwerkern beschäftigen. und wie immer mein puristen tip: wenn ihr den boden polstert wegen schmerzgefahr nehmt harte iso-matten aus dem outdoorbereich. diese verlieren dauerhaft weniger dämfungseigenschaften als kissen ;) .

      Entfesselt schrieb:

      puristen tip: wenn ihr den boden polstert wegen schmerzgefahr nehmt harte iso-matten aus dem outdoorbereich
      Mein persönlicher Favorit der die Isomatte abgelöst hat (zum drauf schlafen, nicht knien^^) sind Yogamatten bzw die für Bodengymnastik; die sind dicker und aus Schaumgummi, damit zwar deutlich schwerer als Isomatten, aber haben eine höhere Punktbelastbarkeit und tragen somit eben bei höherer punktueller Belastung (=knien^^) mehr Last als Isomatten.

      Isomatten sind eben dafür gedacht beim Trekking getragen zu werden und damit müssen sie leicht sein, ausserdem sind sie zum drauf Schlafen gedacht und damit eher für flächige Belastung optimiert; ich bring auch dabei nunmal eine höhere Punktbelastung auf die Waage als der normale Trekker, so daß Isomatten immer nur ein Notnagel für mich sind/waren. Beim Campen auf Wiese OK, da müssen sie wirklich nur isolieren; zum Übernachten nach einer Party auf hartem Wohnungsfußboden eher ungeeignet, dewegen hab ich da nach was anderem gesucht. Gibt auch noch selbstaufblasende Luftmatratzen mit Iso-Kern; zum Übernachten gut, aber da die Luft eben jeglicher Punktbelastung ausweicht nur zum liegen geeignet.
      Schön, dass dieser Thread wieder rausgekramt wurde :)

      @Sir_MarcO mit der Bewegung hast du mit Sicherheit recht, wird nur schwierig, wenn es keine wirklich schmerzmoderaten Phasen gibt. Ein netter Teufelskreis, ich muss mal meinen Schweinehund ignorieren und die schmerzen aushalten... :D

      zum Thema Unterlage: ich knie normalerweise auf einem Teppich oder Pulli oder so. Und meistens lege ich mir noch eine kleine Textilrolle unter die Fußgelenke, dann werden die nicht so stark belastet.

      Was ich jetzt vor ein paar Tagen noch hatte waren heftige Schmerzen nach einem Griff in den Nacken (nur ein paar Sekunden und nicht wirklich fest) und diese Schmerzen halten immer noch an. Kennt ihr sowas auch?