Haben es männliche Subs schwerer?

      Haben es männliche Subs schwerer?

      Ein fröhliches Hallo in die Runde! :D

      Ich bin neu hier und noch nicht so ganz vertraut mit Technik und Themen, freue mich aber schon jetzt auf einen interessanten, offenen und respektvollen Austausch im Forum.

      Als männlicher Sub habe ich oft das Gefühl, dass submissive Männer es schwerer haben, ihre Unterwürfigkeit zu leben, als weibliche Subs.
      Bezahl-Service sind in dieser Betrachtung ausdrücklich ausgenommen.

      Im historischen Gesellschaftsbild ist der Mann stark, aktiv und dominant.
      Bei Frauen ist die dienende Hingabe über breite Bevölkerungsschichten anerkannt.
      Diese Strukturen haben sich im Zuge der Emanzipation zwar etwas entspannt,
      ich spüre allerdings immer noch die alten Muster und damit verbundenen Erwartungen recht stark.
      Privat wie beruflich.
      Ein Outing kommt für mich daher nicht in Frage.
      Wenn man an einer ernsthaften Beziehung interessiert ist, macht es das nicht einfacher.

      Sehe ich das zu verspannt?
      Ist es eigentlich viel leichter?

      Wie seht ihr das?
      "Der gesunde Menschenverstand ist nur eine Anhäufung von Vorurteilen,
      die man bis zum 18. Lebensjahr erworben hat."
      -Einstein -
      Guten Abend,

      ich stimme dir da zu 100 % zu. Von Männern/männlich gelesenen Personen wird automatisch immer eine gewisse Stärke/Dominanz erwartet. Das gängigste Bild sind immernoch submissive Frauen. Sei es in den Medien, auf Messen, in Gesprächen usw.
      Das Jahrtausende geprägte Männerbild suggeriert eben den starken, dominanten und "alles beherrschenden" Kerl.
      In der Szene ist es mittlerweile deutlich einfacher und wird an sich so gut wie nie "hinterfragt", aber spricht man nun mit "Außenstehenden" darüber, erntet man durchaus schiefe Blicke. Und das nicht mal zwingend wegen BDSM an sich. Es wird aber einfach jedes Mal angenommen, dass der weibliche Part dann der submissive ist.

      Was die über Generationen geprägte Rollenverteilung eben so angerichtet hat.
      LG

      JL
      Weißt Du, als queere, mehr dominant agierende Switcherin verstehe ich Dich voll und ganz. Gleichzeitig lese ich das so oft, dass sich Personengruppen – devote Männer – darüber lamentieren, dass sie ja gar nicht ihre Neigung ausleben können, in den Rollen der Männer gefangen sind und sich fast schon die ganze Welt gegen sie stellt, nur weil sie devot sind.

      Es sind auch immer dieselben Argumente: Ich kann mich nicht outen, mich akzeptiert niemand, eine Partnerin finde ich nicht. Und das ist das, woran ich mich immer wieder störe. Denn ich kenne genügend devote Männer, die selbstbewusst mit ihrer Neigung umgehen- die sich selbst akzeptieren. Klar kannst Du sagen, dass Du in den gesellschaftlichen Zwängen nicht das Gefühl hast, Dich als devoter Mann ausleben zu können, aber sind wir mal ehrlich: Am Ende wird jede Deiner Entscheidungen von DIR getroffen. Entscheidest DU Dich dazu, bewusst diese sozialen Erwartungen weiterhin zu erfüllen oder entscheidest DU Dich dazu, Dich bewusst dagegen zu stellen? Da letzteres einfach mit verdammt viel Aufwand, Ärger und Anecken einherkommt – ich wiederhole: als queere, mehr dominant agierende Switcherin verstehe ich Dich wirklich vollkommen – wird gerne eher die erste Variante mit dem dazugehörigen Beklagen gewählt.

      Versteh‘ mich nicht falsch, es ist wichtig und richtig, darüber zu sprechen. Aber man kann noch so viel jammern, wenn man nichts tut. Du und NUR Du entscheidest Dich jeden Tag AKTIV und BEWUSST, wie Du Dein Leben leben willst – das kann niemand anderes für Dich machen. Und entweder, Du entscheidest Dich dafür, dass Du den gesellschaftlichen Trott so unterstützt und im dunklen Kämmerlein dann beklagst, wie blöd alles ist. ODER Du suchst einen für Dich (!) passenden Weg, Neigung und Persönlichkeit zu kombinieren. Das heißt nicht, dass Du jetzt plötzlich die ganze Welt verändern sollst, das kann man ja auch gar nicht, aber es fängt bei Dir innen drin an.

      Ich weiß, dass ich mich hier trotzdem in einer luxuriösen Position finde, denn nicht jeder kann von Anfang an sein Umfeld entsprechend aussuchen. Aber ich meine damit, dass Du jeden Tag die Möglichkeit hast, etwas zu verändern. Braucht es ein Outing? Wenn es für Dich wichtig ist, dann überlege, wie Du es machen kannst und, viel wichtiger, ob die betroffene Person dafür überhaupt die RICHTIGE ist. Ich sag das jetzt mal ganz hart: Wenn Dein „bester Freund“ Dich dafür fertig machen würde, dass Du devot bist, weil sowas nicht in die Rolle des Mannes passt, dann ist er entweder nicht die Person, mit der Du über das Thema sprechen solltest oder vielleicht nicht der richtige Freund. Natürlich wünscht man es sich von gewissen Personen, dass sie einen akzeptieren, aber oftmals ist die Wunschvorstellung einer Person nicht die Realität, wer diese Person wirklich ist. Sprich: Du hast von Anfang an „verloren“, denn die Realität des Charakters, den Du Deinen Freund nennst, wird Dich auch in hundert Jahren nicht akzeptieren. Aber was bringt es Dir, Dich deswegen fertigzumachen. Als Alternative wäre hier zum Beispiele eine schöne Freundschaft mit einer Person aus der Szene möglich. Es macht viel aus, ob ich mit meiner besten Freundin spreche oder mit meiner, sag ich mal, besten BDSM-Freundin. Es sind einfach zwei unterschiedliche Dinge.

      Es tut mir leid, wenn mein Kommentar hart rüberkommt. Denn von außen lässt es sich immer leicht reden. „Du musst einfach alles ändern, dann wird’s besser“ ist weeesentlich leichter gesagt, als getan.
      Aber überleg doch mal. Du nimmst ja schon die innere Haltung auf, dass es männliche Subs so viel schwerer haben, etc. Wenn Du selbst schon die Haltung gegenüber Dir selbst hast, dann können andere das umso mehr nutzen. Wenn Du aber eine Person bist, die wirklich keinen Deut drauf gibt, was Andere denken (und da kenne ich einige männliche Subs, die diese innere (!) Haltung haben), dann nimmt das den dummen Kommentaren schon 90% Wind aus dem Segel. Wenn Leute verstehen, dass sie Dich mit Worten nicht treffen können, dann lassen sie Dich meistens in Ruhe.

      Außerdem kommt es immer auf den Kontext an. Möchtest Du Dich gegenüber Deiner Partnerin bspw. outen, um mit ihr Deine Sexualität auszuleben – dann musst Du, je nachdem, einen Kompromiss finden, dass auch ihre Sexualität ausgelebt werden kann. Auch da wieder: Manchmal passt es aber dann einfach nicht und man muss gemeinsam nach anderen Lösungen suchen.

      Zuletzt: Wenn Du nach einer ernsthaften Beziehung suchst, kann und muss eine devote Neigung kein Ausschlusskriterium sein. Dafür musst Du aber die RICHTIGE Plattform nutzen. Wenn Du bspw. auf Tinder nach einer dominanten Langzeitbeziehung suchst, dann bist Du halt einfach falsch. Es gibt genügend Szeneportale, die Datingmöglichkeiten anbieten. Oder Du gehst auf Stammtische, raus unter die Leute, denn Onlinedating.. ja, das ist noch einmal so ein Thema.

      Also, kurzgefasst: Ich verstehe Dich. Ich verstehe Deinen Frust. Aber Du hast dennoch die Macht, jeden Tag was zu ändern. Und es fängt klein an, bei Dir, bei Deiner persönlichen Einstellung. Siehst Du Devotion als was Schwaches oder nimmst Du es entgegen, begrüßt es als einen Teil von Dir?
      Vielen Dank für deine „heftigen“ Gedanken. Ich sehe darin deine Anteilnahme, das ist schön!

      Ich nehme gerne mit, dass es wichtiger ist, darauf zu achten, dass Freunde, andere Menschen, meine Neigung akzeptieren, als missionieren zu wollen oder sich über Ignoranz zu ärgern.
      Meine bisherigen Erfahrungen sind sehr personenbezogen, das passende Social Life fehlt mir vermutlich.
      Die innere Haltung aktiv nach außen leben.

      Hanako schrieb:

      Also, kurzgefasst: Ich verstehe Dich. Ich verstehe Deinen Frust. Aber Du hast dennoch die Macht, jeden Tag was zu ändern. Und es fängt klein an, bei Dir, bei Deiner persönlichen Einstellung. Siehst Du Devotion als was Schwaches oder nimmst Du es entgegen, begrüßt es als einen Teil von Dir?
      Persönlich sehe ich in meiner Devotion eine Stärke. Ich erkenne die ritterlichen Aspekten in mir (siehe Wiki):
      Demut
      Höflichkeit
      Tapferkeit
      Zurückhaltung
      Großzügigkeit
      Dienstbarkeit
      Beständigkeit
      Treue
      Würde
      Wohlerzogenheit
      hingebungsvolle Liebe

      Den submissiven Anteil muss ich noch besser integrieren. ;)
      "Der gesunde Menschenverstand ist nur eine Anhäufung von Vorurteilen,
      die man bis zum 18. Lebensjahr erworben hat."
      -Einstein -