Angepinnt Hinweise und Tipps für das Schreiben einer erotischen BDSM Geschichte

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      Hinweise und Tipps für das Schreiben einer erotischen BDSM Geschichte

      Da immer wieder die Frage aufkam, wie schreibe ich eigentlich eine BDSM Geschichte habe ich Feuerpferd gebeten dazu einen kleinen Artikel zu schreiben. Wir haben hier aber noch viele weitere Autoren welche sicher auch tolle Ratschläge haben. Wer mag kann hier sehr gerne auch seine Tipps einstellen. Nun hat aber unser Feuerpferd das Wort:


      Jeder kann eine erotische Geschichte schreiben…

      …naja…fast jeder, wenn er Lust hat (und empfindet)…
      Ihr solltet nur ein paar kleine Regeln beachten, damit auch andere sie gern lesen und prickelnd finden.
      Ich habe versucht, die wichtigsten Regeln aufzuschreiben (gebe aber keine Garantie auf Vollständigkeit!):

      #1 „Immer Rechtschreibung und Grammatik beachten“

      Der Leser möchte beim Lesen nicht überlegen müssen, was dieses oder jenes Wort wirklich bedeutet, wie die Sätze verschachtelt sind.
      Wenn Ihr mit Rechtschreibung oder Grammatik auf Kriegsfuß steht: Heutzutage gibt es viele Programme, die diese Aufgabe übernehmen oder Ihr fragt einfach jemanden aus Eurem Freundeskreis, einmal drüber zu schauen.
      Noch besser: Macht beides! Denn weder Programm noch Mensch sind unfehlbar.
      Der Leser wird es Euch danken.

      #2 „Absätze einfügen“
      Nichts ist mühsamer für einen Leser als ein Text ohne jegliche Absätze.
      Absätze gliedern einen Text, strukturieren das Geschehen, geben Pausen vor in der Geschichte.
      Also: Schön Absätze einfügen und nicht alles hintereinander weg schreiben!

      #3 „Das Ende schon am Anfang überlegen“
      Viele scheitern daran, dass sie zwar den Anfang schnell hinschreiben, dann aber ins Stocken geraten und nicht weiterwissen.
      Deswegen solltet Ihr Euch das Ende bereits vor dem ersten Satz überlegen. Es muss nicht ganz exakt sein, aber doch im Groben feststehen.
      So habt Ihr ein Ziel, das Ihr erreichen wollt. Ihr werdet merken: So ist es einfacher, die Geschichte zu einem Ende zu bringen.

      #4 „Keine großen Wiederholungen“
      Beim Schreiben solltet Ihr ständige Wortwiederholungen vermeiden.
      Wenn Ihr für den Vorgang des sich Fortbewegens immer nur „gehen“ verwendet, wird es schnell langweilig. Also verwendet Synonyme (Wörter, die dasselbe oder ähnliches bedeuten)!
      Statt gehen zB laufen, schreiten, schlurfen. Es muss nur im Kontext passen.
      Falls Ihr dazu keine Ideen habt: Es gibt wirklich sehr gute Synonymlexikons im Internet.
      Vermeidet aber Wörter, die zu speziell sind und die niemand versteht.

      #5 „Stets Gefühle beschreiben“
      Stimmungen sind abhängig von Gefühlen, Empfindungen.
      Für den Leser ist es öde, nur eine technische Aneinanderreihung von Bewegungen zu lesen.
      Selbst das normale Sprechen der Figuren im Text gewinnt, wenn Ihr deren Gefühl dabei beschreibt.
      „Sagen“ kann man zB etwas leise, sanft, ruhig, laut, barsch, wütend, böse, lachend, grinsend.
      Jede weitere Beschreibung führt den Leser näher an die Figuren heran, lässt ihn miterleben, was sie empfinden.
      Das gilt erst Recht für erotische Geschichten.
      Das Gefühl, seelisch wie körperlich, ist hier noch wichtiger als in anderen Geschichten. Denn gute Erotik lebt von den Gefühlen.

      #6 „Nicht immer dieselben Satzanfänge benutzen“

      Versucht, die Satzanfänge zu variieren.
      Wenn jeder Satz mit „Er machte das und das…“ oder „Sie tat dies und jenes…“ beginnt, so wirkt das einschläfernd.
      Lieber wieder mit Gefühlen arbeiten oder mit Nebensätzen.
      Zum Beispiel: „Bewundernd machte er das und das…“ oder „Da xyz geschah, tat sie dies und jenes…“
      Selbstverständlich solltet Ihr dennoch ab und an normale einfache Sätze benutzen…

      #7 „Immer mit der Ruhe“
      Das ist jetzt vielleicht etwas sonderbar, aber lasst Euch Zeit.
      Wenn die Geschichte fertig ist, legt sie weg. Mindestens einige Tage.
      Dann holt sie wieder hervor und lest sie in Ruhe durch.
      Wäre es eine Geschichte, die Ihr auch gern lesen würdet? Ist sie flüssig geschrieben, kann man sich in die Figuren hineinversetzen?
      Die Zeit solltet Ihr Euch wirklich nehmen, besonders, wenn Ihr noch nicht viele Geschichten geschrieben habt.

      #8 „Nicht zu sehr ins Detail gehen“
      Gute erotische Geschichten leben von der Fantasie.
      Natürlich sollte man Plätze, an denen sich die Figuren befinden, und auch die Figuren selbst beschreiben. Aber nicht zu sehr ins Detail gehend.
      Denn erotische Geschichten leben nicht davon, genau zu wissen, wie das Zimmer, das Haus, das Bett etc.pp. aussieht, in dem sich die Figuren befinden.
      Auch will niemand, bevor die Geschichte richtig beginnt, jede einzelne Zelle der Figuren beschrieben bekommen.
      Besser ist eine grobe Beschreibung und dann innerhalb der Geschichte, wenn man es für sinnvoll erachtet, einige weitere Details dazu erläutern.
      Der Leser muss noch ausreichend Spielraum für seine Fantasie haben.

      #9 „Überraschende Wendungen“

      Wenn es irgendwie geht, baut in die Geschichte Überraschungen ein.
      Versucht, das Ende nicht direkt zu erreichen, auf dem geraden Weg, sondern über einen leicht verschlungenen Weg, den der Leser nicht erwartet.

      #10 „Habt Spass“
      Die wichtigste Regel überhaupt zum Schluss: Habt einfach Lust und Spass am Schreiben!
      Dann kann schon einmal nichts wirklich schief gehen.

      Und daher wünsche ich Euch jetzt viel Spass beim Schreiben!

      Eure Feuerpferd
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff

      Hinweise zum Jugendschutz bei BDSM Geschichten

      Bisher haben wir bei den Geschichten verdammt wenig Probleme mit einer falschen Zuordnung bezüglich der Altersfreigabe. Dennoch nutze ich die Möglichkeit um kurz auf einige Punkte hinzuweisen, worauf ihr bei einer Geschichte achten solltet damit sie eben nicht FSK18 und somit für ein breites Publikum hier lesbar ist. Die folgenden Hinweise beziehen sich auf Kurzgeschichten, in Romanen gibt es nochmals etwas mehr Spielmöglichkeiten.

      1. Drückt euch immer klar aus, damit niemand (auch kein Kind) euch falsch verstehen kann wenn es um Gewalt oder andere Dinge geht. Es muss immer eindeutig sein, dass es sich um einvernehmliche Handlungen zweier erwachsener Menschen handelt. Kinder sind oftmals nicht in der Lage diese Differenzierung zu sehen wenn die Hinweis zu weit auseinander liegen (XY heult weil XY bei einer harten SM Session so schön geflogen ist, das wird ein Kind nicht verstehen, da für dieses heulen allein negativ behaftet ist, außer es wird deutlich herausgestellt, dass es eben eine positive Empfindung ist)

      2. Vulgäre Sprache (Schwanz, Fotze, etc) ist ein Indikator für FSK18, dies bedeutet sie können genutzt werden, werden sie aber zu intensiv genutzt, so wird irgendwann die Grenze zum FSK18 überschritten.

      3. Spielarten die als jugendgefährdend angesehen werden bringen eine Geschichte sehr schnell ins FSK18. Was sicher nicht geht (keine abschließende Liste): KV, Branding, Strom (Ausnahme Reizstrom), Drogen bei BDSM (z.B. Poppers), Bloodgames, Cutting, Reduktion einer Person auf die Sexualität, Nadeln, Klinikspiele, Links zu jugendgefährdenden Seiten, BDSM das bleibende Spuren hinterlässt. Was gar nicht geht sind: noncon Fantasien, unsafe BDSM Methoden (z.B. Würgen), BDSM mit unter 18 Jahren.

      4. Was hilft um im Sinne des Jugendschutzes positiv zu punkten: Zeigen, dass es hier um Menschen und nicht um austauschbare Sexualobjekte geht, Emotionen positiver Natur die mit eingeflochten sind, Sicherheitsaspekte die agesprochen werden, eine sachliche Sprache, hohes Sprachniveau, Partnerschaften die nicht nur aus BDSM bestehen und bei denen sich die Personen mit ihren Gefühlen auseinandersetzen, Safewords auf die hingewiesen wird (gerade bei härteren Spielarten), Gleichberechtigung außerhalb der Session, Safersex.

      5. Je härter eure Geschichte ist umso mehr helfen die Punkte unter Nr. 4 sie wieder "einzufangen".
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Tolle Idee, diesen Thread zu eröffnen. Danke dafür an @Feuerpferd und @Gentledom.

      Worüber ich gerade bei den Hinweisen zum Jugendschutz gestolpert bin - und ihr werdet sehen, beim Schreiben kann das durchaus zum Problem werden, ist der Passus "vulgäre Sprache". Ich bin auch unbedingt für ein hohes Sprachniveau (Sachlichkeit allerdings nur da, wo es unumgänglich ist - das konterkariert eine erotische Geschichte eher). Wenn ihr das hinbekommt, sollten Begriffe wie Schwanz, ficken etc., in "homöopathischen" Dosen verwendet, kein Grund sein, aus eurer Geschichte ein FSK18 werden zu lassen.

      Ich denke, im Eifer des Gefechts können den handelnden Personen schon mal solche Gedanken kommen, die sie dann vielleicht in einem Anfall von Leidenschaft sogar verbal zum Ausdruck bringen. Aber wie gesagt: Bitte in Maßen verwenden!!!

      Ich weise übrigens deshalb darauf hin, weil ich glaube, dass Kindern derartige Begriffe vertraut sind. Heute wissen oft schon Achtjährige relativ genau Bescheid darüber, was Mama und Papa im Schlafzimmer tun. Ob dann Bezeichnungen als passend oder vulgär wahrgenommen werden, kommt immer auf den Kontext an. Das Wording übernehmen Kinder ja nicht nur von Freunden, sondern gelegentlich zunächst einmal von ihren Eltern ;) ... Und die Prägungen bei diesen sind soooooo vielfältig ...
      So, und dann möchte ich gern den Eröffnungs-Thread um einen weiteren Passus erweitern:

      Lasst eure Figuren miteinander reden :lustig:

      Ich persönlich finde das wichtig, auch in Kurzgeschichten. Und ich gehe hier einmal davon aus, dass der eine oder andere von euch sich mit der Absicht trägt, durchaus auch was Längeres zu entwerfen.

      Dialoge sind für mich das Salz in der Suppe. Sie können die Figuren in besonderer Weise charakterisieren, die Handlung in der Geschichte vorantreiben, Konflikte entwickeln, Spannung erzeugen. Manchmal ist es wichtig, etwas zu erklären - dafür kann man Dialoge nutzen, weil die nicht so trocken rüberkommen. Manchmal kommt man nicht drumrum, Informationen aus der Vergangenheit einfließen zu lassen. Dann ist ein Dialog schöner, als wenn man eine komplizierte Rückblende einbauen muss.

      Dialoge lockern längere Texte auf. Achtet aber darauf, dass nicht nur heiße Luft kommt, wenn eure Figuren den Mund aufmachen. Ich habe gerade einen Roman gelesen, in dem Dialoge sehr sparsam eingesetzt werden. Wenn es welche gab, dann maximal zwei, drei Sätze von jedem. Und zwar ohne wirkliche Info. Die wurde dann einfach in einer kurzen Erklärung hinterher abgehandelt. War mir persönlich zu wenig. Der Roman wirkte durch die fehlenden Dialoge irgendwie langatmig. Und die Tatsache, dass sie nur alibimäßig eingesetzt wurden, machte sie beinahe überflüssig.

      Das ist ein Stichwort, mit dem sich gut beschreiben lässt, ob eure Dialoge passend sind für die jeweilige Geschichte. Wenn ihr sie nämlich weglassen könnt, ohne dass eurer Geschichte etwas fehlt, sind sie überflüssig. Überlegt euch also immer, welche Funktion der Dialog haben soll. Wenn ihr es schafft, jeweils eine wichtige Info darin unterzubringen, macht er bereits Sinn :)

      In diesem Sinne auch von mir: Habt Spaß beim Schreiben!

      Also einen Leitfaden hab ich jetzt nicht wirklich.
      Hm, also ich liebe es anstatt eindeutiger Beschreibungen lieber poetische Umschreibungen zu wählen. Aber eigentlich kommt es darauf an, wen der Schreiber mit seiner Geschichte ansprechen will. Manche legen, so wie ich, auf die Figuren wert. Dann lass sie sich Stück für Stück langsam entwickeln.
      Ich stell mir dabei die jeweiligen Ereignisse immer bildlich vor.

      Ach ja, zwingt euch nicht zum Schreiben. Nur wenn ihr Lust habt macht es Sinn eure Zeilen zu teilen.
      Ein offenes Ende bedeutet nicht zwangsläufig, dass es stockt, sondern eher, dass der Schreiber dem Leser Raum für seine eigene Phantasie schenkt.

      Eins nie vergessen, dass sind lediglich Tips und nie ein Muss. Das Wichtigste ist, Spaß beim Schreiben und Teilen zu haben, was euch berührt. ;))
      ~Es ist das Unbekannte was so reizt. Reizt es immer noch, wenn es bekannt ist, dann ist es das Besondere~ Author: Unbekannt
      Herzlichen Dank für dieses Thema :)

      Ich habe auch schon mehrfach versucht eine erotische Geschichte zu schreiben, hänge aber immer wieder bei dem gleichen Problem:
      Ich würde gerne aus der ich-Perspektive schreiben und tue mich echt schwer mit dem Satzaufbau bzw dem vermeiden von sich ständig wiederholenden Satzanfängen. Die Idee mit den Dialogen gefällt mir sehr gut, aber auch da fällt mir spontan nicht genug ein um dieses leidige "ich sage/er sagt" zu umgehen.
      Wenn da also noch jemand gezielte Tipps hat würde ich mich freuen.

      Vielen Dank für die bisherigen Tipps :)
      Wer bin ich ... und wenn ja wie viele?
      Wenn es dir hilft: gentledom.de/gentledom/geschic…e-zweitveroeffentlichung/ Eine fiktive Geschichte aus meiner Perspektive (reale sind immer aus dieser Perspektiver geschrieben, da würdest du bei meinen Geschichte und den Geschichten über mich einige finden).

      Was ich spannend fand war die Sicht der Sub einzunehmen die mit mir spielt, einmal habe ich diese Perspektive gewählt: gentledom.de/gentledom/geschic…e-zweitveroeffentlichung/

      Insgesamt finde ich Ich-Perspektiven relativ einfach, es ist wie wenn ich einem Freund von dem Geschehnis berichten würde nur eben nicht mündlich sondern mit geschriebenen Worten. Wenn dir das schwer fällt wäre es evtl ein Ansatz sie zu erzählen, das aufzunehmen und dann erst schriftlich wiederzugeben.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      @viciousheaven
      Ich-Perspektive ist auch viel schwerer, da man die Perspektive nie wechseln kann. Dh man kann nur aus einer Sicht schreiben und muss daher viele Dinge unausgesprochen lassen, die jedoch für den Fortgang der Story manchmal wichtig sein kann.
      Ständig wiederholende Satzanfänge kann man nur vermeiden, in dem man den Satzbau variiert und immer Sätze mit Nebensätzen baut. Sonst ist eine Variation schwerer möglich.

      zB
      Grund-Satz:
      "Ich streichelte über seinen Körper und spürte, dass sich die Haare auf seinem Arm aufstellten."

      Daraus kann man ua Folgendes machen:
      "Als ich über seinen Körper streichelte, stellten sich die Haare auf seinem Arm auf. Ich spürte es deutlich."
      "Die Haare auf seinem Arm stellten sich spürbar auf, als ich über seinen Körper streichelte."
      "Durch mein zartes Streicheln über seinen Körper stellten sich die Härchen an seinem Arm auf."

      etc.pp.

      Auch da macht Übung den Meister, ;)
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      In den Dialogen kannst du auch die Empfindungen einbauen wie z. B.: er schmunzelte, er erwiderte stirnrunzelnd, amüsiert.. alles ist erlaubt und hilft, dass dadurch kaum Wiederholungen entstehen. Wenn du in der Ich-Perspektive schreiben willst füge ruhig auch einige Gedankengänge ein. Ansonsten freue ich mich, wenn du deine kreative Ader zum Leben erweckst @viciousheaven ;))
      ~Es ist das Unbekannte was so reizt. Reizt es immer noch, wenn es bekannt ist, dann ist es das Besondere~ Author: Unbekannt
      @viciousheaven Ich verstehe deine Befürchung, aus der Ich-Perspektive zu schreiben, total. Ich hatte dieses Problem auch ganz lange. Denn letztlich schränkt die Ich-Perspektive tatsächlich ein. Was andere Figuren als das Ich in der Geschichte denken und fühlen, kann das Ich nicht wissen und muss es deshalb als Vermutung beschreiben. Das ist nicht so ganz easy, um nicht zu sagen manchmal, auch monoton, wenn man immer wieder Formulierungen benutzt wie "Es scheint so...", "vermutlich", "es sieht so aus, als" usw.

      Manche Romanautoren sind dazu übergegangen, mehrere, mindestens aber zwei Ich-Perspektiven darzustellen. Sie schreiben dann einfach den Namen desjenigen, der gerade die Ich-Position einnimmt, über das Kapitel oder den Absatz. Ich habe zwei Kollegen, die das genau so machen. Sie schreiben zusammen, heißt: Das Buch stammt von beiden. Sie schreiben zwei Ich-Perspektiven, was letztlich bedeutet, dass jeder eine davon bedient. Autor 1 schreibt beispielsweise den männlichen Part, Autor 2 den weiblichen.

      Wie auch immer - es gibt schon einige Möglichkeiten, die Ich-Perspektive spannend zu gestalten. Dass ich das auch mal versuchen wollte, merkte ich, als ich den Erstling einer Kollegin las. Er war aus der Ich-Perspektive geschrieben und hatte so einen enormen Drive, dass ich total fasziniert war. Der Drive entstand interessanterweise genau durch die Tatsache, dass die Satzanfänge eben nicht großartig variierten. Der Schreibstil ähnelte ein bisschen einem Staccato und trieb den Leser förmlich voran. Weil auch die Story passte, war ich mit dem Buch schneller durch als mit anderen.

      Die Ich-Perspektive hat noch einen weiteren Vorteil. Der Leser nimmt dir nicht so schnell übel, wenn du ein bisschen flapsig bist in deiner Ausdrucksweise. Ich-Perspektive bedeutet eben auch, man drückt sich nicht so gewählt aus, ist impulsiver, spontaner, lässt auch mal eine Äußerung über die "Denklippen", die man sich bei einer anderen Erzählweise verkneifen würde. Das gilt nicht grundsätzlich, aber in vielen aktuellen Romanen, die aus der Ich-Perspektive geschrieben sind.

      Ich kopiere dir hier mal ein Beispiel dafür ein, dass du "sagte ich" oder "meinte ich" in den Dialogen auch ganz gut weglassen kannst. Wenn du es nicht zu kompliziert machst, ergibt es sich sowieso aus dem Zusammenhang, wer was sagt. Achte einfach darauf, dass du selbst den Überblick über die Sprecher behältst, dann gelingt das auch deinen Lesern. Alternativ sieht man auch am so genannten Schriftsatz, wer spricht :)

      „Wetten? Das ist Methode“, gifte ich über die Tasse hinweg zu Elli rüber und nehme einen Schluck.
      „Was?“
      „Na das mit dem Kaffee. Die bringt mir absichtlich die Torte erst dann, wenn ich den halb aus habe und er sowieso nur noch lauwarm ist. Zum Kuchen muss ich mir eine zweite bestellen.“
      Elli zuckt die Schultern. „Na und? Was ist daran so schlimm?“
      „Nichts.“ Ich zucke auch. „Aber dieser Vorsatz, der passt mir nicht.“
      „Manchmal bist du ’ne richtige Zicke“, sagt Elli und hebelt ein großes Stück Schokolade von ihrem Fürst Pückler.
      Wieder grinsen wir uns verschwörerisch an.
      Auch ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei jenen bedanken, die uns wirklich hilfreiche Tipps für Schreiberlinge zur Verfügung gestellt haben. Gerade auch mit der Altersfreigabe habe ich mich immer irgendwie auf unsicherem Boden gefühlt, daher mir oft direkte Sprache verkniffen, auch wenn sie an mancher Stelle eben die aussagefähigere Option gewesen wäre.

      Was ich vielleicht noch anmerken möchte: Erotik ist immer mit den Sinnen verbunden, sie ist sinnlich. Und meiner Meinung nach sollte dementsprechend auch die Sprache sein: sinnlich, emotional und berührend. Die Gänsehaut, die sie bei der zarten Berührung ihrer Haut durch die Riemen einer Peitsche bekommt, die ER sanft über ihren Rücken gleiten lässt, ehe er zum Schlag ausholt, sollte auch beim Leser entstehen. Die Erotik, die Sinnlichkeit von Blicken, die ineinander tauchen, versinken, bis in die Tiefen der Seele vordringen, bis an den Punkt, wo man vollkommen nackt ist und an dem mentale Verbindungen geknüpft werden und wahre Unterwerfung statfindet - der Leser muss diese Situation vor sich sehen können, er muss einbezogen werden, damit er daran teilhaben kann. Das heißt nicht, dass man dem Leser alles vorkauen muss, aber schöne, sinnliche Sprache an der richtigen Stelle ist meiner Meinung nach mindestens genau so wichtig, wie die klaren Worte da, wo es direkt zur Sache geht.

      Danke nochmals für die Beiträge vor mir.
      Warum ich mich unterwerfe, obwohl ich sonst eine starke Frau bin? - Weil ich es kann!
      Hallo,

      vielen Dank für den interessanten Faden. Das meiste, was Feuerpferd schreibt, kann ich unterstützen. Aber weil ich ja auch schreibe, möchte ich einige Punkte ein wenig relativieren. ^^

      >#1 „Immer Rechtschreibung und Grammatik beachten“

      Das ist unabdingbar. Die Einstellung, dass dies der Lektor des Verlages schon richten wird, ist arrogant und kontraproduktiv. Kein Verlag mag nachlässig verfasste Werke "in Form" bringen.

      >#2 „Absätze einfügen“

      Absolute Zustimmung!

      >#3 „Das Ende schon am Anfang überlegen“

      Das sehe ich anders. Man kann Geschichten ausgraben, so wie es Archäologen mit alten Städten tun. Man fängt an, findet Stein um Stein und irgendwann ist die Stadt dann mehr oder weniger gut ausgegraben.

      >#4 „Keine großen Wiederholungen“

      Das sollte selbstverständlich sein und gehört zum guten Schreibstil.

      >#5 „Stets Gefühle beschreiben“

      Auch das Gefühl, etwas gefühlloses zu lesen, ist ein Gefühl. Die meisten Leser wollen allerdings etwas mit Liebe und Zuneigung lesen. Das alte Thema der Menschheit ...

      >#6 „Nicht immer dieselben Satzanfänge benutzen“

      Siehe #4 ...

      >#7 „Immer mit der Ruhe“

      Ein Ratschlag, den selbst erfahrene Autoren beherzigen. Wirklich!! :)

      >#8 „Nicht zu sehr ins Detail gehen“

      Genau, es müssen Plätze geschaffen werden, die der Leser mit seiner eigenen Fantasie auffüllen kann. Leerstellen nennen es die Fachleute ...

      >#9 „Überraschende Wendungen“

      Jau, das macht die Story spritziger!

      >#10 „Habt Spass“
      >Die wichtigste Regel überhaupt zum Schluss:

      Genau das ist der Kern des Schreibens. Es muss einem Freude bereiten, sonst wird die Geschichte nie wirklich gut werden.


      Beste Grüße

      Achim

      burgbesitzer schrieb:

      >#3 „Das Ende schon am Anfang überlegen“

      Das sehe ich anders. Man kann Geschichten ausgraben, so wie es Archäologen mit alten Städten tun. Man fängt an, findet Stein um Stein und irgendwann ist die Stadt dann mehr oder weniger gut ausgegraben.


      Interessant, dass @burgbesitzer genau an dieser Stelle seine Probleme hat ;) Ich hab sie nämlich auch. Ganz ehrlich? Bei keinem meiner Romane habe ich am Anfang gewusst, wie sie enden :rot: Ich wusste nur, dass es einen zweiten Teil geben würde. Ich könnte nicht einmal sagen, ob es einfacher wäre, einen Roman zu schreiben, wenn man das Ende bereits im Kopf hat. Meine Figuren entwickeln meistens ein Eigenleben, das ich nicht grundsätzlich steuern, nur kanalisieren kann. Das hat mit dem Konflikt der Geschichte zu tun. Manchmal entscheiden die Figuren erst durch ihr Handeln, welchen Drive, welche Tiefe er bekommt.

      Aber grundsätzlich muss natürlich jeder selbst entscheiden, in welchem Rahmen und mit welchen Regeln er schreiben will. Ich kann es am besten, wenn ich viel Freiheit dabei habe. Und dazu gehört, dass ich mir selbst gestatte, das Ende erst am Ende festzulegen :)

      Vicky Vanilla schrieb:

      Meine Figuren entwickeln meistens ein Eigenleben, das ich nicht grundsätzlich steuern, nur kanalisieren kann. Das hat mit dem Konflikt der Geschichte zu tun. Manchmal entscheiden die Figuren erst durch ihr Handeln, welchen Drive, welche Tiefe er bekommt.


      Oh, das geht mir genauso.
      Nur das ungefähre Ende, das weiß ich vorher. Ich kenne zwar das Ziel, weiß aber noch nicht, wie ich dahin komme.
      Auch meine Figuren führen ein Eigenleben und die Geschichte entwickelt sich dann anhand des Charakters der einzelnen Figuren. Das ist ziemlich spannend! :D
      Dennoch glaube ich nach wie vor, es ist besser, zumindest grob das Ziel zu kennen. Sonst kann es passieren, dass man sich so sehr im Erzählen verstrickt, dass man zu keinem vernünftigen Ende kommt.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      Also, wenn ich anfange zu schreiben, dann habe ich allerhöchstens ein Gefühl oder einen Funken von dem, was ich schreiben will. Ich setzte mich hin und irgendwer diktiert mir die Dinge, die ich dann fleißig niederschreibe. Ich weiß also morgens nie, was abends geschrieben sein wird. Und was die Personen in meinen Büchern mache, das kann ich unmöglich vorhersagen.

      Gestern zum Beispiel, da saß ich am Rechner und wollte den ersten Teil eines erotischen Turnieres aufschreiben. Die Idee zur Eröffnung der Spiele kam mir erst, als ich den Einmarsch der Ritter in die Burg niederschrieb. Und schwupps, küsste mich die Muse, und diwupps, ist die Eröffnung fertig.

      Genau genommen bin ich der Knecht meiner eigenen Fantasie, weil die reine Textarbeit, die überlässt meine Muse dann doch mir. :)