Eigene Erziehung und spätere Neigung?

      Würde eigentlich schon meinen, dass Sexualität in frühkindlichem Alter beginnt und da erstmalige Erfahrung oft prägend ist, eben schon einiges dort her stammt.

      Die Krux ist das man oft nicht viel über sich selber im Kleinstalter weiss, und die Sexualität dann von Erziehung, eigenem Erleben und Interpretation fortwärend weiter ausgeprägt wird. Dass manchmal genau das Gegenteil von dessen herauskommt, was man von sich selber bzw die Anderen von einem erwartet machts nicht einfacher.

      Vielleicht ists wie bei der Astrologie, bei möglichst allgemeinen Aussagen findet man sich selber immer in irgend einem Punkt wieder. Nachfolgend einige kleine Statements ohne dass diese anschuldigen sollen. Ist rein sachdienlich gemeint. Und: Jeder hat seinen Rucksack, es gibt ganz viele Menschen welche ganz schlimme Dinge erlebten, die Hinwendung zu BDSM ensteht vermutlich legiglich unter gewissen Vorraussetzungen.

      Von mir her weiss ich dass meine Mutter sagen wir mal recht unglücklich war als ich das Leben erblickte. Mein Vater wollte viel lieber ein Mädchen. Aber nee, es kam ein Junge. Da alleinerziehend, musste Mama mich früh alleine lassen. Sie hat mich abends teilweise am Bett angemacht, ist dann zur Arbeit gefahren. Nachbaren hatten sich scheinbar beschwert, dass ich stundenlang weine. (Weiss es nicht.) Vermute dass daher grosse Verlustängste stammen. Meine Erziehung war lasch, hatte keine Richtlinien. Fühlte mich oft in schwerelosem Raum. Musste früh lernen, auf andere Rücksicht zu nehmen und tolerant zu sein, da mein erstes Halbgeschwister mit einer Behinderung auf die Welt kam. Im jugendlichen Alter habe ich gelernt das meine Mutter sehr manipulativ ist. Sie benutzt die Anderen um Ihren Willen durchzubringen, ohne dass sie dabei Verantwortung übernehmen muss.

      Nun kann ich darin so einiges lesen, was zu meinen Neigungen geführt haben könnte. Vielleicht gibt es auch ganz andere Gründe. Offenheit ist dabei sicher wichtig.


      Real submission is about being naked for her, not just in the physical sense, but also in the spiritual one
      SO, nun schleiche ich hier schon ne ganze Weile herum, überlegte immer, ob ich mir selbst und Euch das antun soll, weil es mit Sicherheit mal wieder in Wortlänge ausufert :engel:

      Aber nun gut- ich KANN nicht anders und der Moment ist jetzt :whistling: :D


      Ist ja auch nen spannendes Thema.


      Also ich muss mal vorausschicken, dass ich nie das Bedürfnis hatte ich MUSS jetzt in Erfahrung bringen, warum ich wie wo bin, weil es einen Leidensdruck gegeben hätte o. ein Gefühl, ich dürfe so nicht sein. Im Gegenteil.

      Aber ich interessiere mich tatsächlich sehr dafür, setze mich damit sehr gerne auseinander, weil es mir einfach eine Art tiefer Befriedigung verschafft, wenn alles irgendwie "rund" wird, jedes Mal, wenn die losen Enden sich finden und dieses Gefühl entsteht von "ahaaaa"... dieses echte Gefühl von "Einrasten an der richtigen Stelle". Irgendwie bin ich dann jedesmal ein wenig mehr bei mir angekommen & ich mag es sehr gerne, mich selbst zu verstehen, mir selbst wohlwollendes Verständnis entgegenbringen zu können etc.


      WIR:


      Anfänglich war es einfach.

      Also zum einen hatte ich Dank der Offenheit meiner Eltern nie das Gefühl, ich dürfe irgendwie so oder so nicht sein, also ich fühlte mich deshalb nie unnormal. Das ist schonmal toll.

      Dann war meine Neigung für mich auch zunächst logisch:

      Für mich persönlich braucht es zur Ganzheit eben schwarz, wo es weiß gibt, Licht, wo es Schatten gibt etc. Meine persönliche Geschichte von Balance.

      So war es für mich nur logisch, dass als "Alltagsdommse" (& damit meine ich nicht nur, anders zu ticken, und das Familienleading, sondern wirklich inklusive allem, Selbstständigkeit, Führung, Entscheidungen blubb & blaa, also schon auch ein echt extremes Programm) es eine andere Seite gibt, die ich brauche, für meine Vollständigkeit, meine unterwürfige Ader.

      Ob ich nun im Alltag von Natur aus einfach dominant bin o. das gar nicht "echt" ist, sondern auch nur aus der Notwendigkeit heraus geboren & erlernt, das sei mal dahin gestellt, bzw dazu später.

      Wie gesagt ist es für mich bis dahin logisch. Auch ist mein Kopf durch meine Verantwortung & meine "bunten Männchen im Kopf", also meine ständige Kreativität und Weiterentwicklung der Dinge, so voll & niemals im Pausemodus, dass ich scheinbar auch einfach stärkere Reize brauche, dass ich mich fallen lassen kann. Ich brauche jemanden, der mir sozusagen das Denken verbieten kann, so viel Macht über mich übernimmt, dass der Kopf keine Chance mehr hat.


      Bei uns ist das Interessante, dass es sowohl in der Neigung, als auch in der "Alltagsneigung" bei uns völlig gegensätzlich läuft, damit für uns ja aber auch wieder passend.

      Dom ist im Alltag eher sehr weich, nachgiebig, formbar, folgsam fast. Man brachte ihm das eben bei & er hat eben auch ein Samtkatzenweiches Wesen.

      Man nahm ihm in der Kindheit aber auch alles ab, vertüttelte ihn.

      Auch hier für uns nur logisch, dass das das Gegenbedürfnis entsteht: Ich will ALLEINE machen, ICH WILL entscheiden, ICH WILL sagen, wo es langgeht.


      Da hatten wir es für uns "geparkt" auf beiden Seiten & da ruhte es als angenommen & alles schön.
      ...zwischen Schwarz und Weiß liegen 254 Graustufen - und wenn nicht, noch mehr :saint:
      Und ICH:


      Inzwischen ist es aber so, dass ich bezüglich meiner Person darüber noch viel mehr weiß, halt auch im Rahmen einer Therapie wegen Depression und Burnout vor Jahren, festgestellt. Das ist alles längst überwunden, aber GsD habe ich noch ein Paar Stunden, denn ich liebe diese tiefgreifenden Gespräche inzwischen einfach, habe auch ein ideales Gegenüber erwischt und das hat für mich wirklich einfach nur noch etwas mit Lebensqualität zu tun, die ich eigentlich nicht mehr missen möchte. Ich liebe es einfach, wie man vom 100stel ins 1000stel kommt & sich besagte lose Enden eben kreisrund zu einem ganzen verknüpfen, eben auch bei Dingen, wo man erst einmal meint, die hätten gar nichts miteinander zu tun. Es ist teils total faszinierend, überraschend & eben einfach nur "geil" wenn es sich dann stimmig anfühlt, goldrichtig klackend "einrastet"... Letztlich hat eben DOCH ALLES miteinander zu tun und von BDSM plötzlich bei Gedanken bezüglich meiner Oma anzukommen oder so ist dann gar keine Seltenheit ;)


      So MUSSTE ich eben recht früh alles das lernen, was mich zur späteren "Alltagsdommse" befähigte... recht früh Verantwortung übernehmen, war recht früh auf mich gestellt, konnte & sollte meine eigenen Entscheidungen treffen. Teils war es einfach notwendig, teils war das aber auch das Denken meiner Mutter, die mich quasi "für voll nehmen wollte", meinte, sie täte damit etwas Gutes. Tats sie nach bestem Wissen und Gewissen damals ja auch.

      Kaum ein Kind aber setzt sich ja bewusst hin& denkt darüber nach& stellt fest: Öhhh, eigentlich ist mir das alles zu viel, eigentlich mag ich diese Last nicht.

      Das tun ja recht viele nicht einmal als Erwachsene. WENN man es aber tut, kann das recht toll sein.

      Ich glaube auch nicht wirklich, dass die Art unserer Erziehung tatsächlich für etwas verantwortlich ist... denn dann müssten ja alle, die so&so aufwuchsen (also zB streng o. lieberal oder oder oder) später von der Neigung her in die gleiche Richtung gehen...


      Ich glaube eher, dass entscheidend ist, WIE wir das sowohl als Kind, als auch als Erwachsene VERARBEITEN. Und das ist eben sehr individuell.


      So weiß ich also heute, dass mir das damals eigentlich zuviel war. Aber damals nahm ich es weder bewusst wahr, noch hätte ich es formulieren können.


      Damals war ja eher das Gegenteil der Fall. Ich fühlte mich damit cool & oft 3 Meter größer als ich war. Die Psyche biegt das eben immer so zurecht, wie es am besten lebbar ist- gerade, wenn man jung ist denke ich.

      Logisch aber also, dass ich heute meine Freiheit davon suche ganz bewusst. Was ja aber einhergeht mit dem zuvor schon genannten Ausgleich von Schwarz & Weiß. Nur dass mir eben vorher aber auch nicht so klar war, wie weit dies doch auch in meine Kindheit reicht.


      Dann kotzte mich die allzugroße Freiheit, das allzugroße Vertrauen & Verständnis meiner Mutter doch eben auch an. Ich war neidisch auf Mitschüler, die Konsequenzen erfuhren für schlechte Noten. Natürlich ist es toll, wenn man alles darf & die Eltern einem vertrauen etc. Aber eben alles bis zu einem gewissen Maß. ZUVIEL des Guten KANN nämlich auch eine Umkehrwirkung haben wie zB "es ist ja eh egal was ich mache" & das wiederum bedeutet irgendwie, sich nicht wirklich geliebt zu fühlen, bzw haltlos, heimatlos irgendwie.

      Ich rannte & rannte als Kind, baute eine Scheiße & noch eine, ich glaube bewusst auf der Suche nach Grenzen. Ich dachte immer: JETZT, jetzt muss doch eine Konsequenz kommen. Aber es kam keine. Ewig wieder dieses Verständnis, dieses "na gut, beim nächsten Mal wird es besser". Ich wollte aber keine Freundin, die meine Mutter immer betonte sein zu wollen. Ich wollte am liebsten schreien: "Ey, ich brauche eine Mutter!!! Gib mir Halt, gib mir einen sicheren Rahmen durch Konsequenzen". < DAS aber nahm ich ja damals auch nicht bewusst so wahr. Ich WEISS es heute. Eben weil dann dieses Einrasten kommt, ich quasi DAS fühle, & das dann auch DIE Reaktionen hervorbringt, wie es hätte damals sein sollen. Das ist dann wohl gemeint mit Verarbeiten. Und dann ist es auch gut :)


      Jedenfalls kommt das wohl daher, dass ich das Setzen von Grenzen, einen nur bestimmten Bewegungsradius, Konsequenzen etc, eben heute auch als Erwachsene in Verbindung bringe mit Liebe, Geborgenheit, Sicherheit.

      Ich hole mir das, was ich als Kind also doch vermisste.


      Aber ich halte das alles auch sonst so für richtig- bzw bin ich mir dadurch viel bewusster, was was mit meinen Kindern wiederum tut etc. Ich berücksichtige all das in der Erziehung deshalb ganz anders, viel bewusster. Wenngleich ich natürlich eigene Fehler mache. Aber ich halte diese Auseinandersetzung damit &mit all dem & das Erkennen der eigenen Zusammenhänge für sich selbst, für extrem wertvoll.

      Wenn meine Kinder heute Mist bauen & ich das immer wieder konsequenzenlos durchgehen lasse, dann weiß ich also heute zB, dass ich ihnen dadurch ungewollt evtl auch vermittel, dass sie mir gleichgültig sind. Natürlich ärgern sie sich ggf über Fernsehverbot oder eine gestrichene Party. ABER es gibt ihnen eben auch die Art von Sicherheit, die mir zB fehlte. Ich glaube nicht, dass ich das alles so klar & bewusst wahrnehmen& erleben könnte & eben auch berücksichtigen könnte, wenn ich mich nicht auf diesen "Selbstfindungsprozess" eingelassen hätte.


      So weit also, so gut.


      Dazu kommt dann wohl noch, dass ich zu meiner Mutter eher weniger körperlichen Kontakt hatte. Auch klar irgendwie. Man kuschelt, wo man sich geborgen und behütet fühlt. Hat man irgendwie selbst die Last der Verantwortung zu tragen, muss stark sein, lehnt man das irgendwie ab, bzw kann das nicht, also ICH konnte das nicht.

      Wenngleich ich dies aber mit anderen Menschen konnte, wie zB meiner Oma, die mir aber einfach zu früh genommen wurde.

      Der mangelnde Körperkontakt von Beginn an, sorgt dann wohl auch für ein "sich nicht spühren können" irgendwie. Auch da weiß man ja aber zunächst nicht auf bewusster Ebene, dass einem das fehlt. Wenn man das alles jetzt & gleich sofort wüsste, wäre es ja easy :) Mich kostete das alles Jahre (die waren es aber wert :) ) Das macht es dann wohl rund mit den Fesseln & mit der anteilig masochistischen Seite in mir, gekoppelt mit dem notwendig stärkeren Reiz, bezüglich meiner Gedankendominanz heute. Es erklärt mir aber auch, warum ich als Teenie mal sowas Beklopptes tat, wie mir mit dem Zirkel ins Handgelenk zu ritzen. Was ich Gott sei Dank nur einmal tat.

      Insgesamt fühle ich mich eben "viel runder" seit dem ich das alles weiß. Auch wenn mir klar ist, dass noch immer mehr Erkenntnisse dazu kommen werden und Verarbeiten wohl zwar abgeschlossen sein kann, nie aber Entwicklung. Und wer weiß, wo das noch hingeht.


      Entwicklung wünsche ich mir immer & zu jeder Zeit. Denn Stillstand wäre für mich persönlich der Anfang vom Ende irgendwie...


      Heute bin ich durch all das extrem sensibilisiert für all diese Zusammenhänge. Also auch im aktuellen Zeitgeschehen, nehme ich das alles viel bewusster wahr & erfasse Zusammenhänge viel schneller, deutlicher. Das macht mich eben wiederum sehr glücklich, ist eben das, was ich eingangs schonmal meinte mit LEBENSQUALITÄT.


      So und ich weiß, dass es nervig ist, wenn hier jeder wieder betont: Nur MEINE Meinung, nur für mich gültig etc etc. Aber gerade in so einem Thread wie hier möchte ich es wirklich betonen, dass ich hier keineswegs irgendwelche allgemeingültigen psychologischen Theorien in den Raum stellen möchte.

      Das sind alles MEINE persönlichen Erfahrungen, zufälligerweise in meinem Fall auch tiefenpsychologisch- analytisch begleitet, aber dennoch auch nicht allgemeingültig, weil individuell & auf MEIN Leben & MEIN Wesen zutreffend.

      Jemand anders, selbst mit einem identisches Leben, würde ganz etwas Anderes daraus machen, hätte andere Stolpersteine& Verhaltensweisen. Wir sind eben Individuen, teils mit einer gewissen genetischen Voraussetzung und vielem Angeborenen, mit individuell Geprägtem & dann wieder unterschiedlich Verarbeitetem. Das macht die Welt wohl so bunt.


      Dennoch denke ich, ist so etwas auch immer für andere interessant, weil man hier und da Denkanstöße bekommt, die ein oder andere Parallele entdeckt, die sich für einen selbst stimmig anfühlt oder es einen eben einfach interessiert- what ever.


      Für mich ist damit aber eben auch klar, dass es in MEINEM BDSM um viel mehr geht, als um eine sexuelle Spielart & mir ist eben auch klar, WARUM das so ist und WARUM & WIE SEHR das eben Teil meiner Persönlichkeit ist.


      So- feddisch , den Teil von mir kennt Ihr nun also auch :D :rot:
      ...zwischen Schwarz und Weiß liegen 254 Graustufen - und wenn nicht, noch mehr :saint:
      Dem möchte ich mich gleich anschließen :yes: . Vielen Dank für diese Einblicke, auch in deine Beziehungs- und Alltagssituation. Da erkennt man doch einiges wieder, was einen selbst anfangs verwirrte.

      BlackWings schrieb:

      So und ich weiß, dass es nervig ist, wenn hier jeder wieder betont: Nur MEINE Meinung, nur für mich gültig etc etc. Aber gerade in so einem Thread wie hier möchte ich es wirklich betonen, dass ich hier keineswegs irgendwelche allgemeingültigen psychologischen Theorien in den Raum stellen möchte.
      was das angeht. Der Thread ist ja dafür gedacht, subjektive Sichtweisen aufzuzeigen, um sich selbst besser zu verstehn und evtl. anderen einen Anreiz zu geben, sich mit seinen Werten und Neigungen auseinanderzuzsetzen, um sie besser akzeptieren zu können. Von daher alles i.O. :thumbup:
      Paralleelen lassen sich bei den Berichten zwar sehen, aber das ist ja auch wieder eine Ansichtssache.

      Ich kann zumindest für mich, einiges ableiten.