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Bitte liked jedoch nicht diesen Beitrag, da er nicht von der Autorin eingestellt wurde, sondern im Rahmen des Geschichtenadventskalenders.
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✵ 21. Dezember ✵
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Die Weihnachtskugel
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von Promise
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Die Weihnachtskugel
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von Promise
21. Dezember, traditionell der Tag, an dem Linda ihren Weihnachtsbaum schmückt. Schon immer. Seit sie denken kann. Woher diese Tradition in ihrer Familie stammt, weiß sie nicht. Es ist einfach so. Und so ist es für sie auch absolut natürlich gewesen, dass Henning sich dieser Tradition anschloss. Das Schmücken des Baumes hat für Linda etwas Beruhigendes, irgendwie Meditatives. Deshalb wartet sie, bis die Kids schlafen und Ruhe im Haus eingekehrt ist. Henning hat Spätdienst. Ihr Ältester, Vincent, ist bei Freunden.
Ruhe. Ich-Zeit. Ein Glühwein, leise Musik aus der Box. Vor ihr steht die Kiste mit der Weihnachtsdeko. Voller Vorfreude öffnet Linda den Deckel. Sie liebt die Weihnachtszeit. Das Leuchten der Kerzen, die Düfte, Kekse backen, die kleinen Geheimnisse. Niemals hat sie dieses Gefühl verloren, den Zauber der Weihnachtszeit. Linda nimmt das erste Kästchen heraus. Ferngesteuerte LED-Kerzen, welche sie gleichmäßig über den Baum verteilt. Kästchen um Kästchen öffnet Linda und bringt die verschiedenste Deko am Baum an.
Plötzlich hält sie ein unscheinbares, graues Pappkästchen in der Hand. Sie spürt einen Stich in ihrem Brustkorb, ihr Herzschlag beschleunigt sich. Ihr Blick ruht auf dem Kästchen. Wie viele Jahre liegt es nun schon in der großen Kiste? Dreizehn Jahre müssen es sein. Dreizehn lange Jahre, in welchen sie nicht in der Lage war, wieder hineinzuschauen. Unsicher und mit zittrigen Händen öffnet sie das Kästchen. Da liegt sie: eine schwarze Weihnachtskugel mit silber-glitzernder Triskele. Nahezu sofort schießen Linda Tränen in die Augen. Ganz vorsichtig streichelt sie über den rauen Glitter, spürt den Wechsel zwischen diesem und der glatten Oberfläche der Kugel. Spürt die Welle der Erinnerung über sich hereinbrechen.
Tom war ein guter Freund, welchen sie durch ein gemeinsames Hobby, die Musik, kennengelernt hatte. Und er war einfach da, wann immer sie ihn brauchte. Er ließ den Kontakt auch nicht einschlafen, als sie ein Kind bekam, alleinerziehend war und für die gemeinsame Musik nur noch wenig Zeit blieb. Niemals hätte sie sich vorstellen können, dass zwischen ihnen einmal mehr, als eine durch das gemeinsame Hobby entstandene Freundschaft sein könnte. Tom konnte so viele Mädels haben. Linda hatte es mehr als einmal gesehen, wie sie nach seinen Auftritten um ihn herumtänzelten und ihn in Gespräche verwickelten. Das konnte auch Tom nicht entgangen sein. Allerdings hatte sie nie erlebt, dass er auf irgendeine dieser Anmachen eingegangen ist. Ganz im Gegenteil hatte er sogar oft später, wenn sie beide alleine waren, gesagt, wie unangenehm er das findet und wie peinlich manche Mädels auf ihn wirken. Seine Zeit verbrachte er mit ihr, mit Linda und mit ihrem Sohn. Mit ihr hörte er bis in die Nacht hinein Platten und stellte neue Sets zusammen. Ihre Meinung war ihm wichtig. Und trotzdem kam dieser eine Abend vollkommen überraschend für Linda.
„Möchtest du auch einen Schoko-Riegel?“ Tom steht vor dem Bücherregal in Lindas Wohnzimmer und lässt seinen Blick ziellos über dessen Inhalt gleiten. Sie hält ihm die Schachtel mit den Riegeln entgegen. Beim Zugreifen stößt Tom gegen die Schachtel und ein Riegel fällt zu Boden. Schnell kniet sich Linda auf den Boden, um ihn aufzuheben. Kurz schaut sie nach oben, damit sie sich beim Aufstehen nicht den Kopf am Regal stößt. Dabei begegnet sie Toms Blick. „Bitte bleib so!“, hört sie ihn sagen, während er den Blickkontakt hält. Langsam möchte Linda sich erheben. „Ich sagte, du sollst so bleiben!“
Mit fragendem Gesichtsausdruck hält sie seinem andauernden Blickkontakt stand. Sie möchte etwas sagen, doch als sie ihre Lippen bewegt, legt Tom ihr zärtlich, aber bestimmt zwei Finger auf den Mund. „Weißt du eigentlich, wie wunderschön du in dieser Position bist? Weißt du, wie oft ich mir eine Situation wie diese vorgestellt, erhofft habe und mich aber nie getraut habe, sie herbeizuführen?“ Linda wird es heiß. Sie spürt, wie sie rot wird und ist dankbar für die spärliche Beleuchtung in ihrem Wohnzimmer.
„Ich möchte, dass du mir zuhörst. Ich möchte, dass du schweigst und einfach nur zuhörst. Versprichst du mir das?“ Linda nickt, ohne den Blickkontakt zu Tom zu verlieren. Seine Finger lösen sich von ihrem Mund. Langsam geht er rückwärts und setzt sich in den Sessel, der neben dem Regal steht. Tom beginnt, zu erzählen von Beziehungen, in denen ein Part sich unterwirft, von Aufgaben und Ritualen, Strafen und Schlägen. Linda hört zu, weiterhin mit kontinuierlichem Blickkontakt und in kniender Position. Immer wieder fragt Tom, ob sie versteht, was er meint, sie ihm folgen könne, was Linda ihm nickend bestätigt. Ihre Gedanken und Gefühle wirbeln durcheinander und sie glaubt, sich gerade am Anfang eines neuen Weges zu befinden, als Tom sie fragt, ob sie sich vorstellen könnte, eine solche Beziehung mit ihm einzugehen. In ihrem Kopf schreit es: „Merkst du das denn nicht? Ich habe doch schon damit begonnen.“
Äußerlich nimmt man nur ein kaum merkbares, fast feierliches Nicken wahr. Tom erhebt sich und geht auf Linda zu, legt seine Hände auf ihren Kopf und streichelt zärtlich durch ihr weiches, rotblondes Haar. Linda fühlt sich wie ein kleines Kätzchen und würde am liebsten beginnen zu schnurren. Plötzlich spürt sie, wie sein kräftiger Griff in ihrem Nackenhaar sie sehr bestimmend nach oben zieht und sie gar nicht anders kann, als aufzustehen. Mit einem Arm um ihre Hüfte und dem anderen weiterhin in ihrem Nacken zieht er sie an sich heran und beginnt, sie sehr fordernd zu küssen.
Ein leises Weinen aus dem Kinderzimmer beendet diesen intensiven Moment und Linda benötigt einen kurzen Augenblick, um sich zu sammeln und zu realisieren, dass ihr Sohn in seinem Bettchen aufgewacht ist und seine Mama braucht. Während Linda Vincent beruhigt, verabschiedet sich Tom mit einem kurzen Gute-Nacht-Gruß ins Kinderzimmer und der Ankündigung, dass er morgen wiederkommt. An diesem Abend benötigt Linda länger als gewöhnlich, um in einen Schlaf zu finden, welcher unruhig und durchzogen von surrealen Traumfetzen, sie am nächsten Morgen nur wenig erholt aufwachen lässt. Ein Blick auf ihr Handy zeigt ihr eine Nachricht von Tom. Er kommt gegen 8 Uhr und bringt Brötchen mit. Sie soll das schwarze Kleid mit der Blumenstickerei tragen. Linda ist verwundert, dass Tom dieses Kleid, welches sie schon lange nicht mehr anhatte, überhaupt in den Sinn kam, befolgt aber seine Bitte.
Immer wieder bekommt Linda neue Aufgaben. Immer tiefer greift Toms Gegenwart in ihr alltägliches Leben ein. Linda genießt die gemeinsame Zeit, die täglichen Treffen, Toms körperliche Präsenz, wie er sich von ihr nimmt, was er will. Und sie glaubt, etwas wie Zufriedenheit und Stolz in seinem Blick zu erkennen. Stolz darauf, dass sie, Linda, alle Aufgaben erfüllt, um ihn glücklich zu machen. Stolz darauf, dass sie auch Konsequenzen und Strafen demütig erträgt und sich noch mehr Mühe gibt, ihn zufriedenzustellen.
So vergeht Woche um Woche. Auf einen wunderschönen Sommer folgt der Herbst und dann der Winter mit Lindas geliebter Adventszeit. Mit verbundenen Augen sitzt Linda an der Kante ihres Bettes. Tom hatte ihr direkt zur Begrüßung eine Augenbinde umgelegt, sie zu ihrem Bett geführt und gesagt, dass er eine Überraschung habe. Gespannt lauscht Linda dem Rascheln, als Tom etwas aus seiner Tasche packt. Die Augenbinde wird entfernt und Linda blickt auf das, ihre Augen blendende, Display von Toms Tablet. Eine E-Mail. Linda liest. Plötzlich versteht sie Toms Aufregung und Freude. Er hat eine Einladung zu einem Event in einem Club in Frankreich erhalten. Bereits vor etlichen Wochen war Tom nächtelang damit beschäftigt gewesen, passende Stücke für seinen Bewerbungs-Mix auszuwählen und sie immer wieder um ihre Meinung dazu zu bitten. Und nun ist dieser Traum Wirklichkeit geworden, etwas, womit sie beide nicht gerechnet haben. „Ich will dich bei diesem Auftritt dabei haben!“, Tom zieht Linda an sich heran. „Ohne dich, deine Tipps und deine Geduld hätte ich es nie so weit geschafft.“