Hallo Zusammen :-),
vor ein paar Monaten habe ich, unter anderen in diesem Forum/Hauptseite, über Epilepsie im Zusammenspiel mit BDSM recherchiert. Man findet zwar ein paar Inhalte aber nicht so viel. Deshalb habe ich einen Bericht verfasst (ich hoffe, dass das hier her passt? ), vllt. geht es ja da zukünftig jemanden ähnlich wie mir. Mittlerweile habe ich meine (!) persönlichen Grenzen gezogen und dachte einfach, dass ich Euch davon berichte. Wenn noch jemand Erfahrungen zum Thema hat, insbesondere mit BDSM Bezug, freue ich mich über einen regen Austausch!
Hier der Bericht :
Epilepsie ist nicht gleich Epilepsie. Meinen ersten generalisierten Anfall bekam ich an meinem 18 Geburtstag… na „Happy Birthday“, Kleines. Willkommen beim Ernst des Lebens. Ein generalisierter Anfall bedeutet, dass ich die Art Anfälle mit „dem vollen Programm“ bekomme (stürzen, Bewusstlosigkeit, krampfen am ganzen Körper usw…). Nach meinem ersten Anfall hatte ich eine Reihe von Untersuchungen, bei denen Hirntumoren o.ä. als Ursache ausgeschlossen werden konnten. Einzig ein Schlafentzugs-EEG brachte negative Ergebnisse mit sich. Deshalb wird als Verursacher für meine Epilepsie extremer Stress, gepaart mit anderen Triggern vermutet. Ich mag diese Diagnose nicht, da ich finde, dass es bei Frauen im Zweifelsfall immer „Stress“ heißt… und beispielsweise im Arbeitsleben kann ich Stress ziemlich gut handhaben. Ich bin die jenige, auf deren „kühlen Kopf“ man sich in dann verlassen kann… egal wie chaotisch ich strukturiert bin, unter Stress "funktioniere" ich.
Seitdem sind 13 Jahre vergangen und ich hatte insgesamt fünf Anfälle, an denen ich mehr oder weniger „selbst schuld“ war. Ich bin Medikamentös eingestellt worden und habe das Glück, dass ich unter den Medikamenten (idR) keine Anfälle bekomme. Diese wenigen Anfälle habe ich durch das Zusammenspiel mehrerer Trigger quasi selbst ausgelöst: Sehr unregelmäßige Tabletteneinnahme, lange Partynächte (wenig Schlaf) und viel Alkohol. Mittlerweile bin dann „auch ich“ vernünftig geworden und achte sehr auf eine regelmäßige Medikamenteneinnahme, sodass ich schon seit langer Zeit (> 2 Jahre) keinen Anfall mehr hatte (selbst nach „durchzechten“ Nächten nicht, die natürlich auch deutlich weniger geworden sind).
Als ich dieses Jahr damit begonnen habe, mich dem Spielfeld des BDSM zu widmen, habe ich natürlich über das Zusammenspiel „Epilepsie“ und „BDSM“ nachgedacht und recherchiert. Viele Informationen habe ich nicht gefunden. Oft heißt es „gar kein Bondage, wenn ihr Epileptiker seid“. Das wollte ich für mich aber nicht akzeptieren, da ich ja keine Anfälle mit den Medikamenten bekomme. Also habe ich meinen Sex-Partner über die Krankheit informiert und ihm alle Fragen zu „meiner Epilepsie“ beantwortet. Zudem habe ich Ihm, für den unwahrscheinlichen Fall das doch mal ein Anfall erfolgt, darüber aufgeklärt was zu tun ist:
Man sollte darauf achten, dass keine Gegenstände in Kopf/ Körpernähe sind, also den Betroffenen vor möglichen Verletzungen schützen. Zu eng sitzende Kleidung bzw. beim Bondage eben Seile/Ketten/Handschellen sollten unbedingt gelockert werden, um die Atemwege freizuhalten. Bitte versucht aber nicht, der Person während des Anfalls „körperlich“ zu helfen. Damit meine ich auch, dass Ihr dem Betroffenen während des Anfalls NICHT den Mund öffnet und einen Gegenstand zwischen die Zähne schiebt. Zwar beißen sich Betroffenen öfter auf die Zunge (ich auch, keine Freude kann ich Euch sagen) aber dennoch könnt ihr dem Betroffenen dadurch eher schaden als ihm zu helfen, da diese ungeahnte Kräfte während eines Anfalls entwickeln. Wenn der Anfall vorbei ist, guckt unbedingt, ob die Atemwege frei sind (also die Zunge nicht „hinten steckt“ o.ä.). Bei einer bekannten Epilepsie müsste theoretisch erst der Notarzt gerufen werden, wenn der Anfall länger als zwei Minuten andauert. Ich persönlich würde diesen aber grundsätzlich immer sofort rufen. Falls ihr daran denkt, beobachtet bitte, wie lange der Anfall gedauert hat. Diese Information kann der Notarzt gut gebrauchen. Was bleibt ansonsten noch zu sagen? Natürlich sollte immer jemand beim Betroffenen bleiben. Wichtig ist auch, dass sich keine Menschentraube ansammelt. Den glaubt mir, wenn der Anfall vorbei ist, ist man wirklich arg verwirrt, hat einen Black-out, ist orientierungslos, müde und der Kopf hämmert wie wild… Falls möglich, kann die Person NACH dem Anfall in die stabile Seitenlage gebracht werden.
Natürlich würde ich zudem empfehlen, nur Bondage Varianten zu wählen, bei denen euer Partner im zweifelsfrei recht schnell „frei zu machen“ ist. Ansonsten habe ich für mich persönlich keine Einschränkungen definiert (mit dem Restrisiko lebe ich eben und komme damit auch klar) und bisher klappt das auch alles sehr gut. Diese Handhabung empfehle ich nur den Epileptikern unter Euch, die medikamentös „perfekt“ eingestellt sind und dadurch idR keine Anfälle bekommen, jeder hat da seine individuellen Grenzen. Im Zweifelsfall sprecht einfach mit eurem behandelnden Neurologen darüber. Im Laufe der letzten 13 Jahre habe ich meinen Arzt schon mit so einigen „merkwürdigen“ Fragen bombardiert. Das waren zwar Fragen außerhalb des BDSM aber u.a. eben auch Fragen, die mit „Scham“ belegt sein „könnten“, wofür es aber nie Anlass gibt. Er hat immer professionell geantwortet und bei bestimmten Themen hat er sogar extra für mich Recherchearbeit betrieben.
Hatte ich schon mal Anfälle beim Sex? Nein.. Zwei waren unmittelbar nach früherem Vanilla-Sex und zwei weitere waren kurz nach dem Duschen. Also war ich faktisch bei vier von fünf Anfällen nackt (mir wurden natürlich schnell Handtücher/Decken übergeworfen aber die streift man in Verwirrtheit gerne wieder ab). Nach meinem zweiten Anfall hat „jemand“ mitgedacht und mir wenigstens schnell ein Höschen nach dem Anfall angezogen. Es ist nicht gerade angenehm, wenn 3-5 Sanitäter/Ärzte + teilweise weitere Menschen im Raum stehen und du bist nackt + orientierungslos. Und wie gesagt, wenn man aufwacht ist man sehr verwirrt und denkt teilweise, man hat einen schlechten Traum. So kam es beispielsweise, dass ich einmal den Arzt beschimpft habe „er habe eine total ätzende Stimme und soll mich nicht nerven“ und ein anderes mal bin ich nackt auf allen vieren über das Bett gekrabbelt und habe mich wohl ziemlich geräkelt und eine nette Show geliefert. Gottseidank erinnere ich mich an die Situation nicht mehr aber mein Ex-Freund konnte das sehr anschaulich beschreiben. Peinlich peinlich… Meine Einstellung ist aber: Ich lache bereits am nächsten Tag darüber, da ich weiß, Ärzte haben schon viel „schlimmeres“ gesehen und für diesen Verwirrtheitszustand kann ich eben nichts.
Fazit: „Traut Euch“ und gibt Partnern mit dieser Krankheit die Chance Eure eigenen Grenzen/ Einschränkungen damit auszulotsen. Manche haben nur „kleine“ Anfälle ohne Bewusstseinsverlust und manche sind, wie ich, unter Medikamenten "halbwegs" anfallsfrei. Und sogar in allen anderen Fällen, lassen sich mithilfe eines Neurologen mögliche Spielarten festlegen. Sodass doch einiges möglich ist !
vor ein paar Monaten habe ich, unter anderen in diesem Forum/Hauptseite, über Epilepsie im Zusammenspiel mit BDSM recherchiert. Man findet zwar ein paar Inhalte aber nicht so viel. Deshalb habe ich einen Bericht verfasst (ich hoffe, dass das hier her passt? ), vllt. geht es ja da zukünftig jemanden ähnlich wie mir. Mittlerweile habe ich meine (!) persönlichen Grenzen gezogen und dachte einfach, dass ich Euch davon berichte. Wenn noch jemand Erfahrungen zum Thema hat, insbesondere mit BDSM Bezug, freue ich mich über einen regen Austausch!
Hier der Bericht :
Epilepsie ist nicht gleich Epilepsie. Meinen ersten generalisierten Anfall bekam ich an meinem 18 Geburtstag… na „Happy Birthday“, Kleines. Willkommen beim Ernst des Lebens. Ein generalisierter Anfall bedeutet, dass ich die Art Anfälle mit „dem vollen Programm“ bekomme (stürzen, Bewusstlosigkeit, krampfen am ganzen Körper usw…). Nach meinem ersten Anfall hatte ich eine Reihe von Untersuchungen, bei denen Hirntumoren o.ä. als Ursache ausgeschlossen werden konnten. Einzig ein Schlafentzugs-EEG brachte negative Ergebnisse mit sich. Deshalb wird als Verursacher für meine Epilepsie extremer Stress, gepaart mit anderen Triggern vermutet. Ich mag diese Diagnose nicht, da ich finde, dass es bei Frauen im Zweifelsfall immer „Stress“ heißt… und beispielsweise im Arbeitsleben kann ich Stress ziemlich gut handhaben. Ich bin die jenige, auf deren „kühlen Kopf“ man sich in dann verlassen kann… egal wie chaotisch ich strukturiert bin, unter Stress "funktioniere" ich.
Seitdem sind 13 Jahre vergangen und ich hatte insgesamt fünf Anfälle, an denen ich mehr oder weniger „selbst schuld“ war. Ich bin Medikamentös eingestellt worden und habe das Glück, dass ich unter den Medikamenten (idR) keine Anfälle bekomme. Diese wenigen Anfälle habe ich durch das Zusammenspiel mehrerer Trigger quasi selbst ausgelöst: Sehr unregelmäßige Tabletteneinnahme, lange Partynächte (wenig Schlaf) und viel Alkohol. Mittlerweile bin dann „auch ich“ vernünftig geworden und achte sehr auf eine regelmäßige Medikamenteneinnahme, sodass ich schon seit langer Zeit (> 2 Jahre) keinen Anfall mehr hatte (selbst nach „durchzechten“ Nächten nicht, die natürlich auch deutlich weniger geworden sind).
Als ich dieses Jahr damit begonnen habe, mich dem Spielfeld des BDSM zu widmen, habe ich natürlich über das Zusammenspiel „Epilepsie“ und „BDSM“ nachgedacht und recherchiert. Viele Informationen habe ich nicht gefunden. Oft heißt es „gar kein Bondage, wenn ihr Epileptiker seid“. Das wollte ich für mich aber nicht akzeptieren, da ich ja keine Anfälle mit den Medikamenten bekomme. Also habe ich meinen Sex-Partner über die Krankheit informiert und ihm alle Fragen zu „meiner Epilepsie“ beantwortet. Zudem habe ich Ihm, für den unwahrscheinlichen Fall das doch mal ein Anfall erfolgt, darüber aufgeklärt was zu tun ist:
Man sollte darauf achten, dass keine Gegenstände in Kopf/ Körpernähe sind, also den Betroffenen vor möglichen Verletzungen schützen. Zu eng sitzende Kleidung bzw. beim Bondage eben Seile/Ketten/Handschellen sollten unbedingt gelockert werden, um die Atemwege freizuhalten. Bitte versucht aber nicht, der Person während des Anfalls „körperlich“ zu helfen. Damit meine ich auch, dass Ihr dem Betroffenen während des Anfalls NICHT den Mund öffnet und einen Gegenstand zwischen die Zähne schiebt. Zwar beißen sich Betroffenen öfter auf die Zunge (ich auch, keine Freude kann ich Euch sagen) aber dennoch könnt ihr dem Betroffenen dadurch eher schaden als ihm zu helfen, da diese ungeahnte Kräfte während eines Anfalls entwickeln. Wenn der Anfall vorbei ist, guckt unbedingt, ob die Atemwege frei sind (also die Zunge nicht „hinten steckt“ o.ä.). Bei einer bekannten Epilepsie müsste theoretisch erst der Notarzt gerufen werden, wenn der Anfall länger als zwei Minuten andauert. Ich persönlich würde diesen aber grundsätzlich immer sofort rufen. Falls ihr daran denkt, beobachtet bitte, wie lange der Anfall gedauert hat. Diese Information kann der Notarzt gut gebrauchen. Was bleibt ansonsten noch zu sagen? Natürlich sollte immer jemand beim Betroffenen bleiben. Wichtig ist auch, dass sich keine Menschentraube ansammelt. Den glaubt mir, wenn der Anfall vorbei ist, ist man wirklich arg verwirrt, hat einen Black-out, ist orientierungslos, müde und der Kopf hämmert wie wild… Falls möglich, kann die Person NACH dem Anfall in die stabile Seitenlage gebracht werden.
Natürlich würde ich zudem empfehlen, nur Bondage Varianten zu wählen, bei denen euer Partner im zweifelsfrei recht schnell „frei zu machen“ ist. Ansonsten habe ich für mich persönlich keine Einschränkungen definiert (mit dem Restrisiko lebe ich eben und komme damit auch klar) und bisher klappt das auch alles sehr gut. Diese Handhabung empfehle ich nur den Epileptikern unter Euch, die medikamentös „perfekt“ eingestellt sind und dadurch idR keine Anfälle bekommen, jeder hat da seine individuellen Grenzen. Im Zweifelsfall sprecht einfach mit eurem behandelnden Neurologen darüber. Im Laufe der letzten 13 Jahre habe ich meinen Arzt schon mit so einigen „merkwürdigen“ Fragen bombardiert. Das waren zwar Fragen außerhalb des BDSM aber u.a. eben auch Fragen, die mit „Scham“ belegt sein „könnten“, wofür es aber nie Anlass gibt. Er hat immer professionell geantwortet und bei bestimmten Themen hat er sogar extra für mich Recherchearbeit betrieben.
Hatte ich schon mal Anfälle beim Sex? Nein.. Zwei waren unmittelbar nach früherem Vanilla-Sex und zwei weitere waren kurz nach dem Duschen. Also war ich faktisch bei vier von fünf Anfällen nackt (mir wurden natürlich schnell Handtücher/Decken übergeworfen aber die streift man in Verwirrtheit gerne wieder ab). Nach meinem zweiten Anfall hat „jemand“ mitgedacht und mir wenigstens schnell ein Höschen nach dem Anfall angezogen. Es ist nicht gerade angenehm, wenn 3-5 Sanitäter/Ärzte + teilweise weitere Menschen im Raum stehen und du bist nackt + orientierungslos. Und wie gesagt, wenn man aufwacht ist man sehr verwirrt und denkt teilweise, man hat einen schlechten Traum. So kam es beispielsweise, dass ich einmal den Arzt beschimpft habe „er habe eine total ätzende Stimme und soll mich nicht nerven“ und ein anderes mal bin ich nackt auf allen vieren über das Bett gekrabbelt und habe mich wohl ziemlich geräkelt und eine nette Show geliefert. Gottseidank erinnere ich mich an die Situation nicht mehr aber mein Ex-Freund konnte das sehr anschaulich beschreiben. Peinlich peinlich… Meine Einstellung ist aber: Ich lache bereits am nächsten Tag darüber, da ich weiß, Ärzte haben schon viel „schlimmeres“ gesehen und für diesen Verwirrtheitszustand kann ich eben nichts.
Fazit: „Traut Euch“ und gibt Partnern mit dieser Krankheit die Chance Eure eigenen Grenzen/ Einschränkungen damit auszulotsen. Manche haben nur „kleine“ Anfälle ohne Bewusstseinsverlust und manche sind, wie ich, unter Medikamenten "halbwegs" anfallsfrei. Und sogar in allen anderen Fällen, lassen sich mithilfe eines Neurologen mögliche Spielarten festlegen. Sodass doch einiges möglich ist !