Wenn euch die Geschichte gefallen hat, dann freut sich die Autorin über eure Likes und Kommentare!
Bitte liked jedoch nicht diesen Beitrag, da er nicht von der Autorin eingestellt wurde, sondern im Rahmen des Geschichtenadventskalenders.
Die Autorin wird, sofern sie es möchte, zeitnah hier eine Antwort posten. Diese dann bitte liken, so dass eure Likes auch bei ihr ankommen.
❅ 20. Dezember ❅
╔═══════ » ❅ « ═══════╗
Schneefall
╚═══════ » ❅ « ═══════╝
von @treasure
Bitte liked jedoch nicht diesen Beitrag, da er nicht von der Autorin eingestellt wurde, sondern im Rahmen des Geschichtenadventskalenders.
Die Autorin wird, sofern sie es möchte, zeitnah hier eine Antwort posten. Diese dann bitte liken, so dass eure Likes auch bei ihr ankommen.
❅ 20. Dezember ❅
╔═══════ » ❅ « ═══════╗
Schneefall
╚═══════ » ❅ « ═══════╝
von @treasure
__________________________________
Sabine stand am Fenster ihres Wohnzimmers und schaute hinaus. Das Wetter passte zur Jahreszeit wie die Faust aufs Auge. Seit Stunden schneite es ununterbrochen still und leise vor sich hin. Fleißige Hände mühten sich unermüdlich, die Gehwege freizuräumen und abzustreuen, alles draußen war mittlerweile von einer dicken Schneedecke überzogen. Sabine verzog das Gesicht. In ein paar Tagen ist Weihnachten und sie würde arbeiten müssen. Und das hieß: in dem Schneechaos mit dem Auto zum Dienst fahren. An Feiertagen ging das nur mit dem Auto, denn Busse fuhren dann nicht. Seufzend wandte sie den Blick von der weißen Pracht ab und ging in die Küche, aus der der Wasserkessel sie pfeifend daran erinnerte, dass sie sich einen Tee kochen wollte.
Gedankenverloren nahm sie die Teekanne aus dem Schrank und langte blind in die Box mit den Teebeuteln, hängte einen davon in die kleine Kanne und goss langsam das heiße Wasser drüber.
Während der Tee zog, legte sie ein paar der selbstgebackenen Weihnachtskekse und von ihren Lieblingslebkuchen auf einen kleinen Teller mit Weihnachtsmotiv und trug ihn ins Wohnzimmer. Heute war Sonntag und der 4. Advent. Dazu war es ihr letzter freier Sonntag im alten Jahr. Die Feiertage und dazwischen würde sie kaum zur Ruhe kommen. Sie seufzte wieder, während sie nach der Schachtel mit den langen Streichhölzern suchte, ein Hölzchen herausnahm und es an der rauen Seite anriss. Sabine liebte den Duft von Schwefel, der sich dann im Raum verteilte, sie verband ihn mit Weihnachten, Gemütlichkeit und Geborgenheit. Bedächtig entzündete sie die Kerzen auf dem Adventskranz, genauso wie sie es als Kind bei ihrer Großmutter beobachtet hatte. Sie hätte natürlich auch ein Feuerzeug nehmen können, aber ihre Oma hatte immer gesagt: „Die Kerzen am Adventskranz und am Weihnachtsbaum, die muss man mit Streichhölzern anzünden, das gehört sich so.“ Und so hatte es sich für sie zu einem kleinen weihnachtlichen Ritual entwickelt. Das bedächtige, fast andächtige Anreißen des Schwefelhölzchens und das folgende Entzünden der dicken roten Kerzen auf dem selbst gewundenen Adventskranz, geschmückt mit der von ihrer Oma geerbten Dekoration. Einen Moment schaute sie dem Tanz der Flammen auf den Kerzen zu und als alle ruhig und gleichmäßig brannten, ging sie in die Küche, um sich um den Tee zu kümmern.
Ein paar Minuten später saß sie auf ihrem Sofa in der Kuschelecke, eingewickelt in die Lieblingsdecke, zwischen den Händen eine Tasse mit dampfendem Tee. Sie hatte in die Stereoanlage eine CD mit weihnachtlicher Musik gelegt und lauschte nun den Klängen der sanften klassischen Musik. Wieder ging ihr Blick zum Fenster, vor dem die Flocken langsam, aber stetig fielen. Ihre Gedanken gingen ein Jahr zurück. Es war auch der 4. Advent gewesen, genau das Treffen mit Johannes, in dem sie von ihm erfuhr, oder besser gesagt bestätigt bekam, dass er ähnlich tickte wie sie. Und es war der Tag, an dem sie sich ihm als Sub unterworfen hatte. Spontan, ohne großartig nachzudenken. Ihr Gefühl hatte ihr gesagt, dass es richtig sei und sie hatte diesen Schnellschuss bisher nicht bereut.
Es war beileibe nicht immer einfach gewesen. Johannes hatte sich schnell als sehr strikt und direkt erwiesen. Gemeinsam waren sie in der Beziehung gewachsen, er hatte sie zielgerichtet an all das herangeführt, was ihm wichtig war. Sie hatte ihm immer wieder ihre Ängste und Zweifel, aber auch ihre Wünsche und Vorstellungen mitgeteilt und er hatte sie jedes Mal ernst genommen und ihr zugehört. Und so manches hatte er später in das gemeinsame Spiel, das Miteinander aufgenommen. So war mit der Zeit ein Vertrauen zwischen ihnen gewachsen, wie sie es beide für unerlässlich erachteten, in der besonderen Art Beziehung, die sie führten.
Sabine ließ den Tag vor einem Jahr Revue passieren und sie schmunzelte dabei. Wie fasziniert sie war, bei dieser ersten Begegnung mit all den fremden Menschen, von denen sie heute einige mit zu ihren besten Freunden zählen konnte. An den ersten Schreck, als er ihr so unverblümt zu verstehen gab, was er erwartete und wünschte, bei einer Beziehung auf keinen Fall vermissen möchte. An die leise Freude, die sie nach dem ersten Schrecken ob seiner Unverblümtheit empfunden hatte. Und dass sie die feinen Andeutungen, beiläufig daher gesagten Worte oder direkten Kommentare richtig gedeutet, aufgefasst hatte. Denn, wenn sie ehrlich mit sich selber war, musste sie sich eingestehen, dass sie wahrscheinlich mit ihrer Neigung lange hinter dem Berg gehalten hätte. Sie hatte lange Zeit mit sich gehadert, sich für pervers und verrückt gehalten, weil sie auf Dinge stand, für die man vor ein paar Jahrzehnten noch in die Klapsmühle oder ins Gefängnis gekommen war.
Am meisten hatten sie damals jedoch Georg und seine Freundin Sylvie - die auch seine Sub war - beeindruckt. Georg, dessen unbedachter Ausspruch den Stein letztendlich ins Rollen gebracht hatte. Er war ein ruhiger, bedächtiger Typ, der seine Meinung meist klar und ohne Hemmungen kundtat, womit so mancher nicht umgehen konnte. Optisch wirkte er wie ein übriggebliebener Wikinger, war groß und kräftig, aber er war alles andere als kriegerisch. Sylvie hingegen wirkte wie eine Elfe, klein und zierlich, war aber zäh und kämpferisch wie eine Norne und besaß eine beeindruckende Aura. Im Laufe der Zeit hatte sich zwischen den beiden Frauen ein tiefe innige Freundschaft entwickelt, denn die erfahrene Sub hatte Sabine unter ihre Fittiche genommen und ihr sehr vieles erklärt; die scheinbar dümmsten Fragen beantwortet und ihr auch immer wieder den Rücken gestärkt, wenn sie an sich gezweifelt hatte.
Eigentlich hätten Georg und Sylvie im Spätsommer heiraten wollen und dieses Ereignis im Kreise ihrer Familien und Freunde mit einem großen Fest feiern wollen. Leider wurde dieser Plan durch die Corona-Pandemie zerschlagen, und so war aus dem großen Tag nur eine kleine Feier im engsten Familienkreis geworden. Am Abend waren sie dann aber der Einladung von Johannes gefolgt, der sie in seine Wohnung gebeten hatte, um den Anlass „standesgemäß“ zu begehen. Sabine hatte auf Johannes' Geheiß kleine Snacks vorbereitet, es standen alkoholfreie Getränke parat und eine Flasche Sekt hatte im Kühlschrank gelegen, die sie nach dem Eintreffen der Frischvermählten gemeinsam köpften. Der weitere Verlauf des Abend hatte Sabine an den Rand ihrer Kräfte gebracht, Johannes und Georg hatten das Ereignis mit und an ihren Subs wirklich nach allen Regeln der Kunst gefeiert.
Das Klingeln ihres Telefons schreckte Sabine aus ihren Träumen. Ihr Blick fiel aufs Display und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie sich meldete. „Hallo Johannes. Schön, dass du anrufst. Hast du jetzt endlich Feierabend?“ „Hallo Sabine. Ja, Gott sei Dank, für heute bin ich durch. Und ich hab dann ja auch frei. Sag mal, was hast du heute noch vor? Ich dachte, dass wir den Abend gemeinsam verbringen, da du ja die nächsten Tage kein Frei mehr hast. Zieh dir was Hübsches an und komm doch zu mir. Wir machen es uns dann gemütlich bei mir.“
Sabines Blick ging zum Fenster. „Hast du mal nach draußen gesehen? Hier liegen mindestens 15 cm Schnee. Mein Auto ist komplett zugeschneit und geräumt ist hier auch noch nicht. Ich weiß nicht, ich mag bei dem Wetter nicht fahren...“ Ihre Stimme klang unentschlossen. Einerseits würde sie jetzt gerne zu Johannes fahren, mit ihm kuscheln und andere schöne Dinge tun. Andererseits hatte sie wenig Lust, den Kampf mit den Schneemassen aufzunehmen, um das Auto freizuschaufeln und sich durch die verschneiten Straßen zu mühen.