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❅ 6. Dezember ❅
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Nikolaus Ehrenmann
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von @dbondino
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Nikolaus Ehrenmann
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von @dbondino
„Mahmud ist ein Kämpfer. Der gibt nicht so leicht auf“, sagte Said.
Das stimmte natürlich und das war auch unser Glück. Alles andere in dieser Situation war einfach nur bedrückend und schien ausweglos.
„Du wirst sehen, der findet eine Lösung. Zumindest für die engere Truppe.“
Said hatte recht. Ihn, Nikodem, Pavel und mich- uns würde er nicht verlieren wollen.
Trotzdem hatte ich Magengrummeln vor dem Termin, zu dem uns Mahmud einbestellt hatte. Da würde er uns sagen, wie er unser Überleben sichern wollte - oder auch, dass es aus wäre.
Event-Security, was hatte das Geschäft geboomt! Okay, es war schwieriger geworden, aber trotzdem: die Auftragsbücher waren voll gewesen, als uns diese Amöbe aus China vor die Wand hatte laufen lassen. Von hundert auf null in unter 10 Sekunden. Also, so gefühlt. Scheiße war das. Mahmud hatte fast alle nach Hause geschickt und uns, seine fest angestellten Einsatzleiter, mit Aufräumarbeiten und Kurzarbeit seit Monaten über Wasser gehalten.
Jetzt, mit der zweiten Welle, schwand aber meine Hoffnung, dass das noch länger gutgehen würde. Die Ressourcen waren aufgebraucht und eigentlich war schon lange nichts mehr zu tun. Die drei großen Partys pro Monat, bei denen wir zumindest offiziell die Einhaltung der Corona-Regeln als Ordner überwachen sollten, waren im Sommer eine Hilfe gewesen, aber die fielen nun auch wieder weg. Draußen konnte und wollte man bei dem Wetter nicht mehr feiern und alle wurden wieder vorsichtiger.
Keine gute Zeit für Spaß und Unterhaltung.
Was also würde passieren?
Zwei Stunden später wussten wir es:
„V.I.P.-Nikolausservice, das ist es, was uns den Dezember retten wird.“ Mahmud schien das ernst zu meinen. Wir anderen schauten uns verdutzt an.
„Das ist ein Tag mit viel Arbeit, aber dann?“, wandte ich ein.
„Es sind mehr Tage“, meinte Mahmud und erklärte weiter:
„Klar, am 5. und 6. Dezember wird sehr viel los sein. Da brauche ich vielleicht sogar noch ein paar Aushilfen. Aber am 19.12. sind die Russen dran, die die deutschen Traditionen mit dem russischen Termin mischen und zu Silvester können wir noch ein paar Griechen erfreuen. Ist nicht die Welt, aber besser als nichts. Damit schaffen wir es bis zu den Skiferien, wo wir dann als Personenschutz mitfahren können.“
Ich dachte nach. Der Wechsel zum Personenschutz war der eigentliche Punkt. Der freute mich nicht wirklich, denn das hatte ich gehofft, hinter mir zu haben. Aber ja, wenn es sein musste, würde ich das befristet noch einmal machen.
Die Nikolaus-Idee war irgendwie lustig. Die Leute würden mit Said und mir einen muslimischen Nikolaus bekommen. Das entbehrte nicht einer gewissen Komik. Meine Eltern hatten uns nicht gegenüber unseren Mitschülern benachteiligen wollen und uns darum zumindest Süßigkeiten in die Stiefel gesteckt, wenn auch keinen Nikolaus zu uns bestellt. Natürlich kannte ich aber die Figur und die Geschichte dazu, schließlich war ich in Deutschland aufgewachsen.
Und eigentlich war Nikolaus ja ein Landsmann, türkischer Ehrenmann sozusagen, der den Armen geholfen hatte.
Nun, unsere Kunden waren alles andere als arm und Mahmuds Idee versprach jedenfalls eine Menge Spaß mit deren Kindern und gutes Trinkgeld. Wenn die Leute einen erst einmal kannten, Vertrauen gefasst hatten, waren sie meistens loyal und großzügig.
Und so war es dann auch. Wir hatten den 5.12., den Nikolausabend, gut hinter uns gebracht. Ich hatte sechs Familien besucht und sehr unterschiedliche Einblicke bekommen: Die Deutschen beließen es beim Goldenen Buch mit den Einträgen der bösen Taten und den Süßigkeiten. Da hatte ich den Kindern ein wenig ins Gewissen geredet - bestens vorbereitet von den Eltern und das Ganze anschließend zu einem guten Ende gebracht, indem ich die heiß ersehnten Kleinigkeiten - oder was man in diesen Familien für Kleinigkeiten hielt - aus dem großen Sack gezogen hatte. Bei einer niederländischen Familie hingegen war große Bescherung gewesen - da gab es dann zu Weihnachten nichts mehr.
Am lustigsten war der Kleine in der Gartenstadt gewesen, der mich gefragt hatte, ob seine Eltern denn auch brav gewesen wären. Ich hatte dann improvisiert und die Eltern ein wenig befragt. Tatsächlich waren sie an der einen oder anderen Stelle nervös auf ihren Sesseln hin und her gerutscht und hatten sich verschwörerische Blicke zugeworfen. Sie waren wohl aus tiefster Überzeugung nicht ganz so brav gewesen.
Ich hatte dem Jungen dann erklärt, dass beide Eltern jeweils nur ein Päckchen Lebkuchen erhielten und sich ein Beispiel an ihm nehmen sollten, wobei ich den beiden Turteltäubchen zuzwinkerte. Damit waren alle sehr zufrieden.
Heute freute ich mich direkt auf die nächste Runde.
Mahmud wies mich ein, wer diesmal meine Kunden wären.
„Hier, alles normale deutsche Familien. Die Niegmeiers kennst du, die Lehmanns auch. Nur der Letzte, der hat keine Kinder. Und der will einen Knecht Ruprecht dabeihaben“, sagte er.
Ich schaute Mahmud fragend an, doch der zuckte nur mit den Schultern.
„Mehr weiß ich nicht. Ihr werdet vor Ort eingewiesen. Wir hatten bei dem vor zwei Jahren ein Event. Immer ‘ne verrückte Idee auf Lager, wenn es Spaß macht und dekadent ist. Der Typ war aber ganz in Ordnung. Es wird schon klappen, du musst halt improvisieren. Was soll schon passieren? Du bist der Nikolaus, oder?“
Mahmud klopfte mir auf die Schulter und wir lachten.
Ich hatte von dem Typen schon gehört, war aber selbst noch nie da gewesen. Legendäre Feten hatte der am Laufen. Aber jetzt, während Corona? Na, wir würden sehen. Ganz wohl war mir nicht dabei.
Aber erst einmal arbeitete ich die bekannten Familien ab und wie erwartet, waren es schöne Momente, die sich da ergaben. Ich war sehr zufrieden mit mir und das Trinkgeld stimmte auch.
Es war recht spät geworden, bis ich meinen Knecht Ruprecht eingesammelt hatte und wir bei diesem Kunden ankamen. Es war schon fast 22:00 Uhr. Das wäre nicht schlimm, er hatte extra darum gebeten, dass wir ihn als letzten aufsuchen.
Pavel hatte von Haus aus eine sehr bullige Statur und sah mit seiner Vollglatze und dem runden Gesicht sowieso schon ein wenig fies aus. Er hatte gerne zugestimmt, den Knecht Ruprecht zu spielen, und ich musste schon zugeben, dass er seine Verkleidung eindrucksvoll umgesetzt hatte - allerdings nur, wenn wirklich keine Kinder da wären. Neben mir, dem feierlichen und edlen Bischof, stand ein düsterer Vollstrecker mit einigen Schlagwerkzeugen am Gürtel und der obligatorischen Rute in der Hand. Ich konnte nur hoffen, dass Pavel es nicht übertrieben hatte.
Das Haus, zu dem wir kamen, war kaum zu erkennen. Hohe Hecken und Mauern umgaben das Grundstück in der Gartenvorstadt und auch das breite Tor gab nichts preis. Es war keine Einladung, es wirkte auch nicht abweisend, es versuchte einfach, nicht da zu sein. Hätte ich diese Hausnummer nicht explizit gesucht, es wäre mir nicht aufgefallen.