Es ist Nacht, als ich diesen Text beginne. Es ist Nacht und Bilder schleichen sich in mein Bewusstsein, Erinnerungen, so klar und detailreich, beinahe wie in einem Flashback, nur dass diese Erinnerungen bedeutend schöner sind. Ich weiß selbst nicht woher dieser Drang kommt, aber ich habe dieses Bedürfnis, diese kleine Geschichte niederzuschreiben, hochzuladen und zu teilen. Weil ich den Wunsch habe, ihr ein kleines "Denkmal" zu setzen, weil ich nicht möchte, dass sie vergessen wird. Ich möchte meine Dankbarkeit ihr gegenüber zum Ausdruck bringen, obwohl es absolut wahrscheinlich ist, dass sie meine Zeilen nicht lesen wird. Und weil ich das Gefühl habe, ein Stück weit Abbitte leisten zu müssen.
Diese kleine Geschichte handelt von einer jungen Frau, namens Katarina und wie ich durch sie lernte, zu meinen Neigungen zu stehen und sie anzunehmen.
TEIL 1 - WIE ICH SIE KENNENLERNTE
Nun, wo fange ich an. Am besten an dem Tag, wo ich dieses bezaubernde Geschöpf kennenlernte.
War es Mai, Juni, im Nachhinein weiß ich es nicht mehr so genau, es liegt schon fünf Jahre zurück. Als ich sie kennenlernte, ging es in meinem Leben drunter und drüber. Ich weiß nur noch, dass es an einem warmen, Samstag war, auf dem CSD in Wetzlar.
Mit dem Zug fuhren meine Freundin und ich völlig allein nach Wetzlar und fragten uns durch. Und irgendwann standen wir im Gewühl der Menschenmassen, die sich am Startpunkt der Veranstaltung zusammengefunden hatten. Tausende Male schoss mir durch den Kopf, dass ich am liebsten wieder gehen würde, raus aus dem Gewühl, nach Hause, in mein ruhiges und kühles Zimmer, doch meine Freundin hatte gefleht, gebettelt und am Ende sogar leichte Drohungen ausgesprochen, denn ihrer Meinung nach würde es mir mehr als nur gut tun, wenn ich etwas anderes sehe, als Schule, mein Zimmer und meinen missratenen Freund. Und wo sie recht hatte, hatte sie recht. Also biss ich die Zähne zusammen.
Obwohl ich keine Ahnung hatte, was nun passierte und ich selbst irgendwo Angst vor dem Trubel um mich herum hatte, schnappte ich mir meine Begleiterin und geleitete sie durch den Menschenstrom. Ich tat so, als hätte ich eine Ahnung, wohin es ging, obwohl ich mich nur von der Masse mitreißen lies. Überall waren Menschen, ich hörte verschiedenste Gesprächsfetzen und bekahm allmählich Kopfschmerzen. Hätte ich nur auf mich selbst gehört, ich war für solche Veranstaltungen wirklich nicht gemacht. Durchsagen wurden gebrüllt, jemand blies eine Trillerpfeife, Musik wummerte aus tragbaren Lautsprechern.
Irgendjemand band mir ein Armband um das Handgelenk, wo anscheinend "queer as fuck" darauf geschrieben stand. Hätte ich gesehen, währen mir sicherlich viele homosexuelle Paare aufgefallen oder Menschen, die Regenbogenfahnen in verschiedenen Größen schwenkten. Meine Begleiterin hatte ihren Spaß, sie erwiderte die durch ein Megafon skandierten Rufe, während ich bedacht war, dass sie nicht angerempelt wurde. Es war so voll und die Menschenmasse bewegte sich nur langsam voran.
Ich weiß nicht, wie lange wir zusammen so dahin geschlendert waren, jedoch lief ich irgendwann in eine aufgespannte Stoffbahn, eine große Regenbogenfahne, die zwei junge Frauen vor uns aufgespannt hielten. Ich entschuldigte mich, während ich die Stoffbahn aufhob, und den Staub davon herunterklopfte. Zu meiner Erleichterung erklärten sich die beiden Frauen uns mitzunehmen. Die kleinere von den beiden Frauen, nahm sich meiner Freundin an, während ich mich bei der größeren und scheinbar älteren einhaken konnte.
So kamen wir nun erheblich schneller voran. Die junge Frau schritt energisch vor mir aus, an einem Arm mich, die andere hielt sie hoch erhoben, die große Regenbogenfahne haltend. Sie schien sich nicht an den Menschen zu stören und lozte mich, ihre Freundin und meine Begleiterin samt Fahne durch das Gewühl, durch den Konfettisturm, der irgendwann aufkam, durch die laute Musik, durch die Straßen von Wetzlar. Sie versuchte mit mir ins Gespräch zu kommen, jedoch war es so laut, dass man gegen den Lärm anbrüllen musste. Ich konnte ihr zumindest erklären, warum ich hier war.
Ich hatte vor einiger Zeit feststellen müssen, dass ich pansexuell war. Meine Freundin riet mir, sich in offenen Kreisen zu bewegen, da die meisten Heteros nichts damit anfangen konnten. Und irgendwo hatte sie recht. Mein damaliger Freund und Dom konnte nichts damit anfangen. Mehr als das. Ich wollte Abstand von ihm, etwas anderes sehen und pfiff guten Gewissens auf seine schlechte Laune darüber, was er dachte, wenn er erfuhr, dass ich auf dem CSD war. Zudem wollte ich einfach meinen Horizont erweitern.
Das mit meinem damaligen Dom erzählte ich ihr natürlich nicht.
Als wir die Strecke abgelaufen waren, versammelte man sich auf einen großen Platz. Eine Bühne war dort aufgebaut worden, auf denen, laut meiner netten Führerin, Dragqueens ihr Können zum besten gaben. Es roch nach Essen, gebratenem Fleisch und Frittierfett. Überall standen Bänke, Tische und kleine Buden, an denen man Regenbogenfahnen und anderes Zeug kaufen konnte, was irgendwie implizierte, mit queernes in Zusammenhang gebracht werden zu können. Ich glaube mich sogar an einen kleinen, etwas abseits liegenden Stand zu erinnern, an denen Flyer verteilt wurden, die Menschen über BDSM aufklären sollten.
Meine Führerin schnappte sich einer dieser Heftchen und blätterte kichernd darin, während sie nach einem Platz Ausschau hielt.
Irgendwann fanden wir ein verhältnismäßig ruhiges Plätzchen auf einem Rasenstück. Meine Freundin unterhielt sich munter mit dem anderen Mädchen, während meine Führerin sich neben mir auf eine wackelige Bierbank setzte.
"Ich heiße übrigens Katarina", sagte sie. Da wir nicht mehr gegen den Lärm anschreien mussten, fiel mir auf, wie angenehm warm und ruhig ihre Stimme klang. "Wie ein Edelstein", schoss es mir durch den Kopf. Mein synästhetisches Gehirn lies die Assoziation an einen glatten, kühlen Edelstein in meiner Hand entstehen. Einen Stein, den man langsam und bedächtig über Samt führte und ich musste unwillkürlich lächeln. "Edelstein auf Samt. Am Besten ein pflaumengroßer, türkisfarbener Edelstein auf schwarzem Samt."
Endlich konnten wir in Ruhe reden. Ich stellte mich ihr vor und sie erzählte mir, warum sie auf dem CSD war. Sie war homosexuell und es war nicht ihre erste Veranstaltung, die sie besuchte. Ich erlebte sie als stolz und selbstbewusst, trotz dass sie mir erzählte, wie sie aufgrund ihrer offen gelebten Sexualität angefeindet wurde. Und je länger sie sprach, desto mehr merkte ich, dass sie mich faszinierte. Nicht nur ihre Stimme, auch ihre offene Art, ihre ruhige, jedoch energetische Ausstrahlung und die Art, wie sie mich mit ihrer Freude über die Veranstaltung ansteckte, oder der Tatsache, dass wir aus derselben Stadt kamen. Schon da merkte ich, dass diese junge Frau mir etwas gab, was mir zu dieser Zeit fehlte. Leichtigkeit und di pure Freude am Leben.
Das tat mir gut, denn mit meinem Dom lief es zur Zeit sehr schlecht. Er litt unter Depressionen und abgesehen davon neigte er immer öfters ohne Verluste zu spielen und mich meiner Limits ungeachtet an meine Grenzen zu treiben. Wie oft hat dieser Wicht meine Save-words missachtet. Der einzige Grund, warum ich noch damals bei ihm blieb, war die Drohung, die über mir schwebte, er würde sich umbringen, wenn ich ihn verließ. Tja, damals war ich einfach jung und unerfahren und ließ es mit mir machen. Dom und ich stritten uns viel. Ich stellte seine Dominanz fast jeden Tag in Frage und wenn seine Verfassung es zuließ, verwies er mich an den Platz, wo er glaubte, ich gehörte dort hin. Ja, ich gebe es zu, ich war masochistisch, bin ich heute noch immer, Schmerzen erregten mich, jedoch fühlte ich mich nicht devot. Ich gab mich jedoch devot, vor allem dann, wenn die Schmerzen nicht mehr angenehm wurden und ich notgedrungen vor ihm auf die Knie gehen musste, weil der Körper sich weigerte zu stehen. Eigentlich ist das eine andere Geschichte, aber die Tatsache, dass ich eigentlich nicht devot bin, wird später wichtig.
Zurück zu diesem faszinierenden Wesen. Sie schien mir schon nach den ersten Stunden unseres Kennenlernens so sympathisch, sodass ich mich in ihrer Gegenwart fühlte, wie eine Katze, die sich schnurrend auf eine sonnenbeschienene Fensterbank ausstreckt. Wir redeten auf der wackeligen Bierbank über Gott und die Welt. Ich schaffte es sogar die Stimmen und das Chaos um mich herum auszublenden, was mir sonst schwer fiel.
Und als wir uns langsam auf den Rückweg machen wollten, zurück nach Hause, wehte ein lauer Windstoß ihre Haare über ihre Schultern in mein Gesicht. Sie waren lang, weich und gelockt und rochen nach einer Mischung aus Zigarettenqualm, Grillfeuer, Essen und dem KirschblütenShampoo, den ich schon einmal in einem Kosmetikladen von Bodyshop gerochen hatte. Und an diese kleine so unbedeutende Szene erinnere ich mich heute mit jeder Einzelheit. Und tatsächlich erinnere ich mich gerne an dieses Bild zurück, denn diese Szene hatte etwas geheimnisvolles, sinnliches an sich, der Geruch ihrer Haare, wie sie sich auffächerten und über meine Wangen legten und das Gefühl der Haarsträhnen, die sich auf meinen Fingerspitzen so dünn, fließend und seidig anfühlten, als ich ihre Lockenpracht vorsichtig von meiner Wange strich.
Meine Führerin drehte den Kopf zu mir herum und ich konnte spüren, wie sie die Schultern zuckte."Ist was?", wollte sie wissen, als hätte sie überhaupt nichts davon mitbekommen. Ich verneinte nur.
Für einen Moment schwieg sie einfach nur, was mich etwas nervös machte, denn ich fühlte mich auf eine seltsame Art und Weise von ihr ertappt, doch als sie sprach, konnte ich das Lächeln in ihrer Stimme hören.
"Ich finde dich nett. Was hältst du davon, wenn wir zusammen zurückfahren?"
Diese kleine Geschichte handelt von einer jungen Frau, namens Katarina und wie ich durch sie lernte, zu meinen Neigungen zu stehen und sie anzunehmen.
TEIL 1 - WIE ICH SIE KENNENLERNTE
Nun, wo fange ich an. Am besten an dem Tag, wo ich dieses bezaubernde Geschöpf kennenlernte.
War es Mai, Juni, im Nachhinein weiß ich es nicht mehr so genau, es liegt schon fünf Jahre zurück. Als ich sie kennenlernte, ging es in meinem Leben drunter und drüber. Ich weiß nur noch, dass es an einem warmen, Samstag war, auf dem CSD in Wetzlar.
Mit dem Zug fuhren meine Freundin und ich völlig allein nach Wetzlar und fragten uns durch. Und irgendwann standen wir im Gewühl der Menschenmassen, die sich am Startpunkt der Veranstaltung zusammengefunden hatten. Tausende Male schoss mir durch den Kopf, dass ich am liebsten wieder gehen würde, raus aus dem Gewühl, nach Hause, in mein ruhiges und kühles Zimmer, doch meine Freundin hatte gefleht, gebettelt und am Ende sogar leichte Drohungen ausgesprochen, denn ihrer Meinung nach würde es mir mehr als nur gut tun, wenn ich etwas anderes sehe, als Schule, mein Zimmer und meinen missratenen Freund. Und wo sie recht hatte, hatte sie recht. Also biss ich die Zähne zusammen.
Obwohl ich keine Ahnung hatte, was nun passierte und ich selbst irgendwo Angst vor dem Trubel um mich herum hatte, schnappte ich mir meine Begleiterin und geleitete sie durch den Menschenstrom. Ich tat so, als hätte ich eine Ahnung, wohin es ging, obwohl ich mich nur von der Masse mitreißen lies. Überall waren Menschen, ich hörte verschiedenste Gesprächsfetzen und bekahm allmählich Kopfschmerzen. Hätte ich nur auf mich selbst gehört, ich war für solche Veranstaltungen wirklich nicht gemacht. Durchsagen wurden gebrüllt, jemand blies eine Trillerpfeife, Musik wummerte aus tragbaren Lautsprechern.
Irgendjemand band mir ein Armband um das Handgelenk, wo anscheinend "queer as fuck" darauf geschrieben stand. Hätte ich gesehen, währen mir sicherlich viele homosexuelle Paare aufgefallen oder Menschen, die Regenbogenfahnen in verschiedenen Größen schwenkten. Meine Begleiterin hatte ihren Spaß, sie erwiderte die durch ein Megafon skandierten Rufe, während ich bedacht war, dass sie nicht angerempelt wurde. Es war so voll und die Menschenmasse bewegte sich nur langsam voran.
Ich weiß nicht, wie lange wir zusammen so dahin geschlendert waren, jedoch lief ich irgendwann in eine aufgespannte Stoffbahn, eine große Regenbogenfahne, die zwei junge Frauen vor uns aufgespannt hielten. Ich entschuldigte mich, während ich die Stoffbahn aufhob, und den Staub davon herunterklopfte. Zu meiner Erleichterung erklärten sich die beiden Frauen uns mitzunehmen. Die kleinere von den beiden Frauen, nahm sich meiner Freundin an, während ich mich bei der größeren und scheinbar älteren einhaken konnte.
So kamen wir nun erheblich schneller voran. Die junge Frau schritt energisch vor mir aus, an einem Arm mich, die andere hielt sie hoch erhoben, die große Regenbogenfahne haltend. Sie schien sich nicht an den Menschen zu stören und lozte mich, ihre Freundin und meine Begleiterin samt Fahne durch das Gewühl, durch den Konfettisturm, der irgendwann aufkam, durch die laute Musik, durch die Straßen von Wetzlar. Sie versuchte mit mir ins Gespräch zu kommen, jedoch war es so laut, dass man gegen den Lärm anbrüllen musste. Ich konnte ihr zumindest erklären, warum ich hier war.
Ich hatte vor einiger Zeit feststellen müssen, dass ich pansexuell war. Meine Freundin riet mir, sich in offenen Kreisen zu bewegen, da die meisten Heteros nichts damit anfangen konnten. Und irgendwo hatte sie recht. Mein damaliger Freund und Dom konnte nichts damit anfangen. Mehr als das. Ich wollte Abstand von ihm, etwas anderes sehen und pfiff guten Gewissens auf seine schlechte Laune darüber, was er dachte, wenn er erfuhr, dass ich auf dem CSD war. Zudem wollte ich einfach meinen Horizont erweitern.
Das mit meinem damaligen Dom erzählte ich ihr natürlich nicht.
Als wir die Strecke abgelaufen waren, versammelte man sich auf einen großen Platz. Eine Bühne war dort aufgebaut worden, auf denen, laut meiner netten Führerin, Dragqueens ihr Können zum besten gaben. Es roch nach Essen, gebratenem Fleisch und Frittierfett. Überall standen Bänke, Tische und kleine Buden, an denen man Regenbogenfahnen und anderes Zeug kaufen konnte, was irgendwie implizierte, mit queernes in Zusammenhang gebracht werden zu können. Ich glaube mich sogar an einen kleinen, etwas abseits liegenden Stand zu erinnern, an denen Flyer verteilt wurden, die Menschen über BDSM aufklären sollten.
Meine Führerin schnappte sich einer dieser Heftchen und blätterte kichernd darin, während sie nach einem Platz Ausschau hielt.
Irgendwann fanden wir ein verhältnismäßig ruhiges Plätzchen auf einem Rasenstück. Meine Freundin unterhielt sich munter mit dem anderen Mädchen, während meine Führerin sich neben mir auf eine wackelige Bierbank setzte.
"Ich heiße übrigens Katarina", sagte sie. Da wir nicht mehr gegen den Lärm anschreien mussten, fiel mir auf, wie angenehm warm und ruhig ihre Stimme klang. "Wie ein Edelstein", schoss es mir durch den Kopf. Mein synästhetisches Gehirn lies die Assoziation an einen glatten, kühlen Edelstein in meiner Hand entstehen. Einen Stein, den man langsam und bedächtig über Samt führte und ich musste unwillkürlich lächeln. "Edelstein auf Samt. Am Besten ein pflaumengroßer, türkisfarbener Edelstein auf schwarzem Samt."
Endlich konnten wir in Ruhe reden. Ich stellte mich ihr vor und sie erzählte mir, warum sie auf dem CSD war. Sie war homosexuell und es war nicht ihre erste Veranstaltung, die sie besuchte. Ich erlebte sie als stolz und selbstbewusst, trotz dass sie mir erzählte, wie sie aufgrund ihrer offen gelebten Sexualität angefeindet wurde. Und je länger sie sprach, desto mehr merkte ich, dass sie mich faszinierte. Nicht nur ihre Stimme, auch ihre offene Art, ihre ruhige, jedoch energetische Ausstrahlung und die Art, wie sie mich mit ihrer Freude über die Veranstaltung ansteckte, oder der Tatsache, dass wir aus derselben Stadt kamen. Schon da merkte ich, dass diese junge Frau mir etwas gab, was mir zu dieser Zeit fehlte. Leichtigkeit und di pure Freude am Leben.
Das tat mir gut, denn mit meinem Dom lief es zur Zeit sehr schlecht. Er litt unter Depressionen und abgesehen davon neigte er immer öfters ohne Verluste zu spielen und mich meiner Limits ungeachtet an meine Grenzen zu treiben. Wie oft hat dieser Wicht meine Save-words missachtet. Der einzige Grund, warum ich noch damals bei ihm blieb, war die Drohung, die über mir schwebte, er würde sich umbringen, wenn ich ihn verließ. Tja, damals war ich einfach jung und unerfahren und ließ es mit mir machen. Dom und ich stritten uns viel. Ich stellte seine Dominanz fast jeden Tag in Frage und wenn seine Verfassung es zuließ, verwies er mich an den Platz, wo er glaubte, ich gehörte dort hin. Ja, ich gebe es zu, ich war masochistisch, bin ich heute noch immer, Schmerzen erregten mich, jedoch fühlte ich mich nicht devot. Ich gab mich jedoch devot, vor allem dann, wenn die Schmerzen nicht mehr angenehm wurden und ich notgedrungen vor ihm auf die Knie gehen musste, weil der Körper sich weigerte zu stehen. Eigentlich ist das eine andere Geschichte, aber die Tatsache, dass ich eigentlich nicht devot bin, wird später wichtig.
Zurück zu diesem faszinierenden Wesen. Sie schien mir schon nach den ersten Stunden unseres Kennenlernens so sympathisch, sodass ich mich in ihrer Gegenwart fühlte, wie eine Katze, die sich schnurrend auf eine sonnenbeschienene Fensterbank ausstreckt. Wir redeten auf der wackeligen Bierbank über Gott und die Welt. Ich schaffte es sogar die Stimmen und das Chaos um mich herum auszublenden, was mir sonst schwer fiel.
Und als wir uns langsam auf den Rückweg machen wollten, zurück nach Hause, wehte ein lauer Windstoß ihre Haare über ihre Schultern in mein Gesicht. Sie waren lang, weich und gelockt und rochen nach einer Mischung aus Zigarettenqualm, Grillfeuer, Essen und dem KirschblütenShampoo, den ich schon einmal in einem Kosmetikladen von Bodyshop gerochen hatte. Und an diese kleine so unbedeutende Szene erinnere ich mich heute mit jeder Einzelheit. Und tatsächlich erinnere ich mich gerne an dieses Bild zurück, denn diese Szene hatte etwas geheimnisvolles, sinnliches an sich, der Geruch ihrer Haare, wie sie sich auffächerten und über meine Wangen legten und das Gefühl der Haarsträhnen, die sich auf meinen Fingerspitzen so dünn, fließend und seidig anfühlten, als ich ihre Lockenpracht vorsichtig von meiner Wange strich.
Meine Führerin drehte den Kopf zu mir herum und ich konnte spüren, wie sie die Schultern zuckte."Ist was?", wollte sie wissen, als hätte sie überhaupt nichts davon mitbekommen. Ich verneinte nur.
Für einen Moment schwieg sie einfach nur, was mich etwas nervös machte, denn ich fühlte mich auf eine seltsame Art und Weise von ihr ertappt, doch als sie sprach, konnte ich das Lächeln in ihrer Stimme hören.
"Ich finde dich nett. Was hältst du davon, wenn wir zusammen zurückfahren?"