Persönlichkeit vs. Neigung

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      Persönlichkeit vs. Neigung

      Vorab: Ich hoffe, die Begriffe/Bedeutungen korrekt ausgewählt zu haben.

      Im Zweifelsfall bitte einfach bei mir nachhaken, damit ich es besser erklären kann.
      Ich schildere hier ausschließlich meine Gedanken/Gefühle. Weder möchte ich damit jemand verurteilen, in Schubladen stecken oder sonst irgendwas. Ich bitte lediglich um Hilfe für MEIN Problem.
      Dankeschön.


      Hallo.

      Mir geistern seit einigen Tagen folgende Gedanken durch den Kopf:

      Jeder Mensch hat ja ganz spezielle, die Persönlichkeit prägende Eigenschaften.
      Wie zum Beispiel
      • introvertiert/extrovertiert sein,
      • Ordnungssinn,
      • Verträglichkeit, etc.
      Aus diesen Eigenschaften resultiert dann ja auch unser Verhalten. Gegenüber Menschen und in bestimmten Situationen.

      Was, wenn nun die eigene Persönlichkeit mit der Neigung kollidiert?
      Wenn Verhaltensmuster nicht abgelegt werden können wie ein Kleid oder eine Hose.

      Explizit am Beispiel:
      Sub kann die Kontrolle an ihren Dom nicht abgeben.

      Es steht hier kein böser oder absichtlicher Widerwille ihrerseits zur Debatte. Es ist ein elementarer Bestandteil ihres Wesens.

      Welcher aber kontinuierlich ihre BDSM-Beziehungen inkl Session torpediert.


      Kennt ihr das??
      Mir ist leider kein Beispiel für die dominante Seite eingefallen, da gibt es diese Kollision doch sicherlich auch, oder?
      Ebenso wie es noch andere Beispiele auf Subs Seite gibt.

      Wie geht ihr damit um??
      Welche Ansätze gibt es?
      Selbstverständlich voraus gesetzt, dass eine Veränderung im eigenen Verhaltensmuster ge- und erwünscht ist.

      K.
      hmmmm ...dann stellt sich mir zunächst die frage, ob sub die kontrolle abgeben will, es vielleicht aber aus bestimmten gründen nicht kann. oder ob sub es vieeicht gar nicht will. oder sub es so sehr gewöhnt ist, ausserhalb von sessions die kontrolle über das eigene leben zu haben, dass es sub schwerfällt, in bestimmten situationen darauf zu verzichten. das wären zunächst die drei möglichkeiten, mit denen ich mich explizit auseinander setzen würde.

      K. Baptista schrieb:

      Was, wenn nun die eigene Persönlichkeit mit der Neigung kollidiert?
      Wenn ich nach Deiner Nomenklatur "Neigung" durch "Eigenschaft" ersetzte, nennt sich das allgemein innerer Konflikt.
      Da gibt es einige Möglichkeiten den zu lösen, je nach Vorliebe auf psychologischem weg, Meditation oder Änderung der Lebensumstände (letzteres ist oft nur ein kaschieren des Problems)

      Handelt es sich um die BDSM-Neigung würde ich erstmal versuchen zu ergründen, ob wirklich eine submissive Neigung vorliegt oder diese durch Klischees und äußere Vorbilder "induziert" wurden (aka "als BDSMler hat man erfülltere Beziehungen, also muß ich BDSMler sein, wenn ich eine erfüllte Beziehung haben will")



      Explitzit bei Angst vor Kontrollverlust würde ich mal "tiefer" nachschauen was die Ursache ist.
      Da -wegen der Nutzungsbedingungen- lieber per PM weiter.
      Und nein, daß muß nicht 'krank' sein. Aber man geht ja auch zum Arzt, wenn man "nur" eine böse Platzwunde hat, damit die sich nicht infiziert.


      K. Baptista schrieb:

      Wenn Verhaltensmuster nicht abgelegt werden können wie ein Kleid oder eine Hose.
      Verhaltensmuster (solange es nicht 'nur' Angewohnheiten sind) können nicht so einfach abgelegt werden. Oft steckt da eine tiefere Ursache hinter die erstmal gefunden werden muß.


      Diese "Verhaltensmuster" (Angst vor Kontrollverlust, Angst nicht geliebt zu Werden, etc) gibt es auf allen Seiten in allen Richtungen und torpedieren sehr oft jede Beziehung.
      Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern Gewinn.
      - Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist
      Wäre es vielleicht möglich in kleinen Schritten Kontrolle abzugeben? Und sobald das geht, vielleicht eine Nummer höher gehen?

      Mir fällt spontan nur ein, dass Dom dann sagen könnte "du ziehst XY an" (etwas in einer bestimmten Farbe oder ein Kleidungsstück). Das ist nichts weltbewegendes und schränkt Sub nicht ein.

      Wir hatten oft darüber geredet und mein Herr sagte oft "Kontrolle abgeben ist nichts schlimmes wie du gesehen hast". Bei mir lag es allerdings daran, dass ich Angst hatte und es gewohnt war, die Kontrolle zu haben. Nur vielleicht hilft die Kombi von kleinen Kontrollabgaben und danach das Gespräch mit Dom.
      Liebe @K. Baptista, ich kann dich sehr gut verstehen. Sind es doch genau solche Fragen die mir auch immer wieder mal im Kopf rum schwirren.

      @Empire-of-the-sun hat sehr gute Ansätze gebracht!

      Ich ergänze sie: Vielleicht war einfach nur noch nicht der richtige Gegenüber dabei, um sich völlig dem hin zu geben was man doch so tief in sich fühlt.

      Oder aber, und das ist in meinen Augen eigentlich das logischste, es ist genau so, weil man so ist wie man ist. Entweder man akzeptiert es und erkennt das man eben anders ist oder man versucht sich zu ändern, um so zu sein wie man sein will.
      Alles beginnt mit der Sehnsucht ...
      - Nelly Sachs -
      Hmmm... ich finde das ist eine wirklich spannende Frage.

      Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein erhöhtes Grundanspannungs-Niveau, das zB aus einem stressigen Job/Alltag entsteht, dazu führt, dass man wie auf "Autopilot" funktioniert. Man ist d ein bisschen wie der Duracell-Hase und findet kaum zur Ruhe. Selbst in den Pausen - zu denen man sich fast zwingt - tritt keine echte Entspannung ein. In einer solchen Situation könnte ich zB nie die Kontrolle abgeben, denn ganz tief in sich verborgen hat man vielleicht die Angst davor, danach nicht wieder den Hochleistungsmotor anwerfen zu können.

      Also evtl ist es ja doch nicht die Persönlichkeit - denn die scheint sich ja nach Abgabe der Kontrolle zu sehnen - sondern uU wirklich die Umstände, in der die Person "gefangen" ist.
      Vielleicht würde sich dann ein neutraler Ort anbieten.

      In deinem Terrain bist du der starke Löwe. Da bist du es gewohnt. Gerade in einem neutralen Bereich kann man sich besser öffnen. Alles steht auf 0.

      Rohdiamant schrieb:

      Ich ergänze sie: Vielleicht war einfach nur noch nicht der richtige Gegenüber dabei, um sich völlig dem hin zu geben was man doch so tief in sich fühlt.

      Oder aber, und das ist in meinen Augen eigentlich das logischste, es ist genau so, weil man so ist wie man ist. Entweder man akzeptiert es und erkennt das man eben anders ist oder man versucht sich zu ändern, um so zu sein wie man sein will.


      ein sehr interessanter ansatz. tatsächlich kann ich dieses hingebegefühl auch nachvollziehen, auch als dom. es gab in meinem leben einen vorfall, der mich auf jahre hat nicht vertrauen lassen und kontrolle abgeben, hingeben war für mich nicht drin. es isr dem wundervollen @Schwarze_Motte zu verdanken, dass ich beides mittlerweile kann. von daher glaube ich daran, dass es den richtigen gegenüber braucht.


      und: vielleicht denkst du, du müsstest sub sein obwohl du es vielleicht doch nicht bist. vielleicht wäre es einen versuch wert zu switchen - beide seiten zu ihrem recht kommen zu lassen.


      das sind idden vom reißbrett, aber vieleicht hilft es.
      sorry fürs grottige zitieren ...
      Die andere Seite hab ich ausprobiert. ;) Es war interessant. Aber es hat mir Null gegeben, @Empire-of-the-sun

      Ich habe gerade auch eine tolle WhatsApp Kommunikation zum Thema.
      Quintessenz: richtiger Partner + neutrale Location.

      An sich reflektiere ich gern.
      Woher dieses Kontrolle festhalten kommt, keine Ahnung. :/
      Kontrollabgabe
      ich würde gerne nachfragen wo genau
      in einer Session, darüber hinaus, wenn ja in welchem Umfang?
      damit meine ich ist es "nur" die Abgabe der Kontrolle was den sexuellen Aspekt angeht, oder soll es weiter gehen?

      für mich ist es auch enorm schwierig über den sexuellen Aspekt hinaus Kontrolle abzugeben
      Vileicht hatte ich dafür noch nicht den richtigen Partner, den richtigen Dom

      Mein Leben,die lezten 10 Jahre sehr stark geprägt durch alleine machen müssen, viel Verantwortung tragen, für mich selber aber auch für andere

      Nicht wirklich jemanden an meiner Seite der mir was abnimmt

      vor noch längerer Zeit die Kontrolle mal abgeben an "jemanden" der mir nicht gut tat, nämlich den Alkohol

      Mir die Kontrolle zurückerkämpft, weil es mir sonst das Leben gekostet hätte.

      Ja , einerseits der Wunsch nicht alles kontrollieren zu müssen, weil es manchmal so viel Kraft kostet

      aber auch gelernt , ich kann das alles

      meine Devotion selbt erst vor ein paar Jahren erkannt, bzw zugelassen

      noch eher meine gelebte sexualität (leider manchmal zu wenig ) als eine Lebenseinstellung

      ich kann mir allerdings vorstellen das es noch mehr Bereiche meines Lebens betreffen könnte, mit dem richtigen Partner, wenn es sich entwickelt, aber nicht weil es so sein mus mich devot nennen zu dürfen

      Ein wirklich schwieriges Thema, was mich auch immer wieder beschäftigt

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von bastet ()

      Eine schlaflose Nacht später....

      Ein Ansatz: ich fühle mich permanent verantwortlich für das Wohlergehen und die Zufriedenheit meiner Umwelt. Und bin tatsächlich der Meinung, funktioniert nur durch MEINE Planerei und Organisation.

      Alle Eventualitäten sind kalkuliert, selbst der Worst case würde mich nicht umhauen.

      :dash: Oh man. Das erschreckt mich selbst gerade ganz schön.

      Der Weg ist das Ziel. In kleinen Schritten. ;)
      Zumindest ein Anfang im Erkennen.

      bastet schrieb:

      Kontrollabgabe
      ich würde gerne nachfragen wo genau
      in einer Session, darüber hinaus, wenn ja in welchem Umfang?
      damit meine ich ist es "nur" die Abgabe der Kontrolle was den sexuellen Aspekt angeht, oder soll es weiter gehen?

      Es bröckelt weiter...
      Es betrifft prinzipiell die ganze Session. Und auch das Miteinander außerhalb, @bastet.

      Suggeriere für mich, das Kontrollabgabe gleich Inaktivität ist. Und da befürchte ich, langweile ich Dom damit.
      Das ist wohl ein persönlicher Thread.

      Da Dich nicht genug kenne, möchte ich das Thema auf einer höheren Ebene behandeln. Vielleicht magst du dann deine eigenen Schlussfolgerungen ziehen. Ich bitte um Verzeihung, wenn ich damit gegen die Intention des Threads verstoße eine praktikable und sofortige Lösung zu geben. Diese Vorgehensweise habe ich meinerseits so gewählt, da bereits der Ausgangspost bei mir selbst mehr Fragen als Antworten hat entstehen lassen. Dieses ist nur meine Meinung.

      Die bei mir entstandenen Fragen lassen sich vielleicht in drei Kategorien einteilen.

      Was ist Persönlichkeit? Was ist deine Persönlichkeit? Nach meiner Meinung ist das nichts abschließendes, sondern etwas fließendes. Alles andere würde, nach meiner Einschätzung, die Themen Persönlichkeitsentwicklung und Therapie ad absurdum führen.

      Was ist Neigung? Was ist deine Neigung? So wie ich es bisher verstanden habe, gibt es nicht die Neigung, sonder BDSM ist bunt. Vielleicht gibt es, auch für dich, mehr Buchstaben im Alphabet als B, D, S und M.

      Wieso genau schließen sich die Persönlichkeit und die Neigung aus? Wieso schließen sich deine Persönlickeit und deine Neigung aus? Gibt es nicht mehr Möglichkeiten der Verknüpfung als, ich glaube mathematisch würde es bezeichnet werden als ungleich,also Persönlickeit ungleich Neigung Es könnten auch Teilmengen sein oder gleichzeitig gelten. Vielleicht ist deine Persönlichkeit nur das "Wie" du deine Neigung auslebst.

      Für ist noch alles offen. Vielleicht wirst Du schlau daraus.

      Man kann das, was ich hier so schön niedergeschrieben wohl auch zusammenfassen, ohne das es an Bedeutung verliert.

      Du bist o.k. Es kommt schon noch der Richtige.

      K. Baptista schrieb:

      Suggeriere für mich, das Kontrollabgabe gleich Inaktivität ist. Und da befürchte ich, langweile ich Dom damit.
      Ich hatte lange fast dieselben Bedenken. Wobei ich nicht befürchtet habe, dass Kontrollabgabe, sondern (m)eine besonders ausgeprägte Bravheit als Sub etwas sein könnte, das (m)ein Herr langweilig findet. Geholfen haben mir die Gespräche mit ihm. Sein beständiges Beteuern, dass er Bravheit nicht im Geringsten mit Langweile gleichsetzt. Sein Kopfkino, wie sich unsere Beziehung entwickeln könnte, wenn ich es schaffe, meinem Bedürfnis, für ihn brav zu sein, freien Lauf zu lassen - und sein Verhalten, mit dem er mir gezeigt hat, dass ihn meine Bravheit entzückt und nicht im Geringsten langweilt. Hilfreich fand ich auch diesen Gedanken, der eine Weile mein Mantra war: Ich halte meinen Herrn und auch mich selbst für sehr ideenreich. Warum um Himmels Willen sollte zwei extrem kreativen Leuten zusammen langweilig werden, nur weil einer davon gerne besonders brav ist?

      K. Baptista schrieb:

      Kennt ihr das??
      Ja, ich kenne das.


      K. Baptista schrieb:

      Mir ist leider kein Beispiel für die dominante Seite eingefallen, da gibt es diese Kollision doch sicherlich auch, oder?
      Mir fällt aber ein Beispiel ein:
      Ich bin unheimlich misstrauisch. Als misstrauischer Mensch, baue ich nicht leicht Vertrauen in jemand Anderen auf und dieses Vertrauen in den Anderen kann schneller Schaden nehmen.
      Dieses Misstrauen hab ich gelernt, ich mag selbst nicht das ich so misstrauisch bin und es entspricht auch nicht meiner Natur.

      Das führt natürlich zu einem Problem, einem massiven Problem sogar den für BDSM braucht es Vertrauen. Wenn ich als Dom, aber nicht in meine Sub und mich selbst vertraue, kann ich nicht von meiner Sub erwarten das Diese mir vertraut.
      Es wird also schon schwerer ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, wodurch Sub sich nicht so leicht fallen lassen kann.
      Und ein Dom, der sich nicht selbst vertraut, der kann auch nicht einfach in den "Dom-Modus" wechseln.

      K. Baptista schrieb:

      Wie geht ihr damit um??
      Tja, ich poste es hier. Weiter bin ich noch nicht gekommen bis jetzt. Die Erkenntnis ist noch sehr neu.

      K. Baptista schrieb:

      Welche Ansätze gibt es?
      Gute Frage, ich hab nicht wirklich welche.