Wenn euch die Geschichte gefallen hat, dann freut sich die Autorin über eure Likes und Kommentare!
Bitte liked jedoch nicht diesen Beitrag, da er nicht von der Autorin eingestellt wurde, sondern im Rahmen des Geschichtenadventskalenders.
Die Autorin wird, sofern sie es möchte, zeitnah hier eine Antwort posten. Diese dann bitte liken, so dass eure Likes auch bei ihr ankommen.
✵ 21. Dezember ✵
╔═════════ » ✵ « ═════════╗
Etüde Nr. 2
╚═════════ » ✵ « ═════════╝
von Promise
» ✵ «
Zu dieser Geschichte gibt es einen weiteren Teil:
Etüde Nr. 1
» ✵ «
Dies ist die Fortsetzung der Adventskalender-Geschichte Etüde Nr. 1 aus dem Adventskalender 2021. Wer sie (noch einmal) lesen möchte, findet sie dort. Das ist aber nicht notwendig, um die diesjährige Geschichte zu verstehen.
» ✵ «
Bitte liked jedoch nicht diesen Beitrag, da er nicht von der Autorin eingestellt wurde, sondern im Rahmen des Geschichtenadventskalenders.
Die Autorin wird, sofern sie es möchte, zeitnah hier eine Antwort posten. Diese dann bitte liken, so dass eure Likes auch bei ihr ankommen.
✵ 21. Dezember ✵
╔═════════ » ✵ « ═════════╗
Etüde Nr. 2
╚═════════ » ✵ « ═════════╝
von Promise
» ✵ «
Zu dieser Geschichte gibt es einen weiteren Teil:
Etüde Nr. 1
» ✵ «
Dies ist die Fortsetzung der Adventskalender-Geschichte Etüde Nr. 1 aus dem Adventskalender 2021. Wer sie (noch einmal) lesen möchte, findet sie dort. Das ist aber nicht notwendig, um die diesjährige Geschichte zu verstehen.
» ✵ «
„Eine Etüde ist in ihrem ursprünglichen Wortsinn ein Instrumentalwerk für ein Soloinstrument, das dem Musizierenden zu größeren Fertigkeiten auf seinem Instrument verhelfen soll.“ (Wikipedia)
Ein schrilles Klingeln schießt in Alexandras Kopf und sucht sich seinen Weg wie eine Billardkugel, die scheinbar wahllos von Bande zu Bande scheppert und keinen Ausgang findet. Jeder Bandenkontakt verursacht einen unangenehm dumpfen Schmerz in ihrem Schädel und jede noch so vage Bewegung lässt eine Welle von Übelkeit ihren Körper überschwemmen. „Bloß die Augen zulassen“, ist der einzige Gedanke, den sie scheinbar noch denken kann. Alexandra patscht nach ihrem Wecker, ihre Hand stößt gegen etwas Kaltes, was taumelnd zu Boden fällt und klirrend in tausende kleine Scherben zersplittert. Das schrille Klingeln dauert unterdessen an. Ganz langsam öffnet sie die Augen, während ihre Hand versucht, dieses grelle Licht daran zu hindern, in ihren Schädel zu gelangen. Noch langsamer realisiert Alexandra, dass es nicht ihr Wecker ist, der diesen unerträglichen Lärm verursacht, sondern ihr Handy, welches auf dem Couchtisch liegt. Couchtisch?! Erste Erinnerungsfetzen tauchen aus dem Nebel in ihrem Kopf auf. Weihnachten. Sie versucht, das schrillende Handy vom Tisch zu angeln, ohne sich dabei zu sehr zu bewegen, doch in diesem Moment verstummt es. „Auch gut“, denkt sich Alexandra und sackt wieder etwas tiefer ins Sofa.
Weihnachten. Toll. Das Fest der Liebe. Ja, und? Wo sind sie, die Lieben? Helena ist in Kiel geblieben, feiert lieber mit Freunden. Und Christoph, der Typ, der sich ihr Ehemann nennt oder zumindest irgendwann mal nannte, hatte ihr kurz per SMS mitgeteilt, dass er auch über Weihnachten im Ausland bleibt. Vermutlich hatte er Besseres zu tun. Alexandra spürt wieder dieses grausame, verbitterte Gefühl sich in ihrem Bauch ausbreiten. Mittlerweile hatten sich ihre Augen an das Tageslicht gewöhnt und ihr Blick schweift über den Couchtisch. „Ach du heilige Scheiße.“ Die leere Prosecco-Flasche und der auffällig gesunkene Füllstand des Paddy Whiskeys liefern Alexandra eine plausible Erklärung für ihren furchtbaren Zustand. Vorsichtig untersucht sie ihre Hausschuhe nach Glassplittern, bevor sie hineinschlüpft und langsam in die Küche schlurft.
Mit einem Kaffee setzt sich Alexandra zurück auf die Couch. Ihre motorischen Fähigkeiten sind in der Zwischenzeit wieder soweit hergestellt, dass sie sich ihr Handy vom Tisch nimmt, um herauszufinden, wer angerufen hat. Hinter dem verpassten Anruf steckt Helena, die aber vorbildlich eine Nachricht auf der Mobilbox hinterließ. „Hallo Mama! Ich wünsche dir ein frohes Weihnachtsfest und hoffe, du lässt es dir so richtig gut gehen. Bis bald. Hab dich lieb!“ trällert ihr Helenas gut gelaunte und fröhlich klingende Stimme aus dem Lautsprecher entgegen. „Ich hab dich auch lieb, mein Schatz“, kommt es leise über Alexandras leicht bebenden Lippen und Tränen kullern über ihre Wangen. Traurigkeit, Wut, Verzweiflung und Einsamkeit - genau das scheinen also ihre diesjährigen Weihnachtsbegleiter zu sein. Auf dem Weg in die Küche kommt Alexandra am großen Spiegel im Flur vorbei. Ungekämmt, verheult und in Schlabberklamotten gehüllt, glotzt ihr ihr Spiegelbild entgegen. Sie bleibt stehen und streckt ihm ihre Zunge raus. „Arme, alte, verbitterte Frau“, spricht sie es an, „was hast du eigentlich erwartet? Hast du auf Dankbarkeit gehofft? Hast du auf Harmonie gehofft?“ Ihre Stimme wird immer lauter und verächtlicher. „Wie bescheuert bist du eigentlich?“ Eine Antwort erhält sie natürlich keine, weshalb sie weiter Richtung Küche schlurft.
Mit fünf Tellern, Messern, ein paar Brötchen, etwas Marmelade und Butter kehrt Alexandra zurück und deckt den großen Tisch im Essbereich des Wohnzimmers. Sogar eine Kerze zündet sie an. Es ist ja schließlich Weihnachten, da gehört sich das ja so. So, nun kann das Frühstück beginnen. Wenn sie schon mal da sind, ihre ungeladenen Gäste: Traurigkeit, Wut, Verzweiflung und Einsamkeit, dann sollten sie doch auch mit ihr essen und ihr Gesellschaft leisten, dann sind sie wenigstens für irgendwas nütze.
Mürrisch beißt sie in ihr Brötchen und kaut deutlich hörbar. Ihr ist gerade alles egal. Sie ist allein, sie kann sich benehmen, wie sie will. Allmählich beruhigen sich ihre aufgewühlten Emotionen und sie stellt sich vor, irgendjemand hätte das alles in der letzten Stunde heimlich beobachtet. Alexandra beginnt schallend zu lachen. Ja. So! Genau so fühlt es sich vermutlich an, wenn man verrückt wird. Alexandra schüttelt nur noch schmunzelnd den Kopf. Den Rest des Vormittags verbringt sie damit, ihr Wohnzimmer wieder in Ordnung zu bringen und ein kleines Wellness-Programm zu zelebrieren. Erholt und wieder gesellschaftstauglich beschließt Alexandra, den frühen Nachmittag mit einem Spaziergang zu verbringen.
Lange überlegt Herr Wagner, ob er die Weihnachtskarte einfach in den Briefkasten werfen oder besser klingeln soll. Irgendwie fällt ihm aber keine plausible Erklärung ein, die einen solchen Vorstoß in Alexandras Privatsphäre rechtfertigen könnte. Was weiß er schon über sie? Sie ist seine Schülerin. Nicht mehr und nicht weniger. Egal, was hat er schon zu verlieren? Herr Wagner drückt den Klingelknopf und wartet. Nachdem die Melodie der Klingel verklungen ist, lauscht er nach einem Geräusch, aber im Inneren des Hauses regt sich nichts. Enttäuscht und gleichzeitig erleichtert wirft er den Brief in den dafür vorgesehenen Schlitz in der Haustür und geht.