*Einleitung*
Ich werde in diesem Beitrag versuchen die Besonderheiten und Konflikte herauszuarbeiten, welche sich aus der Kombination Polyamorie und BDSM ergeben. Ich werde dazu versuchen, sowohl theoretische als auch praktische Überlegungen miteinzubeziehen und hoffe damit möglichst viele Menschen ansprechen zu können. Die persönliche Perspektive bleibt aber immer bestehen. Dennoch habe ich den Anspruch hier den grösstmöglichen Grad an Objektivität zu erreichen, welcher bei einem solchen Unterfangen möglich ist und beziehe mich auch deshalb auf Literatur und sehr viele persönliche Gespräche mit Poly-Wesen und BDSM-Wesen. Am Schluss befindet sich ein Abschnitt indem ich auf diese Quellen verweise und eine Reihe von Menschenwesen nenne, welche direkt an dem Beitrag mitgearbeitet haben, als auch solche deren Beitrag sich nur indirekt ausgewirkt hat.
Bei den Verweisen zur Literatur, werde ich soweit als möglich versuchen, die wichtigsten Punkte zusammenzufassen. Es ist aber nicht notwendig alle Verweise nachvollziehen zu können, um den Text zu verstehen. Das nachlesen bei Wikipedia ist zudem oft genügend um die grundsätzlichen Ideen dieser Autor*innen zu erfassen
Weiter habe ich diverser Beiträge verlinkt, welche bestimmte Themen hier im Forum weiter besprechen und füge gerne weitere hinzu, wenn ihr mich darauf aufmerksam macht.
Eine letzte Anmerkung sei mir gestattet und das ist das ich dies nicht als abgeschlossenen Text betrachte, sondern auch als eine momentane Beschreibung meiner Kenntnisse zu dieser Thematik.
Der Beitrag ist nun wie folgt aufgebaut
Da gerade bei einem solchen Text der persönliche Hintergrund des Verfassenden entscheidend ist, möchte ich euch etwas zu meinem Hintergrund erzählen. Damit hole ich sogleiche auch meine Vorstellung hier nach.
Meine erste Beziehung hatte ich noch als sehr junger Mensch. Heute bin ich der Ansicht, dass wir zu jung waren um die Dimensionen wirklich einzuschätzen. Wir verstanden die Bedürfnisse des anderen noch viel zu wenig, um zu erkennen welche Unterschiede wirklich relevant sind und welche nicht. Ich erlebte verschiedene Frustrationen. Einigen von euch dürfte manches davon nur zu gut bekannt sein. Das Menschenwesen, mit dem ich damals in einer Beziehung lebte, war vanilla durch und durch und fühlt auch nicht polyamor. Beides war nicht der Trennungsgrund aber leistete sehr wohl den Beitrag zur Krise vor etwa fünf Jahren, die schliesslich auch zur Trennung führte. Heute besteht zwischen uns noch immer eine enge Freundschaft und wir haben täglich Kontakt. Ich setzte mich während einer sehr langen Trennungsphase intensiv damit auseinander, dass ich es einfach immer weniger verstand wie Menschen Begriffe wie “Freundschaft” verwendeten und dabei jede romantische Begegnung von vornherein ausgeschlossen wurde. Ich verstand nicht, weshalb die Liebe zu einem Menschen bedeuten sollte, die Liebe zu einem anderen auszuschliessen. Ich lernte in dieser Zeit viel über mich selbst und wie man mit der Komplexität umgehen konnte, welche all diese Gefühle und Verbindungen mit sich brachte. Ich lernte durch die Geschichten von anderen und durch meine eigene Geschichte. Ich lerne auch durch die Verletzungen, welche ich anderen zugefügt wurden.Teils aus Fehlern die einfach dazugehören, wenn man andere Menschenwesen an sich heranlässt, teils aus Fehlern, die spezifisch in einem Poly-Kontext entstehen. Dadurch, dass die monogame Beziehung aufgebrochen war, war aber eben nicht nur Raum, um meine Gefühle für andere Menschen zu erkunden, sondern auch um dieser Faszination, die BDSM auf mich hatte, nachzugehen. Dass ich mit vielen Praktiken des BDSM sehr viel anfangen konnte, war mir schon als Kind klar gewesen. Ich weiss nicht, ob ich jemals reine Vanilla-Fantasien hatte und auch die frühesten sexuellen Fantasien, an die ich mich erinnern konnte, sind irgendwie mit den Begriffen des BDSM zu beschreiben. Ich machte auch hier meine ersten konkreten Erfahrungen und auch Fehler. Je mehr Zeit ich nun hatte mich mit meinen Empfindungen und denen anderen zu beschäftigen, umso klarer wurde mir wie diese beiden Seiten meiner queer-Natur zusammenspielen. Aber es ist noch ein weiter Weg für mich diese Kombination wirklich anzunehmen.
Irgendwann lernte ich dann @Regenbogen kennen und damit wurde vieles anders. Aus einer Freundschaft wurde mehr und irgendwann wurde unser polyamore Beziehung auch durch BDSM-Elemente ergänzt, die sich innerhalb von wenigen Wochen rasant weiterentwickelte. Begriffe wie “mein” und “du gehörst mir” bekamen eine andere Bedeutung und fühlten sich gut an. @Regenbogen gab mir in vielen Bereichen eine lang vermisste Stabilität zurück und den Raum, vieles zu reflektieren. Die Ruhe von Regenbogen und eine süsse sadistische Ader führte dann auch dazu, dass ich mich stärker auf den Teil besann der gehorchen will, der beschützt werden will und und Schmerzen geniessen kann. Mir scheint dieser Teil von mir besser in diese Beziehung zu passen, als mein eigenes Biest, dass gerne beisst und dann wieder schützend die Arme um jemanden schliesst. Ich empfinde diese Bestandteile meines Wesens im Moment nur sexuell aber nicht als ein Grundbedürfnis, dass ich in einer anderen Beziehung verwirklichen möchte.
Soviel mal zum persönlichen Hintergrund, jetzt wird es etwas theoretischer. So beruht das Nachfolgende eben nicht nur auf persönlicher Erfahrung und unzähligen Gesprächen, sondern auch auf meiner Arbeit in der Philosophie. Mein eigentliches Fachgebiet ist hier nicht relevant aber ich arbeite nicht in der Ethik, sondern komme aus der theoretischen Philosophie. Wenn ich mich aber zu ethischen Fragen äussere, befinde ich mich am ehesten in der Denktradition von Immanuel Kant. Das bedeutet, dass ich moralische Fragen nicht hinsichtlich ihrer Konsequenz beurteile, sondern hinsichtlich ihrer Intention. Anders als Kant gehe ich aber nicht von einer Moral aus, die wir Kraft unserer Vernunft erkennen können, sondern die eher eine Form der sozialen Konvention darstellt wie sie Gilbert Harmann beschreibt. Weiter halte ich das Principle of Justice von John Ralws als weitgehend anwendbar auf verschiedene Bereiche des Lebens und nicht nur auf der makroskopischen Ebene wie dies Rawls andenkt. Hierbei geht es darum, dass man Entscheidungen unter der Annahme trifft, dass man egal in welcher Position man danach ist, dies für eine gute Entscheidung halten würde und sie eben fair sein müssen. Weitere Details sind hier zunächst nicht wichtig, geben aber denjenigen unter euch, welche mir in diese Tiefe der Argumentation folgen wollen, einige Hinweise auf welchen Spuren ich mich bewege. Vgl. dazu auch die Literaturangaben.
Ich werde in diesem Beitrag versuchen die Besonderheiten und Konflikte herauszuarbeiten, welche sich aus der Kombination Polyamorie und BDSM ergeben. Ich werde dazu versuchen, sowohl theoretische als auch praktische Überlegungen miteinzubeziehen und hoffe damit möglichst viele Menschen ansprechen zu können. Die persönliche Perspektive bleibt aber immer bestehen. Dennoch habe ich den Anspruch hier den grösstmöglichen Grad an Objektivität zu erreichen, welcher bei einem solchen Unterfangen möglich ist und beziehe mich auch deshalb auf Literatur und sehr viele persönliche Gespräche mit Poly-Wesen und BDSM-Wesen. Am Schluss befindet sich ein Abschnitt indem ich auf diese Quellen verweise und eine Reihe von Menschenwesen nenne, welche direkt an dem Beitrag mitgearbeitet haben, als auch solche deren Beitrag sich nur indirekt ausgewirkt hat.
Bei den Verweisen zur Literatur, werde ich soweit als möglich versuchen, die wichtigsten Punkte zusammenzufassen. Es ist aber nicht notwendig alle Verweise nachvollziehen zu können, um den Text zu verstehen. Das nachlesen bei Wikipedia ist zudem oft genügend um die grundsätzlichen Ideen dieser Autor*innen zu erfassen
Weiter habe ich diverser Beiträge verlinkt, welche bestimmte Themen hier im Forum weiter besprechen und füge gerne weitere hinzu, wenn ihr mich darauf aufmerksam macht.
Eine letzte Anmerkung sei mir gestattet und das ist das ich dies nicht als abgeschlossenen Text betrachte, sondern auch als eine momentane Beschreibung meiner Kenntnisse zu dieser Thematik.
Der Beitrag ist nun wie folgt aufgebaut
- Persönlicher Kontext
- Theoretische Grundlagen der Polyamorie
- Theoretische Grundlagen des BDSM
- Besonderheiten und Konflikte
- Teillösung des Konflikts
- Polyamorie und BDSM - eine wunderbare Kombination?
- Danksagung
- Literaturangaben
Da gerade bei einem solchen Text der persönliche Hintergrund des Verfassenden entscheidend ist, möchte ich euch etwas zu meinem Hintergrund erzählen. Damit hole ich sogleiche auch meine Vorstellung hier nach.
Meine erste Beziehung hatte ich noch als sehr junger Mensch. Heute bin ich der Ansicht, dass wir zu jung waren um die Dimensionen wirklich einzuschätzen. Wir verstanden die Bedürfnisse des anderen noch viel zu wenig, um zu erkennen welche Unterschiede wirklich relevant sind und welche nicht. Ich erlebte verschiedene Frustrationen. Einigen von euch dürfte manches davon nur zu gut bekannt sein. Das Menschenwesen, mit dem ich damals in einer Beziehung lebte, war vanilla durch und durch und fühlt auch nicht polyamor. Beides war nicht der Trennungsgrund aber leistete sehr wohl den Beitrag zur Krise vor etwa fünf Jahren, die schliesslich auch zur Trennung führte. Heute besteht zwischen uns noch immer eine enge Freundschaft und wir haben täglich Kontakt. Ich setzte mich während einer sehr langen Trennungsphase intensiv damit auseinander, dass ich es einfach immer weniger verstand wie Menschen Begriffe wie “Freundschaft” verwendeten und dabei jede romantische Begegnung von vornherein ausgeschlossen wurde. Ich verstand nicht, weshalb die Liebe zu einem Menschen bedeuten sollte, die Liebe zu einem anderen auszuschliessen. Ich lernte in dieser Zeit viel über mich selbst und wie man mit der Komplexität umgehen konnte, welche all diese Gefühle und Verbindungen mit sich brachte. Ich lernte durch die Geschichten von anderen und durch meine eigene Geschichte. Ich lerne auch durch die Verletzungen, welche ich anderen zugefügt wurden.Teils aus Fehlern die einfach dazugehören, wenn man andere Menschenwesen an sich heranlässt, teils aus Fehlern, die spezifisch in einem Poly-Kontext entstehen. Dadurch, dass die monogame Beziehung aufgebrochen war, war aber eben nicht nur Raum, um meine Gefühle für andere Menschen zu erkunden, sondern auch um dieser Faszination, die BDSM auf mich hatte, nachzugehen. Dass ich mit vielen Praktiken des BDSM sehr viel anfangen konnte, war mir schon als Kind klar gewesen. Ich weiss nicht, ob ich jemals reine Vanilla-Fantasien hatte und auch die frühesten sexuellen Fantasien, an die ich mich erinnern konnte, sind irgendwie mit den Begriffen des BDSM zu beschreiben. Ich machte auch hier meine ersten konkreten Erfahrungen und auch Fehler. Je mehr Zeit ich nun hatte mich mit meinen Empfindungen und denen anderen zu beschäftigen, umso klarer wurde mir wie diese beiden Seiten meiner queer-Natur zusammenspielen. Aber es ist noch ein weiter Weg für mich diese Kombination wirklich anzunehmen.
Irgendwann lernte ich dann @Regenbogen kennen und damit wurde vieles anders. Aus einer Freundschaft wurde mehr und irgendwann wurde unser polyamore Beziehung auch durch BDSM-Elemente ergänzt, die sich innerhalb von wenigen Wochen rasant weiterentwickelte. Begriffe wie “mein” und “du gehörst mir” bekamen eine andere Bedeutung und fühlten sich gut an. @Regenbogen gab mir in vielen Bereichen eine lang vermisste Stabilität zurück und den Raum, vieles zu reflektieren. Die Ruhe von Regenbogen und eine süsse sadistische Ader führte dann auch dazu, dass ich mich stärker auf den Teil besann der gehorchen will, der beschützt werden will und und Schmerzen geniessen kann. Mir scheint dieser Teil von mir besser in diese Beziehung zu passen, als mein eigenes Biest, dass gerne beisst und dann wieder schützend die Arme um jemanden schliesst. Ich empfinde diese Bestandteile meines Wesens im Moment nur sexuell aber nicht als ein Grundbedürfnis, dass ich in einer anderen Beziehung verwirklichen möchte.
Soviel mal zum persönlichen Hintergrund, jetzt wird es etwas theoretischer. So beruht das Nachfolgende eben nicht nur auf persönlicher Erfahrung und unzähligen Gesprächen, sondern auch auf meiner Arbeit in der Philosophie. Mein eigentliches Fachgebiet ist hier nicht relevant aber ich arbeite nicht in der Ethik, sondern komme aus der theoretischen Philosophie. Wenn ich mich aber zu ethischen Fragen äussere, befinde ich mich am ehesten in der Denktradition von Immanuel Kant. Das bedeutet, dass ich moralische Fragen nicht hinsichtlich ihrer Konsequenz beurteile, sondern hinsichtlich ihrer Intention. Anders als Kant gehe ich aber nicht von einer Moral aus, die wir Kraft unserer Vernunft erkennen können, sondern die eher eine Form der sozialen Konvention darstellt wie sie Gilbert Harmann beschreibt. Weiter halte ich das Principle of Justice von John Ralws als weitgehend anwendbar auf verschiedene Bereiche des Lebens und nicht nur auf der makroskopischen Ebene wie dies Rawls andenkt. Hierbei geht es darum, dass man Entscheidungen unter der Annahme trifft, dass man egal in welcher Position man danach ist, dies für eine gute Entscheidung halten würde und sie eben fair sein müssen. Weitere Details sind hier zunächst nicht wichtig, geben aber denjenigen unter euch, welche mir in diese Tiefe der Argumentation folgen wollen, einige Hinweise auf welchen Spuren ich mich bewege. Vgl. dazu auch die Literaturangaben.