Strafe als Buße welche die Beziehung reinigt?

      Strafe als Buße welche die Beziehung reinigt?

      Sub macht einen Fehler und Dom bestraft sie deswegen. Schon vor Jahren habe ich über Strafen einen Artikel geschrieben wo es darum ging, ob BDSMler Strafen brauchen und was eigentlich genau eine Strafe ist: gentledom.de/schlagwoerter/grundlagen/strafe/

      Die neue Frage die sich mir stellt ist eine ganz andere: Führt eine Strafe womöglich dazu, dass durch den Bußcharakter eine Reinigung der Beziehung erfolgt? Für mich ist es so, dass in fast allen Fällen das Vergehen nach der Strafe keine Auswirkung mehr auf meine BDSM Beziehung hat, es ist mit der Strafe abgegolten. Es steht also nach der Strafe kein Fehlverhalten mehr im Raum welches die Beziehung belastet, denn dieses ist sankioniert und damit ist es nicht vergessen (wäre auch Unsinn denn ich bestrafe wiederholtes Fehlverhalten härter als einmaliges) aber es ist kompensiert und damit gibt es keine Schuld mehr, diese würde gesühnt.

      Wie ihr seht der Sühne-/Bußgedanke, den es seit Ewigkeiten in der Menschheitsgeschichte schon gibt, spielt auch hier mit ein. Vielleicht ist es zu normal und allgegenwärtig und der Aspekt geht daher vielleicht ein wenig unter. Je länger ich darüber nachdenke umso sinniger erscheint mir jedoch dieser Aspekt. Ich bin sicher alles andere als fehlerlos und mir fallen derzeit zwei Situationen außerhalb des Kontextes BDSM ein, wo ich froh war, dass es eine Strafe gab. Damit konnte nämlich auch ich besser mit dem Fehler abschließen. Für mich gab es eine Strafe und somit war das von mir verursachte Unrecht zwar noch da aber es gab einen Ausgleich der auch mein Gewissen beruhigt hat.

      Was denkt ihr über den Aspekt der Strafe als reinigende Buße?
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Hey, ich bin katholisch...!!! :D Wir beichten unsere Sünden und bekommen zur Buße Gebete oder ähnliches auferlegt...!

      Natürlich erleichtert eine Strafe den Umgang mit einem Fehlverhalten.
      Eine drohende Strafe wirkt präventiv, man überlegt sich dreimal, ob man sich überhaupt falsch verhalten will.
      Ist das Fehlverhalten begangen, hat die Strafe Bußwirkung. Man kann selber aktiv mit seinem Fehlverhalten abschließen.
      Eine Strafe hilft, damit man für die Zukunft abgeschreckt wird und sich nicht wieder zu einem falschen Verhalten hinreißen lässt.

      Also ganz klar ja. Eine Strafe als reinigende Buße kann gut für die Beziehung sein, auch außerhalb von BDSM. Im Vanilla - Bereich ist es dann halt nicht die Peitsche, sondern eine andere Strafe.

      Spontan fällt mir auch "Drachenfutter" ein. Als solches werden Blumensträuße oder Schmuckstücke bezeichnet, die der reumütige Mann der Ehefrau mit nach Hause bringt, um sein Gewissen zu erleichtern.

      Eine Strafe sollte aber immer dem Vergehen angemessen sein, sonst kann es auch die Beziehung zerstören. Da fällt mir dann z.B. Ignorieren ein. Wer es damit übertreibt, räumt Konflikte nicht aus, sondern zerstört die Beziehung.
      Liebe Nachbarn, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen, Familie: Ich bin entsetzt, auf was für Seiten ihr euch rumtreibt! :frech:

      Lernen durch Schmerz ist nicht angenehm, aber unglaublich effektiv... :evilfire:
      Also ich denke, das hängt stark davon ab, wofür gestraft wird und wie gestraft wird.

      Nicht in allen Fällen wird es funktionieren, da gewisse Fehltritte, individuell unterschiedlich, von Dom nicht vergeben werden können, selbst wenn er es möchte und auch versucht.

      Umgekehrt wird es Fälle geben, in denen Sub die Strafe nicht als ausreichend ansehen wird und sich selbst nicht vergeben kann, selbst wenn Dom es schon längst getan hat.

      Umso schöner ist es in den Fällen, wo die Bußmöglichkeit von beiden Seiten aus funktioniert.,
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      Da kommt mir sofort meine aller erste Strafe in den Sinn.
      Wir hatten Karten für eine Comedyaufführung und der ganze Tag war irgendwie stressig, an diesem Wochenende hatten wir die ganze Zeit ein Machtgefälle, und im Bad wurde ich dann ziemlich nervig und garstig... die Strafe folgte auf den Fuß.

      Die Strafe an sich war eigentlich gar nicht so schlimm, aber frische Striemen und 2 Stunden in der Kälte stehen verträgt sich nicht sooooo gut ;)

      Na ja was soll ich sagen, der Abend war wunderbar, die Luft war rein und einen solchen Vorfall gabs nie wieder :)
      "Es ist besser, gelegentlich betrogen zu werden, als niemandem mehr zu vertrauen.“ (Astrid Lindgren)
      Wenn ich selbst das Gefühl habe oder weiß, dass ich mich falsch verhalten habe, so empfinde ich eine Strafe immer als Erleichterung, als Widergutmachung, und mir geht es hinterher auch gut, wenn die Sache dann sowohl für mich als auch für meinen Dom erledigt ist und mir mein Fehler nicht ewig vorgehalten wird.
      Wenn mir eine Strafe angedroht wird, fühle ich mich unwohl und bin immer froh, wenn mein Strafmaß bekannt ist und noch glücklicher, wenn ich sie gänzlich überstanden habe.
      Für mich ist es immer ganz schlimm, wenn mein Herr enttäuscht von mir ist oder gar sauer und wütend auf mich ist...
      Dann bin ich auch enttäuscht von mir selbst und spüre mein "Versagensgefühl" nicht nur durch mich selbst, sondern auch durch die Wut oder Enttäuschung meines Herrn, was mich dann zusätzlich deprimiert.
      Wenn nach meiner Strafe jedoch die Sache für meinen Herrn wieder erledigt ist und er mir verziehen hat und alles seine geregelten Bahnen läuft, ist für mich die Welt auch wieder in Ordnung und ich fühle dann kein schlechtes Gewissen und keine Schuldgefühle mehr. Dann geht es mir viel besser und ich kann die quälenden Gedanken aus meinem Kopf verbannen....
      Für mich ist das der wichtigste Punkt bei Strafen und der einzige, warum ich bereit bin, sie über mich ergehen zu lassen.
      Wer mich "erziehen" möchte, kommt dann nämlich doch mit Lob viel weiter. :) Anfangs hab ich gedacht, Strafen kämen für mich überhaupt nicht in Frage, weil ich dachte, sie gäben mir das Gefühl minderwertig zu sein und würden meine durch das Vergehen existierenden Selbstzweifel bestärken statt verringern. Aber als ich in einem anderen Thread von genau diesem Aspekt hier gelesen hatte, änderte sich meine Meinung.

      Auch ich grübel immer viel zu lange, ob es jetzt notwendig war laut zu werden / frech zu sein usw., warum ich nicht bemerkt habe, dass ich meinen Partner verletzt habe und quäle mich damit ewig herum. Ich denke, dass einem eine Strafe die Möglichkeit bietet abzuschließen und das Vergehen hinter sich zu lassen. Von daher: Tolle Sache!
      Damit das funktioniert muss die Strafe aber von Sub als angemessen wahrgenommen werden. Wenn sie in Subs Augen zu gering ausfällt, wirkt das Prinzip nicht, wenn sie zu schwer ist und somit als ungerecht erlebt wird, dominieren wohl auch eher andere Empfindungen.

      Ich finde es aber eh sehr gut, wenn man Strafen bespricht! Und dann kann man ja neben der Frage, wofür die Strafe ist auch noch klären, ob sie für angemessen erachtet wird. Wenn das nicht der Fall ist bestehen ja scheinbar eh noch Unklarheiten. :)
      Interessante Frage, die ich noch vor kurzer Zeit mit einem :pillepalle:

      beantwortet hätte.

      Bis der Tag der Tage kam, an dem genau das passierte.


      Und es war tatsächlich gut. Ich völlig überrascht. Abgeschlossen. Kein Gesprächsbedarf mehr, kein weiterer Bedarf, mich erklären zu müssen. Kein Überlegen mehr. Es war einfach gut.


      Allerdings sehe ich es dauerhaft mit Skepsis. Liegt evtl. an meiner eigenen Erziehung, die ohne Strafen stattfand ?

      Es war ja trotzdem immer sehr Lösungsorientiert. Zumindest denke ich, dass es nicht die ultimative Dauerlösung bietet. Kommt eben auf die Situation an. Dennoch machte ich mir viele Gedanken dazu. Ich muss dazu sagen, dass die Situation eine aus dem Alltag war, die Strafe aber für mich dann klar mit dem Machtgefälle zu tun hatte. Und das wollten wir aufgrund unserer Lebenssituation trennen. Zumindest ich wollte das aber in Gesprächen erkannten wir, dass es eh immer mehr Einzug erhält / erhalten hat. Rückblickend straften wir uns schon früher. Allerdings dann mit Machtkämpfen oder Ignoranz, drehten uns oft im Kreis, womit sich Dinge manchmal leider sehr in die Länge zogen.


      Von daher denke ich, dass es für beide Seiten schon eine Möglichkeit bietet, für sich selber besser mit einer Sache abzuschließen.

      Edit Mod3: Codes entfernt, damit man den Text besser lesen kann.

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Mod3 ()

      Das ist ein wirklich interessanter Aspekt, das bringt mich zum grübeln. Mir fällt es sehr schwer bei einer ihrer Verfehlung den nötigen Abstand zu finden, ich brauche immer sehr viel Zeit um das zu verarbeiten und die Strafe als solches ist immer schon ein kleiner Puffer aber so richtig abgegolten war es damit noch nie wirklich.

      Dadurch das es noch so neu ist und wir beide echt noch unerfahren sind ist jeder Punkt diskutabel und interessant.

      Das eröffnet auch mir neue Möglichkeiten und ich bin echt mal gespannt wie sich das unter diesem Gesichtspunkt gestalten lässt.

      Es ist auf jeden Fall mal eine echte Überlegung Wert und würde bestimmt so manchem den Alltag erleichtern, auch ihr und mir selbst verständlich.

      Daher möchte ich mich Lately anschließen in der Möglichkeit die Sache abzuschließen.
      Hi an Alle.

      Ich denke das eine Strafe, und wir gehen davon aus das diese gerechtfertig und durch das (teils mutwillige) Fehlverhalten von Sub
      herbeigeführt ist, in vielen Fällen in der Tat einen Schlußstrich unter die Angelegenheit zieht.

      Wie diese ausschaut hängt sicher stark vom Beziehungskonzept, als auch dem Vergehen selbst ab.
      Da nicht wirklich Thema damit auch genug davon.

      Ich denke aber auch, dass es oft mehr der/dem Gestraften hilft das ganze abzuschließen als Top.
      Genau wie @Gentledom erwähnte, wir müßen eh alles wenigstens behalten, für den Fall das es sich wiederholt. Womit das Strafen für mich die Einstellung der Sache gegenüber sicherlich anders verändert als für Sub.

      Bei mir ist der Ärger kanalisiert, korregierende Massnahmen am Verhalten durchgeführt damit ähliches in Zukunft unterlassen wird.
      Was ich als unmittelbare exekutive Massnahmen bezeichnen würde, ohne den Luxus des Abschlusses, da nicht vergessen werden kann.
      Bei Sub ist es Klarheit über Grenzen und welche Folgen es mit sich bringt diese zu überschreiten, somit eine Bestätigung gesetzter Grenzen und Regeln, sowie ein Abschluß des Gedankenkarussells das Ziel. Dies sehe ich als Dinge die Langzeitwirkung haben.
      Sicher sollte Sub auch nicht vergessen, nur so denke gibt es einen Unterschied wie erinnert wird.
      Top -
      Mußte sich ärgern und Strafen = negative Erinnerung welche auf Grund von möglichen Wiederholungen mehr oder weniger so präsent bleibt.
      Sub -
      schämt sich hoffentlich für den angestellten Unfug und erkennt den Fehler, womit die Strafe als Entschuldigung dem Gefühls- und Gedankenkarussell ein Ende bereitet, dies bleibt auch präsent, aber mit dem Gefühlt dafür gebüßt zu haben.

      Das ganze ist wesentlich schwerer in Worte zu fassen als zu denken und zu fühlen.
      Keine der Seiten wird sich wohl jemals 100% verstehen, aber so in etwa verstehe ich den Unterschied in den Köpfen bei solchen Angelegenheiten nach mehr als einem Gespräch mit mehr als einer Sub.
      Darum auch immer Sub und nie Sie, weil es eine Kummulation verschiedener Personen und Persönlichkeiten ist die ich damit meine.

      Hoffe ich bin halbwegs verständlich, freundliches aus Legoland
      Da staunste Bauklötze
      Top-Modern
      Technik die begeistert