Wer hat die Macht bei BDSM?

      Utkalika schrieb:

      Egal ob Sub, Dom ..etc.: die Person, die in der Beziehung weniger liebt. Die andere Person ist einfach bereit mehr Kompromisse einzugehen.
      Das bedeutet für dich, wer weniger Öiebt hat mehr macht? Und der der mehr liebt geht Kompromisse ein aus Liebe? Das ist kein bdsm.


      mir sind das zu viele Erklärungen für Macht und für Ohnmacht. Zu akribisch da hat derjenige Macht und da endet sie.
      Macht hat der, der sie nutzt.

      DerekReign schrieb:

      Außer durch dieses Forum wurde ich auf das Thema aufmerksam durch "Evie Lupine: Do Submissives REALLY Have All the Power in BDSM?" (youtube). Wer mag, schaut sich das mal an.

      Wer es unbedingt in einem Satz braucht (tl;dr), der muss mit folgendem nicht sehr hilfreichen Allgemeinplatz auskommen: Kommt drauf an! Der Rest muss jetzt durchhalten...

      Nein, die Antwort im DS lautet: Dom hat mehr Macht als Sub.

      DerekReign schrieb:

      #1: Sub geht zu Profidomina.

      Prostitution ist nicht mal eine Beziehung und noch weniger DS. Es ist ein "so tun als ob", mehr auch nicht. Eine DS-Beziehung bei der Dom Geld von Sub verlangt ohne Gegenleistung ist sicherlich denkbar, aber das ist was anderes als normale BDSM-Prostitution. Der Besuch bei einer Prostituierten ist ja auch nichts, worauf man "Beziehungsfragen" anwenden würde, einfach weil's keine Beziehung ist. Es ist keine Liebe, es ist Sex. Und genauso bietet eine Profi-Domina letzten Endes eine Dienstleistung an, nicht mehr und nicht weniger.

      DerekReign schrieb:

      #2: D/S-Beziehung mit Machtgefälle.

      Vor irgendwelchen Aushandlungen haben beide die gleiche "Macht", danach wird ein Teil der Macht übergeben, folglich hat am Ende der Rechnung Dom mehr Macht. Simpel. Dom hat alle Rechte, die Sub auch hat (Safeword, Abbruch, etc.) plus die Rechte, die ihm übertragen wurden, folglich also mehr als Sub.

      DerekReign schrieb:

      #3: Service-Top/Bottom

      Top ist nicht automatisch Dom, Service-Top noch weniger. Das soll nicht sagen, dass ein Service-Top "schlecht" ist, von wegen, jedem, wie es ihm/ihr gefällt, aber es ist halt auch wieder kein DS.

      DerekReign schrieb:

      #4: Switcher.

      Wenn ein Rennsportfahrer im Taxi fährt, lenkt er dann? Nein. Wenn er die dominante Seite übernimmt, hat er mehr Macht, ansonsten eben nicht.

      Sorry, ich halte die Diskussion für arg trivial. Wer als Sub den Gedanken braucht, in Wahrheit mehr "Macht" zu haben, sollte sich überlegen, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse besser zu erforschen, offensichtlich gibt es da noch ein Problem. Ähnliches gilt für Doms, die denken, Sub hätte mehr Macht in Wahrheit. Edit: Versteht mich nicht falsch, ich kann es völlig nachvollziehen, wenn man die Kontrolle behalten will. Das liegt total in meiner Natur, also habe ich da völliges Verständnis. Ich würde dann nur zweimal überlegen, ob ich eine Rolle einnehmen will, welche die Kontrolle explizit abgeben muss ;)

      Edit: Das Video ist überraschend gut und stellt das imho ziemlich gut klar

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Kleanthes ()

      Ich setze das Thema Macht mal in den Kontext "Arbeit". Auf den ersten Blick hat hier sicherlich der Chef mehr Macht als sein Angestellter. Auf den zweiten Blick jedoch ist das gar nicht so eindeutig, wie es auf den ersten Blick scheint. Ohne seine(n) Angestellten ist der Chef nämlich in den meisten Fällen ziemlich verratzt, sonst hätte er ja keine Angestellten, die einen Teil der Arbeit machen. Findet er also keine Angestellten (weil er so ein Kotzbrocken ist) oder verweigern sie die Arbeit, dann ist es um seine diesbezügliche Macht geschehen.

      Macht setzt daher immer voraus, dass auch jemand da ist, der dem anderen Macht zugesteht bzw. dessen Macht anerkennt. Dies wiederum verleiht demjenigen Macht, der sie seinem Gegenüber gibt. Sobald das Zugeständnis von Macht verweigert wird, ist es auch vorbei mit der Macht.
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da!
      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt.
      Aber in meinem Herzen ist eine Stelle - Da blüht nichts mehr.
      [J. W. v. Goethe, M. L. Kaschnitz u. R. Huch]

      Books schrieb:

      Utkalika schrieb:

      Egal ob Sub, Dom ..etc.: die Person, die in der Beziehung weniger liebt. Die andere Person ist einfach bereit mehr Kompromisse einzugehen.
      Das bedeutet für dich, wer weniger Öiebt hat mehr macht? Und der der mehr liebt geht Kompromisse ein aus Liebe? Das ist kein bdsm.

      mir sind das zu viele Erklärungen für Macht und für Ohnmacht. Zu akribisch da hat derjenige Macht und da endet sie.
      Macht hat der, der sie nutzt.

      Du hast Recht, das ist kein BDSM. BDSM spielt mit der Macht, erzeugt eine Illusion die beiden Seiten befriedigt.

      Macht ist eine ungleiche Verteilung der Ressourcen (Liebe, Geld, Bildung, Rechte..etc). Kann auch Teil einer BDSM Beziehung (gewünscht oder ungewünscht), muss es aber nicht.
      Eine Sache noch:

      BDSM erotisiert aber Macht, verbindet mit Lust. Es ist egal wer die hat, Hauptsache beide haben was davon.

      In einer Vanille-Beziehung wird man nicht hören: „Liebling, ich bleibe ab jetzt zuhause, verzichte auf mein Gehalt, weil es mich soo geil macht. Besonders wild im Bett werde ich wenn Du darüber nörgelst wie unordentlich alles ausschaut.“

      In einer BDSM Beziehung kann man stundenlang ohne Streit über die „Konsequenzen“ einer unaufgeräumter Küche diskutieren. Vorfreude ist ein sehr schönes Gefühl .

      Utkalika schrieb:

      Eine Sache noch:

      BDSM erotisiert aber Macht, verbindet mit Lust. Es ist egal wer die hat, Hauptsache beide haben was davon.

      In einer Vanille-Beziehung wird man nicht hören: „Liebling, ich bleibe ab jetzt zuhause, verzichte auf mein Gehalt, weil es mich soo geil macht. Besonders wild im Bett werde ich wenn Du darüber nörgelst wie unordentlich alles ausschaut.“

      In einer BDSM Beziehung kann man stundenlang ohne Streit über die „Konsequenzen“ einer unaufgeräumter Küche diskutieren. Vorfreude ist ein sehr schönes Gefühl .
      Grins, ist das wirklich so? Ist das nicht auch eher eine Frage wie eine Beziehung ausgerichtet ist ob nun BDSM oder eine andere Beziehungsform.

      Ich bezeichne mich durchaus als sub aber "Liebling, ich bleibe ab jetzt zuhause, verzichte auf mein Gehalt, weil es mich soo geil macht." würde ich keinesfalls sagen noch als geil empfinden. Bei dem Zusatz weil Du es so möchtest sähe das schon anders aus.

      Bei der unaufgeräumten Küche ebenfalls, sowas würde bei mir alles andere als Vorfreude auslösen.

      Gerade das wegfallen stundenlanger Diskussionen ist ein Teil des/meines D/s was es für mich ausmacht.
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall

      Hera schrieb:

      Grins, ist das wirklich so? Ist das nicht auch eher eine Frage wie eine Beziehung ausgerichtet ist ob nun BDSM oder eine andere Beziehungsform.
      Ich bezeichne mich durchaus als sub aber "Liebling, ich bleibe ab jetzt zuhause, verzichte auf mein Gehalt, weil es mich soo geil macht." würde ich keinesfalls sagen noch als geil empfinden. Bei dem Zusatz weil Du es so möchtest sähe das schon anders aus.
      *auch grins* Bitte mein Beispiel nicht wörtlich nehmen:). Ich würde sowas auch weder in einer Vanille- noch BDSM-Beziehung sagen, und ich möchte BDSM auch nicht auf die Geilheit reduzieren.

      In BDSM kann man aber die Macht bewusst machen/nutzen/transformieren um etwas in der Beziehung zu erreichen: Lust steigern, die Verbindung vertiefen, Gefühle steuern…etc. Die Machtgefälle entsteht weil beide so wollen, nicht weil es zum Beispiel ein Gesetz gibt, dass der Mann entscheidet ob die Frau arbeiten gehen darf oder nicht.
      Wer hat die Macht? Ich denke das liegt daran, an welcher Stelle des Weges der gemeinsamen Reise man steht...
      Anfangs liegt sicher die Macht bei mir und mit der Zeit, in der Entwicklung, gebe ich dann Stückweit immer mehr ab. Stimmen die Grundpfeiler, wie Vertrauen , Verständnis, Weitsicht, Fürsorge ect. greifen die Zahnräder immer mehr ineinander und irgendwann gibt Sub dann eben Dom die Macht über sich komplett frei. Dies geht durchaus bis an die vorab fest gelegten Grenzen oder auch über diese hinaus. Auch da kommt es auf Intensität und Vertrauen in den Gegenüber an. Genauso entscheidet man ja auch, wenn all das nicht gegeben ist, die Macht dem Dom nicht zu erteilen es muss eben zusammen passen. Wie Topf und Deckel halt. Dann ergibt sich der Fluss und das Gefüge von ganz alleine.
      Ich muss zugeben ich hab etwas länger überlegt ob ich dazu etwas schreiben soll.
      Ich versuche mal dies aus meiner Sicht zu erläutern:

      Wer hat die Macht ?
      Eigentlich keine Seite von beiden, da beide Seiten in einer gewissen Abhängigkeit von einander sind.
      Zwar kann ein Machtverhältnis bestehen, jedoch nur durch die Akzeptanz beider Seiten.
      Ich hörte Sie sagen, die Macht ist mit dir !
      Mal in Zen - Manier philosophisch betrachtet:
      Wie klingt ein klatschen mit einer Hand das niemand hört?
      Was ist ein Reiter ohne Pferd?
      Ein Fußgänger. Nicht mehr.
      Was ist ein Dom/Top ohne Sub/Bottom?
      Ein Mensch mit Fantasien. Nicht mehr.
      Wenn also Sub den Dom erst zum Dom macht -
      wer hat dann also mehr Macht?
      Der der macht oder der, der gemacht wird?

      Der Dom kann so dolle Dommig sein wie es nur geht - ohne das Gegenüber, das ihn in dieser Rolle anerkennt ist er nichts.
      Das mag ja manchen Schmerzen, ist aber so.

      Sir von A schrieb:

      Der Dom kann so dolle Dommig sein wie es nur geht - ohne das Gegenüber, das ihn in dieser Rolle anerkennt ist er nichts.
      Das mag ja manchen Schmerzen, ist aber so.
      Das trifft doch auch umgekehrt auf die sub zu,ohne Dom kein Machtgefälle ...
      Womit wir wieder bei der Konsens hat die Macht wären :saint:
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall
      ...im BDSM-Kontext kultivieren wir einvernehmlich das Machtgefälle, in das wir bewusst reingehen und im Konsens aufrecht erhalten.

      Die Person, die sich hingibt und die Macht abgibt ist doch die submissive Person - die Person mit Macht ist die dominierende.

      Ich denke, das kann man als allgemein gültig so stehen lassen.
      Das Zerpflücken von winzigen Details führt unweigerlich zu diesen Diskussionen, weil eben jedes BDSM praktizierendes Paar eine eigene Spielweise und Sichtweise entwickelt. Nicht das Thema ist vielschichtig, wir Menschen zusammen mit unsere jeweiligen Partner sind so viel vielschichtiger...
      „Sei wie Du bist oder bemüh‘ Dich wenigstens so zu sein, wie Du scheinst!“
      ‚Macht‘ ist nicht nur im BDSM ein starker Schlüsselreiz - von daher nur weitläufig einzufangen und zu definieren. Die genannten Beispiele sind ja nun sehr punktuell und erfassen nie das Ganze.

      Fokussieren wir uns auf den BDSM-Bereich, muss Sub im legalen und gesunden Bereich die Macht im Vollbesitz ihrer geistigen Fähigkeiten bewusst an jemand anderen abgetreten haben - alles andere wäre entweder illegal oder physisch/psychisch ungesund.
      Gehen wir von dieser Vorstellung aus, stimme ich Dir bis dahin zu.
      Aber diese Vorstellung ist eben auch nur Wunschdenken bzw. Utopie, weil dieser gesamte Bereich aufgrund seiner Natur sehr anfällig für Missbrauch und Störungen jedweder Art ist.

      Ein Safeword kann zum Beispiel in bestimmten Konstellationen auch schlichtweg keinen Sinn machen und somit strategisch unbrauchbar sein - gilt für mich also auch nicht als zuverlässiger Indikator.

      Wer letztendlich die Macht beim BDSM hat, bleibt wohl letztendlich Aushandlung der einzelnen Parteien. Eine Generalisierung erscheint mir an dieser Stelle kaum möglich, da verschiedene Einflüsse je nach Fall unterschiedliche Auswirkungen haben können.
      Meine Kleine hat durchaus die Macht, zu jedem Zeitpunkt das Spiel zu beenden und zu gehen. Nur weiß sie auch, dass das eine endgültige Entscheidung wäre und dass ich sie nicht aufhalten würde. Solange sie mit mir spielen will, führt kein Weg daran vorbei, dass sie auf einen Teil ihrer Entscheidungsfreiheit verzichtet und die Macht über bestimmte Aspekte ihres Lebens an mich abtritt. Tut sie das nicht, spiele ich nicht mehr mit ihr. Ganz einfach. Und wenn einer von uns beiden irgendwann nicht mehr spielen will, dann spielt es überhaupt keine Rolle, was dadurch mit unserem Machtgefüge passiert. Denn dieses Gefüge ist überhaupt nur innerhalb der Grenzen des Spiels relevant. Diese Grenzen haben wir gemeinsam als gleichwertige, gleichberechtigte Menschen ausgehandelt und auf dieser übergeordneten Ebene bleiben wir das auch mit Notwendigkeit; denn das ist die natürliche Relation, in der alle Menschen zueinander stehen. Nur dadurch kann "Konsens" mehr sein als eine leere Worthülse. Aber innerhalb des allgegenwärtigen "Wenn du (weiterhin) mit mir spielen willst..." gelten andere Regeln. Diese Frage ist für sie nicht mit "ja" zu beantworten, ohne dass sie sich unterwirft. Tatsächlich sind die Unterwerfung und das "Ja" ein und dasselbe.
      Ist das nachvollziehbar? Zumindest für uns macht es Sinn und es erscheint uns ziemlich eindeutig, wie die Machtverteilung bei uns aussieht ;)
      Das allein lernte ich bisher, daß dem Menschen sein Bösestes nötig ist zu seinem Besten.