Große Verwirrung - Tipps für (vermutlich) CNC?

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      Große Verwirrung - Tipps für (vermutlich) CNC?

      Liebe alle,

      seit zwei, drei Jahren taste ich mich an BDSM heran. Aktuell liegt eine große Vorliebe von mir auf Shibari und ich habe auch einen Rigger (Spielbeziehung), mit dem das Fesseln sehr gut klappt, ich fühle mich sehr wohl bei ihm.

      Gestern kam es zu einer Situation, wie wir sie noch nie so eindeutig hatten. Ich bin aktuell erkältet und sagte gestern: Keine Fesselung über Kopf bitte. Später gab ich ihm einen Freifahrtschein, mit mir zu tun, was er möchte. Ich hatte das große Bedürfnis, mich ihm ganz hinzugeben. Und was tat er? Er fesselte mich über Kopf... Ich habe nicht nein gesagt, ich habe es geschehen lassen. Ich habe die Fesselung sehr genossen, mich ganz hineingegeben. Er fragte auch mehrmals, ob es mir gut geht, ich bestätigte das. Als ich aufgrund des Drucks im Kopf (wegen der Erkältung und dem Über-Kopf-Hängen) sagte, ich möchte runter, hat er mich sofort abgefesselt. Na ja, heute hab ich trotzdem Petechien im Gesicht... Merke: Keine Über-Kopf-Fesselungen bei Erkältungen...

      Später habe ich nochmal mit ihm drüber gesprochen, warum er mich über Kopf gefesselt hat, obwohl ich sagte: heute nicht. Er meinte, es fühlte sich in dem Moment richtig an. Eine andere Begründung konnte er nicht geben.

      Ich war die ganze Nacht sehr aufgewühlt. Bin es heute auch noch. Ich habe versucht, sauer auf ihn zu sein, aber ich kann es nicht. Vielleicht sollte ich sauer auf ihn sein? Ich weiß es nicht. Ich habe meinen Teil reflektiert und muss zugeben, dass ich uneindeutige Signale gesendet habe gestern - er hat aber auch die Gelegenheit beim Schopfe ergriffen, also tragen wir beide unseren Anteil an dieser Situation.

      Vor allem aber merke ich: Schei*e, ich steh drauf. Ich steh drauf, wenn er "über meine Grenzen" geht. Ich bin ehrlich: Mein Verstand hat gestern nein gesagt. Es ist so waaahnsinnig vernünftig und korrekt und so, bei Erkältungen nicht über Kopf zu fesseln. Alles andere in mir wollte sich jedoch hingeben, hat die Fesselung genossen und auch die Tatsache sehr willentlich und sehenden Auges akzeptiert, dass er "über meine Grenze" gegangen ist. Und das ist so verdammt unvernünftig. Ich fürchte also, wir sind im Bereich CNC? Falls das da reinpasst? Ich weiß, dass er definitiv auf CNC und einvernehmlichen "Zwang" steht, das sagte er schon. Nur gab es gestern keinen Meta-Konsens, das besorgt mich etwas. Andererseits bin ich mir sicher, wenn ich ein eindeutiges Nein (nochmal) kommuniziert hätte, hätte er sich auch dran gehalten. Das alles ist so unvernünftig und verwirrend und ich fühle mich auch ein bisschen... weiß nicht, dumm, naiv? Irgendein Teil in mir sagt, ich sollte ihm böse sein. Aber ich bin es nicht. Ich bin erregt.

      Ich hätte also gerne Tipps und Ratschläge von Menschen, die mit dieser Spielart vertraut sind. Ich weiß, ich muss mit ihm darüber sprechen. Mir macht diese Erkenntnis an mir aber noch Angst. Kann ich mir selbst vertrauen, dass ich "echte" Grenzen kommunizieren kann? Kann ich ihm vertrauen, dass er "echte" Grenzen erkennt/einhält? Oder ist das doch einfach nur gefährlich und ich sollte lieber Abstand zu ihm einnehmen, wenn er ein Nein nicht akzeptiert? Muss ich lernen, vernünftiger zu sein und zu einem einmal gesetzten Nein zu stehen und dann Konsequenzen zu ziehen?

      Frage also: Könnt ihr mir irgendwie Tipps geben, wie ich mit dieser Neigung an mir umgehen kann? Wie man mit dieser Neigung eine zwischenmenschliche (Spiel-)Beziehung verantwortungsvoll gestaltet? Worauf ich achten muss?

      Ich bedanke mich im Voraus!

      Ropekitten
      Mein Partner und ich spielen im Rack/Metakonsens.
      Das funktioniert aber nur, wenn man VOR dem Spielen die Regeln ganz klar festgelegt hat. Wie du es nennst die "echten Grenzen". Und es muss das Vertrauen da sein, dass ich mich als Top daran halte.
      Das gleiche gilt für Tabus die aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen dazu kommen. Diese respektiere ich.
      Ich möchte das Vertrauen meines Subs nicht Missbrauchen.
      Alle anderen Spiele, die nicht unter die Hard Limits fallen, liegen in meiner Hand und werden vorher nicht abgesprochen oder nach Erlaubnis gefragt.

      Ich würde dir also empfehlen, nur in dem Bereich zu spielen, wenn du deine Grenzen klar formulieren kannst und wirklich das Vertrauen hast, dass diese nicht überschritten werden.
      Der Bereich von BDSM ist so groß, dass es genug Möglichkeiten gibt, trotzdem im Edge-Play zu spielen.

      Ropekitten schrieb:

      Später gab ich ihm einen Freifahrtschein, mit mir zu tun, was er möchte.

      Ropekitten schrieb:

      Später habe ich nochmal mit ihm drüber gesprochen, warum er mich über Kopf gefesselt hat, obwohl ich sagte: heute nicht. Er meinte, es fühlte sich in dem Moment richtig an. Eine andere Begründung konnte er nicht geben.
      Ich kann Deinen Zwiespalt verstehen......

      Deine logischen Gedanken hätten sich etwas anderes gewünscht als Deine /Eure Gefühle.

      Dennoch......Du wolltest Dich ganz hingeben und für Ihn hat es sich auch richtig angefühlt....ok...leichte Plessuren habt Ihr in Kauf genommen.......

      Frage Dich mal: hast Du Dich wirklich nicht wohl und sicher gefühlt?......hat Dein Bauchgefühl geschrien?.......ab welchem Zeitpunkt ganz laut?

      Ihr seit über eine Grenze gegangen.....habt sie verschoben.......fühlt sich das schlecht an?......oder bist Du vielleicht sogar glücklich darüber?

      Ansonsten musst Du halt eine klare Grenze ziehen.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.

      Ropekitten schrieb:

      ch bin aktuell erkältet und sagte gestern: Keine Fesselung über Kopf bitte. Später gab ich ihm einen Freifahrtschein, mit mir zu tun, was er möchte.
      Die Grenze selbst aufgehoben. Aber warum ich damit dennoch ein wenig gemischte Gefühle habe ist:
      1. Wann genau gab es den Freifahrtschein ? Schon nach Fesselungen ?
      2. Endorphine können Einfluss auf die Entscheidungskompetenz von Sub/Bunny haben und diesbezüglich (seh ich zumindest so) hat man als Dom eine Fürsorgepflicht.


      Ropekitten schrieb:

      Später habe ich nochmal mit ihm drüber gesprochen, warum er mich über Kopf gefesselt hat, obwohl ich sagte: heute nicht.
      Wurde ja mit dem Freifahrtschein aufgehoben. andererseits wie in Punkt 2 erwähnt.


      Ropekitten schrieb:

      also tragen wir beide unseren Anteil an dieser Situation.
      :yes:


      Ropekitten schrieb:

      Könnt ihr mir irgendwie Tipps geben
      :yes: Rahmenbedingungen von Sub sind nur dann wirklich klar sofern Sie bei klarem Verstand getroffen wurden.
      Während Praktiken,Endorphinrausch oder Subspace schaut dies anders aus.
      Beispiel: Ich selbst hatte vor einigen Jahren eine ähnliche Situation aber mit anderem Ausgang:
      Wenn auch beim Spanking damals, habe ich auf die reaktionen des Körpers von Sub geachtet und das Spanking abgebrochen.
      Sub im Endorphinrausch nahm dies aber komplett anders war und ich musste mir einiges Anhören.
      Ich blieb jedoch Konsequent und meinte nur warte Morgen ab. Nach Ihrer Heimfahrt kam auch der Anruf das es wohl doch sehr gut war das ich Gestern abgebrochen hatte, da Sie sonst wohl nicht wieder hätte Heimfahren können weil das sitzen nur begrenzt ging.
      Dann erklärte ich Ihr auch nochmal warum:
      Von außen dem Körper zugeführte Opiate und Opioide sowie das körpereigene Endorphin docken alle an den gleichen Rezeptoren
      bestimmter Nervenzellen an. Dadurch blockieren sie die Schmerzwahrnehmung.


      Ropekitten schrieb:

      Kann ich mir selbst vertrauen, dass ich "echte" Grenzen kommunizieren kann?
      Ich hoffe doch für deinen Rigger, da ich Dich aber nicht kenne :pardon: !

      Ropekitten schrieb:

      Kann ich ihm vertrauen, dass er "echte" Grenzen erkennt/einhält?
      Das hoffe ich für Dich, da ich aber deinen Rigger nicht kenne :pardon:


      Ropekitten schrieb:

      wenn er ein Nein nicht akzeptiert?
      Ein Nein lag mit einem Freifahrtschein nicht vor.


      Ropekitten schrieb:

      Muss ich lernen, vernünftiger zu sein und zu einem einmal gesetzten Nein zu stehen und dann Konsequenzen zu ziehen?
      Ihr solltet darüber sprechen. Aber auch beide eben Rahmenbedingungen außerhalb von Praktikzieren,Endorphinrausch oder Subspace nicht treffen.
      Und falls dies doch mal vorkommt dein Rigger seine Fürsorgepflicht im Hinterkopf behalten und nötigenfalls Konsequent im Nein sein. Sprecht beide darüber ;) .
      Ich hörte Sie sagen, die Macht ist mit dir !
      Er hat dich mehrmals gefragt, ob es dir gut geht und als du sagtest, dass du runter möchtest, ist er dem sofort nachgekommen.

      Ich denke, das beantwortet deine Frage, ob du dich bei ihm sicher fühlen kannst und ob er verantwortungsvoll mit dir und deinen Gefühlen umgeht.

      Ja, manchmal hat man keine logische Begründung für etwas, es fühlt sich einfach gut oder nicht gut an und dementsprechend ist das die Begründung. :yes:

      Du hast ihm diesen Freifahrtschein gegeben, weil du dich ihm hingeben wolltest - das hat doch wunderbar geklappt oder nicht?
      Und es hat auch den Anschein, als könntet ihr im Nachhinein auch vernünftig darüber reden.

      Manchmal neigen wir dazu, die Dinge und Situationen zu zerdenken, sind zu kopflastig unterwegs, statt die Situation und/oder die Beziehung zu genießen.

      Ropekitten schrieb:

      Ich bin aktuell erkältet und sagte gestern: Keine Fesselung über Kopf bitte.
      Die Frage, die sich mir hier stellt, ist: meintest Du es als Bitte (die erfüllt werden kann oder auch nicht) oder als definitive Ansage, die zu gelten hat?
      Die Frage, die sich dem anschließt, lautet dann: wie hat er Deinen Satz verstanden? Als Bitte oder als Ansage?
      Hast Du bzw. habt Ihr Mechanismen, um die "Ernsthaftigkeit" von Aussagen zu klassifizieren?
      Die wichtigste Frage ist: hat er sich über so etwas wie ein Tabu hinweggesetzt oder war es ein Missverständnis? Je nach Antwort auf diese Frage würde ich persönlich unterschiedlich damit umgehen.
      Missverständnisse und Fehler können passieren und es können beide Seiten guggen, wie sie solche zukünftig verringern oder vermeiden. Ein bewusstes "Tabu brechen" ist da ein ganz anderes Kaliber. Das würde bei mir arg am Vertrauen kratzen. Und Vertrauen ist das A und O beim BDSM.
      Das Vertrauen gilt übrigens gegenseitig. Auch er muss vertrauen können, dass Du Dich im Blick hast. Und im Zweifel Laut gibst, ggf. auch wiederholt oder energisch(er).
      Ein Tag kann sehr schnell vergehen, wenn man sich absichtlich vor dem drückt, was man eigentlich tun sollte. Bill Watterson
      Aber in meinem Herzen ist eine Stelle, da blüht nichts mehr. R. Huch
      Vielen lieben Dank für Eure Antworten bis hierher!


      MissTreat schrieb:

      Ich würde dir also empfehlen, nur in dem Bereich zu spielen, wenn du deine Grenzen klar formulieren kannst und wirklich das Vertrauen hast, dass diese nicht überschritten werden.
      Nun... genau daran zweifle ich gerade. Ich meine, ich habe meine Grenze hier nicht verteidigt, obwohl ich sie vorher gesetzt habe.

      newbarbie schrieb:

      Frage Dich mal: hast Du Dich wirklich nicht wohl und sicher gefühlt?......hat Dein Bauchgefühl geschrien?.......ab welchem Zeitpunkt ganz laut?

      Ihr seit über eine Grenze gegangen.....habt sie verschoben.......fühlt sich das schlecht an?......oder bist Du vielleicht sogar glücklich darüber?
      Ja, ich habe mich wohl und sicher gefühlt. Erst hinterher, so beim Nachdenken darüber, kam diese Unsicherheit. Ich muss aber auch sagen, dass meinem Rigger von einer sehr eifersüchtigen Person erst jüngst vorgeworfen wurde, er würde absichtlich Grenzen überschreiten. Das heißt, da bin ich irgendwie zusätzlich verunsichert.
      Und ja, ich war sehr glücklich in dem Moment über die Fesselung. Ich war lange nicht mehr in einer Über-Kopf-Suspension, und vor vielen Jahren, als es das letzte Mal (noch mit einem anderen Rigger) war, taten mir die Futomomos sehr weh. Dieses Mal war es sehr gut aushaltbar, sehr angenehm, und das hat mich glücklich gemacht.


      Tocken1978 schrieb:

      Die Grenze selbst aufgehoben. Aber warum ich damit dennoch ein wenig gemischte Gefühle habe ist:
      1. Wann genau gab es den Freifahrtschein ? Schon nach Fesselungen ?
      2. Endorphine können Einfluss auf die Entscheidungskompetenz von Sub/Bunny haben und diesbezüglich (seh ich zumindest so) hat man als Dom eine Fürsorgepflicht.
      Nein, wir hatten vorher noch nicht gefesselt. Wir hatten vorher lose mit einer anderen Person, die auch anwesend war, darüber gesprochen, da sagte ich das mit der Erkältung, weil die Person Lust hatte, mich über Kopf hängen zu sehen. Mein Rigger hat das auch definitiv mitbekommen, er stand daneben.
      Als wir dann gefesselt haben und er mich fragte, ob ich mir etwas wünsche für heute, sagte ich: Nein, du darfst mit mir tun, was du möchtest. Also noch keine Endorphine.


      phoibe schrieb:

      Ich denke, das beantwortet deine Frage, ob du dich bei ihm sicher fühlen kannst und ob er verantwortungsvoll mit dir und deinen Gefühlen umgeht.
      Irgendwie bin ich dankbar, das gerade von dir hören zu dürfen ^^'. Ich war sehr aufgewühlt. Auch wegen dieser Vorwürfe gegen meinen Rigger, die ich bis dato absolut nicht geteilt habe. Ich habe mich immer zu jedem Zeitpunkt bei ihm sicher gefühlt.

      phoibe schrieb:

      Und es hat auch den Anschein, als könntet ihr im Nachhinein auch vernünftig darüber reden.
      Ja, das Reden und Kuscheln gehört fest zu unserer Aftercare.

      phoibe schrieb:

      Manchmal neigen wir dazu, die Dinge und Situationen zu zerdenken, sind zu kopflastig unterwegs, statt die Situation und/oder die Beziehung zu genießen.
      Ich fürchte, du hast Recht ^^' . Ich muss das trotzdem erstmal sacken lassen. Und ja, in nächster Zeit nochmal mit ihm sprechen. Unsere Dynamik, die eigentlich nur als lockere Fesselspielbeziehung gedacht war, hat sehr schnell sehr viel Fahrt aufgenommen und wir haben sehr viel mehr D/s dabei, als wir beide je beabsichtigt hatten. Aber aus irgendeinem Grund kann ich mich ihm ganz wunderbar hingeben.

      Ich wünsche allen einen wunderschönen Samstagabend.

      Kitten
      Hallo Louise,

      vielen Dank für deine Antwort!

      Louise schrieb:

      Die Frage, die sich mir hier stellt, ist: meintest Du es als Bitte (die erfüllt werden kann oder auch nicht) oder als definitive Ansage, die zu gelten hat?
      Ich würde sagen, ein Mittelding. Es war jetzt kein "Absolut gar nicht und auf gar keinen Fall, sonst Overkill", aber es war auch keine softe Bitte. Es war einfach eine sachliche Feststellung: Heute keine Über-Kopf-Hängung, weil ich erkältet bin, das wäre nicht gut mit der schnupfigen Nase und dem dröhnenden Kopf.

      Louise schrieb:

      Hast Du bzw. habt Ihr Mechanismen, um die "Ernsthaftigkeit" von Aussagen zu klassifizieren?
      Nein, (noch?) nicht. Wir haben ein Safeword, das klassische "Rot", das ich aber noch nie bei ihm benutzen musste.


      Louise schrieb:

      Die wichtigste Frage ist: hat er sich über so etwas wie ein Tabu hinweggesetzt oder war es ein Missverständnis?
      Ich würde sagen, es war ein Soft Limit, über das er sich hinweggesetzt hat. Ein Missverständnis schließe ich aus, er stand direkt neben mir, als ich es sagte. Ein Hard Limit war es nicht, in dem Sinne auch kein absolutes Tabu, nur eine vorübergehende Einschränkung wegen der Erkältung.

      Louise schrieb:

      Ein bewusstes "Tabu brechen" ist da ein ganz anderes Kaliber. Das würde bei mir arg am Vertrauen kratzen.
      Ja, genau dabei schwanke ich gerade und weiß nicht, wie ich das einordnen soll. Es geht mir da also wie es dir gehen würde.

      Louise schrieb:

      Auch er muss vertrauen können, dass Du Dich im Blick hast. Und im Zweifel Laut gibst, ggf. auch wiederholt oder energisch(er).
      Ich bin eigentlich ein sehr zuverlässiges Bunny und kann präzise Rückmeldung geben, wenn was nicht passt. Aber ich habe gestern nicht wiederholt und energisch(er) nein gesagt - ich habe ihn machen lassen. Daher trage ich definitiv auch einen Teil der Verantwortung die Situation.

      Ich muss das erstmal sacken lassen, glaube ich. Ich bin immer noch verwirrt, wie ich damit umgehen soll. Vor allem auch mit meinem bunten Strauß an Gefühlen, auch mit dieser Lust, mich von ihm über Grenzen führen zu lassen. Grenzen "dieser Art" waren dabei bisher nicht eingeplant...

      Liebe Grüße und habe einen schönen Abend,

      Kitten

      Ropekitten schrieb:

      Alles andere in mir wollte sich jedoch hingeben, hat die Fesselung genossen und auch die Tatsache sehr willentlich und sehenden Auges akzeptiert, dass er "über meine Grenze" gegangen ist. Und das ist so verdammt unvernünftig. Ich fürchte also, wir sind im Bereich CNC? Falls das da reinpasst? Ich weiß, dass er definitiv auf CNC und einvernehmlichen "Zwang" steht, das sagte er schon. Nur gab es gestern keinen Meta-Konsens, das besorgt mich etwas. Andererseits bin ich mir sicher, wenn ich ein eindeutiges Nein (nochmal) kommuniziert hätte, hätte er sich auch dran gehalten.
      Hm, irgendwie wundere ich mich in diesem Zusammenhang über den Begriff CNC. Das macht es in meinen Augen dramatischer, als es war- aber das ist natürlich meine Interpretation.
      An welcher Stelle gab es einvernehmlichen Zwang, wo fehlte der Metakonsens? Immerhin gabst du ihm selbst, wie du sagst, einen Freifahrtsschein- den er genutzt hat. Damit er über deine Grenzen hätte gehen können, hättest du diese ja aufrecht erhalten statt aufheben müssen.
      Für mich hört es sich eher danach an, dass du zuerst noch aus der Vernunft heraus aufgrund der Erkältung eine Überkopf-Fesselung ausgeschlossen hast, später dann aber doch einfach zu viel Spaß an der Sache hattest und daher deine eigene vorher gesetzte Grenze aufgehoben hast- und es genossen hast. Die späteren "Nebenwirkungen" hast du halt billigend in Kauf genommen, war ja zum Glück auch nicht weiter schlimm. Damit ist doch alles fein?
      "Unsere Sehnsüchte sind unsere Möglichkeiten. "
      Robert Browning
      Guten Morgen mit einem verschnupften Näschen aus dem Bett!

      Und vielen Dank für deine Antwort, Primrose.


      Primrose schrieb:

      Hm, irgendwie wundere ich mich in diesem Zusammenhang über den Begriff CNC. Das macht es in meinen Augen dramatischer, als es war
      Ja, vielleicht hast du Recht und der Begriff ist zu "groß" gefasst. Ich wusste keinen besseren Begriff in dem Moment dafür, und weil ich weiß, dass CNC sein Ding ist, habe ich das dann verwendet. Vielleicht ist das auch nicht treffend. Ich kam drauf, weil er sich bewusst über eine Ansage hinweggesetzt hat, auch wenn ich später etwas anderes kommuniziert (oder eben nicht kommuniziert) habe.

      Ich glaube, bei mir bleibt die Frage - Freifahrtschein hin oder her - warum er ausgerechnet DIE eine von so vielen Möglichkeiten gewählt hat, die ich früher am Abend aus Vernunftsgründen ausgeschlossen habe. Er hätte unzählige andere Fesselungen wählen können. Aber es musste ausgerechnet die Über-Kopf-Hängung sein. Es hat mich wahrscheinlich maßgeblich deshalb aufgewühlt, weil dieser Vorwurf von der eifersüchtigen Person im Raum stand, er würde Grenzen missachten. Wir hatten gerade zuvor an dem Abend auch darüber gesprochen. Und dann fesselt er das ^^' .

      Am Ende bleibt es provokant von ihm. Aber:

      - Ich habe ihm meinen Konsens gegeben mit dem Satz "Du darfst mit mir heute machen, was du möchtest"
      - Ich habe meinen Konsens nicht entzogen, als absehbar war, dass es eine Über-Kopf-Hängung wird; auch nicht, als ich in der Über-Kopf-Hängung war
      - Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt unwohl oder unsicher gefühlt; ich habe die Fesselung genossen
      - Er hat sich rückversichert, wie es mir geht
      - Er hat mich sofort abgefesselt, als ich sagte, es geht nicht mehr

      Ich hake die Situation damit jetzt erstmal für mich ab. Nochmal drüber schlafen und euer aller Input hat geholfen, es etwas zu sortieren. Ich bin noch unsicher, wie ich mich dann beim nächsten Treffen fühlen werde, trotz aller rationaler Klärung. Aber so, wie ich mich kenne, falle ich ihm doch wieder glücklich in die Seile. Und falls nicht... müssen wir halt nochmal darüber sprechen.

      Habt alle einen schönen Sonntag!

      Kitten

      Ropekitten schrieb:

      Ich hake die Situation damit jetzt erstmal für mich ab. Nochmal drüber schlafen und euer aller Input hat geholfen, es etwas zu sortieren. Ich bin noch unsicher, wie ich mich dann beim nächsten Treffen fühlen werde, trotz aller rationaler Klärung. Aber so, wie ich mich kenne, falle ich ihm doch wieder glücklich in die Seile. Und falls nicht... müssen wir halt nochmal darüber sprechen.
      ...*puuuuh... :popcorn:
      also wenn Du über deine eigene Gefühlswelt stolperst ,dann ist es besser sich zu ordnen und ganz einfach mal dein eigenes Verhalten schonungslos zu reflektieren...
      Dein Verhalten (go for whatever YOU want)
      war ja die Ursache für die Wahl deines Rigger's :yes:

      Du sagst :
      "Du kannst Dir alles nehmen...und dein Kopf erwartet ,dass der Führende das ausblendet ,wonach im derzeit am meisten gelüstet?" :pillepalle:
      Sehr strange...

      Ansonsten ,perhaps doch mal das Gespräch suchen , um deine Ambivalenz zu schildern-vielleicht erdet sich das Ganze ...wieder ...in der Interaktion mit deinem Gegenüber.

      Ich kenne auch Ambivalenzen in mir ,die lassen sich auch nach über 20 Jahren BDSM nicht beseitigen ...
      Quatschen miteinander :lustig: ,sich eingestehen ,
      ,dass man solche Facetten hat.

      Mein Bewusstsein dafür und das Vertrauen
      in den/die Partner haben mir bisher ,in den letzten Jahren xxx keinerlei Nachteile gebracht...

      Schönen entspannten Sonntag,Dir :blumen: ... :empathy:
      für mich klingt das nach wunderschönem, einvernehmlichen D/s und nicht nach Meta oder Warnflaggen.

      Aber explizit verabredet habt ihr euch zu Bondage. Dann sagtest du: "Tu mit mir, was du willst" und hast also D/s vorgeschlagen. Er hat mitgemacht: Ihr habt D/s erlebt und es war schön. Aber eben neu und nicht ganz durchgesprochen.

      Wir hatten auch ein paar solcher Momente, in denen es von "wir treffen uns für SM" gefühlt radikal twistete zu "wir leben D/s". Von außen betrachtet hätte man vielleicht keinen Unterschied gesehen, aber für mich machte es z.B. einen gewaltigen Unterschied, als er mich mal länger warten ließ und ich trotzdem nicht sagte "Na, dann halt nicht!" und mich im Gegenteil noch aufreizender zurechtmachte und auf Knien wartete und irgendwie meine Wut in lustvolle Demut wandeln konnte.

      Das hätte "nichts" sein können, aber für mich war es alles, nämlich der Sprung von SM zu DS, von Masochismus zu Devotion. Wir haben darüber viel geredet und ich brauchte sehr viel Sicherheit und explizite Klärung, dass er diese Hingabe auch will und sie sieht und ebenfalls spürt, dass es etwas "Anderes", etwas Neues und Krasses war. Das Wort "krass" hat er verwendet und es hat mich total beruhigt, dass er es auch wahrnahm und verstand.

      Die Erklärung "Für mich fühlt es sich richtig an" ist für mich immer eine sehr beruhigende und erdende. Ich könnte/kann sie viel besser annehmen als jede Erklärung über Sportmedizin oder Riggertechnik es könnte. Wie war es bei dir: Hast du den Satz schön und beruhigend empfunden oder nur als aufregend und neu? Kannst du dir vorstellen, diesen Satz beim nächsten Mal zu genießen?

      Liebe Grüße
      Danke für eure beiden Antworten!


      Noctua schrieb:

      "Du kannst Dir alles nehmen...und dein Kopf erwartet ,dass der Führende das ausblendet ,wonach im derzeit am meisten gelüstet?"
      Sehr strange...
      Ich ahne inzwischen, dass ihn allein die Erwähnung von Über-Kopf-Hängungen Lust darauf gemacht hat. Hätte ich das nicht gesagt, hätte er vielleicht nicht einmal dran gedacht. Das, was mich zu diesem "strangen" Verhalten bewegt, ist, dass es (aka D/s) nicht abgesprochen war. @Favola bringt es gut auf den Punkt:

      Favola schrieb:

      Ihr habt D/s erlebt und es war schön. Aber eben neu und nicht ganz durchgesprochen.

      Die ursprüngliche Idee war, dass wir nur fesseln. Wir fesseln auch erst seit Januar miteinander. Aber ja, wir merken beide, dass es wohl auf mehr hinauslaufen wird... Er hat von sich behauptet, nur Rigger und kein Dom zu sein... Wir merken beide gerade, dass das möglicherweise nicht stimmt.

      Noctua schrieb:

      Mein Bewusstsein dafür und das Vertrauen
      in den/die Partner haben mir bisher ,in den letzten Jahren xxx keinerlei Nachteile gebracht...
      Das klingt beruhigend und ich hoffe sehr, dass ich ihm dieses Vertrauen auch entgegenbringen kann. Bisher hatte ich daran keinerlei Zweifel :)

      Favola schrieb:

      Wie war es bei dir: Hast du den Satz schön und beruhigend empfunden oder nur als aufregend und neu? Kannst du dir vorstellen, diesen Satz beim nächsten Mal zu genießen?
      Er sagte ihn abends, als wir gemeinsam in meinem Zimmer saßen. Dieser Satz hat tatsächlich in mir ganz viel ausgelöst, als er ihn sagte. Wir haben uns danach lange umarmt und ich spürte, wie schnell sein Herz schlug. Insofern... habe ich den Satz schon genossen. Und die Vorstellung, mit ihm D/s (auch im Shibari-Kontext) zu spielen, macht mich wirklich wuschig :rot: . Ich sagte, ich will mich hingeben und ich meinte es so. Nur spielt mir mein Kopf im Nachhinein etwas Streiche. Aber ich denke, ich kann das jetzt besser einordnen. Insofern danke :)

      Liebe Grüße,

      Kitten
      Grosse Verwirrung... Da hast du etwas beschrieben, was ich auch gut kenne. Der Verstand sagt: Nein, mach das heute nicht. Aber dann kommt ein Punkt, wo das Gefühl sagt: Aber eigentlich will ich es doch.

      Du hast auch beschrieben, wie aufmerksam er mit dir umgegangen ist und wie gut ihr euch hinterher gefühlt habt. Und du hast das nötige Vertrauen. Das sind gute Anzeichen dafür, dass da mehr "drin" ist.

      Mach dir keine Gedanken. Das nächste Mal hat es vielleicht einen ganz anderen Grund als eine Erkältung, wenn dein Verstand nein sagt und dein Gefühl aber eigentlich ja sagt. Mit diesem Konflikt müssen wir leben, wollen wir leben.
      @Ropekitten du hast das Thema ja nun schon für dich zum Abschluss gebracht. Ich möchte aber noch eine Lanze dafür brechen, dass du deine Verunsicherung bei deinem Rope Top / Dom ansprichst.

      Kann ich mir selbst vertrauen, dass ich "echte" Grenzen kommunizieren kann? Kann ich ihm vertrauen, dass er "echte" Grenzen erkennt/einhält? Oder ist das doch einfach nur gefährlich und ich sollte lieber Abstand zu ihm einnehmen, wenn er ein Nein nicht akzeptiert? Muss ich lernen, vernünftiger zu sein und zu einem einmal gesetzten Nein zu stehen und dann Konsequenzen zu ziehen?

      Diese oder ähnliche Fragen habe ich mir jetzt schon einige Male stellen müssen. Ich habe lernen müssen, dass es mir in manchen Situationen sehr schwer fällt oder unmöglich ist, nein zu sagen, weil sie ambivalent sind. Teil dieser Ambivalenz ist oft Erregung. Teil dieser Ambivalenz ist aber auch die Angst vor negativen Konsequenzen, wenn ich Grenzen setze. Wenn ich ein Störgefühl hatte, dann hatte das immer einen Sinn. So oft lese ich gerade im BDSM-Kontext "hör auf deine Intuition".

      Es kann sein, dass du es toll fandest, dass dein Rigger etwas gemacht hat, was dir unvernünftig vorkam. Aber es gibt auch einen Teil in dir, der das nicht toll fand. Viele haben hier beschwichtigend geschrieben, dass doch alles ok war. Ich möchte dich nicht beschwichtigen, sondern dich dazu ermutigen, mit dir ins Reine zu kommen und eine klare Linie zu finden, was du willst und was nicht. Geht ja auch als gemeinsame Erkundungsreise mit deinem Rigger, wenn sich das für dich richtig anfühlt und ein "nein" zwischen euch für dich aussprechbar ist/wird und er nochmal besonders acht gibt.

      Ich habe Situationen erlebt, in denen ich es genossen habe, dass jemand einfach mal gemacht hat. Aber im BDSM kann es eben komplexer sein und auch leicht daneben gehen. Ich bin erste Störgefühle übergangen, weil "war ja nichts großes und ich hab es ja genossen". Es hat nicht lange gedauert, bis der Punkt erreicht war, dass mein Gegenüber eine Grenze überschritten hat. Sicher nicht aus Zerstörungswillen, aber auf jeden Fall wegen unvollständiger Kommunikation (auf beiden Seiten, denn ich habe keine Freifahrtscheine erteilt). Ich konnte mich danach nicht mehr auf die Menschen, mit denen das passiert ist, einlassen. Es hat sich nicht mehr gut und richtig für mich angefühlt. Das ist also eine der Gefahren bei unvollständiger Kommunikation.

      Ich bin mir für mich inzwischen sicher: Störgefühle und Zweifel gehören immer ernstgenommen und kommuniziert. Als Riggerin und Domme wäre es mir auch sehr wichtig, zu wissen, was dich da beschäftigt.

      BDSM kann ein Spiel mit dem Feuer sein - und dabei sollte man entsprechende Vorkehrungen zum Schutz treffen. Eine der wichtigsten davon ist offene Kommunikation.

      Jede Begegnung stellt Weichen für weitere Begegnungen: wenn du das so ok und gut fandst, dann ist das ein Datenpunkt, dass diese Spielweise wohl generell ok für dich sein dürfte. Aber solange du da sehr ambivalent bist, wäre es meiner Ansicht nach nicht gut, wenn dieser Eindruck bei deinem Rigger entsteht.
      Liebe Currer Belle,

      ich bin dir sehr dankbar für deinen Beitrag. Denn es ist tatsächlich so, dass die vielen - du nanntest es "beschwichtigenden" - Beiträge hier mich auch durchaus in die Richtung bewegt haben, für mich zu sagen, dass es okay war. (Und es war ja auch nicht nicht okay - es war eben eine sehr verzwickte Situation.) Und wenn mir fünf, sechs, sieben Leute sagen, es war doch alles okay, dann wiegt das Gewicht ihrer Meinungen natürlich auch etwas. Und ich wollte ehrlicherweise auch hören, dass es okay war.
      Umso wichtiger finde ich deinen Beitrag als Kontrapunkt.

      Die Situation mit meinem Rigger hat mich aus einem ganz bestimmten Punkt so sehr erschüttert.
      Mein fester Partner (offene Beziehung; mit meinem Rigger ist es eine Spielbeziehung nebenbei) hat meinen Rigger etwa zwei Wochen zuvor auf unserem monatlichen Stammtisch kennen gelernt - und hinterher hehre Vorwürfe gegen ihn erhoben. Mein Partner meinte, mein Rigger hätte mich an dem Abend schlecht behandelt, meine Grenzen nicht geachtet, und er würde mich einfach nur benutzen und sicher in ein paar Monaten wegwerfen. Das alles hat mich sehr erschüttert, vor allem, weil es meiner Wahrnehmung so zuwider lief. Ich weiß nicht, wo mein Partner das gesehen haben will - wir haben einfach nur einen schönen Stammi in mittelgroßer Runde verbracht, geredet, gelacht und es ist nichts, aber auch gar nichts Schlimmes vorgefallen, während mein Partner mich eiskalt behandelt hat an dem Abend, wann immer ich Nähe zu ihm gesucht habe. Auch andere Anwesende an dem Abend haben, als ich später verunsichert nachgefragt habe, nichts entdecken können, was mein Rigger falsch gemacht haben könnte auf diesem Stammtisch und waren eher irritiert vom abweisenden Verhalten meines Partners mir gegenüber. Ich habe es also als brennende Eifersucht/Neid meines Partners abgetan, vor allem weil die Beziehung zu meinem Rigger erstaunlich innig ist und ich mich immer sehr wohlgefühlt habe bei ihm.

      Am letzten Freitag nun, als wir gefesselt haben, habe ich meinen Rigger zuvor in die Vorwürfe meines Partners eingeweiht. Er hat es recht gelassen aufgefasst. Und doch - am gleichen Abend, da ich ihn in die Vorwürfe einweihe, er würde u.a. meine Grenzen nicht respektieren, kam es mit ihm dann zur hier geschilderten Situation. Und dann flammte diese Angst hoch. Erst hinterher. Nicht währenddessen. Währenddessen konnte ich mich gut hineingeben, konnte es genießen. Aber je länger ich hinterher drüber nachdachte, umso mehr Panik kam auf: Hat mein Partner doch Recht? Wenigstens ein bisschen? Achtet mein Rigger meine Grenzen wirklich nicht und ich habe es bis hierher übersehen? Bin ich in Gefahr?

      Mir hat ein BDSM-Bekannter zu dieser Situation geschrieben: Er achtet deine Grenzen. Nicht immer die, die du kognitiv kommunizierst, über die führt er dich manchmal. Aber deine wahren Grenzen scheint er intuitiv zu erspüren. Ich denke, du kannst ihm vertrauen.

      Currer Belle schrieb:

      Teil dieser Ambivalenz ist aber auch die Angst vor negativen Konsequenzen, wenn ich Grenzen setze.
      Ja, das kenne ich so ähnlich. Zum Glück hatte ich bei meinem Rigger noch nie Angst, eine Grenze zu setzen. Ich hab ihm auch schon mal eine ordentliche Ansage gemacht, als er mal über meine Grenzen gepettet ist. Das hat er vollumfänglich und vernünftig akzeptiert.
      Aber ich glaube, eine größere Gefahr ist meine Hingabebereitschaft und meine Neugierde. Ich setze verstandesmäßig manchmal Grenzen. Und habe natürlich Lust, darüber geführt zu werden. Ich will ja diese nervigen Vernunftsgrenzen gar nicht setzen. Ich finde das ja auch doof. Aber es sind halt zuweilen Vernunftsgrenzen, weil sie vernünftig sind. Die Versuchung lockt (und mein Rigger ist sehr schlecht darin, Versuchungen zu widerstehen, das weiß ich inzwischen!), aber manchmal ist es klüger, Dinge nicht zu tun, auch wenn man wirklich, wirklich Bock auf sie hat.
      Aber wenn er es tut... dann werde ich halt schwach. Dann schweigt die Vernunft. Das ist auch am Freitag passiert. Und das ist ja auch das, was ich als Sub will: Die Vernunft mal schweigen und mich stattdessen führen lassen. Das hat hervorragend geklappt am Freitag.
      Unser Kennenlernen war stürmisch. Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir beide verdammt unvernünftig sind. Und wir tun oft unvernünftige Dinge zusammen - und sie sind gut. Sie sind in der Regel sogar wahnsinnig gut. Doch so wie du sagst:

      Currer Belle schrieb:

      Ich konnte mich danach nicht mehr auf die Menschen, mit denen das passiert ist, einlassen. Es hat sich nicht mehr gut und richtig für mich angefühlt.
      Diese Gefahr sehe ich auch. Ich will ihn natürlich nicht verlieren; ich will nicht eines Tages vor ihm sitzen und merken, dass sich das Fesseln mit ihm nicht mehr gut anfühlt. Ich will trotzdem zur gleichen Zeit, dass wir unvernünftige Dinge tun. Je länger ich ihn kenne, umso mehr will ich mich ihm hingeben. Ich will für ihn über meine Grenzen gehen (in einem gesunden Maße). Ich will mit ihm wachsen und sehen, wo unsere Leidenschaft und unsere Unvernunft uns noch so hinführen. Doch es scheint irgendwie nur zwei Möglichkeiten zu geben: Es kann wahnsinnig gut werden - oder ein Desaster. Ich möchte alle Chancen dafür erhöhen, dass es wahnsinnig gut wird.

      Currer Belle schrieb:

      Aber solange du da sehr ambivalent bist, wäre es meiner Ansicht nach nicht gut, wenn dieser Eindruck bei deinem Rigger entsteht.
      Das ist nochmal ein guter Hinweis. Wir sehen uns in anderthalb Wochen zur nächsten Fesselsession wieder. Ich habe mir schon vorgenommen, dass ich auf alle Fälle mit ihm nochmal über diese Situation sprechen werde. Alle Beiträge, vor allem auch dein Beitrag, helfen mir, Stück für Stück die Puzzleteile zusammenzufügen und alle Aspekte besser zu verstehen, die zu meiner großen Ambivalenz geführt haben. Ich danke dir dafür.

      Einen wunderschönen Abend,

      Kitten

      Currer Belle schrieb:

      Diese oder ähnliche Fragen habe ich mir jetzt schon einige Male stellen müssen. Ich habe lernen müssen, dass es mir in manchen Situationen sehr schwer fällt oder unmöglich ist, nein zu sagen, weil sie ambivalent sind. Teil dieser Ambivalenz ist oft Erregung. Teil dieser Ambivalenz ist aber auch die Angst vor negativen Konsequenzen, wenn ich Grenzen setze. Wenn ich ein Störgefühl hatte, dann hatte das immer einen Sinn. So oft lese ich gerade im BDSM-Kontext "hör auf deine Intuition".

      Ropekitten schrieb:

      Nein, wir hatten vorher noch nicht gefesselt. Wir hatten vorher lose mit einer anderen Person, die auch anwesend war, darüber gesprochen, da sagte ich das mit der Erkältung, weil die Person Lust hatte, mich über Kopf hängen zu sehen. Mein Rigger hat das auch definitiv mitbekommen, er stand daneben.
      Als wir dann gefesselt haben und er mich fragte, ob ich mir etwas wünsche für heute, sagte ich: Nein, du darfst mit mir tun, was du möchtest. Also noch keine Endorphine.
      Erregung und Rausch etc. hat Sie ja ausgeschlossen. Allerdings muss sich der Rigger auch darauf verlassen können welche Grenzen Sub setzt.

      Currer Belle schrieb:

      BDSM kann ein Spiel mit dem Feuer sein - und dabei sollte man entsprechende Vorkehrungen zum Schutz treffen. Eine der wichtigsten davon ist offene Kommunikation.
      :yes:

      Currer Belle schrieb:

      Ich konnte mich danach nicht mehr auf die Menschen, mit denen das passiert ist, einlassen. Es hat sich nicht mehr gut und richtig für mich angefühlt.
      Das kann dem Rigger auch passieren da er sich nicht mehr sicher sein kann in welchem Rahmen er sich bewegen kann, da es so an Klarheit fehlt.
      Wenn man als Sub dazu neigt könnte eine Ansatzlösung sein:

      Tocken1978 schrieb:

      Rahmenbedingungen von Sub sind nur dann wirklich klar sofern Sie bei klarem Verstand getroffen wurden.
      Ohne Erregungszustand, Subspace etc. ! Vorher und nicht während dessen.

      Ich bediene mich mal dazu einem Statement an anderer Stelle von Gentledom:
      Egal in welcher Art von BDSM Beziehung man lebt, es gibt immer auch die gesunde Eigenverantwortung. Jegliche Verantwortung von sich wegschieben zu wollen halte ich sogar für eine sehr schlechte, möglicherweise krankhafte Form von BDSM.
      Natürlich gibt es Beziehungsformen in denen sehr viel Verantwortung auf den Dom übertragen wird, aber auch hier muss Sub handeln, wenn ein Leid aus der Beziehung heraus entsteht, welches ungesund ist. Vor allem aber spielt in solchen Beziehungen die Eigenverantwortung eine vorgelagerte Rolle, sprich je mehr Verantwortung ich abgeben will, umso genauer muss ich vorab man gegenüber und auch mich prüfen, ob diese Konstellation tragbar sein wird. Zudem müssen rote Linien gezogen und später auch eingehalten werden. Eigenverantwortung beinhaltet damit das Schaffen von Strukturen, welche Schutz und Sicherheit bringen. Es geht auch darum mit den Konsequenzen gut leben zu können und selbst konsequent zu bleiben, wenn man damit nicht mehr gut leben kann.

      "In der Hinsicht sollte das Thema nicht " Sub Eigenverantwortung" sondern eher "Dom Verantwortung" lauten."
      So sollte es nur lauten, wenn man wirklich meint, dass es bei Sub keine Eigenverantwortung gibt oder geben sollte.

      In einem solchen Fall ist es dann aber Ratsam für den aktiven Part so schnell und so weit weg von Sub zu laufen wie nur irgendwie möglich.
      Besonders wenn man dafür dann nicht die Verantwortung rechtlich tragen mag.


      Ich hörte Sie sagen, die Macht ist mit dir !
      @Ropekitten Habt ihr denn inzwischen mal darüber gesprochen? Ich denke, ich hätte danach ein Vertrauensproblem. Wenn ein Tabu gesetzt ist, setzt es für mich auch kein "Mach mit mir, wasa du willst" außer Kraft. Er hat es gegen deinen ausdrücklichen Wunsch gemacht. Du wolltest es - aus guten Gründen - nicht. Da ist es für mich kein Argument, dass er halt Lust darauf hatte. Es macht es nicht weniger schlimm, dass du mitgemacht hast und er dann aufgehört hat, als es nicht mehr ging. Seine Verantwortung wäre gewesen, dass du gar nicht in die Situation kommst, wo es dir schlecht geht. Darauf muss man sich eignetlich aus meiner Sicht verlassen können. Es hätte ja andere Möglichkeiten zum Fesseln gegeben.
      Those who don´t jump will never fly.
      Also als Tabu klingt es nun, ein paar Beiträge weiter oben nicht. Es wurde einer anderen Person eine Erkältung kommuniziert. Ok.

      War es eine Grenze, war es ein Tabu? Was war es nun eigentlich?

      Ganz ehrlich? Wenn ich nach so langer Zeit immer noch Zweifel an seinem Tun hätte, würde ich mich von ihm nicht mehr fesseln lassen und mir einen anderen Rigger suchen.

      Dein Partner? Eifersucht vielleicht, weil der Rigger dir etwas gibt, das er nicht kann? Allerdings ist es kein schöner Zug von ihm, dich mit seinen Aussagen zu verunsichern, weil er vielleicht nicht will, dass du diesen Rigger triffst.

      Ich fand die Aktion nach wie vor nichts schlimm, er hat mehrmals nachgefragt, er hat sich gekümmert, er hat die Erlaubnis erhalten zu tun, was er will und es wurde nicht abgebrochen. Vielleicht wollte er auch einfach sehen, ob du ihm vertraust?
      Das wird wohl nur er beantworten können.