D/s Was ist mir hier passiert?

      D/s Was ist mir hier passiert?

      Hallo liebe Comunity,

      ich bin hier seit einiger Zeit im Forum unterwegs, bisher als Leser. Nun suche ich nach Rat und Meinungen und hoffe, diese hier zu bekommen.
      Leider werde ich etwas ausholen müssen, um die Situation, in welcher ich mich befinde, verständlich darzulegen.

      Vor gut zweieinhalb Monaten lernte ich auf einer einschlägigen Seite Tim (ausgedachter Name) kennen und es entwickelte sich zwischen uns sehr schnell eine online D/s Beziehung. Für mich war das neu, für Tim nicht, er hatte nach eigenen Angaben einige wenige Erfahrungen in diesem Bereich. Dennoch wirkte er sehr souverän und überzeugend als Dom.
      Wir kommunizierten auf vielfältigste Art und Weise über mehrere Stunden täglich. Am häufigsten und intensivsten waren hierbei unsere Telefongespräche und Videochats, die oft über 3 oder 4 Stunden und mehr gingen. Ein reales Treffen schlossen wir beide aus, es trennen uns räumlich 600km und Tim lebt in einer festen Vanilla-Partnerschaft.

      Tim hatte auf besagter Seite vier weitere Kontakte zu anderen Subs, welche er auf meine Bitte hin nach einer Woche Überlegung abbrach. Von Anfang an betonte Tim immer wieder, wie wichtig zwischen uns Offenheit und Ehrlichkeit wäre. Besonders in dieser D/s Konstellation. Ich persönlich sehe Ehrlichkeit und Offenheit stets als wichtig an in Kontakt zu anderen Menschen. Und da er ja seine Partnerin zu Hause belügt, welche von seinem Treiben nichts wissen durfte, nun, wie ernst kann ich da seine Worte nehmen? Mein ungutes Gefühl diesbezüglich ignorierte ich, war es doch zu prickelnd, meine neu entdeckte Seite auszuleben. Das Belügen seiner Partnerin erklärte er damit, dass die Beziehung seit langer Zeit gescheitert wäre, er sich trennen wolle, aber der richtige Zeitpunkt dazu noch nicht gegeben wäre. Bitte lacht nicht, er konnte die Gründe dafür sehr plausibel darlegen.

      Ansonsten präsentierte sich Tim sehr großzügig in Bild und Ton, mit persönlichen Angaben usw. Ich hingegen hielt mich bedeckter, vor allem im Videochat, wo er sich vollends hinreißen lies und das sogar von zu Hause aus, während seine Partnerin nebenan vermutlich schlief. Ich empfand das als sehr zwiespältig, einerseits hatte ich dadurch das Gefühl, wirklich bedeutend für ihn zu sein, andererseits fand ich das ziemlich mies.

      Vor sechs Wochen erklärte mir Tim, er wolle mir ein Geschenk machen, woraufhin ich ein Postfach zu eröffnen hatte, um meine Adresse nicht preisgeben zu müssen. Ich bin nicht aus auf Geschenke, war aber einigermaßen neugierig, was es wohl sein könne. Tim meinte, es wäre nur eine Kleinigkeit und nichts kostspieliges, von daher also ok für mich. Bis heute ist nichts bei mir angekommen. Auf Nachfrage liegt es an Zeitmangel und Stress, aber (und ich will später hierauf zurück kommen) versprochen wäre versprochen, und das Päckchen käme noch, sobald er Gelegenheit dazu fände, zur Post zu gehen. Bis zum heutigen Tag ist ihm das nicht gelungen.

      Im Verlaufe der Zeit begann ich, Gefühle zu entwickeln, was ich in Anbetracht der Intensität und der Tiefe unserer Gespräche und unseres Treibens für relativ normal halte. Er sprach seinerseits auch von Gefühlen mir gegenüber.
      Vor ungefähr drei Wochen begann ich mir Gedanken darüber zu machen, wie das für mich weiter gehen solle und kam zu dem Ergebnis, dass es zu keinem guten Ergebnis führen würde. Also beschloss ich, dem ganzen ein Ende zu bereiten. In einem langen Gespräch mit Tim schilderte ich ihm meine Gedanken, er stimmte mir zu und konnte meine sorgfältig zurecht gelegten Argumente nicht widerlegen. Er war traurig und bedauerte sehr, dass ich gehen wollte, aber er hielt mich nicht auf. Ich bat ihn darum, konsequent zu sein für den Fall, dass ich später meine Entscheidung bereuen sollte und er versprach mir, eine Umkehr meinerseits nicht zuzulassen. Ich ahnte bereits, dass es für mich hart werden würde und erklärte ihm, wenn ich wieder ankommen würde, dann nicht, weil ich meine Meinung geändert hätte sondern nur aus Schwäche heraus.

      Ihr könnt es Euch denken, und ich bin auch nicht gerade stolz auf mich, nach zwei Wochen knickte ich ein, mir fehlte zu vieles, ich hielt es einfach nicht aus. Ich bat Tim um ein Gespräch. Abends rief er mich also an und gab mir Gelegenheit, mich zu erklären. Er war sehr müde und gestresst und ich wollte lieber an einem anderen Tag mit ihm reden, aber er meinte, er wolle es jetzt hören, was ich zu sagen hätte. Ich bat ihn, mir gut zuzuhören, weil es sehr wichtig für mich war, dass er mich verstehen würde.
      Ich erklärte mein Anliegen, nämlich, dass ich den Kontakt gerne wieder aufnehmen wolle, erklärte ausführlich, warum dem so sei, er hörte aufmerksam zu. Nach einer Weile hörte ich, dass er am Laptop tippte. Ich ärgerte mich, weil ich seine volle Aufmerksamkeit wollte und ich hatte irgendwie das Gefühl, dass er chattet. Man hört das einfach am Tipp-Rhythmus.
      Als ich fertig war, war er ganz ernst. Er meinte, er könne das nicht gleich entscheiden, auch nicht in ein paar Tagen, sondern er müsse sich das unter Umständen mehrere Wochen lang durch den Kopf gehen lassen. Er hätte mir schließlich versprochen, konsequent zu sein und er würde ein mir gegebenes Versprechen nicht so ohne weiteres brechen. Ich erinnere an das Päckchen an dieser Stelle.

      So, nun sitze ich hier und frage mich, was war das eigentlich für eine Story? Hab ich ihm jemals irgendetwas bedeutet? Offenheit und Ehrlichkeit, könnt ihr das irgendwo sehen? Bin ich die ganze Zeit verarscht worden? War es für ihn nur ein Spiel? Warum hält er mich jetzt voraussichtlich über Wochen hin? Zum Warmhalten? Offensichtlich chattet er ja schon wieder irgendwo herum. Will er mich langsam "entwöhnen"? Wir haben noch Kontakt in Skype und auch Gespräche auf neutrale Art sind möglich. Oder kann ich seine Argumente ernst nehmen? Was ist hier überhaupt mit mir passiert?
      Emotional löse ich mich bereits von Tim, aber was mich wahnsinnig macht, ist, dass ich nicht verstehe. Was ist hier gelaufen?

      Oft ist es unmöglich, eine Situation, in welcher man persönlich steckt, objektiv zu beurteilen. Darum frage ich Euch. Allerdings merke ich bereits jetzt beim Schreiben, wie absurd das alles ist und ich mir wohl vieles eingebildet habe. Aber mein Gott, was war Tim auch überzeugend.

      Ich danke Euch, die ihr bis hierher gelesen habt, herzlichst für die Geduld. Ich hoffe, ihr könnt ein wenig Licht in das Chaos in meinem Kopf bringen. Und bitte schont mich nicht, ich halte einiges aus, nur nicht das Nicht-Wissen. Also pfeffert mir gnadenlos Eure Meinung um die Ohren.

      Gruß Maya
      Hey,
      ich bin ganz neu und auch nicht so tief im Thema wie sicherlich andere Forenbesucher....

      Dennoch: Du hast im Prinzip eine Entscheidung gefällt (auch wenn Dir es schwer fällt diese einzuhalten), weil Dir dieser Mann / Spielpartner/Dom keine Konsistenz bieten kann. Er kann scheinbar keine Versprechen einhalten.

      ***egal ob Dom oder normaler Mann - jemand der sich interessiert, lässt einen nicht so hängen. Kann ja keine ewige Strafe (wofür auch??) sein.
      Wenn Du magst, sprich ihn gerne direkt an und verlange konkrete Aufklärung.

      Halt die Ohren steif ;)
      Guten Morgen,
      ich habe nachdem ich vor einer ganzen Zeit begonnen habe meine Neigungen auszuleben,auch mehrere virtuelle Kontakte gehabt.

      Ich denke du solltest sehr gut auf dich aufpassen.Ich würde im.Rückblick sagen,dass ich besonders schnell Gefühle entwickelt habe,weil es so intensiv war,sich endlich ausleben zu können.

      Nicht jedes gegenüber ist dann auch so,wie er vorgibt zu sein,dass muss ich leider so sagen.

      Hör gut auf dein Bauchgefühl und verliere dich nicht völlig im Flow dieser neuen Gefühlswelt.

      Du wirst sicher den passenden Partner finden.

      Ich wünsche Dir alles Liebe
      Für ihn ist die Luft nun einfach raus und er hat sich in den zwei Wochen (guten Gewissens, denn du hast ja Schluss gemacht) eine neue Online-Spielpartnerin gesucht. Würd er dich jetzt zurücknehmen (was er gar nicht mehr so gerne möchte), müsste er sie vor den Kopf stoßen und sie wieder aus dem Leben vertreiben für eine Frau, die ihm jetzt etwas unstet vorkommen muss... Jetzt möchte er erst einmal nachdenken und einer direkten Konfrontation ausweichen. Aber ich denke nicht, dass er sich unter diesen Umständen für dich entscheiden wird... tut mir leid :( Liebeskummer tut weh. Lachen werd ich bestimmt nicht.
      Mein persönlicher Tip, auch aus Erfahrung, ist: Nimm virtuelles Spiel niemals ernst.

      Mach dir immer wieder(!) klar, dass es nur was virtuelles ist und nichts reales. Es kann nett sein, aber es ist nicht real. Ich sehe kein Problem damit, so Phantasien zu teilen, aber man sollte sich in jedem Fall bewusst machen, was es ist und nicht mehr rein interpretieren.

      Ob hinter dem virtuellen was echtes steckt, weißt du nie. Das merkst du erst, wenn es auf böse Art auseinander geht ("Nein") oder wenn ihr euch real trefft und das funktioniert ("Ja"). Andere Möglichkeiten gibt es da nicht. Egal wie oft man telefoniert oder schreibt, es ist kein Abbild der Realität. Klar kann sowas real dann klappen - aber genauso gut kann man beim ersten realen Treffen dann sehen, dass die Chemie absolut nicht klappt. Reiner Zufall.

      Gerade wenn man schon von Anfang an festlegt, dass es nichts reales werden soll, kann man die eigene Erwartungshaltung gut im Griff behalten, wenn man das will. Ich spreche da aus eigener Erfahrung: Ja, es wäre bei mir leicht gewesen, sich zu verlieben, aber das wäre auch völliger Blödsinn gewesen, weil man sich in eine virtuelle Person nicht verlieben sollte, weshalb ich mich damals in einer ähnlichen Situation bewusst dagegen entschieden und auch entsprechend an mir und meinen Gefühlen gearbeitet habe. Das bedeutet nicht, dass du die andere Person nicht mögen und schätzen kannst, aber verlieben würde ich dabei stets vermeiden - warte damit auf die Realität.

      Dementsprechend: Ja, es kann leicht sein, sich in irgendein Phantasiegebilde (und von nichts anderem reden wir hier - du hast keine Ahnung, wie die Person "wirklich" ist) zu verlieben - "normal" im Sinne von "sinnvoll" ist es aber absolut nicht. Wenn du dich verlieben willst, triff Leute real. Das Internet ist ein halbwegs akzeptabler Ort um Leute kennen zu lernen - aber für "mehr" empfehle ich dringend den Schritt in die Realität.

      Laß mich also abschließen mit... Wenn du was echtes suchst, such in der Realität. Lern Leute kennen (egal ob online oder real) und triff dich mit ihnen real. Und wenn du das aus irgendeinem Grund nicht kannst, empfehle ich dir dringend, dich beim virtuellen Spiel selbst unter Kontrolle zu halten, indem du dir klar machst, dass es eben nur das ist und nicht mehr. Genieß den Augenblick, aber versuch dir nichts vor zu machen.
      Na sicherlich ist auch "virtuell" etwas Reales! Die Menschen sind real, die Zeit, die man investiert, ist real, die Gefühle sind real... Telefon und Skype sind Kommunikationsmittel zwischen realen Menschen. Der Mensch am anderen Ende der Leitung ist nicht virtuell!

      Man muss halt wissen, ob es das ist, was man will und sucht. Oder ob man eine körpliche Beziehung mit einem Menschen wünscht, mit dem man etwas gemeinsam unternehmen kann (und nicht nur, indem man ihn am Telefon mitnimmt und ihm erzählt, was man gerade sieht).

      Aber real ist auch eine Beziehung über Stimme und Bild!
      Ich würde dir auch dazu raten, das Ganze eher vorsichtig als „reale Möglichkeit“ zu betrachten.

      Du weißt nicht wirklich viel zu 100% wahres über Tim - wer weiß schon, ob er nicht doch seine Partnerin behalten will? Oder ob nicht doch andere Subs da waren, mit denen er nebenbei noch schrieb, telefonierte...
      Und selbst wenn nicht, wie würdest du mir 600km klar kommen?

      Ich weiß aber durchaus, wie intensiv und wie schwer das Alles sein kann.
      Ich habe in jüngsten Jahren sozusagen viel im Internet gesucht, was ich im echten Leben nicht haben konnte.
      Neben der Tatsache, dass ich auf viele Vollidioten traf, hab ich auch Freunde gefunden, und zusätzlich meinen jetzigen Herrn, der aber nie mit mir spielen wollte, weil ich einfach zu jung war. Ich hab mich trotzdem Hals über Kopf verliebt.

      Meine Freunde zu damaliger Zeit meinten aber allesamt, er würde mich nur ausnutzen, hinhalten, manipulieren. Und das erschien sogar für mich irgendwann so plausibel, dass ich den Kontakt abbrach.
      Nach einem Jahr haben wir wieder zueinander gefunden, und sind jetzt glücklich zusammen. Also real.

      Was ich damit sagen möchte, ist, dass online alles sehr sehr trügerisch ist.
      Man kann und sollte sich auf kaum etwas verlassen.
      Generell ist jemand, der Ehrlichkeit und Offenheit propagiert und dann nebenbei noch betrügt für mich aber - mindestens - ein sehr charakterschwacher Mensch.
      Ich habe genau aus den Gründen nie eine "nur" virtuelle Beziehung angefangen.
      Ihr wart Euch von Anfang an darüber im Klaren, dass Ihr Euch nie real begegnen werdet. Du fordertest von ihm Konsequenz, als Du Schluß gemacht hast.
      Was erwartest Du jetzt von ihm?
      Im Grunde kann er nur "Nein" zu Deinem Angebot sagen.
      Und was ist so verwerflich daran, dass er sich jemand Neues gesucht hat?
      Du hast Schluß gemacht und ihn damit freigegeben.
      Für mich sagt das Ganze nur, dass von seiner Seite aus für Dich keine Liebe da war. Sondern vor allem Geilheit und vielleicht noch Freundschaft. Das ist nicht negativ gemeint, sondern einfach nur meine nüchterne Wahrnehmung.
      Warum er jetzt doch wieder mit Dir geredet hat, kann ich nicht beurteilen.
      Dass Du dieses prickelnde, heiße Gefühl nach zwei Wochen vermißt, ist logisch. Es ist ja auch zu schön, seine Neigung auslebben zu können.
      Nur: Ist das Gefühl wirklich mit Tim verbunden? Oder geht es "nur" um die Erotik an sich?
      Spricht etwas dagegen, es mit jemand anderen real zu probieren?
      Weißt Du iü sicher, dass er wirklich eine Partnerin hat, die von nichts weiß? Was Du da erzählst, wieviel Zeit Ihr miteinander virtuell verbracht habt, kommt mir schon das etwas merkwürdig vor.
      Auch Video-Chats, während sie nebenan schläft? Und da soll sie nichts mitbekommen?
      Ich kann das natürlich nicht wirklich beurteilen, aber für mich hört sich das eher nach jemandem an, der eine Partnerin vorschiebt, um ja kein reales Treffen machen zu müssen. Ist so auch viel einfacher für ihn: Sexuelle Befriedigung ohne weitergehende Ansprüche an ihn im Alltag.
      Aber, wie gesagt, dass sind natürlich alles nur Spekulationen.

      Im Grunde musst Du Dich fragen, was DU willst.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud

      Feuerpferd schrieb:

      Weißt Du iü sicher, dass er wirklich eine Partnerin hat, die von nichts weiß? Was Du da erzählst, wieviel Zeit Ihr miteinander virtuell verbracht habt, kommt mir schon das etwas merkwürdig vor.
      Auch Video-Chats, während sie nebenan schläft? Und da soll sie nichts mitbekommen?
      Das kenn ich auch alles aus beiden Perspektiven... Und mit meinem Dom telefoniere und video-chatte ich auch, während mein Partner schon schläft. Das ist in Partnerschaften, die nicht dem klassischen "ein Doppelbett und zwei Nachttischchen"-Bild entsprechen, problemlos möglich und kein Grund, an der Existenz der Partnerin zu zweifeln.

      Freudenschwalbe schrieb:

      Na sicherlich ist auch "virtuell" etwas Reales! Die Menschen sind real, die Zeit, die man investiert, ist real, die Gefühle sind real... Telefon und Skype sind Kommunikationsmittel zwischen realen Menschen. Der Mensch am anderen Ende der Leitung ist nicht virtuell!

      Doch, tut mir leid, da den Spielverderber zu spielen, aber es ist völlig virtuell und nicht real. Real ist real. In einem Film sind auch reale Menschen beteiligt. Macht den Film trotzdem nicht "real". Was du virtuell "siehst", ist nicht der reale Mensch, sondern irgendein Bild, was zur Hälfte aus dem besteht, was der/die andere dir präsentiert und zur anderen Hälfte aus deiner Phantasie, die du dazu dichtest (das passiert übrigens selbst real, nur da ist der Anteil deiner Phantasie kleiner). Selbst wenn wir mal den Ausnahmefall annehmen, dass sich der/die andere so präsentiert, wie er/sie wirklich ist, mit allen Fehlern, etc. - dann wird deine Phantasie da immer noch den Weichzeichner drüber laufen lassen, weil es eben "nur" virtuelles Spielen ist und du das genießen willst. Aber seien wir ehrlich, dass sich jemand so präsentiert, wie er wirklich ist, ist unwahrscheinlich - alleine deshalb, weil die wenigsten Leute sich selbst so gut kennen, dass sie das könnten. Und das beinhaltet noch nichtmal, dass Leute sich einfach anders präsentieren als sie real sind, einfach weil das angenehmer für sie ist. Wer ist schon völlig zufrieden mit sich? Wenige. Da liegt es nahe, das im virtuellen Spiel etwas zurecht zu biegen...

      Und seien wir mal ehrlich: Wozu auch? Wenn es rein virtuelles Spiel ist, ist es ein Spiel und das kann eben auch Rollen beinhalten. Solange es beiden Spaß macht, warum denn zum Geier nicht? Wenn da der schüchterne Typ zum selbstsicheren Macker mutiert, obwohl er real eher stottern würde... Solange es beiden so mehr Spaß macht. Ich bin Rollenspieler, ich hab kein Problem mit konsensuellem Rollenspiel, viel Spaß - ich warne nur davor, zu glauben, es wäre real.

      Dementsprechend: Nein, die Gefühle sind nicht real. Oder zumindest beruhen sie nicht auf der Realität. Und das kann gnadenlos schiefgehen. Wenn zwei Leute, die sich real schon kennen, über Skype unterhalten, ist das was völlig anderes, als wenn zwei Leute, die keinerlei Realitätscheck davor hatten, dies tun. Deshalb empfehle ich weiterhin, die Virtualität zwar zu genießen, aber eben nicht als Ersatz für die Realiät zu sehen. Wenn jemand was reales will, sollte er eben in die Realität gehen. Es klappt ja auch durchaus manchmal, sich online kennen zu lernen und dann real zu treffen - aber ich empfehle, dann das Treffen schnell zu machen, damit man eben rechtzeitig den Realitätscheck in die ganze Sache reinbringt. Verlieb dich nicht in einen Charakter aus einem Roman, selbst wenn dieser "basierend auf einer realen Person" ist. Und genauso, verlieb dich nicht in dein Bild einer Person die du nur virtuell kennst. Dafür hast du real noch genug Zeit.

      Freudenschwalbe schrieb:

      Das kenn ich auch alles aus beiden Perspektiven... Und mit meinem Dom video-chatte ich auch, während mein Partner schon schläft. Das ist in Partnerschaften, die nicht dem klassischen "ein Doppelbett und zwei Nachttischchen"-Bild entsprechen, problemlos möglich und kein Grund, an der Existenz der Partnerin zu zweifel
      Die TE schrieb oben aber extra, dass die Partnerin von nichts weiß. Meiner Erfahrung nach hört man normalerweise in durchschnittlichen Wohnungen ziemlich viel, wenn der Partner im Nebenraum redet.
      Deine Situation ist, soweit ich weiß, eine völlig andere. Dein Partner weiß, was Du machst.
      Ich habe auch nur geschrieben, dass MIR das merkwürdig vorkommt. Als Denkanstoß.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      Hallo Mayacin,

      was Dir hier passiert ist, ist in diesem Blogbeitrag von Gentledom ganz gut beschrieben:

      Der Subrausch bei den ersten intensiven DS-Erfahrungen

      Es war Deine erste Erfahrung mit D/s und die hat Dich ordentlich durcheinander gebracht ;)

      Liebe Grüße
      von Spätzle
      Liebe Nachbarn, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen, Familie: Ich bin entsetzt, auf was für Seiten ihr euch rumtreibt! :frech:

      Lernen durch Schmerz ist nicht angenehm, aber unglaublich effektiv... :evilfire:
      Auch ich sehe das virtuelle Spiel nicht als "real" an.
      Ich begebe mich für eine bestimmte, vorgegebene Zeit in eine "Rolle", erfülle die Wünsche und Erwartungen des anderen.

      Für dich, @Mayacin war Tim der Mensch, der es dir ermöglichte, deine Neigung zu erfahren, erstmalig "ausleben" zu können.
      Das führt sehr schnell dazu, dass man sich auf diesen Menschen fokussiert, scheinbar oder auch echt Gefühle entwickelt.
      Davon berichten hier häufig Subs oder devote Frauen in diversen Threads.

      Tim kann ich nicht verurteilen. Er sucht den Kick über Online-Affairen. Weil er sich nicht trennen will oder kann.
      Das ist für mich zunächst nicht verwerflich. Solange er einen Gegenpart findet, der das mitmacht. Und zwar mit allen Konsequenzen. Aber für mich bleibt es ein Spiel.

      Hat er dich belogen? War er ehrlich zu dir? Ja, ich denke schon. Du hast es vielleicht nur anders gedeutet.
      Wenn man sich wirklich real treffen will, sind 600 km Distanz sicherlich nicht das Hauptproblem.
      Ich weiß, wovon ich spreche. Bei mir liegen im Schnitt 1800-2500 km dazwischen.

      Ich denke auch, dass du versuchen solltest, reale Männer kennen zu lernen, um deine Neigung wahrhaftig zu erleben und zu ergründen.

      Ich wünsche dir viel Glück und Erfolg dabei!
      Liebe dich selbst, nimm dich selbst am wichtigsten.

      Danie1981 schrieb:

      Warum sollte er eine Freundin erfinden ?
      Oh, da gibt es einen Haufen Gründe: Man macht sich interessanter und es ist zu vermuten, dass man kein kompletter Vollpfosten ist, wenn es eine Frau gibt, die mit einem lebt. Man gehört angeblich schon mal nicht zu denen, die verzweifelt auf der Tastatur rumhauen, nur um auch mal eine abzukriegen. Ausserdem ist es die Vorbereitung zur Erleichterung des Ausstiegs, weil es ist ja noch jemand da, "und das wusstest Du auch" Hehe.
      Aber vor allem: es ist ein Grund, immer nur verfügbar zu sein, wenn es einem passt.
      Mich erinnnert diese Geschichte insgesamt an die Zeit, als ich noch voll Lügen und Selbstbetrug geglaubt habe, mich im Netz durchmogeln zu könnnen. Das liegt zum Glück lange zurück, aber an die Schmerzen, die das verursacht hat, erinnere ich mich schon noch gut.
      Wenn einer tippt beim telefonieren würde ich sagen, dass ist eine deutliches Anzeichen für eine Suchterkrankung. Mehr mehr mehr. Mehr Anerkennung, mehr Weiber, die ich an mich binden kann, auch wenn es zu nichts führt. Mehr Bestätigung. Mehr Action. Auf keinen Fall muss ich mich der Stille oder gar mir selbst stellen. Das ist glaube ich für viele das Motiv, online zu grasen, und das gilt für Männer und Frauen und Subs und Doms. Es ist die Soße, die man über die Einsamkeit gießen kann, damit man sie nicht sieht.
      Natürlich gibt es auch gesunde und intakte online-Beziehungen, aber die kranken sind schon nicht selten, (und Ds ist natürlich ein Brandbeschleuniger, und ausserdem verlagert es die Schmerzen massiv auf die Seite der Sub.) Der Grund, das zu tun, ist natürlich, dass man sich online sowohl sich selbst gegenüber als auch dem anderen gegenüber belügen kann, dass sich die Balken biegen, weil man nie auf den Prüfstand kommt. Und auch Video-Chats sind kein Prüfstand, weil man nicht als ganze Person erscheinen muss. Mann muss immer nur kurz präsent sein und kann natürlich eine Rolle abspulen.
      Im echten Leben geht das leider auch, aber bei weitem nicht so einfach.
      It's a sad and beautiful world.
      Vielen lieben Dank für Eure Antworten.
      Das hilft mir einen guten Schritt weiter.
      Mein Fazit sieht folgender Massen aus.

      Ich habe mich in etwas verrannt, tatsächlich virtuell mit real verwechselt und ja, es tut weh.

      Tim kann ich gar nichts vorwerfen, er hat sich insgesamt mir gegenüber immer korrekt verhalten, keinerlei Versprechen gemacht, mich manipuliert oder sonstiges. Im Umgang mit mir war er immer verantwortungsvoll, zuverlässig, rücksichtsvoll. Ich sollte das nicht vergessen. Wie er mit seinem Leben umgeht und wie er sich darin verhält, geht mich nichts an und entzieht sich meinem Einfluss, mir bleibt nur, Konsequenzen zu ziehen und das habe ich ja bereits getan, auch wenn ich nicht in der Lage war, es endgültig durchzuziehen. Man muss auch wissen, wann es vorbei ist und das erkenne ich jetzt in aller Deutlichkeit. Selbst wenn es jetzt weiter gehen würde, es wäre nicht mehr wie zuvor.

      Dass er tatsächlich eine Partnerin hat, steht außer Frage für mich. Will das nur nochmal erwähnen, weil der Gedanke hier aufkam, dass es anders sein könnte. Diese Situationen zu Hause, da hat er sich einfach hinreißen lassen, zwei oder drei mal, begonnen hatte das, als wir in Skype schrieben und eben nicht telefonierten, weil er zu Hause war und im Verlaufe des Schreibens reichte das eben nicht mehr aus, also Bild dazu und letzten Endes Ton. Ansonsten war es immer so, dass er sich mit dem Auto ein ruhiges Eckchen gesucht hat und wir von dort aus dann stundenlang kommunizierten.

      Nach einer langen und schlaflosen Nacht, bin ich für mich zu folgendem Ergebnis gekommen.
      Tim hat immer viel von Verantwortung gesprochen. Mir gegenüber innerhalb des D/s aber auch in anderen Bereichen und ich glaube, dass ich ihn hier ernst nehmen kann. Der Grund, warum er sich nicht von seiner Partnerin trennt ist der, dass sie sich in einer schwierigen Situation befindet derzeit und er sie nicht noch zusätzlich belasten möchte. Mag total blöd sein, aber ich denke, er schont sie.
      Und ich glaube, dass er mit mir gerade das gleiche tut. Irgendwann haben wir mal darüber geredet, wie es im Falle einer Trennung zwischen uns wäre und er meinte, er würde auf Grund seiner Verantwortung in dieser Zeit dafür sorgen, dass ich möglichst schmerzfrei und so wenig als möglich verletzt aus der Sache heraus gehe.
      Von daher wohl die Ansage, dass er mehrere Wochen Zeit zum Nachdenken brauche. Er erwartet sicher, dass ich mich in dieser Zeit von ihm löse. Darum ist er wohl auch für mich noch ansprechbar und gesprächsbereit, um mir eben den Schmerz zu nehmen. Aber ich sehe auch, dass von seiner Seite aus gar nichts mehr kommt und er nur noch auf mich reagiert und zunehmend, mmh ja, gestresst auf mich wirkt. Ich sehe also ganz deutlich, wenn ich ehrlich zu mir bin, dass er nicht mehr will. Und ich ja ehrlicher Weise auch nicht, nur fällt es mir schwer. Er entscheidet also gar nichts mehr, er wartet, dass ich gehe. Nur ist seine Art der Trennung nicht richtig, so erspart man sich keinen Schmerz, ganz im Gegenteil.

      Seht ihr das auch so? ich meine, das würde sein jetziges Verhalten doch schlüssig erklären, nicht wahr?

      Habe also jetzt alle Kontakte zu ihm abgebrochen, in Skype, in WhatsApp, Telefonnummer gelöscht, alle Bilder, alle Dinge weggeworfen, die mit ihm zusammenhängen und nun werde ich dieses Jammertal durchschreiten um am Ende um eine Erfahrung reicher zu sein.
      Virtuelle Kontakte werden für mich nicht mehr in Frage kommen. Ich kann das nicht steuern, ob ich mich verliebe oder nicht und auch dass es virtuell eben nur ein Spiel ist, gefällt mir im Zusammenhang mit meiner devoten Art nicht. Ich will es leben und nicht spielen. Wenn das nicht möglich ist, dann lasse ich es lieber.

      Und jetzt gehe ich raus und hole mir eine Portion Realität!

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Mayacin ()

      Dein letzter Satz freut die Community ganz sicher. Es spricht aber im Prinzip nichts gegen virtuelle Kontakte, sie sollten aber doch recht zügig real werden. Schon um zu vermeiden das es dir wieder so ergeht.
      Die Frauen kosten uns achtzig Prozent unserer Kraft, aber ohne Sie hätten wir gar keine.


      Dieter Noll, "Kippenberg"
      @Mayacin vielen Dank für Deine Offenheit, die uns allen Einblick in eine etwas traurige Geschichte gibt und Dir hoffentlich hilft, sie zu überwinden. Ich masse mir nicht an, zu wissen, was wahr ist und was nicht, und eigentlich liegt es mit fern, Männer grundsätzlich zu verdächtigen. Aber so, wie Du es erzählst, klingt es für einen unbeteiligten Aussenstehenden schon ein bisschen wie eine verrückte Geschichte, und wenn sie mir jemand in echt am Kaffeetisch Auge in Auge erzählen würde, hätte ich spätestens beim Stichwort Verantwortung (bleibt bei ihr, um sie zu schonen und vögelt online im Nebenzimmer) eingehakt. Aber wie gesagt, manches gibt es, auch wenn es schwer zu glauben ist. Ich persönlich glaube es so nicht, und nebenbei: sich mehrere Wochen Bedenkzeit ausbitten ist auch nicht gerade Schonung des Gegenübers, den man sowieso nicht kennenlernen will. Wie auch immer, ich wünsche Dir, dass Du diese schwierige Geschichte bald mit wenig Schmerzen und viel gewonnener Einsicht hinter Dich bringen kannst. Und viele interessante und ehrliche Partner online und offline kennenlernst, denn es gibt genauso viele ehrliche wie fiese Männer und Frauen, glaube ich. Leider sieht man's nicht immer gleich.
      It's a sad and beautiful world.
      Hallo @Mayacin,

      so wie du es beschreibst, brauchtest du unsere Antworten gar nicht. Du hattest es im Grunde genommen schon für dich klar gemacht. Dein letzter Beitrag liest sich doch sehr reflektiert! Manchmal braucht man eben einfach einen kleinen Anschubser bzw. eine Bestätigung.

      Mayacin schrieb:

      und nun werde ich dieses Jammertal durchschreiten um am Ende um eine Erfahrung reicher zu sein.
      Ja, es gibt eben gute UND schlechte Erfahrungen. Aber aus beiden können wir lernen, wenn wir es zulassen.

      Mayacin schrieb:

      Und jetzt gehe ich raus und hole mir eine Portion Realität!
      Ich bin mir sicher, dass du genau das tun wirst! :yes:
      Liebe dich selbst, nimm dich selbst am wichtigsten.