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Bitte liked jedoch nicht diesen Beitrag, da er nicht vom Autor eingestellt wurde, sondern im Rahmen des Geschichtenadventskalenders. Der Autor wird, sofern er es möchte, zeitnah hier eine Antwort posten. Diese dann bitte liken, so dass eure Likes auch bei ihm ankommen.
❅ 2. Dezember ❅
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Katharsis
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von @threestripes
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Katharsis
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von @threestripes
Es wäre gelogen, wenn ich jetzt Stein auf Bein behaupten würde: Saskia-Moonchild hätte keinen Eindruck bei mir hinterlassen. Fast hätte sie mich sogar so weit gebracht und ich wäre schwach geworden, als sie mir bei der letzten Fotosession nach getaner Arbeit ein an ihrem Halsband befestigtes Nylonseil in die Hand gedrückt hat. Die Geste war eindeutig, und – wenn ich ehrlich bin – damit für mich uninteressant. Obwohl sie mir damit kurzzeitig einen ziemlichen Stich ins Herz verpasste. Oder in die Lunge? Vielleicht hatte ich auch einfach nur Angst vor meiner eigenen Courage?
Gott sei Dank bin ich einem Grundprinzip meines Lebens über all die Jahre hinweg treugeblieben: meinem dämlichen Festhalten an noch dämlicheren, selbst auferlegten Grundprinzipien. Eines davon: Lass die Pfoten weg von Auftraggeber(inne)n, deren Umfeld oder jedweden monetären Sachleistungen, die mich zu späteren Verpflichtungen nötigen könnten. Jemandem etwas schuldig bleiben zu müssen, war für mich immer ein grausiger Gedanke. In diesem Sinne sind meine Grundprinzipien wahrscheinlich eine auf Faulheit fußende bayerische Sturheit, gepaart mit einer gehörigen Portion Naivität und geschmortem Angsthasen.
Es hätte auch in diesem Fall alles sehr gut klappen können für mich. Aber Saskia-Moonchild ist nicht gut darin, die Regeln der anderen einzuhalten. Sie schert sich ja nicht einmal um ihre eigenen Regeln.
Kapitel 1
Seit gut einer halben Stunde stehe ich mir die Beine in den Bauch. Meine Fototasche steht neben mir auf dem staubigen Boden, durch das geöffnete Fenster meines Autos plärrt Musik aus dem Radio, die ich aber kaum noch wahrnehme. Mit Unpünktlichkeit komme ich einfach nicht klar, ich hasse es zu warten. Während sich meine Laune immer weiter in den Keller schraubt, steigt mein Adrenalinspiegel in den Bereich „dunkelorange“, mein Geduldskessel steht unter Volldampf, an den Dichtungen zischt es bereits, eines der Ventile brodelt verdächtig.
Tatort: Eine Art ungeteerter Parkplatz irgendwo in der Pampa Brandenburgs zwischen Königs Wusterhausen und Frankfurt an der Oder. Mächtige Wurzeln uralter knorriger Kiefern haben den sandigen Untergrund aufgeworfen. Hier hat seit Ewigkeiten kein Auto mehr geparkt. In einiger Entfernung rostet eine Stacheldraht-gespickte Zaunanlage vor sich hin, die kaum noch leserlichen Schilder besagen:
SPERRGEBIET – BETRETEN VERBOTEN – SCHUSSWAFFENGEBRAUCH !
Na bravo. Das Innere der wahrscheinlich militärischen Anlage ist nicht erkennbar, ein dichter, verwilderter Kiefernwald verdeckt jede Sicht. In einiger Entfernung höre ich ein Motorengeräusch, mein vor sich hinkochendes Restgehirn formuliert bereits den Satz: „Bist du noch ganz dicht, mich hier so lange warten zu lassen???!“
Aber es ist nur eine „Schwalbe“, ein Motorroller-artiges Zweirad ehemaliger DDR-Produktion. Der jugendliche Fahrer ohne Helm starrt mich an, als wäre ich ein Marsmensch, wahrscheinlich weil ich ihn ebenfalls anstarre, und knattert gemächlich an mir vorbei.
Mein Dunkelorange verschiebt sich weiter in den roten Bereich.
Saskia alias Moonchild hatte mich per E-Mail kontaktiert. In ungewohnter, fast charmanter Art bedankte sie sich für die „voll geilen Fotos“, die ich von ihr und ihrem Petplay-Partner-Hund geschossen hatte. Ob man sowas Ähnliches nicht nochmal machen könne, war ihre darauffolgende Frage. Sie hätte da noch ein paar Ideen.
8.Juni, 14Uhr, dazu lediglich die Koordinaten.
Ende der Nachricht.
Ein weiterer Schriftverkehr fand nicht mehr statt, alle weiteren meiner Nachrichten ignorierte sie konsequent, aber meine Neugierde war geweckt. Also entschloss ich mich kurzerhand, dieses Abenteuer zu wagen, und da es sich ohnehin um das Pfingstwochenende handelte, würde ich nach dem Fotoshooting an die Ostsee weiterreisen und einen Kurzurlaub draus machen. Was sollte also schon großartig passieren…?
Außer dass ich jetzt bei brütender Hitze versetzt werde.
Ein rascher Blick auf mein Mobiltelefon: 14:39 Uhr. Der Pedant in mir kocht vor Wut und verdrängt den Gedanken, ob ihr auf dem Weg hierher etwas passiert sein könnte. In weiter Ferne knattert das unverkennbare Geräusch eines VW-Käfer-Motors. Ich trete genervt gegen einen Kieselstein, im selben Moment fällt mir ein, dass ich nur Flipflops trage. „Scheißdreck!!!!“, brülle ich. Gleich in zweifacher Hinsicht. Erstens hat der Stein auf meinem hinteren Kotflügel eine böse Schramme hinterlassen, die zweite Läsion lässt gerade meinen linken großen Zeh rot werden. Natürlich hat sich beim Schuss der Zehennagel abgehoben, darunter bildet sich schon ein Bluterguss. Und natürlich, während ich - auf einem Bein hüpfend, den anderen Fuß haltend, Verwünschungen auf mich selbst und den Fototermin im Speziellen sowie der Welt im Allgemeinen plärre, schießt ein weißer Karmann Ghia auf den Parkplatz, hält in Staub gehüllt neben mir an und Saskia… wer sollte es auch sonst sein, weil der Moment ja auch grade so gut passt… Saskia fällt nichts Besseres ein, als zu grinsen. Kommentarlos. Sie steigt aus ihrem Wagen, schnappt sich einen großen NVA-Rucksack von der Rücksitzbank, der randvoll gepackt zu sein scheint, schultert ihn mühelos und betrachtet mich erwartungsvoll. Jetzt nickt Saskia, wie um mir zu sagen: „Alles bereit?“
Unauffällig lasse mich meinen Fuß wieder los, verkneife mir einen schmerzenden Gesichtsausdruck und greife lässig nach meiner Kameratasche.
„Du hast also hergefunden?“, trompetet sie fröhlich.
„Ja logisch, sonst wäre ich ja jetzt nicht hier, oder?“
Weitere garstige Kommentare verbietet mir meine gute Kinderstube, ich versuche, mich wieder ins Lot zu bringen, Saskia ist bereits losgelaufen.
„Warte mal“, ruf ich ihr hinterher, „ich muss noch mein Auto absperren!“
Doch sie lässt sich nicht beirren. Mit langen Schritten, soweit mein kaputter Zeh und die Schlappen das zulassen, laufe ich ihr hinterher – in der Bemühung, alles möglichst souverän aussehen zu lassen.