Hallo zusammen
An diesem Thema arbeite ich seit einiger Zeit. Der Auslöser war das hier:
Dieser Aussage stimme ich uneingeschränkt zu, sowohl im ursprünglichen Kontext als auch allgemein.
Trotzdem brachte mich das ins Grübeln: wo ist denn die Grenze zwischen akzeptiertem (vielleicht sogar gewünschtem) Sich-nicht-in-die-Karten-schauen-lassen und inakzeptabler Unehrlichkeit?
Sich nicht in die Karten schauen zu lassen beziehe ich in erster Linie auf die Spiel-Ebene. Wer nicht weiß, was ihn erwartet, ist in der Regel leichter zu kontrollieren. Das einfachste Beispiel ist es, Sub die Augen zu verbinden. Es lassen sich aber zahllose weitere Beispiele bilden, in denen Dom bewusst Information zurückhält, um dadurch die eigene Machtposition zu vergrößern. Klingt jetzt sehr heftig, aber jede Überraschung von Dom an Sub, die (auch) innerhalb des Machtgefälles stattfindet, fällt meines Erachtens in diese Kategorie.
Genauso auch, wenn Dom eine bestimmte Anweisung bewusst nicht zu ausführlich formuliert, um Sub ein bisschen zu verunsichern (das geht natürlich nur in einem bestimmten Rahmen, kann da aber sehr effektiv und erfüllend für beide sein).
Als drittes Element fällt mir noch Stark-sein ein. Damit ist nicht gemeint, dass Dom keinerlei Schwäche zeigen dürfte (das wäre klar unehrlich und würde nicht lange gut gehen). Gemeint ist eher, seine Unsicherheit oder seinen Frust in bestimmten Situationen zu überspielen, um eine andere Person zu stützen.
Klingt vage, ist abstrakt auch schwer zu erklären. Daher ein paar Beispiele: wenn ein Schiff in Seenot gerät, haben alle an Bord Angst, auch die Kapitänin. Trotzdem ist es die Pflicht der Kapitänin, Ruhe zu bewahren, einem kühlen Kopf zu behalten und der Besatzung die Panik zu nehmen. Gelingt das nicht, werden die Probleme größer.
Auf einer Beerdigung darf ich trauern. Wenn ich aber kein nächster Angehöriger des Verstorbenen bin, sollte ich versuchen, die nächsten Angehörigen zu stützen. Lasse ich mich hingegen gehen und ergebe mich in meine Trauer, versuchen sie vielleicht, mir Halt zu geben und können nicht vernünftig Abschied nehmen.
Es geht nicht darum, keine Gefühle zu zeigen oder sogar gar keine zu haben, sondern ihnen im bestimmten Situationen nicht die höchste Priorität einzuräumen.
Das ist ein Anspruch, den ich an mich als Dom grundsätzlich habe. Wenn eine Session misslingt, muss ich sie auffangen, egal wie es mir geht. Wenn der Zug Verspätung hat und wir länger als gedacht aufeinander warten müssen, versuche ich, die Stimmung aufzuhellen, anstatt meinem Ärger freien Lauf zu lassen.
Das ist natürlich kein unumstößliches Prinzip. Wenn meine Mutter sterben würde, wäre es der Job meiner Partnerin, mich zu stützen, nicht umgekehrt. Egal, wie gut das Verhältnis zwischen den beiden gewesen sein mag und egal, wer von uns beiden Dom ist und wer Sub.
Denn natürlich stützt man sich immer gegenseitig. Wenn ich "Stark-sein" in diesem Kontext sage, rede ich aber vom "Schwerpunkt". Ihr wisst hoffentlich, wie ich das meine. Wenn nicht, versuche ich mich gern nochmal an einer Erklärung.
Wo zieht Ihr also die Grenze(n) zwischen Unehrlichkeit, Sich-nicht-in-die-Karten-schauen-lassen und gesundem Stark-sein?
(Und wenn jemandem eine griffigere Bezeichnung für meine Bindestrich-Monster einfällt, nehme ich die auch gerne an. Vielleicht könnte man statt "sich-nicht-in-die-Karten-schauen-lassen" den Begriff "Pokerface" verwenden? Das trifft es nicht ganz, aber es fühlt sich auch nicht ganz falsch an.)
An diesem Thema arbeite ich seit einiger Zeit. Der Auslöser war das hier:
JamieLyn schrieb:
In einer D/s-Beziehung braucht es auch von Sub sehr viel Vertrauen und das entsteht durch Ehrlichkeit und sich dem anderen so zu zeigen, wie man wirklich ist. Auch wenn man sich als Dom nicht immer in alle Karten schauen lassen muss, finde ich, sollte man das auch als dominanter Part leben.
Trotzdem brachte mich das ins Grübeln: wo ist denn die Grenze zwischen akzeptiertem (vielleicht sogar gewünschtem) Sich-nicht-in-die-Karten-schauen-lassen und inakzeptabler Unehrlichkeit?
Sich nicht in die Karten schauen zu lassen beziehe ich in erster Linie auf die Spiel-Ebene. Wer nicht weiß, was ihn erwartet, ist in der Regel leichter zu kontrollieren. Das einfachste Beispiel ist es, Sub die Augen zu verbinden. Es lassen sich aber zahllose weitere Beispiele bilden, in denen Dom bewusst Information zurückhält, um dadurch die eigene Machtposition zu vergrößern. Klingt jetzt sehr heftig, aber jede Überraschung von Dom an Sub, die (auch) innerhalb des Machtgefälles stattfindet, fällt meines Erachtens in diese Kategorie.
Genauso auch, wenn Dom eine bestimmte Anweisung bewusst nicht zu ausführlich formuliert, um Sub ein bisschen zu verunsichern (das geht natürlich nur in einem bestimmten Rahmen, kann da aber sehr effektiv und erfüllend für beide sein).
Als drittes Element fällt mir noch Stark-sein ein. Damit ist nicht gemeint, dass Dom keinerlei Schwäche zeigen dürfte (das wäre klar unehrlich und würde nicht lange gut gehen). Gemeint ist eher, seine Unsicherheit oder seinen Frust in bestimmten Situationen zu überspielen, um eine andere Person zu stützen.
Klingt vage, ist abstrakt auch schwer zu erklären. Daher ein paar Beispiele: wenn ein Schiff in Seenot gerät, haben alle an Bord Angst, auch die Kapitänin. Trotzdem ist es die Pflicht der Kapitänin, Ruhe zu bewahren, einem kühlen Kopf zu behalten und der Besatzung die Panik zu nehmen. Gelingt das nicht, werden die Probleme größer.
Auf einer Beerdigung darf ich trauern. Wenn ich aber kein nächster Angehöriger des Verstorbenen bin, sollte ich versuchen, die nächsten Angehörigen zu stützen. Lasse ich mich hingegen gehen und ergebe mich in meine Trauer, versuchen sie vielleicht, mir Halt zu geben und können nicht vernünftig Abschied nehmen.
Es geht nicht darum, keine Gefühle zu zeigen oder sogar gar keine zu haben, sondern ihnen im bestimmten Situationen nicht die höchste Priorität einzuräumen.
Das ist ein Anspruch, den ich an mich als Dom grundsätzlich habe. Wenn eine Session misslingt, muss ich sie auffangen, egal wie es mir geht. Wenn der Zug Verspätung hat und wir länger als gedacht aufeinander warten müssen, versuche ich, die Stimmung aufzuhellen, anstatt meinem Ärger freien Lauf zu lassen.
Das ist natürlich kein unumstößliches Prinzip. Wenn meine Mutter sterben würde, wäre es der Job meiner Partnerin, mich zu stützen, nicht umgekehrt. Egal, wie gut das Verhältnis zwischen den beiden gewesen sein mag und egal, wer von uns beiden Dom ist und wer Sub.
Denn natürlich stützt man sich immer gegenseitig. Wenn ich "Stark-sein" in diesem Kontext sage, rede ich aber vom "Schwerpunkt". Ihr wisst hoffentlich, wie ich das meine. Wenn nicht, versuche ich mich gern nochmal an einer Erklärung.
Wo zieht Ihr also die Grenze(n) zwischen Unehrlichkeit, Sich-nicht-in-die-Karten-schauen-lassen und gesundem Stark-sein?
(Und wenn jemandem eine griffigere Bezeichnung für meine Bindestrich-Monster einfällt, nehme ich die auch gerne an. Vielleicht könnte man statt "sich-nicht-in-die-Karten-schauen-lassen" den Begriff "Pokerface" verwenden? Das trifft es nicht ganz, aber es fühlt sich auch nicht ganz falsch an.)
Es gibt keine Grenze, die ich für eine Pointe nicht überschreiten würde.
...darf man sowas in einem BDSM-Forum überhaupt sagen? Oder ist das dann auch wieder eine Grenzüberschreitung?
Hilfe, ich bin in einer Logikspirale gefangen!
...darf man sowas in einem BDSM-Forum überhaupt sagen? Oder ist das dann auch wieder eine Grenzüberschreitung?
Hilfe, ich bin in einer Logikspirale gefangen!