Erniedrigung - Gedanken

      Erniedrigung - Gedanken

      Erniedrigung - was ist das?

      Vor einiger Zeit sassen wir nach einem erfüllenden Partywochenende morgens beim Frühstück zusummen.
      Eine dominante Frau erzählte, dass sie ihre Sklavin sehr gerne erniedrigt. Selbige Sklavin sass mit dabei und hatte grosse glänzende Augen und bestätigte das ihrerseits. Wenn sie richtig erniedrigt würde, sei das ein ganz tolles Gefühl und sie brauche das sehr.
      Ist das denn dann noch Erniedrigung?
      Was ist das überhaupt?
      Was passiert da?

      Ich freue mich, von euren Erfahrungen zu lesen und zu profitieren :)
      SMile
      Melac
      Na nu? Will Dir keiner was sagen? :)
      Liegt vielleicht daran, dass diese Fragen in die oft bemühte Rubrik: "Das ist ein subjektives Empfinden" gehören.
      Es gibt m.E.n. keine allgemeingültige Antworten darauf. Jede Person hat eine eigene Reizschwelle für Erniedrigungen und -auch schon hunderttausendfach bemüht- jeder gestaltet sein BDSM nach eigenem Ermessen.
      Wenn Du eine Partnerin/einen Partner hast, lässt sich doch durch Nachfragen ganz einfach feststellen, wie das bei Euch beiden aussieht.
      Evtl. kannst Du ja auch die Forum-Suchfunktion nutzen, um unter den entsprechenden Stichworten hilfreichen Lesestoff zu finden.
      "Manche Leute denken, sie haben die Weisheit mit Löffeln gefressen - dabei war es in Wirklichkeit nur eine Buchstabensuppe"
      - Ernst Ferstel -

      Melac schrieb:

      Wenn sie richtig erniedrigt würde, sei das ein ganz tolles Gefühl und sie brauche das sehr.
      Ist das denn dann noch Erniedrigung?
      Was ist das überhaupt?
      Was passiert da?
      das ist es doch was bdsm von echtem sadismus und masochismus unterscheidet die glänzenden augen und die lust der beteiligten dabei ?
      Hallo

      Melac schrieb:

      Ist das denn dann noch Erniedrigung?
      Natürlich ist es das noch Erniedrigung.
      Sind wir doch mal ehrlich. Selbst wenn Sub sagt "Das finde ich schlimm. Das ist erniedrigend" und Dom grinsend entgegnet "umso besser"- selbst dann ziehen beide etwas aus der gegebenen Situation, sonst würden sie es nicht tun.
      Und eine "wahre" Erniedrigung (also etwas, was Person XY als wirklich unangenehm empfindet) wird entweder durch Tabus und Grenzen ausgeschlossen oder aber die Personen ziehen ebenso etwas daraus, wenn der aktive Part komplett die Macht übernimmt. :love:


      Melac schrieb:

      Was ist das überhaupt?
      Was passiert da?
      Wie meinst du das?
      Willst du jetzt Möglichkeiten hören wie man jemanden erniedrigen kann?
      Das wird dir hier niemand sagen können, da jeder Mensch das für sich anders definiert.
      Oder willst du wissen, was derweil in Subs Kopf vorgeht?

      Helleschatten schrieb:

      Wie meinst du das?
      Willst du jetzt Möglichkeiten hören wie man jemanden erniedrigen kann?
      Nein.
      Ich selber kann mit echtem Erniedrigen nichts anfangen, ebensowenig wie beschimpfen oder so.
      Aber eben darum interessieren mich Meinungen und Aussagen dazu.
      Ich bin da eher der Förderer, Caregiver, an die Hand nehmer, Aufbauer.
      SMile
      Melac

      Melac schrieb:

      Was ist das überhaupt?
      Was passiert da?
      Also hmm ... in "Sendung mit der Maus"-Manier wird das hier niemand erklären können, wird niemand sagen können, welche psychodynamischen Mechanismen da ablaufen. Erniedrigend meine ich ist all das, was einen bewusst spüren lässt, dass man etwas zu sein oder tun hat, was dem eigenen "Wert" widerspricht - gerne auch mit einem Hauch oder mit einer Portion Peinlichkeit oder in-den-Boden-versinken-Wollen "garniert"... Und trotz alledem sorgt es währenddessen oder nachfolgend für ein wohliges Gefühl.


      surprise schrieb:

      das ist es doch was bdsm von echtem sadismus und masochismus unterscheidet die glänzenden augen und die lust der beteiligten dabei ?
      Es gibt nicht den "echten" Sadismus oder Masochismus, es gibt lediglich - und zu unserem großen Glück! - verschiedene Ausdrucksformen und Ausprägungen dieser psychischen Mechanismen.

      Sir_MarcO schrieb:

      Es gibt nicht den "echten" Sadismus oder Masochismus, es gibt lediglich - und zu unserem großen Glück! - verschiedene Ausdrucksformen und Ausprägungen dieser psychischen Mechanismen.
      der "echte" sadismus/masochismus ist jener der dem ursprünglichen wortsinn entspricht, der den kein mensch auf dieser welt am eigenen leib erfahren will, die klassische noncon situation beschrieben im strafgesetz - echt ist hinterher betrachtet in diesem sinne eine unglückliche wortwahl
      Die Fragestellung beschäftigt mich auch, ist es Erniedrigung, wenn es beide betroffene Nicht so empfinden, es von der Außenwelt aber als Erniedrigung gesehen wird?

      Ich versuche es mal mit einem Beispiel zu erklären. Als das Thema NS bei uns aufkam, war es für mich absolut tabu. Meine Gedanken dazu waren: Tiere markieren, wenn ich mich also markieren lasse bin ich weniger wert als ein Tier. Das passte nicht mit meinem Selbstwertgefühl zusammen, die Erniedrigung schien mir einfach zu groß. Wir haben drüber gesprochen, es probiert. Ich habe meinen Kopf von der negativen Assoziation zu NS befreit und inzwischen hab ich gefallen dran gefunden, aber eben nicht weil ich es erniedrigend empfinde, sondern weil mir das Gefühl auf meinem Körper gefällt.

      Wenn also beide Partner etwas nicht als erniedrigend empfinden, sondern ganz andere Gefühle damit verbinden, ist es dann noch Erniedrigung nur weil andere es so sehen?

      LG Moya
      Manchmal haut die Realität der Hoffnung gnadenlos auf's Maul.

      moya schrieb:

      Wenn also beide Partner etwas nicht als erniedrigend empfinden, sondern ganz andere Gefühle damit verbinden, ist es dann noch Erniedrigung nur weil andere es so sehen?
      Ich glaube, du verwechselst da einfach "Erniedrigung" mit "Wahrnehmung". Was die Öffentlichkeit "wahrnimmt", wie sie etwas bewertet, das wirst du niemals beeinflussen können. Und da es DICH nicht erniedrigt, ist es ergo auch nicht erniedrigend. Nicht für dich :)

      Grüße
      Marc

      Melac schrieb:


      Erniedrigung ... Was ist das überhaupt? Was passiert da?
      A reduziert oder nimmt (zeitweise) B's Wert.
      A erhält die Situation für einen Zeitraum x aufrecht.
      B erhält dadurch Zeit eine (vielleicht mehr als sonst) untergeordnetere Position ein- intensiv aufzunehmen.
      B fühlt sich klein - aus dieser niederen Warte erscheint A größer, B selbst zB verletzlich, unbedeutend, ausgeliefert
      B ermöglicht die die Aktion aus niederer Warte A deutlich erhöht wahrzunehmen.
      B realisiert es passiert mir nix, ausserdem nutzt A die Blöße und Verletzlichkeit des Moments nicht aus
      A löst die Situation, gibt Bestätigung, sichert die Bedeutung von Gleichwertigkeit, stärkt B,
      B fühlt sich größer aus zuvor - das Wachstum des Moments flammt nach und/oder die Überwindung
      A + B's Verbindung gewinnt an Vertrauen, (Selbst-)Sicherheit-/Achtung, Bindung

      :) just my 5 cent's
      d
      <<<Toleranz sollte nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.>>>
      Johann Wolfgang von Goethe
      Hallo lieber @Melac,

      @triangel beschreibt es sehr gut.
      Eventuell kann ich noch etwas hinzufügen.

      Wie die anderen Schreiberlinge hier schon erwähnt haben, hat da jeder seine eigene Grenze des Erträglichen.

      Wir hatten vor kurzem eine für mich ziemlich heftige Erniedrigung in einer Session.
      Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass es nötig war.

      Sein Fuß in meinem Nacken. Meine Stirn auf dem Boden. Dazu ein paar klare, deutliche Worte in dem richtigen Ton.

      Was passiert da?
      Ich als Sub wurde mal wieder auf Spur gebracht, meine Position war augenscheinlich klar. Klein, unter ihm und unterwürfig.
      Der Fuß untermauerte das sehr deutlich.
      Er steht über mir und es braucht nicht viel um mich auch in dieser Position zu halten.

      Seine Worte zwangen mich in kürzester Zeit nachdenken zu lassen, was ich ihm an Macht, Sagen und 'Herrschaft' geschenkt habe und wie ich mich zu verhalten habe, auch ihm gegenüber.
      Mein Aufmucken hatte einen Anschlag erreicht.

      Es ist ein Machtgefälle, was psychisch wirkt, besonders, wenn dem ein 'Kampf' voraus gegangen ist.
      Na klar ist das irre unangenehm, vor allem, wenn man ein zu großes Mundwerk hat X/ .

      Es geschieht aber ein Umdenken, man erinnert und verinnerlicht. Besser kann ich's nicht beschreiben.
      Auch die Tatsache, daß er sich behaupten kann und dafür keine Schläge benötigt ist viel wirkungsvoller.

      Naja... Und körperlich reagieren tut man trotzdem. Ich zumindest. :rot: Obwohl die Gefühle unangenehm und zwiespältig sind. :pillepalle:

      Bei sonstigen verbalen Beleidigungen trifft es vielleicht einfach die Tatsache, dass ausgesprochene Wahrheiten schon irgendwie kicken. Auch wenn sie demütigend sind.

      Ich hoffe, dir hilft das weiter? :)

      LG
      Orion
      Servus Orion,

      ich persönlich würde das meiste was du ergänzt hast als Demütigung nicht Erniedrigung bezeichnen, zumal
      du den Punkt beschreibst wie es dir den Platz bewusster gemacht hat, der dir inne ist. Da beide für meine
      Begriffe Hand in Hand gehen, sich ergänzen und streckenweise kaum zu unterscheiden sind ist das prima.
      Danke :) .

      Ich klau dir mal den roséwerde Smiley - körperliche Reaktion auf Erniedrigung in Form von Erregung ist
      doch bei entsprechender Veranlagung kein Wunder. Ist doch wunderbar, zumal die Aktion deinen Worten
      nach mindestens zwei Auslöser bei dir getroffen hat. Aktion gelungen würd ich sagen. :)

      Viele Grüße
      triangel
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      Nun muss ich doch noch mal einhacken. Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, ist alles was mein Selbstwertgefühl angreift, was mich beschämt - Demütigung.
      Die Situation wie @Orion sie beschreibt kenne ich ähnlich auch, verbinde damit aber nur positive Gefühle, mein Platz, mein Geschenk, mein Master. Bisher hab ich immer gesagt ich empfinde die Situation nicht erniedrigend. Richtig wäre aber ich empfinde die Situation nicht als demütigend?

      Liebe Grüße Moya
      Manchmal haut die Realität der Hoffnung gnadenlos auf's Maul.
      Bei mir war beides der Fall.
      Das liegt aber daran, dass ich ne Kampfkatze bin.

      Die Position und dazu die Worte, die auch beleidigend und erniedrigend waren (möcht jetzt nicht alles auspacken), joahr, war schon heftig und hat sich nicht richtig gut angefühlt...
      @moya
      Genau! Ich hab's auch noch freiwillig getan. In Position und die Falle ging zu. Schnnnnapp!!!!

      Ich denke, wir beide sind unterschiedlich demütig und unser bdsm ist unterschiedlich lebendig...
      Wie schon öfter erwähnt sind wir beides Grenzgänger. Das erklärt vielleicht auch so manches. :)

      Böse waren seine Worte auch nicht... Keine Sorge. Die reinste Wahrheit. 8o

      moya schrieb:

      was mein Selbstwertgefühl angreift, was mich beschämt - Demütigung.Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe...
      Was deinen Wert angreift ist Erniedrigung.
      Das hat nur etwas mit dir und deinem Innern zu tun, allerdings ist dein Herr in dem Moment Instrument für dich.

      Was dir hilft deine Position im Verhältnis zu deinem Dom zu spüren ist Demütigung.
      Es zeigt Statusunterschied auf, braucht also direkte und vor allem lebendige Welchselwirkung zwischen euch beiden.

      nochmal 5 cent
      :)
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      Hach ist das kompliziert. Also was meinen Wert mindert ist Erniedrigung. Dh. Erniedrigung hat nicht nur mit der eigenen Wahrnehmung zu tun, sondern auch mit der Fremdwahrnehmung. Das würde doch aber auch bedeuten, sobald ein Machtgefälle besteht, ist das eigentlich schon Erniedrigung? Schliesslich ordene ich mich meinem Master unter. Oder gilt Erniedrigung nur für spezielle "extremere" Einzelfälle?

      Aber was ist dann Demütigung? Wenn ich es googel bekomme ich folgende Definition:
      Demütigung ist die den Selbstwert, die Würde und den Stolz angreifende beschämende und verächtliche Behandlung eines Anderen

      Also,gedemütigt werde ich definitiv nicht, mein Selbstwertgefühl wird von meinem Master respektiert, sogar geschützt und bleibt unangetastet. Ich ordne mich ihm unter, ganz einfach weil es sich gut anfühlt.

      Liebe Grüße Moya
      Manchmal haut die Realität der Hoffnung gnadenlos auf's Maul.
      Das Machtgefälle ist ausgezeichnet durch Ungleichberechtigung, nicht durch fehlende Gleichwertigkeit.

      Ob ein Dom die seine als gleichwertig sieht oder meint seine Partnerin sollte anderswertig / minderwertig im Vergleich zu ihm sein ist ne andere Sache.

      Wegen deines Googelerfolges mache ich mir mehr und mehr meine eigenen Gedanken und vergleiche wenn mehrere Quellen. :)

      "Demütigung" wird immer gern mit einem nagativen Touch betrachtet, im Gegensatz zu "Demut erfahren" oder "in Demut aufschauen".

      Ob es Würde und Stolz angreift ist wohl auch eine Frage wie jemand den sich selbst gegenüber "höheren" Stellenwert des Herrn im Ds wahrnimmt, auch ob derartige Aktionen von ihm (bereits) angenommen werden können. Das ist ja auch ne Frage von Vertrauen und Einfühlungsvermögen und Persönlichkeit. Nicht jedem fällt es gleich leicht seine Seele so nackt zu machen.

      Eine nicht submissive Frau wird sich ziemlich vorgeführt und lächerlich gemacht fühlen. Die submissive sich dagegen ausgesprochen wohl, wenn auch der Moment für die Seele ganz schön anstrengend sein kann.

      Die verächtliche Behandlung eines Doms möchte ich mal in Frage stellen.
      Der Unterschied ist - in dem gefundenen Googlebeitrag wird von leichtfertigem oder mißachtendem Verhalten gesprochen.
      Im Ds sollte solches aber im Sinne aller Beteiligten, stärkend, weiterbringend und nicht zerstörerisch eingesetzt werden.


      gedemütigt werde ich definitiv nicht, mein Selbstwertgefühl wird von meinem Master respektiert, sogar geschützt und bleibt unangetastet.
      Aha :), siehst du.

      Demütigung im Ds - wenn du mich fragst - ist achtsames symbolhaftes Aufzeigen "ich bin ich und du bist du und das ist gut so, das soll so sein und ich erkenne das an und bestätige dieses" .

      Mein Selbstwertgefühl wird ebenso geachtet, geschützt und ausgebaut. Eine Möglichkeit dies zu fördern ist Ernioedrigung. Das wurde möglich mit dem Erfahren, dass mir nichts zustoßen wird und nachdem zunächst mal ein -hm- Ur-Selbstwert fix etabliert war, der vor der Beziehung aufgrund vergangener Erfahrungen wackelig geworden war. Ich bin froh, dass es nicht unangetastet blieb. Zum einen weil es eine sehr innige Erfahrung ist, mich jedes Mal ein Stückl weiter bringt und ich die mitschwingende Erregung um nichts in der Welt mehr hergebe. ;)
      <<<Toleranz sollte nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.>>>
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