Da ist ja schon die Überschrift ein halber Roman geworden
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Menschen versuchen sich in einem besseren Licht darzustellen, dies ist vermutlich ein zutiefst menschliches Verhalten. Wobei es dabei nicht nur um die Darstellung nach außen geht, sondern eben auch um die Darstellung vor einem selbst.
Wenn ich in meinem NichtBDSMler Freundeskreis frage: „was ist Monogamie“ erhalte ich immer die gleiche Antwort: Sex (evtl plus Liebe) mit nur einer Person.
Unter BDSMler sind da aber ganz andere Definitionen vorhanden. Als Beispiel ein lesenswerter älterer Forumsthread, in welchem fast die Hälfte der Beteiligten eine abweichende Ansicht vertreten hat:
Grundsätzlich ist es kein großes Problem, dass jeder seine eigene Definition von einem Begriff hat. Natürlich erschwert es die Kommunikation, jedoch redet man maximal aneinander vorbei. Schwieriger wird es jedoch, wenn es sich um verkehrswesentliche Eigenschaften für einen Kontakt handelt. Wo man in einem Forum vielleicht aneinandervorbeischreibt, sieht es bei einer BDSM-Flirtcommunity schon ganz anders aus. Wenn ich einen monogamen Partner suche, dann würde ich erwarten, dass ein Profilinhaber der monogam in seinem Profil hat, eben die allgemeingültige Definition von monogam nutzt.
Dies ist aber meist nicht der Fall. Mehrfach schon habe ich gelesen, dass die Angabe Single in einer BDSM Community nur bedeuten soll, dass man im Bereich BDSM Single ist und das nichts mit dem normalen Alltag zu tun haben müsste, wo man eben auch verheiratet sein kann. Oder offene Beziehung bedeutet, dass man offen für eine weitere Beziehung ist (der aktuelle Partner davon aber noch nichts wissen muss). Ganz ehrlich, ich käme mir da ziemlich verarscht vor, egal ob ich nun eine Liebes- oder Spielbeziehung suche. An dem diesen Punkten endet für mich die Schönfärberei und beginnt der absichtliche Betrug, sofern man den Status monogam oder solo im Profil nicht konkretisiert hat.
Ich verstehe, dass man über Randabgrenzungen vortrefflich diskutieren kann, zum Beispiel ist man noch monogam, wenn man sich fingern lässt oder in der Trennungsphase Sex hat, dann aber wieder zusammenkommt. Wobei ich es auch verstehe, warum man Monogamie anders definieren will, damit man noch drunter fällt. Monogamie ist eben ein gesellschaftliches Ideal und niemand verabschiedet sich gerne von seinen Idealen. Aber ist Konsequenz nicht für Dom und Sub auch etwas sehr wichtiges?
Ist es nicht konsequenter zu sagen, ich bin nicht mehr monogam, aber (ich liebe nur einen/ich habe nur im Beisein des Partners, usw). Kurz sich bewusst eingestehen, dass man es nicht mehr ist und dann für sich selbst die Grenzen definiert die allem dennoch einen (semi-) exklusiven Rahmen gibt. Für mich ist Exklusivität ein viel passenderer Begriff für meine emotionalen und sexuellen Interaktionen, denn im Gegensatz zur Monogamie, kann die Exklusivität die Sexualität einteilen in Bereiche. Die meisten meiner Beziehungen waren nicht monogam, alle waren jedoch in weiten Bereichen exklusiv. Ich war niemals in zwei Menschen verliebt und habe daher immer Exklusivität bei der Liebe geben können, auch wenn mein BDSM nicht immer exklusiv war, so war der „normale“ partnerschaftliche Sex (also liebevoller Sex ohne BDSM) immer der Partnerin vorbehalten.
Für mich gibt es mehrere Beziehungsarten:
Monogam: Liebe und Sex nur mit ein und dem gleichen Partner
Polygam: Liebe mit einem, Sex aber mit mehreren Partnern (offen und verdeckt)
Polyamor: Sex und Liebe mit mehr als einem Partner
Natürlich sind die Begriffe monogam und solo nicht die einzigen bei denen die Schönfärberei kritisiert werden kann. Auch mir wurde es schon ab und an vorgeworfen, dass ich mein BDSM als SSC definiere, obwohl ich harte SM Sessions hatte oder auch Atemreduktion betreibe. Meine Antwort darauf ist eine eigene Definition, welche eben SSC erweitert oder konkretisiert, je nach Sichtweise.
Nun bin ich mal neugierig, wo ist euch Schönfärberei im Bereich BDSM aufgefallen oder warum nutzt ihr vielleicht auch selbst einen Begriff der laut Duden eigentlich anders definiert ist für einen Teil eures BDSMs?
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Menschen versuchen sich in einem besseren Licht darzustellen, dies ist vermutlich ein zutiefst menschliches Verhalten. Wobei es dabei nicht nur um die Darstellung nach außen geht, sondern eben auch um die Darstellung vor einem selbst.
Wenn ich in meinem NichtBDSMler Freundeskreis frage: „was ist Monogamie“ erhalte ich immer die gleiche Antwort: Sex (evtl plus Liebe) mit nur einer Person.
Unter BDSMler sind da aber ganz andere Definitionen vorhanden. Als Beispiel ein lesenswerter älterer Forumsthread, in welchem fast die Hälfte der Beteiligten eine abweichende Ansicht vertreten hat:
Besonders spannend fand ich dabei einen Fall, bei dem jemand, nachdem sich seine Beziehung erweitert hat, auch seine Definition von Monogamie erweitert hatte, so dass diese auch zum neuen Beziehungsmodell passte. Dies ist für mich ein Zeichen, dass etwas wahrscheinlich auf die jeweilige Situation angepasst wird und es sich nicht um feste Definitionen oder gar Grundüberzeugungen handelt.diverse schrieb:
Ich kann mit fünf anderen schlafen ohne meinen Partner zu betrügen, wenn er davon weiß oder vielleicht sogar dabei ist. Meine Liebe und Hingabe bekommt nur einer. Das ist für mich Monogamie.
Für mich selbst bedeutet Monogamie, dass zwei zusammenlebende Menschen ausschließlich miteinander Sex haben. In meinen Augen zählt das auch bei einer zweiten oder weiteren Beziehung.
Ich würde sagen: Ich LEBE Monogamie, weil ich einen festen Partner sprich Ehemann habe. Trotzdem ERLEBE ich eine Vielzahl von sexuelle Aktivitäten mit anderen Partnern - jedoch immer nur mit meinem Mann zusammen.
monogamie kann auch bedeuten wenn man auf EINEN sexuell fixiert ist...u wenn er einem dazu anweist sex mit anderen zu haben ändert es nichts am zustand der monogamie...
Auf partnerschaftlichen Ebene ... habe ich ausschließlich Sex (in gennanten Variationen) ... mit meinen Partner. Auf BDMS Ebene ... habe ich ausschließlich BDSM (in verschieden Variationen) ... mit meinem BDSM Partner (oder wie immer man das Gegenüber bezeichnen will) Obwohl es 2 "Beziehungen" sind ... sind sie doch innerhalb der Ebenen ... monogam...
Monogam ist für mich meine Beziehung wenn ich mich voll und ganz nur auf meinen Partner einlasse, erwartet dieser als mein Herr von mir, dass ich auch mit anderen Männern oder Frauen sexuell verkehre ist das nicht meine Entscheidung.
Grundsätzlich ist es kein großes Problem, dass jeder seine eigene Definition von einem Begriff hat. Natürlich erschwert es die Kommunikation, jedoch redet man maximal aneinander vorbei. Schwieriger wird es jedoch, wenn es sich um verkehrswesentliche Eigenschaften für einen Kontakt handelt. Wo man in einem Forum vielleicht aneinandervorbeischreibt, sieht es bei einer BDSM-Flirtcommunity schon ganz anders aus. Wenn ich einen monogamen Partner suche, dann würde ich erwarten, dass ein Profilinhaber der monogam in seinem Profil hat, eben die allgemeingültige Definition von monogam nutzt.
Dies ist aber meist nicht der Fall. Mehrfach schon habe ich gelesen, dass die Angabe Single in einer BDSM Community nur bedeuten soll, dass man im Bereich BDSM Single ist und das nichts mit dem normalen Alltag zu tun haben müsste, wo man eben auch verheiratet sein kann. Oder offene Beziehung bedeutet, dass man offen für eine weitere Beziehung ist (der aktuelle Partner davon aber noch nichts wissen muss). Ganz ehrlich, ich käme mir da ziemlich verarscht vor, egal ob ich nun eine Liebes- oder Spielbeziehung suche. An dem diesen Punkten endet für mich die Schönfärberei und beginnt der absichtliche Betrug, sofern man den Status monogam oder solo im Profil nicht konkretisiert hat.
Ich verstehe, dass man über Randabgrenzungen vortrefflich diskutieren kann, zum Beispiel ist man noch monogam, wenn man sich fingern lässt oder in der Trennungsphase Sex hat, dann aber wieder zusammenkommt. Wobei ich es auch verstehe, warum man Monogamie anders definieren will, damit man noch drunter fällt. Monogamie ist eben ein gesellschaftliches Ideal und niemand verabschiedet sich gerne von seinen Idealen. Aber ist Konsequenz nicht für Dom und Sub auch etwas sehr wichtiges?
Ist es nicht konsequenter zu sagen, ich bin nicht mehr monogam, aber (ich liebe nur einen/ich habe nur im Beisein des Partners, usw). Kurz sich bewusst eingestehen, dass man es nicht mehr ist und dann für sich selbst die Grenzen definiert die allem dennoch einen (semi-) exklusiven Rahmen gibt. Für mich ist Exklusivität ein viel passenderer Begriff für meine emotionalen und sexuellen Interaktionen, denn im Gegensatz zur Monogamie, kann die Exklusivität die Sexualität einteilen in Bereiche. Die meisten meiner Beziehungen waren nicht monogam, alle waren jedoch in weiten Bereichen exklusiv. Ich war niemals in zwei Menschen verliebt und habe daher immer Exklusivität bei der Liebe geben können, auch wenn mein BDSM nicht immer exklusiv war, so war der „normale“ partnerschaftliche Sex (also liebevoller Sex ohne BDSM) immer der Partnerin vorbehalten.
Für mich gibt es mehrere Beziehungsarten:
Monogam: Liebe und Sex nur mit ein und dem gleichen Partner
Polygam: Liebe mit einem, Sex aber mit mehreren Partnern (offen und verdeckt)
Polyamor: Sex und Liebe mit mehr als einem Partner
Natürlich sind die Begriffe monogam und solo nicht die einzigen bei denen die Schönfärberei kritisiert werden kann. Auch mir wurde es schon ab und an vorgeworfen, dass ich mein BDSM als SSC definiere, obwohl ich harte SM Sessions hatte oder auch Atemreduktion betreibe. Meine Antwort darauf ist eine eigene Definition, welche eben SSC erweitert oder konkretisiert, je nach Sichtweise.
Gentledom schrieb:
Würde ein Fachmann auf dem jeweiligen Gebiet (z.B. Arzt, Psychologe) meine Art, BDSM zu praktizieren, als verantwortungsbewusst und im Vergleich zu normalem Sex ohne signifikant gesteigertes Risiko für die körperliche und geistige Gesundheit von involvierten Personen ansehen?
Nun bin ich mal neugierig, wo ist euch Schönfärberei im Bereich BDSM aufgefallen oder warum nutzt ihr vielleicht auch selbst einen Begriff der laut Duden eigentlich anders definiert ist für einen Teil eures BDSMs?
"Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff