Mit verbundenen Augen

      Mit verbundenen Augen

      Es war das erste Wochenende das du bei mir verbrachtest. Wir hatten uns mehrere Tage weder gesehen noch viel voneinander gehört und verbrachten eine schöne Zeit miteinander, lachten und redeten viel. Noch mehr aber kuschelten und küssten wir uns - es war nahezu perfekt! Irgendwann forderte der Hund sein Recht ein, wir mussten raus mit ihr. Da du dich nicht auskanntest schlug ich den Weg vor. Es sollte ein schöner, langer Spaziergang werden. Das schöne Wetter musste ausgenutzt werden und meine Wahl fiel auf meine absolute Lieblingsrunde auf einem landschaftlich sehr schönem Weg. Er würde uns durch den Wald an unserem Flüsschen entlang führen.

      Wir gingen los, hielten uns an den Händen und kuschelten uns aneinander, hielten immer wieder an um uns zu küssen und redeten viel. Aber auch wenn wir schwiegen war es sehr vertraut zwischen uns. Ab und zu kamen uns Leute entgegen, aber es waren nicht besonders viele. Je weiter wir in den Wald kamen umso weniger wurden es. Was ein echtes Glück war wie sich noch herausstellen sollte!

      Nach einer Weile erreichten wir die Schutzhütte am Steilufer und gingen hinein, eine kurze Pause machen. Du sagtest, nein befahlst mir, mich auf den Schoss zu setzen, was ich auch tat. Du legtest deine Arme um mich und drücktest mich fest an dich. Wie gut tat diese Nähe nach den Tagen des Zweifelns und der Einsamkeit? Ein wohliger Schauer durchfuhr mich und du fragtest, ob mir kalt sei. "Nein" erwiderte ich, "es war ein Schauer des Glücks. Ich bin glücklich dich wieder bei mir zu haben!". Du sahst mich mit funkelnden Augen an und küsstest mich ganz zärtlich. Vor lauter Freude lief mir eine Träne über die Wange die du weg wischtest. Wieder traf mich ein liebevoller Blick und fast wäre ich richtig in Tränen ausgebrochen. So saßen wir eine ganze Weile da bis mir doch etwas kühl wurde. "komm, lass uns bitte weitergehen.". "Nein, noch nicht, ich habe noch etwas vor mit Dir!". Fragend sah ich dich an. "Knie Dich hin und senk den Kopf ein wenig.". Aufmunternd nicktest du mir zu. "Oh Gott!" schoss es mir durch den Kopf "was hat er nur vor?". Da ich es aber liebe vor dir zu knien zögerte ich nicht lange und nahm meinen Platz ein. Du strichst mir über die Haare, ich fühlte deine Hände über meinen Nacken streichen und den Knoten meines Halstuches lösen. Du nahmst es in die Hand, legtest die andere Hand sanft unter mein Kinn und hobst es an. "Sieh mir in die Augen, meine Kleine, ein letztes Mal wirst du mich für den Rest des Waldweges sehen. Hab keine Angst, ich werde gut auf Dich aufpassen! Dir wird nichts passieren!". Ich wusste, du hattest recht. Ich vertraute dir blind. Schon spürte ich wie du mir das Tuch über die Augen legtest und es fest verknotetest. Es war alles dunkel um mich herum, nicht den Hauch einer Chance etwas zu sehen. Du nahmst meine Hand und halfst mir aufzustehen. Langsam gingen wir los.

      Erst noch etwas unsicher, ich kannte ja den Weg und wusste, es sind etliche Stufen runter zurück auf den Weg. Nachdem wir sie geschafft hatten wurde ich wieder ruhiger und genoss es von dir geführt zu werden. "Du machst das gut" sagtest du. Vor jeder Wurzel und jedem Stein warntest du mich ich fühlte mich sehr sicher. Ich lächelte, es war eine wunderschöne Erfahrung die Kontrolle in dem Maße abzugeben. Plötzlich bliebst du stehen drehtest mich zu und setztest mir meine Kapuze auf. Die Arme legtest du um mich, zogst mich fest an dich ran. Wir standen ganz still da und nun konnte ich es auch hören. Es kamen Leute den Weg entlang. Sie grüßten freundlich beim vorbei gehen, du hast den Gruß ebenso freundlich erwidert. Als sie weit genug weg waren gingen wir weiter. Langsam mussten wir uns der Brücke nähern über die wir gehen mussten. Da war sie auch schon, ich hörte es am veränderten Klang meiner Schritte auf dem hölzernem Untergrund. Sicher brachtest du mich auch dort herüber. Nun war ich gespannt, denn der Weg würde danach eine kurze Strecke einspurig werden. Aber auch das Problem meistertest du souverän indem du mich vor dir gehen ließt, mich mit einer Hand im Nacken dirigiert hast. Abrupt zogst du mich zur Seite, ich strauchelte, aber du fingst mich auf. Da hörte ich es auch schon. Wieder kam uns jemand entgegen, wieder dasselbe Spiel - Kapuze auf, in den Arm nehmen und fest an dich gedrückt warteten wir bis sie vorbei waren. Ein kurzes Stück noch und der schwierige Teil war vorbei, der Weg wurde breiter. Wir gingen wieder nebeneinander und kamen zügig voran. Zu zügig wie ich fand, ich genoss den Spaziergang sehr. Plötzlich hörte ich ein Motorengeräusch und blieb stehen. Zum Glück entfernte es sich und kam nicht näher. Wir gingen wieder weiter. Wenn mich nicht alles täuschte mussten wir bald an dem einzigen Haus auf unserer Strecke sein. "Oh, da ist ein Haus" sagtest du auch schon, "ich werde Dir jetzt lieber das Tuch abnehmen. Nicht das Dich noch jemand sieht der Dich kennt!". "Bitte nicht" erwiderte ich, "lass es mich noch ein bisschen genießen von Dir geführt zu werden. Bitte! Bald sind wir am Kloster und bis dahin führe mich bitte!", Ich konnte dich leise lachen hören als du mich weiter führtest. Nach viel zu kurzer Zeit bliebst du erneut stehen. "Wir sind an der Klostermauer, nun muss das Tuch wirklich ab wenn Du nicht in kompromittierende Situationen geraten willst". Mit diesen Worten nahmst du mir das Tuch ab. Blinzelnd schaute ich dich an und fühlte mich dir verbunden wie nie zuvor. "Ich bin stolz auf Dich, mein Mädchen" sagtest du und schautest mir in die Augen. Das war zu viel für mich, ich fing an zu weinen. Zu überwältigend war das gerade Erlebte. Dieses völlig neue Gefühl des Vertrauens und der Verbundenheit die du mich hast spüren lassen waren eine wundervolle Erfahrung für mich. Dazu noch deine liebevollen Worte die genau das besagen was ich will und anscheinend auch geschafft habe.
      Ich will dich stolz machen, ich will mich dir ganz hingeben und mich von dir an meine Grenzen bringen lassen.
      Mit Haut und Haaren hingeben, dein Mädchen sein - genau das ist es was ich will. Es tut gut mir darüber im Klaren zu sein, mich gefunden zu haben. Ich bin dir unendlich dankbar dafür, mein Wegbegleiter.

      Zufrieden und entspannt gingen wir den Rest des Weges.
      Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen. Astrid Lindgren
      Vielen Dank für eure lieben Worte.

      Ohne Agains Überredungskunst hätte ich mich nicht getraut einzustellen. Dafür ein dickes danke an dich, @Again :*

      Dein Kommentar, werter @Intruder , lässt ja keine Zweifel an Agains Worten aufkommen. Danke :rot: °°

      Über deine Beurteilung der Geschichte hab ich mich besonders gefreut, @treasure, auch dir ein ganz dickes Dankeschön dafür :blumen:
      Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen. Astrid Lindgren
      Eine wirklich tolle Geschichte, die zeigt, dass BDSM ganz ohne Sex auskommen kann.
      Ich wünsche Dir, dass es keine Geschichte war sondern ein Erlebnisbericht ;)
      Es gibt keine Grenze, die ich für eine Pointe nicht überschreiten würde.

      ...darf man sowas in einem BDSM-Forum überhaupt sagen? Oder ist das dann auch wieder eine Grenzüberschreitung?
      Hilfe, ich bin in einer Logikspirale gefangen!

      Dominantseptakkord schrieb:

      Eine wirklich tolle Geschichte, die zeigt, dass BDSM ganz ohne Sex auskommen kann.
      Ich wünsche Dir, dass es keine Geschichte war sondern ein Erlebnisbericht ;)
      Vielen Dank, D7 :blumen:

      Die Geschichte war Fiktion, die aber mittlerweile Realität geworden ist <3 Sie schlummerte jahrelang tief und fest in einem meiner persönlichen Notizbücher. Es ist also eine Mischung aus beidem, Geschichte und Erlebnisbericht ^^
      Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen. Astrid Lindgren

      newbarbie schrieb:

      ich finde die Geschicht auch toll...... :yes: :thumbsup:

      Gerade weil hier "die Latte hoch hängt"...durch die Adventskalendergeschichten und Co - @Abigail Du hast ein gewisses Talent ich bin gespannt auf weiteres
      Auch Dir ein ganz liebes Danke, newbarbie <3 Genau deswegen hab ich mich bisher nie getraut etwas von mir zu posten. Weil die Latte sehr hoch liegt. Allerdings gab es in den letzten Jahren auch nichts, was mich dazu bewegen konnte mich kreativ auszuleben. Ich war wie gelähmt und konnte einfach nicht :pardon: Vor einiger Zeit holte mich jedoch jemand aus dem Dornröschenschlaf und küsste mich förmlich wach :love: Ich bin sehr dankbar dafür mich wieder gefunden zu haben.
      Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen. Astrid Lindgren