​Strap-on und Pegging, man(n) genießt und schweigt (?)​

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      ​Strap-on und Pegging, man(n) genießt und schweigt (?)​

      Nach meinem Gefühl gibt es kaum eine BDSM-Praktik, wo die Diskrepanz zwischen Verbreitung einerseits und Austausch darüber andererseits so auffällig ist wie hier (womit ich die Variante „Mann lässt sich von Frau mit Strap-on anal nehmen“ meine). Es gibt zwar bei der Suche nach „strapon/strap-on/strap on“ ein paar Treffer zu Threads hier im Forum, aber nach meinem Geschmack ist das inhaltlich sehr oberflächlich. Mal sehen, ob ich da was dran ändern kann (oder wenigstens verstehen, warum das so ist).

      Also berichte ich mal, wie es bei mir/uns so damit aussah/aussieht. Ich kann gar nicht mehr sagen, warum genau das Interesse bei mir daran entstand, es muss aber so ca. 10 Jahre her sein. Da sowas natürlich keine Solo-Veranstaltung ist, habe ich vorab meine Liebste befragt, ob sie da überhaupt mitmachen mag (gesagt hat sie „ja“, aber... dazu später mehr), bevor ich dafür die „Hardware“ besorgt habe. Die konkret aus dem Joque von SpareParts und dem Amor von Fun Factory bestand. Ersteres ist super, letzteres nicht, weil der a) für Anfänger eher zu dick, b) für diesen Zweck eher zu kurz und c) mit so einer rau texturierten Oberfläche versehen ist, die Gleitgel eher abstößt. Die ersten Versuche liefen (nicht nur) deswegen alles andere als optimal, im Grundsatz war mir da aber klar, dass ich darauf nicht mehr verzichten will.

      Nach unserer BDSM-Pause wollte ich diese Praktik auch wieder aufleben lassen. Dieses Mal mit einem passenden Dildo (Malesation Barry). Was die Mechanik angeht, gab es da keine Probleme mehr. Aber ich merkte, dass sie irgendwie zurückhaltend oder unbegeistert war. Ich hatte vermutet, das läge daran, dass sie das mit ihrer Rolle als Sub nicht vereinbaren könne, mich als Dom dadurch nicht mehr ernst nehmen könne, dass es ihr einfach zu nervig/zu viel Anstrengung ohne eigenes Vergnügen wäre… sowas. Wie immer hilft da (nur) Kommunikation, und so kam der tatsächliche Grund zutage, auf den ich nie gekommen wäre: sie hatte die Befürchtung, mich zu verletzen, weil „frau da ja kein Gefühl drin hat“ (wobei diese Befürchtung, wie ich von Marc vom Notvanilla-Podcast erfahren habe, wohl tatsächlich häufiger vorkommt). Diese Sorge konnte ich ihr (hoffentlich?) nehmen, aber dazu kann sie ja selbst was schreiben.

      Abgesehen vom rein Sexuellen (Bonus: Frau hat beide Hände für zusätzliche Dinge frei ;) ) mag ich daran auch das Gefühl von Nähe/Körperkontakt, denn sie muss mit dem Strap-on ja mit Körpereinsatz nah ran, im Gegensatz zu Prostata-Stimulation mit Finger/Dildo ohne Harness, wo das auch ohne geht. Mit Erniedrigung, Rollentausch o.Ä. hat das für mich persönlich überhaupt nichts zu tun. Im Gegenteil, da es von ihrer Seite aus betrachtet ja höchstens mental erregend sein kann, da das rein Mechanische ihr nichts bringt, empfinde ich das als „sexuelle Gefälligkeit“ bzw. Service von ihr an mir, und das noch mehr als z.B. einen Blow Job.

      In der Beschreibung vom Joque ist sogar ein Grund erwähnt, warum mann einen Strap-on tragen könnte: um zu zweit einen Dreier zu simulieren. Müssten wir an sich auch mal ausprobieren… Auf die Idee wäre ich selbst sicher nie gekommen.

      Soviel für den Anfang von meiner Seite. Ich werfe mal ein paar Denkanstöße in den Raum, zu denen andere vielleicht etwas schreiben können und mögen:

      - Erniedrigend: Nein, ist doch toll! Ja... aber trotzdem geil?
      - Braucht ihr ein bestimmtes „Setting“, damit das mit dem eigenen „Dom-/Sub-Selbstbild“ kompatibel ist?
      - Da ich die Perspektive nicht beurteilen kann: wo liegt bei der Aktiven der Reiz (oder auch nicht)?
      - Ist das nur mein subjektiver Eindruck oder wird da tatsächlich in Relation sehr wenig drüber gesprochen? Und falls ja: warum eigentlich?
      - Was für Harnesses, Dildos nutzt ihr?
      - Kennt ihr Tipps dafür (bequemere Stellungen z.B.)?
      - Gibt es noch weitere Vorbehalte, die euch davon abhalten, obwohl ihr das eigentlich durchaus mal probieren würdet?
      Power is nothing without control.

      Trust me, I know what I'm doing!

      Bedenke den Spaß...

      DerekReign schrieb:

      sie hatte die Befürchtung, mich zu verletzen, weil „frau da ja kein Gefühl drin hat“ (wobei diese Befürchtung, wie ich von Marc vom Notvanilla-Podcast erfahren habe, wohl tatsächlich häufiger vorkommt). Diese Sorge konnte ich ihr (hoffentlich?) nehmen, aber dazu kann sie ja selbst was schreiben.

      nö...
      Finger sind kein Problem, da merke ich ja genau, was ich mache, wo ich anstoße oder eben nicht. Dildo in der Hand geht auch noch, weil ich eben die direkte Rückmeldung an der Hand habe. Aber Dildo umgeschnallt? Das ist irgendwie doof. Vermutlich spielen da aber noch andere Dinge rein:

      1. ohne Hand, nur aufliegend irgendwo am Schambein oder so
      2. bin moppelig, dh mir ist gefühlt zu viel im Weg, darum sehe ich das von oben nicht gut und komme auch gar nicht so nah ran wie ich möchte
      3. ich hatte nie das Bedürfnis ein Mann zu sein. Was soll ich also mit nem Penis, das fühlt sich falsch und komisch an.
      Ich sehe das als Gefälligkeit, weil er es mag. Und ich merke, wie es ihm gefällt, das hat schon was. Trotzdem find ichs ganz gut, dass das nicht wöchentlich auf dem Programm steht...
      "wenn wir einmal irrtümlich verschiedener Meinung sind, haben wir uns besonders lieb"

      DerekReign schrieb:

      - Braucht ihr ein bestimmtes „Setting“, damit das mit dem eigenen „Dom-/Sub-Selbstbild“ kompatibel ist?
      Ich denke nicht.

      DerekReign schrieb:

      - Da ich die Perspektive nicht beurteilen kann: wo liegt bei der Aktiven der Reiz (oder auch nicht)?
      Ein Strapon hab ich noch nicht benutzt, aber zu Analem generell: Es ist sehr intim und vertrauensvoll. Wenn er es mag ist es meist ein besonderer Genuss für ihn, was natürlich schön zu sehen ist. Und es hat auch einfach irgendwie was Befriedigendes, Dinge wo reinzustecken Ich denke das ist beim Strapon nicht anders. Zusätzlich ist die Vorstellung, mal das tun zu können, was der Partner sonst tut, irgendwie recht spannend.

      DerekReign schrieb:

      - Ist das nur mein subjektiver Eindruck oder wird da tatsächlich in Relation sehr wenig drüber gesprochen? Und falls ja: warum eigentlich?
      Schwer zu beurteilen. Ich spreche selten mit Menschen über Sex, mit denen ich keinen Sex habe. In den Medien? Gut möglich, dass unterrepräsentiert. Mein persönlicher Eindruck: viele mögen es, penetriert zu werden - und äußern dieses Bedürfnis auch. Ob nun gerade mit einem Strapon? Nicht unbedingt.

      DerekReign schrieb:

      - Gibt es noch weitere Vorbehalte, die euch davon abhalten, obwohl ihr das eigentlich durchaus mal probieren würdet?
      Vormals: fehlendes Equipment. Aktuell zusätzlich dazu: fehlender williger Partner.

      DerekReign schrieb:

      Braucht ihr ein bestimmtes „Setting“, damit das mit dem eigenen „Dom-/Sub-Selbstbild“ kompatibel ist?
      Aus Erfahrung kann ich zu dem Thema gar nichts sagen. Aber ich kann mir vieles vorstellen. Und ich glaube, mir wäre es wichtig, dass Dom mir klar zu verstehen gibt, dass es sein Wunsch ist und ich das tun soll, dass er es also von mir verlangt. Dann wären die Fronten von vornherein geklärt und das Machtgefälle würde gar nicht erst ins Wanken geraten. Ich würde mich vermutlich freuen, dass er mir dieses Vertrauen entgegenbringt und ich ihn auf diese besondere Weise verwöhnen darf. Ob es mir selbst gefallen würde, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht schon, aber halt einfach nur aus dem Grunde, dass ich Dom damit seinen Wunsch erfülle und ihm etwas Gutes tue. Ich möchte ja alles tun, was ihn glücklich macht und für seine Zufriedenheit und Befriedigung sorgt. Das ist ein Teil, der mich als Sub ausmacht.

      DerekReign schrieb:

      Ist das nur mein subjektiver Eindruck oder wird da tatsächlich in Relation sehr wenig drüber gesprochen?
      Den Eindruck habe ich ebenfalls. Daher vielen Dank für diesen Thread. Ich empfinde es als Bereicherung, wenn Themen angesprochen werden, über die sonst eher wenig diskutiert wird.
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.
      ,dass diese Praktik für mich nicht an ein Machtgefälle gebunden ist,es dient erstmal um Lust zu erzeugen und auch über die Tiefenproprizeption zu befriedigen..
      ---
      Es war bei meinem ersten Gebieter ein übliche ,erwünschte Praktik,bei der ich stets das Gefühl hatte ,er kann es empfangend geniessen und ich ihm so Freude bereiten...

      Da ich auch ein "Augentier"bin und Reaktionen konsumiere ,sehe ich gerne den Mann in der aufsteigenden Erregung bis hin zu Entspannung.
      ---
      Jedes Handling mit der Hand finde ich persönlich näher,beim Pegging spielt meiner Meinung nach auch Dynamik in Form von Bewegung und Tiefe eine entscheidende Rolle,daher werden unterschiedliche Sinnesreize und auch Körperempfindungen stimuliert.
      Danke für das spannende Thema!
      Wir haben, angestoßen durch einen Film, diese Diskussion gehabt.
      Ihre Aussage: Wenn ich mir das wünsche, werde ich das selbstverständlich gerne machen!
      Allerdings, wenn ich als Sub das frei entscheiden dürfte, dann eher nicht.

      DerekReign schrieb:

      Ich hatte vermutet, das läge daran, dass sie das mit ihrer Rolle als Sub nicht vereinbaren könne
      Das ist der zentrale Punkt bei ihr.
      Ihre Stelle in unserer Beziehung ist sehr klar definiert. Mit dem Strap-on fühlt sie eine Dominanz, die ihr nicht zuseht und vor allem nicht möchte.
      Das penetrieren ihren Herrn mit dem Strap.on ist nicht so ihr Ding.
      Anale Spiele sind bei uns ein großer Bestandteil. Das mag sie sehr, sehr gerne ihren Herrn so zu verwöhnen.
      Ähnlich bei mir.
      Finger, Zunge genieße ich sehr. Aber den Strap.on brauche ich auch nicht.
      Irgendwie gibt mir das nichts.
      Das Leben ist kein Ponyhof. Aber geritten wird trotzdem !
      Ein schönes Thema, ich denke mit einer guten Portion Sprengkraft.
      Grundsätzlich, und das ist aus meiner Sicht in keiner Weise an irgendein Machtgefälle gebunden, ist erlaubt was Spaß macht und gefällt. Und wenn es mir als Dom gefällt von meiner Sub mit einem Strap-On anal penetriert zu werden, dann doch wohl nur weil es mir gefällt. Wenn ich mir allerdings wünschen würde dabei vor Ihr zu knien und den Strap-on oral zu bedienen, dann würde ich mir ernsthaft Gedanken über meine Rolle machen.

      Erfahrungen mit einem Strap-on kann ich jetzt nicht vorweisen, aber ich habe schon die anale Stimulation mit Dildo und Finger genossen. Eine Erfahrung die ich nicht missen möchte. Schließlich sind Männer und Frauen in vielen biologischen Eigenschaften gleich, also warum sollte es mir als Mann nicht gefallen? Im übrigen ist man als Dom doch nicht automatisch frei von Wünschen oder Fetischen!

      Was die Verbreitung des Themas angeht, eventuell ist Pegging schon zu viel "Mainstream". Ich meine, wenn ich im Internet, oder beim Stadtbummel. durch die Shops wandere, dann findet sich unter BDSM sehr viel Auswahl im Bereich Strap-on. Gut, man kann jetzt argumentieren dass hier womöglich eher die lesbische Kundschaft angesprochen werden soll, aber eigentlich bestimmt ja die Nachfrage auch das Angebot.
      Zudem gelten, selbst in einer Welt die sich als liberal und aufgeklärt bezeichnet, für viele Spielarten rund um den Analbereich als schmutzig. Und darüber spricht man nicht. Würde auch zum Thema Warum eigentlich Outing passen.
      Und weil das Thema nun mal diesen "schmutzigen" Charakter zu haben scheint, fragen viele womöglich auch nicht.

      Was die Ängste des Partners (hier der Sub) angeht, da scheint etwas dran zu sein. Ich wünsche mir von meiner Frau seit längerem dass Prostatamassagen vor, während oder nach dem Oralverkehr, Einzug ins Liebesleben finden. Aber sie hat da richtige Ängste mich dabei verletzten zu können. Argumente dass meine Penetration in ihrem Anus weit "stärker" sind als wenn Sie einen oder 2 Finger nutzt, auch dass Sie mir damit etwas wirklich gutes tut, mag Sie nicht gelten lassen. Und da haben, und werden, dann auch keine anschließenden Bespielungen der Liebsten als Strafe für das Unterlassene eines Wunsches etwas ändern. Womöglich hilft die Zeit, oder Verzicht.

      Kurz zusammengefasst:
      Wenn ich als Dom meine Sub "beauftrage" mich mit einem Strap-on anal zu verwöhnen, dann sehe ich das Machtgefälle weder gebrochen noch verändert, dann ist es doch mein Wille.
      Ich kann als Dom auch beim Spielen mit Strap-on dominant sein und Ort, Zeit, Geschwindigkeit, Tiefe vorgeben und Verstöße konsequent bestrafen.
      Wenn meine Sub Ängste dabei hat, gleich welcher Art, dann gilt das gleich wie bei jeder anderen Praktik auch: Reden, Zuhören, Reden und dann ggf. langsames Vortasten. Oder eben Verzicht.
      Dann gebe ich auch mal meinen Senf dazu. Ich schnalle mir als Frau tatsächlich gerne einen Strap-on um. Ich fühle mich damit nicht als Mann, sondern eben als Frau mit einem Dildo umgeschnallt. ;)
      Erniedrigend für den Sub damit genommen zu werden? Ja, auch. Einerseits eine für mich normale Praktik zu Luststeigerung für ihn, andererseits setze ich Positionen und meine Kraft auch zur (gewünschten) Erniedrigung ein. ICH penetriere eine Körperöffnung und nicht umgekehrt.
      Und genau wie die Penetration von Schwanz in Vagina kann es eben mit Macht/Erniedrigung einhergehen oder eben überhaupt nicht und zärtlich und sanft. Und dementsprechend fühlt sich vermutlich auch jeder damit anders.
      Und klar, erregt es mich körperlich nicht wirklich. Ehrlich gesagt ist es eher anstrengend, wenn man es nicht gewohnt ist. Aber wenn ich jetzt zum Beispiel mit anderen Praktiken vergleiche (Prostata-Massage mit Finger, Finger in Vagina...), hat doch der aktive Part auch nicht wirklich einen Lustgewinn durch die Reibung am Finger, sondern weil es schön ist, dem/ der Partner:in schöne oder gemeine Gefühle zu bescheren. :saint: :evil:

      Ob es ein bestimmtes Setting braucht? Naja, braucht halt manchmal etwas Vorbereitung, ansonsten reicht meine Lust darauf.
      Positionen haben wir so 4 oder 5.
      Der Harness sollte wirklich gut sitzen und die Kraft gut übertragen, dann habe ich ein besseres "Gefühl", auch um Verletzungen zu vermeiden.

      DerekReign schrieb:

      Ist das nur mein subjektiver Eindruck oder wird da tatsächlich in Relation sehr wenig drüber gesprochen? Und falls ja: warum eigentlich?
      diesen Eindruck habe ich auch....der Po von Heteromännern die nicht Sub sind ist irgendwie nur hinter vorgehaltener Hand ein Thema......

      Prostatamassage/Stimmulation......sehe wie AV auch als etwas an was Mann genießen sollte....wie er das dann am Besten kann sollte er mitteilen bzw. muss man dann halt ausprobieren.........
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.