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✵ 20. Dezember ✵
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Der reservierte Tisch
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von Rudolf
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Der reservierte Tisch
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von Rudolf
Er freute sich ehrlich, nach langer Zeit mal wieder privat zum Essen gehen zu können, als er aus dem Taxi ausstieg, das ihn her gebracht hatte. Fast das ganze Jahr über war er für seine Firma in der ganzen Welt unterwegs, um für deren Projekte nach dem Rechten zu sehen. Nun hatte er den ganzen Dezember und den halben Januar Urlaub. Für heute um 19.00 Uhr hatte er sich im Restaurant „Rusaca“ einen Tisch für eine Person reservieren lassen. Dies war früher schon sein Lieblings- Restaurant gewesen.
Nachdem er an der Garderobe seinen Mantel und seinen Schal abgegeben hatte, wurde er vom Maitre d`Hotel des Restaurants in Empfang genommen und herzlich begrüßt.
„Herr Andacht. Ich freue mich, Sie nach so langer Zeit hier wieder als unseren Gast zu sehen.“
„Darüber freue ich mich auch, Baptist.“
„Sie haben reserviert, wie ich vermute.“
„Ja. Einen Tisch für eine Person ab 19.00 Uhr.“
„Ich sehe sofort nach, Herr Andacht.“
Baptist ging zu seinem Pult, um sich über die Tischnummer zu informieren und kam mit einem etwas verlegenen Gesichtsausdruck zurück.
„Herr Andacht, ich muss Sie leider um einen kleinen Moment Geduld bitten. Es ist mir sehr peinlich, aber meinem Chef de Rang ist leider ein kleiner Fauxpas passiert.“
„Was für einer denn?“
„Nicht der Rede wert. Er hat nur für eine andere Person Ihren Tisch zur selben Zeit reserviert. Natürlich werde ich den Tisch sofort für Sie freimachen lassen.“
Andacht zog seine rechte Augenbraue hoch und schmunzelte.
„Ist es nur eine Person oder sind es mehrere?“
„Nur eine, Herr Andacht. Eine Dame in den besten Jahren.“
„Eine Dame. Aha! Lassen Sie es mal gut sein, Baptist. Vielleicht darf ich mich mit dazu setzen.“
Er konnte das Unbehagen, welches Baptist auf Grund dieses Missgeschickes hatte, deutlich an dessen Gesicht ablesen. „Wie Sie möchten, Herr Andacht. Wie Sie möchten.“
Mit erhobenem Kopf und herausgestreckter Brust, wie wenn er zu seiner eigenen Füsilierung gehen würde, brachte Baptist ihn zu seinem Tisch. Am Tisch angelangt, beugte sich Baptist leicht nach vorne.
„Madame, es ist mir sehr unangenehm und ein Fauxpas unsererseits, jedoch hatte dieser Herr vor Ihnen diesen Tisch bereits reserviert. Und nun möchte ich Sie fragen, ob Sie etwas dagegen hätten, wenn sich Herr Andacht zu Ihnen setzen würde?“
Die Frau hob ihren Kopf etwas an und lenkte ihren Blick zuerst auf Andacht und dann auf ihn. Nach ihrer spontanen Mimik zu urteilen, schien es schien ihr eigentlich gar nicht recht zu sein. Und ihre Antwort verwunderte Andacht doch etwas.
„Gerne. Der Tisch hat ja ausreichend Platz.“
„Sehr entgegenkommend von Ihnen, Madame.“
Baptist war sichtlich erleichtert darüber, dass dieses Malheur so einfach und diskret behoben werden konnte.
Nachdem Andacht sich bei ihr bedankt und vorgestellt hatte, nahm er gegenüber der Frau Platz. Sie erschien ihm sehr attraktiv und auch sehr höflich zu sein, da sonst ihre Antwort wohl eher ihrer Mimik entsprochen hätte. Sie stellte sich mit dem Namen Cranich vor.
„Cranich wie der berühmte Maler?“
„Ja. Aber nicht verwandt. Meines Wissens nach beruht dieser Schreibweise meines Namens auf einer fehlerhaften Eintragung in irgendeinem Standesamt oder Kirchenregister.“
Mit dieser, von ihr gegebenen Erklärung, gab er sich zufrieden. Die Frau erschien Andacht etwas in sich gekehrt und nicht ganz bei der Sache zu sein. Während beide auf ihre Getränke warteten, sprach sie so gut wie gar nichts. Jedoch bemerkte er, dass sie immer wieder mit ihren Fingern an der Kerze entlang fuhr, welche brennend wegen des ersten Advents auf dem Tisch stand. Und ihm fiel ihr Ring auf, welchen sie an ihrem Finger hatte. Die Machart war die eines kleinen Siegelringes. Allerdings ohne das Relief eines Siegels. Nur im Schein der Kerze erkannte er die feine Gravurarbeit darauf. Es war dem Symbol einer Triskele nicht unähnlich.
Nachdem die Getränke serviert waren, kam doch ein Gespräch in Gang. Sie unterhielten sich über alles Mögliche, wie die Weltpolitik, das Wetter oder Tagesaktuelles. Jedoch ging sie seinen Fragen über ihre Person geschickt aus dem Weg. Er akzeptierte dies und respektierte es. Nachdem beide mit ihrem Speisen geendet hatten, stellte er doch noch eine etwas intimere Frage.
„Täusche ich mich oder ist auf Ihrem Ring eine Triskele erkennbar?“
„Sie haben gute Augen. Ja. Es ist eine Triskele. Warum fragen Sie?“
„Mir sind eigentlich nur zwei Bereiche aktuell bekannt, in denen die Triskele eine Rolle spielt. Das eine sind die Kelten, das andere kommt in der SM-Szene vor.“
„Und für welchen halten Sie mich zugehörig?“
„Wie eine Frau mit keltischer Abstammung sehen Sie nicht aus. Auch die Trageweise an der rechten Hand lässt in mir die Vermutung aufkommen, dass es vielleicht das letztere sein könnte. Ohne Ihnen dabei zu nahe treten zu wollen.“
„Sie haben nicht nur gute Augen. Sie können auch gut kombinieren.“
Ein verlegenes Schmunzeln flog über ihr Gesicht.
„Ja. Sie haben Recht. Ich bin zwar nicht in dieser Szene, aber ich habe… Nein. Ich hatte einen Herrn. Verschlechtert sich nun Ihre Meinung von mir?“
„Nein. Warum sollte sie?“
„Weil die meisten Menschen nach so einem Geständnis sofort ihre Klischeebilder im Kopf haben und den anderen dann nur noch als Sex- oder Lustobjekt betrachten.“
„Ich weiß. Aber ich kann Sie beruhigen. Ich sehe auch weiterhin eine attraktive und charmante Frau in Ihnen. Und Ihr Geständnis erhöht meine Achtung vor Ihnen noch.“
„Wie soll ich das verstehen, wenn Sie sagen „Ich weiß“? Sind Sie wohl in der Szene?“
„So würde ich es nicht bezeichnen. Ich war vielleicht einmal darin. Aber dies ist schon lange her.“
„Lassen Sie mich raten. Ich vermute, als Dom oder Herr. Zumindest würden Ihr Auftreten und Ihre Erscheinung dafür sprechen.“
„Ihre Kombinationsgabe ist auch nicht übel. Treffer. Früher durfte ich eine Sklavin mein Eigen nennen.“
„Und jetzt nicht mehr?“
„Nein. Jetzt nicht mehr. Ich habe sie vor zwei Jahren schweren Herzens freigegeben.“
Er sah ihr förmlich an, dass sie angestrengt überlegte.
„Darf ich Sie fragen, warum Sie einen Herrn hatten und nicht mehr haben?“
Ihr Kopf senkte sich traurigen Blickes nach unten.
„Er starb vor vier Wochen auf der Autobahn bei einem Unfall, als er auf dem Weg zu mir war. Und vorher hatten wir zwei Monate keine Möglichkeit, uns zu sehen, außer auf Skype.“
„Herzliches Beileid zu diesem Verlust.“
Sie hob den Kopf und er sah die feuchten Augen.
„Sie müssen ihn sehr geliebt haben.“
„Ja. Habe ich. Ich war sechs Jahre lang sein Besitz. Und es war mehr, was wir füreinander fühlten, als nur die Beziehung von Herr und Sklavin.“
Sie neigte den Kopf und ihre Augen besahen sich das Spiel des Kerzenlichtes auf ihrem Ring. Ein paar Augenblicke später richtete sie sich auf.
„Ich möchte jetzt gehen. Stört es Sie?“
Er verneinte diese Frage, winkte den Ober herbei und beauftragte ihn, die Rechnung zu bringen.
„Darf ich Sie mit dem Taxi nach Hause bringen und Sie vielleicht nächsten Sonntag wiedersehen?“
„Nach Hause dürfen Sie mich bringen. Das andere kann ich noch nicht sagen.“
„Ich gebe Ihnen meine Karte. Rufen Sie mich einfach an und teilen Sie mir Ihre Entscheidung mit.“
Beide verließen gemeinsam das Restaurant und Baptist bemühte sich sofort darum, dass der gleiche Tisch wie heute reserviert wurde. Für zwei Personen.
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