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Bitte liked jedoch nicht diesen Beitrag, da er nicht von der Autorin eingestellt wurde, sondern im Rahmen des Geschichtenadventskalenders.
Die Autorin wird, sofern sie es möchte, zeitnah hier eine Antwort posten. Diese dann bitte liken, so dass eure Likes auch bei ihr ankommen.
✵ 23. Dezember ✵
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Manchmal, aber nur manchmal …
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von @Herzel
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Manchmal, aber nur manchmal …
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von @Herzel
… lohnt es sich, brav zu sein
Das scharrende Geräusch der Kunststoffrollen des Bürostuhls auf dem Linoleumboden ihres kleinen Büros ließ ihr einen unangenehmen Schauer über den Rücken fahren. Wie sehr sie dieses Geräusch verabscheute.
Doch sie hatte es mal wieder bis zum Ende ihres stressigen Arbeitstages geschafft, auch wenn sie - wie jeden Tag - die Letzte war, um ihren Feierabend einzuläuten. Viel mehr als das sogar, ihren Urlaubsbeginn einzuläuten. Zwei lange Wochen ohne den fahlen Geruch von Papier und Druckerschwärze. Leider zwei Wochen.
Das lange Sitzen hatte ihrem Rücken zugesetzt, die Muskeln steif und unnachgiebig. Auch das gutgemeinte Strecken und Recken konnte ihrer zusammengesackten Fehlhaltung beim Arbeiten nichts mehr entgegensetzen. Bewusst langsam drehte sie die malträtierten Gelenke, gab etwas Druck auf die verkrampften Muskeln in ihrem unteren Rücken. Gut, dass noch kein Kollege es bisher für nötig gehalten hatte, mit ihr Überstunden zu leisten. So konnte sie sich zumindest Zeit lassen und sich auf die kommenden Tage vorbereiten.
Der kleine Tischkalender auf der Schreibtischplatte zeigte fast schon fröhlich den 23. Dezember an. Drecksteil.
Während dieser für sie so alltäglichen Tätigkeit wanderten ihre Augen lose durch den kleinen drei mal drei Meter Raum, nahmen kaum die Aktenschränke voller Ordner oder ihren mittlerweile aufgeräumten Schreibtisch wahr. Ihr Blick glitt auf das von Eisblumen verzierte Fenster und sie begann unbewusst, zu zittern, obwohl ihr Minuten zuvor noch der Schweiß auf der Stirn gestanden hatte. Die Heizung hatte sie die Stunden zuvor auf Hochtouren laufen lassen, so dass es mittlerweile weit über zwanzig Grad in ihrem schnuckeligen Kabuff hatte. Sie wollte gar nicht daran denken, was die Kälte ihren verspannten Muskeln noch antun würde.
Resigniert schlang sie den dicken, senffarbenen Wollschal um ihren Hals und stopfte ihn unter den Reißverschluss ihres dicken Daunenwintermantels. Gekrönt wurde ihr Michelinmännchen-Look noch von einer schlichten, schwarzen Mütze, welche ein unechter Pelzbommel zierte. Ein frustriertes Seufzen glitt über ihre Lippen. Sie wollte nicht nach Hause gehen, nicht in die leere Wohnung, in der sie eh niemand erwartete und in der sie alleine essen musste. Es lohnte sich nicht, für eine einzelne Person zu kochen. Zumindest redete sie sich das ein. Eigentlich vermisste sie es viel mehr, jemanden mit ihren Kochkünsten beglücken und zufriedenstellen zu können. Das unbewusste Seufzen, wenn der Geschmack den Gaumen kitzelte oder den gierigen Blick, wenn sie die letzten Soßenreste in der Pfanne zusammenkratzte, damit ihr Gegenüber noch etwas hatte, was er mit einer Scheibe Brot auftunken konnte. Sie konnte selbst ihr Lieblingsgericht nicht genießen, wenn sie nicht das strahlende Funkeln in den Augen ihres Gegenübers sehen konnte.
Beherzt gab sie sich einen Ruck, löschte das Licht der alten Leuchtstoffröhren und begab sich schnellen Schrittes nach draußen. Das leise Klacken ihrer Absätze hallte auf dem Natursteinboden wider und füllte die gespenstische Stille um sie herum.
Draußen vor dem Bürogebäude inmitten der Altstadt erwartete sie eine beißende Kälte. Der bitterkalte Wind peitschte um ihre Nase. Sofort begannen ihre Wangen, sich unter der kühlen Abendluft zu röten und kleine Rauchwölkchen bildeten sich aus ihrer Atemluft. Unangenehm kroch die vermaledeite Kälte auch ihre Beine hoch, welche nur durch eine dünne Nylonschicht von der Außenwelt getrennt wurden. Noch weiter als eh schon, vergrub sie ihr Gesicht in der dicken Wolle um ihren Hals. Die schwere Handtasche hatte sie geschultert und vergrub ihre nackten Finger in den Innentaschen des Mantels. Ihre gesamte Körpersprache schrie Lasst mich in Ruhe. Einfach schnell nach Hause, eine Dosensuppe erhitzen und dann konnte der Fernseher sich um die Beschäftigung ihrer Gedanken kümmern.
Ihre Beine trugen sie wie von selbst den altbekannten Weg, vorbei an den festlich beleuchteten, kitschig in grün und rot dekorierten Schaufenstern und den Menschenmassen, die sich noch von Geschäft zu Geschäft schoben. Der süß-würzige Duft von gebrannten Mandeln und Glühwein lag in der Luft. Die Stadt hatte sich wieder nicht lumpen lassen und etliche Buden, in denen es die feinsten Köstlichkeiten zu kaufen gab, über den gesamten Stadtplatz verteilt. Auf dem Grill brutzelten Rostbratwürste, die länger waren, als die dafür bestimmten Semmeln, aus übergroßen Töpfen dampfte der Glühwein, in vereinzelten Kupferkesseln bekamen Mandeln, Cashew-Nüsse und vieles mehr ihre dicke Zuckerschicht verpasst und hier und da boten Händler Türschmuck aus immergrünen Tannenzweigen und Krippenfiguren zum Kauf an. Aus extra aufgestellten Lautsprecherboxen drangen unaufdringlich aufdringlich alte Weihnachtslieder und das stetige Schnattern von den fröhlichen Menschen hallte durch die Altstadt. Zum Kotzen.
Sie wollte nicht hier sein. Diese übertriebene Fröhlichkeit ging ihr gehörig auf den Keks und noch andere unaussprechliche Dinge. Am liebsten hätte sie geschrien und die ganzen Leute dazu verdonnert, ihre Klappe zu halten und endlich nach Hause zu ihren ach so glücklichen Familien zu gehen. Doch sie blieb stumm und bahnte sich nur ihren Weg durch die schmalen Gassen, um schnellstmöglich die Tür hinter sich schließen und den ganzen Weihnachtsquatsch ausblenden zu können. Sie hasste Weihnachten nicht, definitiv war sie kein Grinch. Sie hasste es, alleine zu sein, mit niemandem diese festliche Stimmung teilen zu können. Im Moment hasste sie ihr Leben.
Ihre Füße schmerzten wegen der hohen Absätze, aber sie hatte sich nicht getraut, flache Schuhe anzuziehen. Das hätte er nicht gewollt. Selbst jetzt befolgte sie noch alle seine kleinen Regeln und Aufgaben. Selbst jetzt, obwohl er sie seit Wochen allein gelassen hatte. Als hätte er ihre Aufgaben in der letzten Zeit kontrolliert oder überhaupt einen Gedanken daran verschwendet. Die Vorweihnachtszeit sei stressig, hatte er gesagt. Er habe jetzt keine Zeit für sie oder ein Treffen. Nicht einmal für ein längeres Telefonat. Tübingen, Tokio oder Timbuktu, es war ihr so egal, wo er sich gerade wieder herumtrieb. Alles war wichtiger als sie. Sie schnaubte unbewusst und beschleunigte ihren Schritt nur noch umso mehr.
Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte sie mit halb abgefrorenen Fingern den Schlüssel in ihre Wohnungstüre stecken und die Kälte, aber auch diese grässliche Feststimmung aussperren.
Die Wärme ihrer Wohnung brachte ihre Finger dazu, zu kribbeln, wie unter dem Tanz von abertausenden Ameisen. Mürrisch rupfte sie den Schal von ihrem Hals, ungeachtet dessen, dass sie sich so ihre komplette Frisur ruinierte. Wer sollte sie auch heute noch sehen? Nicht einmal den Pizzaboten wollte sie heute noch auf ihrer Türmatte haben. Der Daunenmantel landete neben dem Schal auf einem Haken ihrer Garderobe und die Mütze segelte unachtsam oben drauf. Die mörderischen High Heels kickte sie von ihren Füßen, ohne darauf zu achten, in welchem Eck sie landeten. Der kühle Fliesenboden fühlte sich gut unter ihren Sohlen an.