Weniger #MeToo im BDSM?

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      Weniger #MeToo im BDSM?

      Sicher haben ja alle in den letzten Tagen die #MeToo Kampagne mitbekommen. Mich würde interessieren, wie in dieser Hinsicht eure Erfahrungen im BDSM Bereich sind?

      Ich muss dazu sagen, meine sind sehr positiv. Leider musste auch ich in meinem Leben meine MeToo-Erfahrungen machen - aber alle davon in der Vanilla-Welt. Wird "consensual" also tatsächlich so weitreichend eingehalten, dass man innerhalb der Szene von solchen Erlebnissen erfreulicher Weise mehrheitlich verschont bleibt? Wie sind eure Erfahrungen?
      A gentleman is a man who knows when not to be gentle.
      naja die Frage ist, wieviel Zeit Deines Lebens/Alltags verbringst Du in der BDSM Szene und wieviel in der sog. Vanilla.Szene ;-). Ich bewege mich zu 99,9% meiner Zeit im Vanilla Kontext (abgesehen von meinem Partner natürlich) und da sind die Chancen von sexuellen Übergriffen einfach mal per se weniger im BDSM Kontext möglich.

      Viva schrieb:

      naja die Frage ist, wieviel Zeit Deines Lebens/Alltags verbringst Du in der BDSM Szene und wieviel in der sog. Vanilla.Szene ;-). Ich bewege mich zu 99,9% meiner Zeit im Vanilla Kontext (abgesehen von meinem Partner natürlich) und da sind die Chancen von sexuellen Übergriffen einfach mal per se weniger im BDSM Kontext möglich.
      Das ist richtig. Aber alleine wenn ich Partys/Clubs vergleiche. Ich glaube ich habe noch kaum einen Abend in einem normalen Club/Disco erlebt, an dem ich nicht belästigt wurde, in unterschiedlich heftiger Ausprägung. Auf einer Szene-Veranstaltung ist mir das noch nie passiert.

      Ergänzung: Sollte die Beobachtung stimmen, dann fände ich das interessante Fazit daran, dass es einer Gesellschaft durchaus problemlos möglich ist, sich Verhaltensregeln aufzuerlegen, die auch tatsächlich von allen eingehalten werden.
      A gentleman is a man who knows when not to be gentle.
      Ich bin ja noch nicht so lange aktiv in der BDSM-Szene unterwegs; dennoch habe ich bis jetzt auch noch keine metoo Erfahrungen dort gemacht.
      Diese hatte ich bis jetzt auch ausschliesslich in der Vanilla-Welt.

      Ich glaube das es an der sehr hohen Akzeptanz liegt. Man nimmt andere an. Ohne Vorurteile. Oder mit weniger davon.
      In der Welt wird sehr viel polarisiert und der Feminismus tut sein übriges dazu bei. Man kommt im BDSM-Bereich einfach nicht so 'weit' mit einem solchen Verhalten.

      Aber ich habe auch schon anderes gehört.
      Ich glaube das es trotzdem eine hohe Dunkelziffer gibt. Und es kommt darauf an was für einen selbst ein metoo ist. Jeder ist da anders gestrickt. Für den/die eine/n ist ein hinterher pfeifen nichts. Für den anderen ist das schon eine Belästigung.
      Frauen sind die einzige Beute, die sich ihren Jäger selbst aussuchen.

      M.Pandora schrieb:

      Und es kommt darauf an was für einen selbst ein metoo ist. Jeder ist da anders gestrickt. Für den/die eine/n ist ein hinterher pfeifen nichts. Für den anderen ist das schon eine Belästigung.
      Ein Hinterherpfeifen ist mir ziemlich egal. Bzw. fällt für mich in den Bereich der freien Meinungsäußerung ;) Aber wenn mir ein unbekannter Mann auf der Tanzfläche zwischen die Beine greift oder mich auf dem Weg zu den Toiletten an die Wand drückt und versucht zu küssen, dann sind das für mich auf jeden Fall metoo Momente. Und die erlebe ich im Nachtleben recht häufig. Auf BDSM oder Fetisch Parties wie gesagt noch nie.

      Dabei wäre dann noch die interessante Frage ob innerhalb der Szene tatsächlich der Respekt vor mir als Frau größer ist oder ob eventuell der Respekt vor meinem Dom dabei den Ausschlag gibt. Man nähert sich nicht ungebeten der Sub eines anderen. Andererseits sollte diese Regel ja auch im Nachtleben gelten. Dort sind die Männer aber weitaus hemmungsloser. Es reicht, wenn der Begleiter kurz einen Schritt beiseite an die Bar geht, das andere sich zu irgendwelche Übergrifflichkeiten ermuntert fühlen.
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      Wirklich einen Übergriff, den ich als #meetoo bezeichnen würde, ist mir nur mit 11 Jahren in Griechenland in einem Freiluftkino passiert, als mir der Sitznachbar unter das T-Shirt an die Brüste griff. Das konnte ich jedoch mit 11 nicht einmal richtig einordnnen, habe dann nur meinen Onkel (der meinen Bruder und mich mit meiner Tante in den Urlaub mitgenommen hatte) dazu gebracht, mit mir den Platz zu tauschen (weil mir das doch etwas sonderbar vorkam).
      Später in meinem Leben habe ich nichts mehr erlebt, dass ich so einordnen würde. Muss aber dazu hinzufügen, dass ich da scheinbar eine völlig andere (falsche?) Wahrnehmung habe, sprich: Ich empfinde vieles als harmlos, das andere wohl aufschreien ließe, :rot: . Dadurch bekomme ich vieles wohl nicht mit.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud

      Feuerpferd schrieb:

      Muss aber dazu hinzufügen, dass ich da scheinbar eine völlig andere (falsche?) Wahrnehmung habe, sprich: Ich empfinde vieles als harmlos, das andere wohl aufschreien ließe, :rot: . Dadurch bekomme ich vieles wohl nicht mit.
      Ich leide nach so einem Vorfall auch nicht wochenlang unter Alpträumen ;) Trotzdem macht es mich wütend und ich setze mich auch entsprechend zur Wehr. Grundsätzlich sehe ich aber diese Selbstverständlichkeit, mit der viele Männer meinen über fremde Frauenkörper verfügen zu dürfen bzw. Grenzüberschreitungen vornehmen zu können, als sehr gefährlich an, denn in meinen Augen ist sie der Wegbereiter für krassere Übergriffe wie Vergewaltigungen.
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      @DarkDesire
      Ich glaube das ist der springende Punkt. Das es im BDSM sehr feste Regeln gibt.
      Sieht man der sub an das sie in Besitz ist, ist sie tabu für andere Doms.

      Ich denke aber auch, die Erfahrung hab ich mittlerweile gemacht. Egal wie... man kennt sich um mehrere Ecken rum.

      Und das will sich keiner verscherzen.

      Jetzt meine persönliche Erfahrung am Anfang meiner single-zeit in der szene bin ich leider einigen Situationen ausgeliefert gewesen die unschön waren und mich belastet haben. Nachdem ich darüber gesprochen habe, habe ich sie für mich ad acta gelegt.

      Mittlerweile passiert mir das nicht mehr so leicht weil ich gelernt habe klipp und klar nein zu sagen. (Das hat leider etwas gedauert).
      Und keine Scheu mehr habe dadurch für Aufsehen zu sorgen.
      Ich weiss aber auch das einige Menschen um mich rum ein Auge auf mich haben und mit aufpassen.

      Und das gibt mir die nötige Sicherheit.

      Gerade als freie sub muss man besonders aufpassen.

      Aber egal ob frei oder nicht, wir müssen auf uns achten.
      Müssen uns überlegen wie wir uns schützen können.

      Egal ob in der Szene oder im Vanilla-Bereich.
      #MeToo
      Und zwar sowohl im Alltag, als auch auf einem explizitem BDSM-Event. Und wenn ich genauer drüber nachdenke, war das auf der Party eine der schlimmeren Belästigungssituationen, weil es Drei gegen Eine waren.
      Wie immer: BDSMler sind nicht die besseren Menschen. Ich vermute aber, dass man in gewissen BDSM-Kreisen eine höhere Wahrscheinlichkeit hat, dass sich die Personen mal bewusst mit solchen Themen auseinander gesetzt haben.

      Aber das sind maximal Wahrscheinlichkeiten. Es gibt Partys, da hätte ich keine Sorge mich komplett nackt mit verbundenen Augen in eine uneinsehbare Ecke zu stellen. Aber Standard ist sowas heute noch nicht.
      Am Ende hilft nur, sich nicht überrumpeln lassen, den Mut haben sich lautstark zu wehren (was beides SO viel leichter geschrieben als getan ist), anderen Leuten in der Situation zur Seite springen (bitte!) und lieber zu oft nachfragen, bevor man Menschen verletzt.
      Wer jetzt auf die Männer zeigen möchte: Zwei von den Dreien auf der BDSM-Party waren Frauen.

      DarkDesire schrieb:

      Dabei wäre dann noch die interessante Frage ob innerhalb der Szene tatsächlich der Respekt vor mir als Frau größer ist oder ob eventuell der Respekt vor meinem Dom dabei den Ausschlag gibt. Man nähert sich nicht ungebeten der Sub eines anderen.
      Ich finde, da gibt es keinen Unterschied, ob "vanilla" oder nicht. Man nähert sich auch nicht ungefragt der Freundin des Kerls in der Disco.

      Ich musste inn- und außerhalb ´der Szene´ "#metoo" Erlebnisse sammeln. Das "wie" unterscheidet sich zwar voneinander, aber es ist eben dort und dort passiert. Also denke ich nicht, dass es einen großen Unterschied macht, auf was für Parties man sich bewegt.


      EDIT: Ich bin zwar der Meinung, dass es auf "normalen" Parties nicht unbedingt häufiger, als auf BDSM-Parties passiert.. Dennoch könnte für ersteres auch der Alkoholkonsum sprechen, den man auf BDSM-Parties ja nicht unbedingt in dem Ausmaß hat.
      Verliere niemals Deinen Humor,
      denn er ist Dein wichtigster Begleiter!
      MeToo Situationen kenne ich bisher nur aus dem Vanillabereich. Die sind schon reichlich Jahre her, haben mich aber weder traumatisiert oder sonstws. Ich hab mir damals nur gedacht, dass, wenn der Typ es 'braucht' mich 'ganz zufällig' bei unseren Begegnungen am Busen oder Hintern zu berühren, soll er machen.

      Im BDSM Umfeld habe ich selbst weder so etwas bei mir bisher erlebt noch bei anderen mitbekommen.
      #MeToo hatte ich bisher auch nur im "normalen" Bereich erlebt, wo ein Nein ein "eventuell will sie ja doch" , resp. "ah komm, sei doch nicht so" nieder gebügelt wurde.

      Die letzten verteilten "nein, ich habe kein Interesse an dir" waren vor fünf Wochen auf einer Party. Schlussendlich war ich kurz davor, am Tresen nach Emilia zu fragen, hatte dann aber noch eine andere Lösung gefunden.

      Auf einer BDSM Party vor drei Wochen wurden die zwei Neins akzeptiert, und damit war gut.

      Ja, ich persönlich finde, dass es im großen und ganzen in der Szene respektvoller zugeht.
      Viele Grüße
      safine
      Was mich hier gerade ein bisschen entsetzt: man soll sich Frauen nicht nähern, weil sie mit Kerl oder Dom unterwegs sind?
      Ich erwarte bitte, dass das auch nicht passiert, wenn ich solo bin. Das hängt doch nicht davon ab, ob es jemanden an meiner Seite gibt!

      Ansonsten zu der Frage: ist mir auch schon in der Szene passiert. Auch da gibt es das, was ich Predators nenne, Menschen, die es auf junge/unerfahrene/unsichere Subs abgesehen haben und denen Konsens echt nicht so wichtig ist. Und die auch explizite Neins ignorieren.
      Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. (Rut 1,16)
      #MeToo und zwar sowohl im Bereich BDSM als auch im Bereich Vanilla. Dass ich mit meinem Dom verheiratet bin hat diese Menschen nicht abgehalten.

      Ich denke nicht, dass es da einen Unterschied zwischen BDSMlern und Nicht-BDSMlern gibt.
      Liebe Nachbarn, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen, Familie: Ich bin entsetzt, auf was für Seiten ihr euch rumtreibt! :frech:

      Lernen durch Schmerz ist nicht angenehm, aber unglaublich effektiv... :evilfire:
      Mich triggern die Aussagen, dass man Übergriffen entgehen könnte, wenn man selbstbewusst ist und dass es sich um hinterher pfeifen handeln könnte total!


      Mir fallen etliche Situationen ein. Bei den ersten war ich Minderjährig, die letzte große Sache ist ein Jahr her.

      Ein Dom - nicht meiner - war darunter. Die Sache hatte weniger Nachwehen für mich, weil ich wusste, am Ende hat er mich verstanden. Davor war es eine der schlimmsten, weil ich ihn lange kannte und mich selten so hilflos und in meinen Aussagen ignoriert gefühlt hab.

      Félin schrieb:

      Was mich hier gerade ein bisschen entsetzt: man soll sich Frauen nicht nähern, weil sie mit Kerl oder Dom unterwegs sind?
      Ich erwarte bitte, dass das auch nicht passiert, wenn ich solo bin. Das hängt doch nicht davon ab, ob es jemanden an meiner Seite gibt!
      Da gebe ich dir absolut Recht. Die Frage war nur, ob es eventuell - leider - aus Respekt vor Kerl oder Dom seltener passiert. Für "Kerl" kann ich das verneinen. Ich gehe viel mit meinem Mann aus. Das hält einige nicht ab - zumindest ab 2 oder 3 Uhr nachts, wenn der Alkoholpegel bei manchen kritische Grenzen erreicht hat. Auf Szene-Veranstaltungen, wenn der "Kerl" der "Dom" ist, habe ich sowas noch nie erlebt. Als Single war ich noch nie auf solchen Veranstaltungen.

      JamieLyn schrieb:


      Mich triggern die Aussagen, dass man Übergriffen entgehen könnte, wenn man selbstbewusst ist und dass es sich um hinterher pfeifen handeln könnte total!
      Ich weiß zwar nicht genau, was du mit hinterher pfeifen meinst - aber ansonsten bin ich voll bei dir. Diese Aussage ist eben genau der Kern der Denkweise, die sexuelle Gewalt erst ermöglicht. Wenn die Gesellschaft und auch ich als in dieser Gesellschaft sozialisierte Frau mich nach einer Vergewaltigung frage, was das Ganze/wie ich das Ganze hätte verhindern können ... "War der Rock zu kurz?", "Das Lachen zu kokett?", "Der Alkohol zu viel?" "Der Augenaufschlag zu charmant?" "Das Nein nicht deutlich genug?" "Der Auftritt nicht selbstbewusst genug?" ... dann läuft etwas falsch. Es gibt nur eine richtige Antwort darauf, wer oder was einen sexuellen Übergriff hätte verhindern können. Und zwar der Übergriffige bzw. Vergewaltiger selbst. Dass die Schuld immer noch regelmäßig beim Opfer gesucht wird, ist ein unerträglicher Zustand.
      A gentleman is a man who knows when not to be gentle.
      Ich muss sagen mich erschreckt hier die Einstellung einiger Frauen.
      Ich persönlich empfinde auch Hinterherpfeifen als Respektlos. Warum? Weil ich finde dass auch Menschen mit XY Chromosom im Normalfall fähig sind, sich vernünftig zu artikulieren und das sollen sie gefälligst auch in der Gegenwart einer Frau tun. Alles andere degradiert die vorbeilaufende Person zu einem interessanten Objekt und nun stellt euch die Frage ob ihr wirklich mit einem Auto gleichgestellt sein wollt. Kein Mensch pfeift jemandem hinterher weil er sich denkt, was für tolle Haare jemand hat. Die dahinterstehende Aussaga ist einfach nur "Geil". Solche Leute bekommen von mir im besten Fall eine dumme Ansage.
      Jemand grapscht mich an weil ers nötig hat. Gehts noch? Ich dapsche ja auch nicht jeden an nur weil ich mal geknuddelt werden will.
      Diese Einstellung liebe Ladys, ist der Grund warum sexuelle Übergriffe immer noch an der Tagesordnung sind. Auch Männer haben ein Gehirn und es ist schlicht für beide Seiten Respektlos davon auszugehen dass sie nicht in der Lage sind es zu benutzen.

      Zum Thema: So oft bin ich nicht auf BDSM Partys und die Forenstammtische sind bekanntlich nicht unbedingt aussagekräftig diesbezüglich. In normalen Clubs und auf veranstaltungen bin ich schon des öfteren übergriffigkeiten begegnet. Ich glaube allerdings das liegt mehr daran, dass man in BDSM Clubs schneller Hausverbot bekommt wenn man sich nicht an die Regeln des Veranstalters hält (schon allein weil die Medienwirksamkeit immens wäre).

      Nachtrag: die übergriffigkeit im schutz der Anonymität (sprich online) ist im BDSM-Bereich definitiv höher.
      Wer mit mir friedlich diskutieren will, kann sich ab sofort die Gebrauchsanweisung in meinem Profil durchlesen.