Geschützte Berufe, sinnvoll oder nicht?

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      Geschützte Berufe, sinnvoll oder nicht?

      In einem Thread gab es die kleine Diskussion, ob und inwieweit Kompetenz und die Ausübung dieser von staatlichen Prüfungen oder anderen Zulassungsbeschränkungen eingeschränkt werden sollte.

      Warum darf nur ein Arzt manch eine OP vornehmen? Warum darf ein Heilpraktiker, der sich offen als solcher zu erkennen gibt, nicht Patienten die das wollen Geburtshilfe leisten oder spezielle Krankheiten von ihm behandeln lassen. Kann ein Heilpraktiker nicht vielleicht sogar viel befähigter in Bereichen sein und seine Fähigkeiten werden durch das Gesetz der Gesellschaft vorenthalten oder ist es gut so, dass bei komplexeren gesundheitlichen Eingriffen ein Mindeststandard an akademischer Ausbildung vorgeschrieben ist.

      Aber auch in vielen anderen Berufen gibt es solche Beschränkungen. Architekten, Steuerberater, Juristen und selbst Gefahrguttransporteure und Taxifahrer haben staatliche Zulassungsverfahren zu durchlaufen.

      Also wie sinnig sind die Schranken und wie viel Eigenverantwortung sollte man den Kunden zumuten?
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Gentledom ()

      Also im medizinischen Bereich bin ich hin und hergerissen.
      Insbesondere was Heilpraktiker angeht, wäre ich dafür, dass diesen mehr Rechte eingeräumt werden - dass aber diese Behandlungen auch z.T. über die Krankenkasse getragen werden. Derzeit muss man das ja finanziell selbst stemmen, obwohl diese Behandlungen meist eher Früchte tragen. Im medizinischen Kontext wird ja gerne mal operiert und dass das nicht immer die beste Alternative ist, sieht man an Bandscheibenvorfällen etc.

      Die Frage nach Sinn und Unsinn kann man auf viele Bereiche des gesellschaftlichen aber auch bürokratischen Lebens anwenden...
      Etwas mehr Eigenverantwortung wäre ganz gut aber inwieweit das Anwendung finden sollte? Keine Ahnung...
      Ich würde sagen, in medizinischen Belangen hätte ich schon ganz gerne, wenn der Mediziner fundierte Kenntnisse hat und diese von der Pike auf erlernt hat, soweit das möglich ist.
      Bei Anwälten ist es dasselbe. Das liegt wohl daran, dass die Fachbereiche Medizin und Jura sehr komplex sind und eine Menge Wissen vermittelt werden muss.
      Das kann man sich nicht unbedingt im privaten Rahmen alles selbst beibringen.

      Anders ist es, wenn sich jemand gern mit Computern beschäftigt, Webseiten erstellt, was auch immer.
      Wenn sich da jemand im privaten Rahmen das Wissen aneignet, Programmiersprachen anwendet usw.,
      wird er damit nicht anderen Schäden zufügen. Man erstellt dann ja nicht "aus Versehen" einen Trojaner und legt ganze Bankensysteme lahm.

      Bei Medizinern ist das anders, da können Menschen zu Schaden kommen, je nachdem um welchen Fachbereich es sich handelt.
      Im juristischen Bereich könnte mich eine falsche Beratung unter Umständen, je nachdem was ich ausgefressen habe, im schlimmsten Fall ins Gefängnis bringen, oder ich müsste eine andere Strafe hinnehmen, obwohl es bei qualifizierterer Beratung vielleicht anders aussehen würde. :pardon:

      Es gibt also durchaus Berufszweige in denen man das machen kann und es gibt Betufszweige, da sollte man vielleicht lieber die Finger von lassen.
      Grüße

      Mrs. Mendor

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      Ich sage das, was ich denke, und nicht das was DU hören willst!
      (Verfasser unbekannt)
      Um zb. als Arzt oder Jurist zu arbeiten, braucht man eben ein Studium und Zulassung um in diesen Berufen zu arbeiten.

      Nur weil jemand medizinische Fachliteratur oder aus Langweile Gesetzesbücher liest, macht einen das noch lange nicht zum Arzt oder Juristen. Ich kann mir nicht einfach einen Arztkittel anziehen und Patienten behandeln oder mich in einer Gerichtssaal stellen und Mandaten vertreten, weil ich einiges darüber gelesen habe. Allein die Voraussetzungen um zum Studium zugelassen zu werden sind so hoch, dass es nicht jeder schafft aufgenommen zu werden und das nicht umsonst.
      Ob ein Heilpraktiker Geburtshilfe leisten kann und die Situation richtig einschätzen kann, wenn es zb zu Komplikationen kommt, weiß ich nicht und möchte ich auch nicht beurteilen.
      Diese Einschränkungen sind in meinen Augen sehr sinnvoll.
      Ganz nüchtern betrachtet ist nicht jeder Mensch auch tatsächlich für jeden Beruf geeignet , das soll nicht hochnäsig sein oder abwerten es ist einfach eine Tatsache.
      Mit Sicherheit kann sich jeder etwas aus Interesse annehmen das streite ich nicht ab, aber gerade bei sogenannten reglementierten Berufen und deren Spezialisierungen auf bestimmte komplexe Teilbereiche wird es gerade hier sehr schwer dann dem qualitativen Standart zu entsprechen.

      Man kann diese Schranken bei einigen Berufsbezeichnungen im weitesten Sinne wie einen Versuch verstehen der vor Pfuscherei schützen soll, ob diese Person die den Job ausübt auch "gut" darin ist steht auf einem anderen Blatt und ist immer ein Stück auch persönliches Empfinden.

      Wenn ich also in die Apotheke gehe und da meine seit zwei Tagen anhaltenden Kopfschmerzen schildere dann will ich die Sicherheit haben das der Apotheker der mich berät und mir die verschiedenen Mittel gegen meine Wehwehchen erklärt auch in der tiefe und Bandbreite weiß wovon er da redet. Und das traue ich ihm mehr zu als Metzger Müller der nur aus Interesse hier und da etwas wissen aus dem Apothekerwesen erlesen hat aber eben nicht die komplette komplexe Bandbreite wirklich in all seiner tiefe erfasst hat. :pardon:
      Es ist doch so man nimmt sich meistens nur das an was einen interessiert das ist aber dann eben nicht alles was zu einem Beruf dazu gehört.

      Mrs. Mendor schrieb:

      Anders ist es, wenn sich jemand gern mit Computern beschäftigt, Webseiten erstellt, was auch immer.
      [...] Man erstellt dann ja nicht "aus Versehen" einen Trojaner und legt ganze Bankensysteme lahm.
      Ich widerspreche hier mal:
      Du erstellst vielleicht nicht aus Versehen den Trojaner selbst - wohl aber evtl. die offene Tür, durch die ihn jemand anderes dann hineinschiebt...

      Auch ein Bauingenieur sollte wissen, was er tut, damit seine Brücke später tatsächlich ein paar Jahre Wind und anderen Einflüssen standhält.
      etc. - man könnte hier unzählige Beispiele anführen.


      Wo auch immer Konsequenzen bei Versagen zu erwarten sind, freue ich mich, wenn gewisse Mindeststandards eingehalten werden.
      Scheine, Zertifikate etc. sollen diese garantieren.
      Sicher sind diese nicht unfehlbar, sicher sind die zugrundeliegenden Regelungen teilweise überarbeitungswürdig (s. o.g. Heilpraktiker) und sicher gibt es in vielen Fällen auch Personen die solche Zertifikate zwar nicht vorweisen können, die aber dennoch mithalten oder manch offiziell Ausgebildeten in ihren Fähigkeiten übertreffen...

      Eine Garantie, dass die Person für das betreffende Aufgabenfeld tatsächlich die richtige ist, hat man auch mit Zertifikaten nicht - wohl aber eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass dies zutreffen könnte.
      Here comes a candle to light you to bed,
      Here comes a chopper to chop off your head.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Alecto () aus folgendem Grund: wieder was gelernt

      Interessantes Thema.
      Auf der einen Seite wünsche ich mir natürlich schon als Kunde, Patient, Klient o.ä., dass die Person die etwas anbietet sich auch nachweislich damit auskennt.

      Innovationen entstehen allerdings anders.
      Als z.B. in den 50er Jahren die ersten Großrechnersysteme entwickelt und flächendeckend eingeführt wurden, gab es den Begriff "Informatik" noch gar nicht...
      Ich habe nichts gegen Quereinsteiger ins Berufsleben. Habe ich auch mal gemacht.

      Aber ich halte Zugangsbeschränkungen für Berufe, in denen der Ausübende" deutlichen Schaden" anrichten kann für unabdinglich.

      Ich sitze selbst in einem Prüfungsausschuss und entlasse Menschen in eine Position, in der sie nach den gesetzlichen Bestimmungen Verantwortung für ein paar tausend Menschen übernehmen dürfen, wenn sie die Prüfung denn bestehen.

      Um es dann auch mal von der anderen Seite zu betrachten: Manche Leute muss man vor sich selbst schützen. Die nehmen Verantwortung an, sind aber garnicht in der Lage diese zu tragen. (Und ein Blankoflugticket in ein Land das nicht ausliefert ist auch keine Lösung)

      Insofern sind gewisse Beschränkungen nicht falsch.
      Damit mache ich mich bestimmt unbeliebt, aber gerade bei Heilpraktikern bin ich für die absolute Abschaffung. Dass die Krankenkassen irgendwelche Methoden bezahlen, die vorne und hinten nicht belegt sind, ist auch ein Unding - wer unbedingt irgendwelche speziellen, unbewiesenen Sachen mit sich gemacht haben will, soll dafür auch selbst bezahlen. Was auf dem Heilpraktiker-Markt so angeboten wird ist teilweise echt hahnebüchen.

      Um es mal so zu sagen...

      Tim Minchin schrieb:

      "By definition", I begin
      "Alternative Medicine", I continue
      "Has either not been proved to work,
      Or been proved not to work.
      Do you know what they call "alternative medicine"
      That's been proved to work?
      Medicine."
      Sollte jemand ein Problem mit mir, meiner Meinung oder meiner Art, diese auszudrücken haben... Aller Wahrscheinlichkeit nach sind wir zwei erwachsene Menschen, die tatsächlich miteinander reden können... Folglich: Schick mir einfach eine Nachricht und wir reden darüber.
      Nein. Das "Problem" an der Sache ist, dass die Heilpraktiker-Ausbildung effektiv ziemlich unspezifisch ist. Sie soll dazu dienen, dass der Heilpraktiker im schlimmsten Fall nicht allzuviel Schaden anrichtet und erkennt, wann er Leute zu einem richtigen Doktor schicken soll - leider nicht besonders erfolgreich. Aber sie beschränkt absolut nicht, was er macht (und es gibt da auch keine "anerkannten" Methoden, die da beigebracht werden). Das heißt, du machst den Heilpraktiker und kannst danach beliebige(!) Sachen verzapfen, von denen nichts in der Ausbildung dran gekommen sein muß (weil die Ausbildung auch nicht vorgeschrieben ist - die Prüfung ist beliebig oft wiederholbar).
      Geistheilen, Lichtfasten, "Neue Germanische Medizin", etc. kannst du problemlos als Heilpraktiker verkaufen, auch wenn es im besten Fall wirkungslos und im schlimmsten Fall gefährlich ist.

      Dementsprechend: Nein, da gibt es keine Abgrenzung, was du kriegst liegt nur am individuellen Heilpraktiker. Aber wenn du Medizin willst, die wissenschaftliche Belege hat, gehst du ja nicht zu selbigem.
      Sollte jemand ein Problem mit mir, meiner Meinung oder meiner Art, diese auszudrücken haben... Aller Wahrscheinlichkeit nach sind wir zwei erwachsene Menschen, die tatsächlich miteinander reden können... Folglich: Schick mir einfach eine Nachricht und wir reden darüber.
      Ich bin ebenfalls für geschützte Berufe.
      Denn geschützte Berufe sollen einen gewissen Standard in der Ausübung gewährleisten.
      Dass auch Quereinsteiger in dem jeweiligen Beruf gut sein können...keine Frage: Selbstverständlich.
      Dass es auch bei denjenigen, die den Beruf gelernt haben, Idioten gibt, die keine Ahnung haben, falssch beraten oä...auch das keine Frage: Ja, die gibt es auch.
      Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Verbraucher, Patienten, Klienten, Mandanten usw. bei geschützten Berufen wenigstens grds. gut beraten, behandelt etc.pp. werden, größer.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      Ich stimme kleanthes zu 100 % zu. das Problem mit der HP Prüfung ist,dass sie leider fast gar nicht sicherstellt, das derjenige eine "ordentliche" Ausbildung in Alternativmedizin hat. Das bedeutet jeder der genug Disziplin hatte alles auswendig zu lernen, ohne je eine Schule oder ähnliches von Innen gesehen zu haben kann anschliessend munter rumpraktizieren.
      Ich bin defintiv für eine standardisierte Ausbildung, einfach damit der "Kunde" von einem gewissen Mindest-Standard ausgehen kann.
      Also auf jedenfall bei Ärzten,Juristen usw. bin ich dafür , denn alles was einen körperlichen und finanziellen Schaden von Personen nach sich ziehen könnte auf jedenfall 100%.

      Alles was man ohne finanzielle Mittel wieder reparieren könnte(z.b.PC neu formatieren fällt mir mal so spontan ein oder sonstige banale Dinge),da kann man auch Bekannte fragen,die so etwas können.
      Da schmeisse ich dann noch mal die Lebensmittelindustrie in den Raum.... Da mag ich lieber Fachleute an der Arbeit. Gerade bei Babynahrung

      Dazu kommt Kosmetikindustrie
      Will mir nichts auf die Haut schmieren das mir den Arm verätzt.

      Beim Heim PC stimme ich euch zu, aber wenn es an Grossrechner geht die evtl sensible Daten wie Krankenakten oder Bankdaten berarbeiten soll der Nachbar Klaus da mal lieber nicht bei gehen.

      Klar kann und darf es Quereinsteiger geben. Aber es sollte zumindest einmal jemand der Ahnung hat testen, ob dass was er sich so beigebracht hat auch stimmt.
      Bedienungsanleitung des Profilnutzers: - Beiträge sind stets nicht zu wörtlich zu nehmen.

      Amalthia schrieb:

      aber wenn es an Grossrechner geht die evtl sensible Daten wie Krankenakten oder Bankdaten berarbeiten soll der Nachbar Klaus da mal lieber nicht bei gehen.
      Ist aber in der Praxis so. Ich kenne zumindest ein Bundesland, in dem die Programme zur Abrechnung der Besoldung bis vor kurzem von einem ehemaligen Fliesenleger betreut wurden. Aber um Dich zu beruhigen, er hat es gut gemacht.

      Gerade in der EDV im Banken und Versicherungsbereich, sowie in Behörden, gibt es glaube ich mehr Quereinsteiger als studierte. Und aus der Praxis kann ich sagen, dass ich in mehr als 50% der Fälle eher einen Umsteiger als einen Einsteiger mit Abschluss einstellen würde.
      Hallo,

      ich finde Zulassungsvoraussetzungen zum Erwerb eines Berufes sinnvoll. Also im Sinne von "die Person muss das und das als Wissen nachweisen können und die und die Praxis haben" Ob Das nun über ein klassisches Studium geschehen muss, ist eine andere Frage. Es gibt ja z.B. die Möglichkeit, Prüfungen abzulegen, wenn man Tätigkeiten im entsprechenden Bereich über einen gewissen Zeitraum nachweisen kann. Und ja, ich habe z.B. lieber einen teureren Elektriker, der es gelernt hat, als eine ungelernte Kraft. Aber wenn die Bezeichnung gewisse Voraussetzungen hat, habe ich ja die Möglichkeit der Wahl.

      Was mich aber immer wieder gruselt und aufregt, das sind Ehrenamtliche. Warum? Weil es sie nur in den Bereichen gibt, die "nicht für voll" genommen werden. Keiner würde einen Ehrenamtlichen in einen OP stellen, um den Operateur zu unterstützen. Im Sozialen Bereich sind Ehrenamtliche aber üblich.

      Es gibt dann noch in meinen Augen absurde Regelungen, die über die Berufsbezeichnung an sich raus gehen. So dürfen Torten nur verkauft werden, wenn ein Konditor in dem Geschäft angestellt ist, das kann ich nicht nachvollziehen.

      Liebe Grüße Liz