BDSM und Tantra

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      BDSM und Tantra

      Hallo, ich habe vor einiger Zeit eine psychedelische Reise unternommen und dabei viel über mich herausgefunden (und meine langjährigen Depressionen geheilt). Dies hat dazu geführt, dass ich begonnen habe, mich für Spiritualität und dabei vor allem für Tantra zu interessieren. Da ich aber auch weiterhin auf BDSM stehe (bin in erster Linie Sadist), frage ich mich, ob man beide Praktiken miteinander verbinden kann. Hat da bereit einer Erfahrung sammeln können. Ich bin zur Zeit Single, weswegen ich das nicht mit einer Partnerin zusammen erforschen kann, deswegen will ich mal hier im Forum nachfragen, was andere so für Erfahrungen haben.
      Schmerz ist ein Geschenk der Götter
      Hallo @Dominus Nox, ich war mit meinem damaligen Dom auf der Passion bei einem Workshop zu dem Thema.
      Ich hab hier: BDSM meets Tantra - November 2019 etwas dazu geschrieben, fand die Mischung sehr reizvoll.
      Wie die Domina hieß, weiß ich leider nicht mehr.
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -
      Guck, hier ist noch ein Bericht:
      BDSM meets Tantra - als uns die Domina an die Hand nahm...

      Und da steht auch der Name der Dozentin, es war dieselbe wie bei uns.
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -

      MissTreat schrieb:

      Was wäre denn deine konkreten Fragen?
      Ich habe eher eine allgemeine Frage. Beim sadistischen Spiel arbeite ich viel mir Schmerz, Hauen, Würgen, Haare ziehen usw. Dies ist beim Tantra ja eher unüblich, bzw. kontraproduktiv, da es ja um sinnliche Erfahrungen geht und ein zu großer Schmerz vermutlich alle anderen Erfahrungen übertüncht. Trotzdem glaube ich, dass die Polarität beim BDSM gut zum Tantra hereinpasst, vor allem da es (zumindest bei meinem BDSM) auch um Erleuchtung geht (Subspace). Wie hast du dieses Dilemma auflösen können?
      Schmerz ist ein Geschenk der Götter
      Ja, genau darum ging es. Es ist ein Wechselspiel von sanft zu härter. Ich schreibe mal "härter" und nicht "hart". Bin auch Sadistin.
      Ich habe mit unterschiedlichen sinnlichen Materialien gearbeitet.
      Bürsten, Rosshaarpeitsche, Federn, Nervenrad, Wachs, Kälte, Klemmen, Strom, Flogger...
      Und natürlich mit meinem Körper, z.B kneifen, kratzen, trampling..
      Je nach Vorlieben. Aber immer noch in der Intensität so angepasst, dass wieder ein Wechsel zu sanft möglich war.
      Ich habe es allerdings nicht erlebt, das Gäste in den Subspace gerutscht sind, so wie wir es vielleicht aus dem BDSM kennen. Dafür fehlt dann tatsächlich die Monotonie. Da ist dieser Wechsel eher kontraproduktiv.

      Was man vielleicht vorher gar nicht bedenkt, sind ganz praktische Herausforderungen.
      Zum Beispiel das Körperöl und die Materialien. Das geht nicht immer zusammen und sollte vorher durchdacht sein ;)

      Mich haben aber zunehmend die Erwartungen der Gäste an diese Massage davon Abstand nehmen lassen. Die waren nämlich höchst unterschiedlich.
      DAS ....ist ganz und gar kein Dilemma ,es sind zwei unterschiedliche Pole ,die sich im besten Falle gegeneinander energetisch hochschaukeln und dann im Licht aufgehen...

      Es ist davon abhängig, wie gut beide Erlebensweisen ineinander und miteinander verschmelzen♾️ können und zum Anderen auch eine
      Frage der Konditionierung .....,d.h.wie sehr Du "Herr über ihre Sinne" sein kannst und willst. :love:

      MissTreat schrieb:

      Was man vielleicht vorher gar nicht bedenkt, sind ganz praktische Herausforderungen.
      Zum Beispiel das Körperöl und die Materialien. Das geht nicht immer zusammen und sollte vorher durchdacht sein
      Witzig, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Wobei ich tatsächlich glaube, dass bei meinem, eher körperbetonten Til, vielleicht einfacherer sein könnte. Na mal sehen, die nächste Beziehung kommt bestimmt, da probiere ich das mal mit ihr aus.


      Noctua schrieb:

      DAS ....ist ganz und gar kein Dilemma ,es sind zwei unterschiedliche Pole ,die sich im besten Falle gegeneinander energetisch hochschaukeln und dann im Licht aufgehen...

      Es ist davon abhängig, wie gut beide Erlebensweisen ineinander und miteinander verschmelzen♾️ können und zum Anderen auch eine Frage der Konditionierung .....,d.h.wie sehr Du "Herr über ihre Sinne" sein kannst und willst.
      Ja, das ist der spirituelle Effekt an welchen ich auch gedacht habe. Und ja, ich will auch gerne mit den Sinnen, Sinnüberreizung, Sinnesentzug und ähnlichen Sachen spielen. Ein Freund von mir, der sich inzwischen vom BDSM (laut eigener Aussage) abgewandt hat und komplett im Tantra aufgegangen ist, hat bei einem Dreier zusammen mit einer Freundin sie mal zum Organismus und squirten "gezwungen". Ich bin mir nicht sicher, ob man diese, eher dem BDSM zugehörige Handlung, auch dem Tantra zuordnen könnte, weil die Techniken, die er benutzte, aus seinen Tantralehrgängen kamen, nur die Art wie er sie benutzte war anders.
      Schmerz ist ein Geschenk der Götter
      Ja, die Tantra/BDSM Kombination bringt ganz neue Herausforderungen mit sich :peitsche1:
      Zum Beispiel die liegende Position und eine zu weiche Matratze beim nutzen von Schlagwerkzeugen.

      Einen Orgasmus habe ich noch nicht erzwungen, aber Edging war schon dabei.
      Wenn man das als Dienstleistung anbietet, hat man natürlich auch noch den Zeitfaktor bei der Planung im Hinterkopf.

      Wünsche dir viel Spaß beim ausprobieren. Vielleicht findest du ja wen passendes in Tantra oder BDSM Gruppen. Im JC gibt es sogar eine extra Gruppe dafür.

      Dominus Nox schrieb:

      Ich bin mir nicht sicher, ob man diese, eher dem BDSM zugehörige Handlung, auch dem Tantra zuordnen könnte, weil die Techniken, die er benutzte, aus seinen Tantralehrgängen kamen, nur die Art wie er sie benutzte war anders.
      Meist kennen sich Tantriker sehr gut mit den energetischen Zentren ,den Verlauf der orgastischen Wellen,der Lage und der Verbindungen der neuronalen Netze aus .... :yes:
      Man kann für beide Geschlechter unterschiedliche Techniken ( am lingam /an der yoni) lernen und kann erlernen ,wie Sensibilisierung funktionieren kann.----,>raumgreifend...ganzer Körper mit einbindend.

      In diesem Sinne kann man dazu dann auch "stoffliche" Reize anwenden .
      Je besser man jemanden kennt(Sinneslandkarte) ,umso eher wird man dessen Vorlieben für bestimmte Sinnesqualität gewahr.
      Im Tantra schafft man ein möglichst entspanntes Setting(Kopf und Körper),um dann den Körper frei entscheiden zu lassen,was er brauch und will ...

      Ist man ein einfühlender ,wissender ,beobachtender Begleiter ,kann man natürlich diese Techniken auch langsam in ein zwingendes Setting einbauen ...

      Der "Tantriker" würde das aus seiner Beziehung und spirituellen Einstellung heraus zum Empfangenden so niemals fokussieren...,
      aber es ist durchaus möglich,
      die Methoden und Techniken zur Orgasmuskontrolle- oder Folter zu nutzen in einem bdsm-lastigen Setting.

      Konditionierung kann da dann ein wichtiges ,richtiges Mittel zum Zweck sein.
      Ein spannendes Thema! Ich möchte einige beachtenswerte Aspekte aus meiner Sicht beleuchten:


      1. Klassischer Tantrismus vs. Neo-Tantrismus
      Klassischer Tantrismus ist eine spirituelle Praxis mit tiefgehenden Ritualen, die oft mit hinduistischen und buddhistischen Traditionen verbunden sind. Dabei stehen Meditation, Mantras, Chakren und die Transzendenz des Egos im Vordergrund. Sexualität kann ein Bestandteil sein, ist aber nicht zwingend.

      Neo-Tantrismus hingegen ist eine moderne westliche Interpretation, die den Fokus stark auf sexuelle Energie, Ganzkörperorgasmen und körperliche Sensibilisierung legt. Dieser Ansatz ist deutlich körperbetonter und wird häufig mit Massage-Techniken kombiniert. Während der klassische Tantrismus ein rein spiritueller Weg sein kann, nutzt der Neo-Tantrismus körperliche Erfahrung als Mittel zur Erweiterung des Bewusstseins.

      2. Wahrnehmung von Tantra in der BDSM-Community
      In der BDSM-Community wird Tantra gerne als eine Form der Bewusstseinserweiterung gesehen, die den Subspace verstärken oder anders erlebbar machen kann. Andere empfinden Tantra als zu „weich“ oder zu weit von der BDSM-Dynamik entfernt. Einige dominanten Personen, die sich mit Tantra beschäftigen, berichten, dass es ihre Fähigkeit zur Führung und zur bewussten Steuerung von Energie innerhalb einer Session verstärkt hat. Hingegen gibt es Submissive, die in tantrischen Atemtechniken oder in der Sensibilisierung der Körperwahrnehmung eine Form der Hingabe und Öffnung sehen, die sich mit BDSM-Erfahrungen ergänzen lässt.

      3. Unterschied zwischen Subspace und spiritueller Erleuchtung
      Hier gibt es durchaus Parallelen, aber auch große Unterschiede:

      • Der Subspace ist ein veränderter Bewusstseinszustand, der durch intensive BDSM-Erfahrungen entstehen kann. Er ist oft mit einem Gefühl der Loslösung, Euphorie oder Trance verbunden, kann aber auch durch Endorphinausschüttung und Schmerzverarbeitung entstehen.
      • Spirituelle Erleuchtung, wie sie im Tantra angestrebt wird, ist hingegen eher ein Zustand der absoluten Gegenwärtigkeit, des Einsseins mit sich und dem Kosmos.

      Während also der Subspace oft durch Dominanz und Kontrolle (bzw. deren Abgabe) entsteht, ist tantrische Erleuchtung eine Praxis der inneren Balance. Dennoch könnten beide Zustände über körperliche und meditative Techniken auf ähnliche Weise herbeigeführt werden.

      4. BDSM-Technik vs. Tantra-Erfahrungen
      Wie bereits in den bisherigen Beiträgen erwähnt wurde, kann eine Kombination beider Praktiken durch das bewusste Spiel mit Gegensätzen (hart/weich, Kontrolle/Hingabe, Schmerz/Lust) entstehen. Ein Wechselspiel zwischen intensiven und sanften Berührungen könnte das tantrische Prinzip der energetischen Erregung mit dem BDSM-Prinzip der Kontrolle verbinden. Einige Techniken, die sich für eine Kombination eignen könnten, wären:

      • Atemkontrolle als Mittel zur Intensivierung von Lust (nicht nur durch Einschränkung, sondern auch durch bewusstes Lenken der Atmung
      • Langsame Steigerung von Reizintensitäten (Feder – Kratzen – Peitsche – sanfte Berührung)
      • Orgasmuskontrolle oder -verzögerung mit tantrischen Techniken
      • Meditation vor oder nach einer Session zur Reflexion und Bewusstwerdung der Erfahrung

      Wie @MissTreat bereits sagte, gibt es dabei auch ganz praktische Herausforderungen, wie die Wahl der Materialien. Öl und gewisse Schlagwerkzeuge oder Klemmen sind zum Beispiel nicht immer kompatibel.

      Mein Fazit:
      Die Frage, ob BDSM und Tantra sich kombinieren lassen, würde ich mit einem klaren „Ja“ beantworten – sofern man offen ist, mit beiden Konzepten bewusst zu arbeiten. Während BDSM oft auf Kontrolle und gezielten Reizen basiert, kann Tantra diese durch Energiefluss und Bewusstseinslenkung erweitern. Ob das auch für einen Sadisten funktioniert, hängt stark davon ab, inwiefern das Spiel mit Polaritäten auch als eine Form der energetischen Kontrolle gesehen wird.
      "Der gesunde Menschenverstand ist nur eine Anhäufung von Vorurteilen,
      die man bis zum 18. Lebensjahr erworben hat."
      -Einstein -
      Ich finde, dass man beides sehr gut miteinander verbinden kann. Dabei spürt man eine sehr tiefe Verbindung zum Spielpartner. Man wird eins miteinander. Spanking z. B. lässt sich sehr gut mit Tantra kombinieren. Da ich Switcher bin kenne ich beide Seiten. Als masochistischer Part habe ich den Lustschmerz durch die tantrischen Rituale noch intensiver erlebt.