D/s und Trennung...der Weg in die emotionale Eigenständigkeit

      D/s und Trennung...der Weg in die emotionale Eigenständigkeit

      Angeregt durch folgende Aussage

      @FieserBoesewicht schrieb:


      FieserBoesewicht schrieb:



      Da ich selbst meinen Engel in die Abhängigkeit geführt habe, sie mir freiwillig folgte...habe ich mir das vorher gut überlegt, denn ich kann nicht einfach Tschüß sagen und gehen. Ich muss erst aus der Abhängigkeit herausführen, man kann nicht einfach gehen! Es passiert sonst genau das was du beschreibst.
      Eine d/s Beziehung ist nun mal anders, tiefer, inniger, vertrauter etc..
      :empathy:
      stelle ich mir Fragen...

      Es ist ja wünschenswert, dass Trennungen einvernehmlich und harmonisch verlaufen, doch zeigt die Erfahrung, dass dieses im Leben doch nicht so häufig vor kommt.

      Es gibt Gründe, die zu einer Trennung geführt haben. Gründe, die es manch einem Beteiligten nicht möglich machen, auf Sachebene und weiterhin zugewandt miteinander zu kommunizieren.

      Nun hat Sub Verantwortung für verschiedenste Lebensbereiche abgegeben, wohl noch in der Lage, selbständig zu agieren, fällt es ihr aufgrund der Symbiose, die sie gewollt und zugelassen hat, schwer, emotional unabhängig zu handeln.

      Liebe Doms, wie geht es Euch damit? Ist es Euch möglich, trotz emotionaler Entfernung dieser Verantwortung Herr zu werden?

      Liebe Subs, was wünscht Ihr Euch in so einer Situation? Welche Hilfestellung braucht Ihr?

      Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht? Wo liegen Schwierigkeiten?

      Habt Dank für Eure Antworten.
      Das mit der Abhängigkeit ist bei uns zeitweise ein großes Thema gewesen.
      Als ich das erste mal hörte, sie sei "hörig", bekam ich richtig Panik, weil ich das Wort negativ besetzt hatte.
      Ich antwortete darauf sinngemäß, das ich aufpassen werde, das genau das nicht passiert.
      Aber das ist Makulatur!
      Inzwischen sind wir in dieser Abhängigkeit weit fortgeschritten und meine Ängste dazu sind in den Hintergrund gedrängt worden. Sie hat mir vor ein paar Tagen gesagt, das ihr Leben sich sehr verändert hat. Sie hat ihr Leben jahrzehntelang erfolgreich geregelt und genießt es jetzt einfach geführt zu werden und Verantwortung einfach an mich abzugeben.
      Ich mag das inzwischen auch und führe sie gerne.
      Da wir eine Fernbeziehung führen, ist hier für mich das Problem. Sie sagt manchmal, das sie genau damit ein Problem hat, das, wenn ich nicht da bin, sie planlos ist und eben nicht geführt wird. Bei manchen Entscheidungen spüre ich ihr schlechtes Gewissen, weil sie mich nicht gefragt hat, oder es ihr einfach nicht möglich war zu fragen
      Sie steht dann förmlich neben sich und ich merke das natürlich auch. Wenn wir zusammen sind, ist das anders und sie fragt, wirklich um jede Erlaubnis und ist dabei glücklich.
      Zu deiner Frage:
      Ja, ich bin Herr der Lage, könnte sie aber besser ausführen, wenn wir ständig zusammen sind. Wir sehen das zum Beispiel im Urlaub. In den drei Wochen - zum Teil auch länger - leben wir ganz unbewusst "unser" Leben.
      Wir beide haben inzwischen das Gefühl, das uns nichts mehr trennt. Trotzdem haben wir immer mal das Gespräch, wie es weitergeht, wenn ich zum Beispiel einen Unfall habe, durch Krankheit sterbe und sie dann allein da steht.
      Das ist für mich einer der schrecklichsten Gedanken: das sie dann ohne Herrn dasteht.
      Aber wir haben uns diese Art unser Leben so zu leben gewählt und tragen bewusst dieses Risiko der Abhängigkeit.
      Das Leben ist kein Ponyhof. Aber geritten wird trotzdem !
      Wie bei jedem Verlust ...entsteht eine traumatische Situation ,die verarbeitet werden muss...

      Das Erlebte und Gelebte muss verarbeitet werden,verstanden werden,um den GEIST frei zu bekommen,der den Körper funktionierend macht.

      Bei mir hatte das Schicksal zugeschlagen..ich war zwar vorbereitet,aber wer verliert schon gern den Gefunden an eine teuflische Krankheit,die keine Gnade kennt!!

      Ich habe danach viel Zeit damit verbracht mich zu erden,zu erkennen...wer ich bin und was ich benötige, um glücklich zu sein.

      JEDER ist seines eigenes Glücke's Schmied und ja...die Zeit heilt Wunden,es bleiben Narben und doch schenkt das Schicksal auch zur rechten Zeit DAS,wonach man sich sehnt.
      Nun ganz unrecht hat da FieserBösewicht nicht.
      Die Sachlage dabei hängt aber auch stark davon ab, wie weit die Abhängigkeit ist.
      Es gibt Beziehungsmodelle wo Sub wieder an Verantwortung zu tragen herangeführt werden sollte.
      Der Grund dafür ist, dass ansonsten Sub das eigene Leben nicht mehr geregelt bekommt.
      Es gibt aber auch Beziehungsmodelle wo dies nicht der Fall ist.


      Sternenglanz schrieb:

      Es gibt Gründe, die zu einer Trennung geführt haben. Gründe, die es manch einem Beteiligten nicht möglich machen, auf Sachebene und weiterhin zugewandt miteinander zu kommunizieren.
      Für verschiedene Probleme die es gibt, gibt es auch Lösungen. Wenn es Dom emotional nicht möglich ist, aus welchem Grund auch immer
      besteht auch die Möglichkeit einen befreundeten Dom Zeitweise dafür mit ins Boot zu holen. Zumindest bis sich der Gemütszustand
      der beteiligten wieder etwas gelegt hat. Da sind die verschiedensten Gründe natürlich ausschlaggebend.


      Sternenglanz schrieb:

      Liebe Doms, wie geht es Euch damit? Ist es Euch möglich, trotz emotionaler Entfernung dieser Verantwortung Herr zu werden?
      Bei uns war dies auch am Anfang ein großes Thema. Entsprechend wurde das Beziehungsmodell auch gestaltet.
      An dieser stelle könnte ich den Text von Majas Dom fast übernehmen.
      Gerade bei Fernbeziehungen kommt natürlich immer mal wieder Sehnsucht auf.
      Ich hatte erst kürzlich so eine Situation beim Ausklopfen des Fußabtreters. Da war die Sehnsucht nach einer kleinen Rohrstocksession durchaus da.
      Herr der Lage bin ich durchaus auch bei der Entfernung soweit dies Möglich ist.
      Dennoch muss ich wie Majas Dom auch sagen das einige Ziele einfach nur durchführbar sind sofern sich Sub bei mir befindet.
      Dies wird bei uns dann aber auch ausgiebig besprochen, so dass beide Seiten sich darüber bewusst sind.
      Dennoch gibt es zwischen uns (mir und meiner Sub) ein starkes unsichtbares Band. Das sich gerade in den Zeiten zeigt
      an denen wir nicht zusammen sein können.
      Letztlich haben wir beide uns für einander entschieden und sind somit auch gewillt alles positive wie auch mit sich bringende Umstände
      dieser Entscheidung zu akzeptieren.
      Ich hörte Sie sagen, die Macht ist mit dir !
      Ich stelle es mir schön vor, wenn im Fall der Fälle ein/e befreundete/r Fem/Dom zur Unterstützung bereit wäre, sofern es der ursprünglichen Herrschaft nicht (mehr) möglich sein sollte.
      Liebe Nachbarn, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen, Familie: Ich bin entsetzt, auf was für Seiten ihr euch rumtreibt! :frech:

      Lernen durch Schmerz ist nicht angenehm, aber unglaublich effektiv... :evilfire:
      Hmmm...eine D/s Beziehung ist mit Sicherheit anders....aber tiefer und inniger?
      Als was?
      Das ist eine Form der Beschreibung die ich problematisch finde.
      Eine Trennung ist in jeder Beziehung schwierig.
      Grade dann wenn es für eine Seite "unvorhergesehen" kommt.
      Wirklich problematisch wird es erst dann, wenn die Beziehung auf eine Abhängigkeit ausgelegt wurde.
      Dann sehe ich es auch so, dass der dominante Part in einer "besonderen" Verantwortung ist. Allerdings ist da die Rede von moralischer Verantwortung.
      Genau da zieht ganz schnell die Realität dann ein. Plötzlich ist die Sub nicht mehr der kostbare Besitz, sondern etwas von dem Dom sich lösen möchte.
      Oder Sub möchte nicht mehr der Besitz sein, sich selbstständig aus der Beziehung lösen.
      Ich kenne nur ganz wenige Beziehungen, in denen der dominante Part seine Verantwortung auch nach der Beziehung weiter getragen hat, oder in denen Sub diese einfordern wollte.
      Das sind meiner Meinung nach, häufig romantische Vorstellungen innerhalb einer Beziehung.
      Gerade bei Beziehungen, die auf dieses "Abhängigkeitschema" aufbauen.
      Eine D/s -Beziehung kann auch so aufgebaut werden, dass Sub eigenständig bleibt, dass sie lebensfähig bleibt und ihre Stärken gefördert werden. Damit werden zusätzliche Probleme beim Scheitern einer Beziehung umgangen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von dornenspiel ()

      Sternenglanz schrieb:


      Liebe Subs, was wünscht Ihr Euch in so einer Situation? Welche Hilfestellung braucht Ihr?

      Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht? Wo liegen Schwierigkeiten?

      Habt Dank für Eure Antworten.
      nach über 18 Jahren reinwachsen in diese DS-Ehe, kam ein ziemlicher Vertrauensbruch und zur Trennung meinerseits.

      Mein ganzes Umfeld ist danach zusammen gebrochen, eine Freundin ist übrig geblieben. Ich hatte ein ziemliches Redebedürfnis, damit ich reflektieren konnte. Nun ja eine Trennung nach so langer Zeit ist nun mal auch eine Lebenskrise und ja ich finde es nicht verwerflich, wenn es sein muss sich Hilfe zu holen. Es gibt Beratungsstellen (die sind nicht nur für Eheleute), dort kann einem gesagt werden, wie man finanziell klar kommt, wo man welche Anträge stellt oder eben wo man sich eventuell psychologische Hilfe holen kann (ich hatte für mich beschlossen, das zu tun, denn mein früherer Freundeskreis war weg gebrochen und alles wollte ich der einen Freundin nicht auf schultern).

      Es war eine verdammt schwere Zeit (ich war nicht allein, denn meine 4 Kinder waren auch da und da konnte ich mich einfach auf Bett legen und heulen, wenn mir danach war) und ich musste vieles neu lernen, z.B. ein Bankkonto eröffnen, mit meinem monatlichen Budget klar kommen und vor allem Entscheidungen für mich persönlich treffen lernen, welche Klamotten ziehe ich an, stellte mir solchen Fragen wie "ist das zu gewagt?" "darf ich mir diese Tasche überhaupt kaufen?" "habe ich sie verdient?" In Bezug auf die Kinder habe ich mir nie solche Fragen gestellt, weil wir die Entscheidungen zusammen getroffen hatten, ich sie nie explizit abgegeben hatte, ok er hatte das letzte Wort. In vielen Situationen musste ich einfach durch, wegen der Kinder. Ich werde nie vergessen, wie ich das 1.Mal allein mit den Kindern bei McDonalds war, ich habe Blut und Wasser geschwitzt, mir war vorher nie bewusst, das mein Ex ja vorher fragte was wir essen möchten. Also stand ich an der Kasse und hatte keine Ahnung, was jetzt? Es hat ein bisschen gedauert bis alle 4 ihr Menü hatten und das richtige Spielzeug und ich hatte wieder etwas gelernt.
      Andere Dinge brauchen länger, um bewusst zu werden,ich glaube ich habe mindestens 2 Jahre gebraucht um mich normal auf die Couch zu setzen (früher saß ich davor auf dem Teppich) oder eben solche Dinge wie "Druckstellen" auf den Knien und dem Spann die mit der Zeit verblassen, ich weiß nicht ob man es nachvollziehen kann, für mich war das ein Grund ein paar Tage abends im Bett zu heulen.

      Nein ich denke nicht das eine starke Sub, auch wenn sie viel abgibt, abhängig (ich mag den Begriff hörig nicht) ist nicht mehr überlebensfähig ist. Es ist ein steiniger Weg zurück, aber zu schaffen. Ja es kostet mich immer noch eine Menge Kraft, Entscheidungen die mich persönlich betreffen zu treffen, ich würde sie gern lieber heute als morgen abgeben, aber es ist nun mal so wie es ist.

      Ich finde ganz wichtig für eine Sub in so einer Situation, das Menschen da sind die zuhören, ohne zu verurteilen, ihr vielleicht Wege aufzeichnen, das könntest du tun oder jenes...
      "... der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist,und
      e r i s t n u r d a g a n z M e n s c h, w o e r s p i e l t"

      (Friedrich Schiller)
      Auch wenn es vlt. kalt rüberkommen mag, aber nur weil ich in unserer Beziehung die Verantwortung für die meisten Dinge abgebe und dies genieße, verlerne ich noch lange nicht sie auch selbst zu tun.

      Sollte es also jemals dazu kommen, dass sich unsere Wege trennen, egal aus welchem Grund, so kann ich durchaus auch für mich allein sorgen und mich selbst organisieren.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Artepus ()

      Auf die Gefahr hin, dass ich mich bei den eingefleischten D/slern und den TPElern fürchterlich ins Fettnäppchen setze….ich hätte keinerlei „Verwendung“ für eine Sub, die aufhört in ihrem ureigensten Leben ihre Frau zu stehen und mir die Verantwortung für Lebensbereiche gibt, die ihre sind.
      Ich weiß, dass das für manche anders ist und ich beurteile nicht, verurteile noch weniger…aber ich kann nur meine eigene Perspektive darstellen. Tun andere ja auch.
      Für mich ist es geradezu ein furchterregender Gedanke , dass ein Mensch seine emotionale Eigenständigkeit und Selbstverantwortung aufgibt. Wenn es sogar so weit geht, dass man sich davor fürchtet, ohne den anderen nicht mehr lebenstauglich zu sein.
      Ich will als Dom weder diese Macht noch diese Art von Verantwortung. Die Freiwilligkeit, mit der es beginnt, muss für mich immer da bleiben. Das geht aber –wie schon das Wort sagt- nur mit freiem Willen.
      Allein der Gedanke, dass ich mich als Dom oder Herr bei einer Trennung, die es ja immer und aus vielen Gründen geben kann, damit befassen muss, meine Sub wieder autark oder lebensfähig zu machen, ist für mich der Gipfel der Absurdität.
      Unterwerfung ist für mich ein wunderbarer Akt, erfüllend für beide. Aber kein Zustand. Das wäre für mich das Ende von jedem Zauber.
      Die beschriebenen Auswirkungen einer Trennung bei einer D/s-Beziehung scheinen sehr unterschiedlich zu sein, sei es wie bei @dornenspiel, oder bei @Artepus.

      Trotz Abgabe der Verantwortung bleibt die Handlungsfähigkeit erhalten.

      Für mich die favorisierte Art und Weise, eine Beziehung mit Machtgefälle zu gestalten.

      Bei @Amanda ging das Machtgefälle so weit, dass sie tatsächlich viele praktische Dinge neu erlernen musste.

      Aber dann gibt es doch noch eine dritte Gruppe...

      Rein theoretisch das Wissen um das Handeln, das Organisieren, aber durch die psychische Abhängigkeit ohne Halt und darüber mental blockiert und handlungsunfähig.

      Wie löst man die psychische Abhängigkeit?

      Was kann Sub tun, um sich selbst zu helfen? Wie kann Dom unterstützen?

      Wie seid Ihr mit der Situation umgegangen?
      Meine Freundin A. Nonym möchte folgendes dazu sagen:

      A. Nonym schrieb:

      Danke @Sternenglanz für diesen Thread.

      Wie löst man die psychische Abhängigkeit?

      Ich hatte das Glück, dass ich Freunde an meiner Seite hatte, die auch von meiner BDSM Seite wissen. Darüber hinaus habe ich hier im Forum Menschen kennengelernt, die mir ebenfalls zur Seite standen. Wenn ich es nicht geschafft hätte, wäre mein nächster Schritt zum Psychologen gewesen.Meine größte Herausforderung war, dass ich lernen musste, die erlernte Konditionierung abzulegen. Noch heute triggern mich Situationen, wo ich an erlernte Abläufe denke. Aber diese verblassen langsam.

      Wie kann Dom unterstützen?

      Als ich die Beziehung Ende 2016 beendete, ging es mit sofortigem Kontaktabbruch einher. Was für mich auch im Nachhinein gut war.
      Ich gebe hier mal grundsätzlich etwas zu bedenken:

      JEDE menschliche Verbindung endet mit Trennung oder Tod, jede!

      Sei es eine Freundschaft, jemand aus der Verwandtschaft, Arbeitskollegen, Nachbarn, Partnerschaften.
      Es gibt keine 3. Möglichkeit, das Ende einer jeden Verbindung kann im Guten (z.B. Umzug, Jobwechsel) oder im Bösen stattfinden.

      Sich also vorzunehmen, den submissiven Part bei einer Trennung aus der Abhängigkeit herauszuführen, ist ein sehr ehrenvoller Gedanke,
      kann aber nicht immer funktionieren. Kein Dom weiß, wann sein Leben eine unschöne Wendung nimmt, so dass er nicht mehr führen KANN.

      Dass sich @ichmeinedich gegen eine solche Verantwortung wehrt, kann ich gut nachvollziehen
      (die Aussage "Verwendung für eine Sub" war vielleicht etwas unglücklich gewählt in dem Zusammenhang),
      die Freiwilligkeit muss es ja auch auf Domseite geben.

      Dass Partner temporär lebensunfähig sein können, wenn derjenige, der sich um Finanzen und Co gekümmert hat,
      auf einmal schwer erkrankt oder verstirbt, gibt es auch oft genug in Vanillabeziehungen zu sehen.
      Die emotionale Verbindung kann außerdem, bei Vanillas oder BDSMlern, so tief sein, dass der übriggebliebene Part erstmal in Schockstarre verfällt
      und nichts allein regeln kann, für Behördengänge und Beerdigung z.B. eine helfende Hand benötigt.

      Das ist also kein Phänomen, was nur bei BDSMlern stattfindet.

      Andererseits finde ich persönlich schon, dass Dom nach Beendigung einer BDSM-Beziehung noch ein Weilchen weiter in der Verantwortung steht, nachfragt, mental unterstützt, aber andererseits auch akzeptiert, wenn Sub keinen Kontakt mehr möchte, sich also nicht aufdrängt.

      So oder so, keine schöne Situation. Im Moment für mich unvorstellbar, ohne meinen @Pat leben zu müssen. ;(
      Ich denke, ich würde weiterhin in seinem Sinne das entscheiden, was er bisher angeordnet und mir aus der Hand genommen hat,
      wenn es im Guten auseinandergeht.
      Bei unguter Trennung würde ich es wahrscheinlich genießen, endlich wieder selbst das Zepter in der Hand zu halten
      und so manches Mal in eine Trotzreaktion verfallen.
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -
      Gelegentlich ist eine Abhängigkeit durchaus wünschenswert.. also von beiden Seiten erwünscht...

      Es ist gelegentlich das Salz in der Suppe,wenn man sich dessen bewusst ist und damit verantwortungsvoll umgeht.

      Ein weiser Gentleman gab mir Mal zu verstehen:

      "Da wo die Abhängigkeit bewusst zur Hörigkeit fokusiert wird...der HERR dieses Geschenk der Unterwerfung bewusst missbraucht,da hört jegliches SPIEL auf ...da entsteht LEID und Verletzung der Seele."
      Für ihn war es stets ein NOGO,so dass ein reflektierende Miteinander immer an der Tagesordnung war.
      Nun, in diesem Thread geht es um eine konkrete Fragestellung:

      Sternenglanz schrieb:

      Liebe Doms, wie geht es Euch damit? Ist es Euch möglich, trotz emotionaler Entfernung dieser Verantwortung Herr zu werden?

      Liebe Subs, was wünscht Ihr Euch in so einer Situation? Welche Hilfestellung braucht Ihr?

      Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht? Wo liegen Schwierigkeiten?

      Es geht nicht darum, ob jemand TPE oder (emotionale Abhängigkeit) als Spielart gut findet oder nicht. Daher finde ich abwertende Äußerungen über das BDSM anderer Menschen hier überflüssig und ja, auch unverschämt ("Gipfel der Absurdität"). Vor allem hilft es nicht. Es wertet Menschen ab, die eine solche Beziehung leben. Und ermutigt Menschen nicht gerade, hier ihre Erfahrungen zu teilen - oder, noch schlimmer, hält sie von der Suche nach Hilfe ab.
      Und nein ... TPEler geben nicht per se das Hirn bei Beginn der Beziehung ab :rolleyes:

      Ich selbst (bekennende TPElerin) habe eine sehr klare Einstellung zu "Abhängigkeit in einer BDSM-Beziehung": Wer bewusst eine solche Beziehung eingeht trägt auch die Verantwortung, an das potentielle Ende zu denken. Das gilt für alle Beteiligte. TPE bedeutet nicht automatisch Hilflosigkeit eines Parts (und DS schon gar nicht), jede Beziehung, auch non-BDSM, kann so oder so gestaltet werden. Da gibt es Beziehungen, in denen Wert auf Eigenständigkeit und Förderung des submissiven Parts gelegt wird, hier entstehen nur die "normalen Trennungsprobleme", die schlimm genug sind. Und es gibt andere Beziehungsformen, die auf völlige Unterwerfung und Verzicht auf Eigenständigkeit abzielen. Da wir im öffentlichen Bereich sind, gehe ich jetzt nicht in die Tiefe.

      Eine Beziehung mit gewollter Abhängigkeit sollte von Anfang an so gestaltet bzw. geplant werden, dass es ein Ausstiegsszenario gibt. Also entweder eine Rückführung durch Dritte o.ä. erfolgt oder zumindest genug Ansprechpartner da sind, die Unterstützung leisten können. Es sollte darauf geachtet werden (wieder: von beiden!), dass auch wirtschaftliche Faktoren dabei nicht außer Acht gelassen werden (Versicherungen, Rente, etc.). Das hat etwas mit Verantwortungsbewusstsein und Wertschätzung zu tun. Ist das nicht gegeben oder gehen die Ansichten darüber zu weit auseinander, würde eine TPE-Beziehung als solche für mich nicht ansatzweise zur Debatte stehen.

      Leider ist das nicht immer der Fall, sei es gewollt, weil man sich gewisse Dinge nicht vorstellen kann oder weil man einfach irgendwie rein gerutscht ist. Da ist es wichtig, wenn die betroffenen Menschen sich Ansprechpartner und Unterstützung suchen können. Es ist nicht immer hilfreich, wenn der ex-Dom der einzige Ansprechpartner ist. Manchmal braucht es einfach Hilfe von außen, weil der Perspektivwechsel sonst nicht möglich ist.
      Praktische Dinge kann man wieder lernen, das ist der "leichte" Teil. Schwieriger ist die emotionale und gedankliche Abhängigkeit, das ist wie ein Entzug. Wohl jeder kennt Liebeskummer und weiß, wie er einen lähmen kann. Emotionale Abhängigkeit lähmt noch stärker, da der Fokus, der "Lebensmittelpunkt" auf einmal "verboten" ist. Für mich sind dann Ansprechpartner am wichtigsten, die zuhören, der Trauer Raum geben (ja, es ist ein Trauerprozess) und "Hilfe zur Selbsthilfe" leisten können. Mit Verständnis für BDSM und die Besonderheiten einiger Spielarten.
      Nicht mit "Wie konntest Du nur ..."
      nachdem sich nach meinem Kommentar Likes und Dislikes fast die Waage halten und mein Beitrag mehrmals zitiert wurde, sollte ich vielleicht nocmal erklären, wie er gemeint ist.
      Es steht mir überhaupt nicht zu, irgendeinen Lebensweg abfällig zu beurteilen und es liegt mir auch fern.
      Der Thread begann mit der (hilfesuchenden) Feststellung, dass es nach dem Entstehen von Abhängigkeit sehr schwer ist, zurück in Freiheit zu finden. Ich denke, es ist schon ok, dass ich wie jede/r andere mitteile, was ein Hineindenken in diese Problematik gedanklich und gefühlsmäßig mit mir macht.
      Ich denke, dass ein so vollständiges oder weitreichendes Abgeben von Eigenständigkeit auch schwerwiegende psychische Veränderungen mit sich bringt oder bringen kann. Deshalb ist mir danach, davor zu warnen, sich in einer solchen Tiefe von Eigenveantwortung und der Fähigkeit, sie wahrzunehmen, zu trennen. Man hat sie ja nicht in eine Ecke gestellt und kann sie bei Bedarf nach dem Ende einer Beziehung hervorkramen. Subs, die so weit gehen, spielen meines Erachtens mit ihrer psychischen Unversehrtheit und es gibt nicht wenige Fälle, in denen irgendwann therapeutische Hilfe in Anspruch genommen werden muss. Ich weiß das von persönlich betroffenen. Und ein Dom ist kein Therapeut.
      Das alles sei gesagt unabhängig davon, dass ich persönlich in einer so gearteten Beziehung nicht den geringsten Reiz sehe.
      Ich finde den Thread sehr interessant und er verdient, wie ich finde, auch eine kontroverse Diskussion.
      Ich wiederhole mich....niemals habe ich beabsichtigt, Entscheidungen für Lebenswege abzuqualifizieren. Ich wollte nur eine Besorgnis artikulieren, die ich wirklich zutiefst empfinde und ganz bestimmt nicht grundlos.

      MatKon schrieb:

      Leider ist das nicht immer der Fall, sei es gewollt, weil man sich gewisse Dinge nicht vorstellen kann oder weil man einfach irgendwie rein gerutscht ist.
      Vor diesem Hintergrund finde ich den Gedanken nicht abwegig, dass psychische Abhängigkeit auch ausserhalb spezieller Beziehungsformen entstehen kann.

      Eine Beziehung entwickelt sich, Grenzen werden erweitert. Entscheidungen werden bewusst getroffen, es wird kommuniziert...aber auf unbewusster Ebene entwickelt sich darüber schleichend eine andere Dynamik...und darüber sowohl für Dom als für Sub bewusst nicht spürbar, zumindest, solange es gut läuft.

      Nie geplant und gewollt, ist es doch dazu gekommen.

      Das führt doch zu einer sehr fordernden Situation für alle Beteiligten.

      Liebe Doms, lieber @ichmeinedich, was löst es bei Euch aus? Wie geht Ihr damit um? Wie ist dann Hilfestellung möglich, war es doch eine Entwicklung, an der beide beteiligt waren?
      Du hast Recht, @Sternenglanz, Abhängigkeiten gibt es auch in Stino-Beziehungen. Und sicher nicht selten
      Aber im BDSM Kontext....es gehören immer zwei dazu. Es braucht auch einen Dom, der diese totale Form der Unterferfung haben möchte und annimmt. Meine Sub wüsste immer, dass ich Unterwerfung nur aus einer Position der Augenhöhe genießen und wertschätzen kann. Und auch nur dann erregend finde.
      Sie würde spüren und wissen, dass ich diese Form der Macht (TPE) nicht haben will.Dass sie mir nichts gibt. Und eine Sub, die sich das wünschst, wäre niemals meine...
      @Ichmeinedich, ich bezog mich nicht auf Stinobeziehungen, aber auch nicht auf TPE.

      Das Szenario, das ich meinte, war, dass sich in einem D/s-Beziehungsmodell, wo der Wunsch nach Eigenständigkeit gegeben ist, sich unterschwellig eine psychische Abhängigkeit entwickelt, vordergründig ist Sub ja weiter handlungsfähig. Da merkt man es doch eher erst dann, wenn es zur Trennung kommt. Oder ist diese Konstellation so abwegig?
      Ich denke nicht, dass man das Thema rein theoretisch beantworten kann, dafür sind einfach die Gründe und die Beziehungsmodelle zu unterschiedlich.
      Es gibt Persönlichkeitsstrukturen die zu einer Unselbstständigkeit hin tendieren, da ist es dann egal ob es eine BDSM- oder Vanilla-Beziehung ist.
      Wenn diese dann auf jemanden treffen, der es zu seinem Gunsten (aus-)nutzt gibt es irgendwann Probleme.

      Allerdings ist das kein reines BDSM-Problem. Sondern kommt in vielen verschiedenen Beziehungsstrukturen vor.

      Ich kenne einige Beziehungen wo intensives 24/7 oder TPE gelebt wird. Wenn dieses dann, wohlwollen Sub gegenüber ausgeübt wird, ist es auch kein Problem. Dann wird darauf geachtet, dass Sub lebensfähig ist und bleibt.
      Man verlernt Dinge nicht einfach.

      Wenn ich mich allerdings in der Onlinewelt umschaue, sträuben sich mir manches mal die Nackenhaare.
      Da kennt man sich gerade mal ein paar Wochen oder Monate und propagiert, dass man TPE lebt.
      Da ist ein Ehepaar, dass sich mal eben entschließt, dass es jetzt BDSM lebt und dann muss es natürlich TPE sein.

      Das solche Geschichten selten gut ausgehen, ergibt sich aus dem normalen Menschenverstand.

      Ein Mensch der sein Leben lang, selbstständig gehandelt hat, der sich das erarbeitet hat, kann nicht von heute auf morgen alles abgeben und sich komplett unterwerfen, ohne dass es zu massiven Problemen führt.

      Genau dass ist der Grund, warum TPE-Beziehungen, wenn sie denn dann funktionieren sollen, über Jahre hinweg sich dazu entwickeln.

      Dann stellen sich auch die Fragen nicht mehr.
      Dann ist das Vertrauen natürlich gewachsen.
      @dornenspiel, es ist gut, wenn eine Beziehungsform funktioniert, mir liegt es wirklich fern, in irgendeiner Form zu werten.

      Mir geht es in diesem Thread darum, was man tut, wenn es bei einer psychischen Abhängigkeit zu einer Trennung kommt.

      Was es bei beiden Beteiligten auslöst, in wieweit man willens oder in der Lage ist, Verantwortung zu übernehmen, welche Hilfen möglich und nötig sind.

      Raum für Erfahrungsberichte...an dieser Stelle noch ein besonderes Danke für die Offenheit.

      Es hilft doch vielen, sei es Anfängern wie mir, zum einen unterschiedliche Betrachtungsweisen zu erfahren...

      Akut Betroffenen Kenntnis über potentielle Hilfen zu erlangen...

      Und ehemalig Betroffenen einen Raum zu schenken, wo sie ihre Erlebnisse mit anderen teilen und darüber anderen helfen können.

      Ich bin dankbar für jeden Beitrag.