Es ist mitten in der Nacht ...

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      Es ist mitten in der Nacht ...

      ... und es klingelt das Telefon.

      Ich habe tief und fest geschlafen. Es ist 2:30 Uhr und ich muss um 5 Uhr wieder aufstehen.

      Welcher Depp ruft mich um diese Zeit an? Oder ist in meiner Familie irgendwas Schlimmes passiert?
      Ok ok, ich komme ja schon.

      Völlig verschlafen, leise und ein wenig ängstlich melde ich mich. Wer ist da dran? ?(
      Eine männliche Stimme, aber wer ist das? Hat der seinen Namen gesagt? Ich bin noch nicht richtig wach und habe das ja vielleicht überhört und frage wer da denn dran ist.
      Er meinte, ich soll doch mal raten, wer er sei.

      Seine Stimme kommt mir irgendwie bekannt vor. "Bist du vielleicht Klaus?" Der lag nämlich mit meinem Freund zusammen im Krankenhaus und die beiden haben sich ganz gut verstanden und er hat erzählt, dass er grad arge
      Probleme in seiner Ehe hat. Hm?
      Einige Namen von männlichen Bekannten schwirren durch meinen Kopf.

      Er fragt, ob ich alleine bin. - Ja, bin alleine, mein Freund ist nicht da.
      Er fragt, ob ich im Bett liege. - Ja klar, was soll ich sonst wohl um diese Zeit machen?

      Ich frage noch einmal nach seinem Namen. Ich bekomme keine Antwort.

      Stattdessen fragt er was ich an habe. - Was ich an habe? Wieso will er das denn wissen? Merkwürdige Frage. Ich verstehs nicht. Er meinte, er wäre so neugierig. Ist doch nichts Schlimmes, kann ich doch ruhig sagen.

      Ich weiß immer noch nicht, wer das ist und frage ihn noch einmal. Aber auch diesmal bekomme ich keine Antwort.
      So richtig wirklich wach bin ich immer noch nicht. Also sag ich ihm, dass ich einen warmen Frotteeschlafanzug an habe. Vielleicht sagt er mir ja dann endlich mal seinen Namen.

      Vielleicht hat er sich einfach verwählt? frag ich ihn. Er meint, nein hat er nicht.

      Oder soll ich einfach auflegen? Neee, auflegen ist unhöflich. Bin doch ein liebes Mädchen. Sowas tut ein gut erzogenes Mädchen nicht.

      Ich probiere es trotzdem mal und sage ihm, dass ich jetzt auflege, wenn er mir seinen Namen nicht sagt. Er meinte, er würde dann einfach wieder anrufen.
      Aber er sagt mir seinen Namen immer noch nicht, er sagt nur, dass er sich so allein fühlt und einfach jemanden zum Reden braucht.
      Aber wenn ich doch nicht weiß, wer er ist? Ich will ja gerne helfen, aber dann muss ich auch wissen, wer er ist.
      Das wäre nicht nötig.

      Stattdessen fragt er, wie groß wohl meine Hand ist. Hm, meine Hand? Was soll das nun wieder? Und auch hier krieg ich wieder zu hören, dass da noch nichts weiter bei ist.
      Mein Freund meint immer, dass ich ziemlich kleine Hände habe.
      Kunststück, er hat ja auch riesige Hände, ist ja schließlich auch ein langer Kerl.
      Ich wüsste keinen Vergleich, meinte ich so.

      Langsam werde ich doch wach und mir kommt das hier alles irgendwie unwirklich vor. Was tue ich hier eigentlich?

      Dann fragt er, wie groß meine Brüste sind. Moment, bin ich hier im falschen Film? Er meinte, ich soll mal meine Hand um eine Brust legen. Passt sie da rein?
      Wie bitte?
      DAS werde ich ihm nun aber ganz bestimmt nicht sagen!
      Ich kriege Angst.
      Nun bin ich auch wach.

      Ich frage ein letztes Mal, wie sein Name lautet. Auch dieses Mal will er es nicht sagen.

      Dann sage ich, dass ich jetzt auflege.
      Und genau das tue ich dann auch.

      Verdammter Mist, was war das jetzt? Wieso hab ich nicht gleich wieder aufgelegt?
      Wieso habe ich seine Fragen überhaupt angefangen zu beantworten?

      Ich warte ...

      und warte ...

      aber das Telefon klingelt nicht noch einmal.

      An schlafen ist nicht zu denken. Mir ist schlecht vor Angst. Kennt er vielleicht meine Adresse?

      Ich bin sehr froh, als ich endlich zur Arbeit gehen darf.
      Nach Feierabend setzte ich mich in mein Auto und fahre zu meinem Freund und erzähle ihm davon. Und bin unendlich froh, als er mich in den Arm nimmt und mich tröstet.
      Am nächsten Tag muss ich erst wieder zurück in meine eigene Wohnung.

      Aber dieser Telefonanruf geisterte noch lange (bis heute) in meinem Kopf rum und auch die Angst, dass er vielleicht doch meine Adresse kennt.


      (eine wahre Geschichte - meine)

      Rosalie

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Rosalie ()

      So ganz genau weiß ich es nicht mehr.
      Das muss so zwischen 1984 bis 1987 passiert sein.
      Zu der Zeit lebte ich in Hannover und habe dort eine Ausbildung absolviert. Deshalb war ich dort eben auch ganz allein.
      Meine Familie, meine Freundinnen und mein Freund waren eben nicht so einfach zu erreichen. Die lebten alle in anderen Städten.

      Und ja, es war sehr gruselig.