Ich passe auf dich auf, Baby

      Ich passe auf dich auf, Baby

      *bling* sie schaute auf ihr Handy, das Geräusch war ihr wohl bekannt. Eine Nachricht von ihm. ER. Er war ein hoch gewachsener Sportler, mit dunkelblonden Haaren und den schönsten Augen die sie je bei einem Mann gesehen hatte. Nicht die Farbe machte diesen Zauber aus. Braun. Nichts besonderes. Eigentlich. Was diese Augen mit ihr machten, dieser Blick, diese Ausstrahlung, die sich sogar auf Fotos von ihm zeigten, das war das was sie nervös machte. Ihre Freunde konnten das nicht sehen, aber wenn sie seine Augen sah schmolz sie nur so dahin.
      Sie waren seit einiger Zeit ein Paar und sie vertraute ihm wie sie noch niemandem vorher vertrauen konnte. Er kannte ihre Geschichte. Ihre Kindheit, die Ehe, er wusste alles von ihr.
      Genug geträumt sagte sie sich und las die Nachricht. „schick mir ein foto“ las sie „und ich möchte einen kuss“.
      Schlagartig überkam sie ein Gefühl des Schocks. Nein, es war nicht das erste Mal, dass er sie um ein Bild bat und auch der Kuss war nicht neu. Dieser Moment war es dennoch. Sie fing an zu heulen und konnte sich gar nicht beruhigen. Gerade hatte sie in Gedanken doch noch so von ihrem Traummann geschwärmt und jetzt? Diese Nachricht hatte sie völlig aus der Bahn geworfen.
      *bling* wie lange saß sie schon hier und heulte? Er hatte schon 5 weitere Nachrichten geschrieben. „Was ist los?“ fragte er sie und „Hallo, melde dich“ sie schrieb ihm nur zurück „ich kann nicht…“. Es war Dienstag. Dienstags, das wusste sie, hatte er seinen Sohn bei sich und konnte sie nicht einfach besuchen kommen, aber das machte ihr nichts aus, sie würde ihn jetzt sowieso nicht sehen wollen. Was war das nur fragte sie sich und heulte hemmungslos weiter.

      *bling* die nächste Nachricht. Er fragte nach ihrer Adresse, der Kleine wolle sehen wo sie wohnt und sie wollten im Internet ihr Haus ansehen. Sie gab sie ihm wieder. Warum konnte er sich ihre Adresse bloss nicht merken? Das war eine seiner großen Schwächen.
      Kurze Zeit später schellte es an ihrer Tür. Der Postbote, na klar, es war genau die Zeit. Sie drückte auf den Summer und ließ ihn ins Haus, sie wollte gerade wieder zurück auf ihre Couch trotten, da klopfte es an der Tür. Erstaunt schaute sie durch den Spion und sah IHN dort stehen. Sie öffnete die Tür, sah ihn mit großen verheulten Augen an „Was machst du denn hier?“ und sank ihm augenblicklich in die Arme. Er hielt sie einfach nur fest, küsste ihre Stirn „ich komme genau richtig“. Er setzte sich mit ihr auf die Couch, hielt sie ganz fest und ließ sie weinen. Sie konnte jetzt nicht mit ihm reden, sie verstand sich ja selbst nicht. Sie konnte nur weinen. Sie bekam nur am Rande mit, dass er ein Telefonat entgegen nahm und sämtliche Geschäftstermine für den heutigen Tag absagte, sie schaute verwundert auf zu ihm, sah ihn an, in sein liebevolles Gesicht, das nur Wärme ausstrahlte. Das liebte sie an ihm. Egal was geschah, er machte ihr nie Vorwürfe sie durfte, nein sie sollte, immer sie sein. Selbst wenn das bedeutete, dass sie ihn komplett vollheulte. „Geht es dir besser, Kleines?“ fragte er, sie konnte nur den Kopf schütteln und das weinen fing wieder an.

      Er musste sie irgendwann vom Wohnzimmer ins Schlafzimmer getragen haben, denn als der Tränenfluss ein weiteres Mal kurzzeitig versiegte fand sie sich in ihrem Bett wieder. Er saß neben ihr und wurde nicht müde ihr die Haare aus dem Gesicht zu streichen und sie zu halten. Sie schniefte und war so erschöpft, dass sie fast einschlief als sie ihn leise murmeln hörte „Was haben sie nur mit dir gemacht, Baby? Keine Sorge, das bekommen wir schon hin, jetzt bin ich ja da.“
      Ja, jetzt war er da. Er hatte sie stundenlang gehalten und war nicht einmal ihrer Tränen müde geworden. Er hatte sie gehalten und war für sie da und er hatte gemerkt dass sie jetzt so erschöpft war und Schlaf brauchte und er hatte ihr in seinen Armen so viel Raum gegeben.

      Als sie die Augen aufschlug roch sie Kaffee. Er hatte Kaffee für sie beide gemacht, saß weiterhin neben ihr und sagte „Guten Morgen, Baby, ich hoffe es geht dir besser“ und gab ihr einen Kuss. Sie löste sich von ihm und wollte sich erklären „Schatz, es tut mir so leid, ich weiß gar nicht was los war…“ aber er unterbrach sie „Es ist alles okay,dafür bin ich doch da, dass ich dich trösten kann wenn es dir schlecht geht. Mach dir keine Sorgen. Trink in Ruhe deinen Kaffee, ich muss jetzt leider los“ er gab ihr noch einen innigen Kuss und verabschiedete sich zur Arbeit. Sie sah ihm noch nach als er im Auto um die Ecke bog, schon bekam sie die erste Nachricht von ihm „Ich sagte ja, ich passe auf dich auf, Baby.“