Probleme mit der Definition von Grenzen

      Probleme mit der Definition von Grenzen

      Hallo,
      ich fühle mich derzeit sehr verunsichert, meinen Dom habe ich im letzten Jahr im Oktober kennengelernt, damals wohnte ich noch gerade 50 km von ihm entfernt. Es ist einiges in seinem und meinem Leben seither passiert und wir hatten eine 3 monatige Pause, in der wir beide versucht haben, unser Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Während er das geschafft hat, fühle ich mich psychisch noch sehr instabil. Trotz allem haben wir den Kontakt wieder aufgenommen und er gibt mir Aufgaben und Strafen, die ich gerne erfülle und mich ihm dadurch näher fühle. Durch seinen Job ist er zeitlich sehr eingeschränkt und regelmäßige Treffen sind nicht möglich, dazu kommt, dass ich wieder in meine alte Heimat gezogen bin und nun 250 km von ihm Entfernt wohne. So dass auch spontane Treffen nicht möglich sind. So haben wir uns bisher nicht wirklich getroffen.
      Soviel zu unseren Rahmenbedingungen. Aktuell stellt sich mir die Frage, wie definiere ich meine Grenzen, wie finde ich heraus, wo sie liegen, ohne dass ich Erfahrungen mache? Tabus sind für mich recht klar. Doch Grenzen aufzuzeigen, die ggf. im Rahmen einer Strafe auch mal bewusst angetastet werden dürfen, weil ich mir vielleicht selber wünsche, dass sie nicht da wären. Wie finde ich diese?
      Leider bin ich nicht wirklich sehr Fantasiereich und kreativ... Suche auch immer wieder in Foren nach Aufgaben und Strafen, bei denen ich mir vorstellen oder eben nicht vorstellen könnte, sie auszuführen. Aber bisher fand ich das alles eher Kinderkram (um mal seine Worte zu nutzen für den letzten Vorschlag einer Strafe...)
      Ich weiss, dass ich die Grenzen selber finden muss und definieren muss, doch wie finde ich die Ideen, in dem breiten Feld des BDSM?

      Tallyshine schrieb:

      wie definiere ich meine Grenzen, wie finde ich heraus, wo sie liegen, ohne dass ich Erfahrungen mache?

      Ganz spontan würde ich sagen - das geht gar nicht. Wie sollst Du denn wissen, was eine Grenze für dich sein könnte, wenn es gänzlich an Erfahrungen fehlt? Manche Dinge/Erfahrungen stellen sich erst als Grenze dar, weil man in der Richtung etwas erlebt hat :pardon:
      Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen. Astrid Lindgren

      Tallyshine schrieb:

      doch wie finde ich die Ideen


      Ich verlasse mich da rein auf mein eigenes Kopfkino, es zeigt mir am verlässlichsten meine Lust und nur bei einigen Dingen sagt dein mein Verstand nein und legt damit sein Veto ein :)

      Wenn du dich psychisch sehr instabil fühlst würde ich mir eher überlegen wie du diesen Zustand ändern kannst. Erst danach würde ich mich um den Bereich BDSM kümmern. Wenn du nicht stabil bist ist es eh sehr schwer klare Grenzen zu finden, da du ja selber schwankst und mit dir wahrscheinlich auch deine Empfindungen bezüglich der Grenzen. Grenzen ausloten und evtl sogar überschreiten dazu gehört Vertrauen und Einfühlungsvermögen, das geht also in einer Beziehung (welcher Natur auch immer) eh am besten und dafür muss man sich Zeit nehmen, das macht man nicht eben mal zwischen Tür und Angel oder gar ohne sich zu sehen oder auch die Zeit für die evtl notwendige Nachsorge zu haben.

      Ich mag aktiv und kreative Subs sehr gerne aber letztlich ist es doch der Dom welcher vorgibt was gemacht wird. Also wenn du kein Kopfkino hast dann lehn dich zurück und schau was er mit dir macht, wobei immer noch die Sache mit der Instabilität bleibt.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Das ist ja auch das, was ich ihm gegenüber kommuniziere, dass ich es für mich derzeit einfach schwierig finde, ohne Erfahrungen die Grenzen zu definieren. Gleichzeitig verstehe ich, dass es ihm schwer fällt, mich an Grenzen zu bringen, oder die Strafen zu finden, wenn er diese nicht kennt.
      An dem psychischen Aspekt arbeite ich natürlich auch. Ich bin derzeit auf der Suche nach einer Therapeutin.
      Vertrauen habe ich zu ihm und mir ist bewusst, dass ich selber die Verantwortung habe, gerade auf Grund des fehlenden direkten Kontaktes.
      Also zunächst finde ich es auch bedenklich, wenn du/ihr ohne direkten Kontakt bei psychischen Problemen spielen wollt.
      Es ist aber natürlich deine Entscheidung.
      Du solltest dir aber der Risiken bewusst sein.

      Grenzen ohne Erfahrung zu setzen ist schon so unter normalen Umständen sehr schwierig.
      Deswegen würde ich dir vielleicht raten, dass ihr in deiner "Wohlfühlzone" bleibt.
      Ihr kennt euch doch schon länger und es gibt bestimmt Dinge, wo du auch jetzt sagen kannst, dass sie dir grundsätzlich keine Probleme bereiten.

      Ich weiß nicht wie ihr spielt bzw. spielen wollt., aber vielleicht wäre es auch eine Überlegung wert, derzeit keine Strafen zu vollziehen.
      Du oder ihr könntet entweder ganz darauf verzichten, oder zB ein Strafbuch führen und diese Strafen werden erst vollzogen, wenn ihr euch persönlich trefft.

      Zusätzlich wäre es vielleicht auch sinnvoll, wenn du zB nur Aufgaben erfüllst, wenn dein Dom auch gerade erreichbar für dich ist.
      Wenn ich euch schon nicht treffen könnt, wäre es vielleicht sinnvoll, wenn du ihn zB dann sofort anrufen kannst, wenn etwas nicht stimmt.
      Kemmts lei eina in die Stubn! :dance:

      Do spüt die Musi!
      Ich sehe hier auch die Instabilität im Vordergrund.
      Ist nicht diese Instabilität auch das was dich blockiert und dir eine Grenze aufweist?
      Und ich glaube nicht, dass es dir an Ideenreichtum etc. fehlt...sondern das dir dein Kopf eher sagt "Warte mal, hier sind andere Baustellen...sorge dich um dein Wohlbefinden."

      Ich hatte dieses Jahr eine Zeit, in der es mir nicht gut ging und ich sehr beschäftigt mit Dingen war die mich belasteten.
      Ich habe Abstand von BDSM gehalten, weil ich nicht wusste wie ich das verarbeite und ob ich nicht ggf. eine Strafe als Strafe an mich selbst wahrnehmen könnte...welche ich wirklich verdient habe...weil gerade vieles doof läuft...etc. etc.
      (Dieser Gedanke war dann nicht begründet, aber ich gehe da sehr sorgsam mit mir und auch mit meinem Gegenüber um)
      Und machte mir natürlich Gedanken darüber, wie mein Gegenüber dies ür sich auffasst, falls ich unter seinen Händen und Augen zusammenbrechen sollte.

      Natürlich muss man das irgendwie für sich herausfinden...und dies geht meiner Meinung nach aber auch ganz schlecht, wenn man sich darauf einlassen möchte, der Gegenüber aber 250km entfernt ist...dich weder sehen noch einschätzen kann...und im schlimmsten Fall gar nicht da sein kann um dich aufzufangen.

      ;)
      Männer sind wie BLUETOOTH:
      Er ist mit dir verbunden solange du in der Nähe bist, sucht aber nach anderen Geräten wenn du weg bist...

      Frauen sind wie WIFI:
      Sie sieht alle verfügbaren Geräte, verbindet sich aber nur mit dem Stärksten.

      ^^

      wagees schrieb:

      Ich sehe hier auch die Instabilität im Vordergrund.
      Ist nicht diese Instabilität auch das was dich blockiert und dir eine Grenze aufweist?
      Und ich glaube nicht, dass es dir an Ideenreichtum etc. fehlt...sondern das dir dein Kopf eher sagt "Warte mal, hier sind andere Baustellen...sorge dich um dein Wohlbefinden."


      Ja das trifft es. Mein Gedanke gestern war, eigentlich bin ich die Grenze gerade.
      Andererseits tut er mir einfach gut, weil er mich mit seiner Art eben zum nachdenken über mich bringt. Nicht nur in Bezug auf BDSM, sondern insgesamt hinterfrage ich mich einfach viel mehr und im Gegensatz zu früher, kommuniziere ich meine Gedanken auch. Ich hatte immer die Angewohnheit alles mit mir selber auszumachen, traute mich nie meine Gefühle/Ängste dem Partner gegenüber zu kommunizieren. Bei ihm fällt es mir leicht.
      Ich würde sagen, eine Grenze ist dort wo du dir denkst, "okay, das fühlt sich jetzt nicht mehr gut an". ("nicht mehr gut" genügt. nicht 'schlecht', nicht 'egal' nicht 'bin mir unsicher was ich davon halten soll'.) bzw. dort, wo du dir am nächsten, am zweiten, am dritten Tag denkst - shit, jetzt im Rückblick fühlt es sich nicht mehr gut an.

      Wie geht es dir sonst so damit, nachzufühlen was sich gut anfühlt? Oft ist das schwierig(er) als sonst, wenn man psychisch angeschlagen oder erschöpft ist. Ich weiß jetzt natürlich nicht, was du genau unter instabil verstehst, aber die Rahmenbedingungen - besonders die Entfernung - klingen nicht einfach.

      Edit, weil ich's trotzdem noch wichtig finde: von wem kommt denn der Wunsch nach dem Grenzen ertesten? Man muss ja nicht unbedingt an seine Grenzen kommen oder gebracht werden. Warum bewegt ihr euch nicht in bekannten und für gut befundenen Gewässern, bis du psychisch wieder fit und belastbar bist?
      Liebe Tallyshine,

      einen Vorschlag einer unerfahrenen Sub als Kinderkram abzutun finde ich nicht sehr empathisch von dem Dom. Gerade wenn du psychisch nicht stabil ist, solltest du nach jemanden ausschauen der mit dir und deinen Wünschen, Gedanken und Ideen empathisch umzugehen weiß.

      Das fiel mir noch ins Auge alles andere haben die anderen bereits schon geschrieben.

      just my 2 Cents, alles Gute dir :)

      Elsa schrieb:



      Wie geht es dir sonst so damit, nachzufühlen was sich gut anfühlt? Oft ist das schwierig(er) als sonst, wenn man psychisch angeschlagen oder erschöpft ist. Ich weiß jetzt natürlich nicht, was du genau unter instabil verstehst, aber die Rahmenbedingungen - besonders die Entfernung - klingen nicht einfach.

      Edit, weil ich's trotzdem noch wichtig finde: von wem kommt denn der Wunsch nach dem Grenzen ertesten? Man muss ja nicht unbedingt an seine Grenzen kommen oder gebracht werden. Warum bewegt ihr euch nicht in bekannten und für gut befundenen Gewässern, bis du psychisch wieder fit und belastbar bist?


      Nein die Rahmenbedingungen sind nicht einfach und machen es sehr schwierig. Im Geschehen selber kann ich recht gut nachvollziehen, wo eine Grenze ist und merke das. Das Grenzen angehen ist beiderseits gewollt, weil ich mir oft zu wenig zutraue, auch im Alltag und mich das über Grenzen geführt werden mich stärkt.
      Ich habe ihm meine Gefühle und Gedanken mitgeteilt und er hat von sich aus die Entscheidung getroffen, dass er auf Strafe verzichtet und ich mit der Situation klar kommen muss, dass er sauer auf mich ist (zu recht).

      @Patentia
      es war schon okay, das als Kinderkram abzustempeln. In der Situation völlig berechtigt.
      @Tallyshine,

      Deine Suche nach den Grenzen kommt mir unheimlich bekannt vor. Mir ging es zeitweise nicht anders, es ist aber so wie Elsa schrieb, die Rahmenbedingungen sind nicht die Besten. Ihr könntet vielleicht darauf achten auch während des Spiels zu kommunizieren und euch so deinen Grenzen anzunähern. Es kann aber auch sein, dass du dir selbst mitten im Spiel nicht sicher bist wo die Grenze liegt, aber auch hier möchte ich auf Elsas post verweisen. Es kann Tage dauern manchmal Wochen bis du weißt wie weit du gehen kannst. Irgendwann kommt dann der Punkt an dem dir sehr klar wird, dass "das Ende der Fahnenstange erreicht ist". Wobei auch diese Grenzen dynamisch sind.
      Ich finde es schwierig eine unerfahrene Sub an Ihre Grenzen zu bringen, wenn Dom nicht in der Nähe ist, um sie ggf. aufzufangen.

      Was das grundsätzlich herausfinden der Grenzen angeht, bin ich der Meinung, daß man sie gemeinsam - im Spiel - finden sollte.
      Du sprichst immer von Strafen. ... ich denke dein Dom sollte rausfinden, welche Strafen dich erwarten. ... dennoch klingt es für mich etwas befremdlich. .. mein Partner und Ich spielen nicht vordergründig, um zu strafen.... sondern vielmehr um unsere Wünsche und Sehnsüchte zu befriedigen... dabei ist es schon sehr oft vorgekommen, dass wir Grenzen überschritten bzw. komplett eingerissen haben.... ich finde genau das ist es, was unsere Partnerschaft wachsen lässt, dass miteinander auslohten.... es gibt safeword und genug Möglichkeiten auf ein stop bzw auf die Grenze aufmerksam zu machen....

      trotzdem solltest du erst einmal daran arbeiten, deinen Zustand im Einklang zu bekommen. ...

      dann wünsche ich euch viel Spaß beim experimentieren @Tallyshine ...

      lg Moon
      Also, ich finde die Entfernung zu groß. Wenn ihr euch super selten seht, dann ist es ja quasi eine virtuelle Geschichte. da kann er dich ja wenig, bis überhaupt nicht auffangen...

      Schwierig!

      Ich unterstreiche alles, was Moon gesagt hat. Beim virtuellen Spielen sieht Dom deine Reaktionen nicht unmittelbar und da sehe ich das Problem.
      Und gerade dadurch, dass man sich irrt, findet man manchmal den Weg.

      Vincent van Gogh

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      Auffangen war bisher nie nötig. Bisher war ich erst einmal an einem Punkt, wo es zu weit ging und er hat dann die Aufgabe abgebrochen.
      Es ist mehr D/S als SM, auch wenn ich eine Maso Ader habe, so geht es doch mehr um Erziehung. Ich habe auch andere Doms kennengelernt, aber irgendwie hält mich mein Gefühl bei ihm. War von der ersten Minute so, dass es sich einfach richtig, passend und gut angefühlt hat. Er hat diese natürliche Dominanz, die ich weder davor noch danach bei jemand gespürt habe.
      Das Thema Strafe ist wohl etwas zu stark betont worden, weil es in dem Zusammenhang wirklich um eine ging. Er straft ungern und wirklich nur, wenn es notwendig ist.
      Und ja die Entfernung ist ein echtes Problem, das mir auch sehr zu schaffen macht.
      Liebe Tallyshine,

      zu deiner Instabilität wurde bereits recht viel gesagt. Daran kannst nur du
      selbst arbeiten. Mit dem Ausloten der eigenen Grenzen wird das im
      Alleingang nicht funktionieren, auch wenn bis zu einem bestimmten
      Punkt Fantasie und Vernunft abwägen können, wie weit man zu gehen
      bereit ist. Allerdings wird sich im realen Tun, im Dialog auf
      verbaler und nonverbaler Ebene mit dem Mann, dem du die Macht über
      dich zugestehst, sehr viel relativieren. Wie anders könnte es auch
      sein, denn wie zum Beispiel kannst du feststellen, wo deine
      Schmerzgrenzen sind? Oder auch die Grenzen auf mentaler Ebene, wenn
      es zum Beispiel um Demütigungen geht. Gerade am Anfang dieses Weges
      klingt bzw. liest sich vieles unglaublich reizvoll. Und dann muss man
      feststellen, dass das ein oder andere so gar nicht geht, weil es dem
      eigenen Ich nun doch nicht entspricht. Und du darfst nicht vergessen,
      dass auch hier Entwicklungen stattfinden. Da, wo am Anfang Grenzen
      vielleicht noch ganz eng gesteckt werden, können sich aus den
      unterschiedlichsten Gründen, wie z.B. gewachsenes Vertrauen oder gar
      einer sehr tief greifenden Liebe zueinander, eben diese verschieben,
      sodass viel mehr möglich ist. Anderes kann deine Grenzen auch wieder
      einengen. … Grenzen sind dynamisch und müssen wieder und wieder
      neu ausgelotet werden. Nur durch Gedankenspiele wirst du das nur
      ansatzweise können, wahre Grenzen jedoch erkennst du nur durch das Erleben
      und die nachfolgende Selbstreflektion.

      Alles Liebe
      selinab
      Warum ich mich unterwerfe, obwohl ich sonst eine starke Frau bin? - Weil ich es kann!