Was?!? Das soll ich tun?!?

      Was?!? Das soll ich tun?!?

      ...oder auch: Wie sich das eigene BDSM verändert

      Ich habe meine alten Tagebücher wieder mal rausgeholt und kam darauf mal zusammen zu schreiben wie sie mein BDSM verändert hat, vom absoluten nackten Beginn und Unwissen bis heute. Ich werde den Bericht in mehrere Parts einteilen. Sie sind noch nicht alle geschrieben, aber die Vorgeschichte habe ich nun fertig und tippe sie gleich hier ins Forum ab, bevor mich der Mut verlässt.

      Um anzukommen zum eigentlichen Teil muss ich ein wenig weiter ausholen, bevor unser eigentliches BDSM begann, da wir zuvor schon einmal einen missglückten Versuch hatten, aber zeitgleich gibt gerade diese Vorgeschichte auch wieder, wieso es so wichtig ist, das sich beide Partner einig sind. Mein Start war etwas holprig, bevor ich vor ca. 2 Jahren meine Leidenschaft dann entdeckte.

      Wie alles begann:

      Der Anfang ist etwa 4/5 Jahre her. Wir hatten damals große Beziehungsprobleme, es krachte an allen Ecken und Enden. Zum einen wurde uns der Autismus meines Herren bewusst, zum anderen hatten wir auch bedingt durch viele äußere Faktoren zusätzliche Belastungen, welche uns überforderten und zudem ein absolut unzufrieden stellendes Sexualleben.

      Einerseits liebten wir uns von ganzem Herzen, aber es war auch sehr schwer diese Liebe zu spüren, durch die ganzen Schwierigkeiten.

      Die Diagnose Asperger-Autismus war etwas endgültiges. Was bedeutete unsere Schwierigkeiten konnten nicht einfach mit einer Paar-Therapie aus dem Weg geräumt werden. Ich als Partnerin musste für mich entscheiden ob ich damit klar kommen würde und mir bewusst werden, dass ich eben auch viele Dinge auffangen und ausgleichen müsste, da meinen Herren die Fähigkeiten fehlten diese Dinge so wie andere instinktiv zu erfassen und zu verstehen. Wir legten eine Beziehungspause ein, damit wir uns bewusst werden könnten ob wir diese Beziehung weiter führen wollen, oder uns besser trennen. Aus finanziellen Gründen wohnten wir aber weiterhin als WG zusammen.

      Die Fragen welche uns stellten waren eben "Würden wir es als Paar schaffen? Oder war es eigentlich schon vorüber und hingen wir alten Wünschen und Traumbildern nach?"

      Es gab viele Streitthemen. Zum einen war der Jüngste ein Schreikind und nach einem Jahr permanenten Babygebrüll gehen allen Eltern die Kräfte aus. Vor allem weil uns keiner helfen konnte und weil es keine medizinischen Gründe für das Geschrei gab. Zum anderen waren viele emotionale Bedürfnisse nicht erfüllt. Ich als Mutter wünschte mir aufgefangen zu werden und war so platt, dass ich auch keinerlei Bedürfnis nach nähe hatte und ich war auch nicht in der Lage die Bedürfnisse meines Partners zu sehen und zu erfüllen. Mein Partner im Gegenzug hatte aufgrund des Autismus Schwierigkeiten den Stress zu verarbeiten und die Bedürfnisse der Familie zu erkennen. Zudem war er sexuell sehr frustriert und Sex für ihn ein sehr wichtiges Thema.

      So wichtig der Sex für ihn war, so unwichtig war er für mich. Sex war für mich immer eher Nebensache. Wenn ich frisch mit einem Mann zusammen kam so hatte ich mit ihm viel Sex und Spaß daran, aber sobald die erste Verliebtheit vorüber war lies dies bei mir nach und ich brauchte von mir aus vielleicht ein bis zweimal im Jahr Sex.Ich war schon der festen Überzeugung frigide zu sein, da sich dieses Verhalten meinerseits durch alle Beziehungen zog, welche ich hatte.

      Mein Herr wollte die Beziehung aber nicht einfach kampflos aufgeben und suchte nach Hilfe. Er meldete sich in diversen Foren an und unter anderem auch in deinem BDSM-Forum. (Wir wissen gar nicht mehr wie es hieß) Da er schon vorher Erfahrungen in dem Bereich gesammelt hatte und ihm das auch gefallen hatte, wurde ihm dort angeraten mit mir offen darüber zu sprechen, was er sich wünscht. Und zudem hatte sich bei ihm, angeregt durch die Erzählungen der anderen Mitglieder, der fixe Gedanke festgesetzt, das wir mit BDSM unsere Beziehung retten konnten. (Hat es nicht, aber dazu später mehr :) )

      Er sprach also das Thema BDSM bei mir an. Ich erinnere mich noch gut, ich war das Wochenende mit den Kindern bei meinen Eltern gewesen und kam zurück, da begrüßte er mich in Hemd und Anzughose, die Wohnung war blitzblank auf Vordermann gebracht worden und er begrüßte uns mit einem strahlen im Gesicht, wie sehr er uns vermisst hätte und das er eben mit mir reden wollte. Als er mir erzählte was ihm auf dem Herzen liegt und was er sich wünscht war meine erste Reaktion: "Du willst bitte was?!?" Dann erklärte ich ihm das meine letzte Sorge unser Sexualleben sei und er nen Vogel hätte, wenn er meinte das sowas hilft unsere Beziehung zu retten. Er lies nicht locker und sprach das Thema immer wieder mal an über mehrere Tage hinweg und bat mich die Forenbeiträge doch selbst mal zu lesen usw. Irgendwann stimmte ich dann zu und lies mich belatschern es wenigstens mal zu versuchen.

      Damals lag sein Fokus vor allem auf Dominance & Submission und so war auch dies bei unserem ersten Versuch das Hauptthema. Bevor wir begannen gab er mir noch einige Hinweise. Vom Safeword auf das er schon "eingestellt" war über bestimmte Regeln und den Hinweis das ich jederzeit abbrechen dürfte, wenn es mir zuviel würde. Er hielt die erste Session kurz und verlangte auch nicht all zuviel, es war ja ein vorsichtiges rantasten. dennoch ich war zwar Neugierig und brach auch nicht ab, aber zeitgleich führte ich die ganze Zeit einen inneren Kampf mit mir. Ich bin schließlich eine starke Frau und dann soll ich mich auf einmal einem Mann unterwerfen? Hab ich mir nicht als Teenie geschworen sowas niemals zu tun? Auch nach der Session die mit richtig gutem Sex endete machte ich mir weiter Gedanken und am nächsten Tag, als ich quasi wieder auf dem Boden ankam, fand ich es auch ziemlich widerlich was wir getan hatten.

      Es war für mich ein ziemlich böses erwachen... Ich Fragte mich was ich da getan hatte und wieso? Ich wurde noch sensibler und dünnhäutiger als ich es eh schon war und so war es kein Wunder das der Tag in einem großen Krach endete. Ich weiß heute nicht einmal womit er begann. Aber es kam am ende auch wieder das Thema Sex zur Sprache. Ich schimpfte ihn das es eine bekloppte Idee von ihm war und das ich so was nicht mehr wiederholen werde. Er meinte nur das es mir doch scheinbar auch Spaß gemacht hätte so wie mein Körper reagiert hätte und ich Antwortete ihm "Meinem Körper hat es vielleicht gefallen, aber meine Seele ist dabei eingegangen" Er schaute mich nur verständnislos an, unfähig zu begreifen was in mir vor sich ging und meinte das ich dringend Hilfe bräuchte. Heute wissen wir beide es war eine dumme Idee. Die Beziehung stand mehr als nur auf der Kippe, das Verständnis für den jeweils anderen konnte gar nicht mehr aufgebracht werden, weil wir beide Kräftemäßig einfach nur am Ende waren. Und so konnte auch gar keine vernünftige Nachsorge geschehen. (Da haben wir den Grund wieso BDSM eben eine Beziehung unter Umständen nicht rettet)

      So kam es wie es kommen musste, unsere Probleme wurden nur größer statt kleiner und schließlich trennten wir uns ganz. Er zog wieder zurück nach Österreich und wir hatten für 2 Monate keinen Kontakt mehr, bis ich wegen der Kinder von ihm etwas benötigte und mich bei ihm wieder meldete. Da wir beide Zeit hatten wieder bei uns anzukommen, konnten wir nun endlich mit einander reden, wie wir es schon viel früher hätten un sollen. (Also auch wieder den anderen sehen im Gespräch) Wir redeten lange und viel miteinander, stellten fest wie blöd die ganze Sache gelaufen war und hatten für die Kinder einmal die Woche eine Skypekonferenz, damit sie ihren (Stief-)Papa wieder sehen und hören konnten. Nach und nach näherten wir uns wieder aneinander an und ein dreiviertel Jahr später zog er wieder bei mir und den Kindern ein.

      Ich kommunizierte ihm das ich verstehe das BDSM ein wichtiger Teil für ihn ist, aber aktuell dem Thema lieber aus dem Weg gehen möchte. Ich konzentrierte mich aufs Abi und dann darauf welches Studium ich denn machen wollte, bevor das Thema etwa 1,5 Jahre später wieder auf den Tisch kam. Diesmal meldete er sich hier an und las mit mir viel auf der Hauptseite und ein neuer Anfang war getan.

      Darüber schreibe ich dann aber in einem anderen Teil. :) (Der noch nicht fertig ist)

      War jetzt viel drumherum, aber ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen, den Bericht zu lesen.
      Jeder neue Tag ist eine neue Chance, sich zu finden, in sich fündig zu werden, aus sich heraus zu gehen.

      Saillady schrieb:

      @Silbermond...eure Geschichte zeigt, dass "ein Ende" nicht immer "das Ende"sein muss.
      Dem kann ich mich nur anschließen.

      Silbermond schrieb:

      die Vorgeschichte habe ich nun fertig und tippe sie gleich hier ins Forum ab, bevor mich der Mut verlässt.
      Danke, dass du deine/eure Geschichte so offen mit uns Teilst, da brauch man Mut für.

      Ich bin jetzt schon neugierig darauf, wie es weitergeht, wenn ich das mal so sagen darf :whistling:
      Nachdem ich mich vom Wochenende erholt habe (hat tierisch Spaß gemacht, aber platt war ich eben trotzdem :D), kommt der nächste Part meines Erlebnisberichtes. Mein Herr hat schon geschimpft von wegen Cliffhanger sind blöd, aber so in den Erinnerungen wühlen ist echt schwer :D

      Der 2. Versuch

      Nachdem wir uns wieder zusammen gerauft hatten, galt es für unsere Probleme Lösungen zu finden, damit wir nicht nach kurzer Zeit wieder vor dem selben Scherbenhaufen stehen würden. Es war uns beiden bewusst, dass wir dann endgültig verloren hätten. Auch meine Freunde hatten Angst und Sorge um mich. Da diese durchaus berechtig war und ich zum einen weder meinen wiedergefundenen Partner verlieren wollte, aber auch nicht meine Freundschaften erneut auf solch eine Belastungsprobe stellen wollte, wie wir sie ein Jahr zuvor hatten, holten wir uns professionelle Hilfe. So fanden wir nach und nach Lösungen für unsere Alltagsprobleme, aber ich lernte auch mit dem Autismus meines Partners umzugehen. So wie er nach und nach lernt mit uns umzugehen und unsere Bedürfnisse zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren.

      Nachdem die existentiell wichtigen Probleme angegangen waren, widmeten wir uns erneut unseren Problemen im Bett. Dabei trafen wir auf völlig unterschiedliche Bedürfnisse von uns beiden. Ich hatte ein recht dürftiges Bedürfnis nach Sex, da ich mich auch nur schwer fallen lassen kann kann, wenn ich tausend Gedanken und Sorgen wälze. Ein Problem das verständlich ist und viele haben. Mein Herr allerdings reagierte anders, je mehr Stress er hat, umso größer sein Wunsch nach Sex, der ihm hilft Stress los zu lassen und abzubauen. Auch dies geht vielen so. Also ein "normales" Beziehungsproblem.

      Zeitgleich erklärte er mir aber auch, dass normaler Sex ihm nicht mehr reicht und er speziellere Bedürfnisse hat. In unserer Beziehungspause hatte er sich mit einigen Doms getroffen und mit ihnen Erfahrungen ausgetauscht und so konkretere Vorstellungen entwickelt was ihm gefällt und was ihm fehlt.

      Ich war dem BDSM gegenüber nicht ganz abgeneigt, trotz meiner ersten Reaktion 2 Jahre zuvor, aber ordnete mich selbst eher dem Ton angebenden Part zu, wenn ich mich schon einordnen sollte. Ein verstecktes Interesse an BDSM hatte ich schon immer, doch mich nie näher damit befasst aus verschiedenen Gründen:
      Zum einen habe ich als Kind und auch in meiner gescheiterten Ehe, sehr schlechte Erfahrungen mit anderen Menschen gemacht (keine Missbrauchs-Erfahrungen) und daher war mein Vertrauen Im Eimer. Die Kontrolle an jemanden anderen abzugeben war für mich unvorstellbar... schließlich hatten mich andere Regelmäßig hängen lassen und der einzige Mensch dem ich wirklich vertraute war ich selbst zu diesem Zeitpunkt. Zudem hatten Gewalterfahrungen mit Männern dafür gesorgt, das ich nie wieder "Opfer" sein wollte. Und im Klischee-denken, was man so im Volksmund mitbekommt, war BDSM somit das Gegenteil von dem was ich wollte. "Täter" wollte ich aber auch nicht sein, obwohl ich mich sehr intensiv mit starken Frauen in der Geschichte und Kriegerinnen befasst habe. (Wie gesagt Klischee-denken, heute weiß ich es besser) Ich hasste Männer nicht, aber hatte ein sehr gespaltenes Verhältnis zu ihnen und so waren solche Praktiken undenkbar für mich.
      Zum anderen hatte ich erlebt wie Freunde auf solche Themen reagierten und diese gleich abblockten und gegen Gesellschaftlich angesehene Ansichten wollte ich mich auch nicht stellen. Zwar kam zu dem Zeitpunkt als mein Herr das Thema ansprach auch gerade 50 Shades of Grey raus, aber diese Bücher reizten mich einfach nicht.

      Als Teenie hatte ich schon den ein oder anderen Gedanken Richtung Bondage. Mein Kopfkino war da durchaus sehr aktiv. auch Richtung D/S hatte ich die ein oder andere Fantasie, zum teil als Ausführende Person, zum Teil als Empfangende Person. Zeitgleich schob ich diese Fantasien weit von mir, da sie sich nicht mit meinen Glaubenssätzen deckten, welche ich aufgebaut hatte. Wie sollte ich eine starke unabhängige Person sein und Zeitgleich von einem Mann unterworfen werden? Wie sollte sich das miteinander vereinbaren lassen, unabhängig zu sein und sich zeitgleich fesseln und einfach nehmen zu lassen, gerade so wie der Mann lust darauf hat?

      Ich wollte arbeiten, Karriere machen, mich selbst verwirklichen. Ich wollte auch Kinder, aber dennoch nicht darauf verzichten ich selbst zu sein. (Lustiger Weise kam das Thema hier im Forum auf, als ich gerade meine Notizen zu diesem Beitrag schrieb :rofl: ) Ich wollte einen sanften Partner, welcher mir den Rücken stärkt, während ich meine Träume wahr werden lasse. Meine Beziehungen vor meinen Herren sahen so aus, das ich mir ziemliche Machos suchte, die völlig gegen dieses Bild sprachen. Mein Herr war der erste Mann der tatsächlich hinter meinen Wünschen stand und mir hilft.

      Sexuell gesehen war Kuschelsex zwar auch schön, aber auf Dauer langweilig. So baute ich instinktiv Machtspielchen mit ein. Entweder dadurch das ICH bestimmte, wann mein jeweiliger Partner was und wie darf oder indem ich ihn reizte, damit er endlich mal härter zupackt. Ich stellte oft fest das mir etwas fehlte, doch ich wusste es nicht zu benennen. Daher hatte ich dann eben ein recht geringes Interesse und Bedürfnis nach Sex in meinen Partnerschaften. Ich wusste einfach nicht zu benennen was mir fehlt. Und meine Moral und mein Weltbild verboten mir dem Kind einen Namen zu geben. Ich blockierte mich also selbst.

      Dieser Zwiespalt wurde konkreter als mein Herr dem Kind einen Namen gab und kochte hoch wie nie. War es wirklich das was ich wollte? Gereizt hatte es mich irgendwie schon, aber wenn ich dann in Pornos schaute was da so passiert, war mir das dann doch too much. Wenn ich mich einlas, was andere so machen, dachte ich mir nur "Das kann ich niemals" Ich ordnete mich eher als Vanilla mit leichter Neigung in dieser Richtung ein. Mein Herr versuchte mir zu helfen indem er sich mit mir gemeinsam einlas. Wir stöberten auf der Hauptseite von Gentledom.de durch das Lexikon, druckten die Liste aus, die es dort gab um Tabus und Grenzen einzutragen und schauten uns die verschiedenen Spielarten an. Ich war einfach wie erschlagen und überfordert. Da war so vieles das mir gar nichts sagte, Neugierig war ich aber dennoch. Einiges was ich da las machte mir Angst, anderes konnte ich mir vorstellen und manches erweckte meine Neugier.

      Mein Herr erklärte mir was sein "Endziel" ist. Es war 24/7 und Master and Slave, auch Bondage konnte er sich durchaus vorstellen. An SM hatte er absolut kein Interesse. Ich selbst hatte das meiste Interesse an Bondage und D/s wollte ich ihm zuliebe mal antesten, so richtig in die unterwürfige Richtung konnte ich mich zu beginn nicht einordnen, aber umgekehrt in die dominante Richtung auch nicht. Es hatte mir zwar immer gefallen, wenn ich merkte ich kann die lust meines Partners steuern, oder er meine, aber das war doch mehr was für den Pfeffer im Bett zwischendurch. SM klammerte ich komplett aus, auch Demütigung in jeglicher Form, Klinikspiele, extremere Spielarten, sowie NS oder Kaviar und Anal. Inzwischen sehe und erlebe ich einiges anders, deshalb schreibe ich auch diesen Erfahrungsbericht nieder. :)

      Nachdem wir das alles durchgesprochen hatten, ging es an die ersten Gehversuche. Sie waren nicht schlecht, aber meine inneren Kämpfe verhinderten vieles.

      So meldete mein Herr sich damals hier im Forum an, um dort Rat zu suchen, wie er mir helfen kann. Allerdings hatte ich durch meine inneren kämpfe so starke Widersprüche, das ihm keiner so richtig helfen konnte. So wurde ihm angeraten, dass ich mich doch selbst im Forum anmelden soll. Ich war zwar damals einerseits entsetzt, dass einige Forenmitglieder zweifelten, ob mir das alles Spaß macht oder ob ich es nur ihm zuliebe mitmachen würde, anderseits wenn ich heute die Beiträge von damals lese, verstehe ich diese Bedenken durchaus.

      Trotz allem bin ich sehr nett aufgenommen worden und fand viele offene Ohren vor. Die anderen Subs halfen mir sehr meine Ängste und Sorgen zu benennen und damit umzugehen. Es waren nicht alleine nur Ängste welche aus meiner Vergangenheit resultierten, auch wegen dem beruflichen Widerspruch, der sich zu dem Zeitpunkt für mich auftat. Ich möchte diesen aber nicht öffentlich in ein Forum schreiben, da dies zu Schwierigkeiten mit zukünftigen Arbeitgebern führen kann. Aber ich bin froh, dass meine eigenen Hemmungen und Ängste durch die liebe Hilfe der anderen Subs abgebaut werden konnten.

      Ab da verfiel ich erstmal in einen richtigen Flash. Schneller, weiter, höher, war das Motto. Ich wollte soviel entdecken, soviel nachholen und erleben, das ich zum richtigen Nimmersatt mutierte. Zeitgleich steuerte ich aber auch auf einen Absturz zu. Wer hoch fliegt, fällt tief. Ich wurde zunehmend empfindlicher und dünnhäutiger, bis ich mich ganz zurück zog und erstmal mit dem Thema BDSM gar nichts mehr zu tun haben wollte.

      Es kam zu einer langen Pause, wie es danach weiterging erzähle ich im nächsten Teil. :)
      Jeder neue Tag ist eine neue Chance, sich zu finden, in sich fündig zu werden, aus sich heraus zu gehen.
      Und nochmal: Vielen Dank für deine Worte und deine Offenheit! :blumen:
      Wirklich toll geschrieben und ich finde mit jedem Wort wirkst du sympathischer,
      als du eh schon rüber kommst. :)
      Grüße

      Mrs. Mendor

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      Ich sage das, was ich denke, und nicht das was DU hören willst!
      (Verfasser unbekannt)
      Als Autist würd mich reizen zu erfahren, was euch am Thema bzw. den Worten berührt und gefällt, weil es mir auch hilft meine Liebste besser zu verstehen und neue Facetten für mich freizuschalten. Also falls es euch nichts ausmacht was dazu zu sagen.

      Ich finds auch sehr schön ihre Schilderungen zu hören (sie liest mir ja aus Genehmigungsgründen vorher was sie schreiben will vor) und manchmal grins ich wegen meinen Erlebnissen und Wahrnehmungen. Aber ganz ehrlich das sind tolle Texte =)
      @Arphen Ich finde, @Silbermond versteht es wirklich gut, ihren Zwiespalt, diese gewisse innere Zerrissenheit zu transportieren. Trotz der Probleme, die ihr hattet, beschreibt sie sehr gefühlvoll eure, wohl auch teilweise holprige Reise zu eurem jetzigen Beziehungsstand. Man merkt aber auch schon beim lesen, wie euch diese Reise einander näher gebracht hat. :)
      Grüße

      Mrs. Mendor

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      Ich sage das, was ich denke, und nicht das was DU hören willst!
      (Verfasser unbekannt)
      Ich danke euch für eure Kommentare und entschuldigt das die Stoffeline (damit mein ich mich selbst) erst jetzt was dazu schreibt. :rot:
      Ich bin richtig gerührt, ich selbst ordne meine Texte ja immer in "netter Versuch, aber andere können das viel besser" ein.

      Eigentlich wollte ich den Erfahrungsbericht schon längst abgeschlossen haben und euch nicht so lange warten lassen auf das Ende, aber irgendwie ist die Muse welche mich bei den Beiträgen davor küsste flüchten gegangen und ich musste sie erst mit dem Lasso wieder einfangen gehen. Endlich hab ichs geschafft, das olle Ding hatte sich echt gut versteckt...also hier der Schluss:

      Und so ging es weiter....

      Ich endete zuvor mit dem großen Absturz. Nach meinen Flash fühlte ich mich einfach hoffnungslos überfordert. Es ging nicht mehr um moralische innere Kämpfe, ich hatte mir einfach zuviel zugemutet. Nachdem die ersten Schmetterlinge im Bauch, welche durch den Reiz des Neuen dort flatterten, sich wieder verzogen hatten, blieb eine emotionale Erschöpfung über.

      So fing ich an alles was mit BDSM zu tun hatte abzublocken. Auch meinen Herren stieß ich vor den Kopf und zog mich in mich selbst zurück. ich konzentrierte mich allein auf die Familie und das Studium für fast ein Jahr, bevor ich mich wieder mit dem Thema BDSM auseinander setzte. Dabei bemerkte ich das meine Pause nicht allein der Erschöpfung geschuldet war, sondern auch eine Verarbeitungsphase der Eindrücke und Erlebnisse war. Die Zweifel welche ich noch ein Jahr zuvor hatte, ob ich denn wirklich submissiv bin, ob das alles überhaupt wirklich etwas für mich ist, die ganzen Kämpfe welche ich in meinen vorigen Beiträgen beschrieben hatten, hatten sich nun erledigt. Ich war klar darin wo mein Platz ist. Die Vielfalt dieser neuen Welt welche mich am Anfang überfordert und erschlagen hatte, stellte keine "Gefahr" mehr dar. Viel mehr konnte ich nun lockerer damit umgehen. Es muss nicht alles auf einmal entdeckt und ausprobiert werden. ich merkte das es besser war es langsam angehen zu lassen und einfach mal abzuwarten wohin es sich entwickelt, statt unsicher auf Beiträge erfahrener BDSMler zu schauen und vor Angst den Kopf einzuziehen.

      Interessanter Weise bemerkte ich das einige Dinge die ich zu beginn als Tabu oder Strafe ausgeklammert hatte, nun doch eine gewisse Faszination auf mich ausübten, so das ich es wenigstens mal ausprobieren wollte, bevor ich endgültig sage "Ne das ist nix für mich" Ich hasste es früher wenn mir jemand auf den Hintern schlug, auch wenn es nur ein lieb gemeinter Klaps war. Ich konnte daran nichts erotisches finden. Daher waren Schläge auf den Hintern eher eine Strafe für mich, doch irgendwann merkte ich, das ich anfing Strafen zu provozieren, damit ich geschlagen werde und erzählte es meinem Herren. Ich wusste von ihm, dass er es eigentlich gar nicht mochte Frauen zu schlagen. Eine Sub hatte er daher sogar abgelehnt, weil er dem absolut nichts abgewinnen konnte und sie ohne nicht spielen wollte. Er las sich für mich trotzdem ins Spanking ein und probierte es aus. Am Anfang gab es ihm wenig bis nichts, doch irgendwann fing auch er an Spaß daran zu haben. Als er sah wie viel Freude er mir damit bereitet und wie er damit meine Lust kontrollieren konnte. Inzwischen genießen wir beide den Lustschmerz. Ich ihn zu fühlen und er ihn zu beobachten und experimentieren damit immer weiter, da man ihn in so viele Spielarten einbauen kann.

      Im Forum hatte ich alte Beiträge zum Thema Petplay von mir und meinem Herren gefunden, in denen wir schrieben, das wir uns nicht vorstellen können das wir daran Spaß haben könnten.( Diese waren es auch die mich dazu animierten mal meine Entwicklung anzuschauen) Doch inzwischen ist es ganz anders. Alles begann mit einfachem Positiontraining. Im Rahmen unserer Sessions übte mein Herr mit mir immer wieder neue Positionen und Bewegungsabläufe ein. Haltungen die er sich wünschte und arten wie ich auf ihn zukommen sollte, wenn ich etwas wollte oder holen sollte. Irgendwann gaben wir dem Kind dann einen Namen. Zuerst gab es nur die Stute, später kam die Hündin dazu. Doch sie waren noch mehr etwas..."dekoratives"...nur eine Rolle...ich fühlte mich noch nicht wie eine Stute oder Hündin. Das entwickelte sich erst im laufe der Zeit und je öfter mein Herr sich mit diesen beiden befasste. (Klingt grad nach Persönlichkeitsspaltung irgendwie :D ) Inzwischen ist es so, wenn ich die Stute bin, dann fühle ich mich auch wirklich wie eine Stute, ich werde gestriegelt, bekomme Zaumzeug angelegt, werde bewegt usw. während die Hündin ein schönes Hundeleben zu Füßen ihres Herren führt.

      Mit dem Ausleben eines 24/7 Machtgefälle hatte ich allerdings immer noch meine 3 Probleme. Einerseits hatte wollte ich es auch und wir starteten daher einige Versuche, doch ein Teil von mir fühlte sich darin eingesperrt. Er wehrte sich dagegen. Es war ein richtiges Paradoxon, denn wie ich in meinem Erfahrungsbericht zum Sklavinnendasein schrieb ist man es oder nicht. In einem solchen Machtgefälle, im Sinne von Master and Slave 24/7, war ein Abstrich also nicht so richtig passend und möglich. Wie in Goethes Faust "Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust" hatte ich wieder mal einen Disput mit mir selbst, vor alledem mit meinem Stolz. Erst als ich es schaffte meinem Herren diesen Zwiespalt anzuvertrauen, das er mich durch ihn hindurchführen kann, konnte ich meinen Frieden damit machen, als das ich ihm nun diese Macht über mich gab. Es ist ein Teil von mir und das habe ich inzwischen erkannt und auch anerkannt. Mein Stolz und dieser andere Teil in mir wird nicht einfach verschwinden. Das bin nunmal ich. :)

      Inzwischen haben wir einiges ausprobiert von dem ich immer sagte das es mir auf keinen Fall Spaß machen würde. Als Beispiel: Analsex und Plugs waren solch ein Thema. Ich sagte immer "Mein *** bleibt Jungfrau" Ich hatte früher über das Thema öfter mit Freundinnen gesprochen, konnte aber nie die Faszination anderer für dieses Thema nachvollziehen. Versuche meiner Partner mich dem Thema näher zu bringen wurden von mir im Ansatz schon direkt abgeblockt. Doch durch das Petplay wurde ich mit diesem Thema wieder konfrontiert. Schließlich hat ein Pony ja auch einen Schweif und dieser muss irgendwie befestigt werden. Mir persönlich gefallen die Schweifgürtel besser als die Plugs. Sie sitzen einfach Eleganter und haben diesen schönen Bogen am Ansatz. Doch mein Herr findet die Plugs optisch ansprechender. Ich bezweifelte das es mir jemals Spaß machen würde, aber irgendwann kam der Tag an dem unser Spiel so intensiv wurde, dass ich auf einmal das Bedürfnis verspürte es doch einmal zu probieren. Allerdings sagte ich in diesem Moment nichts, sondern unterdrückte den Wunsch. Es war mir peinlich und ich wusste auch nicht wie ich fragen sollte. So schrieb ich es in mein Tagebuch und mein Herr sprach mich dann darauf an. Ich stimmte zu es zu probieren, mich von ihm langsam an das Thema ranführen zu lassen. Allerdings habe ich heute noch ein etwas gespaltenes Verhältnis dazu und es liegt sehr an meiner Tageslaune wie ich Analplugs oder auch Analsex empfinde.

      Wenn ich so unsere Entwicklung betrachte, bin ich wirklich gespannt wie es weiter gehen wird in Zukunft. Welche Ängste, welche Tabus fallen noch? Was werden wir alles noch für uns entdecken, das für uns heute undenkbar ist? Wo werden unsere finalen Grenzen liegen?
      Nach etwas über 2 Jahren sehe ich uns immer noch am Anfang stehen, weil es sich so stetig weiterentwickelt und immer wieder neue Dimensionen annimmt. Zudem haben wir noch lange nicht alles ausgetestet was so auf unseren Listen steht oder als Spielzeug in unserer Kiste liegt. ;)

      Vielen Dank fürs lesen :)
      Jeder neue Tag ist eine neue Chance, sich zu finden, in sich fündig zu werden, aus sich heraus zu gehen.
      @Silbermond, ähnlich wie dir ergeht es mir im Moment. Aber, man kann nicht alles auf einmal und vor allem so schnell haben, wie man es gerne möchte.Nur, wie sage ich es richtig, ohne den Herrn zu verärgern. Umso mehr freut es mich, dass Ihr einen Weg gefunden habt für ein grösseres Volumen im Kontext. Mein Respekt!
      Teufelchen im Blut, Engelchen im Herzen
      und ein bisschen Wahnsinn im Kopf 8)
      @Silbermond...vielen Dank für Deine große Offenheit. Ich kann vor allen Dingen Deine inneren Kämpfe mit Deinem Stolz sehr gut nachvollziehen. Ich empfinde mich als starke Frau. Wie kann ich mich dann freiwillig in solch ein Machtgefälle begeben. Es war viel Gedankenaustausch mit meinem Herrn nötig, bis ich selbst habe sehen können, was er in mir sieht. Und nun...nun finde ich in genau diesem Machtgefälle eine tiefe Ruhe und Geborgenheit.
      Ich finde es bewundernswert, wie ihr mit @Arphens Autismus gelernt habt umzugehen. Gerade im Bereich BDSM, wo es ja sehr auf das Nachvollziehen emotionaler Reaktionen ankommt, ist das bestimmt oftmals eine Herausforderung. Dazu gehört viel Kommunikation und Offenheit. Allein das - ohne BDSM Kontext ist für viele Paare schon schwer genug.
      Ich habe mich beim Lesen etwas an meinen Herrn erinnert gefühlt. Er ist einer der wenigen erwachsenen ADHS-ler, was die Kommunikation oftmals nicht gerade leicht macht. Das erfordert auf beiden Seiten sehr viel Fingerspitzengefühl und ebensoviel Vertrauen.
      Ich wünsche Euch beiden einen nach wie vor spannenden und erfüllenden Weg miteinander!
      GLG Kira :blumen:
      P.S. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich unwahrscheinlich gerne Arphen's Beiträge lese, weil er sehr oft ganz andere Gedanken und Sichten einbringt, die mich wiederum dazu bringen, mich immer mal wieder selbst zu reflektieren.