Später Absturz

      Später Absturz

      Entschuldigt bitte, wenn es das Thema schon gab. Ich habe mit der Suchfunktion nichts passendes gefunden.

      Ich kann meine derzeitige Situation gerade nicht richtig einschätzen. Vielleicht ist mal ein Blick von außen ganz wichtig und notwendig. Viel Erfahrung in dem Bereich habe ich auch noch nicht.
      Ich kenne meinen Herrn jetzt seit knapp einem Jahr. Wir treffen uns circa alle 2 Monate für 3 – 4 Tage, die wir dann gemeinsam miteinander verbringen. Diese Tage sind nicht nur voller BDSM sondern auch freundschaftlich mit schönen Unternehmungen. Unser letztes Treffen war Ende Februar, da waren wir für 4 Tage zusammen.
      Es gab schon bei dem Treffen eine Situation, in der ich sehr geweint habe. Während einer Züchtigung. Das ist sonst gar nicht so meine Art, ich leide eher still und zappel in meiner Fixierung. Aber dieses eine Mal sind einfach so die Tränen geflossen. Gar nicht vor Schmerz, ich kann gar nicht sagen weswegen, es war einfach so.
      Nach der Züchtigung hat sich mein Herr neben mich gelegt und lange gestreichelt. Er ist einfach nur da gewesen, hat nichts gesagt und hat mich gestreichelt. Ich weiß nicht wie lange das gedauert hat, aber es war sicherlich nicht länger als eine Viertelstunde. Danach war auch alles gut und ich konnte die Striemen auf meinem Hintern genießen.
      An dem darauffolgenden Sonntag haben wir uns mittags wieder getrennt und sind beide nach Hause gefahren. Wir sind täglich im Kontakt mal mehr mal weniger. Aber einen „guten Morgen“ und eine „gute Nacht“ gibt es auf jeden Fall immer. Wir sind nicht so die Onlinespieler, aber trotzdem kommt es auch hin und wieder mal vor, dass mir kleine Aufgaben gestellt werden, die ich dann zu erledigen habe. Aber wirklich nur kleine, wie den Plug tragen beim Einkaufen oder bei der Arbeit mal auf die Toilette gehen und ihm ein Foto schicken. So kleine Rituale wie ihm morgens mein Gewicht zu schicken, oder abends vor dem Zubettgehen für ihn zu knien, die habe ich täglich zu erledigen. (Das mit dem Gewicht ist nicht auf seinem Mist gewachsen, das kommt von mir, weil ich den Wunsch geäußert habe ein paar Kilos zu verlieren und ihn um Hilfe gebeten habe).
      Nun ist es vor zwei Wochen so gewesen, dass es mich innerlich irgendwie zerrissen hat. Ich bin unzufrieden gewesen. Unzufrieden mit der Situation. Unzufrieden mit mir, wenn ich mal etwas vergessen habe was mein Herr sich gewünscht hat. Und und und.
      Ich habe ihn so unheimlich vermisst und mir gewünscht, dass er mehr Zeit für mich hat. Abends lag ich traurig im Bett und die Tränen liefen (wie schon gesagt, ich kenne das von mir nicht). Das ging etwa eine Woche lang.
      Um auch noch zu erwähnen, er hat Zeit für mich! Und ich glaube mehr, als es andere in der Situation haben. Mein Herr und ich haben ja auch noch ein Privatleben (wir sind beide getrennt und haben Kinder) und unsere Arbeit. Also kann und muss er auch nicht, 24 Stunden am Tag erreichbar sein. Das gleiche gilt übrigens für mich auch.

      Nun endlich zu meiner Frage:
      Ist das ein verspäteter Absturz gewesen? Ich bin zwar ein sehr emotionaler Mensch, aber diese Tage möchte ich so nicht noch einmal erleben.
      Kennt das jemand von euch? Ich danke euch schon im Voraus

      Liebe Grüße Wing
      Das hört sich eher nach Sehnsucht an, das er bei dir ist, einfach nur bei dir ist, das du jemanden hast. Hatte ich zwei Mal, das letzte Mal vor ungefähr 11 Jahren. Grundlos sind mir die Tränen gekommen. Ich habe dann eine Freundin angerufen, und 8h !!!! mit ihr telefoniert, dann war das gröbste durch. Wie ein Absturz bei dir aussieht weiß ich nicht, aber wie gesagt, eher Sehnsucht, Trauer das er nicht da ist, verzweifelt sein, obwohl du weißt das es nicht geht etc. Aber ich bin kein Arzt, Psychologe oder so etwas. Wenn das nochmal vorkommt (ich hoffe nicht, aber falls) denk an die schönen Momente, Ausflüge etc. , das lindert ein kleines bisschen. In diesem Sinne, wünsche ich dir alles alles gute, und du schaffst das, definitiv :empathy:
      @donflo81
      Ich hatte den Gedanken auch schon, dass es Sehnsucht sein könnte. Nur kenne ich solche Gefühlsausbrüche gar nicht.
      Ich war 22 Jahre verheiratet und habe mich im letzten Jahr getrennt. Vielleicht waren meine Gefühle in diese Richtung ja auch auf Eis gelegt.
      Es war halt nur komisch, dass ich während der Züchtigung auch schon "grundlos" Tränen vergossen habe.
      Danke für deine Tipps, die werde ich beherzigen.
      @Wingardium Das klingt nach einem verspäteten Absturz. Rede mal mit deinem Dom drüber, vielleicht findet ihr eine Möglichkeit wie du auch aus der Ferne aufgefangen werden könntest.
      Du spielst auf mir mit Meisterhand. Sämtliche Saiten berührst du auf dem Instrument meiner Seele und bringst ein Lied hervor, das alles bewegt und alles verzaubert!




      Irina Rauthmann, deutsche Aphoristikerin und Lyrikerin
      Nur um sicher zu gehen, du möchtest wissen, ob das ein verspäteter Absturz war, als du vor ein paar Wochen Abends weinend im Bett lagst und zuvor noch die Unzufriedenheit empfunden hast, richtig?
      Für mich klingt das erst einmal weniger nach einem Absturz. Wenn man sich unterwirft, das Gefühl hat, sich als Sub seelisch zu entblößen, was man ja auch irgendwo macht, kann das sehr, sehr starke Gefühle auslösen. Und ein Dom-Sub-Gefüge schafft eigentlich fast immer eine gewisse emotionale Verbindung. Ich kann auf jeden Fall nachvollziehen, dass dich diese Gefühle etwas erschrecken und durcheinanderbringen, wenn du das selbst von dir nicht kennst.
      Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich deine geschilderte Situation und deine Gefühle als Absturz bezeichnen kann. Für mich persönlich ist nämlich ein Absturz immer damit verbunden, dass mir alles zu viel wird und ich nicht weiterspielen will und kann und eine Auszeit von BDSM brauche. Ich fühle mich bei einem Absturz auf eine seltsame Art und weise zutiefst verletzt. Aber ein Absturz kann ja je nach Sub, oder sogar je nach Dom anders aussehen.
      Hast du dich verletzt gefühlt oder sonst negative Gefühle empfunden, Ohnmacht, Verzweiflung, Trauer? Auch damals, als er dich gezüchtigt hat und du weinen musstest? Das hat sich mir beim lesen deines Eingangsposts nicht so ganz erschlossen, du schriebst, dass die Tränen einfach so kamen. Ich frage nur nach, damit ich es etwas besser zuordnen kann. Und in der Situation vor ein paar Wochen, als du so unzufrieden warst mit dir und weinen musstest, hast du dich mit deiner Rolle als Sub überfordert gefühlt? Hattest du das Gefühl, dass du einen gewissen Abstand von deiner Rolle gebraucht hast? Für mich klang das zwar auch eher nicht so, weil du ihn vermisst hast, aber es kann ja trotzdem sein, dass du doch das Gefühl hattest, es währe dir doch irgendwie zu viel geworden.
      Wichtig ist aber auf jeden Fall, dass du ihn über deine Gefühle in Kenntnis setzt oder du bei der nächsten Gelegenheit mit ihm darüber sprichst, vielleicht kann er dich auch darin unterstützen, das etwas besser einzuordnen.
      @'Blue-Monstera
      Ich muss zugeben Unzufriedenheit und weinend im Bett liegen klingt recht schwammig und ein bisschen wie Liebeskummer.
      Aber ja, es ging mir schlecht. Und ja, ich war verletzt und traurig, kann aber nicht sagen warum. Ich habe in der Woche 2 Kilo abgenommen und das lag nicht an meiner Diät, sondern weil ich völlig lustlos war. Ich fühlte mich alleine und verlassen, obwohl mein Herr immer ansprechbar war, wenn auch hin und wieder verzögert (arbeitsbedingt).

      Auszeit vom BDSM wollte ich zu dieser Zeit nicht und auch zu keiner anderen.
      Vielleicht habe ich den Begriff Absturz auch falsch interpretiert. Ich bin davon ausgegangen, dass sowas auch zeitverzögert stattfinden kann.
      Fehlt dir im Moment vielleicht einfach ein bisschen mehr liebevolle Zuneigung?

      Unabhängig davon, wie schön eine Session im Grunde sein kann und wie gut man auf der BDSM-Ebene harmoniert, ist es manchmal halt einfach nicht das, was man gerade (am meisten) braucht. Das war mein erster Gedanke beim Lesen deines Textes. Es wurde ja auch besser, als ihr in Ruhe nebeneinandergelegen habt und er dich gestreichelt hat.
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.

      Zofe schrieb:

      Fehlt dir im Moment vielleicht einfach ein bisschen mehr liebevolle Zuneigung?

      Unabhängig davon, wie schön eine Session im Grunde sein kann und wie gut man auf der BDSM-Ebene harmoniert, ist es manchmal halt einfach nicht das, was man gerade (am meisten) braucht. Das war mein erster Gedanke beim Lesen deines Textes. Es wurde ja auch besser, als ihr in Ruhe nebeneinandergelegen habt und er dich gestreichelt hat.
      Soviel Zuneigung wie mein Herr mir zukommen lässt, habe ich noch nie bekommen. Also denke ich eher "Nein".

      Und gerade beim schreiben dachte ich "wieso eigentlich Nein? Vielleicht gefällt mir das so gut und ich möchte mehr davon".

      Ich bin auf jeden Fall für jeden Gedankenstoß dankbar. Sie öffnen mir andere Blickrichtungen.
      Für die einen ist es ein Absturz, auch unabhängig vom Thema BDSM. Für die anderen "nur" Sehnsucht oder Liebeskummer...

      Egal in welche Worte man dieses Gefühl kleidet, es ist ein emotionaler Sturzflug, besonders, wenn man zuvor einige Höhen zusammen erlebt hat.

      Die Realität holt einem ein. Der Rausch verfliegt. Und zurück bleibt ein Loch im Herzen. Bis es das nächste Mal wieder gefüllt wird.

      Auch mal zwischendrin, obwohl man doch gerade beinander ist. Vielleicht nicht rational. Aber seit wann fühlt man rational?

      Wie damit umgehen? Ich habe auch keine Patentlösung. Reden. Videotelefonieren. Etwas vom Partner zum reinkuscheln haben. Auch in der Ferne die Verbindung stark halten. Sich darauf konzentrieren, was man erleben darf und nicht im Mangeldenken bleiben. Aber das ist alles kein Ersatz für physische Nähe. Dennoch, kann es helfen...

      Ich wünsche dir viel Kraft und Zuversicht.
      Mein Wunsch sei Dir Befehl...
      @Wingardium, Ein Absturz kann verzögert auftreten. Aber ich bin noch immer nicht so ganz sicher, ob ich das persönlich als Absturz bezeichnen kann. Es klingt für mich eher nach einer gewissen Sehnsucht nach ihm, nach mehr. Ich glaube, wir Foris können dir nicht sagen, ob das ein Absturz gewesen war oder nicht, denn ich denke, die Meinungen werden verschieden sein. Am Ende musst du das für dich selbst einordnen und wenn du das als Absturz bezeichnen kannst und möchtest, ist das absolut legitim. Aber du solltest dich auf jeden Fall nicht dafür schämen, egal ob es Sehnsucht ist, du mehr Zeit haben möchtest, oder es ein Absturz gewesen ist. Versuche deine Gefühle erst einmal anzunehmen, ohne zu werten. Versuche sie einfach für eine Weile erst einmal sein zu lassen, egal ob dein Verstand dir sagt, dass es unsinnig ist nach mehr Zeit mit deinem Dom zu verlangen oder ein Teil von dir sagt, dass du unter keinen Umständen ein Absturz wieder erleben willst. Mache dir keinen Druck und lasse die Gefühle zu. Rede auch mit deinem Dom darüber.
      @LucyFire
      Ich danke dir für die lieben, aufbauenden Worte.
      Du hast mir mit deinem Beitrag wirklich sehr geholfen. Alle anderen natürlich auch!
      Aber deiner besonders, weil er genau da ansetzt, wo mein Gefühlsleben die Hilfe benötigt.
      Und du hast so recht mit dem Begriff Mangeldenken! Und dass ich mich darin nicht verlieren darf.

      Wingardium schrieb:

      @LucyFire
      Ich danke dir für die lieben, aufbauenden Worte.
      Du hast mir mit deinem Beitrag wirklich sehr geholfen. Alle anderen natürlich auch!
      Aber deiner besonders, weil er genau da ansetzt, wo mein Gefühlsleben die Hilfe benötigt.
      Und du hast so recht mit dem Begriff Mangeldenken! Und dass ich mich darin nicht verlieren darf.
      Feel you :huggy:

      Nimm deine Gefühle an. Sie sind schließlich da und zeigen dir auch etwas. Trotzdem versuche dich auf alles Schöne zu fokussieren.

      Überlege dir, was brauchst du, wenn du das Gefühl hast, emotional zu fallen?

      Was kann dir helfen, dich unterstützen (ausser die physische Anwesenheit)? Wie kann dich dein Dom unterstützen (soweit es möglich ist, er ist auch ned allmächtig)...?

      Gibt es Rituale, die diese Zeitspanne "erträglicher" machen?

      Sie tilgen das Gefühl nicht. Aber sie können helfen, nicht zu hart am Boden aufzutreffen.

      LG Lucy
      Mein Wunsch sei Dir Befehl...
      @LucyFire

      Deine Idee mit dem Ritual, um die Zeitspanne erträglicher zu machen gefällt mir sehr gut.
      Ich darf ja jeden Abend für ihn knien, das tut mir gut.
      Ich muss mal mit ihm darüber sprechen, vielleicht kommen uns Ideen, von denen wir beide profitieren.
      Zeitversetzte Abstürze können durchaus passieren. Man verarbeitet einfach verschiedenes unterschiedlich schnell.


      Wingardium schrieb:

      Es gab schon bei dem Treffen eine Situation, in der ich sehr geweint habe. Während einer Züchtigung. Das ist sonst gar nicht so meine Art, ich leide eher still und zappel in meiner Fixierung. Aber dieses eine Mal sind einfach so die Tränen geflossen. Gar nicht vor Schmerz, ich kann gar nicht sagen weswegen, es war einfach so.
      Der Sache würde ich mal auf den Grund gehen. Vielleicht liegen sogar beide Vorfälle zusammen.


      Wingardium schrieb:

      Abends lag ich traurig im Bett und die Tränen liefen (wie schon gesagt, ich kenne das von mir nicht). Das ging etwa eine Woche lang.

      Eventuelle Gründe scheinen Dir ja schon durchaus bewusst zu sein:


      Wingardium schrieb:

      Ich bin unzufrieden gewesen. Unzufrieden mit der Situation. Unzufrieden mit mir, wenn ich mal etwas vergessen habe was mein Herr sich gewünscht hat.
      und


      Wingardium schrieb:

      Ich habe ihn so unheimlich vermisst und mir gewünscht, dass er mehr Zeit für mich hat.
      Ich würde Euch empfehlen der Sache auf den Grund zu gehen. ;)
      Ich hörte Sie sagen, die Macht ist mit dir !
      @Wingardium Vielleicht könnt ihr ja zwischendurch auch mal skypen. Wäre doch schade, wenn du bis zum nächsten Treffen wartest.
      Du spielst auf mir mit Meisterhand. Sämtliche Saiten berührst du auf dem Instrument meiner Seele und bringst ein Lied hervor, das alles bewegt und alles verzaubert!




      Irina Rauthmann, deutsche Aphoristikerin und Lyrikerin
      Wir sind ja in einem täglichen Austausch und ich habe das Thema auch schon angesprochen, als es aktuell war.
      Aber mir wäre es bei dem Thema lieb, wenn ich ihn dann von Aug zu Aug vor mir hätte und ich ihn spüren kann. Gestik und Mimik sind mir in der Konversation unheimlich wichtig.
      Aber du hast recht, dass es nicht allzu lange dauern darf, bis das gemeinsam besprochen wird.
      @Wingardium natürlich ist es schöner, wenn man beieinander ist. Würde mir auch so gehen. Fühl dich mal gedrückt, wenn ich darf. :empathy:
      Du spielst auf mir mit Meisterhand. Sämtliche Saiten berührst du auf dem Instrument meiner Seele und bringst ein Lied hervor, das alles bewegt und alles verzaubert!




      Irina Rauthmann, deutsche Aphoristikerin und Lyrikerin