Geschützte Berufe, sinnvoll oder nicht?

      boesesLiz schrieb:

      Keiner würde einen Ehrenamtlichen in einen OP stellen, um den Operateur zu unterstützen. Im Sozialen Bereich sind Ehrenamtliche aber üblich.
      Einspruch, Euer Ehren. Es ist eine Weile her, dass wir Zivildienstleistende in Deutschland hatten, aber Du glaubst nicht, wo die überall eingesetzt wurden.

      Amalthia schrieb:

      Wenn da der Grossrechner hops geht richtet das ein Fliesenleger? Bei nem eingefangenem Virus usw?
      Es gibt keine Großrechnerviren. Aber gerade im Großrechnerbereich gibt es eine Menge Quereinsteiger, weil es seit Jahren nur noch eine Universität in Deutschland gibt, in der es zumindest Kurse für Großrechner gibt. Und im Zweifelsfall richtet es dann tatsächlich der Fliesenleger. Der von mir erwähnte ist allerdings inzwischen in Rente. ;)

      boesesLiz schrieb:

      Was mich aber immer wieder gruselt und aufregt, das sind Ehrenamtliche. Warum? Weil es sie nur in den Bereichen gibt, die "nicht für voll" genommen werden. Keiner würde einen Ehrenamtlichen in einen OP stellen, um den Operateur zu unterstützen. Im Sozialen Bereich sind Ehrenamtliche aber üblich.
      Oh oh oh, ganz dünnes Eis.
      Ich hole dich als Ehrenamtliche aus dem brennenden Haus, schneide dich aus dem komplett zerstörten Auto, zersäge den Baum, der auf dein Haus zu fallen droht, unterstütze dich bei der Geburt deines Kindes, weil der Arzt zu lange braucht und fahre dich unter Rea in die Klinik.

      Pfft.... "nicht für voll nehmen"... das nehme ich jetzt bisschen persönlich ;)
      Öhm....... ich bin auch ehrenamtlich.... im Altersheim (ja, das hab ich gelernt, so richtig mit Abschlusszeugnis) und als rechtliche Betreuerin (was dem Staat (und damit jedem einzelnen hier) eine Menge Geld spart, da das sonst ein Profi machen müsste): da studiere ich derzeit, die Betreuung führe ich aber schon länger .... ich weiss, wann ich mir da Unterstützung zu holen habe, damit ich nichts falsch mache (im Recht kann das ja schnell gehen) ....

      PS: Ich finde geschützte Berufe sehr sinnvoll/ wichtig!
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da!
      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt.
      Aber in meinem Herzen ist eine Stelle - Da blüht nichts mehr.
      [J. W. v. Goethe, M. L. Kaschnitz u. R. Huch]
      Ich arbeite als Hörgeräteakustiker in einem "geschützten" Beruf mit verpflichtender Meisterpräsenz. Eine wirkliche Qualitätsaussage Machen solche Mindestanforderungen natürlich nur bedingt. Ich lebe fast ausschließlich von Kundenempfehlungen. DAS sagt viel mehr über die Qualität meiner Arbeit aus.
      Dennoch sind klar geregelte Mindestanforderungen meines Erachtens sinnvoll für beispielsweise Krankenkassenzulassungen.
      Ich finde geschützte Berufe wichtig. Gerade in Bereichen in denen man großen Schaden anrichten kann, sollte ein gewisses geprüftes Fachwissen vorahnden sein.
      Man darf ja auch nicht einfach Auto oder LKW fahren, ohne vorher eine Prüfung abgelegt zu haben. Grundsätzlich spricht auch nichts dagegen, wenn sich Personen dieses Wissen autodidaktisch und nicht über den konventionellen Weg (Ausbildung, Studium, Fortbilung etc.) angeeignet haben. Die Frage ist dabei nur, wie anspruchsvoll die Prüfung ist und ob Praxisfähigkeiten geprüft wird.
      Ich weiß nicht in welchen Berufen das noch der fall ist, aber in der Landwirtschaft können auch Quereinsteiger nach 4,5 Jahren Praxiserfahrung die Gesellenprüfung ablegen, ohne die Schule besucht zu haben. Nach dieser Zeit, ist auch zu erwarten, dass ein gewisses Wissen vorhanden ist obwohl das erfolgreiche Bestehen der Prüfung auch in diesem Fall ohne zusätzliches lernen kaum möglich ist.
      “It is only by way of pain one arrives at pleasure”
      Marquise de Sade

      Gwendolinchen schrieb:

      Ich weiß nicht in welchen Berufen das noch der fall ist, aber in der Landwirtschaft können auch Quereinsteiger nach 4,5 Jahren Praxiserfahrung die Gesellenprüfung ablegen
      Grundsätzlich möglich ist es bei Handels- und Handwerkskammern eine Abschlussprüfung abzulegen OHNE den Beruf erlernt zu haben. Ich meine, die Berufserfahrung muss mindestens die anderthalbfache Dauer der regulären Ausbildungszeit betragen (Bsp. 3 Jahre Ausbildung entsprechen 4,5 Jahre Berufserfahrung).
      Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen. Astrid Lindgren
      Hallo,

      ehe mir alle ehrenamtlichen auf den Kopf steigen ;) Ich bin staatlich anerkannte Sozialarbeiterin. Und was ich in dem Bereich mitbekommen habe, was ehrenamtliche alles übernehmen, oft völlig ohne Vorkenntnisse, das nervt mich und ist einer der Gründe, warum ich nicht länger in dem Bereich arbeite.

      Ehrenamtliche Tätigkeiten, bei denen vorausgesetzt wird, dass die Tätigen entsprechende Kenntnisse etc. haben, finde ich gar nicht doof. Aber ich finde es krass, dass inzwischen oft Ehrenamtliche in die Stellenplanung einfließen und dadurch weniger Qualifizierte genau dort eingesetzt werden. Und es ist super frustrierend, wenn man sieht, dass die "Fachkräfte" gelernte Hauswirtschafterinnen etc. sind, die die pädagogische Arbeit leisten sollen.

      Ehrenamtliche als "Plus" finde ich nicht schlimm, sondern schön für die, die davon profitieren, ich habe aber oft genug erlebt, dass sie eben nicht als dieses Plus eingesetzt werden, sondern reguläre Stellen ersetzen.

      Liebe Grüße Liz
      Ist die Frage echt ernst gemeint?
      Ich meine, WIE jemand zu den Zugangsvoraussetzungen kommt ist doch völlig egal. Ich finde es auch schnuppe ob jemand z.B. Medizin studiert hat, weil er mit dem NC rein kam oder erst nach einigen Wartesemestern.
      Aber es kann doch niemals gut gehen, wenn Laien sich einfach mal so in irgendwelchen Bereichen versuchen. Klar gibt es da Unterschiede. Klar ist es nicht so dramatisch, wenn der Nachbar sich als Klempner versucht, wie wenn ein Bekannter der Meinung ist, er kann die Bauchschmerzen mit Kügelchen heilen, die aber ein Blinddarmdurchbruch sind und operiert gehören....
      Ich sag nur "gefährliches Halbwissen".
      Ich behaupte jetzt einfach mal, dass man in Ausbildungen und Studiengängen nicht nur da sitzt und TicTacToe mit seinem Sitznachbarn spielt, während der Dozent redet. Denn dann wird da ja schon mitunter Wissen und Zusammenhänge vermittelt, die man nicht mal eben schnell auf Wikipedia nachgelesen hat....

      boesesLiz schrieb:

      Ehrenamtliche als "Plus" finde ich nicht schlimm, sondern schön für die, die davon profitieren, ich habe aber oft genug erlebt, dass sie eben nicht als dieses Plus eingesetzt werden, sondern reguläre Stellen ersetzen.
      Das entspricht auch meiner Wahrnehmung -leider!

      Bei uns in der Pflege wo es um Menschen geht wird viel mit Hilfspersonal gearbeitet.. auch nicht als Plus sondern als Pflegehelfer... und ich Schüttel mehr als einmal den Kopf am Tag, weil sie mit "gefährlichem Halbwissen" in guter Absicht arbeiten. Und es gibt sogar die Ausbildung Pflegehelfer ... aber diese verlangen mehr Geld und werden nur in Betrieben eingesetzt, die Wissen was sie von dem jenigen haben. Heime bei denen nur die Zahlen eine Rolle spielen und der Rest Lax ist, den ist auch die berufliche Qualifikation des Personals lax und leider auch der MEnsch der davon profitiert oder drunter leidet.

      Ja ich möchte geschützte Berufe, ich möchte dass mein Arzt studiert hat und ich möchte einen Apotheker der mir die Wechselwirkungen erklären kann und ich möchte eine Kindergärtnerin, die mein Kind pädagogisch fördern kann und ich möchte eine Friseurin, die nicht nur ihrer Barbie die Haare geschnitten hat, und ich möchte eine Hebamme, die mich auch in Babypflege und bei Kaiserschnitt beraten kann, ich möchte mir sicher sein, dass mein KFZler mein Auto auch wirklich repariert hat und nicht nur den Fehler ausgelesen. :pardon:

      dag schrieb:

      Im Handwerk, bei Transporteuren
      Das könnte spannend werden, wenn der Zimmermann in Deinem Haus zu kurze Nägel am Dach verwendet, der Dachdecker die Ziegel nicht gegen Sturm sichert oder der Maurer den falschen Mörtel. Von dem Installateur, der die Rohre in den Wänden und Böden nicht richtig verlegt und dem Elektriker, der die Stromversorgung falsch absichert. Und erleben kannst Du das ganze vielleicht auch nicht mehr, da der KFZ Mechaniker vergessen hat die Bremsbeläge zu sichern und mit zu wenig NM die Radmuttern anzog, sodass dir der Reifen auf der Autobahn davon fliegt, wo der Reifen auf die Gegenfahrbahn fliegt und einen Transporteur zu einer Vollbremsung zwingt und seine Gefahrengüter nicht ordnungsgemäß gesichert wurden.
      (bitte mit einem Augenzwinkern lesen)

      boesesLiz schrieb:

      Was mich aber immer wieder gruselt und aufregt, das sind Ehrenamtliche
      Wie Du später ja etwas relativiert hast, muss das differenziert gesehen werden. Es mag sicher Bereiche geben, in denen Ehrenamtliche für Aufgaben eingesetzt werden, die sich nicht stemmen können, weil die Grundlagen dafür fehlen. Jedoch wie @Rehlein es schon schrieb, gibt es viel nützliche Bereiche (THW, RTW, Feuerwehr, sonst. Hilfsaufgaben).
      Auch als Schöffe wird man ehrenamtlich eingesetzt.

      Abigail schrieb:

      Grundsätzlich möglich ist es bei Handels- und Handwerkskammern eine Abschlussprüfung abzulegen OHNE den Beruf erlernt zu haben
      Hier hast Du, wie ich finde, den entscheidenden Faktor auch genannt, es wird geprüft. Es kann jemand 20 Jahre in einem Beruf arbeiten und ist kein Geselle, wenn er die Prüfung nicht besteht.
      Es gibt nur sehr wenige Berufe, in denen nach einer bestimmten Gesellenzeit eine Qualifikation eines Abschlusses einfach so anerkannt wird und wenn, dann meist mit Einschränkungen. (im Bekanntenkreis habe ich einen Fall, die Mutter einer guten Freundin ist Friseurin, die letzten 10 Jahre zur Rente betreibt sie nun den letzten Laden selbst, in dem sie angestellt war, da die Besitzerin in Ruhestand ging und ihren Laden verkaufte. Ihr wurde zugestanden diesen Laden ohne Meister oder Anstellung eines Meisters zu führen, aber unter Einschränkungen, so darf sie z.B. nicht ausbilden und andere Aufgaben nicht ausführen, da ihr die Meisterprüfung fehlt.)

      Grundsätzlich finde ich schon eine Prüfung für die Feststellung von Standards notwendig, denn einen Sinn dahinter sehe ich durchaus.
      Früher konnte jeder Versicherungen verkaufen, der sich dazu berufen fühlte (ja, es gab auch hier Anerkennungsverfahren, doch diese müssen dies separat ausweisen und sind nicht im Rahmen einer Versicherungsfachman-Prüfung zertifiziert oder haben eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann durchgeführt). Seit einige Jahren muss eben zwingend die Qualifikation nachgewiesen werden, denn was in den Jahren davor passierte, wissen wir wohl alle nur zu gut.

      Daher, ja, ich bin absolut für den Schutz von Berufen, ggf. aber auch einer Auflockerung was die Meistergraduierung angeht, wobei in den letzten Jahren dort die Anforderungen auch gestiegen sind.
      - Folge nicht einem Pfad, hinterlasse selbst einen -
      Ich könnte mir auch vorstellen, dass es evtl versicherungstechnisch schwierig werden könnte, wenn jemand beschließt zb Rohre in seiner Wohnung ohne ausreichende Kenntnisse zu verlegen und es nicht von einem ausgebildeten Installateur machen lässt.Ob da die Versicherung zahlt. Glaube fast nicht.

      Klar es gibt auch viel, was man auch ohne Ausbildung machen kann.
      Es gibt zum Beispiel viele Leute, die sich ohne Ausbildung ein Boot bauen und das nicht unbedingt schlechter, als jemand der es gelernt hat. Heutzutage dank Internet fast kein Problem mehr. Es ist nur so, dass diese Leute niemals Boote für die Kunden einer Werft bauen würden, sie dürften es gar nicht. Warum? Weil ihnen einfach der Gesellenbrief fehlt. Wobei man ja oft sagt, im Handwerk zählt der Brief nicht unbedingt sehr viel.
      Klar es gibt in jedem Berufszweig durchaus talentierte ungelernte Kräfte, die wie gesagt nicht unbedingt schlechter sind.
      Aber in den Ausbildungen werden eben auch Kenntnisse vermittelt, die eben nicht unbedingt im www.zu finden sind.
      PA1976 Das Augenzwinkern habe ich. :)
      Weil: Die polnischen, rumänischen usw. Bauarbeiter, die uns unsere Häuser und Bundeshäuser bauen, haben keine Meistertitel...

      Es stoßen EU Freiheiten mit den deutschen Kammergesetzen zusammen. Diese für andere Länder geltenden Freiheiten HIER in Deutschland müssten dann aber auch für die deutschen Handwerker gelten.

      Positives (?) Beispiel: Freier Beruf Garten- und Landschaftsbau. Jeder, auch ohne jegliche Ausbildung, darf sich in dem Beruf selbstständig machen. Das ist im Grundsatz sehr gut.
      Diese freien Betriebe dürfen nicht in den Berufs-Verband, wenn kein Meister vorhanden. Sie werden damit auch von Bildung ausgesperrt.
      Ausbildung von Lehrlingen ist nicht erlaubt. Das wurde bei Gesetzgeber für allgemeinverbindlich erklärt auf Wunsch des Verbandes GaLaBau e. V. Frech: Alle Betriebe, auch die die nicht ausbilden dürfen, müssen aber an den Verband zahlen - damit der ausbilden kann.
      Auch: Freier Beruf bedeutet auch, dass die Betriebe sich an den Tarifvertrag halten müssen . . den der Verband natürlich ausgehandelt hat.
      Grob gefasst: Es macht Sinn, einen Betrieb in Litauen zu gründen. Ab und zu schaut der Zoll auf deutscher Baustelle nach, ob die Jungs angemeldet sind und den Mindestlohn erhalten. Einfacher geht es nicht. Schade.

      Zu den Transporteuren, das kann ich aus meinem Beruf sagen, brauchen wir uns nicht lange mehr Gedanken machen. Es ist ja jetzt Ausbildungspflicht für LKW Fahrer. Das ist auch gut so. Nur sind damit in Deutschland die Kosten für Führerscheine so explodiert, dass sich keiner mehr das leisten mag.
      Fazit und Kommentar von der Führerscheinstelle: es kommen nur noch Leute, die vom Arbeitsamt geschickt werden und den Führerschein bezahlt bekommen. Weiteres Fazit: In Kürze haben wir nur noch osteuropäische Transporteure.
      So wie Du es jetzt ausgeführt hast, Liz, bin ich ganz bei Dir. Ich achte auch sehr darauf, dass ich mit meinem Ehrenamt keiner/m Festangestellten den Arbeitsplatz wegnehme. Das ist nämlich defintiv so, dass mit den Ehrenamtlichen, die ja im Grunde nur Gutes wollen, feste Arbeitsplätze "eingespart" werden, was ein aboslutes Unding ist. Genau so habe ich es zu Zeiten meiner Festanstellung so gehalten, so wenig als möglich einzuspringen, denn auch dadurch ändert sich langfristig nichts am Problem des Arbeitskräftemangels, den miesen Arbeitsbedingungen etc. etc.
      Zudem studiere ich Sozialarbeit, um das, was ich derzeit ausschließlich ehrenamtlich betreibe (die rechtliche Betreuung, für die es in keiner Form einer Ausbildung bedarf - leider), professionell und mit weniger Gefahr, etwas falsch zu machen, ausüben zu können. Auch ich werde - so Gott und mein Fleiß das wollen - in zwei Jahren Sozialarbeiterin (BA) sein.
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da!
      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt.
      Aber in meinem Herzen ist eine Stelle - Da blüht nichts mehr.
      [J. W. v. Goethe, M. L. Kaschnitz u. R. Huch]
      Ich darf mal den von mir bewunderten Kristian Köhntopp zitieren? (Hervorhebungen von mir.)

      Kristian Köhntopp schrieb:

      Eine Zertifizierung alleine sagt nichts über eine Person, ihr Handeln oder ihr Denken aus. Das geht prinzipbedingt schon nicht.

      Wenn ein Zertifizierungsprogramm gut ist, dann lehrt es das notwendige Fachwissen für ein Themengebiet. Das bedeutet, es deckt ein Themengebiet ab und es erklärt die Techniken und Methodiken in diesem Gebiet, sodaß dem Lernenden die Wahlmöglichkeiten zur Problemlösung bekannt sind.

      Ich verwende gerne das Bild von einer Landkarte und den bekannten Straßen für ein (Themen-) Gebiet. Je nach Ausbildungsstand sind das halt die Autobahnen, Landstraßen oder gar Schleichwege.

      Das verhindert natürlich nicht, daß sich jemand auch mit Ortskenntnis verfährt, an einer Stelle falsch abbiegt oder generell ein schlechter Fahrer oder schlechter Navigator ist. Das heißt, eine Zertifizierung schützt nicht vor Fehlern oder vor schlechter Anwendung des gelernten.

      Es ersetzt auch nicht das Sachwissen, also das Wissen um die konkreten Entscheidungen und Abzweigungen, die eine Organisation genommen hat, um da hin zu kommen wo sie jetzt ist. Das heißt, auch wenn Du nur zertifizierte Personen einstelltest, müßtest Du sie immer noch das lokale Wissen lehreren, das für Deine Organisation und ihre Geschichte spezifisch ist ("In MySQL kann man a, b und c machen, aber bei Booking.com betreiben wir MySQL auf eine Weise, bei denen a und b keine guten Lösungen sind. Das ist so, weil wir uns von unserem Arbeitsstil her entschieden haben, ... zu machen und a und b in einem solchen Kontext kontraproduktiv wären.").

      In diesem Licht ist ein gut gemachtes Zertifizierungungsprogramm immer noch sinnvoll, weil es eine gute Möglichkeit ist, sicherzustellen, daß ein Mindestmaß an Fachwissen vorhanden ist. Eine zertifizierte Person kennt ein bestimmtes Vokabular, hat einen Methodenvorrat und ihr sind bestimmte Vorgehensweisen vertraut - es wird bestimmtes Fachwissen sichergestellt.

      Das erlaubt es Dir, die lokale Ausbildung so zu gestalten, daß sie darauf aufbaut und bestimmte Dinge als bekannt voraussetzt. Neue Erklärungen können relativ zu diesem Ausgangspunkt definiert werden.

      Ob ein Zertifizierungsprogramm gut ist, ist selbst nicht sichergestellt, weil der Begriff nicht geschützt ist und mit ihm eine Menge Schindluder getrieben worden ist. Da hilft dann nur, sich die Inhalte anzusehen und selbst zu beurteilen, ob einem das für die Aufgabenstellung sinnreich erscheint. Und sich die Köpfe anzusehen, die dahinter stecken und sich an Hand ihrer Blogs, Zeitungsartikel oder Seminare von denen ein Bild zu machen, ob man denen zuhören möchte.
      Ich stimme seiner Aussage vollkommen zu. Habe in der IT Leute Schäden über 100.000€ anrichten sehen, trotz 10 oder mehr Jahren Berufserfahrung.
      Auch bei Ärzten gibt es "Kunstfehler" und bei Juristen "Fehlurteile". Eine Zertifizierung wird davor nicht schützen. Es kann aber zumindest ein gewisses Niveau sicherstellen.
      Inwieweit diese Person das dann nach der Ausbildung hält, ausbaut oder abflachen lässt.. Das ist Frage der persönlichen Arbeitsethik dieser Person.
      Genau diese Einstellung zur Arbeitsethik will man aber im Rahmen des Bewerbungsprozesses dem Bewerber entlocken.. Oder eben im Falle von Schulungen dem Dozenten.

      So schreibt Kristian Köhntopp ja oben:

      Kristian Köhntopp schrieb:

      Es ersetzt auch nicht das Sachwissen, also das Wissen um die konkreten Entscheidungen und Abzweigungen, die eine Organisation genommen hat, um da hin zu kommen wo sie jetzt ist. Das heißt, auch wenn Du nur zertifizierte Personen einstelltest, müßtest Du sie immer noch das lokale Wissen lehreren, das für Deine Organisation und ihre Geschichte spezifisch ist [...]
      Bei Ärzten würde ich das übersetzen mit: Eine ordentliche Anamnese durchführen.
      Und da gibt es auch sehr viele schlechte Ärzte. Zum Beispiel die von mir so heiß und innig geliebten: "Das ist zwar eine Virusinfektion. Eine Antibiotikum verschreibe ich Ihnen aber trotzdem."-Ärzte
      Zum kotzen. (Antibiotika = Helfen nur gegen Bakterien, nicht gegen Virus). JA... Es KANN zusätzlich eine bakterielle Infektion vorliegen. Aber da sollte der Arzt dann mal nach Symptomen oder so fragen.
      Einfach nur "Ich hab Grippe." - "Ok, hier ist das Antibiotikum." DAS ist peinlich für einen Arzt. Finde ich zumindest.

      Im BDSM spielen wir ja auch nicht mit Leuten in deren Fähigkeiten wir kein Vertrauen haben.
      Und viele sind ja immer dran ihr Wissen über Fähigkeiten auszubauen bzw. wollen wissen anhand welcher Charakteristika sie das Wissen und Verantwortungsbewusstsein einer Person einschätzen können.
      Ist exakt das gleiche.
      "Schockiert sein" ist irgendwie eine doppeldeutige Aussage. Bedeutet es nun "über etwas entrüstet sein"?
      Oder "mit Schokolade überzogen sein"?
      Und bedeutet in dem Kontext "entrüstet sein" dann, das man seine Rüstung abgelegt hat?
      Ach du meinst "entrüstet sein" im Sinne von "entsetzt sein". Wo sitzt du denn dann?
      (Zweite antwort, weil Begrenzung auf 10.000 Zeichen pro Antwort. 8o )

      In wie weit mich das gerade persönlich betrifft?
      Ich will einen Massagekurs machen. Keinen medizinischen zum Physiotherapeuten o.ä. (das ist ja eine geregelte Ausbildung über 2,5 Jahre oder so.)
      Nein, einfach nur vermittelt bekommen wie:
      - Eine Massage aufgebaut ist
      - Welche es gibt (und wie man sie durchführt)
      - Grundlegende praktische Massagetechniken (z.B. die klassische "Arme, Beine, Rücken"-Massage)
      - Anatomisches Grundwissen
      - Sicherheitregeln bzw. rechtliches Grundwissen

      Das ist soll einfach nur für mich sein. Motivation ist die gleiche wieso ich vor ein paar Jahren einen Barkeeper-Kurs gemacht habe. Obwohl ich keinen Alkohol trinke.
      Ich wollte einfach für mich, mehr über Techniken, Arbeitsorganisation, etc. lernen. Da reicht so ein 1-wöchiger Kurs voll aus.
      Mehr Zeit (und Geld) will ich da auch nicht reinstecken. Aber es soll trotzdem was ordentliches sein.

      So.. Und wenn man dann so sucht nach "Massagekursen" findet man einfach viel Schund.
      Die Seiten wo von Energie welcher-Form-auch-immer geredet wird? - Da klicke ich gleich weiter.
      Die bieten so Dinge wie eine Edelsteinmassage in dem Kurs mit an? Inklusive Kurs über die Wirkung versch. Edelsteine? - Mööp, sorry. Nichts für mich.
      Die Akademie/Das Institut/etc. bietet auch IHK-Kurse an? - Super!

      War für mich der Grund damals zur barmixerschule.de zu gehen. Die gleichen Trainer die den 1 oder 2 wöchigen Kurs anbieten, machen auch die IHK-Zertifizierten Schulungen und Ausbildungen. Zudem haben sie entsprechende Praxiserfahrung aus dem Berufsleben. Habe mich z.B. mal mit der Frau Gretsch unterhalten wie es ist auf einem Kreuzfahrtschiff zu arbeiten als Barkeeper.
      Das war damals noch so meinen Alternativplan wenn ich keinen Bock mehr auf IT habe. Seitdem weiß ich erst wie gut ich es in der IT habe.

      Das ist das, was Kristian Köhntopp meint mit:

      Kristian Köhntopp schrieb:

      Ob ein Zertifizierungsprogramm gut ist, ist selbst nicht sichergestellt, weil der Begriff nicht geschützt ist und mit ihm eine Menge Schindluder getrieben worden ist. Da hilft dann nur, sich die Inhalte anzusehen und selbst zu beurteilen, ob einem das für die Aufgabenstellung sinnreich erscheint. Und sich die Köpfe anzusehen, die dahinter stecken und sich an Hand ihrer Blogs, Zeitungsartikel oder Seminare von denen ein Bild zu machen, ob man denen zuhören möchte.

      Was ich aber spannend fand, und auch genau zum Thema passt:
      Natürlich arbeiten die Schulungsanbieter daran sich die Namensrechte zu sichern bzw. Namen benutzen zu dürfen die dem der medizinischen Berufe "nahe kommen".

      Passend dazu finde ich die Links:
      terramedus.de/massageundwellne…age-wellnesstherapeut.php
      terramedus.de/massageundwellne…chtsurteile-therapeut.php

      terramedus schrieb:

      Berufsbezeichnung mit der Endung Therapeut / Masseur zulässig! Die terramedus® Massage und Wellness Akademie gewinnt Gerichtsprozess vor LG und OLG
      Bereits begrifflich erkennt der durchschnittlich informierte Verbraucher, dass die Tätigkeit eines "Wellnessmasseurs" bzw. eines "Massage- und Wellnesstherapeuten" auf die Steigerung des Wohlbefindens des gesunden Kunden und nicht auf die Vornahme heilender medizinischer Maßnahmen am erkrankten Kunden abzielt. Die Bezeichnungen als "Wellnessmasseur" bzw. "Massage- und Wellnesstherapeuten" grenzen sich damit laut Gericht begrifflich wie inhaltlich ausreichend von den Berufsbezeichnungen bzw. Tätigkeiten des "Masseurs und medizinischen Bademeisters" bzw. des "Physiotherapeuten" im Sinne des MPhG ab. Die Berufsbezeichnung des „Massage- und Wellnesstherapeuten“ steht daher dem in §§ 8 ff. des Masseur- und Physiotherapeutengesetzes geregelten Ausbildungsberuf des Physiotherapeuten gegenüber. Die Bezeichnungen werden vom Verkehr begrifflich unterschieden und inhaltlich als zwei verschiedene Berufe erkannt.
      [...]
      Kann man jetzt so oder so sehen das ein „Massage- und Wellnesstherapeuten“ etwas anderes ist als ein Physiotherapeut. Ich sehe es jedenfalls eher kritisch und bin contra dieser Aufweichung.
      Einfach weil viele Menschen gemeinhin das eben nicht so gut unterscheiden können und viele Masseure keine gute Arbeitsethik haben. Ich gehe selbst gerne regelmäßig zur Massage.
      Bin jetzt mittlerweile beim 7. Massagestudio in Karlsruhe angekommen. Was hier einige als Massage bezeichnen... Lassen wir das.
      (30min über den Unterschenkel streicheln kann ich auch selbst...)

      Aber dann gibt es eben auch sowas wie das hier:
      Man lese z.B. den roten Text und den fetten blauen Absatz auf: medo-med.net/

      medo-med schrieb:

      In allen Medo-Med Wellness-Seminaren von 1-6 Tagen werden Sie ausführlich zur gewissenhaften Ausführung am Kunden aufgeklärt. Es wird nie an kranken Personen massiert. Sie werden über alle Sicherheitsrelevanten Themen genau informiert, z.B. den Unterschied zwischen Wellness und Therapie. Keine Ausführung bei Erkrankungen ohne Abklärung. Sie erhalten ein Neukundenblatt, sämtliche Qualitätsmerkmale einer guten Massage, alle Tipps für ein sicheres Massieren am Kunden und vieles mehr.
      [...]
      Alle angebotenen Seminare von 1-6 Tagen beziehen sich ausschließlich auf den Bereich Wellness und Prävention und dienen nur der Entspannung und des Wohlbefindens. Sie sind in keiner Weise als Heilbehandlungen oder als Heilmassagen auszuführen und anzusehen.
      Da wird klar darauf hingewiesen und man bemüht sich um Klarstellung. Ob das nun nur Augenwischerei ist oder tatsächlich der Arbeitsethik und den Ansichten des Schulungsanbieters geschuldet ist?
      Da bin ich gerade dran... Da kann ich noch nichts zu sagen.


      Bei den Finanzleuten wird es ja auch immer interessant. Nehmen wir z.B. so Berufsbezeichnungen wie: Bankkaufleute, Finanzfachwirte und Versicherungsfachwirte.
      Und dann gibt es den lieben netten "meist doch nicht so unabhängigen" Finanzberater. Meist in Schnellcrash-Ausbildung von seinem Versicherer herangezogen. Während eines All-Inklusive Wochenende im Holiday Inn (oder wars das nH-Hotel??) in irgendeiner größeren deutschen Stadt.
      Danach darf er dann Riester Renten verkaufen. (Hatte 2 Freunde die das gemacht haben. Großartig... 2 (ZWEI!) Tage Ausbildung. Dann im Namen einer großen deutschen Versicherung, die sich vor ein paar Jahren umbenannt hat..., Riester-Renten vertickt.)
      Und die denken dann auch sie hätten mehr Ahnung als jemand der in der Bank arbeitet. Merkwürdigerweise wusste ich mehr über die Riester-Rente ("Ist die HartzIV sicher?") als die..

      Von daher: Ja, ich bin definitiv für die Abgrenzung von Berufen durch geschützte Begriffe. Jemand der bereit ist volle 2,5 Jahre (oder mehr) in eine Ausbildung zu investieren, sollte das auch nach außen tragen dürfen.
      Die, die nur den 1-wöchigen Schnellkurs wollen, können dann eben nur diesen Begriff verwenden. Es steht Ihnen frei auch 2,5 Jahre aufzuwenden.
      "Schockiert sein" ist irgendwie eine doppeldeutige Aussage. Bedeutet es nun "über etwas entrüstet sein"?
      Oder "mit Schokolade überzogen sein"?
      Und bedeutet in dem Kontext "entrüstet sein" dann, das man seine Rüstung abgelegt hat?
      Ach du meinst "entrüstet sein" im Sinne von "entsetzt sein". Wo sitzt du denn dann?
      Ich denke in manchen Bereichen wird zu viel reglementiert und in anderen zu wenig.

      Ich bin z.B. Yogalehrerin und das ist kein geschützter Beruf. Jeder, der ein Buch über Yoga gelesen hat kann also einfach so Xoga unterrichten. Es gibt auch Ausbildungen von 1 Wochenende oder 4 Wochen...
      Meine Ausbildung ging 3 Jahre mit 2 praktischen und 2 schriftlichen Prüfungen. Ich hab ein (natürlich noch ausbaufähiges) Anatomiewissen und bilde mich ständig fort und mein Berufsverband verlangt weitere Prüfungen und schriftliche Arbeiten, wenn ich weiter gehe.
      Und trotzdem wird diese Ausbildung von keinem so wahrgenommen und dann liest man in der Presse Artikel wie schädlich Yoga ist und was für Verletzungen man sich holen kann. Klar, wenn ich an einen Lehrer gerate, der keine Ahnung hat was er da tut oder wie er mit gesundheitlichen Problemen umgehen soll.
      Da wünschte ich mir ne bessere Regelung. Und die Bezuschussung der Krankenkassen als Präventionskurs ist auch ein Witz. Menschen denken dann, wenn die Kk das zahlt muss das ja gut sein. Aber vor der Neuregelung war das so, dass z.B. Ein Physiklehrer der ein Yogabuch gelesen hat bezuschusst wurde, weil er einen pädagogischen Grundberuf hat. Jetzt muss man eine abgeschlossene Berufsausbildung nachweisen. Aber ist auch nicht besser. Das sagt 0 über die Qualität der Yogaausbildung eines Lehrers aus.

      Aber wenn ihr z.B. Rückenschmerzen habt, vielleicht sogar nen Bandscheibenvorfall, zu welcher Art Lehrer würdet ihr lieber gehen wollen?

      Sorry, musste wohl mal raus :D
      Ich finde geschützte Berufe durchaus sinnvoll. Frage mich aber immer wieder ob der Meisterzwang noch wichtig ist.
      Das man nur etwas tun darf was man erlernt hat steht doch außer Frage. Ich will weder das ein Heimwerkerdoktor an mir rummacht noch das ein Heimwerkerautomechaniker meine Bremsen tauscht.
      Ich frage mich aber schon warum z.B. ein Elektrikergeselle nicht auch Reparaturen und (kleine) Gebäudeinstalationen durchführen darf.Es ist ja so das in den meisten Betrieben ein Geselle eh das meiste macht und der Meister nicht mal nachsieht.... Also was ist da anders.
      In meinem jetzigen Meisterberuf gibt es hingegen irre viele Meister die viel dürfen aber wenig können. Was nützt ein Meisterbrief (das Papier) wenn es an persönlicher und fachlicher Kompetenz fehlt....
      Ein schwieriges Thema für das es nach meiner Meinung kein Patentrezept gibt. Würden (im Handwerk) Gesellen mehr dürfen gäbe es vermutlich mehr Jungunternehmer, was unsere Regierung ja aber nicht will, denn die währen alle Selbständig und würden nicht mehr das kranke Sozialsystem unterstützen.....

      Grüße
      Martin
      ....du bist was du ißt! Deswegen vermeide Nüsse und Pflaumen (Garfield) :D
      ich finde geschützte Berufe gut und wichtig. Bei manchen stört mich allerdings, dass sie auf ihren Wissensstand stehen bleiben können und trotzdem weiter "geschützt" sind!

      Als Laktationsberaterin IBCLC zum Beispiel muss und die Betonung liegt auf muss man alle 5 Jahre seine Fortbildung nachweisen und alle 10 Jahre das Examen wieder schreiben!! So bleibt man wirklich auf dem Laufenden - ansonsten darf man sich so nicht nennen bzw kann auch nicht über die Krankenkasse abrechnen!!


      Bei manchen Ärzten sehe ich Wissen von vor 20 Jahren, längst überholt - sie geben es aber trotzdem so an die Patienten weiter.......grrrrrrr..........
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.

      Feuerpferd schrieb:

      newbarbie schrieb:

      Laktationsberaterin IBCLC
      Was ist denn das? Noch nie gehört. ?(
      Des Weiteren gibt es auch professionelle Still- und Laktationsberaterinnen („International Board Certified Lactation Consultant“, IBCLC, englisch für „international zertifizierte Laktationsberaterin“), die einen medizinischen Beruf ausüben und eine fundierte Ausbildung im Bereich des Stillens und der Stillberatung haben. Die Beratung ist für die Stillenden kostenpflichtig, in vielen Fällen übernimmt aber die Krankenkasse die Kosten dieser Beratung.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.