Kommunikation und Vertrauen

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

      Kommunikation und Vertrauen

      Hallo ihr Lieben :)

      Ich bin noch nicht sehr lange hier und hatte mich spontan angemeldet, als ich die Aussicht darauf hatte, mit jemandem in das Thema BDSM eintauchen zu können. Nun, das ist damals (zum Glück muss ich sagen) nichts geworden, aber diese Woche habe ich völlig unerwartet eine ganz zauberhafte Begegnung gemacht mit einem Mann, der schon etwas Erfahrung hat. Wir haben uns schnell sehr vertraut miteinander gefühlt und er hat mich so wunderbar behutsam und gefühlvoll in die Welt des BDSM eingeführt. Ich habe in meinem Leben noch nie jemanden getroffen, der so absolut offen und ruhig über solche intime Themen reden kann, ohne dass es sich aufdringlich oder dergleichen anfühlt, wie ich sonst die Erfahrung beim Dating gemacht habe. Diese Art der Kommunikation, in der alle Gefühle, Meinungen und Sichtweisen ihren Raum haben dürfen kenne ich sonst kaum aus meiner bisherigen Erfahrung. Mir war immer klar, dass Menschen in dieser Szene viel offener und kommunikativer sind, als "durchschnittsmenschen", aber ich hätte so ein Level niemals für möglich gehalten. Auch die Vertrautheit und das Vertrauen hat diese Art der Kommunikation so schnell so sehr gestärkt, dass es fast unheimlich ist. Ich fühle mich fast wie auf einer Wolke, so sehr lässt es mich schweben, wenn wir diese Gespräche über Vorlieben, Wünsche, Tabus, etc. führen.
      Ich merke aber auch, dass ich manchmal noch Hemmungen habe, meine Sicht und Gefühle genauso frei und leicht zu teilen, wie er das kann. Auf seine Nachfrage hin, wie ich etwas finde habe ich oft nur z.B. ein "gut" herausgebracht und mir fällt es schwer wirklich genauer zu beschreiben, wie ich etwas finde und was für Gefühle etwas in mir auslöst. Selbst über Sexualität außerhalb von BDSM konnte ich in Vergangenheit nicht immer so locker mit meinen bisherigen Partnern reden, obwohl ich mir das immer gewünscht habe, wahrscheinlich fühlt es sich deshalb so ungewohnt an. Darüber schreiben fällt mir zum Beispiel deutlich leichter als darüber zu reden, noch schwieriger ist es wenn er mir dabei in die Augen guckt :rot:

      Es wird sich bestimmt mit der Zeit legen, mich würde aber unheimlich interessieren, wie ihr euch beim Betreten dieser Welt gefühlt habt und ob euch die Kommunikation einfach gefallen ist, oder ob ihr euch daran vielleicht auch gewöhnen musstet. Und wie hat sich das im Laufe der Zeit bei euch entwickelt? Ich habe mir auch die Frage gestellt, ob Menschen in der BDSM Szene vielleicht generell die besseren Kommunikationspartner sind :gruebel:

      Ich bin gespannt was ihr berichtet :)
      Voll schön, dass du von einer so schönen Erfahrung berichten kannst!

      rocknrolluebermensch schrieb:

      Es wird sich bestimmt mit der Zeit legen, mich würde aber unheimlich interessieren, wie ihr euch beim Betreten dieser Welt gefühlt habt und ob euch die Kommunikation einfach gefallen ist, oder ob ihr euch daran vielleicht auch gewöhnen musstet. Und wie hat sich das im Laufe der Zeit bei euch entwickelt? Ich habe mir auch die Frage gestellt, ob Menschen in der BDSM Szene vielleicht generell die besseren Kommunikationspartner sind
      Ich hatte vor meinem Eintritt in diese Welt kaum sexuelle Erfahrung und habe daher andere Kommunikation nie wirklich kennengelernt. Es ist mir anfangs nicht ganz leicht gefallen darüber zu reden, einerseits, weil diese Themen schambehaftet sind, andererseits, weil man dabei ja schon sehr konkret sagen muss, was man will und das lernt man (oder zumindest ich) nicht aus den Medien. "Der Sex ist ja einfach so von sich aus perfekt, der Partner weiß automatisch was man mag und Frauen, die Sexpraktiken aktiv einfordern, pffft." Oder so ;)
      Mir ist es anfangs im Bett am leichtesten gefallen, mit Licht aus und dabei kuscheln. Da sieht man nicht, ob ich rot werde oder das Gesicht verziehe und man hat das Gefühl von Sicherheit und Nähe. Es hat mir wahnsinnig geholfen, einen Partner zu haben, der eine ruhige und wohlwollende Kommunikation vorgelebt hat.
      Inzwischen fällt mir das viel leichter, ich kann das jetzt meist auch mit neueren Kontaktpersonen, ohne Kuscheln, bei Licht, mit ins Gesicht schauen, im Zweifelsfall auch mitten im Spiel :icon_lol:

      Aber manchmal, explizit für manche Dinge, brauche ich dann doch noch ein bisschen. Manchmal muss ich beim Aussprechen eine kurze Pause machen oder ich verschiebe es auf einen anderen Tag.
      Das letzte Mal, dass ich etwas kommuniziert habe, was mir nicht so leicht gefallen ist, war erst gestern. Dabei ist mir auch kurz der Grund dafür durch den Kopf gehuscht: Ich sehe mich selbst in meinen Vorstellungen als relativ harmlos und habe mir dabei gedacht, dass es mir wahrscheinlich so schwer fällt, weil ich selbst diese Fantasie als mehr passend zu Menschen die "perversere" Spielarten haben, sehe. Auch das habe ich mitgeteilt und wir konnten über die Absurdität des Gedankens lachen.
      Daraufhin hat mein Partner mit Wissen zu dem benötigten Material geglänzt und alles war perfekt, so pervers ist es vielleicht gar nicht... :whistling:

      Zu der Frage: Sind BDSMler die besseren Kommunikationspartner?
      So allgemein gestellt finde ich die Frage ein bisschen schwierig. Die Frage mit "ja" zu beantworten hat für mich immer ein bisschen ein Beigeschmack. Ich finde es wichtig, ein elitäres Identitätsgefühl zu vermeiden. Ich glaube aber nicht, dass du das so gemeint hast.
      Ich kenne keine Evidenz dazu, aber es lässt sich grundsätzlich schon festhalten, dass Ausleben von BDSM mit expliziter Kommunikation deutlich leichter ist und dass in der Szene Konsens und Gespräche über Neigung und Bedürfnisse stark propagiert werden. Deutlich intensiver, als ich das im nicht-BDSM-Kontext mitbekommen habe. Auch der Schritt BDSM aktiv ausleben zu wollen könnte mit einer stärkeren bewussten Auseinandersetzung mit der eigenen Sexualität einhergehen und das könnte zu einer besseren Kommunikation beitragen. Es läge also schon nahe, das oder zumindest eine nicht-Unterlegenheit anzunehmen ;)
      Gleichzeitig macht es bei dem Thema praktisch Sinn, die Einzelfälle zu betrachten (man redet ja mit Menschen) und da gibt es sicher unter den BDSMlern welche, die schlecht kommunizieren und unter nicht-BDSMlern welche, die das hervorragend machen.
      Danke für deinen Einblick @Rehlein :) Es ist interessant und auch ein wenig beruhigend zu lesen, dass wahrscheinlich jeder Mal in die Situation kommt, dass Kommunikation nicht immer super einfach fällt, unabhängig von der Erfahrung :)

      Elitär war mein Gedanke, dass BDSMler die besseren Kommunikationspartner sind nicht gedacht, es war eher so ein Gedankem der aufgeploppt ist, da mein Gefühl ist, dass Kommunikation dort zumindest einen sehr klaren hohen Stellenwert hat, der natürlich auch außerhalb von BDSM bei Menschen existiert. Bei der Beobachtung meines Umfelds ist mir aufgefallen, dass Kommunikation zwar als wichtig angesehen wird, jedoch oft nicht aktiv daran gearbeitet wird die Kommunikation tatsächlich zu verbessern. Das hat mich einfach sehr positiv überrascht, als ich die aller ersten Berührungspunkte mit dem Thema hatte. Aber ja - natürlich gibt es auf beiden Seiten die ganze Bandbreite an Menschen.
      Hast du Mal überlegt ob ihr sowas zum Teil auf Messenger verlegen könnt?
      Du hast Zeit zum Nachdenken, wenn du auf Senden geklickt hast ist es raus was du sagen wolltest.

      Ich glaube es kann etwas dauern bis man seine Befangenheit los wird. Aber es lohnt sich wenn der Partner genau weiß was für ankommt. Nur wenn er es weiß, kann er das in deinem Sinne nutzen. Genauso wie er nur wenn du es deutlich machst meiden kann, was für dich nicht geht.
      Ich bin in einer langjährigen Beziehung, in der BDSM aber erst seit etwa einem ¾ Jahr Thema ist. Ich habe im letzten ¾ Jahr festgestellt, das die Kommunikation in unserer Beziehung, seit dem BDSM Einzug erhalten hat, erheblich besser geworden ist - in allen Bereichen.
      Sie war vorher schon nicht schlecht, unser Intimleben mal ausgeklammert, aber jetzt ist sie deutlich besser und im Intimleben um Welten besser.
      Am Ende muss ich sagen können: "I did it my way."
      Auch unter bdsm-lern gibt es Kommunikations-versager... siehe den DummDomAward... aber ich denke, generell stehen bdsmler etwas besser da, als der Durchschnitt, was die Kommunikationsfähigkeit angeht. Ob das nun Ursache oder Wirkung ist... keine Ahnung...

      Auch mir fällt es teilweise schwer mit meinem Dom zu kommunizieren... zum einen, weil die Erfahrungen neu sind, das muss dann erst verarbeitet werden... Nach oder während einer Pause in einer Session zum Beispiel brauche ich immer eine Weile. Ich sage dann immer, dass ich Konfetti im Kopf habe... zu viele Gedanken, die durcheinander wirbeln, ohne dass ich einen greifen könnte... Das dauert dann eine Weile und dann kann ich erst darüber reden. Mein Dom kennt das mittlerweile und lässt mir da auch die Zeit.
      Aber zum anderen fehlen mir teilweise auch einfach die passenden Worte, da kommt ganz oft auch nur ein "gut" von mir. Erst wenn ich eine Weile darüber nachdenken und sortieren konnte, kann ich auch meine Gefühle beschreiben. Manches braucht auch tatsächlich ein paar Tage, manches auch den Abstand via schriftlicher Kommunikation. Wobei ich mittlerweile vorsichtig bin, was das Schreiben über Messenger angeht, da wir uns da auch schon ein paar Mal übel missverstanden haben...

      JosieN schrieb:

      Erst wenn ich eine Weile darüber nachdenken und sortieren konnte, kann ich auch meine Gefühle beschreiben. Manches braucht auch tatsächlich ein paar Tage, manches auch den Abstand via schriftlicher Kommunikation.
      :thumbsup: das geht mir auch genau so...und ich finde das ist in einer BDSM Beziehung schon intensiver und auch "nötiger".
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.
      Habe ne weile diesen Thread mitverfolgt und verstehe noch nicht so ganz, warum das Sprechen über Träume, Sehnsüchte und Wünsche so BDSM exklusiv sein soll. Ich meine, wir haben doch alle unsere Bedürfnisse wie Sicherheit, Anerkennung, Wertschätzung, Liebe. Sollte diese nicht die Basis sein für jedwede Beziehung? BDSM wäre dann die Kirsche auf der Sahne, die aus der Erfüllung der Bedürfnisse geboren wird.
      Finde es ein bisschen schwierig zu sagen wir seine überdurchschnittlich kommunikativ weil wir BDSM leben, andersrum wird für mich ein Schuh draus :D :blah:
      Wer den Drachen weckt, darf das Feuer nicht fürchten.
      @Rose of Roissy

      Wo liest du denn raus, dass "das Sprechen über Träume, Sehnsüchte und Wünsche so BDSM exklusiv sein soll"?
      Ich habe in dem bislang kurzen Thread nochmal danach gesucht und konnte es nicht erkennen. Ich habe es auch eher so interpretiert, dass es weniger um die Kommunikation über allgemeine Bedürfnisse wie "Sicherheit, Anerkennung, Wertschätzung, Liebe" geht und mehr über Sex und BDSM ^^

      Ich bin auch kein Fan von "wir machen das alles per se besser", aber ich finde nicht dass so kommuniziert wurde. Aber ein unstrittiger Unterschied ist schon, dass man beim BDSM uU. Dinge tut, bei der eine dringlichere Notwendigkeit besteht, sich vorher darüber auszutauschen. Und ansonsten sind es doch überwiegend Erfahrungsberichte?
      Ich hab alles schon erlebt:
      - Eine Ehe, in der von beiden Seiten zu wenig kommuniziert wurde, sich Vermutungen zu Tatsachen in den jeweiligen Köpfen geformt und deswegen zu Trotzreaktionen und Abstand geführt haben. Unter der Gürtellinie wurde dort aber zu keiner Zeit kommuniziert, Verletzendes war keine Absicht, sondern Unachtsamkeit (was schlimm genug war).
      - Eine Partnerschaft, in der zuviel geredet und alles analysiert und zerfleddert wurde, bis es nur noch anstrengend und zermürbend war. Ich war dankbar, dass ich irgendwann ein CPAP-Gerät gegen die Schlafapnoe bekommen habe, so hörten wenigstens die nächtlichen Diskussionen auf, die er gern gestartet hatte, wenn ich kurz vor dem Einschlafen war.
      - eine BDSM-Beziehung, in der achtsam und wertschätzend kommuniziert wurde, mit Nachfragen, aktivem Zuhören und gegenseitiger Öffnung.
      Es gab kein "Wie geht es dir heute?", sondern ein "Wie fühlst du dich?", was mich anfangs auch überfordert hat.

      Für mich war es eine Weiterentwicklung, jede Phase gehörte zu mir. Die eigene Kommunikation kann noch so wertschätzend sein, sie nützt der Partnerschaft nicht viel, wenn sie einseitig ist.
      Im BDSM ist wertschätzende und achtsame Kommunikation sehr wichtig, wenn mein Bauchgefühl schon im Vorfeld warnt, dass es in dem Bereich herausfordernd werden könnte, zieh ich mich wieder zurück.
      Ich habe beobachtet, dass sich meine Weiterentwicklung im Bereich der Kommunikation auch positiv auf mein Privat- und mein Berufsleben ausgewirkt hat, ich habe also in jeder Hinsicht gewonnen :)
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -

      rocknrolluebermensch schrieb:

      Mir war immer klar, dass Menschen in dieser Szene viel offener und kommunikativer sind, als "durchschnittsmenschen", aber ich hätte so ein Level niemals für möglich gehalten.

      Rehlein schrieb:

      @Rose of Roissy

      Wo liest du denn raus, dass "das Sprechen über Träume, Sehnsüchte und Wünsche so BDSM exklusiv sein soll"?
      Hervorhebung "fett" durch mich
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da! [J. W. v. Goethe]
      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt. [Marie Luise Kaschnitz]
      @Rose of Roissy

      Der Unterschied sind nicht die Vorlieben, sondern der Verhaltenscodex in der Szene. Grundsätzlich gibt's Menschen die auf Vanillasex stehen und dieselben ethischen Grundsätze anlegen.
      Und die, die es nicht tun. Und die mit Vorlieben die man in den Bereich BDSM einordnen könnte, aber ohne entsprechende Absprachen übergriffig ausgelebt werden. Oder nie angesprochen, aus Angst vor Zurückweisung.

      Das ist also entsprechend vielschichtig, macht aus BDSM'lern nicht die besseren Menschen.
      Wobei wir doch zu Hauf Beispiele haben wo gerade die Kommunikation doch der Knackpunkt ist. Ich bin da mal wieder die Spaßbremse und sage, jede Beziehung die richtig gut läuft hat als Basis eine richtig gute Kommunikation, die sexuelle Neigung spielt da für mich keine Rolle.

      Für mich spielt und da wäre ich dann bei @Rose of Roissy die Kommunikationsfähigkeit des einzelnen Menschen die entscheidende Rolle und die halte ich wiederum nicht für ein Privileg der BDSMler.

      Ich habe beides erlebt, Vanillabeziehungen mit richtig guter Kommunikation, auch was die sexuelle Komponente betrifft, wie auch Neigungsbeziehungen wo die Kommunikation richtig gut war, beides habe ich auch im negativen Bereich erlebt.

      Wann läuft Kommunikation gut? Wenn beide die gleiche Sprache sprechen und beide gleich gut zuhören können, beides hängt für mich vom jeweiligen Menschen und dessen Fähigkeiten ab. Kurz, ich halte BDSMler nicht per se für die besser kommunizierenden oder sagen wir kommunikativeren Menschen.
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall
      Vielen Dank für all die Antworten! Ich finde es total spannend eure Sichtweisen zu lesen :)

      Ich formuliere vielleicht aber nochmal ein wenig um - Mir ist in der Zeit, in der ich mich mit diesen Themen auseinandergesetzt habe aufgefallen, (oder zumindest ist dies mein Eindruck, den ich gewonnen habe), dass BDSMler der Kommunikation vor allem über intime Themen einen höheren Stellenwert einräumen und zumindest scheint die Kommunikation auch erforderlicher zu sein um z.B: Abstürze o.ä zu vermeiden. Ihr habt natürlich Recht, dass das kein BDSM exklusives Thema ist und man das pauschal so nicht sagen kann und immer von einzelnen Menschen abhängt, wie gut die Kommunikation wirklich ist. Entschuldigt also, falls das zu pauschalisierend rüberkam. Das war nicht meine Absicht. Ich schätze es liegt vor allem an meiner persönlichen Erfahrung, die geprägt ist durch sehr schwieirge Kommunikation mit meinen bisherigen Partnern, vor allem über sexuelle Themen. Ich bin vertraut geworden mit schnellen Themenwechseln, wenn ich darüber sprechen wollte was gefällt oder auch komplettes Abblocken, sodass die Äußerung von Wünschen sehr schwierig war, manchmal hat sie wohl auch gar nicht interessiert. Daher bin ich wohl so unglaublich fasziniert von der Erfahrung, die ich jetzt machen darf.
      Die Aussage ist also eher aus meinem persönlichen Empfinden heraus entsprungen.

      Io_ schrieb:

      Hast du Mal überlegt ob ihr sowas zum Teil auf Messenger verlegen könnt?
      Du hast Zeit zum Nachdenken, wenn du auf Senden geklickt hast ist es raus was du sagen wolltest.
      Das habe ich tatsächlich überlegt, aber in Brief-form, weil ich gemerkt habe, dass ich schriftlich manches echt viel besser ausdrücken kann und vielleicht versuche ich das auch diese Woche Mal :)


      @JosieN die Beschreibung mit dem Konfetti ist richtig super, das trifft es ziemlich genau! Es ist echt schln zu wissen, dass es Anderen auch manchmal so geht :)
      Spannender Thread und spannende Annahme! Mich würde es nicht wundern, wenn Menschen in BDSM Communities tatsächlich kommunikativer und offener sind. Schließlich ist es die Grundvoraussetzung von BDSM: Vertrauen und Kommunikation.

      Daher würde ich diese These so unterschreiben und kann auch ein wenig von meinen Erfahrungen berichten, seitdem ich vor knapp einem halben Jahr erst richtig in diese Welt eingetaucht bin.

      Grundsätzlich bin ich sehr offen und habe keine Probleme über Sex zu sprechen. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich erst in der Beziehung mit einer Frau, meiner Partnerin @Lesbonding, WIRKLICH gelernt habe, offen über Sex zu sprechen. Mit Männern habe ich das zuvor nie so konkret benannt und glaube auch, dass deshalb Sex für mich jetzt so viel besser geworden ist. Weil man kann anderen Menschen auch als Partner ja nur vor den Kopf gucken, wenn man nicht drüber spricht :D

      Unser gemeinsam entdeckter Zugang zu BDSM hat unsere Kommunikation dann noch mal auf ein ganz anderes Level gebracht. Viele Praktiken sind in der Otto-Normal-Gesellschaft ja doch sehr verpönt, stigmatisiert und tabu. Daher erfordert es in diesem Kontext noch mal mehr Überwindung über seine tiefsten Wünsche und Kinks zu sprechen. Und auch wenn wir jetzt schon über zwei Jahre zusammen sind und quasi alles übereinander wissen, war das doch schwer auszusprechen.

      Es fällt uns auch jetzt immer noch etwas schwer, von Angesicht zu Angesicht darüber zu sprechen. Ich werde auch ziiiemlich schnell rot oder bekomme tellergroße Pupillen, worüber sich meine Partnerin natürlich gern lustig macht ^^ Deshalb haben wir unsere sogenannte "Beichtstuhllegung" erfunden, bei der wir ineinander umschlungen auf dem Sofa liegen und uns körperlich sehr nahe sind, ohne uns aber in die Augen schauen zu müssen.

      Das hat viele Hemmungen gelöst, sodass wir schon einige spannende Abende hatten, an dem wir wild herumfantasiert haben, gemeinsame Kinks entdeckt haben und dadurch auch öfter mal viiiel Spaß miteinander hatten ;) Manchmal ist es so viel befreiender, weil man sich nah ist, aber komplett abschalten kann und sich keine Sorgen machen muss, was die andere Person wohl gerade denken könnte (auch wenn wir rational natürlich wissen, dass wir uns gegenseitig nie verurteilen würden).

      Ich bin mir aber auch sicher, dass es mit der Zeit immer besser und einfacher wird! Ich erinnere mich auch daran, wie es für mich am Anfang WIRKLICH schwierig war, das Wort Sub in Zusammenhang mit mir selbst in den Mund zu nehmen. Ich habe mich gar nicht richtig getraut, das zu sagen. Und mittlerweile fühle ich mich sehr wohl damit und kann mich damit gut identifizieren.

      Man muss diese gesellschaftlich antrainierte Scham erst mal loswerden! :)
      Personen in der BDSM Neigung neigen nicht zur vermehrten Kommunikation, ist jedenfalls mein Eindruck. Diese findet aber häufig in vielen Fällen nonverbal statt, und das nicht immer zur Freude des anderen oder beider. Da gibt es immer wieder Fälle von Missverständnissen die mit Worten vorher oder dabei durchaus hätten vermieden werden können.

      Und dann gibt es noch die Kommunikation des Meinungsaustausch. Diese Kommunikation endet an dem Punkt, an dem der passive Part die entgegengesetzte Meinung des aktiven Parts übernimmt. Oder kurz bis Sub in etwas reingequatscht wurde was Sub gar nicht wollte. Schlimmstenfalls ist Sub dann doch hin und weg; begeistert. Dann wird jeder Einwand mit den Worten abgeschmettert, vertau mir, war beim letzten Mal doch auch…

      Aber das Eröffnungsbeispiel zeigt wunderbar, dass es auch anders gehen kann.
      - Wir sind hier nicht bei Wünsch-Dir-Was, sondern bei So-is‘-es -
      Ursprünglicher Autor leider unbekannt, aber so oft in verschieden Variationen in unterschiedlichen Büros gelesen… und nicht jedesmal das verdammte Grinsen im Gesicht schnell genug los geworden.
      Wir pflegen eine sehr offene und ausgiebige Kommunikation. In meinen vorherigen Beziehungen war es für mich anders, insbesondere bei Vanilla-Beziehungen.
      Mit BDSM hat dies meiner Meinung jedoch nichts zu tun, eher mit den Beteiligten Personen. Kennengelernt haben wir uns zwar im BDSM-Kontext
      und reden natürlich sehr intensiv darüber. Daran hat sich über die Jahre auch nichts geändert. Aber wir reden genauso über alle anderen Themen,
      sozusagen über Gott und die Welt. Der springende Punkt ist doch, dass jeder seine Meinung haben darf und auch äußern darf und dass es völlig in Ordnung ist,
      wenn die Meinungen unterschiedlich sind. Genauso in Ordnung ist es, wenn einer etwas nicht verstanden hat und nachfragt. Dann wird es eben nochmal erklärt,
      eventuell mit anderen Worten. Es war nur anfangs etwas ungewohnt, legte sich aber sehr schnell. Ich brauchte einfach nur den richtigen Partner, mit dem diese
      Kommunikation möglich ist.

      Trotz meiner persönlichen Erfahrungen denke ich, dass auch in Vanilla-Beziehungen ausgiebige, offene und tiefgreifende Kommunikation gepflegt wird.
      Einer allein kann dies allerdings nicht, es müssen beide wollen und machen.

      Lachen - die Zweitschönste Sache der Welt! :rofl: