Hatte jemals jemand eine faire Chance?

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      Hatte jemals jemand eine faire Chance?

      Hatte jemals jemand eine faire Chance?

      Rückblickend auf mein bisheriges Leben stelle ich mir sehr oft die Frage, warum sind meine Beziehungen immer wieder gescheitert? Bin ich nicht beziehungsfähig? Wird es mir nach einer gewissen Zeit zu langweilig, immer mit ein und der selben Frau zusammen zu sein?

      Fragen über Fragen.

      Manchmal denke ich, dass ich mir die Antworten hierauf nie geben kann. Oder vielleicht doch?

      Ich drehe die Zeit mal zehn Jahre zurück. Ich war unbefangen, frei, neugierig auf das Leben, auf das, was mir im Laufe der kommenden Jahre so über den Weg laufen wird.

      Im Tierschutz habe ich einen Teil meines Zuhause gefunden, denn für mich ist es seit je her wichtig, denen zu helfen, die das alleine nicht können. Außerdem kotzt mich schon lange an, wie achtlos Menschen mit Tieren umgehen.
      Mal wieder die Möglichkeit, einen Pflegehund aufzunehmen, wobei der Verein sicher sein kann, dass ich einen Platz bei mir finden werde, damit der Vierbeiner nicht in der Tötungsstation bleiben muss um dort auf Tag x zu warten. In dieser oder in einer ähnlichen Situation haben wir uns kennen gelernt. Genau weiss ich das gar nicht mehr. Aber es war im Zusammenhang mit dem Tierschutz.

      Immer wieder haben wir Kontakt, wobei es anfangs ausschließlich um das Elend der Hunde geht und darüber, wie man helfen kann. Die Gespräche, die meist über icq stattfinden, werden persönlicher umso mehr wir merken, dass wir durchaus auch mal über andere Dinge schreiben können.
      Irgendwann erfahre ich von dir, dass du bi bist. Was dich noch interessanter macht. Denn durch das Schreiben bist du mir nicht mehr fremd, im Gegenteil. Oft wirkst du sehr vertraut, so, als würden wir uns schon ewig kennen. Dabei haben wir uns nicht einmal gesehen. Wir haben nur miteinander geschrieben.
      Das miteinander Schreiben wird intensiver, oft geht es bei unserem Chatten abends nicht einmal um den Tierschutz sondern um sehr persönliche Dinge.

      In einer Chatterei stelle ich „nebenbei“ die Frage, die nicht wirklich als solche formuliert ist. „Du stehst auf SM, oder?“ Ich weiss noch sehr genau, dass ich sehr gespannt auf deine Antwort bin, auf deine Reaktion überhaupt. Lange muss ich mich damit nicht beschäftigen, denn relativ schnell lese ich: „ja, das tu ich.“

      Ob wir an dem Abend näher auf das Thema eingegangen sind, weiss ich heute nicht mehr. Zumindest aber müssen wir das aber wieder aufgegriffen haben.

      Inzwischen werden auch unsere Emails länger, privater und ich behaupte jetzt, auch tiefer. In irgend einer Mail schreibe ich dir, wie ich dich sehe. Ich glaube, das war der Auslöser dafür, warum der Austausch über Emails dann immer intensiver, länger und eben auch fast ausschließlich privat ist.
      Wir fangen an, uns Sessions zu beschreiben, die wir miteinander erleben. Und dann ist irgendwann klar, dass wir uns sehen wollen, was wir bis dahin nämlich nicht getan haben. Und es ist auch klar, dass wir uns nicht nur sehen wollen. Nein, wir wollen auch das erleben, wovon wir schreiben, denn inzwischen fühlt sich das alles so real an. Fühlst du dich so real an-

      Neugierig auf dich, auf dein Leben, auf das, was wir erleben werden, mache ich mich irgendwann auf den Weg zu dir.

      Ich schreibe jetzt nicht, dass ich aufgeregt bin, denn wer wäre das in dieser Situation nicht? Jemanden treffen zu werden, der intimstes kennt, mit dem man nur noch einen Gedanken hat, Dinge zu erleben, die sich so in den Kopf gesetzt haben, dass sie einfach raus müssen.

      Neuland in dem Sinne ist es für mich nicht, denn ich lebe seit einigen Jahren meine Neigung aus. hatte viele Sessions, so dass ich weiss, worum es geht. Aber mit dir ist es neu.

      Schon bei der Begrüßung fallen mir deine Augen auf, die ich zum 1.Mal in natur sehe. Sie interessieren und fesseln mich. Sie geben mir das Gefühl einer Vertrautheit.

      Ich gebe mich der Schwärmerei nicht länger hin, denn ich will dich kennen lernen, so wie du bist. Will erleben wie du lebst, was du so machst, wie dein Tagesablauf ist. Ach ich will in dem Moment so vieles von dir wissen. Auch, wie du dich anfühlst, aber den Gedanken schiebe ich erst einmal weg. Mit der Türe ins Haus fallen will ich nicht und ich bin mir sicher, dass ich das noch an dem Abend selbst heraus finden werde.

      Ich glaube, wir erzählen uns, was jede so macht, wie sie lebt, obwohl wir das schon von unserer Schreiberei her wissen. Aber es ist trotzdem interessant, das Gelesene zu hören.

      Den Tag verbringen wir, sofern mich meine Erinnerung nicht trügt, relativ normal. Gehen mit den Hunden raus, lachen, reden, essen. Ein völlig normaler Tag, der auch irgendwann damit endet, dass man schlafen geht...

      Was mir einfällt, es kommt an diesem Tag zu einer ersten Berührung in der Küche. Du guckst mich an und mehr im vorüber gehen, streichelst du mir über die Wange. Niemand von uns Beiden geht jedoch weiter darauf ein.

      Zurück zu dem Abend. Während du schon in dein Zimmer gegangen bist, sitze ich noch unten und rauche eine. Irgendwann höre ich dich sagen, ob ich nicht mal langsam hoch kommen will.

      Ich habe nicht auf deine Aufforderung gewartet, dennoch merke ich in diesem Moment, was ich gerade wirklich will. Und das bist du.

      Ich rauche meine Zigarette zu Ende und gehe dann auch hoch. Du liegst im Bett, hast den Fernseher an und ich weiss es noch, als wäre es gerade erst fünf Minuten her. Im Fernsehen läuft die Wiederholung von Barbara Salesch. An dieser Stelle muss ich gerade grinsen. Warum auch immer, oder gerade deshalb.

      Ich ziehe mich um und lege mich zu dir. Natürlich habe ich nicht vor, den ganzen Abend brav neben dir zu liegen. Aber, auch du bist für mich noch unerforscht und somit neu.

      Da wir vorher sehr ausgiebig über das Thema BDSM geschrieben haben, ist mir bekannt, worauf du stehst. Unsere Vorstellungen sind sehr ähnlich, bis auf die Tatsache, dass du absolut auf Ohrfeigen stehst. Darüber habe ich mir immer wieder Gedanken gemacht. Denn bis dato war das für mich eine Grenze, die ich mir nicht vorstellen kann, sie je zu überschreiten. Dennoch merke ich, dass ich endlich mit dir das erleben will, womit wir uns über einen längeren Zeitraum angemacht haben.

      Wie wir in unsere 1.Session sind, weiss ich nicht mehr. Allerdings erinnere ich mich noch sehr genau daran, der Gedanke, du würdest auf Ohrfeigen stehen, und sicher auf diese erste warten, hat meinen Kopf völlig ausgefüllt.

      Die Session mit dir hat mich immer mehr angemacht, auch wenn unsere Hunde, die mit im Zimmer waren, in keiner Weise verstehen konnten, was wir da machen. Grins.

      Deine Reaktionen, dein Verhalten, all das hat meine kühnsten Gedanken an eine, an unsere erste Session völlig übertroffen. Und ich weiss nicht mehr, warum oder weshalb auch ich das Bedürfnis hatte, dir die lang ersehnte 1.Ohrfeige zu geben. Mein Kopf ist plötzlich frei, keine hemmenden Gedanken mehr an irgend etwas.

      Und dann bekommst du sie...vielleicht für dich in dem Moment unerwartet, für mich auch, aber gleichzeitig auch sehr bewusst. Erst jetzt, in dem Augenblick, wo du sie bekommen hast, ist mir klar, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben einer Frau ins Gesicht geschlagen habe. Ich merke, dass ich dich sofort angucke, beobachte. Und dann sehe ich deinen Blick. Erleichterung, Glück, Zufriedenheit, Demütigung, alles scheint darin vereint. Vor allem aber das Gefühl, so mein Empfinden, dass ich in dem Moment endlich deine Seele und dein Herz berühre. Und genau das trifft auch auf mich zu. Mit deinem Strahlen in den Augen gehst du mir tief unter die Haut.

      Es bleibt nicht bei der ersten und einzigen Ohrfeige in dieser Session. Trotzdem geht sie irgendwann zu Ende. Ich nehme dich in den Arm, streichel über Gesicht und Rücken, fange dich und deine Tränen auf. Und gerade merke ich, dass ich dich in meinem Arm fühle, so wie damals.

      Irgendwann guckst du mich an und wir schlafen miteinander. Behutsam, zärtlich und doch so intensiv und leidenschaftlich.

      Ich weiss auch noch, wie du dich angefühlt hast, als ich dich anschließend im Arm halte, bis wir einschlafen.

      Es ist nicht bei dieser einen Session geblieben.

      Jetzt bin ich wieder im Heute und nach all den Gedanken an dich kann ich mir meine Fragen selbst beantworten.

      Nein, keine andere Frau hatte je eine wirklich faire und reale Chance in meinem Leben. Sie haben mich ein Stück begleitet. Sie haben mich zum Lachen, sicher auch zum Weinen gebracht. Sie haben mich glücklich gemacht, aber sie haben mich nie erfüllt.

      Denn rückblickend warst du immer Teil meines Lebens. Warst immer wieder in meinen Gedanken. Mal sehr intensiv, so greifbar nah, dann ganz weit weg. Aber du warst immer präsent. Und so oft habe ich an unsere erste Session gedacht. In der du mir in der Welt des BDSM weitere Türen eröffnet hast, mir gezeigt hast, dass auch ich noch nicht an meine Grenzen gekommen bin.

      So oft ich auch an BDSM gedacht habe, du warst immer dabei. Ich habe deinen Blick gesehen nach der 1.Ohrfeige und mir ist bewusst geworden, niemand hat mein Herz und meine Seele gleichzeitig so berührt, das hast nur du geschafft................. und genau das begründet und beantwortet so vieles oder vielleicht alles.....aber genau jetzt lass ich dich los...und das nicht nur für den Moment.....ich wünsche dir alles Glück der Welt... Unsere Zeit ist vorbei.....
      Für den, der in der Tat fähig ist los zu lassen muss es um einiges schwerer sein als für den der losgelassen wird. Deine Geschichte berührt mich und zeigt wie sehr du die Frau geliebt haben musst. Ich bin stolz einen Menschen mit so tiefen Gefühlen zu kennen.
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      Du machst den Sprung Du machst den Sprung zunächst nur in deinem Kopf und sagst einfach: Ich bin frei. Und plötzlich atmest du tief durch, die Luft fühlt sich anders an, dein Körper entspannt sich, du stehst auf, und es ist dir, als gehöre ein Stück der Welt, das du vorher nie besessen hast, dir: dein Leben.

      Das ist der erste Schritt der erstaunlichen Verwandlung, die auf dich wartet. Du hörst auf, Opfer zu sein.

      Du entdeckst, was du willst. Du kämpfst nicht mehr, sondern gehst einfach deinen Weg. Du erinnerst dich, dass du frei bist.

      Du gebrauchst die Erinnerung wie ein Sprungbrett. Am Ende des Tages hast du vielleicht nur wenig anders gemacht und planst für die nächste Woche keine großen Veränderungen, doch ist dir anzumerken, dass etwas anders geworden ist, aber niemand kann es beschreiben.

      Du tust nichts Außergewöhnliches, aber alles, was du tust, hat jetzt eine andere Qualität.

      (Ulrich Schaffer)
      In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst! :evilfire:
      (Augustinus)
      Wow, bin gerade berührt von euern lieben Kommentaren. Vielen Dank :blumen:

      Jetzt, wo ich endgültig losgelassen habe, fühle ich mich frei und werde ein
      neues Leben beginnen. Allerdings wird es sicher immer wieder Gedanken
      an sie geben, denn egal wird sie mir nie sein.

      Anna schrieb:

      Krabbe, das geht tief unter die Haut...


      In der Tat durchschaut man das wahre ich eines Menschen zunächst nur mit dem Verstand jedoch keinesfalls mit dem Herzen. Dies ist sicher auch ein so sehr großer Schritt einen so sehr berühren zu können wie es diese Geschichte zeigt.