02.12.2023 ✷ Heiligabend

      02.12.2023 ✷ Heiligabend

      Wenn euch die Geschichte gefallen hat, dann freut sich die Autorin über eure Likes und Kommentare!
      Bitte liked jedoch nicht diesen Beitrag, da er nicht von der Autorin eingestellt wurde, sondern im Rahmen des Geschichtenadventskalenders.
      Die Autorin wird, sofern sie es möchte, zeitnah hier eine Antwort posten. Diese dann bitte liken, so dass eure Likes auch bei ihr ankommen.


      ✵ 2. Dezember ✵

      ╔═════════ » ✵ « ═════════╗

      Heiligabend

      ╚═════════ » ✵ « ═════════╝

      von Matrea

      » ✵ «


      Wieder einmal war ich allein. Ich mag es auch mal, mit mir allein zu sein, oftmals sind mir Menschen zu viel. Zu laut, zu aufdringlich, belasten mich mit Themen und Problemen, die mich nicht interessieren. Wie an vielen anderen Abenden sitze ich am Schreibtisch vor dem PC und hänge meinen Gedanken nach, doch heute fühle ich mich tatsächlich etwas einsam. Es ist Heiligabend. Draußen höre ich immer wieder Menschen aussteigen, die ihre Verwandten besuchen. Ich wohne im Erdgeschoss eines Mehrparteienhauses, so bekomme ich immer alles mit, was auf der Straße vor sich geht. Die Nachbarn habe alle bunt geschmückte Fenster mit Lichterketten, den Kindern zuliebe. Das einzige, was ich aufgestellt hatte, um des Friedens willen, ist ein kleiner Lichterbogen. Ich habe schon viele Heiligabende allein verbracht, auch, weil ich kein besonders gutes Verhältnis zu meiner Familie habe. „Anwesenheit eher nicht erwünscht“, hatte mir meine Mutter mal zukommen lassen.

      Ich nahm den Umschlag zur Hand, der heute in meinem Briefkasten gesteckt hatte. Es war kein Absender drauf, kein Empfänger, trotzdem wusste ich irgendwie, dass er für mich bestimmt war. Ich steckte den Finger in die Seitenlasche, riss ihn auf und nahm eine Weihnachtskarte heraus. Sie bestand aus roter Pappe mit einem Tannenbaum, ohne jedoch irgendwelche Schrift. ‚Von wem die wohl sein mag?‘, fragte ich mich. Stirnrunzelnd öffnete ich die Karte. Ein lautes Krawumm erfolgte, Glitzerstaub und grauer Nebel kamen direkt hinterher und füllten den halben Raum aus.

      „Wow, sowas habe ich ja noch nie gesehen!“, sagte ich leise zu mir selbst.

      „Ja, danke, ist auch immer ziemlich anstrengend, das so hinzubekommen“, antwortete die Karte.

      „Was?!“

      Erschrocken rückte ich ein Stück zurück mit meinem Stuhl. Der Dunst lichtete sich und zum Vorschein kam ein Männchen oder vielmehr eine kleine Frau in einem Prinzessinnenkleid. Sie hustete vor sich hin. „Bäh, immer dieser Rauch!“

      Ich rieb mir die Augen und konnte nicht glauben, was ich da sah. War ich eingeschlafen? War dies ein skurriler Traum?

      Die kleine Frau sah mich an. „Nein und nein, du träumst nicht und bist auch nicht eingeschlafen. Ich bin wirklich real und klein und ja, doch, mich gibt es wirklich. Bitte verschone mich mit diesen ganzen Zweifeln, die muss ich mir ständig anhören. Das nervt!“

      Sprachlos sah ich sie an. Ich glaube, mein Mund stand sogar ein wenig offen. Meine Gedanken überschlugen sich. War das eine Fee? Ein Geist? Immerhin war es aus dem Nichts aufgetaucht. Kurz kam mir in den Sinn, dass es ja Heiligabend war und Geister zu Weihnachten… na ja, da gab es schon diverse Verfilmungen drüber.

      Das Wesen schien meine Gedanken zu lesen. „Hey, du bist gar nicht so schlecht. Das mit dem Geist zu Weihnachten war schon die richtige Richtung.“

      So langsam fand ich meine Sprache wieder. Es gruselte mich bei dem Gedanken an die Geschichte von Charles Dickens. „Du bist doch nicht etwa…“, flüsterte ich, ohne mich zu trauen, den Satz beziehungsweise die Frage zu beenden.

      „Der Geist der vergangenen Weihnacht!“, raunte das kleine Wesen mit einer gespielt tiefen Stimme, die wohl Angst und Schrecken verbreiten sollte.

      Ich spürte, wie sich meine Nackenhaare aufstellten. Sollte es diese Geister wirklich geben? Sollte ich dieselbe Odyssee durchmachen sollen wie Scrootch? Dabei fand ich mich gar nicht so schlimm. Klar, ich hatte meine Schwächen, aber ich war doch kein Fiesling wie er.

      Das Wesen sah mich mit durchdringendem Blick an, ein fieses Lächeln auf den Lippen. Nach einigen Sekunden brach schallendes Gelächter aus ihm heraus.

      „Oh entschuldige, aber das macht jedes Mal so einen Spaß“, kicherte es. „Natürlich bin ich kein Geist und wir machen jetzt auch keinen Ausflug in die Vergangenheit und die Zukunft.“

      Es kletterte auf meinen Bücherstapel und machte es sich dort bequem.

      „Ich bin eher sowas wie ein Wohlfühl-Weihnachtswesen. Unsere Geschichte wurde noch nicht verfilmt, deshalb sind wir nicht so bekannt. Wir halten uns da eher bedeckt.“

      Ich nickte nur mit dem Kopf, völlig verwirrt und überrumpelt. Die kleine Frau kicherte wieder. „Ja, die Reaktion kenne ich. Also, warum ich hier bin…“, fuhr sie fort. „Uns hat jemand mitgeteilt, dass du heute vermutlich alleine bist, grübelst und nicht wirklich Weihnachten feierst. Das können wir nicht gutheißen. An Heiligabend und Weihnachten sollte man guter Dinge sein. Anders als die Geister und Elfen im Fernsehen sind unsere Möglichkeiten begrenzt. Aber eines können wir: dich träumen lassen.“

      „Träumen?“, fragte ich nach und dachte im selben Moment, dass ich normalerweise eher ganze Sätze benutze. Aber diese ganze Situation war so irreal, dass ich nur noch reagieren, nicht agieren konnte.

      Sie lächelte mich an. „Ja, du wirst heute Nacht von einem schönen Ereignis träumen. Etwas, das du erlebt und schon lange vergessen hast. Es wird dir guttun und dich daran erinnern, dass es sich zu leben lohnt. Sich nur zurückzuziehen ist keine Lösung!“

      Bevor ich noch etwas sagen konnte, machte sie eine kreisende Bewegung mit der Hand. Ich merkte, wie ich aus dem Stuhl schwebte.

      „Argggg…“, machte ich und hatte Angst davor, auf den Boden zu stürzen, aber ich schwebte sicher durch die Wohnung. Meine Gedanken kreisten wirr durch meinen Kopf. Ungläubigkeit, ob dies wirklich geschah, und ein ‚Jetzt bist du verrückt geworden!‘ rangelten um Aufmerksamkeit.

      Erst am Bett ließ sie mich wieder runter, die Decken legten sich über mich.

      „Nun schlaf!“ Ein rosa Glitzerstaub rieselte auf mich hinab.

      ‚Warum nur immer rosa?‘, dachte ich noch, ehe ich einschlief.

      Am nächsten Morgen wachte ich erholt wie nie auf. So gut hatte ich ewig nicht mehr geschlafen. Ich hatte von einem Ausritt mit meinem verstorbenen Pferd geträumt, Urlaub am Meer, ruhige Minuten mit einer guten Freundin am Bootssteg… Ich fühlte mich bestens.

      So langsam kam die Erinnerung an den gestrigen Abend zurück. Ich deckte mich ab und lief ins Arbeitszimmer. Die Karte lag noch dort, inzwischen jedoch stand „Frohe Weihnachten“ auf der Vorderseite. Ich klappte die Karte auf und ein wenig rosa Glitzerstaub verteilte sich auf dem Tisch. Innen war ein Bild von dem Wesen, das ich gestern zu sehen geglaubt hatte. Oder hatte ich es wirklich gesehen? War es real gewesen? Egal, ich fühlte mich so gut wie lange nicht mehr. Erst jetzt bemerkte ich die Schrift unten auf der Karte.

      „Lust auf Gesellschaft zu Weihnachten? Melde dich gerne bei mir. Deine Dora“

      Die Karte war von meiner Freundin, mit der ich mich vor einigen Wochen zerstritten hatte. Ich drückte die Pappe an meine Brust. Welch ein schönes Weihnachtsgeschenk.


      ══════════ » ✵ « ══════════


      Wenn euch die Geschichte gefallen hat, dann freut sich die Autorin über eure Likes und Kommentare!
      Bitte liked jedoch nicht diesen Beitrag, da er nicht von der Autorin eingestellt wurde, sondern im Rahmen des Geschichtenadventskalenders.
      Die Autorin wird, sofern sie es möchte, zeitnah hier eine Antwort posten. Diese dann bitte liken, so dass eure Likes auch bei ihr ankommen.