Der Besuch (unvollendet)

      Der Besuch (unvollendet)

      Ein herzliches Hallo an alle Leserinnen und Leser,

      dies ist meine erste Kurzgeschichte die ich veröffentliche. Da ein Post auf 10.000 Zeichen
      limitiert ist kann ich meine Geschichte nicht am Stück präsentieren. An dieser Stelle frage
      ich mich, ob ich den zweiten Teil später in diesem Thread folgen lassen soll, oder
      doch einen neuen Thread erstellen soll. (Admins? wie schaut es aus?)

      Die Geschichte "Der Besuch" ist rein fiktiv, jedoch haben alle meine Geschichten eine
      gewisse Wahrheit in Bezug auf mich. Welche Wahrheiten das sind überlasse ich der
      Phantasie meiner Leser/innen.

      Ich bin zwar kein Lektor aber immerhin kritikfähig. Also haltet euch nicht zurück wenn es sein muss.

      Viel Spass beim lesen!


      Der Besuch (Teil I)

      In jedem von uns schlummert ein Geheimnis. Irgendwo in verborgenen Schatten unserer Seele
      lauert ein Verlangen das darauf wartet entfesselt zu werden. Ein mächtiger Dämon der, sollte
      er von uns Besitz ergreifen, dein Leben für immer verändern und sogar zerstören kann. Er kann
      dir alles nehmen und es gibt nichts was du dagegen tun kannst. Du glaubst mir nicht, richtig?
      Dann laß dir meine Geschichte erzählen.


      Es ist schon eine Weile her doch ich erinnere mich noch daran als wäre es letzte Nacht gewesen.
      Ich saß vor meinem Schreibtisch und grübelte über meinem Manuskript. Es war schon Nacht geworden,
      nur die Schneeflocken durchbrachen in ihrer Vielzahl die Dunkelheit. Ich blickte aus dem Fenster und
      sah wie der Wind den Schnee herumwirbelte, es sah aus als würde er tanzen. Ich war nur eine
      Fensterscheibe von dem kalten Schneegestöber entfernt doch es war angenehm warm in meiner
      sonst dunklen und gemütlichen Kammer. Ein Feuer im offenen Kamin loderte vor sich hin. Ich versuchte
      meine Gedanken zu Papier zu bringen als es plötzlich klopfte.


      Es war meine Frau Anette. Sie war eine gute Frau, möchte ich sagen. Ich nuschelte ein lauteres
      „herein“ und Anette öffnete die Tür. Sie blieb an der Türschwelle stehen und trat aber nicht hinein,
      wenn ich mich recht entsinne tat sie es eigentlich nie. „Ich werde jetzt kochen. Kommst du diesmal
      mit runter oder isst du wieder alleine“ fragte sie mich mit einer Spur Gleichgültigkeit in ihrer Stimme
      „Bring mir mein Essen, Schatz. Ich habe zu schreiben, noch soviel zu schreiben“ antwortete ich und
      wandte mich von ihr ab. Ich hörte nur noch wie das Türschloss einschnappte, von Anette jedoch
      keinen Ton.

      Das Schreiben war für mich ein Abenteuer, ich konnte sein wer ich wollte doch ich hing an einer
      bestimmten Stelle fest. Irgendwie kam ich nicht weiter, irgendetwas blockierte meine Gedanken.
      Es war eben dieser Moment in dem sich alles änderte. Ich kann es nur schwer beschreiben,
      ich fühlte das sich etwas verändert hatte. Ich fühlte eine Präsenz, die vorher nicht da war.
      Es war noch jemand in diesem Raum, ich konnte es fühlen auch wenn mein Blick den tanzenden
      Schneeflocken galt. In diesem Moment hörte ich ihre Stimme. Eine Stimme die derart durchdringend
      war das ich zunächst zusammenzuckte. Kristallklar und ohne jeden Akzent.


      „Guten Abend.“ Vor Schreck fuhr ich herum und es schien als würde ich träumen. Ich blickte zurück
      zum Fenster, rieb mir die Augen und drehte mich wieder um. Dieser Anblick! Dieser Anblick! Währet
      ihr doch nur dabei gewesen. Da saß sie nun auf meinem, mit Nieten beschlagenen Ledersessel am Kamin.
      Lässig saß sie in dem Sessel, ihre grünen Augen fixierten mich. Niemals sah ich ein schöneres Gesicht
      als in diesem Moment. Ihr blondes Haar viel locker auf ihre Schultern die durch einen roten Mantel
      verborgen waren. Ungläubig starrte ich meine Besucherin an und hielt kurz inne bevor ich meine
      Worte wiederfand. „Wer sind sie, Wie sind sie hier hereingekommen? Hat meine Frau sie hereingelassen?
      Eigentlich erwarte ich heute keinen Besuch.“ Eigentlich erwartete ich niemals Besuch.


      „So viele Fragen auf einmal. Nun du solltest doch wissen warum ich hier bin, nicht wahr?“ Ich stutzte
      und antwortete, „Nein ehrlich gesagt nicht. Ich könnte mir denken dass sie hier eingebrochen sind.
      Sie wissen schon dass das Hausfriedensbruch darstellt?“
      Die mysteriöse blonde Dame in dem roten Mantel überschlug ihre Beine und ließ sich in die Sessellehne
      fallen. Sie faltete ihre Hände und musterte mich von oben bis unten und sagte kein Wort. Erst in diesem
      Moment fielen mir ihre Stiefel auf. Der hohe Absatz, das schwarze Leder das sich um ihre Waden schmiegte
      als wäre es maßgeschneidert worden. Der Sitz war tatsächlich perfekt. Sie bemerkte meine Blicke und lehnte
      sich nach vorne. „Wir müssen reden, deswegen bin ich hier. Oder glaubst du ich möchte dich bestehlen?
      Sehe ich etwa wie eine Diebin aus?“


      Ich wehrte ab und sagte „Nein, das habe ich nicht vermutet aber sehen sie es mir nach wenn ich mich über
      ihren Besuch nur wundern kann. Außerdem haben wir uns noch garnicht vorgestellt. „
      Ich wollte gerade meinen Namen nennen als sie mich plötzlich unterbrach, „Ich weiß wer du bist, ich kenne
      deinen Namen. Ich weiß sehr viel über dich. Doch dazu kommen wir später. Gestatten, ich bin Miss Celestine.
      Dabei richtete sie sich auf und sah mich an. Ich ging einen Schritt auf sie zu um ihr die Hand zu reichen.
      In diesem Moment setzte sich Miss Celestine wieder, ohne auf meine Geste einzugehen. Unsicher zog ich
      meine Hand wieder zurück. Sie schlug wieder ihre Beine übereinander, diesmal fiel mir die rote Sohle ihrer
      Stiefel auf. Sie schien genau zu wissen wo ich mit meinen Gedanken und Blicken haften geblieben war.
      „Gefallen sie dir?“ Fragte Miss Celestine. Dabei wippte sie leicht mit dem überschlagenen Fuss hin und her.
      „Ihre Schuhe sind handwerklich gut gemacht, das muss ich schon sagen. Sind sie denn auch bequem?“
      Eine dümmere Frage viel mir nicht ein.


      Sie lächelte mich an und wanderte mit ihrem Blick zu ihren Stiefeln. „Sie sind perfekt für mich.“
      Entgegnete sie knapp. Ihr entging nicht das ich meine Blicke nicht von ihren Stiefel lassen konnte.
      „Sie gefallen dir, nicht wahr? Möchtest du sie einmal anfassen?“ fragte sie mich und lächelte. Was war
      das für eine Frage, ich war total überrumpelt. „Hören sie, ich denke nicht das jetzt hier der richtige
      Zeitpunkt ist um mir Avancen zu machen.“ stellte ich selbstbewusst klar und fügte hinzu,
      „ Zumal sie bei mir eingebrochen sind!“ Celestine senkte den Kopf wobei sie sichtlich schmunzeln
      musste dann richtete sie sich auf. „Möchtest du einer Dame nicht aus ihren Mantel helfen?“ Fragte sie
      mich und blickte mich erwartungsvoll an. Es war eher ein aufforderndes Blicken, das bemerkte ich
      in diesem Moment jedoch nicht. Ich half ihr also aus dem Mantel und hängte ihn an meiner Garderobe
      neben der Tür.

      Unter ihrem Mantel trug sie ein schwarzes Kleid mit langen Ärmeln und hochgeschlossenem Kragen.
      Oberhalb des Knies endetet der edle Stoff mit feiner Spitze. Ihr Kleid schmiegte sich eng an ihren
      Körper und betonte ihre weibliche Figur. Es fiel mir natürlich sofort auf doch ich bemühte mich,
      es mir nicht anmerken zu lassen. Miss Celestine machte es sich bequem und lächelte mich an,
      dann ergriff sie das Wort, „Dein Buch, du kommst nicht wirklich voran, nicht wahr?“
      Ich machte eine abwehrende Handbewegung und runzelte die Stirn, „Nur eine kleine Kreativitätsflaute,
      mehr nicht. Das haben alle Schriftsteller einmal. Das legt sich wieder.“ Miss Celestine legte neigte
      ihren Kopf leicht zur Seite, „Nun mir scheint das deine Kreativitätsflaute in letzter Zeit immer öfter
      zu Tage tritt. Dabei hast du doch soviel Phantasie. Oder sollte ich sagen Phantasien?“


      Während sie mich dies fragte beobachtete sie mich wie ein Raubtier auf der Lauer, das nur darauf
      wartet zuzuschlagen. Es schien als würde sie jede kleinste Regung registrieren, nichts blieb ihr verborgen.
      „Entschuldigen Sie, ich glaube nicht, das ihnen dies etwas angeht. Was meinen sie eigentlich mit
      Phantasien? Es ist nur ein kleines Tief, das wird schon wieder. Es gibt sonst nichts was mich vom
      Schreiben abhält“ antwortete ich. „Das dich etwas vom Schreiben abhält habe ich nicht gesagt,
      das kam aus deinem Munde. „ entgegnete Miss Celestine und fügte hinzu „Aber ich habe es mir schon gedacht.“
      „Was haben sie sich schon gedacht?“ Fragte ich genervt. In diesem Moment stand meine ungebetene
      Besucherin auf und kam auf mich zu. Sie führte ihren Mund an mein Ohr und flüsterte mir zu, „Es sind
      die Bilder die dich nicht los lassen. Es ist die Sehnsucht die deine Sinne betäubt. Ich weiß was du begehrst,
      wonach du dich sehnst.“



      ... Fortsetzung folgt!

      Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können,
      und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.


      Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

      Der Besuch Teil II

      Teil I:

      Der Besuch Teil I


      Der Besuch (Teil 2)

      Ich fuhr zurück und blickte in ihr hübsches Gesicht, ich konnte ihre Wärme auf meiner Haut spüren.
      Erst in diesem Moment fiel mir ihr angenehmes Parfum auf. Es war schwer zu beschreiben, ein kräftiger
      Duft und doch nicht aufdringlich. Ich ertappte mich dabei wie ich ihren Duft in mich aufsaugte.
      Ich brauchte einen Augenblick um mich zu fassen. Das ging eindeutig zu weit. Irgendwie musste ich
      die Situation entschärfen. Ich sprang auf und ging drei Schritte Rückwärts während ich mir vor lauter
      Unsicherheit die Hände rieb. „Nun ja, ich, also ich…“ stammelt ich vor mich hin. Doch dann fand ich
      meine Worte wieder, „Ich möchte kein schlechter Gastgeber sein. Darf ich ihnen etwas zu trinken
      anbieten? Ich hätte noch etwas Mineralwasser übrig oder doch lieber ein Gläschen kalte Milch?“
      Das war wohl die nächste dumme Frage.

      Miss Celestine runzelte die Stirn während ich fortfuhr, „Ah, ich habs! Wein! Wie wäre es mit ein Gläschen
      Wein? Ich habe noch eine Flasche Moet & Chandon, 2007, ein sehr guter Jahrgang.“ Sie nickte kurz,
      was ich als Zustimmung deutete und schenkte uns jeweils etwas ein.
      Miss Celestine nahm ihren Wein entgegen und blickte gebannt in das Glas während sie den roten Rebensaft
      im Kreis schwenken ließ. „Liebst du deine Frau?“ fragte sie mich und nippte anschließend an ihrem Glas.
      „Natürlich liebe ich sie. Was für eine Frage, wir sind schließlich verheiratet und das schon seit vielen Jahren.
      Miss Celestine, sie sind aber äußerst direkt, wenn ich das mal so sagen darf“

      „Ich verstecke mich wenigstens nicht hinter leeren Worten und Phrasen. Wie so viele Menschen die ich schon
      besucht habe. Aber meine Frage hast du noch nicht beantwortet.“ Ich nahm einen kräftigen Schluck
      und antwortete energisch, „Ja, ja, ich liebe sie! Sind sie jetzt zufrieden?“ Miss Celestine nippte wieder
      an ihrem Glas. „Wann hast du das letzte mal mit ihr geschlafen?“
      Ich lief auf und ab vor Aufregung. „So! Das reicht! Wir sollten nicht so eine Unterhaltung führen. Ich
      kenne sie ja nicht einmal!“ Wild fuchtelte ich mit meinen Armen herum. Ein weiterer kräftiger Schluck
      Wein brachte mich wieder zur Ruhe. Miss Celestine betrachtete mich einen Augenblick und ergriff
      wieder einmal das Wort, „Sie dich um! Wer ist noch in diesem Raum? Es soll unser Geheimnis sein.
      Ich verspreche dir, es soll unser kleines Geheimnis bleiben.“ Während sie ihre Worte sagte nahm sie
      mein Hände und zog sie zu sich. Ihre warmen Hände umschlossen die meinen.

      Sie lächelte mit einer Zuversicht das mir merkwürdigerweise Vertrauen einflösste. „Du musst mir vertrauen,
      das ist jetzt deine Stunde. Lass dich einfach fallen. Ich verrate dir auch ein kleines Geheimnis.“ Plötzlich
      wurde ich neugierig. „Miss Celestine, ich kann ihnen versichern das ihr Geheimnis bei mir absolut gut
      aufgehoben ist. Ich lege sehr großen Wert auf Diskretion, müssen sie wissen.“
      Miss Celestine lief langsam, das Weinglas in der rechten Hand haltend, um mich herum. „Ich verrate es dir.
      Doch ich muss dich zuvor um einen Gefallen bitten.“ Ich klopfte kurz auf meine Oberschenkel und meinte,
      „Nur zu, ich kann einer Dame wie ihnen sowieso nichts abschlagen.“ Wieder nippte sie nur leicht an ihrem
      Glas und fragte mich, „Würdest du mir die Stiefel küssen? Du würdest mir damit eine große Freude bereiten.“

      Ich wollte gerade einen weiteren Schluck Wein trinken als ich plötzlich prusten musste. Vorsichtig wie
      ich war, hatte ich aber nichts verschüttet. „Also, ich muss doch sehr bitten! Ich habe einmal im Fernsehen
      gesehen das es Menschen gibt die so etwas machen. Aber ich doch nicht!“ Ich muss wohl ziemlich rot
      geworden sein bei diesem Gedanken. Ob es allerdings der Wein oder doch Miss Celestine war, das mich
      erröten lies, kann ich nicht mehr sagen. Vor lauter Aufregung trank ich den letzten Schluck aus meinem
      Glas und schenkte mir augenblicklich nach.
      „Ich meine, ich könnte natürlich. Ich will nur nicht. Ja genau! ich will lediglich nicht. Was aber nicht
      bedeutet dass ich nicht könnte.“

      Nun musste Miss Celestine ein wenig lachen. Sie streichelte mir über die Wange, lief einmal um mich
      herum während sie mit ihrem Finger über meinen Rücken streifte. Ich spürte wie sich ihr Fingernagel
      auf meiner Haut seinen Weg bahnte. Sie lehnte sich rückwärts mit beiden Armen an den Sessel und
      setzte sich langsam, es wirkte als wolle sie sich in eine ideale Position begeben. Sie setzte sich und
      überschlug wieder ihre Beine. Doch lehnte sie sich diesmal nicht zurück. Kerzengerade thronte sie
      nun vor mir während das Lichtspiel des Kaminfeuers auf ihrem Körper tanzte. Ihre Haltung verlieh
      ihr Stolz, Würde und Anmut. Ich war beeindruckt von ihrer eleganten Erscheinung. Das lächeln erstarb
      in ihrem Gesicht. Wieder fixierte sie mich mit ihren Augen, mit einem doch recht bestimmten Tonfall
      forderte sie mich auf, „Du möchtest mich doch glücklich machen, nicht wahr? Niemand wird es je
      erfahren. Du hast nur diese eine Chance. Mach es einfach!“

      Dieser eine Satz bohrte sich in meinen Geist. Nur diese eine Chance! Nur diese eine Gelegenheit und niemand
      wird es je erfahren. Ich war hin und her gerissen, wandte mich ab und blickte wieder zurück. Sie verzog
      keine Miene, fing aber an mit ihrem überschlagenen Bein leicht hin und her zu wippen. Meine Augen
      folgten der Bewegung, es war wie ein Pendel das mich hypnotisierte. Mit einem Schluck leerte ich den
      verbliebenen Wein und stellte das Glas ab. Unruhig und nervös trat ich vor ihr und beugte mich kurz
      nach unten um ihren Stiefel zu erreichen. Kaum berührten meine Lippen das schwarze Leder, bewegte
      sich ihr Stiefel leicht nach unten, so das ich ihr folgen musste. Ich gab ihr einen knappen und lieblosen
      Kuss auf die Stiefelspitze und richtete mich flott und schnurstracks wieder auf.

      Unsicher schaute ich wahllos umher und suchte irgendetwas an dem ich meine Blicke heften und meine
      Nervosität verbergen konnte. Dann fand ich meine Worte wieder, „So, bitte schön! Ich hoffe sie sind nun
      zufrieden.“
      Miss Celestine runzelte die Stirn und warf mir einen Blick zu der nur schwer zu deuten war. Es war wohl
      eine Mischung zwischen Enttäuschung und Belustigung. Doch dann fasste sie sich, legte kurz ihren Finger
      an ihr Kinn, spitze ihre Lippen und durchbohrte mich mit ihrem Blick.
      „Und ich dachte du wolltest mir Freude bereiten. Ich habe mich wohl in dir getäuscht.
      Gib mir meinen Mantel.“ Forderte sie mich auf. Ich zitterte vor Aufregung.
      Just in diesem Moment kam dieser Gedanke den ich unbewusst laut aussprach, „Gehen sie bitte nicht!“


      ...Fortsetzung folgt!

      Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können,
      und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.


      Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker

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      Der Besuch Teil III (Ich werde die Geschichte in diesem Thread zu Ende bringen)

      Ich konnte es selbst nicht glauben wie es um mich geschah. Was hatte ich gerade gesagt?
      Ich fühlte eine Art Panik in mir aufsteigen. Doch Miss Celestine ließ sich nicht beirren.
      Sie griff beherzt nach ihrem Mantel und wollte ihn gerade überstreifen als ich plötzlich
      auf sie zu ging und sie anflehte, „ Bitte gehen sie nicht! Bitte bleiben sie doch noch ein
      bißchen! Ich, ich…“ Ich stockte kurz und musste erst einmal schlucken. „Ich brauche sie!
      Ich mach auch alles was sie wollen, alles um was sie mich bitten.
      Miss Celestine verlassen sie mich nicht, bitte!

      Miss Celestine verharrte einen Augenblick, es schien als würde sie über mich ein Urteil
      fällen. Sie hob leicht ihr Kinn und musterte mich eindringlich. „Nun gut ich werde bleiben.
      Doch nur weil es mir gefällt zu bleiben. Hast du mich verstanden?“ sagte sie und hängte
      ihren Mantel wieder an den Haken. Eine Welle der Erleichterung durchfuhr meinen Körper
      so dass ich zunächst erst einmal durchatmen musste. Ich blieb allerdings wie angewurzelt,
      mitten im Raum, stehen und wusste nicht wohin mit mir selbst. Miss Celestine stolzierte
      durch meine Kammer und musterte die Einrichtung. Vor dem Bücherregal blieb sie plötzlich
      stehen und strich mit ihrer Hand über die Buchrücken meiner Sammlung. Ich beobachtet sie,
      während sie so dastand. Ich konnte meinen Blick nicht von ihren eleganten Körper lassen.
      Ihr wohlgeformter Hintern zeichnete sich stark unter dem schwarzen Kleid ab, insbesondere
      immer dann wenn sie ihre Hüfte nach links oder rechts bewegte.

      Ich fühlte wie das Blut in mir in Wallung geriet und ich anfing flacher und schneller zu atmen.
      „Konzentration! Ich darf mir nichts anmerken lassen.“ Dachte ich mir und ballte meine Hände
      zu Fäusten. „Ich weiß wo du hinschaust!“ sagte Miss Celestine plötzlich und bestimmt. Sie
      drehte ihren Kopf leicht zu mir während sie scheinbar schmunzeln musste. Ich fühlte mich
      ertappt und versuchte meinen Blick abzuwenden, doch es gelang mir nicht, und auch dies schien
      sie zu bemerken, ging aber nicht weiter darauf ein. Den Büchern wieder zugewandt, ergriff sie
      abermals das Wort, „Interessant! Die 120 Tage von Marquis de Sade? Oh, und was haben wir
      den hier?“ Sie zog ein Buch aus dem Regal und hielt es mir vor die Nase. „ Schau mal einer an,
      die Geschichte der O. Anne Desclos war wohl ihr richtiger Name. Das ist eine sehr interessante
      Sammlung findest du nicht?“

      Ich trat von einem Bein auf das andere und suchte nach den richtigen Worten denn sie hatte
      mich in Verlegenheit gebracht. Doch bevor ich antworten konnte zog sie ein weiteres Buch
      aus dem Regal und musterte den Einband. „Das passt nun nicht wirklich dazu.“ Meinte sie
      und fuhr weiter fort, „Römische Geschichte, die Biografie des Kaisers Claudius. Ich sehe da
      hat jemand einen Sinn für Geschichte.“ Mit diesen Worten grinste Miss Celestine mich an
      und schlug wahllos eine Seite des Buches auf. Ihre Augen folgten den Zeilen. Dann zitierte sie.

      „Valeria Messalina war dritte Frau des Kaisers Claudius. In den ihr überwiegend äußerst
      negativ gesinnten Quellen wird sie als habgierig, grausam und ausschweifend beschrieben;
      sie sei eine Nymphomanin gewesen. Zahlreiche hochrangige unliebsame Personen fielen
      ihren Intrigen zum Opfer.“


      Es war schon ein merkwürdiger Zufalls das sie genau diese Seite aufschlug, an diesem Abend,
      genau in diesem Moment. Miss Celestine klappte das Buch wieder zusammen, stellte es ordentlich
      in das Regal zurück und drehte sich zu mir um. „Die Stelle wurde von dir markiert. Was fasziniert
      dich an dieser Valeria Messalina so sehr? Doch ich kenne die Antwort bereits, wir kennen sie beide
      nicht wahr?“ Leugnend schüttelte ich mit dem Kopf, „Nein, ich… Ich interessiere mich nur für
      Geschichte, das ist alles.“ Aufgeregt lief ich auf und ab, es schien als konnte sie in mich hineinblicken.
      Ich konnte die Situation nicht mehr kontrollieren. Ich war nicht mehr Herr der Lage und verlor langsam
      die Selbstbeherrschung. „Was wollen sie eigentlich von mir? Möchten sie das ich.. Soll ich..
      Ach, nein,
      vergessen sie es.“

      Mein geheimnisvoller Gast kam auf mich zu und stellte sich etwas breitbeinig vor mir hin so
      das ihr Kleid auf den Oberschenkeln spannte. Sie streichelte mir über die Wange, und ich
      zitterte vor Aufregung. Gefühlvoll fuhr sie mit ihrer Hand durch meine zerzaustes Haar und
      sah mir in die Augen. für einen Moment schien als würde die Zeit stehen bleiben, doch dann
      sagte sie, „Nur einen Kuss. Einen Kuss auf den Stiefel das möchte ich von dir!“ Ihre Stimme
      war derart intensiv sodass ich ihren Bann nicht entkommen konnte. Mit ihrer Hand übte sie
      einen leichten Druck auf meinen Kopf aus, als ob sie mich nach unten drücken wolle. Er war
      sehr sanft aber doch bestimmend. Keine Kraft der Welt hätte mich dazu bringen können ihrer
      Führung in diesem Moment nachzugeben. Es kam mir vor als ob ich schrumpfen würde.
      Als ob ich kleiner und kleiner werden würde und die Umgebung um mich herum wachsen würde.
      So ging ich vor ihr in die Knie.



      Fortsetzung folgt...

      Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können,
      und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.


      Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker
      Der Besuch Teil IV

      Ich hätte auch keine andere Wahl gehabt, denn mein Körper gehorchte mir nicht
      mehr. Zitternd kauert ich auf dem Boden und spürte ihre starke Präsenz über mir.
      Nun blickte sie auf mich herab.
      „Nur einen Kuss“, flüsterte sie mir zu und lächelte mich auf eine Weise an die mich
      beruhigte und mir Vertrauen einflösste. Ich führte meinen Mund immer näher an
      die lederne Oberfläche, dann schloss ich die Augen und tat wie mir aufgetragen wurde.

      Es war dieser eine Moment,ich erinnere mich noch genau. Alles schien seine Bedeutung
      zu verlieren. Ich verschmolz mit meine Umgebung. Es war als würde Raum und Zeit
      nicht mehr existieren. Das Universum zog sich zusammen und konzentrierte sich auf
      einen Punkt. Nur noch diese Kammer! Nur noch ich und sie! Nur noch mein Mund
      und der Stiefel! Nur noch diese eine Berührung! Das es nur noch einen Urgrund hatte,
      nur noch einen denkbaren Sinn. Wellen aus unterschiedlichsten Gefühlen durchfuhren
      meinen Körper, Angst, Glück, Hoffnung, Geborgenheit und Befriedigung mischten sich
      zu einem Zustand der mich auf auf eine anderen Ebene existieren ließ. Keine Kontrolle,
      keine Ängste, keine Widersprüche, nur noch Ergebenheit, absolute und bedingungslose
      Ergebenheit.


      Ich konnte mein Handeln nicht mehr kontrollieren. Meine Zunge fuhr über das glatte
      Leder, suchte und bahnte sich gierig seinen Weg. Meine Hände ertasteten die Form
      des Schaftes, des Absatzes, so als ob ich blind gewesen wäre, als ob ich sie voll und
      ganz erfahren wollte. Ihre Wärme strahlte durch das Material und ich wollte eins mit
      ihr werden. Ich folgte mit meinen Fingern den Nähten und umfuhr die Absätze
      während meine Zunge auf der Oberfläche tanzte. In diesem Moment ging ich in mir
      selbst auf. Doch in diesem Augenblick sollte sich alles ändern.

      Erschrocken und scheinbar angewidert zog Miss Celestine ihre Füsse von mir fort.
      Ich wollte ihr folgen doch ihre harschen Worte bremsten mich abrupt.
      „Was machst du denn da! Das ist ja ekelhaft!“ Miss Celestine wich einige Schritte
      vor mir zurück, hielt sich die Hand vor den Mund und runzelte ihre Stirn, während
      sich mich sichtlich verärgert anstarrte. Panik erwuchs in mir, mein Herz schlug mir
      bis zum Hals. All die Freude und Ekstase löste sich in Angst und Scham auf.

      Auf allen vieren kroch ich zu meinem Schreibtisch, als ob ich mich darunter verstecken
      wollte. Tränen schossen in meine Augen und ich hatte Mühe die Selbstbeherrschung
      nicht zu verlieren. Aufgewühlt und sichtlich schockiert stammelte ich, „Ich, ich wollte nicht…
      Verzeihen sie mir, ich dachte sie…“ Ich musste tief durchatmen, fuhr dann aber fort,
      „Ich dachte sie sind hier wegen… wegen… Nun ja, dafür haben sie mich doch besucht.
      Nicht wahr? Ich kann nicht, ich…Verzeihen sie mir. Bitte!“

      Der Gesichtsausdruck von Miss Celestine entspannte sich ein wenig. „Du hast doch
      nicht ernsthaft erwartet das ich deswegen aufgesucht habe. Bist du wirklich so naiv?“
      Während sie dies sagte kaute ich vor Verlegenheit und Aufregung auf meinen
      Fingernägeln herum. Niemals je in meinem Leben habe ich derart die Kontrolle
      verloren. Ich konnte mich immer beherrschen denn das Leben hatte mich auf
      Selbstbeherrschung trainiert. Doch diesmal versagte ich und konnte es einfach nicht
      glauben.

      Sie beobachtete mich während ich am Boden kauerte und am liebsten im Erdboden
      versunken wäre. „Was habe ich dir den gesagt! Ich bin hier um zu reden, und du
      scheinst es bitter nötig zu haben. Und nun steh auf.“ Miss Celestine setzte sich
      wieder auf den Ledersessel am Kamin. Plötzlich stellte sie eine Tasche neben
      dem Sessel ab. Es war eine Schwarze Ledertasche mit vergoldeten Handgriffen.
      „Woher kommt jetzt diese Tasche?“ Fragte ich mich, sie ist mir bisher nicht aufgefallen.
      Ein weiteres Mysterium, doch eigentlich war dieser ganze Abend ein einziges Mysterium.
      Den ersten Schock hatte nun überwunden und rappelte mich sodann wieder auf. Ließ
      mich auf meinem Hocker neben dem Schreibtisch nieder und entkorkte eine zweite
      Flasche Wein. Zitternd führte ich die Flasche zu meinem Weinglas und schenkt mir ein.


      Fortsetzung folgt...

      Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können,
      und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.


      Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker
      Der Besuch Teil V

      Da saß ich nun wie ein Häufchen Elend, ich wünschte das alles wäre nie passiert,
      ich wünschte ich wäre allein. Allein in meiner Kammer, allein mit meinen Büchern.
      Allein mit mir selbst. Doch da saß sie nun und ich war ihr ausgeliefert. Ich erniedrigte
      mich vor ihr, ließ mich gehen, und ich schämte mich dafür. Ich konnte einfach nicht
      mehr. Es kam einfach so aus heiterem Himmel, so fragte ich, „Können sie mir helfen
      Miss Celestine? Bitte helfen sie mir!“ Irgendwie fühlte ich mich erleichtert. Keine
      Maske mehr, kein Verleugnen mehr, jede Abwehr gab ich auf, riss die Mauer ein.
      Ich ließ mich einfach fallen, in ihren Schoß der weiblichen Gnade.

      So vergingen einige Sekunden in denen ich einfach nur dasaß, ohne eine Regung,
      wartend auf das was noch kommen mochte. Miss Celestine betrachtete mich eine
      Zeit lang, neigte ihren Kopf leicht zur Seite und sprach dann zu mir, „Zunächst
      mußt du mir dein Versprechen geben. Du mußt mir bedingungslos vertrauen, nur
      dann kann ich dir helfen.“ Nach diesem Satz lächelte sie mich wieder einmal an,
      doch diesmal sah ich Zuversicht und Verständnis in ihren Augen. „Ich verspreche
      ihnen alles Miss Celestine. Alles was sie nur möchten. Ich werde ihnen alles sagen,
      ich werde auf sie hören. Bestimmt sogar.“ Antwortete ich und neben der Erleichterung
      mischte sich ein wenig Vorfreude.

      Sie klatsche kurz in die Hände und musste ein wenig lachen, „Du möchtest auf
      mich hören? Das in ein guter Anfang, würde ich sagen.“ Während sie dies sprach
      verschwand ihre Hand in der Tasche und kam sogleich mit einem Päckchen
      Zigaretten wieder zum Vorschein. Ich allerdings rauchte nicht, das ist schließlich
      ungesund. Hastig blickte ich mich um und suchte nach irgend einem Behältnis das
      sich als Aschenbecher nutzen ließe. Ich fand eine alte Zinnschatulle, die ich einst im
      Ausland auf einem Basar erstanden hatte. Ich öffnete die Schatulle und stellte sie
      auf den Tisch, gleich neben Miss Celestines Weinglas, das immer noch halbvoll
      gewesen war. Sie bedankte sich nicht, zündete aber ihre Zigarette an und nahm
      einen kräftigen Zug.

      Mit geschlossenen Augen blies sie den inhalierten Rauch aus und ergriff wieder
      das Wort, „Du mußt mir alles erzählen, verschweige mir nichts. Wenn du möchtest
      das ich dich verstehe, darfst du nichts zurückhalten. Hast du mich verstanden?“
      Ich nickte eifrig war jedoch nervös und wusste nicht wohin ich meine Hände stecken
      sollte, also faltete ich sie zusammen und steckte sie zwischen meine Oberschenkel
      und begann zu erzählen.

      „Ich war noch sehr jung, es ist sehr lange her doch ich merkte früh das etwas an
      mir anders war. Ich mochte Mädchen wie alle Jungs aus meiner Klasse damals.
      Doch ich bemerkte sehr schnell das ich sehr, nun ja, spezielle Mädchen mochte.
      “ Ich stockte kurz und blickte zu Boden. Miss Celestine saß ruhig da und hörte
      mir aufmerksam zu, „ Fahr fort, es ist in Ordnung.“ Während sie dies sagte lächelte
      sie mich wieder an und ich fasste neuen Mut.

      „Nun ja, wie soll ich es sagen. Ich mochte die starken Mädchen, die die sich
      durchsetzten, die größer und auch stärker waren als ich selbst.“ Ich zitterte vor
      Aufregung, die Worte blieben mir im Halse stecken. Meine Zuhörerin bemerkte
      mein Unbehagen und beugte sich zu mir rüber. Ihre warme Innenseite ihrer Hand
      fuhr über meine Wange und ich musste kurz die Augen schließen. „Viele fühlen so.
      Ich kann dich gut verstehen, laß es einfach raus. Befreie dich, befreie dich zum
      ersten mal in deinem Leben. Ich bin hier du bist hier, laß es einfach raus.“

      In diesem Moment wurde ich überwältig und brach in Tränen aus. Ich vergrub
      mein Gesicht in meine Hände und musste mehrmals tief durchatmen. Fasste aber
      dann den Mut den ich gebraucht hatte und fuhr fort, „Ich ordne mich Frauen
      gerne unter. Ich meine damit… Ach verdammt! Ich mag es wenn sie mich
      kontrollieren mich… mich…“, wieder versagte meine Stimme. Miss Celestine
      ergänzte, „ …mich dominieren? Du magst es wenn eine Frau dich dominiert,
      dir Befehle erteilt. Wie du siehst verstehe ich dich recht gut. Es ist in Ordnung.
      Du machst das sehr gut.“

      In dieser Sekunde schien sie mir wie ein Engel, der mir zur Erlösung geschickt wurde.
      Sie sah mir in die Augen, zog noch einmal an ihrer Zigarette und stellte, mit sanfter
      und ruhiger Stimme, die eine entscheidende Frage, „Möchtest du auch einmal
      bestraft werden?“ Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich sie an. Diese Frage
      brach das letzte Fundament in mir auf. Ich antwortete flüsternd mit einem knappen,
      „Ja!“ Scham überkam mich und ich versuchte überall hinzuschauen doch nur nicht
      in ihre Augen, jetzt da sie es wusste. Jetzt wo sie der erste Mensch war der es wusste,
      dem ich es gesagt hatte. Wieder kam Miss Celestine auf mich zu und ergriff sanft mein
      Kinn und hob meinen Kopf leicht an. „Möchtest du es einmal erleben?“

      Fortsetzung folgt...

      Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können,
      und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.


      Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker
      Der Besuch Teil VI

      Ich zögerte und rang mit einer Antwort doch ich hatte keine Kraft mehr und schrie
      es förmlich heraus, „ Ja! Ja bitte!“ Mit diesen Worten fiel ich vor ihr auf die Knie
      und bettelte sie an, „Bitte, bitte, ich gehöre ihnen, ich tue auch alles was sie wollen.
      Wirklich alles!“ Ich fühlte mich ausgeliefert und schutzlos aber zum ersten mal fühlte
      ich mich wie ich selbst.

      Gefühlvoll strich sie über mein Haupt, als ob sie mich streicheln wollte und fragte,
      „Bist du dir sicher?“ Unsere Blicke trafen sich und ich antwortete, „Ja, ich bin mir
      sicher.“ Wieder neigte Miss Celestine ihren Kopf leicht zur Seite. „Bist du dir absolut
      sicher?“

      „Absolut!“ entgegnete ich willig. „Ohne eine Bedingung oder Einschränkung?“
      fragte sie mich abermals. „Ohne Bedingungen und ohne Einschränkungen.“ antwortete
      ich und senkte meinen Blick. Miss Celestine hielt einen Moment inne. Eine fühlbare
      Spannung lag in der Luft. Das Warten auf das was nun geschehen möge steigerte
      meine Aufregung ins unermessliche. Es schien als würde es meine Brust zerreißen.
      Miss Celestine legte ihren Finger an den Mund und spitzte die Lippen und schien
      nachdenklich während sie mich umrundete. Doch auf einmal blieb sie plötzlich stehen
      und ich hörte nur ein kurzes aber bestimmtes „Gut.“ Ich spürte eine gewisse Form der
      Erleichterung, jedoch auch Furcht vor dem Ungewissen das vor mir lag. Unsicher wie
      ich mich nun Verhalten sollte, verharrte ich an Ort und Stelle und rührte mich nicht.

      „Zunächst werde ich dir vier Regeln erläutern.“ Während sie dies sagte stemmte sie
      ihre Arme in die Hüfte und lief im Kreis um mich herum.

      „Regel Nummer eins; Du darfst mir niemals in die Augen sehen.
      Tust du es dennoch, wirst du Schmerzen leiden.“

      „Regel Nummer zwei; du wirst nicht mehr sprechen, außer ich fordere dich dazu auf.
      Tust du es dennoch, wirst du Schmerzen leiden.“

      „Regel Nummer drei; du darfst mich niemals berühren, außer ich fordere dich dazu auf.
      Tust es dennoch, wirst du Schmerzen leiden.“

      „Regel Nummer vier; Wenn du sprechen darfst wirst du mich mit Madame Celestine
      ansprechen. Vergisst du dies, wirst du Schmerzen leiden.“

      Jede Zuneigung und Wärme war aus ihrer Stimme entwichen. Sie sprach nicht
      unbedingt hart, eher klar und präzise. Ihre eloquente und kompromisslose Art,
      erstickte jeden Widerspruch im Keim. „Wenn du meine Aufmerksamkeit haben
      möchtest, musst du dich an diese Regeln halten. “ Sagte sie und erwartete wohl
      eine Antwort von mir. „Regel Nummer zwei!“ Dachte ich mir nur.

      Ich darf nicht sprechen! Ich beherrschte mich und war gespannt auf ihre Reaktion.
      Sichtlich amüsiert lächelte sie mich an und meinte, „Ich sehe, du lernst schnell.
      Sehr schön du darfst antworten. Wirst du dich an diese Regeln halten?“
      „Ja das werde ich.“ antwortete ich leise. „Ja das werde ich, Madame Celestine!“
      korrigierte sie mich. „Wie ich sehe haben wir noch einiges an Arbeit vor uns.
      Nun gut, ich hoffe es ist dir bewusst dass, wenn du diese Regeln beherzigen tust,
      weitere hinzukommen, und zwar solange bis dein Handeln und Denken komplett
      meinen Vorstellungen und Wünschen entspricht. Hast du mich verstanden?“

      „Ja ich habe verstanden Madame Celestine.“ Antwortete ich, obwohl mir ein wenig
      mulmig zumute war. Freudig hüpfte Madame Celestine auf und klatschte wieder in
      die Hände. Sie schien sich sehr auf etwas zu freuen. Erst jetzt bemerkte sie das ihre
      Zigarette aufgebraucht war, sie zerdrückte sie in der Zinnschatulle und steckte sich
      eine Neue an. Mein Blick haftete kurz an den Zigarettenstummel der einen Teil ihres
      roten Lippenstiftes abbekommen hatte. Sie inhalierte einen kräftigen Zug und ergriff
      wieder das Wort, „Bevor ich mich eingehend mit dir befasse, möchte ich dass du
      dich ausziehst!“

      Ich musste zunächst schlucken und war verunsichert. Ich schämte mich doch so sehr
      vor anderen Leuten nackt zu sein. Verlegen druckste ich herum, und vermied es in ihre
      Richtung zu blicken. Ich starrte auf dem Boden, als ob der mir sagen könne was ich
      nun machen soll.
      Madame Celestine schien ungeduldig zu werden. Sie zog ihre Augenbrauen hoch
      und wieder war es ihre Stimme die mich einschüchterte, „Ausziehen! Jetzt! Ich werde
      es nicht noch einmal sagen. Ich frage dich nur einmal. Wirst du dich vor mir ausziehen?
      Sprich!“

      Die Erregung schwoll in mir an und vermischte sich jedoch mit Scham. Leise und
      eingeschüchtert entgegnete ich ein knappes, „Ja Madame Celestine.“
      Ihr Gesichtsausdruck entspannte sich jedoch nicht. Ihre grünen Augen formten sich
      zu Schlitzen, es war als würde sie mich mit ihren Blicken stechen wollen.
      Dann ließ sie sich wieder auf den Sessel nieder, behielt mich aber immer im Blick.
      Also fing ich an mich zu entkleiden.

      Fortsetzung folgt...

      Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können,
      und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.


      Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker
      Der Besuch Teil VII

      Bei dem Versuch aus meiner Hose zu schlüpfen wäre ich fast umgefallen,
      konnte mich aber noch gerade so am Schreibtisch abstützen. Zitternd und fast
      ohnmächtig vor Aufregung entblößte ich mich. Doch beim letzten Kleidungsstück
      hielt ich inne und spielte verlegen mit meinen Händen herum.
      „Nicht zögern. Was ist denn? Sage es mir ruhig.“ fragte mich Madame Celestine
      und sah mich erwartungsvoll an.

      Ich druckste ein wenig herum und fragte schließlich: „Den…den… den Schlüpfer auch?“
      Madame Celestine brach in schallendes Gelächter aus und brauchte einige Sekunden
      sich wieder zu fangen. „Ja den Schlüpfer auch!“ entgegnete sie wobei sie sich sichtlich
      zusammenreißen musste um nicht wieder loszulachen und das Wort, „Schlüpfer“ besonders betonte.
      Ich schämte mich doch so sehr, wie aufgeregt ich auch war ich konnte mich ihrer Anweisung
      nicht widersetzen und so entledigte ich mich, wenn auch zögernd, meiner Unterwäsche.

      Nackt und mit hochrotem Kopf stand ich nun vor ihr wie auf einem Präsentierteller
      und bedeckte mein Geschlecht mit beiden Händen. Wieder lächelte Madame Celestine
      mich an und wedelte mit dem ausgestreckten Zeigefinger herum und meinte,
      „Na na na, die Hände werden mit der Handinnenseite flach auf die Hüfte gelegt.“
      Nur wiederwillig führte ich ihre Anweisung aus und schloss dabei die Augen.
      Aus irgend einem naiven Gedanken heraus dachte ich, wenn ich nichts sehe dann
      sieht sie wohl auch nichts.

      „So ist es schon viel besser. Ein Sklave darf sich vor seiner Herrin niemals schämen,
      verstehst du?“, entgegnete Madame Celestine.
      Ich nickte leicht mit meinem Kopf und stimmte ihr somit zu. Nun hatte sie es gesagt,
      dieses
      S-Wort. Plötzlich wurde mir heiß und und kalt gleichzeitig. Mein Herz pochte
      und meine Atmung beschleunigte sich. In diesem Moment war die Aufregung kaum
      noch steigerbar. Madame Celestine erhob sich und kam auf mich zu. Sie streichelte
      mir über die Wange und umrundete mich. Während sie so um mich herumspazierte
      kam es mir vor als wollte sie mich inspizieren. Sie musterte meinen Körper,
      als ob sie mich mit ihren Augen abtasten könnte.

      „Nun ja, was soll ich zu diesem Körper sagen. Eine Diät- und Sportprogramm wäre
      wohl nicht die schlechteste Idee.“ meinte Madame Celestine gelangweilt und schien
      ein wenig enttäuscht zu sein. Mit verschränkten Armen stand sie nun vor mir und
      hielt inne.
      Dann ergriff sie wieder das Wort. „Nun wirst du lernen wie du vor mir zu knien hast.
      Los auf die Knie! Dein Hintern darf die Beine nicht berühren. Die Handflächen legst
      du flach auf deine Oberschenkel und achte darauf dass sie beide exakt gleich
      positioniert sind. Den Kopf senkst du und blickst zum Boden! Der Rücken wird
      durchgestreckte. Mach bloß keinen Buckel, ich hasse das!“

      Ich tat wie mir befohlen wurde. Zuerst wollte ich intuitiv auf meinen Beinen aufsetzen.
      Doch hob ich meinen Hintern schnell wieder an um in der gewünschten Position zu
      verharren. Es stellte sich heraus das dies für mich anstrengender war als ich zunächst
      angenommen hatte. So nahm ich zum ersten mal in meinem Leben die Position ein von
      der ich immer phantasiert hatte, die ich mir erträumt hatte. Es fühlte sich nicht so an
      wie ich es mir erhofft hatte. Es passierte nichts mit mir, keine überwältigenden Gefühle,
      keine Erregung die in Ekstase münden sollte. Aufgeregt und nervös versuchte ich die
      Schmerzen meiner Rückenmuskulatur zu ignorieren, um die gewünschte Position weiterhin
      aufrechtzuerhalten.

      Während ich also so vor Madame Celestine kniete, holte sie etwas aus ihre Tasche.
      Ich konnte nicht sehen was es war, und wagte es nicht den Kopf zu heben. Lediglich ihr
      Schattenspiel am Boden verriet einen langen dünnen Gegenstand den sie nun in der Hand hielt.
      Sie befahl mir ein wenig nach vorne zu rutschen und stellte den Hocker vor mir hin.
      „Beug dich nach vorne und schaue auf den Boden!“ befahl sie mir und ich folgte ihrer
      Anweisung. Ich beugte mich nach vorne und mein Bauch legte sich auf den Hocker.

      Wie mir geheißen wurde starrte ich nun auf den Teppich, der nun keine 30 cm unter
      meinem Gesicht weilte.
      In meinen Augenwickeln konnte ich wahrnehmen dass
      Madame Celestine irgendetwas aus ihrer Tasche kramte. Ich konnte nicht genau
      erkennen um was es sich handelte. Nur das klimpernde Geräusch von Metall,
      ließ mich erahnen was sie nun vorhatte. Es war sehr schwierig meine Gefühle richtig
      einzuordnen aber in diesem Moment schien eine leichte Furcht in mir zu erwachsen.

      Madame Celestine stand neben mir, als sie anfing mich an dem Hocker zu fixieren.
      Sie begann, mit meinen Oberschenkeln an, die sie mit einer Manschette und einer Kette
      jeweils an den Hockerbeinen festband. Mit meinen Armen fuhr sie fort und band sie
      jeweils an die verbliebenen zwei Hockerbeinen. Sie zog die Ketten derart fest,
      so dass ich kaum Spiel hatte und meine Arme und Beine fast nicht mehr bewegen konnte.
      Hilflosigkeit und Furcht waren das einzige woran ich mich erinnern kann.
      In diesem Moment zweifelte ich an mir und dem was ich seit jeher so stark verlangte.
      Ich bekam es mit der Angst zu tun.



      Fortsetzung folgt...

      Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können,
      und der Humor über das, was sie tatsächlich sind.


      Albert Camus (1913-1960), frz. Erzähler u. Dramatiker