Nun bin ich perfekt (Kurzgeschichte)

      Nun bin ich perfekt (Kurzgeschichte)

      Ich stehe hier alleine in unserem Raum.
      Es ist dunkel.
      Einzig der Schein der Kerzen erhellt zaghaft alle Oberflächen.
      Es ist still.
      Das einzige Geräusch, dass ich höre ist mein regelmäßiger Atem und das laute pochen meines Herzens.
      In der Ferne öffnet sich eine Tür und ich höre feste Schritte den Flur entlang kommen.

      Mir ist es, als würde mein Herz jeden Augenblick zerspringen.

      Bin ich so wie er es wünscht?
      Gefällt ihm was er sieht?
      Tausend Fragen schwirren in meinem Kopf und vor Aufregung beginne ich zu zittern.
      Die Schritte sind beinahe bei mir angekommen - also ist er auch beinahe bei mir.

      Einatmen - Ausatmen

      Ich stehe leicht gespreizt, mit den Händen auf dem Rücken und gesenktem Kopf hier.

      Plötzlich:
      Er steht hinter mir!
      Mein Herr!

      Für einen kurzen Moment vergessen ich weiter zu Atmen.
      Seine Präsenz raubt mir meine Sinne und ab diesem Moment hat er mich fest in der Hand.

      Seine Hand streichelt über meinen Arm und an meinem ganzen Körper stellen sich kribbelnd die Härchen auf und ein Schauer läuft mir den Rücken herunter.
      Saft spüre ich seinen Atem in meinem Nacken und als wäre es ein Befehl kräuseln sich meine Brustwarzen.
      Die Wärme seines Körpers strahlt auf meinem ab während er sein Gesicht kurz in meinem Haar vergräbt und einen tiefen Atemzug nimmt.
      Ich schließe meine Augen, ich möchte nur noch fühlen und sein.

      Ein Ruck durchfährt mich als er Zug um Zug den Sitz meines Korsetts überprüft.
      Es raubt mir den Atem.
      Das erneute zuschnüren.
      Seine Präsenz.
      Seine Kontrolle.
      Er.

      Nachdem er sich von dem guten Sitz überzeugt hat geht er Schritt um Schritt um mich herum bis er direkt vor mir steht.
      Sanft zeichnet er die Kontur meines Schlüsselbeins nach.
      Und von dort aus weiter, und in einer quälenden Langsamkeit, bis er meine Brustwarzen touchiert.
      Ich zucke zusammen und seufze auf.
      Aus seiner Hosentasche holt er einen Knebel.
      "Öffne den Mund."
      Ich hebe den Kopf und schaue stolz und erwartungsvoll in seine Augen, während ich meinen Mund öffne.
      Ich bin überwältigt von seinem Blick, seiner Dominanz - Ihm.
      Ich vergesse alles um mich herum, es gibt in diesem Moment nur ihn und mich.

      Fest schließt sich der Riemen des Knebels um meinen Kopf.

      "Ich habe noch etwas für dich.", sagt er sanft zu mir.
      Mit großen Augen schaue ich ihm hinterher.
      Mein Herz schlägt mir bis zum Hals.
      Für mich?
      "Senke den Kopf!"

      Kalt und eng schmiegt sich das Leder um meinen Hals.
      Das ist der Moment auf den ich lange gewartet habe:

      Mein eigenes Halsband.

      Ich hebe nervös und unendlich stolz den Kopf, schaue ihn an.

      Nun bin ich perfekt - ich bin sein.
      „Der leere Wunsch, die Zeit zwischen dem Begehren und dem Erwerben des Begehrten vernichten zu können, ist Sehnsucht.“

      Immanuel Kant