Ds und Verantwortung

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      Ds und Verantwortung

      Ds, zwei kleine Buchstaben..... So Begann der Beitag von @Gegengift . Treffend und wertvoll, wie die Likes und Kommentare zeigen.
      Ich kann mir vorstellen, dass viele diese Erfahrung teilen. So auch ich.

      Beim Lesen des Beitrags brach alles auf von dem ich glaubte es erfolgreich beiseite geschoben zu haben.

      Es gab keine blauen Flecken, keine Striemen und doch reichen die Verletzungen weit über das hinaus was man mit einer recht kurzen Begegnung in Relation setzen würde.

      Die Dinge die ich im DS Bereich erlebt habe, würden die Erfahrenen unter den Foristen vermutlich als harmlos einstufen. Ich selbst war mir der Tragweite nicht bewusst.

      Es hat viele Tränen, Selbstvorwürfe und lange Zeit die Fähigkeit gekostet loslassen zu können.

      Ich bin im Gegensatz zu manch anderer/ anderem sicher noch glimpflich davon gekommen.



      Die beiden letzten Sätze aus einer Antwort von @realGabe machten mich sehr nachdenklich.

      " Aber die Verantwortung darf der passive Part nicht einfach so an den passiven Part abgeben, so gerne er es auch möchte! Jeder muss soviel Verstand und Selbstverantwortung haben sich nicht ganz " abzugeben".

      Als passiver Part ist es mir natürlich auch wichtig, meinen Teil der Verantwortung zu tragen und wenn es nur darum geht in mich hinein zu horchen ob alles gut ist, was gerade mit mir geschieht. Ich möchte die Aussage von @realGabe nicht kritisieren, sie war Anlass für einige Fragen,die ich mir daraufhin stellte.

      1. Habe ich mich gefragt, ob es einen Zeitpunkt gab, an dem ich früher bzw unbeschadet hätte aussteigen können.
      Für mich persönlich muss ich antworten : Nein! Denn es fühlte sich erst einmal alles gut an und als ich merkte, dass etwas schief läuft, war es schon zu spät.

      2. Wie kann ich als Unerfahrene Verantwortung für etwas übernehmen dessen Konsequenzen/ Tragweite ich nicht abschätzen kann ?
      Wie viel Verantwortung trägt der erfahrene Dom ? ( mir geht es dabei nicht um eine Diskussion à la " böser Dom" " arme Sub" ;) )

      3. Ist es im Ds Bereich überhaupt IMMER möglich die Kontrolle über das eigene Verantwortungsbewusstsein zu behalten ?



      Was meint ihr zu den Fragen ? Was sind eure Erfahrungen?
      Oha ich ahne mal bei dem was du schreibst, du hast Schaden genommen. Hast du denn Menschen um dich herum die dich ein Stück auffangen können, helfen können? Scheue dich nicht davor dir eventuell auch professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber zu deiner Frage... Ich glaube eine 100% Sicherheit gibt es nicht. Es kann immer was schief gehen selbst wenn beide aufmerksam sind. Ich glaube aber das man viel dafür tun kann das das Risiko sinkt. Für mich ist ganz oben der geschützte Rahmen einer vertrauensvollen verbindlichen Liebesbeziehung. Dann als nächstes ehrliche offene Kommunikation. Wir sind in der Regel keine Hellseher, das bedeutet wir teilen uns beide mit was uns Wichtig ist, das ist ein laufender Prozess. Das dritte wäre für mich der ehrliche Einsatz der Ampel, Safeword und Safesign . Trotzdem kann was schief gehen, dann sollte beide darüber sprechen, reflektieren und nach Lösungen suchen. Das ist so meine Vorstellung von guten gesunden Rahmenbedingungen einer BDSM Beziehung. Ich wünsche dir sehr das du die Verletzungen verheilen und die Sonne wieder scheint in deinem Leben
      :)
      Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass bei allem immer zwei dazugehören.

      Denn wir sind alle Menschen. Das heißt, wir werden Fehler machen. Und genau deshalb sind in meinen Augen immer beide in der Verantwortung. - Unabhängig davon, wie tief das D/s gehen mag.

      Ich habe aus eigener, in letzter Zeit nicht unbedingt schöner, Erfahrung lernen müssen, dass man verdammt schnell was kaputt machen kann. Und das kann man kaum wieder gut machen, bzw. beaucht lange, um die psychischen Folgen wieder gerade zu bügeln.

      Man kann noch so vertraut miteinander sein, so ist dies keine Garantie dafür, dass man sich nicht irgendwann mal "vergalloppiert". Und dann steht man vor einem Scherbenhaufen.

      Die Schwelle zwischen erfahrenen und unerfahrenem Partner kann man in meinen Augen nur mit Kommunikation, Geduld und Vertrauen überbrücken. Klar kann man jemandem nicht die komplette Verantwortung für etwas geben, dass er nicht kennt. Dennoch sollte dieser Mensch in der Lage sein, abschätzen zu können, wo es an Grenzen stößt. Und dafür sollte man zumindest im Groben vorher darüber geredet haben, damit dieser Mensch für sich selbst schon mal eine eigene Meinung bilden kann.

      Und das sollte in jeder Beziehung Grundvoraussetzung sein.
      Bekennender Schwarzteefetischist. Wehe dem, der meinen Tee kalt werden lässt...

      Sannisa schrieb:

      Wie kann ich als Unerfahrene Verantwortung für etwas übernehmen dessen Konsequenzen/ Tragweite ich nicht abschätzen kann ?
      Wie viel Verantwortung trägt der erfahrene Dom ?
      Das ist eine gute Frage, die allerdings nicht nur für DS, sondern für sehr viele Lebensbereiche relevant ist. Nur selten kann man alle Konsequenzen einer Entscheidung vorhersehen.

      Ich denke aber, dass es hier einen Trugschluss gibt, denn auch der erfahrenste Dom kann dir nur vor den Kopf gucken. Jeder Mensch ist anders und gerade im DS Bereich kann es leicht passieren, dass eine(r) der Beteiligten das Machtgefälle als tiefer gehend und intensiver empfindet als der/die andere. Oder dass man unterschiedliche Vorstellungen von so einem Verhältnis hat.

      Kommunikation ist wichtig. Aber, dass man mit einander kommuniziert bedeutet nicht gleich, dass man einander versteht, bzw. dass die Botschaften auch so ankommen wie sie gemeint sind.
      Daher trägt Dom nicht mehr oder weniger Verantwortung als Sub.

      Man kann verantwortlich handeln, indem man sich auch auf Negatives vorbereitet und sich mit Menschen umgibt, denen man sich auch dann anvertrauen kann, wenn es einem schlecht geht. Verantwortung kann bedeuten, dass man kein intensives DS-Verhältnis eingeht, bis es eine stabile Grundlage gibt. Es ist eben individuell und von der Situation abhängig, in der man sich befindet.

      Jeder ist in erster Linie dafür verantwortlich sich selbst zu schützen und abzusichern. Das gilt für alle, denn auch Doms können durch Ds verletzt werden.
      Leider ist man oft erst hinterher schlauer.
      "Du gibst Widerworte X( " – "Nein :miffy: "
      Auch mich als Dom betrifft das Thema, denn auch ich habe, als Anfänger, die psychologischen Auswirkungen unterschätzt und leider nicht nur etwas, sondern für mein Empfinden sogar sehr. Die Fehler die ich dadurch gemacht habe und die weitreichende Folgen hatten und (ich hoffe es nicht) haben.

      Sannisa schrieb:

      1. Habe ich mich gefragt, ob es einen Zeitpunkt gab, an dem ich früher bzw unbeschadet hätte aussteigen können.
      Für mich persönlich muss ich antworten : Nein! Denn es fühlte sich erst einmal alles gut an und als ich merkte, dass etwas schief läuft, war es schon zu spät.
      Ja, es gab einen Zeitpunkt an dem ich aus dem Ganze hätte aussteigen können und es auch hätte tun müssen. Für mich und meine damalige Anvertraute. Hab ich aber nicht zu diesem Zeitpunkt so gesehen. Erstens gab es das Risiko Sie zu verlieren, welches ich nicht eingehen wollte. Zweitens war ich einfach nicht erfahren genug um es zu erkennen. Drittens hab ich gehofft es in den Griff zu bekommen. Auch für mich fühlte es sich zu gut an um zu bemerken das etwas schief läuft.
      Also Ja im Nachhinein gab es einen Zeitpunkt der beiden Seiten größeres Leid erspart hätte. Und Nein, ich konnte und wollte diesen Punkt nicht sehen.

      Sannisa schrieb:

      2. Wie kann ich als Unerfahrene Verantwortung für etwas übernehmen dessen Konsequenzen/ Tragweite ich nicht abschätzen kann ?
      Das ist eine schwierige Frage. Ich für mich wende mir gegenüber den Grundsatz an "Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.".
      Ich als Dom habe die Verantwortung. Punkt. Also muss ich auch diese übernehmen für Konsequenzen/Tragweiten, die ich nicht abschätzen kann, egal ob ich erfahren bin oder nicht. Das ist natürlich als Anfänger schwierig. Vor allem wenn ich nie eine solche Situation hatte und bewältigen musste oder weiß auf was ich zu achten habe, damit das Kind nicht in den Brunnen fällt.

      Sannisa schrieb:

      Wie viel Verantwortung trägt der erfahrene Dom ? ( mir geht es dabei nicht um eine Diskussion à la " böser Dom" " arme Sub" )
      Erfahren oder nicht, der Dom trägt Verantwortung für seine Sub. Sowie Dom Verantwortung für sich trägt und Sub auch die Verantwortung für sich trägt. Geht es also um die Eigenverantwortung muss jeder sein eigenes Päckchen tragen. Es heißt ja schließlich auch EIGENverantwortung und nicht Fremdverantwortung, diese trägt aus meiner Sicht zu einem Großteil der Dom für seine Sub. Ich als Dom muss bremsen und ermahnen zu mehr Vorsicht auch, wenn ich und Sub euphorisch sind in die fabelhafte Welt des BDSM einzutauchen. Ich als Dom habe da die Verantwortung mMn.

      Sannisa schrieb:

      3. Ist es im Ds Bereich überhaupt IMMER möglich die Kontrolle über das eigene Verantwortungsbewusstsein zu behalten ?
      Immer, ganz sicher nicht. Wer daran glaubt, der glaubt meiner Meinung nach auch an den Weihnachtsmann der die Geschenke bringt.
      Also ich kann nicht von mir behaupten das ich immer die Kontrolle über das eigene Verantwortungsbewusstsein habe. Auch mich kickt so manches im DS und da immer voll da zu sein und die Kontrolle zu behalten ist nicht möglich. Ich komme da ja auch in eine Art Rausch und der vernebelt nunmal die Sinne.

      Warum ich hier überhaupt dazu schreibe ist weil mich diese Worte hier

      Sannisa schrieb:

      Die Dinge die ich im DS Bereich erlebt habe, würden die Erfahrenen unter den Foristen vermutlich als harmlos einstufen. Ich selbst war mir der Tragweite nicht bewusst.

      Es hat viele Tränen, Selbstvorwürfe und lange Zeit die Fähigkeit gekostet loslassen zu können.

      Ich bin im Gegensatz zu manch anderer/ anderem sicher noch glimpflich davon gekommen.
      auch sehr nachdenklich gemacht haben.
      Ich werde wegen dem was ich in meinen Augen falsch gemacht habe, aus welchen Gründen auch immer noch lange mit Selbstvorwürfen plagen (mMn. zu Recht) denn es gibt keinen erbarmungsloseren und härteren Ankläger als das eigene Gewissen. Und diese Selbstvorwürfe und Selbstzweifel werden auch noch eine Weile dafür sorgen das ich Tränen vergieße wegen meiner Fehler und mich der Fähigkeit berauben loslassen zu können und das Spielen zu genießen. Weil immer irgendwo die Angst schlummert. Die Angst davor meiner mir Anvertrauten Sub Schaden zuzufügen. Einen Schaden denn ich nicht mit einem Pflaster oder ähnlichem heilen kann.

      LG
      McG
      Lieben Dank für eure Antworten

      @corina00 Mir geht es wieder gut. Ich habe liebe, erfahrene Menschen mit denen ich schreiben und reden konnte. Ich selbst habe viel darüber geschrieben und mit diesem Thread das Kapitel für mich abschließen können.

      @Patrator

      "Die Schwelle zwischen erfahrenen und unerfahrenem Partner kann man in meinen Augen nur mit Kommunikation, Geduld und Vertrauen überbrücken"

      .......... ja, unbedingt. Zeit ist ein entscheidender Faktor.

      "Und dafür sollte man zumindest im Groben vorher darüber geredet haben, damit dieser Mensch für sich selbst schon mal eine eigene Meinung bilden kann."

      ...........ja, es kann jedoch trotzdem passieren,dass 2 über das selbe reden und doch unterschiedliches meinen. In meinem Fall stellte sich heraus, dass trotz Gesprächen darüber, mein Gegenüber ein "anderes Ds" ( um es kurz zu fassen nenne ich es so) meinte als ich.


      @myownspirit.

      " sich mit Menschen umgibt, denen man sich auch dann anvertrauen kann, wenn es einem schlecht geht." <3 einfach unbezahbar

      Jeder ist in erster Linie dafür verantwortlich sich selbst zu schützen und abzusichern. Das gilt für alle, denn auch Doms können durch Ds verletzt werden. Leider ist man oft erst hinterher schlauer.

      ....... ich habe viel daraus gelernt. Über mich und darüber wo ich hin möchte und was dazu notwendig ist.

      @McGalagher vielen Dank, dass Du Deine Erfahrung hier teilst :blumen:

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Sannisa ()

      Tja, die Verantwortung - wer trägt sie? :gruebel:

      Ich denke, dass kommt stark auf die Beziehung an. :yes:

      Wenn ich als Sub meinem Dom eine Liste gebe und sage: "Das mein/e Lieber/Liebe sind die Dinge die ich mag, die darfst du so und so machen." , dann ist es gerechtfertigt, wenn beide die Verantwortung tragen. Vollstes Verständnis, kein Problem. :lesen:

      Wenn ich mich als Sub meinem Dom bedingungslos unterwerfe und in meiner Beziehung mit @Phylax ist es genau so, dann trägt er auch die ganze Verantwortung. Meine Aufgabe ist es ihm meine Gedanken, Ängste, Gefühle, etc. mitzuteilen und ihm vertrauensvoll zu folgen. Seine Aufgabe ist es zu entscheiden, für mich und uns. Deshalb ist es auch seine Verantwortung. :sir:

      Es muss doch jeder merken, dass es nicht funktionieren kann, wenn jemand sagt: "Ich bin der Herr/die Herrin und bestimme aber die Verantwortung, was dann mit dir passiert trägst Du!" ?(

      Niemand verlangt, das Dom keine Fehler passieren dürfen. Also ich jedenfalls nicht. Es kommt darauf an, wie nachher damit umgegangen wird. Das zeigt, ob jemand wirklich das Zeug dazu hat, andere Menschen zu führen. Oder ob es nur ein Möchtegern-Dom ist.
      Deshalb: :thumbup: @McGalagher
      Aber geht es nicht auch und vor allem darum, dass bei körperlichen Dingen das SafeWord gerufen werden könnte, während psychische Dinge langsam wirken? Man sich als submissiver Part in eine Positionbegibt, die je tiefer sie währt, umso besser sie ist- aber auch umso gefährlicher/ verletzender nachwirken kann?
      @dag hat mal gesagt, die Aufgabe des Doms ist auch, Sub bei Auflösen der Beziehung zurück zuführen. Was aber, wenn Dom dies nicht tut? In wie weit kann Sub zum einen Ihrer Eigenverantwortung nachkommen- zeitgleich aber ihrem inneren Drang nach 'absoluter Unterwerfung'? Schließt nicht das eine das andere aus- egal, in welche Richtung man schaut?
      Ja @Sasou , ich glaube auch, dass sich das gegenseitig ausschließt.
      Ich glaube auch, dass wir als Subs ein ungleich höheres Risiko eingehen. Denn wir sind am Ende einer Beziehung wirklich darauf angewiesen, wieder "zurück" geführt zu werden. Außer, wir lassen uns nicht ganz in die Beziehung fallen. ;(
      Dieses Thema habe ich gerade erst kürzlich selbst durch...

      Auch ich bin Anfängerin, und gehe meine ersten Meter in dieser Welt mit einem erfahrenen Spielpartner. Es harmoniert unglaublich gut zwischen uns, es war sehr schnell eine erstaunlich stabile und starke Vertrauensbasis da, er kann mich lesen wie noch kein Mann zuvor, die Intensität unseres Spiel nahm schnell zu. DS ist zwar nicht der Fokus, aber unser Spiel schwappte auch immer mehr in den Alltag, und hier kam eben der DS-Anteil zum Tragen. Es gab kleine virtuelle Spielereien und Aufgaben in den Phasen, in denen wir uns nicht sehen konnten, ich mochte das sehr, habe mich wohl gefühlt, habe das so kommuniziert und so hat auch mein Spielpartner es empfunden.
      Was er nicht wusste, nicht wissen konnte, und wessen ich mir selbst in der Phase auch nicht bewusst war, war die Tatsache, dass ich mich derart in diese unglaubliche Intensität, dieses tiefe Vertrauen, diesen ganzen DS-Rahmen habe fallen lassen, dass ich meinen Kopf weit weg in Urlaub schickte [IMG:http://wuerziworld.de/Smilies/cs/cs2.gif] , und das Ganze für mich emotional ein 24/7 wurde, was wir eigentlich beide nicht wollten. Wobei das von meiner Seite ein Kopfentscheidung war, denn ich wusste ja überhaupt nicht, wie sich das überhaupt anfühlt, sah mich selbst eher im SM beheimatet. Tja, und dann kam ich emotional im DS an wie in einem "Zuhause", und vereinnahmte dieses schöne Gefühl der emotionalen Bindung und Verbindung. Kopf war immernoch irgendwo auf den Bahamas [IMG:http://wuerziworld.de/Smilies/cs/cs9.gif] , und das Ganze hatte emotional bereits ein eher ungesundes Ausmaß erreicht, als ich anfing unter der bereits zu Beginn unseres gemeinsamen Spielens existierenden zweiten Spielbeziehung meines Partners sehr zu leiden. (Sorry für die häufige Wiederholung des Begriffs "emotional", ich bin einfach ein hochemotionaler Mensch, und das war hier einfach der Knackpunkt). Dabei ging es nie um Verliebtheit, der Rahmen "Spielbeziehung" war klar kommuniziert und vereinbart.

      Mein Spielpartner bemerkte zu dem Zeitpunkt dann, dass irgendwas echt schief läuft, und es war ein ziemlicher Schreck für ihn. Er kämpfte sehr mit sich, traf dann aber die Entscheidung, dass er diese Verantwortung für mich nicht tragen kann. Für mich war die Trennung ein Schock, der Kopf kam Knall auf Fall von den Bahamas zurück und verstand erstmal gar nix mehr. Wir haben beide sehr gelitten unter der Trennung, aber im Nachhinein betrachtet tat er mehr wie gut daran diesen Break herbeizuführen.

      Es folgten Wochen starker Selbstreflektion, und ich kam mir Stück für Stück auf die Schliche. Mein Spielpartner hatte nicht die geringste Chance diesen Verlauf abzusehen und zu erkennen, denn er kann mir nun mal nur bis vor den Kopf schauen. Um das gefühlsmässig mitzukriegen, haben wir uns nicht oft genug gesehen, sonst hätte er es gemerkt, da bin ich sicher. Trotzdem hat er sich grosse Vorwürfe gemacht es nicht bemerkt zu haben und somit dafür verantwortlich zu sein, dass ich so sehr litt.

      Ich habe mich von meinen begeisterten Schritten in der BDSM-Welt berauschen, und mich völlig kopflos in diese in dem Ausmaß nie erlebte Intensität des Fühlens fallen lassen. In keinster Weise habe ich meine Selbstverantwortung wahrgenommen, mit einem anderen Partner hätte das durchaus auch ins Negative laufen können. Mein Spielpartner hatte wirklich überhaupt keine Möglichkeit hier noch mehr Verantwortung zu übernehmen, und es war auch schlicht nicht seine Aufgabe. Für mein Innenleben bin ausschliesslich ich selbst verantwortlich, das kann ich niemand anderem aufbürden.

      Mittlerweile habe ich mein Innenleben neu sortiert, Erlebnisse, Erinnerungen, Empfindungen neu "bewertet", alles mit einer gesunden emotionalen Distanz betrachtet, und bin mir bewusst, was falsch gelaufen ist. Wir haben danach sehr viel geredet, und spielen jetzt wieder. ^^


      Ich teile dieses für mich wirklich sehr persönliche Erlebnis, weil ich glaube, dass soetwas gerade Anfänger/innen im Passiven Part sehr leicht passieren kann, die plötzlich im BDSM Beheimatung erleben, sich endlich ganz angenommen und angekommen fühlen. Bucht bitte keine Bahamas für eure Ratio, sondern behaltet bestmöglich die Füsse auf dem Boden und die Verbindung zu eurem Innersten! :blumen:


      Sannisa schrieb:

      2. Wie kann ich als Unerfahrene Verantwortung für etwas übernehmen dessen Konsequenzen/ Tragweite ich nicht abschätzen kann ?
      Wie viel Verantwortung trägt der erfahrene Dom ? ( mir geht es dabei nicht um eine Diskussion à la " böser Dom" " arme Sub" )
      Kannst du im Prinzip nicht, aber das entbindet dich trotzdem nicht von deiner Verantwortung gegenüber dir selbst, es dennoch zu tun und auch tun zu müssen! Dein Dom hat keine unmöglich für das Verantworung übernehmen, was in dir passiert, was in dir vorgeht, was in dir ausgelöst wird. Und auch wenn du das kommunizierst, was wirklich wichtig ist, auch dann bleibt diese Verantwortung immernoch ganz bei dir. Dies dem Dom übertragen zu wollen, empfände ich als nicht fair.


      Sannisa schrieb:

      3. Ist es im Ds Bereich überhaupt IMMER möglich die Kontrolle über das eigene Verantwortungsbewusstsein zu behalten ?
      Nein, IMMER geht das ganz sicher nicht. Wobei es in einer Spielbeziehung eigentlich wirklich IMMER sein sollte, während ich glaube, dass in einer stabilen festen Partnerschaft dies mit der Zeit wohl verschwimmt. Allerdings kann ich hier auf keinerlei Erfahrungswerte zurückgreifen, in der Theorie sollte es tatsächlich IMMER sein, die Praxis sieht bekanntlich dann ja oft ein bissl anders aus...


      Sannisa schrieb:

      ...........ja, es kann jedoch trotzdem passieren,dass 2 über das selbe reden und doch unterschiedliches meinen. In meinem Fall stellte sich heraus, dass trotz Gesprächen darüber, mein Gegenüber ein "anderes Ds" ( um es kurz zu fassen nenne ich es so) meinte als ich.
      Solche Missverständnisse sind blöd, können schmerzhaft sein, aber werde immer wieder passieren, wenn man nicht die gleiche Wissenbasis hat. Auch hier ist es deine Verantwortung zu beobachten, was es mit dir macht, und entsprechend zu reagieren. Wenn es sich erstmal gut anfühlte, war ja irgendeine gemeinsame Schnittmenge da. Dass die sich dann verschob und es für dich unschön wurde, war wahrscheinlich für euch beide nicht abzusehen. Es war in dem Moment deine Verantwortung zu reagieren und "stop" zu sagen, um dein Innenleben zu schützen.
      Und ja, aus so etwas intensivem wie DS geht man schnell mit emotionalen Verletzungen hervor, die aber letztendlich nur dafür sorgen, dass du dich genauso intensiv im Nachgang damit auseinandersetzt und optimalerweise dann genau dieses passiert:

      Sannisa schrieb:

      ....... ich habe viel daraus gelernt. Über mich und darüber wo ich hin möchte und was dazu notwendig ist.
      :old: Somit hat dich dieses Erlebnis definitiv ein Stück weiter gebracht und war nicht "umsonst", auch wenn du auf die Verletzungen sicher gerne verzichtet hättest. Versuch jetzt im Nachhinein das Positive darin zu sehen, denn ohne dieses Erlebnis wärst du jetzt nicht ein Stück weiter. :huggy:

      :coffee:

      Wir haben zwei Leben. Das zweite beginnt, wenn du erkennst, dass du nur eins hast.
      ~ Mario de Andrade :coffee:
      @rubbi da hast du etwas aufgeworfen, was mir auch durch den Kopf ging. Natürlich darf dabei nicht vergessen werden, dass auch der Dom viel von sich gibt.
      Spoiler anzeigen
      wenn jemand der Meinung ist ich liege komplett falsch, dann würde ich mich sehr über konstruktive Kritik freuen


      Auch er verliert etwas, sollte die Beziehung zu Ende gehen und je nachdem aus welchem Grund das passiert sucht er vielleicht auch die Gründe in seinem Handeln, denn er war der führende Part. Konnte er nicht führen, war er nicht stark genug sie zu halten? Warum konnte sie nicht vertrauen? Es ist nicht nur Sub, die ein Risiko eingeht. Ob es ein ungleich höheres ist vermag ich nicht zu beurteilen, so lange ich keine Erfahrungen auf der dominanten Seite des Spiels sammeln konnte. Dennoch hast du damit recht, dass Sub, wenn sie sich tatsächlich innerhalb der Beziehung vollkommen fallen gelassen hat, Hilfe benötigt um langsam zurückzukommen. Leider habe ich mehrfach sehen dürfen, dass dies nicht geschieht und das ganze dann teilweise in der Psychiatrie endete. Ich denke, das alles ist ein sehr individuelles wahnsinnig komplexes Spiel, was eben nicht immer nur ein Spiel ist. Und wie in jedem Spiel tragen alle Beteiligten zum Spielverlauf bei auch wenn nur einer der Spielmacher ist.

      June schrieb:

      Ich teile dieses für mich wirklich sehr persönliche Erlebnis, weil ich glaube, dass soetwas gerade Anfänger/innen im Passiven Part sehr leicht passieren kann, die plötzlich im BDSM Beheimatung erleben, sich endlich ganz angenommen und angekommen fühlen. Bucht bitte keine Bahamas für eure Ratio, sondern behaltet bestmöglich die Füsse auf dem Boden und die Verbindung zu eurem Innersten!

      Ja, bdsm kann imstande sein, Türen in einem zu öffnen, deren Existenz man gar nicht kannte. Das kann schnell hochproblematisch werden, denn das Netz, in das man sich aus großer Höhe zu fallen begibt, ist nicht immer engmaschig genug, ja bisweilen gar nicht ausreichend dimensioniert ...

      Es ist manchmal ein schmaler Grat, auf dem man sich bewegt. Und es gibt nicht die 100%ige Sicherheit, nicht in einen Strudel zu geraten, der ungünstig, ja schädlich für einen selbst ist. Deshalb sollte man die Antennen möglichst weit ausgefahren halten, um den Sender wechseln zu können, wenn das Programm nicht mehr das richtige ist!
      Jep! It always takes two!

      ...aber...

      Der Sinn von D/s ist IMHO eben dass der dominante letztlich die Verantwortung hat. Dafür, was er mit Sub veranstaltet, aber auch dafür, dass Sub Selbstverantwortung übt.

      Das Machtgefälle und Kräfteverhältnis, oft auch der Erfahrungsschatz bestimmen m.E. wie weit auch das Pendel der Verantwortung in die eine oder andere Richtung ausschlägt.
      We like to think we're the Roadrunner, but we're the Coyote.
      @Sir_MarcO

      Mit den Antennen wären wir dann wieder bei dem Thread in dem es um Kontaktverbot ging. Wenn Dom die Verantwortung möglichst vollständig übernimmt gerade weil er die Kontrolle liebt, wird er einen Teufel tun und Sub ermöglichen die Fühler auszustrecken. Sollte Sub es dennoch tun, gibt sie, so glaube ich, die Kontrolle nicht vollständig ab.
      @June Danke für diesen wirklich ergreifenden Bericht.

      Ich bin auch noch nicht so lange dabei (ca 1 Jahr) und mein Herr ist mein erster. Eigentlich fast identisch zu Deinem Erlebnis, deshalb berührt es mich auch so. Einziger, und ausschlaggebender Unterschied: wir haben uns beide verliebt. - Mein Kopf ist irgendwie noch auf Bahamas.

      Jedenfalls, wenn er bei mir ist. Denn auch ich muss ihn teilen mit seiner Angetrauten und den Kindern. Es bereitet mir auch oft Schmerz, dass er so wenig Zeit für mich hat. Auch, wenn ich kein Recht dazu habe - was mein Gewissen auch belastet und zusätzlich weh tut.
      Und ja, vielleicht steck ich einfach schon zu tief in dieser Beziehung, um ganz objektiv sein zu können.
      Aber er weiß genau, was in mir vorgeht. Meistens bevor ich es weiß.

      @greta85
      Natürlich investiert Dom auch einiges. Da er/sie meiner Meinung aber auch die Beziehung in der Hand hält, wird er am Ende dieser, nicht so aufschlagen wie Sub. In den meisten Fällen jedenfalls.

      Das Junes Dom die Notbremse gezogen hat, weil ihre Beziehung anscheinend für beide falsch abgebogen ist, finde ich verantwortungsvoll von ihm. Aber er hat sie nicht alleine gelassen, oder hab ich das falsch verstanden?

      Das meinte ich auch mit:

      rubbi schrieb:

      Niemand verlangt, das Dom keine Fehler passieren dürfen. Also ich jedenfalls nicht. Es kommt darauf an, wie nachher damit umgegangen wird. Das zeigt, ob jemand wirklich das Zeug dazu hat, andere Menschen zu führen. Oder ob es nur ein Möchtegern-Dom ist.

      Sasou schrieb:

      Aber geht es nicht auch und vor allem darum, dass bei körperlichen Dingen das SafeWord gerufen werden könnte, während psychische Dinge langsam wirken?
      und trotzdem ist auch da die Möglichkeit da ein Safeword zu benutzen.
      wenn wir jetzt festgesteckt haben, dieses und jenes ist in unser Beziehung dem machtgefälle unterworfen , in diesem Rahmen ist alles möglich und ich merke nach und nach , da ist etwas was an meine Substanz geht, dann kann ich doch auch da ein safeword nutzen.

      Sicher ist es subtiler, vileicht nicht sofort spürbar, sondern erst nach und nach.

      wirklich schwieriges Thema.
      Ja Kontrollabgabe, Abgabe der Verantwortung, ohne sich selbst dabei aus den Augen zu lassen.

      weiss ein anderer Mensch immer und in allen was gut für mich ist, ist jemand so übermächtig in allem besser bescheid zu wissen?
      Ich denke nein, ich denke sogar dass jemand der dieses glaubt zu sein, es soweit möchte im Machtgefälle unter grenzenloser selbstüberschätzung leidet.

      daraus wiederum ergibt sich für mich dass ich einen Menschen der sich dermassen überschätzt, der nicht sehen kann wo seine eigenen Grenzen liegen, nicht zutrauen würde die meinen zu erkennen.

      Verletzungen können in jeder Beziehung vorkommen, je nachdem wie tief sie ist.

      ob mit oder ohne Machtgefälle spielt dabei gar nicht so sehr eine Rolle.

      Um so mehr man bereit ist sich zu öffnen, seine Bedenken seine Angst vor Verletzungen über Bord zu werfen, sich ein zu lassen auf was auch immer, um so größer ist auch die Gefahr das man verlezt wird.

      dieses Vertauen, ich lasse mich drauf ein, weil ich nicht ständig mit der Angst davor leben möchte macht doch tiefe Bindungen überhaupt erst möglich.

      Nicht immer nur sich gut fühlen wollen, zum Leben gehört auch dass es Entäuschungen gibt, dass man sich schlecht fühlt wenn was kaputt geht.

      es zu lassen , dass man sich auch schlecht fühlen darf, kann helfen nicht an seinen schlechten Gefühlen zu Grunde zu gehen.
      Sie gehören genauso zu einem.

      sich annehem in seiner Dualität die aus gut und nicht gut besteht.

      Das zu erkennen ist in meiner Verantwortung, und auch dass was ich mit dem nicht gut fühlen mache.

      lasse ich mich davon überrollen, bemitleide ich mich wie sehr ich doch jetzt leide, oder nehme ich dieses leiden einfach an und lerne draus dass auch das mich nicht kaputt macht, sondern weiter bringt in meinem ganzen sein



      Um mich gut zu fühlen muss ich in der lage sein, es auch alleine zu können, ich kann von keinem Menschen auf der Welt erwarten dass er für mein glücklichsein zuständig ist.

      greta85 schrieb:

      Wenn Dom die Verantwortung möglichst vollständig übernimmt gerade weil er die Kontrolle liebt, wird er einen Teufel tun und Sub ermöglichen die Fühler auszustrecken. Sollte Sub es dennoch tun, gibt sie, so glaube ich, die Kontrolle nicht vollständig ab.
      Hmm ... Nein, das würde ich so nicht sagen. Klar gibt es den Kontrollaspekt im Sinne des D/s. Und er ist ja auch oft von beiden Seiten so gewünscht. Aber das entbindet Sub ja nicht davon, individuell ihr eigenes Wohlergehen im Auge zu behalten. Das halte ich für vollkommen unabdingbar, ja elementar. Und darauf würde ich auch bestehen, wenn es zu einer neuen D/s-Beziehung kommt.
      Es verhält sich so ein wenig wie beim Tauchen ... Du vertraust darauf, dass der Schlauch, aus dem du atmest, technisch einwandfrei arbeitet ... Tut er das aber nicht mehr, kannst du immer noch auf den zweiten Oktopus zurückgreifen. Oft lebensrettend ...
      Ich denke, was passieren kann, wenn Dom nicht bleibt müsste vielleicht wieder an anderer Stelle diskutiert werden. Hier geht es ja vorrangig um die Verantwortung, die Folgen bei nicht Übernahme würden den Thread evtl. sprengen oder?

      Was das Kontaktverbot angeht, finde ich den anderen Thread sehr gelungen.