Public Disgrace - Eine Erfahrung durch die Augen einer Sub (Anonymer Bericht)

      Einen schönen Abend, mesdames et messieurs...
      Nach Wochen und Monaten löse ich nun auf und beziehe Stellung.
      Ich danke allen für die Worte, war fasziniert von den Gedanken und möchte mich zu einigen Zweifeln äußern.
      Grundsätzlich ist mir wichtig eins vorweg zu sagen: Ich möchte niemanden überzeugen. Ob man mir glaubt und wer mir letztendlich glaubt, das überlasse ich jedem Leser selbst.

      Dieser Text war das bisher umfassendste Projekt für mich. Er wurde von mir bewusst geschrieben und der Stil mit einem klaren Ziel gewählt, denn er entspricht nicht meiner sonst üblichen - eher nüchternen Art.
      Es sollte mich schützen, gab mir eine Maske und somit Distanz zu dem Erlebten. Ich schuf mir den Raum um ohne Angst über Emotionen zu sprechen, mit denen ich noch nicht offen umgehen konnte.
      Doch jetzt ist diese Zeit vorbei, meine Position gefunden und ich muss mich nicht mehr davor verstecken, denn es ist wahr - die Gedanken, Gefühle, alles was ich getan habe für und mit diesem Mann.

      Zu den verschiedenen Einwürfen...
      Die einfachste Frage: Nein, ich bin kein Mann - ich hab nachgesehen. :D

      Feuerpferd schrieb:

      ich finde das alles sehr schön geschrieben und auch sehr antörnend, aber, nichts für ungut, ich bin etwas skeptisch, dass es so wirklich passiert ist, .
      Und zwar wegen der sehr detailreichen Schilderung.
      Was hat mich befähigt eine Schilderung in dieser Form und Ausführlichkeit zu schreiben?
      Der glückliche Umstand, dass ich nur wenige Stunden danach einem Vertrauten sehr umfassend davon berichtete und so immer wieder in das Erlebnis eintauchen konnte. Wochen, Tage ... so viel Zeit, in der ich mein Erlebnis immer wieder in jedem Detail durchlebt habe, jeden Gedanken nachspürte, genoss und festhielt, um ihn teilen zu können.

      Feuerpferd schrieb:

      Ich habe zB noch nie erlebt, dass jemand sich selbst so beschreibt:


      Das soll kein Angriff sein, auf keinen Fall, ich möchte nur einfach meine Zweifel schildern. Das liest sich für mich mehr nach erotischer Geschichte (für den männlichen Leser geschrieben) als nach Bericht einer wirklich erlebten Situation an.
      Wer erinnert sich normalerweise so ins Detail gehend an solche Dinge? Und schreibt sie auch noch so auf?
      Ich empfinde es nicht als Angriff, ich bin chronisch entspannt... also meistens... oder so. :D
      Tatsächlich ist es sehr einfach erklärt. Ich bin schlicht zufrieden mit mir, ich mag meinen Körper.
      Es wurde mir nicht geschenkt, ich kenne jede Schwäche, aber auch jede Stärke und ich bin glücklich damit.
      Meine Umwelt gab mir genug Gründe, um in den Spiegel zu schauen und mich zu fragen, was an mir gut ist.
      Irgendwann beschließt man, dass die Antwort lautet - ICH. Ich finde mich schön gerade durch meinen Mangel an Perfektion. Gerade die Liebe zu den einzelnen Impressionen und den Momenten ermöglicht mir diese Sicht und auch diese Detailliertheit in meinen Worten und Berichten.

      Ich hoffe, dass mein Erlebnis anderen Mut macht auch diese Schwelle zu überschreiten.
      Auch wenn meine Geschichte nicht gut endete, gab dieser Mann mir eine Freiheit, die ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gekannt hatte.
      Ich bin dankbar für die Zeit, darüber wieder frei zu sein und nun offen sprechen zu können ganz ohne Angst vor den Reaktionen, ohne Angst vor dem, was solche Nähe in mir auslöst.
      Es tut gut,...

      Ich wünsche allen eine gute Nacht und einen guten Morgen...
      Lune

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      Dann möchte ich mich auch mal zu Wort melden...
      1) Ganz großes Kompliment für die 'Erzählung'! Stilistisch schön und sehr intensiv. Es war ja nicht zu übersehen, dass die 'Geschichte' durch eine ausführliche 'Redaktion' gegangen ist - was dann ja auch bestätigt wurde - und nur weil es nicht in Protokollform vorliegt, heißt das ja nicht, dass es kein 'Bericht' wäre. :lesen: 8)

      2) @Lune: Ich muss mich 'Existentmale' anschließen: Gesichtzeigen wäre nicht nötig gewesen. Aber mutig, dass du es doch getan hast.

      3) @Alle: Es ist - man möge mir den unbeabsichtigten Witz verzeihen, aber etwas besseres fällt mir nicht ein - sehr 'fesselnd' geschrieben, und wenn das nur einen Bruchteil dessen ausmacht wie es erlebt wurde, dann kann man sich nur im Ansatz vorstellen, wie intensiv es real gewesen sein muss. Ich habe mehrere Tage gebraucht um die einzelnen Beiträge zu lesen. Nicht nur, aber auch deshalb, weil sie so spannend geschrieben waren. Auf mich haben sie noch nachgewirkt. 8o :whistling:
      Und ich möchte das hier besonders hervorheben, weil 'Public Disgrace' (an sich, oder in der o.g. Form) nichts ist, was ich mir derzeitig als Dom oder Sub zu tun vorstellen könnte. (Höchstens noch als Zuschauer, solange es nicht zu sehr zur Sache geht...) Obwohl mir nicht alles im engeren Sinne 'gefallen' hat 'musste' ich doch irgendwie weiterlesen. Dazu kriegt mich auch nicht jeder. ;)

      4) @Lune: Vielleicht habe ich etwas nicht mitgekriegt, aber magst du uns erzählen, wie 'public' es wirklich war? Jetzt mal abgesehen von dem 'öffentlichen' Ort... Es wird nur ein weiterer erkennbarer 'Teilnehmer' erwähnt, aber es kann ja auch Teil des Spiels sein, nicht alle Zuschauer/innen auch sichtbar zu machen und 'geheim' beobachtet zu werden. Also sofern du bereit bist es uns zu verraten: Weißt du, wieviele Leute insgesamt beteiligt waren, und wenn ja: wieviele waren es?

      5) Vielleicht stelle ich damit [vgl. 4)]eine eigentlich überflüssige Frage, aber ich bin mit dem Konzept von 'Public Disgrace' nicht besonders vertraut, daher weiß ich nicht wo da eher der Schwerpunkt liegt (wenn es denn einen gibt): Beim Spiel in der Öffentlichkeit, bei eingeplanten oder zufälligen Zuschauern/Teilnehmern... oder reicht eins davon? Auch foren-intern scheint es da ja verschiedene Auffassungen zu geben. Siehe hier: Was bedeutet Public Disgrace?
      Zurück aus dem Wochenendtrip habe ich jetzt etwas mehr Zeit für eine Antwort. ^^

      Ich möchte mich zunächst für das Lob bedanken, wenn es mir auch nicht darum ging.
      Mein Wunsch war es diesen Worten ein Gesicht zu geben, denn sie haben, vielleicht auch durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Erlebnis, einen besonderen Stellenwert für mich bekommen.
      Für mich wird BDSM geprägt von den Menschen die es leben, ganz gleich ob tief oder oberflächlich, geteilt mit von zwei Menschen oder vielen, hart oder sanft. Ich entzünde nur, wenn ich brenne und für mich gehört dazu auch ein Gefühl für die Person zu vermitteln, die von ihren Erfahrungen erzählt.
      Es ist nicht einfach und auch wenn manch einer sich das gern "schmutziger" ( :P ) gewünscht hätte, der Schritt meinen Bericht offenzulegen kostete mich Überwindung.
      Es ist ein Einblick, der intim ist wie eine geheim gehaltene Fantasie und der selbst eine Teilzeit-Stoikerin wie mich erröten ließ, als ich sie zum ersten Mal an einen Testleser weitergegeben habe. :whistling:

      Rinja schrieb:

      Ich glaube, du hast nicht nur mir Stoff zum Nachdenken gegeben.
      Ich hoffe es ist ein schöner Stoff und das Nachdenken geht in eine positive Richtung? :D
      Traut euch...

      Existentmale schrieb:

      Für das Geschriebene und das Gesicht zeigen! Letzteres hätte es nicht zwingend gebraucht. Nicht für die anderen hier. Wohl aber für dich. Was wiederum zu dir passt und deine Authentizität, wie ich sie kenne, unterstreicht.
      Danke @Existentmale.
      Gerade weil wir uns kennen betrachte ich das als Kompliment. ^^

      RitterSchlag schrieb:

      nur weil es nicht in Protokollform vorliegt, heißt das ja nicht, dass es kein 'Bericht' wäre.
      @RitterSchlag ich denke den meisten ist dieser Umstand bewusst.
      Nur ist es eben ungewöhnlich, dass jemand solche Einblicke gibt - gerade weil sie sehr intim sind. Zweifel sind naheliegend und ich bin niemandem böse deshalb oder fühle mich angegriffen. Wahrscheinlich würde es mir ähnlich gehen wäre ich nicht eine "Protagonistin" in dem Ganzen gewesen. :D
      Für mich ist das Schreiben hilfreich, denn es hilft mir meine Emotionen zu sortieren, zu genießen und sacht abklingen zu lassen.
      Der Einblick hilft auch meinen Partnern, es zeigt eine andere Perspektive, hilft zu verstehen. Es ist ungeschminkt und frei, wie ich es in dem Moment der Handlung niemals formulieren könnte, damit wäre ich völlig überfordert.

      RitterSchlag schrieb:

      4) @Lune: Vielleicht habe ich etwas nicht mitgekriegt, aber magst du uns erzählen, wie 'public' es wirklich war? Jetzt mal abgesehen von dem 'öffentlichen' Ort... Es wird nur ein weiterer erkennbarer 'Teilnehmer' erwähnt, aber es kann ja auch Teil des Spiels sein, nicht alle Zuschauer/innen auch sichtbar zu machen und 'geheim' beobachtet zu werden. Also sofern du bereit bist es uns zu verraten: Weißt du, wieviele Leute insgesamt beteiligt waren, und wenn ja: wieviele waren es?
      Ich kann dir deine Fragen nicht beantworten, denn ich war seine Sub.
      Es ist ein Teil des Spiels nicht konkret zu wissen was geschieht und es ist ein Teil von mir meinem Top zu vertrauen, sonst würde das alles nicht geschehen.
      Bildlich gesprochen: Er wählt die Bühne und gestaltet sie, ist Regisseur, Protagonist (oder eher Antagonist :gruebel: ), die Security... und ich mache ein Improtheater daraus. :pardon:
      Ich habe nicht das Bedürfnis die Details seines Drehbuchs zu kennen, auch nicht später. Sie sind unbedeutend für den Moment, würden mich gedanklich vielleicht sogar behindern und aus diesem Grund frage ich ihn auch heute nicht danach.
      Wieso sollte ein fasziniertes Kind auch dem Zauberer seinen Trick entlocken? ;)
      Die Magie ist viel zu schön, um sie zu zerstören.

      Ich find's zwar gelinde gesagt wenig prickelnd mich selbst zu zitieren oder einen eigenen Thread zu bemühen, aber das Thema hatte ich früher einmal angeschnitten. Zu finden hier Public Disgrace - Was ist das? .
      Meine persönlichen Gründe und Empfindungen sind dem Text von nightbird zu entnehmen, wenn man ihm aufmerksam folgt. :)
      Sollte es weitere Fragen geben kann man sie gern hier stellen oder im oben genannten Thread, sollten sie jedoch konkreterer Natur sein wäre eine PN wohl eher die Waffe meiner Wahl. ;)

      Lune schrieb:

      [...]

      RitterSchlag schrieb:

      nur weil es nicht in Protokollform vorliegt, heißt das ja nicht, dass es kein 'Bericht' wäre.
      @RitterSchlag ich denke den meisten ist dieser Umstand bewusst. Nur ist es eben ungewöhnlich, dass jemand solche Einblicke gibt - gerade weil sie sehr intim sind. Zweifel sind naheliegend und ich bin niemandem böse deshalb oder fühle mich angegriffen. Wahrscheinlich würde es mir ähnlich gehen wäre ich nicht eine "Protagonistin" in dem Ganzen gewesen. :D [...]
      Davon gehe ich auch aus... Ich habe ja auch bloß meine Gedanken dazu zum Besten gegeben, und ausgeführt weshalb ich das ganze für plausibel halte obwohl es ja als 'Erzählung' gestaltet ist. Man könnte sagen, dass ich 'laut gedacht' habe (sofern man das Wort "laut" für Texte verwenden will :P ) - und in einem Forum, in dem es ja um Gedankenaustausch geht, sollte das ja kein Problem sein, dass man Gedanken äußert, die andere auch schon gehabt haben mögen. ;)


      Lune schrieb:

      RitterSchlag schrieb:

      4) @Lune: Vielleicht habe ich etwas nicht mitgekriegt, aber magst du uns erzählen, wie 'public' es wirklich war? Jetzt mal abgesehen von dem 'öffentlichen' Ort... [...]
      Weißt du, wieviele Leute insgesamt beteiligt waren, und wenn ja: wieviele waren es?
      Ich kann dir deine Fragen nicht beantworten, denn ich war seine Sub.Es ist ein Teil des Spiels nicht konkret zu wissen was geschieht und es ist ein Teil von mir meinem Top zu vertrauen, sonst würde das alles nicht geschehen.
      Bildlich gesprochen: Er wählt die Bühne und gestaltet sie, ist Regisseur, Protagonist (oder eher Antagonist :gruebel: ), die Security... und ich mache ein Improtheater daraus. :pardon:
      Ich habe nicht das Bedürfnis die Details seines Drehbuchs zu kennen, auch nicht später. Sie sind unbedeutend für den Moment, würden mich gedanklich vielleicht sogar behindern und aus diesem Grund frage ich ihn auch heute nicht danach.
      Wieso sollte ein fasziniertes Kind auch dem Zauberer seinen Trick entlocken? ;)
      Die Magie ist viel zu schön, um sie zu zerstören.
      Danke für die Antwort, mehr wollte ich auch gar nicht wissen. Und wenn es so für dich am Besten funktioniert: umso besser.
      Der Satz mit dem Zaubertrick ist eine schöne Zusammenfassung. :blumen:
      Sehr interessant finde ich den Einwurf über die 'Security'. Kannst du das näher erläutern oder hast du es schon mal irgendwo erklärt? Denn das ist ja ein Aspekt, der sofort Sinn ergibt wenn man davon hört, über den man aber von sich aus vielleicht gar nachdenkt. So geht es mir jedenfalls. Will sagen: Meinst du, dass der Dom dann die 'Security' ist, oder dass er sie auswählt? Auch wenn das jetzt vielleicht eher bildlich gemeint war - nur bildlich war es nicht, oder?

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