Outing

      Mein letztes Outing hatte ich, nachdem ich eine "Spiel-Reise" verlängerte. Meine Ärztin hatte mir schon ihr Okay gegeben, mich wegen meines Magens krankzuschreiben *hust*.
      Nachdem ich drei Tage später (wie verabredet) meine Krankschreibung abholen wollte, war sie nicht da und hatte den für mich äußerst wichtigen Schriebs auch nicht hinterlegt. Leider sollte ich aber meinen Krankenschein an diesem Tag noch meinem Arbeitgeber zukommen lassen. Auf den Hinweis der Sprechstundenhilfe und weil es schon spät war, bin ich also zum Bereitschaftsarzt gefahren.
      Der Sprechstundenhilfe sagte ich gleich zu Anfang, dass es mir nur um eine Krankschreibung geht und erklärte ihr kurz, dass meine Ärztin nicht anzutreffen war. Sie maß in aller Seelenruhe meinen Blutdruck, der für meine Verhältnisse wahnsinnig hoch war.
      Im Arztzimmer habe ich es dann aber nicht über mich gebracht, bei einer Gastroenteritis zu bleiben. Ich druckste etwas rum, bis der Arzt dann sehr freundlich meinte, so eine Krankschreibung sei ja kein großer Akt, aber er würde schon gern wissen, warum ich die brauche.
      "Ich war die letzten drei Tage wie gesagt unterwegs und habe... äh... naja... habe meine Auftrittsangst therapiert."
      Er verstand natürlich nicht. Also musste ich weiter Anlauf nehmen.
      "Dabei habe ich mir leider ein paar blaue Flecken zugezogen."
      Eine hochgezogene Augenbraue.
      "Okay, ich hatte die letzten Tage Spaß und dabei hab ich auch mal den ein oder anderen Schlag abbekommen." Ich kniff die Augen zusammen und wollte ihn gar nicht anschauen. Ich murmelte noch was von "Suchtfaktor" und "deshalb bin ich drei Tage länger geblieben". Als ich ihn dann wieder anschaute, grinste er mich an.
      "BDSM also, ja?"
      "Genau", sagte ich sehr erleichtert.
      "Dann zeigen Sie doch mal her, was Sie da arbeitsuntauglich gemacht hat."
      Ich zeigte ihm also das, was von Beißen, Kneifen, Kratzen und Hauen übrig war :whistling: . Er erkundigte sich noch nach der ein oder anderen Spur ("Was war das?") und schrieb dann im Computer rum.
      "Also: Sie kriegen die Krankschreibung.", sagte er, ohne dabei den Blick von der Tastatur zu wenden.
      "Dankeschön, das ist wirklich lieb." Ich war wahnsinnig froh. Ich hätte es gehasst, ihn angelogen zu haben. Und mit reinem Tisch bin ich sehr weit gekommen.
      "Sie müssen wissen, was Sie machen. Manchmal braucht der Mensch eben eine Auszeit. Aber aus meiner Perpektive sieht das natürlich auch ganz übel aus. Da verstehe ich, dass Sie zu Hause geblieben sind..." Das Grinsen in seinem Gesicht habe ich ihm gegönnt.
      Als die Schwester dann die Krankschreibung ausdruckte, kam er doch noch mal an den Tresen und fragte mich etwas, wonach mir klar wurde, dass er meine Familie kennt. Ich wäre am liebsten ganz schnell rausgerannt, habe aber doch noch ein Lachen zustande gebracht und mich, weil keine Patienten warteten, ein paar Minuten mit ihm unterhalten. :D
      Toller Doc. :thumbsup:

      Und ich schließe mich Juja an, tolle Chefin, Krabbe!



      Outing ist für mich kein Thema ... wenn es rauskommt wird es bevorzugt mit Humor erledigt, notfalls mit Erklärbedarf und Weblinks (wohin nur ... tjaa ...) damit nicht google die Recherche nach Perversitäten bestimmt ... Wenn mir jemand eine Steilvorlage bietet und ich weiß, dass die Person nicht mit Ignoranz reagieren oder schockiert sein wird verteile ich auch gerne eindeutige Seitenhiebe.
      Niemals dagegen wenn ich mir nicht sicher bin über das Schweigen dieser Person, denn wer mich unvorsichtig outet kann mir meinen Beruf kaputtmachen.

      Der Familie gegenüber sehe ich mich nicht zum Outing verpflichtet, sie wissen auch sonst nichts von meinem Schlafzimmerleben. Großartig war eine Reaktion auf den Flogger im Kleiderschrank: "ah, das ist zum Wohnung ausfegen, wenn du deine Ruhe willst" ... leider nicht weiter hinterfragt, ich habe mir schon vorgenommen Hints zu streuen.

      In der Beziehung passiert es einfach, Sex mit Hände fesseln und Augen verbinden, für eine Frechheit gab es eins auf den Hintern: "OOooww!" - "Sorry!" - "Das war mein Hüftknochen, hau weiter unten!" ... sinngemäß, in der Situation war es nicht zum Schmunzeln gut. :)
      Update...

      Nun sind doch schon ein paar Tage ins Land gezogen seit meinem letzten Post hier... Wichtig ist für uns Beide noch immer dass die Schwiegereltern nichts mitbekommen. Das machen wir aus Respekt vor "ihrer" Welt nicht. Unsere Kinder werden es irgendwann einmal erfahren, denn wenn sie gewisse "Sachen" bei uns im Schlafzimmer fänden, wäre es besser sie haben es vorher schon von uns gehört was wir so treiben.

      Unsere Freunde... da freue ich mich über eine Aussage von Ladyhawke. Unsere Freunde könnten es wohl wissen. Sollten diese ein Problem damit haben, sind sie nicht die Richtigen....

      Auf die Nase binden wir es plakativ aber niemanden! Ergibt sich ein Gespräch ausserhalb der Arbeitsstelle oder Familienkreis.... warum nicht.

      Im Gesamten gehen wir schon lockerer mit dem Thema nach Außen um. Und Ladyhawke trug sogar Ihr Halsband in HH im Restaurant und der U-Bahn :love: . So ändern sich die Zeiten und das ist schön!

      Mr.P
      Wenn ich auch nicht alles begreife, so hat doch alles einen Sinn....

      Gast 123 schrieb:

      nein, ich habe mir bisher kein Schild an die Stirne gehängt, "ich bin BDSMer".... wozu auch????

      Vanillas tun das ja auch nicht...
      Genau so sehe ich es auch.
      Sollte mir jemals irgendjemand seine intimsten Sexualpraktiken anvertrauen und im Anschluss fragen was und wie und mit wem ich es denn im Bett so treibe, dann könnte ich mir überlegen, ob ich mich ggf. oute.
      Ansonsten sehe ich darin überhaupt keine Notwendigkeit.
      Ich bin geoutet und dies seit ich mich zum Sub-sein entschlossen habe.
      Bei irgendeinen Beitrag habe ich die Meinung von GD gelesen und dieser bin ich auch, "Wenn man nichts verheimlicht und dazu steht, dann ist man auch nicht angreifbar oder erpressbar.".

      Gut, dass erste mal fand aus Dummheit statt,da man spuren ja länger sieht und zuhause im Sommer war es üblich, dass man in der Früh halt nur eine Boxershort an hat. Die hatte ich nicht daran gedacht, dass die Spuren am Rücken und die vom Rohrstock an den Schenkeln für andere zu sehen sind. Meine Aussage aus dem Stehgreif damals: "Ja, ich stehe auf SM und lasse mich von eine Lesbe verhauen." damit war die Sache dann erledigt fürs erste.
      Meine Familie hat das eigentlich sehr gelassen aufgenommen, klar gab auch ein paar zusammen Stöße. Mütter stöbern eben gerne in den Sachen, "So ganz, ganz zufällig natürlich." Dann gab es eben ein Versperrtes Zimmer und einmal bin ich dann mit meinem Paps aneinander geraten, aber seit dem wird es voll Akzeptiert.

      Ich finde es aber heute immer noch lustig, wie z.b. ich mein Andreas Kreuz gebaut habe und meine Mutter bei einem Besuch meinte "Was für einen Sch..... ich da schon wieder mache" und wie es dann fertig war "Wow, das sieht ja toll aus.", war aber bei meinen anderen Möbeln genauso.

      Bei Freunden bin ich genauso geaoutet, meisten eben dadurch weil man ins Gespräch gekommen ist oder weil ich mein "Spielzeug" nie versteckt habe. Hing in meinem "Kinderzimmer" schon schön sortiert an der Wand. Heute sind es eben SM-Möbel in meiner Wohnung.
      Andere Besucher haben damit auch nicht wirklich ein Problem wie die Rauchfangkehrer. Das waren 2 Junge Buschen, vielleicht gerade mal 20 und die haben den Käfig unterm Bett sehr interessant gefunden und hatten echt einen Wiener-Schmäh drauf.

      Arbeitstechnisch wo es sich ergeben hat, wie wenn man als Strafe das man einmal sein Halsband vergessen hat und dieses dann 1 Monat lag immer trägt (tragen musste), egal was man macht.

      Nein Aufbinden tue ich meine "Neigung" niemanden, wenn es sich ergibt dann kommt man eben ins Gespräch. Das andere ist natürlich das ich selbst vollkommen offen mit dem Thema umgehe, eben das ich auch Öffentlich darüber schreibe oder Bilder zum sehen sind. Ich glaube, dass es genau wegen meiner Offenheit viel leichter ist den Leuten das Thema Bdsm zu erklären, als wenn man selber nicht darüber Sprechen will/kann.

      Meine Erfahrungen sind bis jetzt immer Positiv gewesen, wenn ich dann über Bdsm erzählt habe und wie es eben wirklich hinter den Kulissen ab geht, wenn man Bdsm Auslebt und das es nicht so ist, wie es in schlechten Reportagen oft dargestellt wird. Die Leute hatten da wirklich immer Interesse daran.

      Zum Thema entkräften von Vorurteilen?
      Nun, man sollte sich mit den Thema Bdsm ausgiebig beschäftigen damit man auch Argumentieren kann und somit auch Vorurteile mit Tatsachen erklären bzw. aufklären kann. Nur mit Halbwissen ist dies sehr schwierig und wenn man selbst noch unschlüssig ist, kann man Standpunkte nicht wirklich überzeugend vertreten. Das wichtigste ist auf jedenfalls das man selbst zu dem Punkt stehen kann: "Mir gefällt Bdsm, ich bin Top/Sub/Switcher und habe meinen Spaß daran.". Dann kann man auch anderen diese Einstellung näher bringen und nicht alle sind so abgeneigt, wie man oft denkt.

      Ich hatte wegen meinen Burnout (Diagnostiziert) vor ein paar Jahren auch eine "Vergangenheits-aufarbeitungs-Therapie" und da habe ich auch über meine Dunkle Leidenschaft gesprochen. :D Und da fand ich das Interesse der Psychologin an dem Thema Bdsm auch sehr überraschend, was auch daran lag das sie bis dahin noch keinen Patienten hatte der SMler war oder zumindest darüber erzählt hatte. Und wenn man jetzt glaubt, dass diese einem jetzt ausreden würden Bdsm zu betreiben, war es genau das Gegenteil.

      Egal ob man sich nun outen möchte oder nicht und irgendwann wird fast jeder an den Punkt kommen, dass man sich wo aus versehen mal outet. So vorsichtig kann man nicht sein, ohne richtig zu leben. Und da ist es jetzt völlig egal ob es um Bdsm geht oder ob man Homo-, Bi,- Trans,- oder A-Sexuell ist, man muss lernen dazu zu stehen wie man gepolt ist. Es ist nichts schlimmes. :troesten:
      Ich äußer mich nun auch mal zu dem Thema ;)

      Zwei meiner besten Freunde (beide männlich) wissen schon sehr lange darüber Bescheid! Beide haben damit überhaupt kein Problem oder fanden das abstoßend o.ä. Dem einen hab ich auch des Öfteren Bilder gezeigt und er hat mich mehrmals gecovert.. Dem anderen hab ich das mal in betrunkenem Zustand erzählt.. War aber nicht schlimm, wir wissen sowieso fast alles voneinander und er fands schon ganz geil :D

      Und letzte Woche habe ich mich vor meinem Mitbewohner geoutet :D sein Freundin, die aus Südafrika kommt, wusste das schon vorher, da haben wir irgendwann mal so ein bisschen drüber geredet.. Letztens hab ich dann mit ihr geskyped und sie wollte meine Spielzeugkiste sehen.. Hab ich ihr auch gezeigt, aber zuerst nicht alles.. Sie wollte dann aber alles sehen und sie hat gefragt ob es was mit dem SM zu tun hat.. Naja also hab ich ihr das eben gezeigt :) Sie hat immer nur gemeint, oh Gott du siehst so unschuldig aus und du bist so mutig :D naja und dann hab ich ihr erzählt, was ich am Wochenende vor hatte und so weiter und sofort.. und all das hat mein Mitbewohner gehört.. naja dann musste ihm das ja irgendwie erklären ;) er hat es auch sehr gut aufgenommen, hat zu ihr aber immer wieder gesagt, er kann mich nimmer anschauen und gelacht :D meine Spielzeugkiste hat er dann auch angeschaut.. Ein bisschen geschockt war er schon aber es is absolut okay für ihn :)
      Eine weitere Mitbewohnerin weiß es auch, weil wir sehr offen über alles reden..

      Eine meiner beiden Schwestern weiß das auch alles und sie entdeckt das devot auch gerade ein bisschen für sich :) Da können wir uns auch Austauschen..

      Ich finde es nicht schlimm, dass die Personen die es wissen, es wissen! All denen vertraue ich und es hat bisher noch keiner schlimm darauf reagiert.. Gut, im Beruf würde ich das nicht unbedingt erzählen (wobei einer meiner Chefs des Öfteren einen Ring der O trägt!!!) und meine Eltern müssen das auch nicht wissen... Meine Mama reagiert, wenn ich sie auf so etwas anspreche oder im fernsehen irgendwas dazu kommt, immer sehr verständnislos und abgeschreckt...

      Ich find es jedenfalls gut, dass es Menschen gibt mit denen ich darüber sprechen kann! Ich würde kein Outing rückgängig machen!
      Bei mir ist das mit dem Outing eine Gratwanderung.
      Privat tue ich das an der einen oder anderen Stelle. Aber nur wohl bedacht.

      Im Berufsleben geht das gar nicht, nicht einmal ansatzweise. Und da setze ich auch alles dran, dass das nicht geschieht.

      Ich arbeite in einer Männerwelt. Meine Vorgesetzten sind Männer, meine mir unterstellten Mitarbeiter sind auch Männer, und zwar ausnahmslos.
      Wäre ich dominant, wäre das wohl weniger schlimm. Aber ich bin Sub. Wie sollte das funktionieren?
      Sehr wahrscheinlich würde mich keiner mehr wirklich ernst nehmen.
      @ Anna: und deshalb finde ich auch dieses "Zwangsouting" so daneben. Ich kann nicht erwarten,
      dass sich jemand vorstellt und sagt: "Ich bin xy, meine Neigung ist BDSM und ich suche einen
      Job.
      Ich kann auch für mich in keiner Weise nachvollziehen, warum ich mich jedem gegenüber denn
      unbedingt outen sollte. Frage ich jeden danach, was er hinter verschlossener Türe macht?

      Gerade in deinem Job würde das sicher bedeuten, der Respekt geht verloren und mit ihm auch
      dein Job.....
      @Krabbe: Es war ja auch an keine Stelle die Rede von Zwangsouting ;)
      Sowohl ich aus auch Anna outen uns freiwillig an gewissen Stellen und bei bestimmten Personen. Verlangt wird es aber nirgendwo! Schon gleich gar nicht im Job.. So würde sich ja auch keiner vorstellen! Ich habe auch Personal unter mir und die müssen das auch nicht wissen.. Und meine Chefs ober mir (auch fast ausschließlich Männer) geht das auch gar nichts an! Da lasse ich auch keine Anspielungen fallen..

      Keiner ist gezwungen sich irgendwo zu outen! Aber es ist schon ein gutes Gefühl, wenn man darüber sprechen kann und nicht mit sich und seinen Gedanken alleine ist... Ich jedenfalls bin froh darüber! ^^
      Hallo ihr Lieben,

      nun muss ich auch mal dazu etwas schreiben. ^^

      Offiziell bin ich nicht geortet. Inoffiziell bei meiner besten Freundin schon. Darauf gehe ich gleich ein.

      Zwangsouting finde ich persönlich, als wenn jemand meinen deckenden Mantel entfernt und ich frierend und nackend auf einmal dastehe. Man ist nicht vorbereitet und in diesem Moment sehr angreifbar, verletzlich und sehr dünnhäutig.

      Outing von sich selbst, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Es hängt viel mit den äußeren Umständen, den äußeren Zwängen, den äußeren Umfeld ab.
      Wenn man mit sich selbst im reinen ist, sich stark genug fühlt, weiß das die guten Freunde - Freunde bleiben warum nicht. Auf jedenfall fühlt man sich bestimmt da leichter, lockerer und hat nicht immer die Vorsicht im Nacken wie man sich verhält, was man sagt.....

      Als ich mich damals im Forum angemeldet habe, war ich froh endlich über meine Neigung zu reden.. ich hatte Zuhörer.. die alle BDSM lieben und praktizieren. Egal in welcher Form, Stärke und Ausprägung. Es tat mir unwahrscheinlich gut - der Austausch war und ist heute noch sehr wichtig.

      Irgendwann habe ich meiner besten Freundin von dem Forum erzählt. (es vorgestellt als Koch-Back und Erziehungsforum) Sie war sehr interessiert. Wollte meinen Necknamen wissen ... 5 Tage später trafen wir uns auf einen Kaffee.. sie meinte ganz beiläufig .."Wenn du glücklich bist, dann lebe dein BDSM".. ich verschluckte mich dermassen an meinem Kaffee und schaute sie nur groß an. Sie meinte nur sie hat gegoogelt und es gefunden. Da sie eine praktizierende Christin ist hätte ich niemals nie gedacht das sie es so cool aufnimmt.. aber es beweist mal wieder... wenn man die richtigen Leute im Herzen trägt.. dann hat man die richtige Wahl getroffen. <3

      Meinen Eltern würde ich dieses natürlich nicht erzählen.. das hat aber etwas mit ihrem Alter, mit ihrem Verständnis dafür zu tun...

      In meiner Seminargruppe hatte ich zwei Lesben. Indirekt wusste jeder über ihre Neigung bescheid... wir haben es akzeptiert und sie genauso behandelt wie immer.. leider gibt es aber auch Menschen, die mit diesen Neigungen gar nicht klar kommen..manchmal sind es die Eltern..

      Beide Frauen haben darunter gelitten, nicht offen ihre Liebe zeigen zu können.. das ewige Verstecken von frühester Jungend an.. hat beide sehr empfindlich und vorsichtig gemacht. Bis dann die eine seelisch es nicht mehr konnte - im eigentlichen Sinne zwei Leben wie in einem Zwangskorsett zu führen, welches sie einengt und krank macht. Letzteres ist geschehen. Sie wurde seelisch so krank .. weil sie vor allem in ihren Eltern keinen halt fand. Sie brach das Studium ab, ging ins Ausland ... und ja nach gut 15 Jahren lebt sie nun ihr Leben mit ihrer Frau.

      Was ich damit zum Ausdruck bringen möchte, ist, das es wahrscheinlich für Körper-Geist-Seele irgend wann immer gut wäre seine Neigung / Prägung zu leben und der Gesellschaft zu zeigen hier bin ich - und ICH LEBE!

      Natürlich gibt es auch Einschränkungen vor allem im Berufsleben. Ist halt schlecht wenn der Stahl-Chef .. egal männl./weibl. Sub wäre und die Belegschaft zum größten Teil ebenfalls männl. wäre.

      Solange unsere Gesellschaft - und dazu gehören wir auch - nicht wirklich offen und ehrlich und tolerant gegenüber anderen /neuen / nicht verstehenden ist - solange wird es immer eine Einschränkung im Leben der "anders" Lebenden sein.

      Ganz liebe Grüße
      Elenore :love:
      @Eleonore: das "Schlimmste" ist, wenn man reduziert wird. Wenn man nicht mehr als
      Mensch gesehen wird sondern eben als - in meinem Fall - Lesbe und BDSM-lerin. Beides
      macht den kleinsten Teil meines Lebens aus, wird aber oftmals als alles und einziges
      gesehen, was mich betrifft.
      Ein Grund, warum ich seit Jahren sehr vorsichtig mit dem Outing allgemein umgehe.
      Enge Freunde wissen natürlich davon, aber beim Kennenlernen neuer Menschen bin ich
      da eher zurückhaltend. Wozu sollte ich jedem auf die Nase binden, wie ich lebe? Denn
      umgekehrt wird das auch nicht gemacht. Und ich finde immer noch, es geht niemanden
      etwas an, was innerhalb meiner Wohnung passiert und welche Form der Sexualität ich
      dort auslebe. Ich sortiere aus, wem ich etwas erzähle und ob es wichtig ist, dass xy über
      mich Bescheid weiß.
      Ehrliche Antworten gibt es grundsätzlich, wenn ich direkt darauf angesprochen werde.

      Umso überraschter war ich auch am Samstag, denn da war nichts vom Reduzieren in
      irgend einer Form zu spüren, obwohl ich hier sehr offen bin.

      Ich gebe dir absolut Recht, dass man / wir nur dann ohne Einschränkungen leben kann,
      wenn ein Umdenken in den Köpfen statt findet. Aber ob das jemals sein wird............
      Ich kann mir im Moment gar nicht vorstellen, überhaupt jemandem in meinem Lebensumkreis von meiner Neigung zu erzählen.
      Meine Familie wäre denke ich entsetzt, verängstigt und könnte damit gar nicht umgehen. Und wieso sollte ich ihnen und mir das antun?
      Von drei Freundinnen weiß ich, dass sie es akzeptieren würden ohne ihre Einstellung mir gegenüber zu ändern. Die Freundschaften bestehen schon so lange, sind sehr vertrauensvoll und könnten durch ein Outing nicht erschüttert werden. Aber ich würde im Erdboden versinken, wenn ich mir vorstelle, es anzusprechen. Da steckt so viel Unsicherheit in mir und wohl auch Scham. Obwohl mein Kopf sagt, dass das totaler Quatsch ist. Mit zwei von ihnen habe ich schon mal einschlägige Romane ausgetauscht, die sie schon ganz reizvoll zum Lesen fanden, aber äußerten, dass das nicht so ihr Ding sei. Da habe ich dann nichts weiter gesagt. Dann denke ich mir wieder, weshalb sollten sie es eigentlich wissen? Ich könnte mich mit ihnen eh nicht wirklich austauschen, da sie ja keine Ahnung von BDSM haben.
      In mir muss sich noch manches ändern, damit ich wirklich darüber reden kann.

      Grundsätzlich sehe ich außerhalb eines sehr vertrauten Personenkreises wirklich überhaupt keine Notwendigkeit, sich zu outen. Oder weiß ich, welchen Sex mein Arbeitskollege, Bekannter oder Nachbar hat?
      Feel free to say no, be brave to say yes.
      Also zum Thema Outing kann ich ja mal berichten, wie mein gestriger Abend so lief...
      Ich saß bei meinem besten Kumpel (wie ein großer Bruder für mich) und schaute mit ihm Robin Hood. Während wir am essen waren kam eine Gelegenheit endlich mal mit ihm darüber zu sprechen, denn es fiel im Film der Satz "Peitscht sie aus!". Mein Kumpel prustete und meinte nur "Das würde ich mir überlegen, es könnte ihr gefallen!". Ich schaute ihn grinsend an und sagte zu ihm "Och joah.... warum nicht?!".... Sein Blick war eine Mischung aus Abscheu, Missfallen, Entsetzen, Unglaube und Amüsiert-sein. Also habe ich das Thema ganz schnell wieder auf sich beruhen lassen und ihm nichts weiter erzählt, auch wenn ich sonst über alles (auch intime Dinge) mit ihm sprechen kann.
      Dazu möchte ich noch anmerken: Dieser Mann weiß sehr genau, dass ich eine amtliche Sammlung an Spielzeugen u.a. Peitschen mein Eigen nenne! Es scheint ihm wohl aber absolut nicht in den Sinn zu kommen, dass das keine Dekorationsartikel sind.
      Er ist noch derjenige in meinem Umfeld, der mit dem Thema am "coolsten" umgeht, insofern steht mir nicht im Geringsten der Sinn danach mich vor Familie und Freunden zu outen.
      Ich bin immernoch verblüfft, wie stark vei vielen Männern das Thema als Tabu gesehen wird. Meine Erfahrungen sind mit Freundinnen in meinem Umkreis Zeigt deutlich, dass ich zwar nicht der wichtigste und beste vertraute bin, aber der einzige mit dem Sie über dieses Thema und ihre Neigungen offen reden können.
      Ich wurde Für diese Frauen eher über den Kleidungsstil einer ehemaligen Partnerin geoutet.

      Dabei geht es doch nur um das empfinden von Lust.
      Ich finde es tatsächlich irgendwie schwer sich zu outen, wenn es ja schon für mich nicht ganz so normal ist (was wohl an meiner Erziehung liegt) wie kann ich dann davon ausgehen, dass es jemand anderes als normal betrachtet?
      Ich hab mich nochnichtmal überwinden können, in diesem Forum auch nur meinen Vornamen anzugeben. :nein:
      Vor kurzem habe ich mich meinem Freund offenbahrt, er hatt das sehr gut aufgenommen und da er jetzt über die ganze Bandbreite meiner Vorlieben bescheit weis "arbeitet" er an sich.... also er tastet sich vor :love: er hat angst davor mich WIRKLICH zu verletzen.
      Er ist ein sehr offener Mensch, mit einer offenen Familie ...... aber meine Familie... meine Freunde... ich weis genau ich würde mich lächerlich machen.
      Ich würde gerne mal unter Menschen gehen die so sind wie ich, hab schon so viel über verschiedenste Treffen gelesen aber konnt mich noch nicht überwinden dort hinzugehn.... wer weis was mich erwartet ?! hab da so richtige horrorvorstellungen davon.
      Also.... das gegenüber der Eltern bzw. Schwiegies bleibt Tabu und wir schauen darauf ihr Weltbild mit 80 nicht mehr zu verrücken, aus Respekt.

      Aber... dieser Tage eine Diskussion mit meinem besten Freund... Ich fragte ihm ob er Bondage kennt, denn wir hatten ein Seminar.... Er meinte nur trocken, "ja, mir ist das Normale auch schon zu langweilig"....

      War wieder mal überrascht...
      Wenn ich auch nicht alles begreife, so hat doch alles einen Sinn....
      Also ich finde man muss sich ja nicht zwingend outen. Das muss wirklich jeder für sich entscheiden, wem er es erzählt und wem nicht. Also Eltern/Schwiegereltern würde ich niemals davon erzählen, ich will auch nicht wissen was die machen.
      Man kann eben leider vorher nicht wissen wie jemand reagiert und ich würde nicht mit anderen Augen betrachtet werden wollen.

      MsKitty schrieb:


      Ich würde gerne mal unter Menschen gehen die so sind wie ich, hab schon so viel über verschiedenste Treffen gelesen aber konnt mich noch nicht überwinden dort hinzugehn.... wer weis was mich erwartet ?! hab da so richtige horrorvorstellungen davon.


      Also mir ging es da anfangs recht ähnlich; dann war ich aber hier auf einem Stammi und kann dir sagen, dass war alles unbegründet. Horrovorstellungen braucht man da wirklich nicht haben. ;) Ich kann aber gut verstehen warum auch so ein Schritt Überwindung kostet und ich finde man sollte sich alle Zeit nehmen, bis man selbst den Mut hat, mal wohin zu gehen.
      @Kitty: zwingend outen muss man sich wirklich nicht. Wozu?
      Schwieriger ist es, wenn man direkt darauf angesprochen wird. Früher habe ich es
      dann sofort gesagt. Heute wäge ich ab, ob mir diese Person in irgend einer Form so
      wichtig ist, dass ich es nicht verschweigen mag. Oder aber ob es sinnvoller ist, den
      Mund zu halten.
      Bei wirklich engen Freunden erübrigt sich das, denn würde ich vor ihnen nicht zu
      mir stehen, würde ich sie belügen. Und das kann ich nicht!