Erziehung

      Emilia schrieb:

      Ich bin gehorsam, braucht es da noch weitere Erziehung?
      Nun ja ... Ich glaube, dass der Begriff "Erziehung" absichtlich etwas provokant gewählt ist. Er lehnt sich gewiss an bekannten Vorgehensweisen klassischer Methoden zur Verhaltensänderung an; letztlich ist es aber einfach ein Begriff, der auch kickt, wenn er im Zusammenhang mit erwachsenen Menschen Verwendung findet.
      Dabei ist es beinahe vollkommen irrelevant, ob jemand bereits "folgsam" ist - es geht hier einfach um Einflussnahme auf Denk- und Verhaltensweisen. Und es ist per se ein eminent wichtiger Faktor in vielen, zweifelsohne aber sicher nicht allen bdsm-Beziehungen. Wobei es auch da unterschiedliche Varianten gibt. Der eine sieht es spielerischer, der andere sehr viel ernsthafter. Zweifellos bleibt der Begriff letzten Endes aber doch auch im Diffusen, weil es - natürlich - jeder für sich etwas anders interpretiert.
      Ich sehe Erziehung für mich als sehr positiv. Ich habe viele Macken/innere Blockaden von denen ich selbst merke, dass sie mir im Wege stehen sogar im Alltag. Mein Liebster/Dom/Daddy erkennt einige davon und versucht sie mir abzuerziehen. (Ja, das kann man vllt schon so nennen)
      Wir leben nicht in einem ständigen Machtgefälle, könnten uns das aber durchaus für die Zukunft vorstellen. Jedoch geht es eher in die Richtung DD/lg, was wohl eindeutig eine softere Variante ist. Bei einem "richtigen" Dom würde ich kläglich verzweifeln. Daher ist aber unser D/S ständig abrufbar. Nicht immer vorhanden, da es nun einmal Situation gibt, wo ich auch Verantwortung und einen Machtanteil brauche.

      Wie gesagt, kann unser Umgang aber stets in ein Machtgefälle rutschen. Was es auch immer öfter und länger tut (juhu, aber ich schweife ab) In einigen Momenten nutzt er dann seine Postion um mich zu erziehen indem er mich beispielsweise bestraft, mir Konsequenzen zeigt oder androht usw.

      Als Beispiel hat er mir weitestgehend (natürlich mit der Veränderung meiner inneren Einstellung durch Reflektieren) aberzogen/abgewöhnt ständig zu widersprechen oder für alles meine Bedenken zu äußern. Einfach schweigen und machen. Das empfinde ich sehr positiv, denn dadurch habe ich gelernt zwischen wichtigem Protest und einfach Protest aus Unsicherheit zu unterscheiden.

      Ich kann mir Erziehung in meiner Beziehungsdynamik also sehr gut vorstellen und es ist für mich auch wünschenswert.

      Mir gefällt der Gedanke nach seinen Vorstellungen erzogen zu sein. Für ihn seine perfekte Little zu sein. Er würde mir ja nicht meine Eigenheiten aberziehen, denn die machen mich erst interessant für ihn. Außerdem denke ich wäre es ihm zu langweilig ständig eine wohlerzogene, zahme Little zu haben, die sich stets unter Kontrolle hat, denn ich glaube, dass es ihm viel Freude macht mich immer wieder unter Kontrolle zu bringen, wenn ich mal meine Position verlassen möchte ohne, dass der Moment für ihn passt. Außerdem schafft dieses unter Kontrolle bringen bei mir ein Wohlgefühl, was wohl sogar auf ihn abfärbt.
      Die Normalität ist eine gepflasterte Straße - man kann gut darauf gehen, aber es wachsen keine Blumen auf ihr.
      (van Gogh)
      heute sehe ich diesen begriff weit relaxter als damals. es ist fixer bestandteil unserer beziehung und ich bin froh darüber. mein herr gibt vor, was und wie er sich bestimmtes vorstellt und sorgt dafür, dass ich es verinnerliche. dh. ich brauche mir eigentlich keine gedanken zu machen, wie er denn gewisse dinge gerne haben möchte und falls sie mir nicht leicht von der hand gehen, dann hilft er mit div. erziehungsmethoden nach. ;)
      das betrifft bei uns keine grundlegenden persönlichkeitsmerkmale, das würde ich auch komisch finden, denn warum liebt man sich, wenn man den anderen dann völlig umgestaltet, sondern einfach so sachen wie, dass gewisse dinge da sind wenn er bei mir ist oder das postfach leer ist, ich nicht grundsätzlich überall meinen senf dazugeben muss und und und.
      erziehung sorgt bei uns für ein harmonischeres miteinander. er sagt was er will und weiß wie er mich dazu bringt, es auch zu tun. dadurch gibt's bei uns kaum streit.

      das hat nichts ummodeln zu tun und ich weiß mittlerweile auch, dass ich dadurch keineswegs meine persönlichkeit verliere, dazu liebt er diese viel zu sehr. er formt nur gewisse macken von mir ein wenig in eine andere - bessere - richtung.
      so wie's @Favea auch schon beschrieb.
      nur tote fische schwimmen immer mit dem strom :engel:
      hmmm, weiß nicht so recht...
      Mit dem Wort Erziehung tu ich mich echt schwer.

      Ich denke, meine Eltern haben einen recht guten Job gemacht. Da brauch ich keinen, der an mir rumerzieht.

      Es erinnert mich eher an diverse Damen, die verzweifelt versuchen ihren Mann 'besser' zu erziehen und nach Jahren total angenervt, gefrustet sind ob ihrem eigenen Misslingen, weil er die Zahnpastatube immer noch offen lässt und die Socken immer noch abends vor dem Sofa liegen. :monster:
      Grundsätzlich ändert man Menschen meiner Meinung nach nicht.

      Wenn es allerdings darum geht subtypisches Verhalten zu erlernen und Handlungen, die dem ach so hochgeschätzten Dom sehr wichtig sind, dann bin ich dabei. Keine Frage. Schließlich möchte man ja auch gefallen. ;)
      Inzwischen ist Erziehung auch kein mit Schrecken behaftetes Wort mehr. Erziehung ist notwendig, um gute Eigenschaften
      zu fördern, und schlechte zu minimieren. Zumindest bei mir. Ich lasse mich mittlerweile gerne von meinem Liebsten
      erziehen, weil alle seine Maßnahmen nur zu meinem besten sind und ich persönlich Nutzen daraus ziehe.

      Ein Bsp. dazu: Ich bin ein höchst ungeduldiger Mensch. Mein Mann nervt das, und mich eigentlich auch.
      Er hat mir deshalb 1 mal Strafe angedroht. Was soll ich sagen? :rot: Er hat zu einer seeeehr
      heftigen Maßnahme gegriffen. Ich werde in Zukunft mich seeehr bemühen, geduldig zu bleiben. Denn
      diese Maßnahme will nie wieder erleben. Da lasse ich mich viel lieber belohnen. :love:
      und um nichts anderes geht es @Orion !

      ich weiß nicht, warum dieser teil des bdsm immer wieder mit der erziehung eines kindes gleichgesetzt wird, das hat damit so gar nichts zu tun. es ist eine spielart des bdsm,

      erzogen sind wir alle schon - gehe ich jetzt mal davon aus und wer meine beiträge ein wenig kennt, weiß auch, dass ich eine sehr selbständige und auch selbstsichere persönlichkeit bin und vor allem ein erwachsener mensch, der ganz sicher niemanden braucht, der mir sagt, wie ich zu sein habe. aber erziehung im kontext bdsm ist nunmal etwas ganz anderes.

      erziehung ist nur das wort für diese spielart, wen das stört, der soll es anders nennen. es kommt trotzdem immer auf's gleiche raus: dom formt sub nach seinem geschmack und im normalfall auch im sinne von sub.
      nur tote fische schwimmen immer mit dem strom :engel:
      Da ich schon von Kindestagen den Menschen die mir wichtig sind alles "Recht" machen möchte und meine Erfüllung darin finde, dass sie stolz auf mich sind, würde ich mich zu denen zählen die sich gerne "erziehen" lassen. Ich nehme mir berechtigte Kritik immer sehr zu Herzen und gebe mir Mühe es zu ändern. Aber ich bin nur ein Mensch, bei manchen klappt es, bei manchen auch nicht und daran würde auch eine Strafe nichts ändern.

      So... werde ich dann nicht zu langweilig...? Nein ich glaube nicht. Ich lasse mich nämlich nur in meinen Tätigkeiten erziehen und nicht in meinem Charakter, der bleibt wie er ist, dieser kann schlagfertig, frech, witzig, charmant, aber auch mal zickig und wütend sein und ich glaube in seinem Charakter kann man einen Menschen gar nicht erziehen.

      red schrieb:

      was haltet ihr von erziehung innerhalb einer DS-beziehung?
      Sehr wichtig und sinnvoll. Die Ziele der Erziehung sollten aber miteinander abgesprochen werden. Ich finde zwar der Dom hat das letzte Wort aber Sub sollte die Möglichkeit haben ein Erziehungsziel des Doms auszuklammern


      red schrieb:

      ist es reizvoll, Sub nach seinen vorstellungen zu formen? geht das überhaupt?
      Geht. Theoretisch auch gegen ihren Willen und wenn sie sich sträubt aber das halte ich für sehr grenzwertig aber man kann Menschen formen und ich selbst sehe es als sehr reizvoll an meiner Sklavin dabei zu helfen mir noch besser dienen zu können und mir noch besser zu gefallen, und auch Dinge zu lernen die sie lernen möchte, also gemeinsam Ziele setzen für Dinge die sie lernen will oder wo sie Unterstützung möchte.
      Und je mehr ich Sub mitforme umso mehr Spass haben wir ja auch zusammen ^^ Ausserhalb vom Spiel gibts bei 24/7 nicht


      red schrieb:

      und als folge davon: wird Sub dann nicht uninteressant?
      Keinesweges im Gegenteil, sie wird umso interessanter je besser sie mir dient ;) Zumal wir den Weg ja zusammen gehen und ich an ihren Veränderungen beteiligt bin. Im Grunde lernt sie mich noch mehr zu erfreuen...was kann daran langweilig werden? ^^

      Dumme Fragen indess gibts nicht wenn sie ernst gemeint sind


      Emilia schrieb:

      Was bedeutet Erziehung überhaupt? So, wie beim Hündchen? *Pfote geben* apportieren, oder ähnliches? Ich kann mir vorstellen, dass es diese Spielarten auch gibt.
      Jap petplayer vor ^^ Das machen wir *AUCH* aber nicht nur. Auch pferdchen. Aber eben auch als Sklavin, normaler Mensch. Was erzieht man da...Etikette, Protokolle, Verhaltensweisen, wie Dinge gemacht werden, etwa wie zu grüßen ist oder was mir beim Sex besonders gut gefällt, wie sie sich bewegen kann wie sie ihre Reize gut präsentiert...

      Favea schrieb:

      Ich sehe Erziehung für mich als sehr positiv. Ich habe viele Macken/innere Blockaden von denen ich selbst merke, dass sie mir im Wege stehen sogar im Alltag. Mein Liebster/Dom/Daddy erkennt einige davon und versucht sie mir abzuerziehen. (Ja, das kann man vllt schon so nennen)
      Eben. Warum nicht? Wenn Hilfe gewollt ist, etwa weil Sub Organisationsschwierigkeiten hat oder mit den Finanzen soviel auszugeben wie eben zur Verfügung ist, oder Hygiene, Gesundheit oder wo immer Sub im Leben Probleme hat zu helfen, bis zum Haushalt


      red schrieb:

      erziehung sorgt bei uns für ein harmonischeres miteinander. er sagt was er will und weiß wie er mich dazu bringt, es auch zu tun. dadurch gibt's bei uns kaum streit.
      Das finde ich übrigens sehr lobenswert, wünschenswert und schön ^^ Auch Das Beispiel mit dem nicht Widersprechen oben drüber. Es hilft, wichtig ist halt, dass es Ventile gibt und Ausgleich.

      Ich weiß nicht warum aber ich muss gerade an die Ferengi in Star Trek denken, ein Volk bei dem Frauen prinzipiell die Sexsklavinnen der Männer sind, kein Recht haben Kleider zu tragen und im Grunde tun müssen was ihr Mann will und wie sagte Quark "Ja verurteilen sie unsere Struktur nur...aber bei den Ferengi gibt es keinen Streit, keine Scheidungen, keine unglücklichen Ehen, kein Fremdgehen....keine Kriege, keine Massenvernicjtungswaffen, keine ethnischen Säuberungen...wir sind BESSER als ihr Menschen" :D

      Generell finde ich Erziehung gut. Sie spornt an auch an sich selbst zu arbeiten. Je besser mir meine Sklavin dient umso mehr will ich ihr als gutes Beispiel voran gehen und habe weitaus mehr Motivation auch an mir zu arbeiten, um mein verhalten so zu ändern, dass sie glücklicher ist, sich bei mir geborgener fühlen und mir noch mehr vertrauen kann, dass sie sich mir mehr hingeben und sich mir mehr öffnen kann weil ich mich mehr im Griff habe und sie besser auffangen kann. Und nicht zuletzt will ich für sie jka auch besser aussehen, so wie früher vor den Kindern und so taushe ich die Waschtrommel jetzt wieder gegen einen schöneren Bauch ein ^^

      Emilia schrieb:

      Was bedeutet Erziehung überhaupt? So, wie beim Hündchen? *Pfote geben* apportieren, oder ähnliches?
      Genau genommen fällt sowas auch bei Hunden nicht unter Erziegung. Das sind einfach nur Kunststückchen. Erziehung ist eher, einem Hund beizubringen, sich "unterzuordnen", darauf zu hören was Herrchen/Frauchen sagt und eben diverse "Benimmregeln" (z.B. nicht bellen oder permanent betteln). Das ist schon vergleichbar mit Kindererziehung - nur weil ein Kind Purzelbäume kann, ist das noch lange nicht gut erzogen. Aber wie ja schon andere gesagt haben, geht "Erziehung" im BDSM in eine andere Richtung.

      Ich persönlich mag Erziehung. Ich will meinem Dom ja auch gefallen. D.h. ich möchte Dinge tun oder ich auf bestimmte Weise verhalten, wie er es gerne möchte. Strafen gehören da dazu und bringen mich dazu, mich in Zukunft noch mehr anzustrengen. Das heißt ja nicht, dass ich deswegen etwas tu, das ich parout nicht möchte. Wichtig ist dabei natürlich immer, dass Sub überhaupt geformt werden möchte. Und ich denke auch, dass ein Dom sein(e) Sub nur soweit formen will und kann, wie es denn beide wollen. Ich kann mir da gut vorstellen, dass Sub nur dann langweilig wird, wenn die beiden unterschiedliche Vorstellungen haben. Also z.B. auch, wenn Dom es wertschätzt, dass Sub gelegentlich ziemlich aufmüpfig ist und Sub aber bei jeder Strafe immer weniger aufmüpfig wird. Oder andersrum, wenn Dom absolute Gehorsamkeit erwartet, aber sich Sub nicht von Strafen beeindrucken lässt. Das passt dann jeweils einfach nicht.
      ~*~ Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden, sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen! ~*~
      (Oliver Wendell Holmes)