BDSM als Sündenbock?

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      BDSM als Sündenbock?

      Immer wieder lese ich hier sehr interessante Themen, denke mir aber bei manchen Fragestellungen, ob das dargestellte Problem ausschließlich bei BDSM der Fall sein soll. Meines Erachtens lässt sich nämlich vieles auf den Alltag ableiten und wird dadurch auch einfacher zu erklären. Des Öfteren wird von meinem Gefühl her zu "verkopft" über das Thema diskutiert, da man geneigt ist, "krampfhaft" eine Verbindung zu BDSM oder ein Beispiel daraus abzuleiten bzw. herzustellen.

      Häufig versuche ich dies auch in meinen Antworten zu äußern, denn meist lässt sich das dargestellte Problem auf ein ganz normales (banales) Beziehungsproblem oder zwischenmenschliches Problem zurückführen, so wie es jedem „normalen“ Menschen in seiner Umwelt, seiner Arbeitswelt und seinem privaten Umfeld tagtäglich genauso passiert. - Denn häufig ist es nun mal einfach so, um mal ehrlich zu sein.

      Klar, es gibt natürlich eindeutige Themen und Probleme, die erst durch BDSM entstehen, aber dennoch stellt sich mir deshalb oft die Frage:


      Neigt man dazu, BDSM als eine Art "Ausrede" bzw. "Begründung" zu verwenden, obwohl das thematisierte/entstandene Problem auch völlig losgelöst vom BDSM im Alltag eines Jeden entsteht bzw. auftritt?


      Mich würde dazu Eure Meinung sehr interessieren. Vielleicht sehe ich manche Dinge ja auch einfach zu nüchtern und losgelöst vom BDSM. Ich lasse mich gerne korrigieren :D



      In dem Sinne einen lieben Gruß


      Patrator
      Bekennender Schwarzteefetischist. Wehe dem, der meinen Tee kalt werden lässt...
      Ein schöner Thread mein Lieber :)

      Ich denke da liegst du richtig.... zumindest meiner Meinung nach....
      Ich denke sowohl in einer BDSM-Partnerschaft als auch einer Vanilla-Bezieehung gibt es die gleichen Probleme.... selbst in reinen Spielbeziehungen....
      Denkt man sich BDSM weg... sind die meisten Probleme dennoch noch da.
      Vertrauen - Eifersucht - Emotionalität Abwechslung - Hingabe - Leidenschaft - Misstrauen - Unsicherheit - Geborgenheit....etc... alles Gefühle & Dinge die man auch ohne BDSM in Beziehungen welcher Art auch immer hat und die Probleme aufwerfen können oder eben auch gerade beseitigen können.
      Ich glaube lediglich dass durch BDSM und Machtgefälle oft die Beziehungen intensiver und tiefer sind und wahrgenommen werden und somit auch solche Gefühle intensiver erlebt werden.... Vertrauen ist noch wichtiger und ein zentraler Punkt.... das Spiel mit dem Machtgefälle...Unsicherheiten.... etc.... lässt manches intensiver werden und ein Vertrauensproblem mag nicht weniger schlimm für ein Vanilla-Beziehung als für eine BDSM-Beziehung sein, aber es fällt denke ich schneller auf... es wird früher deutlich denn dort werden diese Dinge mehr thematisiert und eine BDSMBeziehung stellt gerade das Vertrauen als Beispiel in den Vordergrund....

      Klar mag es Dinge geben die speziell BDSMler betreffen, aber die grundsätzlichen Dinge, sind denke ich tatsächlich gleich ;)
      Huhu Patrator,

      mir geht es zum Beispiel mit Themen zum ersten Treffen so. Natürlich ist man gerade am Anfang neugierig und es scheint, als würde die Welt neu erschaffen werden, als würde man neu laufen lernen. Dabei kann man das schon. Trotzdem beginnt man selbst beim ersten Treffen mit solchen Gedanken. Ich treffe mich mit einem Dom / einer Domme, also muss ich ...

      Nein, muss muss man gar nichts. Wenn man jemanden kennenlernt beispielsweise würden die wenigsten gleich in ein Hotelzimmer fahren, sich nackt auf dem Bett präsentieren und sich hingeben. Trotzdem hat man manchmal das Gefühl, dass es Menschen gibt, die (wenn sie BDSM neu für sich entdecken) genau das tun würden, weil sie meinen, es gehört dazu - es muss so sein.

      (Na hoffentlich versteht man, was ich meine :D )
      LG, May
      Ich sehe das so: Der Satz "Ich hab das dort hingelegt" hat 5 verschiedene Bedeutungen, je nachdem welches Wort betont wird. Wenn man eine Gegebenheit (hier, originell, "etwas liegt wo") mit einer BDSM-Thematik im Hintergrund diskutiert, ist das so als würde man sich eine einzelne Betonung herauspicken und die gesondert betrachten. Nur so als verkopftes Beispiel. :D (Sorry)

      Aber im Ernst,ich denke jede Problemlage hat verschieden Ebenen und kann aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden. Wieviel Sinn das für die Problemlösung insgesamt macht - wer weiß? Mir ist es schon passiert, dass ich über solche "Umwege" auf Lösungen gekommen bin. Mir ists auch schon passiert, dass ich mich damit noch mehr verwirrt habe. Hier ist halt der Ort um etwas aus der BDSM Ebene zu betrachten. Alle anderen Ebenen eines Problems werden vielleicht auch nicht gar nicht, sondern eben nur nicht hier diskutiert - sondern mit Freunden, Eltern, dem Partner, Psychologen? (Vielleicht denkt sich sogar bewusst wer, ok wie kann ich hier den Bogen zu BDSM spannen, damit ich's im Forum posten kann, weil Letztere nicht existieren?) Und ja, vielleicht ist's wirklich oft einfacher einen "Sündenbock" zu haben, anstatt sich mit den eigentlichen Ursachen zu beschäftigen. Ich habe aber den Eindruck, sowas wird hier dann recht schnell und deutlich rückgemeldet.

      Oder so. Bin mir aber nicht 100% sicher ob es das ist, was du gemeint hast.
      Ich habe mich beim Lesen ein wenig erwischt gefühlt.
      Wenn ein Problem auftaucht wird es wirklich oft zuerst aus BDSM Sicht gesehen und nicht als normales Alltagsproblem. Ich behaupte einerseits dass BDSM nur den kleinsten Teil meines Lebens ausmacht und das gleiche sagt auch meine Partnerin. Aber als ich ihr das gerade vorgelesen hab, hat sie auch erwischt geguckt.
      Wenn Allesandro geärgert wird, fragen wir uns einerseits ob es an unserer lesbischen Beziehung liegt. Andererseits ist direkt BDSM im Kopf.
      Du machst nachdenklich und gleichzeitig triffst du es auf den Kopf @Patrator
      Ich trenne BDSm und Alltag strickt...
      wenn ich eine Person kennelerne, lerne ich diese Person als Menschen kennen und nicht als Dom/ Sub, oder was auch immer.
      Dementsprechend, sehe ich Probleme ( wenn denn dann welche da sind) nicht im BDSm Kontext, sondern im allgemeinen...
      Man kann nicht einfach alles auf seine Neigung schieben- man ist in erster Linie auch nur ein Mensch.
      Allein die Achtung voreinander , bestimmt den Umgang miteinander ..
      @Patrator Ich glaube ich verstehe was du meinst und kenne das in anderer Form bei mir und meinen Partner.

      Als wir die Diagnose bekamen das er Asperger-Autismus hat und dann irgendwann endlich die Therapie begann, die ihm und uns helfen sollte im Alltag damit umzugehen. Sollten wir erstmal unsere Probleme die wir haben sammlen. Bei einigen dieser Probleme dröselte uns die Therapeutin dann auf das diese nicht am Autismus liegen, sondern die Paarebene betreffen. Und so geht es sicherlich auch vielen anderen Paaren nicht anders, nur eben nicht mit Autismus, sondern mit BDSM oder was auch sonst da ist, das nicht der norm entspricht.

      Ich hab da mittlerweile eine ganz gute Taktik, ich drösel erst mal auf mit der Frage an mich "Haben meine Freunde ähnliche Probleme?" Wenn ja, dann weiss ich das es eben was "normales" ist, wo man auf Paarebene eine Lösung suchen muss und nicht auf Autismus, oder BDMS oder sonstige Ebenen.
      Jeder neue Tag ist eine neue Chance, sich zu finden, in sich fündig zu werden, aus sich heraus zu gehen.
      @Patrator:
      Ich denke ich verstehe worauf du hinaus willst und auch mir ist es schon aufgefallen: Oft werden Fragen so gestellt, als wäre BDSM in der Problemstellung ausschlaggebend wichtig. Dabei ist es das nicht. Das fällt mir am häufigsten bei Anfängern auf. Die fragen jede Kleinigkeit nach, als ob sie erst seit ein paar Minuten auf dem Planeten wären. Als würde mit BDSM alles (Aber auch wirklich alles!) komplett neu definiert werden müssen. "Was für ein Unsinn..." denkt sich da unsereins, die ja schon länger in der Szene sind. Und immer wieder stellen sich einige Neulinge an, dass man meint, sie würden ihr Leben bei Null beginnen. Ich denke, dass die Leute BDSM eine viel zu große Bedeutung zuschreiben. Entweder das oder sie gehen davon aus, dass BDSM ihr Leben mit all seinen Problemen schon wieder in Ordnung bringt oder sie sich besser fühlen lässt oder was auch immer. Was natürlich vollkommener Schwachsinn ist, weils keine Patentlösungen für Lebensprobleme gibt. BDSM bildet da keine Ausnahme.
      Wer mit mir spielt, ist selber schuld.
      Hey ihrs,

      Ich werde nachher einmal genauer auf Eure sehr interessanten Ideen und Ansichten eingehen, jedoch muss ich erst einmal noch meinen Alltag managen. Aber dann werde ich auf Euch eingehen. Bis dahin vielen erst einmal ein Dank für Eure bisherigen Beiträge :blumen: und

      einen lieben Gruß

      Patrator
      Bekennender Schwarzteefetischist. Wehe dem, der meinen Tee kalt werden lässt...
      Sooo. Nun habe ich einen Moment lang mehr Zeit... :D

      MissGilmore schrieb:

      Ich glaube lediglich dass durch BDSM und Machtgefälle oft die Beziehungen intensiver und tiefer sind und wahrgenommen werden und somit auch solche Gefühle intensiver erlebt werden.... Vertrauen ist noch wichtiger und ein zentraler Punkt....


      Ich stimme dir da überein. Viele Dinge und Probleme sind und bleiben ganz (banaler) Beziehungskram. BDSM empfinde ich als wunderbare Ergänzung dazu. Es ist ein absoluter Teil meines Lebens, den ich nicht missen möchte. Ich habe es bisher auch noch nie als Hindernis oder Belastung empfunden, sondern viel mehr als Möglichkeit, die Welt ganz anders wahrzunehmen.

      Wie @Misses S versuche auch ich BDSM vom Alltag zu trennen. Ob das der richtige Weg ist? - Keine Ahnung, aber das ist wahrscheinlich auch egal, es gibt keinen allgemeingültigen Weg. Ob es mir gelingt? - Ebenfalls keine Ahnung. Aber was ich definitiv nicht möchte, ist eine Partnerin zu haben, die ihre eigene Meinung nicht vertreten kann, bzw. nicht mehr will. Von daher empfinde ich eine Trennung zwischen Alltag und BDSM wichtig.

      @Silbermond Dieses "Versteckspiel" kenne ich auch. Und ich kämpfe auch immer wieder damit, mich nicht einfach hinter meinen Macken und Eigenschaften zu verstecken. Genauso versuche ich immer weniger die "Schuld" meiner Probleme meinen festen Eigenschaften, die ich nicht ändern kann, zuzuschreiben, sondern mich zu akzeptieren. Und das klappt auch immer besser und mittlerweile so nach zwölf Jahren auch ziemlich gut.

      @Master Bruce

      Ich kann verstehen, wenn man als absoluter Neueinsteiger, aber auch als völlig Überzeugter den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht (nicht negativ gemeint). Ich sehe es an mir, in meinem privaten Umfeld und an mir selbst. Wenn man eine Sache liebt, dann redet man gerne und sehr viel, manchmal auch nur ausschließlich darüber. Schaut man meine Beiträge durch, so kann man schnell mal erkennen, dass ich immer wieder aus oder von meinem Beruf erzähle. Und wer mich privat kennt, wird früher oder später mit diesem Thema "zugetextet" werden. Und natürlich kann das Nerven strapazieren.

      Aber: Meiner Meinung nach, ist das normal. Wenn man von Dingen begeistert, dann wollen die meisten davon erzählen. Man tut es automatisch, es muss einfach raus. Und ich denke das passiert hier genauso. Und auch das ist gut so. Sonst platzt der Kopf. Und dafür ist das Forum hier als Ventil auch gedacht und für manch einen eine immense Hilfe. Zumindest geht es mir so, wenn mein Kopf zu zerspringen droht.

      Und dass dann manche Dinge einfacher sind als sie jenem Menschen aus seinem aktuellen, rein individuellen Blickwinkel erscheinen, das gehört zum Leben dazu.

      Einen lieben Gruß

      Patrator
      Bekennender Schwarzteefetischist. Wehe dem, der meinen Tee kalt werden lässt...
      Ich mache jetzt einfach mal dazu den Umkehrschluss: wieviele Mitmenschen haben eine dominante oder devote Ader ohne groß darüber nach zu denken und ohne offen diesem Trieb nach zu geben indem sie das dann auch im sexuellen Bereich leben (oder eben nicht leben können weil der passende Partner fehlt)?

      Wenn "man" sich über diese Neigungen (alles was in BDSM so reinspielt) bewusst wird und anfängt dies auch zu leben wird eigentlich klar, dass eben auch der Alltag durch diese Neigungen bestimmt wird und die Grenzen zerfliessen und alles irgendwie ineinander übergeht oder mit einander zusammenhängt - damit sind Charakterzüge, Denkweisen, Verhaltensweisen. Umgangsformen usw. gemeint die einfach eine Persönlichkeit bestimmen bzw. ausmachen.

      deshalb @Patrator : wo ist Alltag und wo ist der private (sexuelle Bereich - der Bereich in dem die Neigungen oder Triebe befriedigt werden)? Geht es um wirklich um Probleme im BDSM-Bereich oder Probleme die durch die jeweiligen Neigungen und Gesinnungsweisen bestimmt werden? Ist dann BDSM wirklich der Sündenbock oder werden die Probleme bzw. Fragen einfach aufgeworfen in dem man sich über seine Neigungen bewusst wird weil man sich im BDSM-Bereich bewegt?

      Ich war auch schon mal bei dieser Frage und noch einen Schritt darüber hinaus, als ich wissen wollte in wie weit Neigungen die den BDSM-Bereich bestimmen in den Alltag reinspielen und was passiert wenn man diese Neigungen/Verhaltensweisen/Denkweisen nicht mehr im Griff hat und vergisst, dass es noch Menschen gibt die diese Neigungen nicht haben oder sich deren nicht bewusst sind.
      Dies habe ich versucht sallopp durch die Verhaltensweisen eines "Oberlehrers" (diesen Begrifft gibt es sogar offiziell - siehe WIKI) zu umschreiben, leider haben sich viele Seitenweise am Oberlehrer aufgehängt und sich wie eben solcher aufgeführt und sind beleidigend geworden anstatt über die Fragestellung nach zu denken bzw. die Fragestellung zu begreifen

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Rosendorn ()

      @Rosendorn

      So. Nun einmal das OffTopic zuerst:

      Der Begriff Oberlehrer ist eine Amtsbezeichnung für Lehrer und ist in Deutschland eine selten gewordene Benennung. Umgangssprachlich gilt der Begriff auch als abwertende Bezeichnung oder als Schimpfwort für sogenannte „Besserwisser“.

      aus: Wikipedia-Artikel Oberlehrer aufgerufen am 22.02.2015, 11:00 Uhr http://de.wikipedia.org/wiki/Oberlehrer

      Dann lies dir den zweiten Satz im Wiki-Artikel durch. Außerdem hast du den Begriff "Syndrom" noch hinten angehängt. Das provoziert.

      Rosendorn schrieb:

      leider haben sich viele Seitenweise am Oberlehrer aufgehängt und sich wie eben solcher aufgeführt


      Da sage ich dir eine Sache dazu, ganz klar. Wer auf diese Art und Weise über solche Berufsgruppen spricht, muss sich nicht wundern, dass er Leute dabei beleidigt und diese entsprechend reagieren.

      Rosendorn schrieb:

      sind beleidigend geworden anstatt


      Ich habe mir die Freiheit genommen, den Thread noch einmal durchzulesen. Ausfallend wurden andere kaum, erst nachdem deine Argumentationsweise ruppiger wurde, haben einzelne "nachgelegt", was ich durchaus nachvollziehen darf. Wie man in den Wald ruft, so schallt es hinaus. Und das hast du in dem Thread erlebt.


      Rosendorn schrieb:

      Ich mache jetzt einfach mal dazu den Umkehrschluss: wieviele Mitmenschen haben eine dominante oder devote Ader ohne groß darüber nach zu denken und ohne offen diesem Trieb nach zu geben indem sie das dann auch im sexuellen Bereich leben (oder eben nicht leben können weil der passende Partner fehlt)?


      Ich weiß zwar nicht, wo du den Schluss aus meinen Beiträgen ziehst, aber gut. Klar wird es einige Menschen geben, die diese Neigung haben können und diese vielleicht niemals entdecken. Für einige mag es nach dem Erkennen der Neigung sein, dass sie sich dadurch einige Ereignisse in ihrem Leben erklären können. Aber einige natürlich auch nicht. Und das ist meines Erachtens auch einerlei. Ich kenne einige Menschen, die nicht glücklich beim Versuch geworden sind, BDSM zu verdrängen, zu unterdrücken und zu ignorieren. Am Ende ging es immer schief und viele Dinge zu Bruch. - Und auch Lebenserfahrung hatte sie nicht davor geschützt noch im mittleren Alter sich plötzlich wie 19-jährige Teenager aufzuführen und sich in Lügenkonstrukte und wilde Affären zu bringen.


      Und ja, ich denke mir durchaus, dass sich das eigene Verhalten durchaus minimal anpassen kann. Aber:

      • Erstens: Das ist sehr individuell. Manch einer geht in BDSM "voll auf", andere mögen "nur" die Praktiken und andere sehen es wieder anders. Frag mal mehrere Menschen hier oder wo auch immer, was BDSM für ihn/sie ist, und du wirst mit einer Wahrscheinlichkeit, die gegen 100 % geht, keine gleiche Antwort erhalten. Noch nicht einmal im Ansatz.
      • Zweitens: Wer seine "Seite" in die Außenwelt trägt, sprich wenn ein Dom auch im Alltag extrem "dominant" ist und alles und jeden "unterbuttern" will und keine über ihn stehenden Strukturen akzeptieren kann, der ist in meinen Augen im Alltag kein Dom, sondern gelinde gesagt ein sozialunverträglicher Narzisst. Und der hat meines Erachtens auch im BDSM nichts verloren, denn ein solcher Mensch ist eine tickende Zeitbombe. Mag vielleicht etwas nüchtern klingen, aber wer "Privates" nicht zurückstecken kann, der wird im Alltag viele Probleme bekommen oder viele verursachen. - Und das hat noch nicht einmal mit BDSM zu tun, eigentlich noch nicht einmal mit Sex. Als Beispiel. Wenn ich jemanden nicht leiden kann, und damit meine ich überhaupt nicht leiden kann, dann gehört das nicht in den Alltag, sprich in den Beruf. Ich muss mit jedem gleich gut und professionell arbeiten können. Und zur Professionalität gehört auch, dass ich ignorieren kann und muss, wenn ich meinen Kollegen für den größten Idioten auf dieser Erde halte und ihn nicht mag. Im Job verlasse ich mich auf ihn. Und da rede ich auch mit ihm, selbst wenn ich privat ihm die Hand aus persönlichen Gründen nicht reichen kann. Und das ist für mich der Unterschied zwischen Alltag und Privatleben. Und ich denke, dass sich dies auch auf Liebe, Sex oder BDSM übertragen lässt.

      Und wie ich schon öfter sagte. Die meisten Menschen versuchen bei Problemen Antworten zu finden. Und manchmal hilft es auch einfach nur einen Grund zu haben. Es ist schwer, eigene Fehler zu akzeptieren. Und da ist BDSM meines Erachtens der einfache und auch logische "Ausweg". Das habe ich in meinem Leben auch schon gemacht, ich habe mich hinter Eigenschaften und Diagnosen von mir versteckt, anstelle die Fehlersuche in meinem eigenen Verhalten zu machen. Ich denke in dem Zusammenhang immer mal wieder an folgenden Satz, den ich viel zu gut kenne.

      Es ist leichter zu lachen, als zu erklären, warum man weint.


      Hier auf übertragen würde ich es so ausdrücken: Es ist leichter den Fehler an anderen zu suchen, bzw. an anderen Dingen festzumachen, als sich einzugestehen, dass man selbst oder das eigene Verhalten der Grund des Problems sein kann.


      Und in diesem Sinne einen lieben Gruß und eine Hoffnung auf weitere interessante Antworten und Ansichten



      Patrator
      Bekennender Schwarzteefetischist. Wehe dem, der meinen Tee kalt werden lässt...

      Patrator schrieb:


      @Master Bruce

      Ich kann verstehen, wenn man als absoluter Neueinsteiger, aber auch als völlig Überzeugter den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht (nicht negativ gemeint). Ich sehe es an mir, in meinem privaten Umfeld und an mir selbst. Wenn man eine Sache liebt, dann redet man gerne und sehr viel, manchmal auch nur ausschließlich darüber. Schaut man meine Beiträge durch, so kann man schnell mal erkennen, dass ich immer wieder aus oder von meinem Beruf erzähle. Und wer mich privat kennt, wird früher oder später mit diesem Thema "zugetextet" werden. Und natürlich kann das Nerven strapazieren.

      Aber: Meiner Meinung nach, ist das normal. Wenn man von Dingen begeistert, dann wollen die meisten davon erzählen. Man tut es automatisch, es muss einfach raus. Und ich denke das passiert hier genauso. Und auch das ist gut so. Sonst platzt der Kopf. Und dafür ist das Forum hier als Ventil auch gedacht und für manch einen eine immense Hilfe. Zumindest geht es mir so, wenn mein Kopf zu zerspringen droht.
      Patrator


      Ähm... Irgendwie hat du mich jetzt falsch verstanden. Zumindest versteh ich jetzt den Zusammenhang zu deinem Eröffnungspost nicht. Ist ja schön und gut, dass man in der Begeisterung von einer Sache ins Schwelgen kommt, aber dass man alles komplett neu definieren muss ist doch hahnebüchener Unfug. Oder irre ich da? Gings dir nicht darum?
      Trotzdem beharre ich darauf, dass ein nicht gerade kleiner Teil der Neulinge anscheinend sein Hirn zu Hause lässt, wenns um BDSM geht. Zumindest wenns mal wieder um Beziehungskonstrukte geht. Doms/Tops und Subs/Bottoms sind nach wie vor nur Männer und Frauen, mit allem was dazu gehört. Der einzige Unterschied zu den Vanillas ist eben die Neigung. Aber es scheint für viele Neue undenkbar, dass es Parallelen gibt. Allgemeingültige Fakten werden da gern ignoriert, wie es mir scheint. Als wenn eine Sub z.B. nicht eifersüchtig sein könnte/dürfte. Ist ja schließlich keine Frau, sondern eine Sub. BULLSHIT! Es gelten auch für uns BDSM-ler die gleichen Naturgesetze wie für die Vanillas. Nur das ist anscheinend vielen Neuen unbekannt, bzw. wird mit voller Absicht ignoriert. Ich versteh nur nicht, warum...
      Wer mit mir spielt, ist selber schuld.
      @Master Bruce

      Owei. Da hast du vollkommen Recht X/

      Master Bruce schrieb:

      Trotzdem beharre ich darauf, dass ein nicht gerade kleiner Teil der Neulinge anscheinend sein Hirn zu Hause lässt, wenns um BDSM geht


      Das hier wäre vielleicht der einzige Aspekt, worauf mein von dir angesprochene Beitrag noch passen könnte... Diesen Teil, den ich da geschrieben hatte, war vielleicht ein Versuch für mich zu verstehen, warum Menschen dazu neigen so begeistert zu sein und was dann daraus folgt, wenn man "zu begeistert" ist... Aber ja. Eine wirkliche Antwort auf deinen Beitrag war es mal irgendwie so gar nicht, verzeih mir bitte. :dash:

      Master Bruce schrieb:

      dass man alles komplett neu definieren muss ist doch hahnebüchener Unfug. Oder irre ich da? Gings dir nicht darum?


      Auf den Aspekt wollte ich eigentlich auch eingehen... Und ja, du sprichst mir da aus der Seele. Vielen Dank dafür, dass du mich da wieder in die Spur zurück geschubst hast.
      Alles neu definieren zu müssen, nur weil es im BDSM auch vorkommt, empfinde ich auch als schrecklich. Einige neigen dazu sich in Kleinigkeiten zu verlieren und haben dadurch nicht mehr den Blick auf das "Große und Ganze".

      Master Bruce schrieb:

      Als wenn eine Sub z.B. nicht eifersüchtig sein könnte/dürfte. Ist ja schließlich keine Frau, sondern eine Sub


      Und genau diese scheinbaren "reinen" BDSM-Konflikte oder vor allem "Alltagsprobleme", die dazu gemacht wurden habe ich gemeint. - Ein gutes Beispiel im Übrigen, was du gewählt hast.

      So, ich hoffe, dass ich dich nun richtig verstanden habe.
      Bekennender Schwarzteefetischist. Wehe dem, der meinen Tee kalt werden lässt...
      Ich habe das Gefühl, dass man im Zusammenhang mit BDSM einfach manchmal bewusster mit bestimmten Dingen umgeht und dann dazu neigt, etwas als BDSM-Problem bzw. -Angelegenheit zu sehen.
      Zum Beispiel wenn ich (von Leuten, die wenig/gar nichts mit BDSM zu tun haben) so Fragen höre wie: aber wenn der dich gefesselt hat, wie kannst du sicher sein, dass er nur Dinge mit dir tut, die du magst? Oder: wenn er zu fest zuschlägt / dir Schmerzen zufügt, die dir auf einmal doch nicht gefallen, ist das nicht gefährlich?
      Und ich sage dann immer: natürlich sprechen wir darüber, was wir machen wollen und was uns gefällt- machen Vanilla-Leute vermutlich (hoffentlich) auch mit ihrem Partner. Körperlich überlegen sind wohl die meisten Männer ihren Partnerinnen, auch wenn diese nicht gefesselt sind. Wenn einem was nicht gefällt, kann man ja sagen, mach das bitte nicht / anders / stärker / weniger / an einer anderen Stelle... das macht man doch sonst auch beim Sex, oder?
      Ich will gar nichts verharmlosen, aber egal ob Vanilla oder BDSM, nichts ersetzt das Gespräch, den Austausch, das vertrauensvolle Zusammensein mit dem Partner.
      Ich habe den Eindruck, dass in manchen Vanilla-Beziehungen viel mehr als selbstverständlich angesehen wird. Und im BDSM-Bereich ist es aus naheliegenden Gründen eben notwendig, Dinge abzusprechen, Feedback zu geben, usw. Ich habe nirgendwo soviel Austausch, ernsthaftes Interesse am Gegenüber, liebevolle Zuwendung und eben gleichberechtigte Sexualität erlebt wie im BDSM-Kontext. Ein bißchen davon würde vielen Vanilla-Beziehungen gut tun.
      Insofern finde ich auch, dass viele sog. "BDSM-Probleme" eigentlich allgemeine Beziehungs-Probleme sind.
      Ich seh da zwei ganz verschiedene Ursachen, warum es dazu kommen kann:

      1.) Ich erhoffe mir in einer Situation (beim Dating, in meiner Beziehung,...) von anderen Personen Hilfe und Ratschläge. in der aktuellen Situation halte ich D/s für eine mögliche Komponente oder meinetwegen für 5% am Problem beteiligt. Um diesen Personen einen allumfassenden Überblick über die Situation geben zu können, möchte ich diesen Aspekt nicht ausklammern. Und dann muss ich meine Vorlieben/Beziehungskonstellation/Erwartungen usw. erklären. Das können aber viele nur hier und dann häufen sich diese Themen.
      1b.) Wie oben, aber weil man Anfänger ist, und die 5% eben bisher nie mitgedacht hat, kann man nicht abschätzen ob sie 5% oder 45% der Situation bestimmen. Darum MUSS man sie erst recht thematisieren.

      2.) Ich kann mich auch fragen, ob meine Neigung nicht tatsächlich auch weitreichende Konsequenzen auf den Alltag hat. Z.B. dass es bei der Kindererziehung schwierig ist, wenn man "nicht Nein sagen kann". Und der Grund fürs "Nicht Nein sagen können" ist vermutlich nicht BDSM aber der Grund für die Probleme in der Kindererziehung und der Wunsch nach BDSM haben dann vielleicht die gleiche Ursache (Angst vor Ablehnung). Und vielleicht komm ich über den Umweg, dass ich überhaupt über Zusammenhänge nachdenke darauf, was ich in meinem Leben ändern kann, damit es besser wird.

      Also mein Datingverhalten hat sich z.B. nicht geändert, weil ich ja immer noch die selbe Person bin und das selbe möchte und suche und nur ein bisschen besser weiß was das ist. Aber die Wünsche die ich früher hatte und der Mensch der ich davor war sind ja immer noch genauso da. :) ABER es gibt eben doch genug Momente im Alltag, in denen ich glaube, meine Neigung auf andere als sexuelle Weiße wahrnehmen zu können. Das muss man nicht negativ sehen. Aber ich verstehe gerne und es hilft mir beim reflektieren und auch dabei mein Verhalten neu zu überdenken.
      Und falls das zu abstrakt war:
      Z.B. hab ich in einem Gespräch rausarbeiten können, dass ich immer wieder Probleme mit Gruppenarbeiten hab, weil ich selbst nicht das Kommando übernehmen möchte (Pfui, führen!), aber eben zu wenigen Leuten diese Aufgabe zutraue. Davor war das bei mir einfach nur ein unbestimmtes "Wähhh, Gruppenarbeiten! Ich schreib meine Seminararbeiten lieber allein!" Mir hat diese Erkenntnis geholfen. Auch wenn der D/s-Bezug für viele wohl an den Haaren herbeigezogen scheint. Ich kenn nun meine Optionen bei Gruppenarbeiten und kann mit der, für die ich mich entscheide dann bisher auch ganz gut leben.

      -

      Ich kann mir schon vorstellen, dass die Gedanken manchmal ziemlich abstrakt / absurd / banal erscheinen, ich denk mir das ja auch manchmal. Aber auch das ist eigentlich schon wieder kein BDSM-Thema, denn auch im Alltag finden wir die Problem von anderen oft absurd und banal. ;)