Natürliche Dominanz

      Natürliche Dominanz

      Im inzwischen leider geschlossenen Thread Was ist euch in einer dauerhaften BDSM Partnerschaft wichtig? (finde ich übrigens schade, wenn auch nachvollziehbar. Ich hätte sehr gerne mehr über die Antworten und Erkenntnisse daraus diskutiert, als über die Fragen ...) ist die Frage aufgekommen, was denn unter "natürlicher Dominanz" zu verstehen wäre.


      Als einer, der diesen Begriff durchaus gerne verwendet und als Verhaltensweise für sich selbst auch anstrebt (ich würde mir nicht anmaßen zu entscheiden, ob ich meinen eigenen Ansprüchen da gerecht werde - das müssen wohl andere tun), fühle ich mich hier berufen - aus meiner subjektiven Sicht - etwas zur Aufklärung beizutragen.


      Ich kann dabei natürlich nur beschreiben, was ich unter natürlicher Dominanz verstehe, wenn ich diesen Begriff gebrauche. Das ist weder eine "allgemein gültige Definition" (die es ja sowieso nicht gibt), noch eine Erklärung, was allenfalls andere darunter verstehen, sondern einfach nur das, was ich darunter verstehe, wenn ich den Begriff verwende ...


      Vorab: "Natürliche Dominanz" hat für mich nur indirekt mit BDSM zu tun. Nur soweit als jemand, der "natürliche Dominanz" ausstrahlt (sowas, wie ich das meine, kann man nicht "besitzen", sondern nur "ausstrahlen", weil es neben vielleicht einer "Geisteshaltung" primär eine Wirkung auf andere ist ...), sich wahrscheinlich leichter tut, auch in einem DS-Kontext dominant aufzutreten. Wobei das wahrscheinlich die wenigsten, die "natürliche Dominanz" ausstrahlen, das auch wirklich tun ...


      In Summe ist "natürliche Dominanz" für mich die Gesamtheit der außenwirksamen Verhaltensweisen einer Person, die dazu führt, dass entweder einzelne Gesprächspartner, oder (deutlicher noch zu merken bei ganzen) Gruppen anderer Personen geradezu "zwangsläufig" Vertrauen in diese Person entwickeln und bereit sind, dieser Person in was auch immer für einer Weise zu folgen. Das kann (ganz unabhängig von einem BDSM-Kontext) Vertrauen in ganz verschiedenartige Kompetenzen der Person sein und sich ganz unterschiedlich äußern. Das kann reichen von "der/die weiß, wovon er/sie spricht" über "der/die kennt meine Bedürfnisse und kümmert sich um meine Interessen" bis hin zu (wieder in unserem einschlägigen Kontext) "von ihm/ihr möchte ich mich führen lassen" sein.


      Das "Folgen" kann sich in ebenso unterschiedlicher Weise ausdrücken. Das kann sich darin äußern, dass diese Person im Job als "teamfähig" oder als "Führungspersönlichkeit" beschrieben wird. Das kann zu Erfolg in einem politischen Kontext führen (z.B. tun Parteien jeglicher Art gut daran, Personen mit "natürlicher Dominanz" in die "erster Reihe" zu stellen - nur solche werden vom Volk üblicherweise "gewählt") oder - wiederum in unserem Kontext - dass sub den Wunsch verspürt, sich dieser Person, die dann idealerweise die dominante Rolle einnimmt, unterzuordnen.


      Wichtig bei all diesen Dingen ist, dass hier kein bemühtes oder bewußtes Verhalten der natürlich dominanten Person vorliegt, sondern das durch ihr gesamtes Verhalten einfach "so ist", ohne dass sie sich bewußt darauf konzentriert.


      Der Begriff "natürliche Dominanz" ist dabei in absolut keiner Richtung wertend. Es ist also nicht per se gut oder schlecht, nützlich oder hinderlich oder was auch immer, wenn jemand "natürliche Dominanz" ausstrahlt. Das wird ebenso von Diktatoren und skrupellosen Verbrechern mißbraucht wie es Vor- oder aber auch Nachteile im Job bringen kann (beides schon erlebt ...). Für den Einen wirkt es selbstbewußt, für den anderen machtgierig ...


      Was "bringt" die Erkenntnis über "natürliche Dominanz" dann? Zum Einen ist ein Hang dazu natürlich für einen Dom insofern verdammt nützlich, als er sich - vereinfachend gesprochen - nicht permanent darauf "konzentieren" muß, dominant zu sein. Denn er "ist" es ja ohnehin "von Natur aus". Das führt dann, glaube ich, schon manchmal dazu, dass sich eine solche Person auch weniger "beweisen" muß.


      Wer zum Beispiel ganz laut brüllt, wie dringend sich alle anderen ihm/ihr unterordnen müssen (und das ist keineswegs ein auf BDSM beschränktes Phänomen ... :pardon: ), dem/der fehlt meiner Meinung nach meist einfach die "Entspanntheit", die das Bewußtsein, die Dominanz ohnehin natürlich auszuüben, in einem entsprechenden Menschen auslöst. Das Phänomen ist ja an sich bekannt, dass wir ganz unbewußt eher jene Dinge "überbetonen", derer wir uns selbst nicht so ganz sicher sind ...

      Insofern halte ich das Vorhandensein von "natürlicher Dominanz" auch bei einem Dom einfach insofern für förderlich, als es seine Gelassenheit und innere Ruhe steigern kann ...

      Wo wir schon beim Herumbrüllen / Nicht-Herumbrüllen sind: Eine viel schönere Beschreibung für ein ganz ähnliches Phänomen liefert für mich der Begriff "stille Dominanz". Das ist ein Ideal, dem ich jedenfalls gerne entsprechen würde, bzw. dem ich mich bemühe zu entsprechen. Diese "stille Dominanz" setzt "natürliche Dominanz" geradezu voraus, geht aber über diese noch weit hinaus. Sie setzt die "Ruhe" und "Gelassenheit", die man aus natürlicher Dominanz schöpfen kann, zwingend voraus und drückt sich darin aus, dass sie sich eben gar nicht "sichtbar" ausdrückt. Sie wirkt, sozusagen, durch ein ganz intimes und intensives Vertrauensverhältnis zwischen den Beteiligten, ohne, dass sie sich nach außen sichtbar ausdrücken müßte.

      Auch mein Signaturspruch ist - in meinen Augen - eine Ausdrucksform einer solchen "stillen Dominanz". Wer eine Situation unter Kontroll halten kann, ohne auch nur irgendetwas "aktiv" dafür tun zu müssen, hat für mich eben noch mehr Macht und Kontrolle darüber, als jemand, der sie nur mit äußerster (und vielleicht letzter) Kraft wie einen wilden Rodeo-Bullen" bändigen kann ...
      Wer lächelt, statt zu toben, ist immer der Stärkere. Laotse
      Hm, ich weiß nicht, ob man Charisma mit "natürlicher Dominanz" gleichsetzen sollte @Lady Admin

      Charisma bedeutet ja, dass jemand eine besondere Ausstrahlung hat. Das sind zum Beispiel Menschen, die einen Raum kaum betreten und sofort die - positive - Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

      Das hat doch aber nichts mit Dominanz zu tun, oder?

      LG Unruly
      @Unruly

      Die o.g. Ausstrahlung ist für mich Charisma. Das Verhalten, welches oben mit genannt wird, kenne ich von einigen Führungspersonen - die dieses Verhalten jedoch in einigen Schulungen gelernt haben. D.h. es ist doch etwas das man erlernen kann und nicht zwangsläufig besitzt.

      Ergo für mich: natürliche Dominanz ist eine Kombination aus Charisma und erlernten Verhaltensweisen.

      Ausserdem wäre dann die Frage, wenn es "natürliche Dominanz" gibt - muss es ja auch "unnatürliche Dominanz" geben?!

      Das sind meine Gedanken zu diesem Thema. :pardon:

      LA

      Lady Admin schrieb:

      @Unruly

      Die o.g. Ausstrahlung ist für mich Charisma. Das Verhalten, welches oben mit genannt wird, kenne ich von einigen Führungspersonen - die dieses Verhalten jedoch in einigen Schulungen gelernt haben. D.h. es ist doch etwas das man erlernen kann und nicht zwangsläufig besitzt.
      ...




      Eben da liegt für mich der Unterschied @Lady Admin.
      Die von dir erwähnten Führungspersonen haben dieses Verhalten erlernt und setzen es dann bewusst ein.
      Es gibt aber auch Menschen, die sind sich gar nicht bewusst, wie dominant sie auf andere wirken. Die denken nicht darüber nach, sie sind einfach sie selbst - natürlich eben...
      Also ich bin mit dem Begriff "natürliche Dominanz" eher deshalb vorsichtig geworden, weil er meinem Gefühl nach überwiegend die (für mich) falschen Leute anspricht. Dass es sie gibt und dass ich sie schätze, daran glaub ich aber weiterhin.

      Ich würde sie eher als möglichen Teilaspekt von Charisma einordnen. Natürlich dominantes Verhalten stärkt demnach die charismatische Wirkung einer Person ist aber nicht zwingend notwendig für eine charismatische Ausstrahlung.

      Im Bereich der Politik würde ich aber auch über Charisma reden wollen und nicht über natürliche Dominanz.

      Das Gegenteil von Natur ist übrigens nicht Unnatur sondern Kultur. :) Anerzogen/gelernt passt dann wieder wunderbar als Gegenstück.
      @Unruly

      Seh ich nicht so, denn jede Handlung wird eingesetzt (bewußt oder unbewußt) weil sie erlernt wird (beispielsweise im Kindesalter). Das heißt derjenige weiß bereits seiner Wirkung durch gewisse Handlungsweise durch das vorangegangene Erlernen.

      Beispiel:
      Ein Kind, dass immer durch quängeln und jammern seinen Willen bekommt, wird diese Verhaltensweise auch noch im Erwachsenen Alter nutzen, sofern es keinen anderen Lernprozess in diesem Zusammenhang macht.

      Genauso würde ich es hier sehen.

      der "natürlich dominante" Mensch wird es ebenfalls mit der Zeit "erlernt" haben, dass er durch seine Verhaltensweise Menschen "bewegen" kann. Wenn auch nur unbewußt. Natürlich ist es nicht, da es einen Lernprozess erfordert.

      Verstehst du meinen Gedankengang?

      @JamieLyn echt? Kultur? Wieder etwas gelernt :* Danke dir dafür :)
      Man könnte Verhalten ab dem Moment als natürlich bezeichnen, ab dem es automatisch abläuft und keine wahrnehmbaren Ressourcen mehr benötigt.

      Also ob das wer genetisch mitekommen hat, von Krippenalter an kann oder mit 23 gelernt hat ist mir ehrlich gesagt auch voll egal. Die Wirkung auf's Umfeld (inkl. einem selbst) ist ja das was anmacht... ;)

      @Lady Admin Ich war letztes Jahr an de Uni auch erstaunt darüber, aber es macht schon Sinn. Die "-tur"-Endung ist gleich und dass man die kultivierte Landwirtschaft der wilden Natur gegenüberstellt oder die sog. Naturvölker der sog. zivilisierten Welt... da kommt dieser Gegensatz schon noch deutlich raus.
      Liebe Lady Admin,

      Sicherlich ist es so, dass Handlungs- und/ oder Verhaltensweisen erlernt werden., trotzdem glaube ich, dass ein gewisser Anteil an ihnen auch schon im Menschen steckt, zur Zeit der Geburt oder schon vorher..... keine Ahnung.
      Es gibt schon Babies, die direkt von Anfang an "süsser" sind als andere (ich weiss nicht, wie ich mich hier anders ausdrücken soll, es tut mir wirklich leid), die Leute viel leichter in ihren Bann ziehen als andere. Das als Dominanz zu bezeichnen, wäre wohl nicht richtig, als Charisma aber schon. Was dann sehr wohl erlernt wird/ erlernbar ist, sind die Schlüsse, die das Baby/ Kind zieht aus den Reationen auf es und aufgrund dieser Schlüsse dann wieder handelt/ agiert etc.
      Ob Dominanz erlernbar ist, wage ich nicht zu beurteilen, Charisma ist es aber wohl noch weniger. Ich meine damit jetzt nicht, dass Menschen auf ihrem "Charismagrad" ihr Leben lang festsitzen, da dieser von vielen Faktoren abhängt (z. B. vom Gegenüber, denn ohne Gegenüber bringt mir das grösste Charisma nix) und sicherlich auch bis zu einem gewissen Grad beeinflussbar ist... nur ein "von Null auf Hundert", das kann ich mir nicht vorstellen.
      Ich glaube, ich meine damit.... dass die Grundlinie, von der ein Mensch bzgl. Charisma (oder auch Dominanz, Intelligenz etc.) beginnt, zu agieren, zu lernen usw., unterschiedlich ist.
      Uff..... ich habe fertig und hole mir jetzt noch ein Stück selbst gemachte Pizza... ich fürchte, ich konnte nicht so ganz rüberbringen, was ich meine *seufz*

      BB, Louise
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da! [J. W. v. Goethe]
      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt. [Marie Luise Kaschnitz]
      ich würde da sogar noch weiter gehen, @Louise:
      unterschiedliche Ausgangspunkte + unterschiedliche Lernkurven + unterschiedlicher Spaß am Lernen

      warum manche Babys süßer sind als andere liegt aber wohl auch an deren Ästhetik, Kindchenschema und positivem Feedback (ansehen, lächeln, lachen, usw.)... Schöne Kinder bekommen auch mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung und werden auch dadurch zu sozial verträglicheren Menschen. Charisma würde ich in ganz jungem Alter aber noch nicht dazu sagen, das wär mir persönlich wohl zu esoterisch.
      Da bin ich ganz bei Dir, @JamieLyn ... ob "schöne Kinder" allerdings zu sozial verträglicheren Menschen werden, das kann ich so nicht unterschreiben. Dafür gibt es mir zuviele Ausnahmen von der Regel... wobei die Frage natürlich immer ist: was ist schön und was ist nicht schön :gruebel: . Ich bin überzeugt davon, dass es auch die "innere" Schönheit gibt, welche mit der äussern nicht zwingend Hand in Hand gehen muss ....

      Zum Thema Charisma in jungen Jahren/ Monaten... doch, ich denke schon, dass ich das so nennen möchte... finde das auch nicht esoterisch .... vielleicht passt da aber auch der Begriff Charme besser? Charisma ist ein sehr schwer fassbarer Begriff (mhm.... ob da Charme besser ist? :whistling: :gruebel: )
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da! [J. W. v. Goethe]
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      Das im EP verstehe ich auch unter "natürlicher Dominanz". Sehr schön erklärt, finde ich!

      Sicher kann man sich einige Verhaltensweisen antrainieren. Es fällt aber leichter, wenn man gewisse Charaktereigenschaften eh besitzt. Bei jemandem mit "natürlicher Dominanz" wäre so ein Training eher ein Feinschliff. Etwas, womit man die eigenen Stärken noch weiter ausbaut und lernt, sie richtig einzusetzen.

      Wäre ich in einer Führungsposition, wäre ich mit Sicherheit nicht "natürlich dominant". Ich mag es nicht, mich gegen andere durchzusetzen und über sie zu bestimmen. Dabei fühle ich mich einfach unwohl und es kostet mich Kraft. EIn dominantes Verhalten wäre also mehr gespielt, eine Maske. Ich würde nicht so auftreten, weil ich eben so bin, sondern weil ich es muss.

      Irgendwo gab es mal einen schönen Vergleich zu Introvertiertheit und Extrovertiertheit. Auch eine intovertierte Person kann viel reden und offen auftreten. Meistens kostet das aber Kraft und die Person braucht dann Zeit für sich und Ruhe. Eine extrovertierte Person dagegen schöpft ihre Kraft aus der Kommunikation mit anderen.
      Ich kann mir gut vorstellen, dass das bei Dominanz ähnlich ist. Sicher gibt es niemanden, der immer und nur dominant/devot/extrovertiert/introvertiert ist. Einen Ausgleich braucht jeder. Aber bei den meisten ist zumindest die Tendenz erkennbar.

      "Charisma"... hm... für mich heißt das einfach nur, dass jemand eine starke Ausstrahlung hat. Die muss nicht zwangsläufig "dominant" sein, auch wenn das sicherlich oft Hand in Hand geht. "Charme" dagegen ist für mich eher "nett und höflich". Charismatische Menschen sind sicher oft auch charmant. Aber charmante Personen nicht unbedingt charismatisch.

      Und was "Schönheit" betrifft: Die ist tatsächlich messbar. Betimmte Proportionen werden deutlich häufiger als schön empfunden als andere.
      Wobei nicht jeder das als schön empfindet, was gemäß Messung als schön gilt. Und wir wollen "Ecken und Kanten", damit wir jemanden auch interessant finden. Davon abgesehen sind wir (bzw die meisten Menschen) zum Glück keine rein oberflächlichen Wesen, sondern achten sehrwohl auch auf die innere Schönheit.
      Aber das mal nur am Rande.


      Just my two cents.
      ~*~ Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden, sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen! ~*~
      (Oliver Wendell Holmes)
      Tolles Thema :) Vielen Dank an @Phylax dafür und natürlich für seine Sicht.

      Sowie alle Teilnehmer. Ich finde es ist wirklich gelungen sich über die verschiedenen Sichtweisen und Gedankenansätze zu "natürlicher Dominanz" auszutauschen und zu diskutieren :)

      Man muss nicht immer einer Meinung sein und jeder Standpunkt hat seine Berechtigung. Ich kann jeden, der hier erklärten Meinungen nachvollziehen, auch wenn ich für mich das anders wahrnehme. Aber das ist doch das schöne an der Wahrnehmung: Jeder hat seine eigene, aber trotzdem lernt man auch von der Wahrnehmung des anderen.

      Würde mich daher sehr freuen, wenn der eine oder andere seine Sichtweise zum Thema kundtun würde, denn man lernt ja nie aus.

      LA
      Sobald natürliche Dominanz in den Mund genommen wird kommt es bei mir erstmal zu einer reflexartigen Skeptik ,weil es gerade in BDSM Kreisen gern von den (in meinen Augen ) Falschen genutzt wird.
      Jetzt habe ich da aber ein bisschen drauf rumgekaut aufgrund des Threads und versuch das mal weniger vorbelastet behaftet zu betrachten.

      Dominanz ist ja nur zu sehen, wenn es einen sich Unterwerfenden gibt. Das heisst für mich, man kann nicht "alleine" für sich dominant sein ,sondern es muss eine Interaktion geben mit mindestens einer Person.

      Ich fand den Hinweis ganz gut ,dass es dann natürliche Dominanz ist ,wenn der Dominierende keine grosse Kraftanstrengung dafür benötigt, weil es einfach in seiner Natur liegt dominant aufzutreten. Das kann zB durch das bereits diskutierte Charisma sein, so dass andere sich "gern" von demjenigen führen lassen aber auch durch ein perfiden, meinetwegen auch cholerischen Charakterzug, der andere gewalttätig unterdrückt, beides wäre dann natürliche Dominanz, wenn der Dominierende es mit einer Leichtigkeit über lange Strecken durchhalten kann.

      Natürliche Dominanz wäre demzufolge nicht immer positiv ist nun mein überraschender Schluss des Morgen...
      Als ich meinen mittlerweile Ex- Dom die ersten Male getroffen habe, war ich von ihm eher abgestoßen. Er hat mich auf einer Art und Weise verwirrt, die ich damals als Unwissentliche nicht einschätzen konnte. Er hat das ausgestrahlt, was ich im Nachhinein als ' natürliche Dominanz ' ansehen würde. Eine gewisse Ausstrahlung, die einfach da ist.... Und die vom Gegenüber auch wahrgenommen werden muss
      "Ich denke, also bin ich. Denk ich positiv- gewinn ich." (Die Fantastischen Vier)

      WaterLily schrieb:


      Irgendwo gab es mal einen schönen Vergleich zu Introvertiertheit und Extrovertiertheit. Auch eine intovertierte Person kann viel reden und offen auftreten. Meistens kostet das aber Kraft und die Person braucht dann Zeit für sich und Ruhe. Eine extrovertierte Person dagegen schöpft ihre Kraft aus der Kommunikation mit anderen.
      Hast Du dazu vielleicht eine Quelle oder weiterführendes Material? Das finde ich sehr interessant.
      "I don't exist when you don't see me
      I don't exist when you're not here"

      Cliffhanger schrieb:

      Hast Du dazu vielleicht eine Quelle oder weiterführendes Material? Das finde ich sehr interessant.
      Es gibt ein Hörbuch: "Leise Menschen - starke Wirkung" von Sylvia Löhken was genau das von WaterLily genannte beschreibt. Ich fand das Hörbuch etwas "langatmig" und konnte auch nicht in allen Dingen mitgehen. Aber der O-Ton hat mir sehr gut gefallen und passt zu meinem Bild von Extro-und Introvertiertheit.

      Gruß.
      Sollte es so etwas wie eine natürliche Dominanz geben, was ich selber durchaus bezweifel, dann würde ich es so verstehen, dass es eine Dominanz ist die in sich ruht. Sie ist nicht aufgesetzt oder muss unterstützt werden. Sie ist vorhanden und muss nicht extra abgerufen werden. Sie ist einfach vorhanden und wurde nicht forciert.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Ich sehe den Ausdruck 'natürliche Dominanz' auch kritisch. Oder belustigt.
      Für mich ist das einfach eine BDSM-typische Floskel, die vorwiegend gebraucht wird um sich von den anderen, "schlechteren" abzuheben. Kommt direkt hinter "ich mache/bin ... aus der alten Schule". Ich persönlich frage mich immer, warum man meint diese Information mitteilen zu müssen. Wenn mich seine dominante Ausstrahlung eh in die Knie zwingt, muss er es mir dann ja nicht nochmal sagen, oder? ;)
      Und das ist so klischeehaft, das ich Leute, die solche Ausdrucksweisen nutzen um sich selbst zu beschreiben, leider nicht ganz so ernst nehmen kann. Ohne dass ich damit jemanden kränken möchte.


      Und der nächste Punkt, den man so oft ließt ist die '(natürlich) dominante Ausstrahlung'. Vielleicht funktionieren meine Sub-typischen Sensoren einfach nicht so wie sie sollten, aber ich habe mir in meinem gesamten Leben kein einziges Mal gedacht "Mensch, hat der eine dominante Austrahlung!". Wenn man 'dominant' allerdings durch andere Adjektive wie selbstbewusst, aggressiv, sympathisch, cool usw. ersetzt, kommt das durchaus vor.
      Obwohl mir klar ist, das meine Stichprobe reichlich klein ist, habe ich die Theorie, dass es keine dominante Ausstrahlung gibt. Um Dominanz auszuüben braucht man immer mindestens zwei Beteiligte. Das kann man nicht einfach "ausstrahlen". Wieso spricht man nicht einfach von selbstbewusst?


      Das Wort 'natürlich' ist in diesem Zusammenhang vermutlich auch nicht die ideale Wahl, allerdings fällt mir gerade auch kein Geeigneteres ein. Allerdings lädt 'natürlich' so sehr ein, zu hinterfragen was es denn überhaupt exakt bedeutet, dass es in die Irre führt. Was man ausdrücken möchte wenn man sagt "jemand hat so eine natürlich ..... Ausstrahlung" ist wahrscheinlich eher, dass es "authentisch" ist. (Das wäre doch ein geeigneter Ersatz ^^)
      Anders ausgedrückt, dass der Eindruck, den wir von unserem Gegenüber bekommen stimmig ist, und es keinen Anlass gibt anzunehmen es sei vorgespielt (wie man es beispielsweise bei einem 'falschen Lächeln' tun würde)
      WAAAS @Rehlein ? Du erzitterst nicht, wenn du schon meinen Namen liest? Ich bin die Dominanz in Person! Das Urgestein der ultimativen Unterwerfungsmaschinerie! :blah: :pillepalle:

      Nein jetzt mal wieder ernsthaft.

      Ich finde den Punkt der WAhrnehmung in diesem Zusammenhang sehr wichtig.

      Einige haben ja bereits geschrieben, dass natürlich für sie bedeutet, dass es nicht gespielt wirkt, sondern eher selbstverständlich und automatisch.

      Ich finde das ziemlich interessant, da ich selbst auch kaputte Sensoren habe und ebenfalls noch nie jemanden so wahrgenommen habe. Um so spannender ist es, von Euch solche Erfahrungen zu lesen.

      Vielleicht ist natürliche Dominanz auch nur ein BDSM-Synonym für "besonders charismatisch", "authenthisch" usw... vielleicht sogar eine Art "Oberbegriff" für positive Mitreißende Eigenschaften?