Liebes Forum,
ich hoffe, ich bin hier an der richtigen Stelle gelandet. Mein Problem ist schnell erklärt. Ich habe schon immer gerne virtuell meine Fantasien geteilt, getestet und so auch für das reale Leben einen echten Gewinn an Lebensqualität erreicht. Auch während der Beziehung zu meiner über alles geliebten Frau habe ich weiterhin diesen virtuellen Austausch und Spaß gesucht, besonders um für mich erstmal sicher zu werden, was ich will, aber natürlich auch für bequeme erotische Unterhaltung. Mittlerweile schäme ich mich sehr dafür, dass ich diesen Weg gewählt habe und plage mich immer wieder mit Schuldgefühlen, die sich nochmal steigern, wenn ich aufgrund von Stress oder sonstigem mental aus der Balance bin. Ich fühle mich, als hätte ich meine Frau real betrogen, obwohl ich das niemals, nicht einmal im Ansatz tun würde. Emotional war ich online nie involviert und habe das stets vermieden. Ich habe mir geschworen, nie wieder mit anderen Frauen zu chatten - dieser Entschluss hilft mir aktuell jedoch nur bedingt.
Hat jemand eine Idee, wie ich meinen Fehler vergessen kann? Natürlich denke ich auch daran, das zu beichten, aber die Angst, dass danach nichts mehr so ist wie vorher, macht mich fertig.
Über aufmunternde Worte, eigene Erfahrungen und Ratschläge freue ich mich sehr.
Paul

Danke schon mal für die schnellen Antworten. Die fehlende Vorstellung tut mir leid, aber in der Tat bin ich zur Zeit verzweifelt und weiß keinen richtigen Ausweg. Meine Gedanken kreisen um dieses Thema, obwohl (oder gerade weil?) ich eigentlich beruflich unter Zeitdruck stehe.

@Harpyie: Du hast vollkommen recht. Das war Ausdruck, dass mir etwas fehlt, ich aber aufgrund eigener Unsicherheit, Schüchternheit, etc. nicht ansprechen konnte. Das Chatten war für mich oft wie ein Katalysator zum Mut machen und mittlerweile ist das alles kein Problem mehr, wir reden sehr offen miteinander, auch über sexuelle Wünsche und Bedürfnisse.
Ich will auch nicht nur beichten, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Das wäre aus meiner Sicht genauso egoistisch, wie es das chatten war. Ich bin einfach hin- und hergerissen zwischen "sie hat es verdient, das zu wissen und auf dieser Grundlage ggf. weiter an unserer Beziehung zu arbeiten" und "sie hat es verdient, das ich diese - an sich nicht mehr relevante - Verfehlung nicht weiß und sich meiner Liebe sicher sein kann, keine Zweifel haben muss...".

@ Mr. P: Danke für die Antwort. Wir sind noch relativ frisch verheiratet und können natürlich nicht auf so eine lange Ehegeschichte zurückblicken. Große oder auch mittlere Krisen, die mit der Beziehung an sich zu tun hatten, gab es eigentlich nicht. "Manche Fantasien hole ich mir noch immer aus dem Netz. Aber niemals mit einer realen Person." - Das ist der Knackpunkt für mich. Dass ich mir Fantasien hole, ist für mich immer noch legitim und hat uns in den letzten Jahren sehr gut getan, weil ich in der Hinsicht die Leidenschaft für uns beide aktiv halten konnte. Die Beteiligung anderer Personen war für mich nie ein Problem, es war ja nur eine Form der Anregung von Fantasien - aber auf einmal bricht eine Welle von Schuldgefühlen über mich herein, weil ich es offensichtlich jetzt anders bewerte als früher.

@destiny: Danke auch dir für die Antwort! Das Problem ist für mich vor allem, dass es eben ein Thema der Vergangenheit ist. Wir wissen von unseren Wünschen und Fantasien und können immer besser darüber reden, haben vieles auch gemeinsam geteilt. Das für mich schlimme daran ist, dass ich im Hinterkopf immer den harten Kritiker (insofern Treffer ins Schwarze, Mr.P) habe: "Das hättest du alles von vornherein mit ihr teilen müssen. Es war falsch, sie erstmal auszuschließen. Usw." Ich will nicht unsere Beziehung gefährden für ein erledigtes Problem, aber ich kann für mich auch zur Zeit nicht einfach meinen Frieden damit machen.

@ MisterE: Danke. Mir hat der Mut gefehlt, von Anfang an mit offenen Karten zu spielen. Ich konnte es einfach nicht. Wenn ich es gekonnt hätte, hätte ich mich ohne Zweifel erst an meine Frau gewandt und sie hätte Verständnis für alles gehabt. Dieser Zug ist aber abgefahren. Bei mir ist es also eher so, dass ich ganz allein (bzw. einige Zeit unsere Beziehungsdynamik) schuld daran bin, dass ich offene Bedürfnisse hatte.