20.12.2023 ✷ Der Weihnachtsständer

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      20.12.2023 ✷ Der Weihnachtsständer

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      ✵ 20. Dezember ✵

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      Der Weihnachtsständer

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      von andafterall

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      Es war frustrierend. Es war wirklich überaus frustrierend, gemeinsam einen Weihnachtsbaum auszusuchen, voller Vorfreude die Kiste mit dem Weihnachtsschmuck aus dem Keller zu kramen, Dom den fünfunddreißig Kilogramm schweren Baum unter Schweiß und Mühe durch das enge Treppenhaus in den vierten Stock schleppen zu lassen, sich bunt auszumalen, unter welchem Motto man dieses Jahr den Baum schmückte – und dann festzustellen, dass der Weihnachtsbaumständer vollkommen durchgerostet war vom längst vergessenen Wasserrohrbruch im Mai.

      Alles gemeinsame Schrauben und Drücken und Schieben und Zerren half nichts – die Schrauben lösten sich jedes Mal nach wenigen Minuten und der Baum drohte, in die kitschige Vitrine mit den kostbaren Lausitzer Kristallweingläsern der Schwiegermutter zu kippen (was, um ehrlich zu sein, nicht das größte Problem ihrer Meinung nach war – größer war das Problem, dass dann die später angehängten Kugeln kaputt gehen würden! Dom war da allerdings anderer Meinung).

      „Was machen wir denn jetzt?“, schmollte sie, mit einer Engelchen-Girlande in der Hand. Sie war – wie es ihr stets geheißen war in seiner Wohnung – unbekleidet, nur mit ihrem Halsband versehen. Und sie wusste es zwar nicht, aber dieser Anblick – diese nackte Frau mit einer Engelchen-Girlande in den Händen, dazu die Schmolllippe so bezaubernd vorgeschoben – besserte seine Laune wieder etwas, nachdem er sich zwischen Stock eins und zwei den Ellbogen schmerzhaft am Treppengeländer gestoßen und sich auf halbem Wege in Stock vier den Rücken angeknackst hatte, nur um festzustellen, dass der Baum nicht stehen mochte.

      Nach Lösungen suchend blickte er sich im Wohnzimmer um. Sein Blick glitt über die geschmackvolle Einrichtung, die er zum größten Teil selbst gemacht hatte – den fünfeckigen Tisch, den Fernsehschrank aus Akazien- und Buchenholz mit den zwei Schubladen, in der unteren ein paar Werkzeuge für den Alltag, in der oberen einige ihrer Spielzeuge, und – nicht zu vergessen – den hochgezogenen, vertikalen Balken, an den er sie regelmäßig fesselte und seinen Gelüsten auslieferte. Und da kam ihm eine Idee.

      „Nimm mal den Baumständer“, diktierte er ihr und sie gehorchte. „Da hin“, sagte er und deutete an den Balken. Mit großen Augen sah sie ihn an, gehorchte aber. Er derweil wuchtete den Baum weg von der Vitrine, neben der er eigentlich hatte stehen sollen, hin zum Balken und stellte ihn im von ihr davor platzierten Baumständer ab. „Was hast du vor?“, fragte sie.

      „Halt den Baum fest“, brummelte er nur, aber das musste er gar nicht sagen, denn der Baum wäre andernfalls ohnehin geradewegs auf sie gekippt. Mit spitzen Fingern hielt sie die angriffslustige Nordmanntanne von sich weg und halbwegs gerade. Er schritt zum Fernsehschrank, zog die obere Schublade auf und zog seine Seile daraus hervor. Sie waren zwar angedacht, eine widerborstige Frau in Schach zu halten – aber wer sagte denn, dass sie nicht auch einen widerborstigen Baum bändigen konnten?

      „Ist das dein Ernst?“, brachte sie baff hervor. „Der soll jetzt da stehen?“ „Hast du eine bessere Idee?“, spielte er den Ball zurück, während er das erste Seil auf mittlerer Höhe durch die Zweige an den Stamm führte und den Baum so anstelle seiner Sub an den Balken fesselte. „Na, einen neuen Baumständer kaufen!“ „Und solange soll der Baum hier im Wohnzimmer rumliegen?“, er griff seelenruhig zum zweiten Seil, um es um den Baum zu winden. „Aber… aber…“ „Was aber?“

      Fassungslos sah sie ihm zu, wie er den Baum zum Stehen brachte. Er war zufrieden mit dem Ergebnis – durch die vollen, immergrünen Zweige sah man die Seile so gut wie gar nicht mehr, sodass man auch ohne Bedenken ahnungslosen Besuch einladen konnte, ohne sich ob der Fesselutensilien erklären zu müssen. „Aber… das ist mein Balken! Das sind meine Seile!“

      Deine?“, hakte er scharf nach. „Na ja“, druckste sie herum, „okay, deine. Aber sie sind für mich!“
      „Und wenn es meine sind, darf ich sie dann nicht so verwenden, wie ich das für richtig befinde?“
      Das war natürlich nicht die Antwort, die sie hören wollte. Sie verschränkte mit einer skeptisch gehobenen Augenbraue die Arme vor ihren Brüsten. „Und wie willst du mich dann fesseln, wenn du alle Seile für diesen blöden Baum aufgebraucht hast? Soll ich jetzt noch meine Sextoys als Weihnachtsschmuck dranhängen?“

      „Besteht Bedarf?“, wandte er sich ihr zu, freundlich im Ton. Sie reckte nur das Kinn hoch. Sie war jetzt auf Krawall gebürstet, das war ihr sehr gut anzusehen. Sie war frustriert, dass das mit dem Baum nicht nach ihren Vorstellungen klappte und dass nun auch noch ihr gemeinsames Spielzeug zweckentfremdet wurde. „Nun, selbst wenn“, erwiderte sie, „du hast ja nichts mehr zum Fesseln. Oder willst du das wie die Vanilla-Pärchen mit Schals und Krawatten machen? Wie romantisch“, beim letzten Wort verzog sie das Gesicht. Er legte den Kopf schief und musterte sie. In seinem Kopf entstanden lebendige Bilder. „Was wäre so verkehrt daran?“

      „Versuch's doch“, teaserte sie ihn, „du wirst sehen, das wird nicht halten. Ich komm aus sowas immer raus.“ „So so“, murmelte er und wischte sich geschäftig die Tannennadeln von den Klamotten, die bei seinen Fesselunternehmungen darauf zurückgeblieben waren, „ich denke, ich werde jetzt erstmal duschen gehen. Und du kannst den Baum schmücken.“ „Ich denke nicht.“ „Du denkst nicht?“, er glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu können. „Nein. Nicht, wenn der da nicht wegkommt.“ Okay, sie meinte es ernst. Er zog beide Augenbrauen hoch. Ja, befand er, sie hatte es schon ein wenig weit getrieben.

      „Nun gut“, sagte er gedehnt und schritt zu dem zerschnittenen Kunststoffnetz, welches den Baum beim Transport zusammengehalten hatte. Er war ein großer Fan von Nachhaltigkeit – daher auch das eigenhändige Bauen seiner Möbel. Und weil er so ein großer Fan von Nachhaltigkeit war, hatte er auch die Kabelbinder, die die sperrigen Äste gebändigt hatte, sorgsam geöffnet, ohne sie zu zerstören. Wenn die Fesselutensilien der Sub für den Baum zweckentfremdet wurden, dachte er sich, war es doch nur angemessen, die Fesselutensilien des Baumes für die Sub zweckzuentfremden.

      „Komm her“, sprach er zu ihr, ohne sich zu ihr umzudrehen. Sie kam ahnungslos heran. Er nutzte den Moment ihrer Überraschung, drehte sich zu ihr, packte ihre Unterarme mit beiden Händen, führte sie zusammen und schlang den ersten Kabelbinder um ihre zarten Handgelenke. Sie war zu perplex, um zu reagieren und starrte nur sprachlos auf ihre gefesselten Hände. Dann hob sie den Kopf wieder und sah ihn von unten her an. „Und wie, bitte, soll ich nun den Baum schmücken?“
      „Gar nicht“, befand er, „da du dich dazu nicht bemüßigt fühltest, dachte ich, ein bisschen Pause könnte dir nicht schaden. Das wird dir sicher helfen, den diesjährigen Platz des Weihnachtsbaums zu akzeptieren.“ Und er packte sie an der Hüfte, hob sie mit einem Ruck hoch und ignorierte ihr spitzes Schreien, als er sie aufs Sofa verfrachtete. Sie zappelte und wehrte sich nach Leibeskräften, aber er wusste schon sehr genau, wie er sie bändigen konnte. Mit dem Knie in ihrer Seite griff er nach einem weiteren Kabelbinder und langte nach ihren Füßen. Ihre Füße unter Kontrolle zu bekommen, war bei Weitem schwieriger als ihre Hände, waren ihre Beine doch kräftiger als ihre Arme und sein Vorteilsmoment inzwischen verflogen. Doch es gelang ihm und nach einem kurzen Gerangel hatte er auch ihre Fußgelenke zusammengefesselt mit dem Kabelbinder.

      Ihre Blicke hätten töten können. Gott sei Dank konnten sie dies nicht. Er ließ sich von ihrer Widerspenstigkeit nicht im Geringsten beeindrucken – wieso auch, er war ohnehin der Stärkere und er würde sie zahm bekommen, es war nur eine Frage der Zeit und des Geschicks. Stattdessen sah er sich um, zog dann den Schal zu sich, den er beim Kauf des Baumes getragen hatte, zog diesen durch die beiden Kabelbinder und führte ihre Hand- und Fußgelenke so zueinander, um sie in ein kleines Päckchen zu fesseln. „So“, befand er dann, „ich denke, jetzt kann ich bedenkenlos duschen gehen. Du kannst dich ja ein wenig entspannen in der Zeit.“

      Er prüfte noch einmal, ob alles richtig saß, ob die Kabelbinder nicht zu fest waren, dass sie Nerven oder Blutgefäße abdrückten und ließ sie dann auf dem Sofa zurück, mit freiem Blick auf den Baum, der ebenso wie sie ratlos gefesselt zu ihr zurückzustarren schien. Hier waren sie nun also beide – sie und der Baum. Beide nicht dort, wo sie geplant hatten, zu sein. Beide überwältigt von einem großen Mann, der sich offenbar in Sicherheit wägte. Der Baum trug immerhin noch – im Gegensatz zu ihr – sein grünes Kleid. Beide dazu angehalten, sich mit ihrem Schicksal zu versöhnen.

      Oh nein!, dachte sie, nicht mit mir! Sie würde freikommen. Wenn er wieder aus der Dusche kam, würde er Augen machen, wenn seine Sub vollkommen entfesselt wieder vor ihm stand. Sie liebte diese Augenblicke, wenn sie ihn überraschte. Wenn ihre bratty Seite ihn sprachlos machte und er anerkennend nickte. Er wurde niemals unfair. Wenn es ihr tatsächlich gelang, in seinen Befehlen eine logische Ausflucht zu finden, dann erkannte er das ehrenvoll an. Aber natürlich wurde auch er mit der Zeit immer geschickter, und wenn es ihr am Anfang ihrer Beziehung noch halbwegs leicht gefallen war, ihm seine eigenen Schwächen und Ungenauigkeiten aufzuzeigen und sich selbst somit unangenehmen Dingen zu entziehen, so hatte er inzwischen doch ein ganzes Stück dazugelernt. Man wuchs ja an seinen Herausforderungen, nicht wahr?

      Und während er in den ersten Jahren des Auslebens seiner dominanten Neigung vollkommen gehorsame Frauen bevorzugt und ihre unvoreingenommene Hingabe genossen hatte, so war er nach und nach auf den Geschmack gekommen, sich geschickte und widerspenstige Weibsbilder zu suchen, die seinen Intellekt ein wenig kitzelten und ihn angenehm herausforderten. Wenn eine geschickte und widerspenstige Frau nach einer sorgsamen Bändigung in seinen Händen zu Wachs zerschmolz, nicht mehr fähig war, sich seinem bittersüßen Spiel zu entziehen – dann hatte er eine neue Art tiefgehender Befriedigung gefunden. Und damit hatte er in ihr wahrlich die Richtige gefunden!

      Oder willst du das wie die Vanilla-Pärchen mit Schals und Krawatten machen? Wie romantisch!
      Es ging gegen ihren Stolz, nun tatsächlich mit seinem Schal gefesselt zu sein. Doch wie immer in solchen Situationen, in denen sie ihm eins auswischen wollte, wurde sie ganz ruhig und ganz konzentriert. Kopflos zu werden brachte einen in der Regel nicht voran, und das hatte sie schon immer instinktiv gewusst. Sie betrachtete sorgsam, wie er sie gefesselt hatte und vollzog geistig nach, wie sie den Schal entwirren musste, um ihn loszuwerden. Wenn dies geschehen war, dann konnte sie sich mit etwas Glück und Geschick zum Fernsehschrank robben, wo, wie sie wusste, sich in der unteren Schublade auch Zangen finden ließen für die Kabelbinder.

      Nachdem sie verstanden hatte, was zu tun war, machte sie sich an die Arbeit. Ganz bedacht drehte sie ihre Handgelenke – was kaum möglich war, die Kabelbinder waren ziemlich eng – und begann, mit Zähnen und Fingerspitzen, geschicktem Schütteln und Winden, den Schal zu lösen. Es gelang gut. Er war nachlässig gewesen. Das würde sie ihm vorhalten! Doch gerade als sie den Schal losgeworden war und ihn zu Boden abgeschüttelt hatte, ging die Wohnzimmertür wieder auf und sie schrak zusammen. Er stand im Türrahmen, ungeduscht, voll bekleidet und blickte belustigt auf sie hinab.

      „Na na“, tadelte er sie, „steht dir nicht der Sinn danach, dich etwas zu entspannen?“ Sie funkelte ihn böse an. In der Hand hielt er doch tatsächlich zwei seiner Krawatten! Er war gar nicht im Bad gewesen! Er hatte im Schlafzimmer nach Krawatten gesucht! Nun kam er auf sie zu, hob den Schal wieder auf und machte sich daran, seine widerspenstige Sub wieder sorgsam zu fesseln. Mit dem Schal verband er abermals Füße und Handgelenke miteinander. Das sicherte er wiederum mit den Krawatten, schlang diese um sie herum und verknotete sie hinter ihrem Rücken. Als geübtes Biest plusterte sie sich dabei auf, um damit mehr Bewegungsfreiheit zu gewinnen, wenn er die Krawatten festzog. Als er fertig war, tastete er sorgsam, ob auch jeder Knoten sicher saß.

      „So, meine Hübsche“, er klang zufrieden mit seinem Resultat, „du hast die offizielle Erlaubnis, dich zu entfesseln und mir zu beweisen, wie ungeeignet Schals und Krawatten als Fesselutensilien so sind. Enttäusch mich nicht. Und wenn du es schaffst, bekommst du auch eine Belohnung – dann darfst du mir ausführlich einen blasen.“
      Sie riss die Augen auf. Er wusste sehr genau, wie sehr sie Blowjobs hasste! Nach ausgesprochen ekeligen Erfahrungen als junger Teenager hatte sie dem Fellatio feierlich auf alle Tage abgeschworen. Nun – auf alle Tage, das hatte sie nicht durchgehalten, hatte er sie doch geduldig und sorgsam wieder an diese Praktik herangeführt. Allerdings hasste sie selbiges immer noch und es war jedes Mal ein kleiner Kampf, sie zu einem Blowjob zu bewegen. Sie tat es, aber widerwillig. Und generell empfand sie es als Strafe. Was ihn jetzt nicht sonderlich störte. Wie viele Doms empfand er Sexualpraktiken als noch befriedigender, wenn Sub dabei über ihren eigenen Schatten springen musste. Die unwilligen Blicke und das Winden versüßten ihm den Sieg darüber, ihre Lippen um seinen Schaft zu spüren, noch um ein Vielfaches. Also hieß es für sie nun: klein beigeben und brav gefesselt auf dem Sofa liegen bleiben oder aber einen Blowjob in Kauf nehmen.

      „Du möchtest deinen Herrn doch sicher nicht enttäuschen, oder?“, setzte er noch gezielt eine kleine Spitze nach. Die war vermutlich nicht nötig, aber sicher war sicher. Und so überließ er sie wieder sich selbst. Nicht ohne noch einmal kurz zu checken, ob der Baum auch sicher stand. Doch im Gegensatz zu seiner Sub erwies sich die Nordmanntanne als weniger widerspenstig. Sie hatte ihre Position in den Seilen mitnichten verändert und sich offenbar in ihr Schicksal gefügt. Nicht so seine Sub. Sie schnaufte tief durch die Nase vor Wut. Und dennoch – auch wenn sie einen Blowjob in Kauf nehmen musste, würde sie sich niemals so von ihm demütigen lassen, in Krawatten und Schals hier zu liegen. Man fesselte sie gefälligst anständig – in Seilen, Eisenketten oder meinetwegen auch Kabelbindern! Aber niemals in billigem Vanilla-Kram!

      Als erstes rollte sie sich auf die Seite. Sie musste den Knoten, mit denen er die Krawatten festgezogen hatte, irgendwie vor ihren Bauch bewegen, denn hinter dem Rücken würde sie ihn niemals öffnen können. Das gelang ihr durch Kleinstarbeit und viel Geduld – sie konnte ihre Arme kaum bewegen, aber mit winzigen Bewegungen zog sie an den Krawatten und bewegte den Knoten von ihrem Rücken vor bis vor ihren Oberkörper. Sie war hochkonzentriert dabei und ignorierte das schmerzhafte Einschneiden der Kabelbinder, weil sie mit jeder Bewegung ihrer Handgelenke ihre Haut an diesen rieb. Das würde Spuren geben – das war schon jetzt absehbar. Aber die Schmerzen waren eine Ehrensache.

      Sie verrenkte sich, gelangte mit den Zähnen an die Krawatten und zog den Knoten etwas in die Luft. Da machte sich das Aufplustern von eben bezahlt, sonst hätten selbige wahrlich zu eng gesessen! Doch so konnte sie nun wieder ihre Handgelenk drehen – mit zusammengebissenen Zähnen, weil die Haut inzwischen wundgescheuert war – und mit den Fingerspitzen an den Krawattenknoten kommen. Herrje, der Knoten saß wirklich fest! Ob es ein Windsor war? Oder ein Four-in-Hand? Sie hatte sich aus mangelnder Notwendigkeit niemals damit befasst. Jedenfalls sah der Knoten hübsch und keinesfalls willkürlich gefesselt aus.

      Wieder betrachtete sie ihre Herausforderung. Mit aller Kraft und allem Geschick versuchte sie, den Knoten zu lösen. Sie biss sich dabei unbewusst auf die halb herausgestreckte Zunge und geriet ins Schwitzen. Aber es durfte auf keinen Fall wahr werden, dass er in die Genugtuung kam, sie mit Krawatten und Schals gefesselt nach seiner Dusche wieder anzutreffen! Sie wusste, dass er das ihren Lebtag gegen sie verwenden würde!

      Und ihre Beharrlichkeit machte sich bezahlt: Nach und nach löste sich der Knoten, bis die Krawatten auseinanderfielen und ihr wieder mehr Bewegungsfreiraum schenkten. Nun war der Schal dran. Den kannte sie ja bereits. Nur hatte ihr Herr dieses Mal einen anderen, sichereren Knoten gewählt. Aber sie gab nicht auf. Sie lockerte den Knoten, betastete die gewundenen Fasern und suchte sich ihren Weg durch die Gefangenschaft. Als auch der Schal zu Boden fiel, gönnte sie sich eine kleine Verschnaufpause – vornehmlich für ihre Handgelenke, die inzwischen schon sehr schmerzten. Sie zischte, als die Kabelbinder die Schrammen berührten.

      Dann fixierte sie die Schublade, von der sie wusste, dass sie die notwendige Zange beherbergte. Um Himmels Willen, sie musste quasi durch den ganzen Raum! Mit zusammengebundenen Händen und Füßen würde das die größte Herausforderung bilden. Vorsichtig richtete sie sich auf und robbte bis an den Rand des Sofas. Sie testete aus, wie gut sie die Füße voreinander setzen konnte, doch es waren nur wenige Millimeter. Damit würde sie jedenfalls nicht hinüber trippeln können. Sie musste irgendwie robben. Wie demütigend! Sie musste sich unbedingt beeilen, wenn sie stolzen Hauptes vor ihm stehen wollte, wenn er wiederkam, und nicht winselnd auf dem Boden liegen.

      Sie ließ sich auf die Knie sinken, stellte die Hände voreinander auf und zog sich vorsichtig voran. Es war ein Balanceakt. Wenn sie umkippte, musste sie sich wieder in die richtige Position rollen, um die Beine an die Seite zu bekommen und sich hochzustemmen. Sie atmete ein paar Mal tief ein und aus. Dann machte sie sich auf den Weg. Aber wie das Schicksal es wollte, war ihr Dom nicht gerade ein Langduscher. Sie hatte nicht einmal die Hälfte des Weges geschafft, als sie seine Schritte hörte. In ihrer aufkeimenden Hektik kippte sie nun auch noch um und lag wie ein Käfer hilflos auf der Seite. Sie schloss die Augen und machte sich auf die Niederlage gefasst. Na ja, dachte sie – dann kam sie wenigstens um den Blowjob herum.
      Wenige Sekunden später stand er in der Wohnzimmertür, mit feuchtem Haar und nur bekleidet mit einem Handtuch um die Lenden. „So so“, sinnierte er, „du bist weiter gekommen, als ich das gedacht hätte.“ Er ging zum Sofa, bückte sich und hob die Krawatten und den Schal auf, um beide sorgsam auf den Wohnzimmertisch zu legen. Sie war überrascht, dass er sich nicht über ihren jämmerlichen Anblick lustig machte. „Meinen Respekt. Ich hätte nicht gedacht, dass du das schaffst.“

      Sie erwiderte nichts, konnte aber nicht umhin, doch etwas stolz zu sein bei seinen Worten. Am Ende hatte sie es ja doch geschafft, Krawatte und Schal loszuwerden – das konnte er also nicht gegen sie verwenden! Irgendwie war es doch der bestmögliche Ausgang der Situation. Ja, gewiss, es war ihr nicht ganz gelungen, sich zu befreien, aber es wäre nur eine Frage weniger Minuten gewesen. Auch wenn der Sieg nicht vollends der ihrige war, so ging er doch als der größere Verlierer aus der Situation hervor – kein Blowjob für den Herrn!

      Er war wie immer fair, kam auf sie zu, griff unter ihre Kniekehlen und ihre Schultern und hob sie auf. Der herbe Duft seines Körpers und die Frische seines Duschgels drangen in ihre Nase. Sie kuschelte sich an seinen muskulösen Oberkörper. „Gutes Mädchen“, er küsste sie innig, „ich bin stolz auf dich. Nicht viele hätten es so weit geschafft wie du.“ Er legte sie wieder auf dem Sofa ab und begutachtete ihre Handgelenke. „Hast du dich wundgescheuert? Du wolltest es wohl wirklich sehr. Ich unterschätze jedes Mal die Willensstärke meines Mädchens.“

      Sie versuchte, nicht zu grinsen, was ihr aber nur halb gelang. Sanft strichen seine Daumen über die verwundete Haut. „Die muss ich wohl nachher versorgen. Und jetzt musst du erstmal raus aus den Kabelbindern, bevor du dir die Handgelenke noch weiter kaputt machst.“ Er holte die Zange und hielt sie ihr vor die Nase. „So weit gekommen. Und doch auf der Zielgerade gescheitert“, neckte er sie. Sie streckte ihm die Zunge heraus. Er ging darauf nicht ein und hielt ihr die Zange hin. „Komm, mach dich los. Wir müssen noch einen neuen Baumständer besorgen.“

      Das ließ sie sich nicht zwei Mal sagen. Sie schnappte die Zange aus seinen Händen, schnitt erst ihre Fußgelenke frei und versuchte es dann mit dem Kabelbinder an den Armen. Das war nicht so einfach und er richtete ihr die Zange, dass sie gut schneiden konnte. Sie hatte in dieser Position kaum Kraft in den Fingern und konnte die Hebelwirkung nicht richtig nutzen, sodass es ein kurzer Kampf zwischen Kabelbinder und Zange wurde. Aber schließlich machte es klick und die zerschnittene Fessel fiel zu Boden. Sie rieb sich erleichtert die Handgelenke und betrachtete ausführlich die Wunden, die sie sich bei ihrer Entfesslungsaktion selbst zugefügt hatte. „Na, geht’s?“, fragte er einfühlsam und sie nickte. „Sehr gut. Dann ab auf die Knie mit dir.“

      Sie rutschte vom Sofa und gehorchte, ohne nachzudenken, weil sie noch zu beschäftigt war, ihre wunde Haut zu reiben. Doch als sie vor ihm saß und er das Handtuch beiseite nahm, sah sie sich auf einmal mit seinem mannhaften Ständer konfrontiert. Sie erschrak und blickte aus großen Augen zu ihm hoch. In seinen Augen war ein siegesgewisser Schelm getreten und ein gehässiges Lächeln umspielte seine Lippen. „Fang an“, forderte er sie auf. „Womit?“, stammelte sie. „Mit dem Blowjob.“ „Ich… was?“ „Du hast dich vollends befreit“, gab er zu bedenken, während er mit der Zange in seiner Hand wedelte.

      „Nein!“, protestierte sie. „Hab ich nicht!“ „Wer hat die Krawatten gelöst?“ „Ich habe nicht-“ „Antworte!“, fiel er ihr harsch ins Wort und sie zuckte unter seinem strengen Tonfall zusammen. „Wer hat die Krawatten gelöst?“, wiederholte er seine Frage. „Ich“, gab sie kleinlaut zu. „Und wer hat den Schal gelöst?“ „Auch ich“, erwiderte sie wieder. „Richtig. Und wer hat die Kabelbinder gelöst?“ Bei der Frage traf ihn wieder ihr wohltemperierter Todesblick, der ihm verriet, dass er nach seinem Tode für immer in der Hölle schmoren würde. Mit allen bösen Mädchen dieser Welt… das würde eine wunderbare Zeit werden!

      „Du hast mir die Zange gegeben!“, widersprach sie bockig. „In der Tat. Und wer hat die Kabelbinder gelöst?“ „Ich, aber-“ „Nichts 'aber'!“, er griff ihre Haare am Hinterkopf und drückte sie herunter, „Du hast dich vollends befreit, unabhängig davon, wer dir die Zange gereicht hat. Nichts Geringeres als das hätte ich auch von einem kleinen Biest wie dir erwartet, das sich seinem Herren widersetzt und sich über Krawatten und Schals mokiert.“

      Seine Männlichkeit reckte sich ihr erwartungsvoll entgegen. Sie wehrte sich nach Leibeskräften, aber er umschloss sie einfach mit seinen Beinen und fixierte sie so. Mit der freien Hand griff er an ihren Kiefer und drückte ihn auf. Sie quietschte vor Schmerz und Unwillen. Doch sie hatte keine Chance gegen seine Körperkraft – ehe sie sich versah, schob er seine Eichel zwischen ihre Zähne.
      „Brav“, sie hörte sein Grinsen über sich, „und jetzt sei eine faire Verliererin und lutsch!“

      Sie hatte sich zu früh gefreut. Er hatte sie überführt – er hatte eine gefesselte Sub und einen Blowjob bekommen, und das alles nur, weil sie sich von seinem süßen Geschwafel über ihre ach so tollen Befreiungskünste hatte ablenken lassen und die Kabelbinder selbst durchtrennt hatte. Dieses Mal ging der Punkt an ihn. Mit finsterem Blick fügte sie sich in ihr Schicksal, auch wenn sie nicht übel Lust hatte, ihm in sein Gemächt zu beißen… Der nächste Sieg, da war sie sich sicher, ging wieder an sie!

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      Ich melde mich etwas verspätet, freue mich aber sehr, dass die Geschichte bei den ersten Anklang gefunden hat :) Basiert auch überhaupt nicht auf wahren Gegebenheiten oder so :whistling: :saint: .

      Gleichzeitig ist die Geschichte ein Abschied aus diesem Forum. Ich danke für die schöne Zeit hier und wünsche allen gesegnete Weihnachten :) . Und vielen Dank für das Organisieren des Adventskalenders! Es war mir eine Ehre, mitschreiben zu dürfen :)