Verantwortung abgeben/übernehmen

      Verantwortung abgeben/übernehmen

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      Angeregt durch mehrere neue Threads würde ich gerne mal wissen, liebe subs, wann gebt Ihr Verantwortung ab und liebe Doms, wann seid Ihr bereit Verantwortung zu übernehmen.

      Kurz aus meiner sub-Sicht, ich brauche erstmal eine gute Basis, das nötige Vertrauen und kann dann langsam beginnen Verantwortung abzugeben.
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall

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      Als Sub habe ich die Verantwortung (oder Pflicht), meine Grenzen klar vorher zu kommunizieren.
      Als Top habe ich die Verantwortung/Pflicht, diese Grenzen der Sub zu achten. Tue ich das nicht, riskiere ich einen Absturz und damit eine Katastrophe, die mit einem (kompletten) Verlust des Vertrauens einhergeht. Als Top muss ich meine Sub jederzeit genauestens im Auge behalten, um ggf sofort abbrechen zu können, denn manchmal funktioniert das mit dem Safeword auch einfach nicht.

      Dieses Reglement muss ich mir vorher durch klare Absprachen erarbeiten. Ob man das schriftlich als Vertrag festhalten muss, mag man diskutieren.

      Gerade wenn ich es mit einem Anfänger zu tun habe, sollte ich mich hüten, einfach mal so "etwas auszuprobieren" und es "mal so laufen zu lassen", denn ich weiß nie, ob ich nicht irgendwelche Trigger erwische, von denen mein Gegenüber evtl selber keine Ahnung hat. Und gerade als Sub ist man verletzlicher, weil man sich dem anderen ausliefert, und umso vorsichtiger und aufmerksamer muss Top auf Sub achten.

      Für meine Begriffe ist ein "Laufenlassen" kein Freifahrtschein für hemmungsloses Herumprobieren, denn genau das ist verantwortungslos! Wenn ich mit meinem Partner ein eingespieltes Team bin, dann sollte ich davon ausgehen können, dass der andere nichts macht, was mir schaden könnte, aber einem Anfänger den Tipp zu geben, es " einfach laufen zu lassen", finde ich ganz gefährlich!
      Meine Beiträge sind auf der Ebene der Selbstoffenbarung gesendet, nicht mehr und nicht weniger, an dieser Stelle ein Gruß an Friedemann! :sekt:

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      Für mich kommt es darauf an über welche Form von Verantwortung und über welche Beziehungsart bzw. welchen Kontext wir hier reden.

      Ich für meinen Teil gebe im Vertrauen „Entscheidungen und Führung“ ab und erwarte von meinem Gegenüber einen verantwortungsvollen Umgang mit dieser Macht. Je gefestigter die Beziehung und je größer das Vertrauen, desto mehr ist möglich - immer vorausgesetzt beide möchten das so.
      Im sexuellen Dingen finde ich die Abgabe deutlich einfacher, reden wir über D/S im Alltag und vorallem über tiefergehende Entscheidungen so brauche ich eine gefestigte Beziehungsbasis.

      Und auch wenn mein Partner Verantwortung übernimmt, so entbindet dies mich nicht von meiner eigenen. Habe ich ein schlechtes Gefühl bei den Dingen oder sehe ich eine Sache anders so kommuniziere ich das und im gegenseitigen Respekt und Verständnis sollte sich dann ein Weg finden lassen.

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      Ich konnte bisher überhaupt nur in einer gefestigten Beziehung wirklich Verantwortung abgeben. Also ja: eine gute Basis und Vertrauen sind nötig. Zur Basis gehört: zu wissen, dass mein Gegenüber verantwortungsbewusst ist, weiß, was es tut, Risiken im Blick hat, auf mein Wohlergehen achtet und Zuneigung für mich als Mensch empfindet.

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      Beitrag von Anthophila ()

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      "Die Verantwortung übernehmen" ist für mich ein schleichender Prozess.
      Das fängt jedoch schon ganz an Anfang an. Wenn es bspw um den Ort des ersten Dates geht. Das kann und will ich auch nicht Sub überlassen.
      Und ich bin mir sicher, dass allein schon diese kleine Sache bei Sub (mehr oder weniger unbewusst) wirkt.
      Merke ich, dass es Potential für ein weiteres Date gibt, dann initiiere ich die Absprache dazu und mache erste Vorschläge.

      Jetzt könnte man fragen, ob das Übernehmen von Verantwortung ist. Ich sage ja. Denn, wer führt übernimmt auch Verantwortung. Das wirkt auf unbewusster Ebene.
      Und mit jedem weiteren Schritt setzt sich dieser Prozess fort.
      Solange Sub sich gesehen, verstanden und in ihrer speziellen Art und Weise wahrgenommen fühlt, kann ich - Schritt für Schritt - weitergehen.

      Was ist jetzt zuerst da? Führung oder Vertrauen? Das webt sich ineinander und versteckt sich in der Dynamik des Kennenlernens.
      Existence could not resist the temptation of creating me

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      Existentmale schrieb:

      Was ist jetzt zuerst da? Führung oder Vertrauen? Das webt sich ineinander und versteckt sich in der Dynamik des Kennenlernens.
      Vertrauen weil ich auf den Ort eingehen würde, tue ich das nicht ...

      Übrigens würde ich Dich vorschlagen lassen aber bestimmen beim ersten Date????
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      Evelyn Beatrice Hall

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      Es ist ne kleine Willenserklärung, ein Angebot:“ das mit Dir lässt sich gut an, wir treffen uns dort“ von ihm…
      (Implizit signalisiert das auch schon eine Entscheidung zum Vertrauen unbekannterweise in sie, was anderes wäre ja verschwendete Zeit). Muss sie nicht annehmen.

      Sie nimmt an (er scheint jetzt kein ungeheuer zu sein) - Entscheidung erstmal zu Vertrauen.

      Führung, ja im kleinen Sinne.
      Verantwortung, noch nicht direkt.
      Außer dass es kein Café ist, indem man Gefahr läuft eine Lebensmittelvergiftung zu bekommen. Oder im dunklen Wald.

      Der Rest des Füllhorns an Vertrauen und Verantwortung ergibt sich dann in der Folge. Oder auch nicht.

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      Hera schrieb:

      ich würde viel lieber, gerade auch von Topseite mal hören wie das mit der Übernahme von Verantwortung ist.
      Das ist eine interessante Frage. Dann schreibe ich mal aus meiner bescheidenen Erfahrung als (hauptsächlich Rope) Top.

      Ich muss die Person sympathisch finden.

      Ich muss den Eindruck haben, dass ein ausgewogenes Geben und Nehmen stattfindet und mein Gegenüber mir Wohlwollen und Wertschätzung entgegenbringt.

      Dann kommen überhaupt erst die Verantwortungsaspekte zum tragen.

      Absolute Notwendigkeiten:
      - Ehrlichkeit
      - die Akzeptanz, Dinge langsam angehen zu lassen, ist absolute Voraussetzung. (Ich brauche auch als Top Zeit, um mit einer neuen Person warm zu werden)
      - die Bereitschaft zu Aftercare (brauche ich manchmal auch als Top, z.B. nach schnellem Abfesseln) und Bereitschaft bei einem Top Drop da zu sein und zu unterstützen
      - kann und will sich in einem gewissen, vorher abgesteckten Rahmen fallen lassen, entspannen, geschehen lassen (sonst bringt mir das nichts. Attraktiv finde ich Menschen, die sich aufs Ausprobieren einlassen)

      Schwierig:
      - ich frage "was wünschst du dir" und bekomme ein "mach einfach was du willst" zurück (im Zweifelsfall will ich dann gar nichts :icon_lol: Da gibts höchstens ein paar Klapse auf den Po, aber ich glaube nächstes Mal gibts ein "ich hab eine Frage gestellt und will, dass du sie mit 1-3 konkreten Wünschen beantwortest" :D )
      - bereits kommunizierte Grenzen erneut thematisieren (nein, ich mache keine Half-Suspensions, auch nicht in naher Zukunft)
      - kann eigene Grenzen nicht gut erkennen oder hat Probleme "nein" zu sagen (schwierig, aber kein unüberwindbares Hindernis, solange die Person bereeit ist zusammen daran zu arbeiten. Es ist wichtig, irgendwann an den Punkt zu kommen, wo ich vertraue, dass die Kommunikation ohne meine ständige Besorgnis klappt. Sonst kann ich gar nicht in einen Flow zu kommen)
      - ist unachtsam (vorm Fesseln aufs Klo, beim Fesseln direkt sagen, wo was zwackt. Alles andere artet garantiert in Stress aus)

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      Grundsächlich bin ich der Meinung, dass jeder Mensch eine persönliche Verantwortung für sich selber tragen sollte.

      Im BDSM Kontext kann die Kontrolle sicherlich dem zeitweise DOM übergeben werden.
      Aber auch das nur wenn hier die Rahmenbedingungen vorher kommuniziert wurden, Vertrauen besteht und das " Bauchgefühl" stimmt.

      Ansonsten kann ich dem folgenden nur zustimmen.


      Leia schrieb:

      Gerade wenn ich es mit einem Anfänger zu tun habe, sollte ich mich hüten, einfach mal so "etwas auszuprobieren" und es "mal so laufen zu lassen", denn ich weiß nie, ob ich nicht irgendwelche Trigger erwische, von denen mein Gegenüber evtl selber keine Ahnung hat. Und gerade als Sub ist man verletzlicher, weil man sich dem anderen ausliefert, und umso vorsichtiger und aufmerksamer muss Top auf Sub achten.
      Natürlich hat jeder ein Recht auf meine Meinung.

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      Salt&Pepper schrieb:

      Als Sicherheit hab ich mein Safeword (das ich trotzdem sehr selten benutzen muss). Darauf verlässt er sich.
      Ergänzend: ich muss mein Safeword deshalb kaum benutzen, weil er mich tatsächlich lesen bzw. meine Reaktionen analysieren kann, um dann entsprechend (verantwortungsvoll) zu handeln.

      Und, dass es für ihn kaum Grenzen gibt, ich somit ein entsprechendes Mass an Eigenverantwortung einbringen muss, darauf wies er mich bereits vor dem ersten Date hin.
      Ich hätte mich vermutlich nicht darauf einlassen können, hätte ich ihn nicht von Anfang an als sehr offen und reflektiert wahrgenommen.

      Wir achten darauf, dass wir uns weder selbst, noch gegenseitig Schaden zufügen.

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      Hera schrieb:

      Existentmale schrieb:

      Was ist jetzt zuerst da? Führung oder Vertrauen? Das webt sich ineinander und versteckt sich in der Dynamik des kennenlernens.
      ...



      Übrigens würde ich Dich vorschlagen lassen aber bestimmen beim ersten Date????
      Ich weiß nicht was du speziell machen würdest. Mein Beitrag war jetzt nicht explizit auf dich ausgerichtet. ;)

      Ich kann mir jedoch vorstellen, dass, wenn sich zwei Menschen kennenlernen, es vor dem ersten Date schon Kommunikation gibt. Und je nachdem wie beide sich geben und gegenseitig erleben, kann es sehr gut möglich sein, dass sie seinen Vorschlag akzeptiert - ohne zu hingefahren.
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      Existentmale schrieb:

      Ich weiß nicht was du speziell machen würdest. Mein Beitrag war jetzt nicht explizit auf dich ausgerichtet. ;)
      .
      Nein aber Du hast eine konkrete Situation beschrieben, wie Du handelst und ich bin darauf konkret eingegangen, wie ich reagieren würde ;) .

      Ebenfalls konkret habe ich auf Deine Frage geantwortet, dass Vertrauen für mich vor der möglichen Führung kommt.

      Ich hoffe, dass meine Antwort für Dich, hier konkret an als Dich gerichtet, nun klarer ist.
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      Evelyn Beatrice Hall

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      Ich starte mal global mit meiner Sicht auf Verantwortung. Imho trägt jeder Mensch die Verantwortung für sich selber, mit allem was er tut, sagt, denkt, fühlt, und was er nicht tut und nicht denkt und nicht fühlt. Das ist so wie mit der Wahrheit: Die ganze Wahrheit, nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit.

      Aber das bedeutet nicht, das Verantwortung über sich selber nicht auch abgegeben werden kann und die Verantwortung von jemand anderen übernommen werden kann. Vom Bergführer über den Anwalt.... auch als Chef hast du eine Fürsorgepflicht.
      Man behält hoffentlich immer die bewusste Verantwortung bei sich, wen man da dann ans Ruder lässt. Blindes Vertrauen ist gefährlich.

      Meine private These ist: Wenn ich mir selber vertrauen kann, kann ich auch anderen vertrauen. Oder eben auch nicht vertrauen. Ich vertraue meiner Wahrnehmung.

      Im Kontext BDSM wird es natürlich subtiler und kniffliger, finde ich. Als Dom/Top hast du eben nicht nur die Freude an der Macht, sondern auch die Verantwortung für das Wohlergehen deiner Sub. Im Zweifel steht das immer über dem Eigeninteresse.
      Für mich funktioniert das nur, wenn das Vertrauen dafür da ist, ein gegenseitiges Vertrauen und vertraut sein. Ich möchte in die Wahrnehmungsfähigkeit und das Gespür der Sub für sich selber vertrauen können. Und sie sollte mir vertrauen können, das ich genau mitbekomme, wo und wie sie sich befindet. Trotz aller Dynamik des Geschehens.
      Da gehört für mich natürlich auch viel nonverbale Kommunikation dazu. Augenkontakt, Mimik, Hand halten..... Stimme, Geruchssinn,

      Um dafür den Rahmen schaffen zu können, muss man natürlich auch mit einander offen reden können. Sehr offen sogar.
      Für mich als Gefühlskaspar kommt noch dazu, das auch die Chemie stimmen muss, und die Sub und ich ein schönes Maß an gegenseitiger Zuneigung empfinden.
      Es gab Momente, da fand ich die Verantwortung drückend, die mit der Machtübergabe verbunden war. Genau dann, wenn ich das Gefühl hatte, da will jemand die Eigenverantwortung loswerden und sucht einen Dummen dafür. Hüstel, das soll manchmal vorkommen...

      Also, wann bin ich bereit für die Verantwortung? Wenn die kommunikative Ebene da ist, das Vertrauen in mich und in die Sub groß genug ist, der Zuneigungskoeffizient da ist (cooles Wort, oder?).
      Dann kann die Reise beginnen.
      Bevor du liebst, lerne, über den Schnee zu gehen, ohne Spuren zu hinterlassen.

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      wie das mit der Übernahme von Verantwortung ist.......

      Ich denke es ist auch ein gewisses Wechselspiel........und welche Verantwortung wofür.

      Sub muss die Verantwortung auch abgeben können.....wie die Vorraussetzungen dafür sein müssen ist sicherlich sehr unterschiedlich.

      Und Dom muss dieses annehmen wollen und sich dazu auch in der Lage fühlen.....sowas kann auch Tagesform abhängig sein.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.

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      Als Top bin ich immer wieder erstaunt, wie schnell mir Männer ihr Vertrauen entgegen gebracht haben.
      Habe mal eine zeitlang professionell gearbeitet und man spricht vor einer Session kurz miteinander und los geht's.
      Auch bei reinen Spielbeziehungen sind wir schnell ins spielen gekommen.
      Ich weiß nicht, ob das Männern eh leichter fällt als Frauen, aber mir was es als Top wichtig, authentisch und ehrlich zu sein.
      Wenn ich etwas nicht mag oder noch nicht ausprobiert habe, dann sage ich das.
      Und diese Ehrlichkeit habe ich von meinen Subs auch immer erwartet.
      Eigenverantwortung gehört einfach dazu, aber je besser ich jemanden kenne, desto mehr darf er davon an mich abgeben