Rosarote Brille und danach?

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      Rosarote Brille und danach?

      Meine Fragen richten sich aus gegebenen Anlaß an diejenigen, die nicht mit ihrem BDSM Partner dauerhaft zusammenleben.

      Am Anfang ist es ja alles aufregend neu und es fliegen minütlich die Schmetterlinge durch die Gegend. Die Aufmerksamkeit füreinander ist hoch. Phantasien miteinander fliegen.

      Aber was passiert wenn der „Alltag“ einkehrt?

      Kann er das bei nicht dauerhaftem BDSM-Zusammenleben?

      Habt ihr das bei Euch erlebt?

      Was hat es mit Euch gemacht?
      aus meiner Erfahrung:

      soviel Alltag gibt es da gar nicht..........die Stunden/Tage zusammen sind immer besonders und das genieße ich auch ganz bewusst. Für mich sind Treffen mit der Spielbeziehung immer auch eine Auszeit vom Alltag.

      Klar- die Aufregung vor einem Treffen wird etwas weniger- nicht aber die Freude..........

      Natürlich entwickelt sich auch so eine Beziehung und die Zeit zeigt halt ob es funktioniert oder eben nicht.......auch bei Spielbeziehungen gibt es toxische Dinge......wie bei Vanillabeziehungen auch- da sehe ich gar keinen Unterschied.

      Solange ich Kontakt habe und vorallem das Gefühl habe der Partner denkt an mich......interessiert sich für mich und meine kleinen Problemchen und umgekehrt natürlich auch.......mental verbunden sein......ist auch eine längere Durststrecke auszuhalten zumindest gelegendlich........



      Anthophila schrieb:

      Was hat es mit Euch gemacht?
      mehr der Realität ins Auge zu schauen....Bilanz zu ziehen....
      was habe ich
      reicht das?
      wo will ich hin?

      wie zufrieden kann ich damit sein?!
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.
      Also in meiner Beziehung (die seit 4 ½ Jahren Fernbeziehung ist) gibt es durchaus Alltag, obwohl wir (noch) nicht dauerhaft zusammen wohnen.

      Ich genieße jedes kleine zusätzliche Empfinden von „Alltag“ und verbinde es mit wachsendem Vertrauen, einem Gefühl von Sicherheit innerhalb unserer Beziehung und vermehrter Verbundenheit. Konflikte kann ich deutlich gelassener annehmen, als früher und auch die Zeiten, die wir einander nicht sehen (getrennte Urlaube, Erkrankungen, anderweitige Verpflichtungen, die in einer Fernbeziehung schnell mal dazwischen kommen können) lassen sich jetzt besser für uns managen.
      z. B. kam mein Partner früher nie unangekündigt zu mir. Es gab immer ausschließlich verabredete „Treffen“. Jetzt kann es auch schon mal vorkommen (selten), dass er überraschend in der Tür steht, während ich noch mitten im Chaos bin und unvorbereitet (er steht dann mitten in meinem Alltag und mag das).

      Aber auch die vereinbarten Begegnungen und die Art und Weise, wie wir mit der Kommunikation und diesen, gemeinsam verbrachten, Zeiten umgehen hat jetzt etwas von Gewöhnung. Ich genieße es und letztlich bleibt ein wenig Aufregung, weil ich nie weiß, wie unsere gemeinsame Zeit miteinander verlaufen wird.
      Dennoch kann ich nun mehr und mehr von mir geben, ihn näher an mich heran lassen und ihm näher kommen. Die Begegnungen und unser Tun, fühlt sich für mich viel tiefer, erfüllender und befriedigender an als zu Zeiten des „Neuen“, der damit verbundenen Aufregung und noch vermehrten Unsicherheiten.

      Es bleibt aber irgendwie, in meinen Augen, vermehrte Anstrengung und vermehrtes Engagement nötig, um die Nähe zu gestalten, die für eine dauerhaft funktionierende Fernbeziehung notwendig ist: Das ständige ausloten der Termine bei zwei getrennten Lebensmittelpunkten, die nervige Fahrerei, länger Pausen und Unsicherheiten, wann man einander wieder sieht, usw… Ohne den Anfangskick und bei der Dauer spüre ich mehr und mehr auch die Belastungen, die wir zu tragen haben und manchmal erscheint es mir, als ginge mir die Puste dafür aus. Ich bin dankbar, dass er da etwas mehr Energie hat als ich und z. B. mehr Fahrten übernimmt und sein Wunschziel bisher nicht aus den Augen verliert (obwohl diese Gefahr besteht).

      Mein Fazit: "Alltag" in der (Fern-)Beziehung ist wunderschön und herausfordernd zugleich :love: .

      E`s d (Liza)
      Ich denke das ist kein reines BDSM-Problem, kann aber durch die Besonderheiten des BDSM natürlich zusätzliche Herausforderungen mit sich bringen.

      Bei Fernbeziehungen/Beziehungen mit getrenntem Alltag in welcher Konstellation auch immer, ist oft der Wechsel zwischen Nähe und Distanz das schwierige. Je länger die Beziehungen andauern, desto mehr landet man in der Realität ohne rosa rote Brille.
      Und da ist dann natürlich die Frage was verbindet euch?
      Wie sind die Bedürfnisse eines jeden?
      Muss immer einer zurück stecken oder gleicht sich das aus?
      Werden die Zeiträume des sich nicht sehens eher länger oder kürzer?
      Was hat man für Zukunftsvorstellungen?
      Hält die räumliche Distanz Einzug in die emotionale Bindung?

      Das wären so Fragestellungen, die man sich mal durch den Kopf gehen lassen KANN.

      Ich habe lange eine Fernbeziehungen geführt (Edit: ohne BDSM), in der zusätzliche Distanz aufgrund von beruflichen Auslandsaufenthalten dazu kam. Und mein Fazit: Das ist nochmal mehr und vor allem andere Beziehungsarbeit als wenn man (permanent) zusammenlebt.
      Das ist nicht für jeden was und für mich persönlich auch nicht mehr dauerhaft gewollt. Auch wenn ich nicht (mehr) zwingend mit einem Partner zusammen leben "muss", mag ich den Gedanken, wenn man sich tendenziell doch eher häufiger sehen könnte.
      Optimismus heißt rückwärts sumsi mit po :yes: :saint:
      Ich glaube ich habe eine ganz andere Sicht- und Herangehensweise an die Sache.
      Mir persönlich fällt es sehr schwer Beziehungen aus der rosaroten Brillensicht zu betrachten. Denn meine Beziehungen starten meist aus einer Freundschaft heraus. Also erst Sympathie und Freundschaft und erst dann kann ich besonders gut Begierde und Liebe zulassen. Ich bin leider kein klassisch romantischer Typ, das Gefühl des einfachen Verknalltseins mit richtigen Schmetterlingen im Bauch, dem ständigen Gefühl, als währe das Herz ein aufgeregter Sperling, mit kaum Appetit und völliger gedanklichen Fixierung auf den zukünftigen Partner vertrage ich, meine Nerven und mein Körper einfach nicht so gut, vor allem am Anfang einer Liebesbeziehung. In Ordnung, Aufregung und eine erhöhte Wachsamkeit und Spannung ist bei mir auch am Anfang vorhanden, aber darüber hinaus ist weniger los. Vielleicht weil ich bevor ich die Beziehung eingehe meinen Partner schon davor kennenlerne und ganz genau hinschaue was er so macht und wie er oder sie tickt.
      Einmal habe ich mich richtig verknallt, ganz ohne Freundschaft davor. Und als der Rausch der Hormone vorbei war, habe ich plötzlich Dinge gesehen mit denen ich einfach nicht zurechtgekommen bin. Daher mag ich es sehr, sehr gerne meinen Sub schon recht bald im Alltag zu erleben, dann sehe ich sehr schnell seine ganz normale Seite, das Chaos, die Natürlichkeit, seine Special Effects und Fehler, völlig ungetrübt ohne die Sicht durch die anfängliche Rosarote Brille. So entscheidet sich dann auch eigentlich recht bald, ob wir, vor allem auch menschlich zusammenpassen oder nicht. Im Alltag lerne ich Subs ganz natürliches Verhalten kennen, lerne den Menschen allgemein besser lesen, was meiner Dominanz dann auch zu Gute kommt. Ich kann dann sehen und beobachten wo und ob ich meine Dominanz im Alltag dann auch einbauen kann. Ohne die Rosarote Brille fühlt sich die Beziehung für mich persönlich einfach ehrlicher an. Ich schätze den Alltag in den Beziehungen also sehr. Und es ist auch nicht so, als würde mir persönlich was fehlen, wenn der Alltag einkehrt, denn ich bin bemüht und mag es, wenn ich auch BDSM ein bisschen mit in den Alltag einbauen kann. Und auch der Alltag bedeutet für mich nicht, dass die Liebe und Verbundenheit zu meinem Sub und Partner verschwindet.
      Mir ist bewusst, dass ich da vielleicht ein bisschen anders funktioniere und dass es einige Subs gibt, die das nicht so gut vertragen, vor allem im Rahmen einer Fernbeziehung, aber meist stellt sich unsere Inkompatibilität dahingehend nach einigen Wochen bis ein paar Monaten recht schnell heraus. Und die dann bleiben und es ein halbes bis dreiviertel Jahr So mit mir aushalten sind dann die, mit denen es dann schon viel eher klappen könnte.
      Aber Wenn ich lange genug meinen Partner kenne, und auch im Alltag erlebt habe, ziehe ich auch irgendwann für ein paar Momente die rosarote Brille auf.
      Bei meinem Igel und ich beispielsweise war es so, dass wir erst eine Fernbeziehung geführt haben, dann zusammengezogen sind und seit vorletztem Jahr wieder eine Fernbeziehung führen. Wir sind nun fast Sechs Jahre zusammen und es hat 4 Jahre gedauert, bis ich wirklich Schmetterlinge im Bauch flattern gespürt habe, als wir uns endlich wiedersehen konnten. Und dann hat sich auch der Alltag, mit all seinen Banalitäten plötzlich besonders, irgendwie märchenhaft angefühlt, obwohl wirklich gar nichts Besonderes passiert ist, obwohl es so wie immer war. Vertraut, harmonisch, zärtlich, innig. Nur dass sich noch eine Art unwirkliches paradiesisches Gefühl noch mit hineingemischt hat.
      Aber eine Erklärung warum das sich so verhält und ich irgendwie so konträr verlaufe, habe ich leider nicht und leider auch keine Idee, wie man nach dem vielleicht schnöde erscheinenden Alltag wieder die Rosarote Brille findet.
      Also ich finde es ist ein großer Unterschied ob es eine Fernbeziehung ist, in der man aber eine Partnerschaft lebt oder ob es eine Spielbeziehung ist, in der vielleicht einer oder beide noch zusätzlich in einer Partnerschaft leben.

      Ich habe beides schon gelebt, mit und ohne BDSM. Bei einer reinen Fernbeziehung zieht natürlich Alltag ein weil es doch egal ob jetzt an einem Ort oder an getrennten Orten eine gemeinsame Alltagsbasis gibt. Da sind Treffen treffen der Partner, da werden Dinge wie Urlaub etc. gemeinsam geplant.

      In einer Spielbeziehung habe ich das was sich sicher auch da mal einstellt weniger als gemeinsamen Alltag empfunden. Meist holt den einen oder anderen irgendwann der Alltag ein, aber das ist meist der, der mit dem Lebenspartner statt findet. Oft wird dadurch die gemeinsame Zeit zeitweilig oder auch dauerhaft dezimiert. Und dann ist echte Arbeit und auch Ehrlichkeit zum Spielpartner und zu sich selbst gefordert. Kann man das emotional, ist man zufrieden, kann man sich gegenseitig mit den Zeitnischen bereichern oder gibt es ein emotionales Ungleichgewicht.
      Viel ist da in meinen Augen auch davon abhängig ob man sich emotional sicher in der Situation fühlt. Dann kann auch der Alltag dem wenig anhaben. Wobei ich mich hier grundsätzlich mit dem Wort Alltag schwer tue, denn ich denke in einer solchen Konstellation gibt es nicht wirklich gemeinsamen Alltag sondern das sind die Momente wo man selbigem entflieht und genießt.
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall
      ich habe es in einem anderen Zusammenhang schon mal gesagt:
      Natürlich zieht der Alltag ein.
      Wir besprechen alles-jeden Tag- was in unserem Leben ansteht.
      Dadurch ist sicherlich ein gehöriges Maß an Alltag eingezogen.
      Aber das ist ja nichts schlimmeres!
      Die Situation Dom/Sub ist bei uns zwar in der Zeit zwischen unserem realen Besuchen zwar immer da, ist aber nicht allzusehr ausgeprägt.
      Liegt wahrscheinlich an mir..
      Prinzip der größten Faulheit...
      Aber bei unseren gegenseitigen Besuchen wird sicher BDSM deutlich mehr gemacht,als wenn wir zusammenleben.
      Wir beide empfinden diese Situation immer prickelnd und zelebrieren unser BDSM viel und sehr aufmerksam für den anderen.
      Seit 8 Jahren..
      Das Leben ist kein Ponyhof. Aber geritten wird trotzdem !